Mal eben zwischendurch aus dem Netz gefischt – eine Checkliste für Korruption in Sportverbänden. Zutreffendes bitte ankreuzen:
Wie weiter?
Haben Sie drei oder mehr Fragen mit «nein» oder sechs mit «teilweise» beantwortet, besteht für den Verband eine erhöhte Korruptionsgefahr. In dieser Situation ist es empfehlenswert, sich von einer externen Stelle über Anti-Korruptionsmassnahmen beraten zu lassen.
Haben Sie weniger als drei Fragen mit «nein» oder weniger als sechs mit «teilweise» beantwortet, sollten Sie den betroffenen Bereichen besondere Beachtung schenken und verbandsintern diskutieren, wie Verbesserungen zur Korruptionsprävention und -Bekämpfung angestrebt werden können. Auch hier kann je nach Situation eine externe Beratungsstelle hilfreich sein.
Mag sein, dass ich lange Jahre etwas übersehen habe, aber mir will partout kein ähnliches Dokument einfallen, wie dieser …
- Ratgeber für Verbände: Transparenz im organisierten Sport (pdf, 28 Seiten, 143 kb),
… den die Schweizer Dachorganisation Swiss Olympic ihren Mitgliedern zur Verfügung stellte, aus dem die Checkliste stammt und aus dem ich oben zitierte. Erarbeitet wurde das Papier von Anne Schwöbel, Geschäftsführerin der Schweizer Sektion von Transparency International.
Wer die Arbeit des ehemaligen Staatsanwalts Jörg Schild, Präsident von Swiss Olympic, und von Anne Schwöbel über Jahre verfolgt, wird dies kaum wundern. Schild ist einer der wenigen Sportfunktionäre, die sich auch in sportpolitisch heiklen Fragen, die eigentlich gar nicht heikel sein sollten, eine eigene Meinung gönnen. Anfang 2008 hat er das IOC wegen seiner China-Politik kritisiert („der Rubikon ist überschritten“) und verlangt, das IOC sollte bei den chinesischen Parteibonzen in der Menschenrechtsfrage intervenieren. Aber, wie der Musterdemokrat Hu Jintao schon sagte und wie es seither im Untertitel dieses Blogs heißt:
Don’t mix politics with games!
Ein andermal erklärte Schild, gewiss auch mit seiner langjährigen Erfahrung als Staatsanwalt und Leiter eines Betäubungsmitteldezernats, die Schweizer Strafgesetze und Korruptionsregeln müssten endlich für Sportverbände verschärft werden.
Gut möglich, dass Schilds Äußerungen und Aktionen der angestrebten Schweizer Olympiabewerbung 2022 nicht förderlich sind. Von der IOC-Zentrale wird er nach Möglichkeit gemieden.
In Deutschland, Land der vielfältigen Lebenssachverhalte im Sport, gibt es kein wirklich vergleichbares Papierchen. Ich will gar nicht behaupten, die Schweizer würden eine Benchmark setzen, aber die Deutschen sind davon meilenweit entfernt. Bahnbrechende Initiativen in der Sportkorruptionsbekämpfung aus Deutschland, dem Ursprungsland moderner Sportkorruption? Unbekannt.
Im so genannten Corporate Governance Codex des DOSB taucht das Wort Korruption gar nicht erst auf.
In der Olympischen Charta des IOC ja auch nicht.
Hans Leyendecker und Klaus Ott in der SZ: Korruptionsverdacht bei Volkswagen und Telekom
Peter Schelling und Thomas Heuzeroth in der Welt: Klassisches Eigentor – Ausgerechnet Telekom und VW sollen versucht haben, illegale Absprachen zu treffen
Tach Herr Weinreich,
Urlaub ? Verliebt ? Vater geworden ?
Es sei ihnen gegoennt…
sonst wuerden sie steilvorlagen wie unter http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,746663,00.html doch nicht unkommentiert lassen ?
mit freundlichen Gruessen aus dem schoenen Limburg,
realpirate
Nö, ist mir nicht entgangen. Habe das Video gesehen und wollte es schon verlinken. ist teilweise lustig. Aber steckt nicht mehr dahinter, andererseits: who knows, was sich daraus entwickelt. andere kümmern sich anders um das Thema.
merci fuer die antwort – es klang halt schwer entertaining :-) …. enttaeuscht aufseufz…
Ist das jetzt wie E- musik und U – musik und damit unter der journalistischen wuerde eines ernsthaften schreiberlings , oder ist die tatsache das jetzt schon ami comedians an king seppls thron saegen nicht doch irgendwie relevant ?
Solange ihn alle ernst nehmen, kann ihm keiner – kabaretistisch anvisiert koennte das schnell anders aussehen…. Lustige verarsche videos in der comedy section der huffpost machen schneller meinung als dereinst acker, der sein bierchen wollte !
wunschdenken…
Venlo Aloha !
realpirate
Ist schon in Ordnung. Die Hälfte des Stücks finde ich auch wirklich sehr gut. Und es ist völlig klar, dass der Typ damit einige Leute erreicht. Sepp wird sich in diesem Frühjahr noch wundern.
Tobias Kuske für SpOn: Intransparente Verbände – Kampf der Korruption
Jens Hungermann in der Welt: Die Krux mit der mangelnden Transparenz
Daniel Benson für cn: Sports governing bodies to face greater scrutiny in Switzerland
Thomas Purschke in der Thüringer Allgemeinen: LSB-Präsident erkennt Probleme der Vereine mit Steuerrecht
Pingback: Deutschland und die Korruption: Kartell der Schande : jens weinreich
Claudio Catuogno und Klaus Ott in der SZ: Das fragwürdige VW-System
sport1.de: McQuaid dementiert Vetternwirtschaft
stern.de: Wie Platzeck Potsdam verkaufte
Pingback: Play the Game - Tag 4 (Liveblog) FIFA und Change in Sport | Daniel Drepper
Klaus Ott in der SZ (15.10.): VW und Telekom: Korruptions-Anklage wegen Fußball-Sponsoring
dpa: Korruptionsvorwürfe gegen Brasiliens Sportminister
Oliver Fritsch für Zeit online: Korruptionsgeschäfte – im Fußballsponsoring üblich
Tom Degun für insidethegames.biz: New allegations leave Brazilian Sports Minister fearing for his future
Tom Degun für insidethegames.biz: Supreme Federal Court opens investigation into Brazilian Sports Minister
Tom Degun für insidethegames.biz: Brazilian Sports Minister resigns over corruption allegations
Josef Oehrlein in der FAZ: Brasilien: Kindersportprogramm als Quelle für Schmiergeld?
rsn: Hat Winokurow Lüttich-Bastogne-Lüttich-Sieg gekauft?
L’illustré: Cyclisme et corruption: le prix de la victoire
cn: Emails between Vinokourov and Kolobnev published
cn: Vinokourov denies he bought 2010 Liège-Bastogne-Liège win
Immer wieder Wino. Dazu kam 12:24 die nächste Astana PM:
Face the charges against him concerning a so-called corruption case at Liege-Bastogne-Liege 2010, Alexandre Vinokourov has decided to file a claim against the Swiss magazine L’Illustre, that published this article.
Und Wino:
Mike Creed für cn: The ups and downs of having an opinion
Tom Mustroph in der taz: Betrüger oder Cyberattacken-Opfer?
Es ist doch immer wieder interessant zu beobachten, wie nachhaltig Jan Ullrich mit aller Macht in die Ecke der Schmuddelkinder geschoben werden soll. Aus einem Artikel, in dem es doch vor allem um einen 2010 vermeintlich verkauften Sieg bei L-B-L durch Vinokourov an Kolobnev geht, wird ausgerechnet das zitiert was mit dem aktuellen Vorwurf nur entfernt zu tun haben könnte.
Aber auch Tom Mustroph scheint an selektiver Wahrnehmung zu leiden. Kindervaters Äußerung passt scheinbar besser zur tendenziösen Berichterstattung als die, damal im Zusammenhang mit der Behauptung über den vermeintlich verkauften Etappensieg diskutierte Tatsache, dass die Telekom als Sponsor sich einen TdF-Etappensieg mehr kosten ließ als Virenque dafür bezahlt haben soll. Und selbst wenn Jan Ullrich für den verschenken Sieg tatsächlich Geld gefordert und angenommen hätte, wo wäre dann der Betrug? Wenn man schon auf den mit einem Etappensieg verbundenen Ruhm verzichtet, warum sollte man dann nicht wenigstens einen Teil der entgangenen Prämie fordern dürfen?
Sorry, der Sieg bei L-B-L soll von Kolobnev an Vinokourov verkauft worden sein.
Mike Creed (# 25):
panni (# 27):
Der Verkauf von Rennplatzierungen ist im Radsport kein Novum. Besonders in der Post-Season, in den Rennen nach der Tour, wird vor dem Start viel gehandelt. Jede Menge kleine Kritierien, in denen im Vorfeld die wenigen Starter die Presigelder aushandeln. Alles im Sinne des Veranstalters. Die Dörfer wollen ihre lokalen Helden vorne sehen, dazu noch ein aufrächtig kämpfender frischer Tour de France Sieger – das perfekte Duell um Platz 1, pures Entertainment.
Gleiches gilt für den Bahnradsport, ohne alle über einen Kamm scheren zu wollen. Die wenigen Zentimeter, die hier über Sieg und Niederlage entscheiden, sprechen all zu oft für die schauspielerische Begabung der Athleten. Das Prinzip mit Wrestling verglichen werden, auch wenn es im Bahnradsport und in den Kriterien keine durchgängige Regel ist.
Diese Absprachen wurde von mehreren ehemaligen Radprofis bestätigt. U.a. von Paul Kimmage, Auszug Rezension eckfenster:
Von Absprachen in größeren Rennen, wie hier in L-B-L, habe ich noch keine konkreten Aussagen gehört. Klingt für mich aber logisch. Wino benötigte einen Sieg (Ruhm/ Ansehen in KAS/ Hero = Vertragsverlängerung trotz Alter) und für Kolobnev (einziger Dopingfall Tour11) waren 100.000€ gold wert.
@jsachse: Mit Bahnradsport meinst du Sechs-Tage-Rennen oder auch Olympischen Bahnradsport?
Von konkreten Absprachen habe ich bisher nur bei den 6-Tage-Rennen gehört.
So was macht den Sport kaputt. Wenn man sich Platzierungen erkaufen kann, wo ist dann noch der Wettbewerb um das beste Doping?
Auf den Fußball übertragen: Wieso sollten die Spieler von Zagreb – falls es wirklich so gewesen sein sollte – betraft werden? Sie haben sich zum Affen gemacht und dafür ein Schmerzensgeld bekommen.
@Ralf (# 29)
Was hat das mit meiner kritischen Anmerkung zu tun? Bei dem in #25 verlinkten Artikel wird Jan Ullrich überhaupt nicht erwähnt. Warum auch? Deutsche Journalisten scheinen jedoch regelrecht davon besessen zu sein, ihn bei vermeintlichen Skandalen immer wieder ins Rampenlicht zu zerren.
@Stefan
Ich interessiere mich nicht für Fußball. Ich kenne deshalb den Sachverhalt nicht und kann ihn mit den Fällen aus dem Radsport nicht vergleichen. Jan Ullrich ist Einzelsportler. Prämien werden normalerweise in einen Topf gegeben und am Ende der Tour verteilt. Wer sagt denn dass der „Prämienersatz“ (sollte es die Zahlung tatsächlich gegeben haben) nicht in diese Topf gelandet ist? Und wieso sollte sich JU nicht genau deswegen (von der SL dazu animiert oder in Eigenverantwortung) den Etappensieg bezahlt haben lassen?
@Stefan
Ich vergaß, dass durch einen Etappensieg zwei Prämien verloren gegangen wären. Neben der Einbuße der Prämie vom Sponsor wäre da noch die des Veranstalters der TdF.
@30 und 32 jsachse, unklar: Gilberto Simoni und Ivan Basso, Giro 2006, Etappe über den Mortirolo nach Aprica. Ich erspare uns den Link. Wer sich diese Etappe in Gänze anschaut, kommt aus dem Staunen über die gezeigten Leistungen am Berg sowie über Bassos und Simonis Alleinfahrt am Schluss nicht heraus.
@37 mb: Yep, erinnere mich an die Etappe.
Allerdings muss man im Radsport zwischen offiziellen und inoffiziellen Absprachen unterscheiden. Offizielle Absprachen kann man bei jeder großen Rundfahrt beobachten: Contador schenkt einem ehemaligen spanischen Teamkollegen den Sieg, der Träger in Gelb überlässt dem Etappensieg einem Anderen etc. – entscheidend sind die Faktoren für die Siegentscheidung. Hat der Unterlegene irgendetwas bekommen? Geld/ Produkte? Oder war es eine ethische Entscheidung?
Matthias Wolf für sport inside: „Seltsames Sponsoring“
sid: Amtsmissbrauch: Ugandas Sportchef suspendiert
Stefan Merx und Frederic Spohr im Handelsblatt: Exklusiv-Umfrage: Niemand traut den Fußballverbänden
Matthias Wolf im Tagesspiegel: Schmieröl für den Werksklub
Michael Ashelm in der FAZ: Diskussion in der Fifa: Kampf der Korruption
Der „Code of Conduct“ von Swiss Olympic: http://www.swissolympic.ch/desktopdefault.aspx/tabid-5003//6123_read-41808/
Mensch, Christoph Kaufmann, den will ich seit vielen Monaten endlich mal besprechen :)
Declan Hill: The Sports-Corruption Industry and the Great Cover-Up I
Klaus Ott in der SZ: Sponsoring für VfL Wolfsburg kommt vor Gericht
Klaus Ott in der SZ: Staatsanwaltschaft leitet Bußgeldverfahren gegen VW ein
sda: Härtere Strafen gegen Korruption: Ein Offizialdelikt statt ein Kavaliersdelikt
SRF (13.03.): Ständerat will die Korruption im Sport bekämpfen
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sda (30.04.): Bundesrat will Bestechung im Sport ahnden
Klaus Ott in der SZ: Halbzeit in Wolfsburg