Wie sich Karrieren beschleunigen lassen, ist doch immer wieder erstaunlich. Ich wollte schon seit einigen Tagen eine Personalie in der Kommunikationsabteilung des DFB verkünden. Es geht um Ralf Köttker, mit dessen Elaboraten sich Stefan Niggemeier einst auseinandergesetzt hat. Während ich noch überlegte, wie und wann ich den Fall – „Journalist“ wechselt die Seiten – vermelde, ohne mich des Nachtretens verdächtig zu machen, schickt der DFB eine Pressemitteilung. Auch okay. Taufrisch und top-objektiv:
DFB-Pressemitteilung Nummer 82/2009 vom 29.06.2009
Ralf Köttker wechselt zum DFB
Ralf Köttker (39) verstärkt ab dem 1. Juli 2009 die Direktion Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der bisherige Fußballchef der Zeitungsgruppe Die Welt/Welt am Sonntag/Berliner Morgenpost verantwortet künftig als „Chefredakteur Publikationen und Internet“ die journalistischen Inhalte der Print-Produkte und Online-Auftritte des Verbandes.
Köttker absolvierte ein Magister-Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in den Fächern Politikwissenschaft, Neuere Geschichte, Soziologie und Anglistik. Danach trat er ein zweijähriges Volontariat an der Axel-Springer-Journalistenschule in Hamburg an. Als Sportjournalist berichtete er unter anderem von den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 sowie von den EM-Endrunden 2004 und 2008.
DFB-Direktor Harald Stenger äußert: „Ralf Köttker ist eine wichtige Verstärkung für unser Team. In den vergangenen Jahren haben wir ständig unser Angebot und unseren Service erweitert – ob bei den Nationalmannschaften, im Internet, bei gesellschaftspolitischen DFB-Aktivitäten oder in Sachen Frauenfußball. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, in unserer Direktion einige Umstrukturierungen vorzunehmen, um weiterhin für die Journalisten ein zuverlässiger Ansprechpartner zu sein und den neuen Herausforderungen gerecht werden zu können.“
Harald Stenger
DFB-Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Elaboraten?
In diesem Ding, welches sich Internet schimpft, einmal nachgeschlagen – der Duden war mehr als eine Armlänge entfernt – und die Bedeutung erkannt.
Dieses Wort werde ich jetzt des öfteren benutzen .. wenn ich mal wieder über die Pläne unserer liebe Politik blogge. Das passt wie angegossen.
Wieder was gelernt.
Merci vielmals aus Nürnberg
Tobias
junge, das sind Synergieeffekte, da kann VW nur von träumen….^^
Da muss er an seiner Arbeit wohl nicht viel ändern.
Ehe seine Biographie bei welt.de aus dem Äther verschwindet, hier noch ein Zitat daraus: „Was macht jemand, der im niedersächsischen Grenzgebiet zu Ostfriesland aufgewachsen ist und trotzdem Journalist werden möchte?“ Die Antwort wissen wir jetzt. Erst studiert er, dann volontiert er. Und dann lernt er einen ordentlichen Beruf aus der Sparte der Klempner und Installateure: Er wird Sprachrohr.
Tja, so anekelnd wie unüberraschend. Stellen sich im Grunde nur zwei Fragen:
– Es ist ja kein Alleinstellungsmerkmal des sportpolitisch-industriellen Komplexes, dass Menschen (Journalisten, Abgeordnete, Verwaltugsbeamte), deren berufliche Aufgaben die öffentliche Kontrolle bestimmter Unternehmen beinhaltet, plötzlich auf den Gehaltszettel ebend jener Unternehmen wechseln – meist auf Stellen wie „Aufsichtsrat“ oder „Sprachrohr“ (hihi), auf denen sie keinen großen Schaden anrichten können.
Was schon auf Grund der zeitlichen Abfolge natürlich niemals und auf keinen Fall irgendetwas mit Korruption zu tun haben kann.
Gibt es irgendwo Bestrebungen größerer Massenwirksamkeit, diese Vorgänge als Struktur anzuprangern, wenn nicht sogar zu bekämpfen? Ich sehe keine.
– Und ist es überhaupt eine Verbsserung, vom „Fussballchef“ (Schmierfritzen-Büroorganisation ist jetzt nicht mein Fachgebiet, aber haben die da ein Ressort „Fussball“?) der „Springer-Blätter ohne Titten“-Redaktion zur Verstärkung der Direktion Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)? Verantwortlich für die journalistischen Inhalte der Print-Produkte und Online-Auftritte des Verbandes (das ist sicher wahnsinnig viel Arbeit)? Wäre da nicht eher eine Spur, nunja, Häme die einzig richtige Reaktion?
Mensch sternburg, Du als alter Jurist: Ich denke, Dein Kommentar ist hart an der Grenze und distanziere mich fürsorglich mal. Wohl wissend, dass mir das nicht nützt im Fall der Fälle. Wüsste jetzt aber auch nicht, wo ich zwangsläufig redigierend eingreifen müsste. Gib mir mal einen Tipp und/oder: willst Du freiwillig überarbeiten?
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Nö. ;)
M.E. alles im Rahmen zulässiger Meinungsäußerungen. Andererseits und vor allem aber ist das hier Dein persönlicher Raum, und wenn Du irgendeinen auch nur geringen Zweifel verspürst, würde ich an deiner Stelle schlicht löschen. Denn – wie Du schon sagst – Du dürftest Dich dafür verantworten; auf die Solidarität des aus irgendeiner schimmeligen Internetbude schreibenden Fans würde ich mich im Konfliktfall eher nicht verlassen..
Jedenfalls bedanke ich mich (ernsthaft – kennt jemand ein emoticon für „nicht-ironisch“?) für das freundliche Angebot zur Eigenüberarbeitung.
Solltest Du zur Löschung greifen wäre ich Dir aber dankbar, wenn Du die Frage an die geneigten anwesenden Menschen vom Fach bewertungsbereinigt stehen lassen könntest, ob es sich bei dem Wechsel in der Beschäftigungssituation des Herrn Köttker eigentlich mutmasslich um eine Verbesserung in Fragen der Reputation und des Einflusses handeln wird. Wer Angst vor dem § 187 STGB (Kreditgefährdung durch öffentliche Schriften) hat, darf Mutmaßungen über die Veränderungen in der Entlohnung des lupenreinen Journalisten gerne ausschließen.
Danke im Vorraus.
Hier ist ja noch alles da? Mönsch, Jens, ich will natürlich niemandem vorschreiben, wie er seine Site pflegt, aber ganz ernsthaft würde ich persönlich beim geringsten Unwohlsein bedingungslos löschen. Ich bin der Meinung, schon die leichte Nervosität musst du Dir nicht geben, und die bist Du auch niemandem von uns schuldig.
Aber wie gesagt: Deine Sache.
ps: Die Sache mit der Verbesserung hätte ich als Branchenfremder ja schon noch gern erklärt;)
Ist die Stelle fuer ihn geschaffen worden, oder ist ein anderer Mitarbeiter fuer ihn ausgeschieden?
Die klare Entscheidung gegen den Journalismus finde ich okay. Besser jedenfalls (fuer den leser), als wenn an dieser Stelle eine Art U-Boot sitzen wuerde.
@nocheinjurist
Na klar. Und seine ehemaligen Kollegen von Springer werden ihn mit Sicherheit in qualitätsjournalistischer Manier in Zukunft hart angehen und sehr kritisch hinterfragen, wenn es um DFB-Berichterstattung und Außendarstellung geht. Gott sei Dank!
Pingback: volley|rad
Nur damit es ob all der Vorfreude auf Olympia in München nicht untergeht.
Ein alter Freund des Hausherrn hat beim DFB nun den nächsten Karriereschritt gemacht:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/sport/aktuell/2223155_Deutscher-Fussball-Bund-Zwanziger-entmachtet-Stenger.html
Sven, das geht bzw. ging nicht unter. Ich habe das gestern schon kommentiert :)
Die Nationalmannschaft entschuldigt sich bei ihren Fans.
Wie sagten doch die ollen Römer: Si tacuisse. Viel peinlicher und unpersönlicher hätte man das nicht schreiben können.
Die Mannschaft hatte das nicht erwartet? Sicher hat man sich auch am Flughafen darum bemüht, das geheim zu halten… treffender wäre wohl: Die Mannschaft hatte das nicht gewollt. Und wat die Mannschaft nicht will, dat macht se auch nich… fragense ma den Ballack!
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