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JOHANNESBURG. Lassen wir Fakten sprechen. Dies ist eine Dokumentation (mehr) aus dem Reich des Joseph Blatter und seiner Fédération Internationale de Football Association (FIFA). Es ist eine Geschichte von jenen, die auszogen, Millionen aus dem Fußballgeschäft auf ihre Privatkonten abzuzweigen, die sich seit Jahrzehnten voll fressen wie Maden im Speck, die über die friedensstiftenden Heilkräfte des Fußballs orakeln, die gerade dieser Tage in Afrika wieder halluzinieren, Familienbande beschwören und doch kaum etwas anderes im Sinn haben, als ihre privaten Interessen. Sie werden von nichts und niemandem kontrolliert. Im Gegenteil: Politiker aller Couleur küssen ihnen die Füße, schließlich bewerben sich gerade wieder elf Länder um kommende Weltmeisterschaften.
Dass sie machen können, was sie wollen, dass in der Spezialdemokratie andere Regeln gelten, wurde selten eindrucksvoller bewiesen als mit jenem Deal, den FIFA-Funktionäre, letztlich auch die FIFA und die Staatsanwaltschaft des Kantons Zug gerade in der Causa ISL/ISMM geschlossen haben. Der Deal geht so:
Hohe FIFA-Offizielle haben Millionensummen an Schmiergeld kassiert, FIFA-Offizielle haben sich über Jahre bestechen lassen, FIFA-Offizielle agierten zutiefst korrupt, und weil das ausnahmsweise mal gut dokumentiert ist, zahlt man halt 5,5 Millionen CHF an die Schweizer Staatskasse und kauft sich damit quasi frei. Wichtig ist nur:
Alle Beteiligten sind sich einig darin, dass die Namen aller Schmiergeldempfänger nie öffentlich werden dürfen.
Es gibt Juristen, die so etwas als Korruptionsverdunklungsvertrag bezeichnen. Und das ist nicht der erste in diesem Fall. Ich finde den Begriff zutreffend.
Bevor ich die Einzelheiten dokumentiere, genießen wir zunächst die FIFA-Propaganda und hören auch, was die Staatsanwaltschaft Zug sagt.
Die FIFA erklärt:
Die FIFA reagiert mit Befriedigung darauf, dass die Staatsanwaltschaft Zug ihre Ermittlungen im Zuge des „ISL/ISMM-Falles“ abgeschlossen hat.
Es sei daran erinnert, dass die Entscheidung einen Sachverhalt betrifft, der vor dem Jahr 2000 lag, und dass es keine gerichtliche Verurteilung der FIFA gab. Der FIFA-Präsident wurde von jeglichem Fehlverhalten in dieser Angelegenheit freigesprochen.
Da die Untersuchung und damit auch der Fall nun endgültig abgeschlossen sind, wird die FIFA keine weiteren Erklärungen dazu abgeben.
Die Staatsanwaltschaft teilt mit:
Verfahren nach Wiedergutmachung eingestellt
Der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) wurden Provisionszahlungen von mehreren Millionen Schweizer Franken vorenthalten. Weil die Beschuldigten den Schaden in angemessenem Umfang wiedergutmachten, wurde das Verfahren gegen sie eingestellt.
Der vorliegende Fall geht zurück ins Jahr 2001. Im Mai 2001 wurde aufgrund einer Anzeige der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) gegen Verantwortliche des Managements der ISMM/ISL-Gruppe ein Verfahren eingeleitet. Das ehemalige Untersuchungsrichteramt Zug schloss jenes Verfahren mit Verfügung vom 18. März 2005 ab und überwies dieses an die damalige Staatsanwaltschaft des Kantons Zug zur Anklageerhebung. Die Staatsanwaltschaft hat in der Folge „bezüglich der meisten Vorwürfe Schuldsprüche beantragt“. Die anschliessenden Verfahren vor erster und zweiter Instanz der Zuger Gerichtsbehörden führten in den meisten Fällen zu Freisprüchen.
Im Anschluss an die einleitend erwähnte Strafuntersuchung wurde am 8. August 2005 von Amtes wegen ein weiteres Verfahren gegen Unbekannt wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung zum Nachteil der FIFA eröffnet. Aufgrund der Ermittlungsergebnisse, denen ausgedehnte Abklärungen im In- und Ausland zu Grunde liegen, musste das Verfahren auf mehrere Personen ausgedehnt werden. Nachdem die abgenommenen Beweise eine Beurteilung des objektiven Tatbestandes ermöglichten und eine Wiedergutmachung des durch die Beschuldigten verursachten Schadens erfolgt war, wurde das Strafverfahren gestützt auf Art. 53 StGB eingestellt.
Die Einstellungsverfügung ist rechtskräftig. Provisionszahlungen als Auslöser des Verfahrens Ausländische Personen von FIFA-Organen kamen bis ins Jahr 2000 in den Genuss von Provisionen, die von der ISMM/ISL-Gruppe ausgeschüttet wurden. Diese Zuwendungen standen einerseits im Zusammenhang mit Vertragsabschlüssen dieser Gruppe und andererseits erfolgten diese Zahlungen aus Gründen der Verknüpfung der Provisionsempfänger mit der FIFA. Die Zahlungsadressaten unterliessen es, die Gelder an die FIFA weiterzuleiten und verwendeten die Vermögenswerte für ihre eigenen Zwecke. Die FIFA ihrerseits unterliess es, die ihr zustehenden Vermögenswerte von den Beschuldigten einzufordern. Sie wurde in diesem Umfang geschädigt.
Die Beschuldigten haben im Rahmen des Verfahrens den Empfang der Gelder nicht in Abrede gestellt, verneinten jedoch eine strafrechtliche Verantwortung. Sie zeigten sich aber bereit, den von der Staatsanwaltschaft als einer Wiedergutmachung zugänglich qualifizierten Betrag von 5.5 Millionen Franken zu bezahlen. Damit konnte der Schaden in diesem Umfang wieder gutgemacht werden. Ein Teil der Wiedergutmachungszahlungen in der Höhe von 2.5 Millionen Franken kommt gemeinnützigen Organisationen zu. Die Beschuldigten haben zudem die Verfahrenskosten übernommen.
Mir fehlt die Zeit, alle Absurditäten dieser Erklärungen aufzulisten.
Mit diesem Deal könnte das letzte Kapitel in der juristischen „Aufarbeitung“ des größten Bestechungsskandals der olympischen Sportgeschichte geschrieben worden sein. Es geht um mindestens 138 Millionen Schweizer Franken, mit denen das Firmen-Konglomerat ISL/ISMM, zwanzig Jahre lang unangefochtene Nummer eins der Welt im Sportmarketing, zahlreiche hochrangige Sportfunktionäre geschmiert hat, um an die lukrativsten, milliardenschweren TV- und Sponsorenverträge zu gelangen. Diese 138 Millionen sind aber nur die Spitze des Eisberges, nimmt man kriminalistisches Basiswissen zum Maßstab und bedenkt, dass 95 bis 98 Prozent aller Korruptionsfälle unentdeckt bleiben, so errechnet sich über die zwei Jahrzehnte der ISL-Herrschaft im olympischen Sportmarketing leicht eine Milliardensumme.
Es ist ein Wirtschaftskrimi, ein Politkrimi, Geheimdienste mischten auch stets mit. Es ist ein Thriller. Denn es war schließlich Jean-Marie Weber, der Blatter-Freund, der Havelange-Freund, der Schmiergeldbote und treuer Diener des ISL-Gründers Horst Dassler, der mehrfach in kleinen Kreisen bekannt hat: Wenn er die Namen aller Schmiergeldempfänger ausplaudern würde, wäre er ein toter Mann.
Präzise betrachtet geht es um mehr als diese 138 Millionen oder von mir aus auch eine Milliarde. Das gesamte System basierte auf Korruption (oder basiert noch?), die Vergabe von Marketingrechten, die Wahl von Präsidenten und anderen Offiziellen, die Vergabe von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften – alles ist miteinander verwoben. Eigentlich müsste Sportgeschichte neu geschrieben werden.
Erinnern wir uns an den ISL-Strafprozess im Frühjahr 2008 in Zug:
Der Richter:
“Das hat etwas Verschwörerisches an sich!”
Ein ehemaliger ISL-Manager:
“Alle diese Zahlungen waren notwendig, um überhaupt Verträge zu bekommen und dass die (gemeint sind die Sportfunktionäre/d. A.) sich dran halten.”
Schmiergeld an Sportfunktionäre zu zahlen ist:
“Als wenn man Lohn bezahlen muss. Sonst wird nicht mehr gearbeitet. Ansonsten wären diese Verträge von der anderen Seite nicht unterschrieben worden. Diese Zahlungen sind betriebswirtschaftlich notwendig, sind echte Aufwandspositionen. Nur die andere Seite möchte nicht genannt werden, das ist das Sensitive.”
Ein anderer ISL-Manager:
“Diese Praxis war unerlässlich, sie war branchenüblich, sie gehörte zum Stil des Geschäfts.”
So lief’s Business:
Ich kann es niemandem, der wirklich an diesem Thema und den Hintergründen interessiert ist, abnehmen, sich die Fakten anzusehen, ausführlich dokumentiert:
- The ISL bribery system: mitsamt Zeitleisten und Übersicht zum ISL-Portfolio
- Gericht rügt FIFA: „täuschendes Verhalten“
- Kommunikationsherrscher als Leserbriefschreiber: die FIFA
Lange bevor wir an etliche Kilo ISL-Akten kamen, haben Thomas Kistner und ich mal aufgeschrieben (ebenfalls basierend auf etlichen exklusiven Dokumenten), wie sich ISL und Leo Kirch einst die TV-Rechte an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 gesichert haben – auch ein Milliardendeal, wer mal in den ersten Vertrag reinschauen möchte, bitte sehr:
Bevor Sepps Kommunikationsarbeiter, seine juristische Abteilung und seine teuren Zürcher Anwaltsfreunde aktiv werden, gebe ich den Herrschaften flink jene Definition von Korruption mit auf den Weg, die hier stets verhandelt wird, die sich die Kameraden aber nie merken können:
Korruption ist der Missbrauch von anvertrauter Macht zu privatem Vorteil.
Wer es genauer wissen will, Analysen zu Strukturen und Formen der Korruption im Sport mit Dutzenden Links zu Originaldokumenten:
- Korruption als Strukturproblem der Spezialdemokratie Sport
- Präventionsmaßnahmen gegen Korruption im Sport
- Der Sport braucht (wohl doch) eine Welt-Anti-Korruptions-Agentur
- Umfrage unter Top-Funktionären (1): Braucht der Sport eine Welt-Anti-Korruptions-Agentur?
- Umfrage unter Top-Funktionären (2): Braucht der Sport eine Welt-Anti-Korruptions-Agentur?
- Umfrage unter Top-Funktionären (3): Braucht der Sport eine Welt-Anti-Korruptions-Agentur?
- Umfrage unter Top-Funktionären (4): Braucht der Sport eine Welt-Anti-Korruptions-Agentur?
- Umfrage unter Top-Funktionären (5): Braucht der Sport eine Welt-Anti-Korruptions-Agentur?
- Umfrage unter Top-Funktionären (6): Braucht der Sport eine Welt-Anti-Korruptions-Agentur?
Ich habe eingangs gesagt: Lassen wir Fakten sprechen. Propaganda begegnet man am besten mit Fakten, oder?
Die aktuelle Entwicklung in Zug habe ich seit Mittwochabend für verschiedene Medien aufgeschrieben, am Donnerstag stand schon ein Beitrag exklusiv in der NZZ, heute beispielsweise in der Berliner Zeitung:
Millionenschweres Geheimnis
Hochrangige Fifa-Funktionäre kaufen sich frei
JOHANNESBURG. Im größten Bestechungsskandal der olympischen Sportgeschichte sind Funktionäre aus dem Umkreis des Fußball-Weltverbands Fifa zentral involviert. Einige dieser Fifa-Offiziellen, die viele Millionen Schweizer Franken kassierten, haben sich nach einem Deal mit der Staatsanwaltschaft Zug nun quasi freigekauft. Nachdem hochrangige Fußballfunktionäre eine sogenannte „Wiedergutmachungszahlung“ in Höhe von 5,5 Millionen Schweizer Franken geleistet haben, wird das Verfahren eingestellt. Für den Fifa-Präsidenten Joseph Blatter aber kommt dieser Deal einem WM-Gewinn gleich.
Der Hintergrund: Im Frühjahr 2008 wurde während des Prozesses gegen sechs ehemalige Manager der Sportmarketinggruppe ISL/ISMM die Zahlung von 138 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld an hohe Funktionäre des olympischen Weltsports dokumentiert. Zu den Geschäftsprinzipien der Firmengruppe gehörte es, mit Bestechungszahlungen an lukrative und teilweise milliardenschwere TV- und Marketingverträge zu gelangen, mit Sportorganisationen wie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Fußball-Weltverband Fifa sowie anderen Verbänden (u. a. Leichtathletik, Schwimmen, Basketball). In Deutschland etwa wurden viele Jahre die dubiosen Umstände diskutiert, unter denen der damalige Fifa-Generalsekretär Blatter half, der ISL und der Kirch-Gruppe die milliardenschweren TV-Rechte an den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 zuzuschustern.
„Ausländische Personen von Fifa-Organen kamen bis ins Jahr 2000 in den Genuss von Provisionen, die von der ISMM/ISL-Gruppe ausgeschüttet wurden“, teilt die Staatsanwaltschaft nun mit. „Die Zahlungsadressaten unterließen es, die Gelder an die Fifa weiterzuleiten und verwendeten die Vermögenswerte für ihre eigenen Zwecke. Die Fifa ihrerseits unterließ es, die ihr zustehenden Vermögenswerte von den Beschuldigten einzufordern. Sie wurde in diesem Umfang geschädigt.“
Der ehemalige ISL-Finanzchef Hans-Jürg Schmid erklärte seinerzeit vor Gericht: „Das ist, als wenn man Lohn bezahlen muss. Sonst wird nicht mehr gearbeitet. Ansonsten wären diese Verträge von der anderen Seite nicht unterschrieben worden.“ Der einstige ISMM-Verwaltungsratschef Christoph Malms sagte damals aus: „Diese Praxis war unerlässlich, sie war branchenüblich, sie gehörte zum Stil des Geschäfts. Ohne das geht es nicht.“
In den Gerichtsunterlagen tauchten als Zahlungsempfänger die Fifa-Exekutivmitglieder Nicolas Leoz (Paraguay) und Brasiliens Verbandschef Ricardo Teixeira auf – letzterer über seine Firma Renford Investments, die er gemeinsam mit dem langjährigen Fifa-Präsidenten João Havelange betrieb und die von der ISL-Gruppe mindestens 2,5 Millionen Franken erhielt. Nur ein Bruchteil der bestochenen Funktionäre ist namentlich bekannt. Zur Verantwortung wurde allerdings niemand gezogen.
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen, die während des Konkurses der ISMM-Gruppe im Frühjahr 2001 eingeleitet wurden, eröffnete die Staatsanwaltschaft im August 2005 ein weiteres Verfahren – diesmal gegen unbekannt wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung zum Nachteil der Fifa. Damals hatte der einstige ISL-Manager und erwiesene Schmiergeldbote Jean-Marie Weber an den Konkursverwalter des ISL-Konglomerats 2,5 Millionen Franken gezahlt. Mit diesem Geld, dessen Herkunft unbekannt ist, wurde ein von Juristen als Korruptionsverdunklungsvertrag bezeichnetes Abkommen geschlossen: Im Gegenzug verpflichtete sich der Konkursverwalter, keine Verfahren gegen Fußballfunktionäre zu eröffnen und die Namen der Schmiergeldempfänger nicht zu veröffentlichen.
Das zweite Kapitel in diesem Korruptionsverdunklungsvertrag schreibt nun die Staatsanwaltschaft. Die Bestochenen zahlen 5,5 Millionen – und ihre Namen werden auf immer geheim bleiben. Die Staatsanwaltschaft benutzt erstaunlicher Weise statt der korrekten Begriffe „Schmiergeld“ oder „Bestechungsgeld“, die im Prozess von den Richtern herausgearbeitet wurden, die verharmlosende Vokabel „Provision“.
Die Funktionäre des Weltverbandes Fifa haben „den Empfang der Gelder nicht in Abrede gestellt, verneinten jedoch eine strafrechtliche Verantwortung“, heißt es. Strafrechtlich war Korruption zu dieser Zeit in der Schweiz nicht zu ahnden – zivilrechtlich schon. Gemäß Gerichtsaussage des ehemaligen ISMM-Chefs Malms war das System der Bestechungszahlungen („Provisionen“) von der eidgenössischen Steuer, der KPMG und renommierten Zürcher Kanzleien (Niederer Kraft & Frey, Prager Dreifuss) mit „abgesegnet und gutgeheißen“ worden. Letztlich hat nun auch die Staatsanwaltschaft das System abgesegnet.
Natürlich hat Sepp gut Lachen.
Hier entlang geht es übrigens zum FIFA-Ethik-Code und einer Stil- und Textkritik des einmaligen Werkes.
Jens, bei all der Arbeit die das hier macht, und angesichts der offensichtlichen Tatsache, dass sich am System wohl nichts ändert, wie kannst du überhaupt noch die Energie für all das aufbringen ? Ist ja schon fast wie Sisyphus 2.0 hier.
Warum tust du dir das noch an ?
Weil ich Journalist bin.
Vielen Dank für diese ausführliche Darlegung der Fakten.
Warum er es tut? Weil es von seiner Seite einfach zu wenige gibt, die sich das trauen.
Mir fällt es ja doch schwer, mir vorzustellen, wie die Zuger Staatsanwaltschaft zu so einem Vergleich kommt, ohne selbst Empfänger geworden zu sein.
Aber ich will natürlich nichts unterstellen…
Die Antwort gibt die Staatsanwaltschaft doch selbst:
Was soll die neutrale Schweizer Staatsanwaltschaft denn da noch machen? Das ist eine absolut wasserdichte Verteidigungsstrategie. Die sollten sich (andere) Gesetzesbrecher für ihre Verfahren mal merken!
Danke für die geduldige Dokumentation dieses Skandals, Jens.
@Fritz, ehrlich, ich glaube, über das „sich trauen“ ist diese Situation doch längst hinaus.
Die oben geschilderten Vorgänge lassen doch nur den Schluss zu, dass die Zustände innerhalb der FIFA bereits so stark institutionalisiert und im System normalisiert sind, dass sogar die Gerichte daran nichts mehr auszusetzen haben.
„Unangreifbar“ trifft es wohl am besten. Da können die Journalisten schreiben, was sie wollen. Am System FIFA wird das nichts ändern.
Oder glaubt das hier noch jemand ?
Unfassbar, wirklich. Aber wie immer eine grandios zusammengestellte und geschriebene Dokumentation der Zustände – tausend Dank dafür.
Auch bei Spiegel Online
Danke.
Fifa-Funktionäre kaufen sich frei
Danke für diese Dokumentation des Schreckens.
es lebe der Sport!
Dank solcher Dokumentationen kann ich als (ehemaliger) Sportfan leider nie wieder kommerziellen Sport uneingeschränkt geniessen. Ich bedanke mich herzlichst bei den
verantwortlichen Funktionären und deren Kumpanen.
Danke Jens für Deine Arbeit.
Auch wenn es die Hauptsache ist, dass die das überhaupt kaufen, aber warum versteckt SpOn das unter „Wirtschaft“ und nicht unter „Sport“, wo das eigentlich hingehört? Das stört mich irgendwie, dass die das so nicht mit dem anderen Theater in Verbindung bringen, aber ich erwarte da auch nicht mehr viel.
Ansonsten vielen Dank dafür Jens und das, was indykiste unter #11 sagt.
tolle dokumentation, die das, was sich doch eigentlich jeder denkt, nämlich dass es bei der fifa (und anderen wichtigen sportfunktionärsanstalten) höchst korrupt zugeht. und nun? gehts wahrscheinlich weiter wie immer, was ich sehr schade finde.
Erinnert mich an das, was Udo Vetter diesen Mittwoch in Bielefeld vorgetragen hat.
„Wirtschaftskriminalität wird nicht verfolgt. Die Mandanten sind immer ganz perplex wenn man es schafft, bei der Staatsanwaltschaft trotz 20 aufgefahrener Aktenordner mit Beweismitteln eine Bewährungsstrafe und die Zahlung von ein paar hunderttausend Euro auszuhandeln. Die Fragen dann einen immer „Mann wie hast Du das bloß gemacht“ und man antwortet irgendwas nach dem Motto „Haha ja kenne den Staatsanwalt gut“ und so weiter, aber in Wirklichkeit liegt es daran, dass die Beweismittel einfach purer Schrott sind. 95% der verfolgten Fälle sind Bagatellen, weil die schön einfach sind. Der Rest – da müsste man ja mal nachdenken. Das ist _anstregend_ und deshalb gehen die großen Fälle meist gegen Zahlungen von Geldsummen aus“.
Pi Mal Auge das hat er gesagt.
Wenn es nicht so derart obszön und abartig wäre, müsste man wohl den Hut ziehen vor so viel Geschäftstüchtigkeit. Na gut, war ja jetzt auch nicht irgendwie überraschend oder so. Was klebte zur WM 2006 an den Straßenlaternen in Hamburg? „Kein Fußball den FIFAschisten“. Das kann man nur unterstreichen…
Jens, es wäre schön, wenn du die Summen in € angibst. Ich weiss zwar dank Wikipedia nun, dass 1 CHF 0,7x € sind, aber irgendwie liest es sich in der heimischen Währung einfach besser…
Dann müßtest du den ganzen Tag den Hut ziehen. Nehme nicht an, dass es irgendwo anders aussieht;-(
@ mitha #16: Und wann darf ich den Tee servieren?
Nein, ich bleibe bei der Originalwährung. Dieses dämliche Umrechnen bringt nur Verwirrung, glaub mir.
Livemitschriften, Plüschfauna-Safari, regioale Alkoholika – alles schön und gut, aber für solche Dokumentationen der Gegenwart verfolge ich begeistert Deine Arbeit, Jens. Danke schön.
Und wieder weiß ich, warum ich mindestens einmal am Tag in diesem Blog lese. Meist länger als irgendwo sonst, egal ob Papier oder nicht. Danke!
Ich bin generell (und noch mehr in sportlichen Hochzeiten wie jetzt zur WM) unendlich glücklich, irgendwann diesen Blog entdeckt zu haben. Angesichts des allgemein praktizierten so genannten Journalismus fällt es schwer zu fassen, dass es da draußen aber auch Menschen wie dich gibt, die sich so aufopferungsvoll einer so anstregenden und auf Dauer wohl auch nicht ungefährlichen Arbeit hingeben und dabei die Qualität stetig so hoch halten. Ich habe hier noch nie kommentiert, will aber einfach mal Danke sagen: Danke.
Ich würde mich selbstverständlich korrigieren, glaube aber, mich nicht zu täuschen: Über das Thema des Freikaufs mit 5,5 Mio CHF haben wieder nur zwei deutsche Journalisten berichtet – im deutschen Medienraum meine ich. Kistner und Weinreich. Ich sehe keine Nachrichtenagentur-Berichte, nichts.
Scheint also nicht wichtig zu sein.
Dafür war sicher noch kein Platz da, weil ja die deutsche Nationalmannschaft™ bei irgendwelchen Löwen war (oder die Löwen bei denen, keine Ahnung) und das hat einfach Vorrang!
Morgen schreibt aber vielleicht jemand drei Zeilen darüber, dass da irgendein Verfahren eingestellt wurde und dann taucht das denn vielleicht Montag auch hier in der Zeitung ganz klein am Rand auf.
(PS: Natürlich dürfte ich in etwa das denken, was der Hausherr darüber denkt.)
@ 14/Sebastian: So ist das leider. „Wirtschaftsbetrug“ ist halt viel Zivilrecht, Gesellschaftsrecht, Patente, Lizenzen. Man muss wirtschaftlich denken. Alles Sachen, die man als Staatsanwalt gerade nicht machen wollte. Und eben auch viel politischer Opportunismus. Denn Staatsanwälte sind in Deutschland, man muss es immer mal wieder betonen, nicht unabhängig in ihrem Handeln, sondern weisungsgebunden.
@jw/ all: Hmm.. ich finde zumindest diesen Artikel eines „(jak)“ im tagi.
Und eines ist sowieso mal klar: Ihr zwei seid garantiert nicht die einzigen, die davon berichten.
Mich persönlich interessiert sowieso mehr, in wie vielen Medien die Nachricht auftauchte. Dieses, nunja, Ergebnis einer Recherche bei google news (irgendwas mach ich da wohl falsch) kann es ja wohl kaum sein. Hat dazu irgendjemand eine halbwegs belastbare Auftstellung oder auch nur einen sinnvollen Eindruck?
Nachdem ich gestern die Berliner aufschlug, fad ich das nämlich an sich ganz in ordnung: zwar doof igrnedwo in den Tiefen des Sportteils versteckt (die vierte Seite rechts und damit der letzte Fitzel des WM-Teils, also zwischen Spanien und Synchronspringen) und auch ganz sicher nicht in der gebotenen Ausführlichkeit. Aber naja, dafür zieht man so einen Deal ja auch während einer WM durch (und unmittelbar vor dem entscheidenden Spiel für die Schweizer Nati). Will sagen: wenn alle Zeitungen und Fernsehnachrichten vergleichbar berichteten würde mir das in dieser realität schon reichen. Ich fürchte aber, ich kenne dazu die Antwort.
@nocheinjurist: Ja. Ja. Und ja. Aber wir wollen auch nicht vergessen, dass diese Wirtschaftsvergehen auch ungleich umfangreicher und aufwändiger zu ermitteln sind, als ein paar hundert KV oder Ladendiebstähle, die sich in der Statistik aber viel schöner machen. Dass also auch bei gedachten idealen Staatsanwälten nicht anders behandelt würden, wenn nicht die Gesellschaft („Politik“ möchte ich mir da mal sparen) ihre Ermittlungsbehörden anders ausstatten oder deren Arbeit wenigstens anders bewerten (z.B. nach Schadenshöhe) würde.
@ sternburg: Ich sprach ja von deutschen Medien. Der Tagi musste sicher irgendwie nachziehen, nachdem es in der NZZ stand und ja durchaus Relevanz hat. Die Frage ist doch, unabhängig von Namen, warum fällt das in einem 80-Millionen-Volk mit etlichen hundert einigermaßen ernstzunehmenden publizistischen Einheiten nur zwei Leuten auf? Und warum kopieren die anderen dann nicht die Essenz der Nachricht? Warum scheren sich, deutlich gesagt, die „Nachrichtenagenturen“, die Deutschland beliefern – dpa, sid, AP, Reuters etc. – einen Scheiß darum?
Das sind journalistische Grundfragen.
Den Skandal bestreite ich ja nicht, wollte ihn nur erst mal festgestellt haben (gibt es dazu von den Agenturen wirklich gar nichts? Überhaupt nichts? Nicht mal das abpinseln der „Befriedigung“ der Betroffenen? Krass).
Davon ab finde ich die Reaktion in der Schweiz noch einen Grad spannender als bei uns, denn schließlich müsste dort jetzt ein Sturm der Entrüstung aller Steuerzahler und Bürger losbrechen. Aber wahrscheinlich hat man dem Schweizer das Märchen von den positiven Auswirkungen auf den Gesamtwohlstand, wenn man nur jeder korrupten Junta einen sicheren Hafen bietet, genauso erfolgreich eingeimpft wie uns das Märchen von der überlegenen Torwartnation.
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kleine dpa-meldung in der taz vom 26.06.2010 über bonsai-korruption im südafrikanischen wm-ok:
Pssst! Wirst Du wohl! Das wollte ich als exklusiv verkaufen :)
Na ja, südafrikanische Zeitungen werten sie zumindest aus. War aber auch nicht zu übersehen, der Text.
@ Jens: Vielleicht erhältst Du die Antwort auf Deine journalistische Grundfrage ja dadurch, dass Dir der Blattersepp nun doch nicht mehr das versprochene Interview gibt.
der spiegel hatte unter berufung auf nachrichtenagenturen in der rubrik wm-kurzpässe auch schon das dementi von jordaan getickert. stichworte „heftiger konflikt im wm-ok“. ich zitiere mal:
wenn ich jetzt lese, dass sich die anschuldigung gegen jordaans bruder richtet, ist dieses „ich“ natürlich interessant… wenn etwas dementiert wird, was gar nicht behauptet wurde… — ?
Es bleibt doch sowieso alles in der Familie. Insofern regt sich Danny Jordaan zurecht auf, denn er weiss ja gar nicht, warum das ein Thema für Medien sein sollte.
Kann er nicht wissen. mit dem Argument, man/er hätte soviel für sein Land getan, kann er auch kaum kommen, er müsste das Argument dann schon korrekt weite ausführen. Familienmitglieder meinen ja stets, weil sie viel für ihr Land tun – was im Einzelfall zu belegen wäre-, dürften sie auch im nationalen A uftrag abkassieren.
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@jw – Ist es eigentlich Zufall, dass das Urteil mitten in der WM verkündet wurde? Vielleicht ein Grund, warum darüber keiner berichtet, dann wäre es clever platziert worden.
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Warum sollte ein Sportjournalist freiwillig darüber schreiben? Dann ist es Essig mit den schönen Freikarten, dem exklusiven Zugang zu Personen und anderen Annehmlichkeiten.
3SAT wiederholt gerade die alte Serie Kir Royal. Eigentlich eine Serie über einen Klatschreporter. Aber die unsterblichen Worte von Mario Adorf in der Rolle des Generaldirektor Heinrich Hafferloher, als er sich den Reporter kauft, passen auch auf die Korruption im Sport:
Börni, es ist das alte Lied, das Mann immer wieder singen muss: Journalisten werden dafür bezahlt, dass sie Hintergründe aufhellen. Wer das nicht tut, ist kein Journalist, selbst wenn er sich so nennt.
Wirklich gute Arbeit.
Hut ab und Danke dafür.
@ sternburg: Danke für die seltene, ungeteilte Zustimmung :-). Ich dachte, Staatsanwälte sind immer die, die Zivilrecht für immer hinter sich lassen wollten, weil es so kompliziert ist ;-) Naja, will mal nicht alle über einen Kamm scheren. Denke so an meine Ausbildung, als eine ganz nette Ausbilderin mit Urheber- und Lizenzideen des Referendars schon ihre Grenzen spürte. Und das war die Wirtschaftsabteilung.
Ich generalisiere zu schnell :-)
Eine bittere Erkenntnis bleibt:
Den (wenigen) zigtausend Lesern her und anderswo steht eine ungeahnte Mehrheit gegenüber, die sich nicht über die Berichterstattung der Propaganda (nichts anderes ist die journalistische normale Berichterstattung) hnaus informieren wollen. Deshalb bleiben viele im IOC, FIFA etc. noch relativ gelassen. Aber das letzte Opfer der Propaganda ist der Propagandist selbst und was danach kommt will belegt sein. Deshalb ist die hiesige Arbeit auch alles andere als unnötig, verlorene Zeit usw.
Weiterhin alles Gute, lieber Jens Weinreich!
kicker und spiegel online haben sich entschieden, denselben liveticker zu schreiben. Weiß jemand, warum sie sich freiwillig gleichschalten?
Diese Fußballgrafiken bei SpOn, die es sonst zur Bundesliga gibt, wurden schon immer vom Kicker erstellt. Vermutlich hat SpOn das eingekauft!?
würd ich auch vermuten, wenn sie es nicht von einem Dritten kaufen. Aber warum bloß?
Jedenfalls sind die Grafiken wirklich erstklassig gemacht. Kaum ein Wunsch bleibt offen, sowohl bei der WM als auch während der Bundesligaspieltage. Als jemand, der seit 1970 mit Notizblöcken, Klebstift, Schere und Finelinern Fußball guckt, bin ich mächtig begeistert. Wer braucht da noch Panini?
@ laie: ist halt qualitätsjourn., die Grafiken
Danke für diese Darstellung.
Genau deshalb krauche ich gerne in die Tiefen dieses Blogs.
Es ist schon gruselig, dass bei der derzeit totalen Fokusierung der deutschen Medien auf die Fußball-WM ein solcher Skandal nicht breit behandelt und diskutiert wird. Sie hängen wohl alle einfach am Tropf der FIFA. Was sollen auch Sender wie ARD und ZDF anderes machen, als sagen „WM ist echt voll geil“. Schließlich wurde ordentlich Geld dafür geblecht, dass sie diese Ware zeigen dürfen. Und für diese Investitionen müssen sie ja irgendeinen Gegenwert erhalten. Und den bekommen sie nur, wenn sie die Ware als was ganz tolles anpreisen. Eine andere Rolle spielen sie ja nicht. Also denken sie von vornherein positiv bezüglich dem WM-Tralala. Und so wird es wohl auch vielen anderen gehen.
Gedanken, die bei mir im Rahmen von diesem Skandal entstehen:
ich gehe davon aus, dass in der Geschichte noch weitaus mehr drinnen steckt, als der Hausherr veröffentlicht. Was u.a. mit Beweisbarkeit, journalistischer Praxis, etc. zu tun hat.
Was an diesem Skandal auch deutlich wird: Es ist nur möglich, einen solchen Filz zu spinnen, wenn andere mitspielen. Es greift viel zu kurz, die Schuld ausschließlich auf FIFA und IOC abzuladen.
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taz: Interview mit der brasilianischen UN-berichterstatterin Raquel Rolnik: „Teixeira ist ein Fall für die Polizei“
JW und seinen MitstreiterInnen ein schönes neues Jahr!
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