Entschuldigung. Ich hatte mir eigentlich ganz doll vorgenommen, mich im Blog künftig noch mehr aufs Selbstreferenzielle zu konzentrieren und die Arbeit anderer Journalisten nach Möglichkeit nicht zu kritisieren, sondern nur noch gelegentlich zu loben, denn meine Arbeit offenbart ja selbst genug Fehler und Schwächen. So habe ich Trottel gerade die aktuelle Tagung der EU-Sportminister von Antwerpen nach Brüssel verlegt, obwohl ich es natürlich besser weiß.
Doch wie das so ist mit guten Vorsätzen.
Die Nachrichtenagentur dpa lieferte ihren Kunden gerade einen so genannten Hintergrund zum Thema „Fußball, FIFA und Finanzen – Korruptionsaffären“. Da werden sage und schreibe vier Pünktchen erwähnt, eins davon ist noch Martin Sonneborns geniale Aktion zur WM-Vergabe 2006 mit den Kuckucksuhren der Titanic. Unfassbar.
Was mich genauso irritiert, ist der Unterpunkt zum ISL-Bestechungsskandal. Da fehlt doch einiges:
April 2008: Das 2001 in Konkurs gegangene Schweizer Marketing-Unternehmen ISMM/ISL soll über eine Stiftung in Liechtenstein über Jahre FIFA-Funktionäre bestochen haben. 2008 vor Gericht dokumentiert sind 138 Millionen Schweizer Franken, die zwischen 1989 und 2001 gezahlt wurden. Nach übereinstimmenden Presseberichten soll Blatter im Mittelpunkt der Affäre stehen. Der Schweizer sei von ISL-Managern unter Druck gesetzt worden, die Verträge mit der in Zug (Schweiz) ansässigen ISMM-Gruppe nicht zu kündigen. Andernfalls würden unliebsame Informationen über sein Geschäftsgebaren veröffentlicht. Blatter wies die Vorwürfe als „haltlos“ zurück.
Ich will mich gar nicht über unzutreffende Konjunktive ärgern. Grundsätzlich meine ich: Es ist nur ein weiteres Beispiel für journalistisches Desinteresse, Unkenntnis, Versagen und Nachrichtenunterdrückung in diesem Themenfeld. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich mag aber nicht zu sehr ins Detail gehen und niemanden überfordern. Nein, es geht nicht mal um Recherche, sondern lediglich um das simple Wahrnehmen von Fakten. Auch bin ich mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube – wir hatten das schon mal diskutiert, diese nicht ganz unwichtige Geschichte hat die Agentur bis heute nicht vermeldet. Nicht nur diese.
Sorry, das musste mal gesagt werden.
Ich hatte ja neulich schon so eine Wutanwallung.
FIFA suspendiert sechs Funktionäre – und Jack Warner, der Mann, der die eigenen Nationalspieler bestohlen hat, bleibt im Amt.
Bleibt also alles beim Alten.