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Das Olympische Bildungsmagazin

Weihnachten im IOC: Haya & Feisal und der Heilige Minos

LAUSANNE. Ich muss schon sagen, die Internetverbindung ist heute sehr langsam im IOC-Hauptquartier. Ich fliege auch ständig raus. Erstmals musste man sich hier mit persönlichen Daten anmelden. Was das wohl bedeuten mag? Lässt Wolfgang Schäuble schön grüßen? Habe vorsichtshalber meinen kleinen Zweitbegleiter benutzt, auf dem nicht allzu viele Daten gespeichert sind, die böse Menschen saugen könnten. Nun aber zum Thema: Weihnachten in Lausanne.

Ordensvergabe unter dem IOC-Tannenbaum…

IOC-Präsident Jacques Rogge setzt die Traditionen seiner Vorgängers und mutmaßlichen KGB-Agenten Juan Antonio Samaranch fort. Unterm Tannenbaum im IOC-Hauptquartier gab es heute einen Olympischen Orden für den sagen- und skandalumwitterten Griechen Minos Kyriakou (Bildmitte, links neben seiner einige Jahrzehnte jüngeren Gemahlin).

Außerdem wurden sechs neue IOC-Mitglieder genannt, die von der IOC-Session im Februar 2010 in Vancouver bestätigt werden müssen (reine Formsache, bislang wurde nur ein potenzielles IOC-Mitglied abgelehnt: Adolf Ogi). Es sind:

  • HRH Prince Feisal bin Al-Hussein (Jordanien) als persönliches Mitglied
  • Barry John Maister (Neuseeland) als persönliches Mitglied
  • Patrick McQuaid (Irland) ex officio als Präsident des Rad-Weltverbandes UCI
  • María de la Soledad Casado Estupinan (Spanien) ex officio als Präsidentin des Triathlon-Weltverbandes ITU (well done, Les McDonald!)
  • Girmay Berhane (Äthiopien) auf einem NOK-Ticket
  • Yang Yang (China) mit einem Athletenticket. (Nach längerer Recherche  der wenigen olympischen Berichterstatter hier stellte sich heraus, dass es sich nicht um Yang Yang B, nicht um Yang Yang S, sondern um Yang Yang A handelt, die erste chinesische Olympiasiegerin bei Winterspielen)

Man sieht am Beispiel Pat McQuaid sehr schön: abwarten lohnt sich. Auf welchen krummen Wegen wurde McQuaid einst von seinem Kumpel Hein Verbruggen zum UCI-Präsidenten gemacht. Rogges Kumpel Verbruggen hat sich dann unter merkwürdigen, nie geklärten Umständen irgendwie freiwillig(?) aus dem IOC verabschiedet, ist nun Ehrenmitglied und hat seine Ruhe vor blöden Nach­for­schungen. Und schon erhält auch McQuaid höchste olympische Weihen.

Noch interessanter aber finde ich, dass erstmals gleichzeitig Bruder und Schwester IOC-Mitglieder sind, das wird aber auch Zeit in der Sportfamilie, wir hatten schon viele Väter und Söhne und Brüder, nun also: Haya und der ebenfalls sehr nette Feisal, mit dem ich einmal in Athen zu Abend essen durfte. Seine Charity-Nummer „Generations for Peace“ zahlt sich aus. Wenn das kein nettes Weihnachtsgeschenk ist.

Sollte jemand fragen, warum Seine Königliche Hoheit Feisal von Jordanien Mitglied wird, wenn doch schon seine Schwester, die Reiterpräsidentin HRH Princess Haya Bint Al Hussein, dabei ist und es den Nationenfaktor gibt: Streng genommen zählt Haya ja nicht mehr zu Jordanien, sondern als Zweitgemahlin des Herrschers von Dubai HH General Sheikh Mohammed Bin Rashid Al Maktoum und gesperrten Pferdedopers eben zu – Dubai. Will sagen: Alles lässt sich irgendwie begründen.

  • Nur der Vollständigkeit halber, denn ich habe meine Unterlagen nicht dabei: Kann mir jemand sagen, wie viele Geschwisterpaare bislang IOC-Mitglied waren?

Sicher kriegen wir das gemeinsam raus. Meine Favoriten heißen natürlich Mario und Olegario Vázquez Raña, die beiden Mexikaner. Wobei der eine, Schützen-Präsident Olegario, mir mal über den anderen, ANOC-Chef Mario, gesagt hat, er wolle gar nicht wissen, womit Don Mario sein Geld verdiene.

Nun, unter anderem mit Zeitungen, die ziemlich viele Bilder von ihm drucken. Don Mario, ich verspreche es hoch und heilig, ist mal eine richtig lange schöne Geschichte wert, Lesestoff ohnegleichen. Spätestens in zehn Monaten, wenn er einmal mehr in Acapulco Hof hält und den olympischen Kongress tanzen lässt zu seinem Abschied als ANOC-Boss. Mario ist ein ganz lebenslustiger Kerl, ein bescheidener zumal, der stets nur einen persönlichen Fotografen dabei hat, der jede Regung, jedes Gespräch von Mario dokumentiert – ja, auch heute hier in der IOC-Zentrale. Es ist wieder mal nur ein Schnappschuss, den ich hier veröffentliche: Mario im Gespräch mit Juan Antonio und Schwimm-Präsident Julio Maglione (Mitte). Direkt über dem Kopf von Don Julio sieht man das Blitzlicht und den schwarzen Schopf von Don Marios Hoffotografen.

JAS, Julio Maglione, MVR, Lausanne, 9. Dezember 2009

Verabredung zur Skatrunde? Juan Antonio Samaranch, Julio Maglione, Mario Vázquez Raña (vlnr)

18 Gedanken zu „Weihnachten im IOC: Haya & Feisal und der Heilige Minos“

  1. Pingback: Quick scan of the net - mario vazquez « happymaz

  2. I’m lovin‘ it:

    Mario ist ein ganz lebenslustiger Kerl, ein bescheidener zumal, der stets nur einen persönlichen Fotografen dabei hat, der jede Regung, jedes Gespräch von Mario dokumentiert

  3. Hier habe ich eine schöne Webseite gefunden: IOC-Mitglieder (Anmerkungen(.

    Die meisten nahen Verwandten gehören demnach Herrscherfamilien an. Neben dem Bruderpaar Vázquez Raña werden zwei Brüder aus der kuwaitischen Familie Al Sabah erwähnt.

    Vater und Sohn (aus nicht regierenden Familien) waren demnach auch: Luxton, de Güell (einziges Paar, das gleichzeitig im IOC saß), Garland, Ali und Dibos.

    In den Anmerkungen stehen noch weitere interessante Informationen. Die einzelnen IOC-Mitglieder wurden nach Ländern geordnet und auf 4 Teillisten verteilt.

  4. @ Salomon: Danke. Problem bei der Webseite: Mir erschließen sich Kompetenz und Referenzen des Autoren nicht ganz. Insofern bin ich da noch misstrauischer als sonst :)

    Nur ein Punkt, den Du rausgepickt hast: Die Al-Sabahs sind Vater und Sohn. Die offizielle Geschichte lautet, der Vater sei bei der irakischen Invasion 1990 getötet worden. Inoffiziell erzählt man sich im olympischen Zirkel eine andere Geschichte, die ich aus rechtlichen Gründen nicht weitergeben mag.

    Der Sohn Al-Sabah ist Stammgast hier im Blog und wird rein zufällig immer wieder mit Großkorruption in Verbindung gebracht. Er ist ein echter Tausendsassa, wie dieser Ausschnitt aus seiner Vita beweist:

    Sheikh Ahmad Al-Fahad has also served as Kuwaiti Minister of Information, chaired the National Council for Culture, Arts and Literature, been appointed as Acting Minister of Energy, named Minister of Energy and the Chairman of the Kuwait Petroleum Corporation and has become the Chairman of OPEC.

    Mehr gibt es u. a. hier.

  5. @ jw. Stimmt, die Al Sabahs sind Vater und Sohn.

    Laut Stammbaum der Al-Sabah, Teil 14 ist der Vater 1943 und der Sohn 1961 geboren. Auf der OCA-Seite sind beide jeweils 2 Jahre jünger. Der Junior ist also als IOC-Mitglied, als OCA-Präsident, als Präsident des Kuwaitischen NOK und als Präsident der Asian Handball Federation gefolgt. Bleibt eben alles in der Familie.

  6. So, die 500 hat Jenny Wolf gewonnen, was heute nicht wirklich interessiert. Jetzt laufen noch die Kerle 500, dann die B-Frauen 3000 – und dann wird’s superprovisorisch…

  7. Der Andrew S. Tanenbaum ist natürlich auch ein ganz Großer, um im Jargon der Sportjournaille zu bleiben ;)

    Genau wie der Donald E. Knuth, der seit 1990 keine Email mehr benutzt, weil seiner Meinung nach 15 Jahre genug sind.

    Ich bitte die komplette Abweichung vom Thema zu entschuldigen…

  8. Pingback: Vancouver (1): die Ruhe vor dem Sturm und die IOC Blogger-Richtlinien : jens weinreich

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  12. „exclusive“ schreibt Duncan Mackay über fast alle Meldungen. Exklusiv ist selten mal eine.

    „unhappy over Ranas leadership“?

    Feiglinge. Lächerlich.

    Ich war vor einem Jahr in Acapulco, als sich ALLE einmal mehr von Don Mario aushalten und einlullen ließen – und ihn wieder „gewählt“ haben.

    Dass ausgerechnet Hickey, der nur darauf aus ist, durch Allianzen mehr für sich rauszuschlagen, jetzt den Kritiker gibt – unglaubwürdig.

  13. Ralf, ich möchte, dass hier nur Qualitätsjournalismus aus erster Hand verlinkt wird. Nicht derlei zusammengeschriebenes Zeug.

    Aus Moskau, live vom ANOC-Gipfel,

    jw

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