LAUSANNE. Dass ich Hans Klaus demnächst als FIFA-Kommunikationsdirektor verabschieden müsste, war mir spätestens vergangene Woche klar. Denn ich habe ihn vermisst in Südafrika. Derart wichtige Veranstaltungen ohne Mitwirkung des PR-Chefs? Undenkbar.
Ich verstehe Nicolas Maingot völlig, dass er mir nicht die Wahrheit gesagt hat, als ich ihn nach dem Verbleib von Hans Klaus gefragt habe. Nicolas Maingot wurde nun vom Mediendirektor zum Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ernannt. Denn Hans Klaus hat sich verabschiedet, wurde verabschiedet – in Sepps Reich ist das eigentlich egal.
Die FIFA-Pressemitteilung ist wunderbar formuliert, ein Kleinod:
FIFA und Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit gehen getrennte Wege
Wie heute bekannt wurde, haben sich die FIFA und ihr Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit getrennt. Grund waren unterschiedliche Ansichten bei der Kommunikationsstrategie.
Die FIFA dankt Hans Klaus für seinen Einsatz für die FIFA und wünscht ihm für seine Zukunft alles Gute.
„Die letzten beiden Jahre bei der FIFA waren eine großartige Erfahrung und ein wertvoller Schritt in meiner Karriere. Die FIFA ist in der faszinierenden Welt des Fussballs eine faszinierende Organisation“, so Hans Klaus.
Nicolas Maingot (Leiter der Abteilung Medien) wurde interimistisch zum FIFA-Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ernannt, sein Stellvertreter Pekka Odriozola interimistisch zum Leiter der Abteilung Medien.
„Wie heute bekannt wurde“? Wunderbar. Wer hat das formuliert? Du, Nicolas? Oder Sepp selbst? Oder der Generalsekretär?
Im April 2008, gar nicht so lange her, hieß es zur Verpflichtung von Hans Klaus noch:
FIFA ernennt neuen Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) hat in der Person des Schweizers Hans Klaus einen neuen Direktor für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ernannt. Er tritt seine Funktion am 20. Mai 2008 an.
Der 42-jährige Hans Klaus, dipl. Public-Relations-Berater, bringt weitreichende Erfahrungen in der Kommunikation für international tätige Unternehmen mit. Klaus ist heute Direktor Global Corporate Communications und Corporate Social Responsibility des international tätigen Konzerns Japan Tobacco mit Hauptsitz in Genf. Zuvor leitete Klaus den Informationsdienst des Eidgenössischen Justiz- und Polizeiministeriums. Vor seiner Arbeit im Justizministerium war er acht Jahre Mediensprecher der Swissair.
Andreas Herren (46), langjähriger Leiter der Medienabteilung, der die Division Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit seit September 2007 interimistisch geführt hat, wird diese Funktion bis zum Eintritt von Hans Klaus weiterhin ausüben, um sich dann beruflich neu zu orientieren. Bis zum Abschluss und zur Übergabe laufender Projekte wird er der FIFA jedoch weiterhin zur Verfügung stehen.
Die Leitung der FIFA-Medienabteilung wird neu Nicolas Maingot innehaben. Der 38-jährige Franzose arbeitet seit 2001 als Medienbeauftragter für die FIFA und war zuvor in ähnlicher Funktion für den französischen Fussballverband (FFF) tätig.
Ein weiteres halbes Jahr zuvor hieß es zum Abschied von Markus Siegler:
Direktor Kommunikation verlässt FIFA
Markus Siegler (49), während der letzten fünf Jahre Direktor der Division Kommunikation der FIFA, verlässt den Weltfussballverband per Ende September 2007. Dies wurde heute bekannt gegeben. Siegler, der nach dem FIFA-Weltpokal 2002 in Korea und Japan zum Direktor der FIFA-Division Kommunikation ernannt wurde, verlässt den Weltfussballverband „als Freund und im guten Einvernehmen“.
„Unsere Beziehung basierte in all den Jahren auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt“, betonte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter. „Wir bedauern Markus‘ Entschluss, die FIFA zu verlassen, und wünschen ihm für die Zukunft das Allerbeste“, fuhr er fort.
Es wurde kein sofortiger Nachfolger ernannt. Andreas Herren, Leiter der Abteilung Medien der FIFA, wird der Division ad interim vorstehen.
Der Schweizer Markus Siegler, ursprünglich Journalist, arbeitete vom 1. November 1995 bis 30. April 2001 als Berater für die FIFA und wurde am 1. Mai 2001 als Leiter Corporate Communications, die dem Präsidialbüro angegliedert war, angestellt. Er wurde im Juli 2002 vom FIFA-Präsidenten zum Direktor der Division Kommunikation ernannt und war seither Exekutivdirektor und Mitglied der FIFA-Geschäftsleitung.
Siegler kommentierte: „Für die FIFA zu arbeiten, war sehr aufregend und bereichernd. Der Entscheid, eine neue Herausforderung zu suchen, fiel mir nicht leicht. Den Ausschlag gaben schließlich die unterschiedlichen Meinungen bezüglich der zukünftigen Struktur und Ausrichtung, doch war alles von gegenseitigem Respekt geprägt.“
„Die FIFA ist eine spannende und dynamische Organisation mit einer einmaligen Persönlichkeit von internationalem Rang als Präsident, der mir sehr viel gegeben hat und der meine höchste Achtung, Anerkennung und Dankbarkeit verdient“, schloss Siegler.
Die Reihe ließe sich fortsetzen mit Keith Cooper, der durch Siegler ersetzt wurde, der zuvor persönlicher Sprecher von Blatter war …
Doch zurück zum gewesenen FIFA-Direktor Hans Klaus: Welche „unterschiedlichen Ansichten in der Kommunikationsstrategie„ das waren, würde mich schon interessieren.
Ich darf vielleicht gar nicht sagen, dass ich mit Nicolas Maingot, Pekka Odriozola (der nun Medienchef ist) oder früher auch Andreas Herren (der nun mit seiner Agentur u.a. die russische WM-Bewerbung 2018/2022) betreut, ganz gut gearbeitet habe – meine ich. Ich will ihnen ja nichts Böses, wenn ich das so ehrlich daherschreibe.
Nur mit dem Pet Shop Boy Markus Siegler, der vor Hans Klaus Kommunikationsdirektor war, lief das nicht so berauschend. Blatter trennte sich von Siegler spätestens als dieser an der Seite seiner nunmehrigen Gattin Marianne Canthomen mehr Platz in den Tabloids erhielt als Sepp himself.
Wer bezahlt eigentlich die Abfindungen?
Pingback: Freie Mediale S.
Wer wird so kleinlich sein und nach Abfindungen fragen? Wirschaftlich ist die FIFA doch potent. Das passt schon.
Die Ueberschrift ist wunderbar formuliert, ein Kleinod:
„Uf widerluege, Hans Klaus!“
“Luege�? Wunderbar. Wer hat das formuliert?
Besser kann man es nicht ausdrücken.
Bin ich auch erst drüber gestolpert, aber heisst wohl „Auf Wiedersehen“ auf Schweizländerisch.
Ob es trotzdem eine passende Assoziation ist, will ich mal nicht beurteilen.
@ Montana: Um das mal klarzustellen und Anwälte nicht auf dumme Gedanken zu bringen: „Uf widerluege“ hat doch nichts mit dem deutschen Substantiv „Lüge“ zu tun. Nach meinem mehr als bescheidenen Verständnis vom Schwyzerdütsch heißt das schlicht und ergreifend oder schlussendlich, wie die Schwyzerdütschen gern sagen: „Auf Wiedersehen“. Ganz ohne Lüge.
Just in case, der Gag habe sich nicht erschlossen, weil ich zu blöd war, den Gag klarzumachen. Bozog sich auf sein „Grüezi, Herr Weinreich“ und seine Email von bescheidener Qualität.
Pingback: Unruhe in der FIFA: Blatter feuert Jérôme Champagne, seinen wichtigsten Mann : jens weinreich
Die Frage nach der Kommunikationsstrategie :-) des „Grüss-August“ Klaus stellt sich in der Tat.
Bereits anlässlich seines Gastauftrittes in der schweizerischen Bundesverwaltung – Nickname von Klaus: „Propeller“ (sic!) – gelang es ihm, mit gütiger Unterstützung seiner windigen „Kommunikationsstrategie“, die damalige Justizministerin nach einer Legislatur wegzublasen.
Der Leim an Blatters Stuhl war diesmal stärker. Offenbar reicht es bei der FIFA, wenn einer Wind macht…
Pingback: Südafrika, Tag 24: das Schiedsrichterproblem und das Schweigen der FIFA-Schlemmer : jens weinreich
Benjamin Steffen in der NZZ: Ein Paradies für Schweizer – Frühere Fifa-Mitarbeiter und ihre Rolle bei der WM-Vergabe