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Das Olympische Bildungsmagazin

Crowdsourcing: Wie erzieht man Polit-Hampel und Wahrheitsallergiker, die im Bundestag unter sich bleiben wollen?

Am Anfang steht ein Zitat. Bitte aufmerksam lesen und versuchen zu begreifen, Herr Riegert und Herr Günther und all die anderen Spezialdemokraten, die sich mit Steuermitteln im Bundestag ein herrschaftliches Leben alimentieren lassen:

Da sind zum einen die „Kartelle der Angst“, die sich dem Wandel entgegenstemmen. Es sind mehr oder weniger mächtige Interessengruppen, die Angst vor Veränderung haben. Sie glauben, dass ihre bisherigen wirtschaftlichen und politischen Erfolge sie moralisch dazu berechtigen, die Regeln der neuen Welt bestimmen zu können. Sie wollen weiter erfolgreich und mächtig sein, ohne sich so radikal ändern zu müssen, wie es die neuen Umstände der digitalen Welt erfordern. (…)

Viele „Kartelle der Angst“ werden zwar nach und nach von den Realitäten überholt und politisch und wirtschaftlich marginalisiert. Doch wenn sie im Untergang ihre alte Macht rücksichtslos nutzen, können sie nicht nur vorübergehenden gesellschaftlichen Schaden verursachen.

Pavel Mayer, MdL Berlin, Die Piratenpartei, in der FAZ vom 16. Oktober 2011

Schaun mer also mal, was die MdB im Sportausschuss, Lobbyisten und Wahrheitsbeuger wie Joachim Günther (FDP) und Klaus Riegert (CDU), mittelfristig unter Ausschluss der Öffentlichkeit geplant haben.

Denn dieses Kartell der Angst will ja, so die Propaganda, nunmehr fachlich Höchstleistungen vollbringen und all das bieten, wozu es bisher unter den Augen von Journalisten und anderen interessierten Bürgern leider nicht in der Lage war:

Jetzt aber wird alles anders.

Klaus Riegert dumpft:

In Blick auf ein effektives und fachpolitisches Arbeiten ist man daher zur ursprünglichen Form entsprechend der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages zurückgekehrt. Diesen Wechsel als einen „Skandal“ zu bezeichnen oder diesen in Verbindung mit „autoritären Systemen“ zu stellen, spricht für sich selbst.

Joachim Günther irrlichtert:

Mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit soll eine effizientere Arbeit ermöglicht werden. Die Presse wird im Anschluss an die Sitzungen informiert. Joachim Günther: „Auch ich stehe selbstverständlich für Themenanfragen zur Verfügung.“

Da stimmt natürlich kaum etwas an diesen großen und kleinen Wahrheitsbeugungen. Oder soll ich etwa sagen: Lügen?

Zwei Beispiele nur, die belegen, dass der Steinzeit-Kommunikator Günther, der so gewiss auch in Nordkorea Karriere gemacht hätte, mitnichten stets zur Verfügung steht:

Ich wollte von Günther Genaueres erfahren; am Donnerstag – da fühlte der Abgeordnete sich für substanzielle Antworten noch nicht gerüstet – war ein Gesprächstermin für Montag vereinbart worden. Den ließ er trotz Nachfrage in seinem Büro platzen, beantwortete auch ihm schriftlich übermittelte Fragen nicht.

So ist das mit der Wahrheit.

Noch einmal MdB Günther:

Die Presse wird im Anschluss an die Sitzungen informiert.

Und nun weiter mit den Fakten. Zurück zur Eingangsfrage:

Was planen sie also in der nächsten Zeit, die Sportpolitiker des Bundes?

Hier der Stand der Ermittlungen, aus dem Bundestag, die Themenliste der kommenden Sitzungen nichtöffentlichen Sitzungen des kommenden Jahres:

Das ist, nun ja, nicht sehr viel.

Ist ja auch nichts los im Sportbusiness. Nichts, was aufzuarbeiten und zu diskutieren wäre. Nichts Dringendes, nichts Drängendes. Nichts, was die Öffentlichkeit interessieren könnte. (Es gibt keinen Formel-1-Bayern-LB-Bestechungsprozess, keine flächendeckende Korruption bei der FIFA und in vielen anderen Weltverbänden, keine Misswirtschaft in deutschen Sportorganisationen, keine Verstöße gegen Dopingregeln, keinen Handball-Prozess in Kiel … die Liste, was es alles nicht gibt, ließe sich ins Unendliche verlängern, denn die Welt ist in Ordnung.)

Was also tun?

  • 1) Ich finde, weder Medien noch die sonstige Öffentlichkeit sollten das den CDU-CSU-FDP-Kameraden durchgehen lassen.
  • 2) Mit Glossen, die gestern und heute in einigen Zeitungen zu lesen waren, ist es allein nicht getan. Es bedarf klarerer Worte und Aktionen. Denn diese Steinzeit-Handlungen höhlen die Demokratie weiter aus.

Und diejenigen aus der Opposition, die nun mit einiger Verspätung das Vorgehen der Koalition kritisieren, gehen ja auch selten mit gutem Beispiel voran – überzeugende Sachpolitik im Sportausschuss jedenfalls stelle nicht nur ich mir anders vor. Jedenfalls nicht so, wie ich es seit einem Jahrzehnt im Sportausschuss erlebt habe. (Aber ich bin eben ein Träumer.)

Michael Reinsch sieht es ähnlich, und er darf gewissermaßen als Doyen der Ausschuss-Berichterstatter gelten:

Dass die Sportpolitiker von Union und Freien Demokraten der Öffentlichkeit die Tür ins Gesicht schlagen, ist nur deshalb kein Skandal, weil sie die Bedeutung des Ausschusses (…) ohnehin längst unterminiert haben.

Nochmal: Was also tun?

Einiges ist in den Kommentaren schon andiskutiert worden.

Es gibt viele Möglichkeiten.

  • 3) Ich finde, ein partieller Medienboykott ist angebracht. Weder Blogger noch Journalisten sollten von den künftigen Ausschusssitzungen berichten. Das gilt auch für Nachrichtenagenturen.
  • 4) Wohl aber sollten diese Medienmenschen ihre frei werdende Zeit sinnvoll nutzen und geschlossen wichtige Hintergründe, Skandälchen und Skandale der real existierenden deutschen Sportpolitik recherchieren.

Themen gibt es en masse.

Solche Skandale wie die Bremserrolle der Deutschen im internationalen Antidopingkampf, wie gerade wieder von Grit Hartmann akribisch seziert, verdienen mehr Aufmerksamkeit. Weil derlei Recherchen ein Lügengebilde entlarven.

Und das übrigens ist die wichtigste Aufgabe von Journalismus.

Es zählt aber nicht zu Aufgaben von Journalisten, Informationsblockern und Wahrheitsallergikern wie Riegert, dem Teppichhändler (CDU) und/oder Günther (FDP) hinterherzulaufen und sich von ihnen erzählen zu lassen, welche Spiele am iPad gespielt wurden wie heldenhaft sie gerade unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Sportausschuss Demokratie gespielt haben, und derlei Propaganda dann ungeprüft und ungestraft unters Volk zu bringen.

No way.

Stattdessen sollten Journalisten und Blogger und interessierte Bürger vielmehr, zum Beispiel …

Es wäre viel mehr zu sagen, und es ist auch schon sehr viel gesagt worden, zur Propagandamaschine (Lesebefehl, Namen und Zahlen beliebig austauschbar) und zum Schulterschluss von Sport und Politik – hier und anderswo.

Was man – Bürger, Journalisten, Blogger – also tun könnte, das würde ich gern etwas ausführlicher besprechen.

Für mich ist dieser Vorgang ein Grund mehr, endlich meinen lang gehegten Plan umzusetzen, und unter dem Label „Sport and Politics“ eine sportpolitische Berichterstattung anzubieten, die weit über das hier im Blog angebotene hinausgeht und national wie international eine Marktlücke füllt.

Any thoughts? Vorschläge? Lasst uns sammeln und diskutieren – Sofortmaßnahmen, Recherchethemen. Alles.

Nachtrag, 20.58 Uhr:

Vor drei Jahren habe ich meine Studium-Abschlussarbeit über “Crowdsourcing in Sportvereinen” geschrieben. Von dem Modell der “Weisen Masse” bin ich überzeugt. Man muss die Möglichkeiten der modernen online Datenbank nur sinnvoll einsetzen. Nach der passenden Mechanik muss sicherlich noch gesucht werden.

21.21 Uhr:

Daniel Drepper schreibt in seinem Blog:

Wofür braucht es noch einen Sportausschuss, wenn er weder entscheiden kann, noch öffentliche Diskussionen bietet?

… und wenn er seiner Kontrollfunktion nicht nachkommt?

Es braucht ihn gar nicht (mehr).

Das sieht Perikles Simon offenbar auch so:

Ausgelacht von Sportpolitikern

In Freiburg tauchten Feinde des Anti-Doping-Kampfes aus den verschiedensten Ecken auf. Perikles Simon, Leiter der Abteilung Sportmedizin an der Uni Mainz und einer der Hoffnungsträger der Branche, berichtete in einer Diskussion eher beiläufig, dass er von einer Gruppe deutscher Sportpolitiker eingeladen und um Rat gefragt worden war. Er sei ausgelacht worden, als er die Notwendigkeiten für einen effektiven Anti-Doping-Kampf erläuterte. Simon: „Glauben Sie, da gehe ich noch einmal hin?“

Was der Sportinformationsdienst in dieser Meldung flapsig als „Gruppe deutscher Sportpolitiker“ bezeichnet, war: der Sportausschuss.

Ich meine, es handelte sich um diese Sitzung vor einem Jahr (hier findet sich auch der Vortrag von Simon), bei der sich der nun wirklich verdienstvolle Wissenschaftler heftiger Angriffe erwehren musste.

44 Gedanken zu „Crowdsourcing: Wie erzieht man Polit-Hampel und Wahrheitsallergiker, die im Bundestag unter sich bleiben wollen?“

  1. Sammlung meiner bescheidenen und zum Großteil natürlich wirkungslosen Vorschläge:

    – Einträge in den Gästebüchern der betreffenden Herrschaften
    – unangenehme Anfragen über abgeordnetenwatch.de
    – online-Petition
    – Interview mit Norbert Lammert zum Verhältnis zw. „hohem Haus“ und Medien
    – Kontaktaufnahme mit den ZAPP-Kollegen

  2. „Erziehen“ kann man diese Volksvertreter wohl eher nicht. Denn seit langem ist bei uns „Politik“ nur ein Synonym für „Streben nach Machterhalt oder -ausbau“. Da hilft nur Machtentzug, also das nächste Wahlergebnis.

    Der Ausschluss der Öffentlichkeit beim Sportausschuss beweist ja auch nur einmal mehr, dass Politikverdrossenheit keine Modeerscheinung sondern ein mit Absicht und Kalkül herbeigeführtes Ziel unserer politischen Elite ist:
    Wenn sich keiner mehr für Politik interessiert sinkt automatisch die Gefahr einer Machtverschiebung beim nächsten Wahltermin. Siehe oben.

    Trotzdem sollte man nicht aufgeben und deshalb finde ich die von Jens angeregte Materialsammlung sehr gut. Nur mit Recherchen, nachprüfbaren Fakten und Öffentlichkeit kann man vermeiden, dass die selben Typen bei der nächsten Wahl wieder in die Kameras grinsen.

  3. Pingback: Sportausschuss schließt Öffentlichkeit aus | Daniel Drepper

  4. Pingback: Aufruf an Bürger, Journalisten, Blogger – mitdenken! | Jonathan Sachse

  5. Dann übernehme ich mal den Idealisten-Part und werfe die simpelste Idee für eine Sofortmaßnahme in die Arena, die es gibt: bürgerliche Empörung in großen Massen.
    Über Twitter, Facebook, Mail und Blogs ließe sich doch mit Sicherheit per Schneeballprinzip ganz wunderbar eine Art Petition verteilen, die ähnlich den abgeordnetenwatch-Einträgen schon mehr oder weniger vorformuliert ist (um die menschliche-Faulheits-Hürde so niedrig wie möglich zu halten) und die in zigfacher Ausführung ihren Weg z.B. in die Mailpostfächer der Herren Riegert und Günther finden sollte.

  6. Die Herrschaften wollen einfach wieder in Ruhe zu den Olympischen Spielen reisen und sich da eine schöne Zeit auf kosten des Steuerzahlers machen.
    Um das in Ruhe und ohne Mitwisser zu besprechen, hat man halt einfach mal dafür gesorgt, dass man diese ganzen lästigen Mithörer mal los ist.

  7. Off topic, aber einer der Sportlobbyisten scheint den Auftakt geben zu wollen fürs künftige „effiziente Arbeiten“ der parlamentarischen Sportpolitik. Bei Sportausschüssler Petermann sieht das so aus: Linke will Sport mit neuem Ministerium stärken

    Petermann begründet das so, dass die jetzige Sportförderung „unübersichtlich und wenig koordiniert“ ist. Zehn Bundesministerien seien beteiligt. Das gehe los beim Verteidigungsminister, der hunderte Stellen in den Sportfördergruppen finanziert – beispielsweise die Wintersportler in Oberhof. Aber auch Sozial- oder Innenministerium mischten mit. Eine Folge kann man immer dann besichtigen, wenn ein wichtiges Fußballspiel oder eine internationale Meisterschaft ansteht: Dann drängeln sich die Politiker auf der Tribüne.

  8. Staatliche Sportbehörde. Klingt nicht schlecht. Aber nicht ganz neu. Gab es schon in Deutschland. Einmal zu DDR-Zeiten zur Förderung und Koordinierung des
    Lesitungs- und Massensports, das andere Mal als Abgesang unter der „berühmten“ Sport- und Jugendministerin Schubert zur destruktiven Abwicklung des staatlich geförderten DDR-Sports.
    Übrigens gab und gibt es Ähnliches in europäischen Demokratien, oft kombiniert mit Jugendfragen und hat sich anscheinend bewährt. In Frankreich sind es Namen wie Jean-Claude Killy, Roger Bambuck oder der jetztige Minister David Douillet, weltbester Judoka der Geschichte, die für die staatliche Verantwortung des Sports in der Gesellschaft stehen.
    „Krieger“ als staatliche Sportverantwortliche empfinde ich eher als die schlechteste Ressort-Kombination. Da wird zu offensichtlich das Prioritäten-Ranking klar, wie es in D und in Ö ersichtlich ist. Der Sport als Volkssport hat da wenig Chancen.

    Aber wir können ja auch noch warten bis der letzte Jugendliche ein schulisches Sportattest vorweisen kann und Diabetes eine Kinderkrankheit geworden ist. Zum Glück ist das Heer jetzt ein Freiwilligencorps. ;-)
    Die politische Gegenwart beweist, dass die Politik längst den Sinn für das gesellschaftlich Strategische verloren hat und nur noch auf Akutes reagiert. Eigentlich bräuchte das Volk nur noch eine Rapid Deployment Force und könnte sich das andere, auch wirtschaftlich viel günstiger, sparen. Allerdings sollte das vorab mit dem Bundesgerichtshof abgesprochen werden. ;-)

    Aber zurück zum Sportausschuss des Bundestages.
    Ich befürchte, dass das Interesse der Öffentlichkeit bezüglich dessen undemokratischer Manieren und Gebahren eher gering ist. Nethertheless sollte man das nicht durchgehen lassen und nicht warten bis die „Piraten“ bzw. die Occupy-Bewegung sich des Sports annehmen.
    Eine Petition an den Bundestag, wie von Ralf vorgeschlagen, ist ne gute Idee, die aber Durchstehvermögen und viel Öffentlichkeit braucht.
    Aber da es mit dem Blogg hier ein scheinbar sehr frequentiertes Forum gibt, könnte es ja zum Sammeln von Unterschriften hervorragend genutzt werden.
    Außerdem sind Journalisten ja landein landaus unterwegs und können sich bestens um die Verbreitung der Petition kümmern. Ja, und dann mit mindestesn 3.000 Unterschriften ab in den Bundestag. Politische Unterstützung müsste es, wenn sie es ehrlich meinen, ja auch von innerhalb des Parlaments geben, und nicht mal klandestin.

  9. Die ist – und ich weiß nicht, ob das passt oder nicht – am 9. November, dem Tag des Mauerfalls.

    Themen u.a.

    • Verleihung der Sportabzeichen 2011
    • Bericht zum Ergebnis der Bewerbung um die Winterspiele 2018
    • Arbeitsprogramm des DOSB 2011 – 2014

  10. @ha

    Es ist doch sicher auch eine Frage, was man will.
    Will man eine kleine spektakuläre Aktion, dann kann die auch sonst damit fachlich befasste Schar sicher alleine auflaufen.
    Will man eher den inhaltlichen, breiten, dauerhafteren und von größerer Ausstrahlung geprägten „Ungehorsam“ dokumentieren, dann braucht es eine Aktion mit Verbündete. Petition passt hier.
    Besser ist natürlich das Paket mit mehreren Komponenten.

  11. Deine Handlungsanweisungen erinnern an Herrn Kant und man sollte ab und zu auch noch mal aus den alten Schinken zitieren, wenn von den Abstrusitäten der heutigen Politik erfährt:

    AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern [FIFA, IOC, DFB,… Anm. d. Autors] zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

    Und das 1784. Chapeau!

  12. @jw, eine „Sitzungsplanung“ sollte besser nicht im Original veröffentlicht werden. No way. Es hätten Möglichkeiten wie in #14 bestanden. Auch damit wäre einem Transparenz-, Informations- und Kritikbedürfnis der Öffentlichkeit sicher angemessen gedient.

    Auch Piraten laufen mal auf Sandbänke auf.

  13. @ mb: Das sehe ich fundamental anders.

    Ein no go, no way, das war die Entscheidung vom Mittwoch.

    Selbstverständlich können auch Planungen veröffentlicht werden.

    Ich bin (noch) kein Pirat, insofern kann ich (noch) nichts mit Deinem Hinweis anfangen.

    „Angemessene Bedienung“ des „Transparenz-, Informations- und Kritikbedürfnisses“? Wer entscheidet darüber?

    Angemessen kann, wenn wir über so einen Ausschuss reden, nur heißen: ALLES ist öffentlich.

    ALLES.

  14. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (64): “Da ist überhaupt nichts dran falsch, etwas zu berichten …” : jens weinreich

  15. Pingback: Kuriositätenkabinett (V) | sportticker

  16. Auf Abgeordnetenwatch antwortet ein „Klaus Riegert“ Thomas Seeholzer u.a.:

    Meine Antwort kennen Sie, ich muss sie also nicht wiederholen. Abgesehen davon zielt Ihr Interesse doch nicht wirklich auf eine Antwort von einem „Polit-Hampel und Wahrheitsallergiker“, wie ich und all die anderen „Spezialdemokraten“ in Ihren Kreisen bezeichnet werden. Sie wollen verhindern, „dass dieselben Typen bei der nächsten Wahl wieder in die Kameras grinsen“. Das ist wenigstens ehrlich.

  17. @22 (bzw. @1-@4)
    Ich hatte ja nach seiner Meinung gefragt (um zu verhindern, dass wieder die Pressemitteilung reinkopiert wird).
    Die haben wir jetzt – wenn auch nicht im Bezug auf meine Frage.

    Ich finde die „Antwort“ ja schon ein bisschen daneben, schließlich sind die zitierten „Polit-Hampel“ nicht von mir.

    Schwach.

    Immerhin konnte er alle Vorurteile bestätigen.

  18. Demokratie in Deutschland:

    Der Bürger hat keinen Einfluß, und der Abgeordnete meint, sich darüber lustig machen zu müssen.

    Zum Lachen sind diese armseligen Statements der Regierungskoalition nicht mehr!

  19. Fortsetzung im Gästebuch von Klaus Riegert?

    Transparenz?
    Von: Thomas Dorenburg – Datum: 01.11.2011

    Sehr geehrter Herr Seeholzer,
    […]
    Und weiter, „vorauseilend Gehorsam“ leistend, haben Sie inzwischen vor Ihrem „Kollektiv“ noch Selbstkritik geleistet: “ Ich hatte ja nach seiner Meinung gefragt (um zu verhindern, dass wieder die Pressemitteilung reinkopiert wird).“ So sieht also Transparenz aus.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Dorenburg

  20. Pingback: Bundestags-Sportausschuss flüchtet vor der Öffentlichkeit: Business Class nach Brasilien : jens weinreich

  21. @jw#19, ich bin noch eine Antwort schuldig. Du selbst nennst den Unterschied: Die Beschluss des Sportausschusses war eine finale parlamentarische Entscheidung. Die von Dir veröffentlichte Sitzungsplanung 2012 ist jedoch ein Arbeitspapier, welches sich täglich ändert. Wenn Du soviel Wert auf Öffentlichkeit von Planungsunterlagen legst, dann hättest Du auch die Sitzungsplanung des Ausschusses bis Ende 2011 veröffentlichen sollen.

  22. @mb: Jens Weinreich sorgt für Transparenz. Hast Du Probleme damit? Wieso sollte wie von Dir unter #18 gefordert, Sitzungsplanungen nicht im Original veröffentlicht werden? Willst Du Gott spielen? Was soll eigentlich auch Deine Metapher mit den Piraten und Sandbänken.

    Du darfst gerne von dem Weitblick, der Beharrlichkeit und Kompetenz von Jens Weinreich ausgehen, dass er mit seinen sportpolitischen Themen und seiner unnachgiebigen Forderung nach Transparenz nicht in eine Sackgasse läuft. Mein Bauchgefühl: Die verkrusteten Altparteien CDU, CSU, FDP, SPD (habe ich da jemanden vergessen im politischen Etablishment?) scheuen oft die Transparenz und schieben unangenehme Wahrheiten und Themen gerne auf des Teufels liebstes Möbelstück – Die lange Bank.

    Nein, es wird Zeit dass Jens Weinreich hier noch mehr Unterstützung bekommt, die Power sich über die ganze Republik entfaltet. Du darfst da auch gerne von meiner Beharrlichkeit ausgehen. Wann ist eigentlich die nächste Bundestagswahl?

  23. @ sportinsider #29: Ruhig Blut. Bitte nicht übertreiben.

    @ mb #28: Dein Unterton („wenn Du soviel Wert auf Öffentlichkeit legst …“) stört mich.

    In Kürze:

    1) Ich hatte zum Zeitpunkt meiner Veröffentlichung die Planungsunterlagen für den Rest 2011 nicht, hätte die gewiss bekommen können, habe mich aber nicht gekümmert. War für diesen Beitrag auch nicht so wichtig, zumal die Sitzungen ja sowieso nichtöffentlich sind, also auch die Berichterstattung des DOSB zur mit Steuermitteln finanzierten und gescheiterten Olympiabewerbung. (Ein Skandal an sich, dass das nun nichtöffentlich ist.)

    2) Es geht um Langfristigkeit, Planung, Inhalte – und da illustriert das Nichts für 2012 doch sehr schön das Nichts im Sportausschuss.

    Du weißt sehr gut, dass ein Teil der Themen im SA lächerliche Nicht-Themen sind („Stand der Vorbereitung auf xyz …“), die man einfügt, weil einem nichts einfällt.

    3) Wir reden über den Bundestag, wir reden über kolossale Demokratie-Defizite, Steinzeit-Kommunikation und Intransparenz, die ein Verbrechen an Demokratie sind (imho). Und ich sage: ja, ich erwarte bei einem öffentlich gewählten Organ selbst Transparenz in den Planungsunterlagen.

    Sogar die Planungen mit Zu- oder Absagen haben öffentlich zu sein!

    Jeder Bürger muss sich jederzeit ein Bild machen können.

    4) Du weißt ebenso, dass ich, dass Kollegen, in der Regel – grundsätzlich also – verantwortungsvoll mit derlei Unterlagen umgehen. (Mir fällt gerade kein besseres Adjektiv ein, dieses ist vielleicht überzogen, denn, mein Freund, es geht hier nicht um Staatsgeheimnisse, sondern um lumpige, teils peinliche Planungsunterlagen.)

  24. @jw, danke für die ausführliche Antwort. Wir werden sicher mit der weiter unterschiedlichen Meinung in dieser Einzelfrage auch gut weiterarbeiten können.

    Es war allerdings kein „Unterton“ von mir, sondern es war deutliche Kritik.

  25. @Jens Weinreich: Mach Dir über meine Blutwerte keine Sorgen. Die sind in Ordnung. Übrigens Übertreibungen sind dann nochmals eine ganz andere Kategorie. Ich wünsch Dir ein schönes Wochende und viel Erfolg bei der Akquise eines Mäzens.

  26. 3) Wir reden über den Bundestag, wir reden über kolossale Demokratie-Defizite, Steinzeit-Kommunikation und Intransparenz, die ein Verbrechen an Demokratie sind (imho). Und ich sage: ja, ich erwarte bei einem öffentlich gewählten Organ selbst Transparenz in den Planungsunterlagen.

    Sogar die Planungen mit Zu- oder Absagen haben öffentlich zu sein!

    Jeder Bürger muss sich jederzeit ein Bild machen können.

    Man könnte es auch so sehen:
    Da die politisch herrschenden Parteien und die unter ihrer „Obhut“ lebenden Bürger ein widersprüchliches Verständnis von Demokratie haben, kommt es erst zu einem fundamentalen Missverständnis. Das uns bekannte klassische Verständnis von Demokratie scheint immer weniger die Grundlage parlamentarischer Politik zu sein. Vllt. erleben wir ja noch in D die am wenigstens entartete Form dieses Missverständnisses zwischen Politik und Bürger. Nach Italien möcht´ ich gar nicht erst schauen. Nicht einmal die Griechen hatten jemals den Anspruch, ihr Kind der Philosphie auch groß zu kriegen.
    Vllt. würde es gut tun, sich über die „Basis aller Grundlagen“ des gesellschaftlichen Zusammenlebens, über Demokratie, zu verständigen, um das permanente Missständnis auszuschließen.

    Insofern war die Entscheidung des Sportauschusses so etwas wie eine Lektion zum mehrheitlichen Demokratieverständnis im Bundestag.

  27. @Herbert#33, „Missständnis“

    Es steht alles auf dem Spiel.

    Unsere freiheitliche Demokratie wäre an sich zureichend vom seinerzeit 1991 für das „wiedervereinigte“ Deutschland bestätigten Grundgesetz der BRD des Jahres 1949 definiert gewesen, welches Ausnahmen nur in Notfällen vorsieht – und keinesfalls die heute herrschende, nebulöse, gerade vom „gesetzlichen Sonder- bzw. gar Ausnahmebereich Sport“ im Interesse einer fragwürdigen Politik *so schön spielerisch* bediente, eben um jeden Preis massensedierend zugleich über- und vorgespielte sozialdemagogische Dauerausnahmezustands- bzw. Verfassungsänderungs- Waschküche à la Schäuble und Merkel, bei der es doch – so wie ich es verstanden habe jedenfalls – im dunklen Kern um die klandestine (!) Herbeiführung einer „schönen, großen“ und mafiösen Präsidialrepublik nach jenem Strickmuster eines „schönen, großen“ und familiären Sportverbands auf europäischer Ebene (sowie freilich dann auch gleich – siehe die jüngsten Vertragsentwürfe zum EFSF/ESM – die politisch-juridisch irreversible Installation einer im Zweifels- bzw. Ernstfall mehrheitlich auf ein „Notstandscommando“ der CDU beschränkten Macht an deren Spitze) geht, die man z. B. auch *wesentlich besser* (also endgültig ungefragt am bekanntlich aufgrund sehr schlechter Erfahrungen entschieden friedliebenden, zumindest westdeutschen Verfassungsvolk vorbei) zusammen mit einigen anderen, heutzutage todsicher abgereichert uranhaltigen Sportsfreunden in irgendeinen (für die Investoren in diese „finale Sports-Demokratie“ dann final lukrativen, nämlich ihr halbseidenes, wenn nicht schon bankrottes Fiat-Ponzi- Finanzsystem noch einmal rettenden) Expansionskrieg schicken kann.
    – Den das GG verwehrt. –
    Unsere weltpolitischen Sportsfreunde wollen uns aber nicht in ihrem Rücken haben, sondern entmündigt und gleichgeschaltet an ihrer Seite; sie brauchen also jemanden, der uns verschiebt, einen Profi in Sachen Entmündigung, Gleichschaltung und Propaganda. Jemanden, bei dem bis zum Schluß nichts anbrennt. Jemanden aus Teflon.

    Das „Missständnis“, von dem Du sprachst, fasse ich als diese sich rapide und mit klandestiner Heeresmacht über die Schienen des immer sträflicher „unbeaufsichtigten“ Sports bzw. Sportsverbandswesens (z.B. DOSB: 26 Mio. Mitglieder; faselt etwas von „Gründergeist der Paulskirche“ / DFB: knapp 7 Mio. Mitglieder; faselt etwas von „Fußball ist Zukunft“ / FIFA: lt. Vermarktungs-Chef Sepp Blatter „eine Familie mit 300 Mio. Mitgliedern“ … der leider jeder auf der Welt beitreten muss, der professionell kicken will / etc, etc) ausbreitende bzw. autoritär ausgebreitete, sozialdemagogisch genutzte bzw. mißbrauchte Kombination von aktivem Mißverständnis und passivem Mißstand auf, die also in einem Wort auf die bewusste Übertölpelung bis hin zur Beseitigung der verfassungsmäßig garantierten Demokratie abzielt.

    Wer da was dagegen hat – das sage ich *bestimmt nicht als einziger* aus bereits gemachten einschlägigen Erfahrung -, hat nicht erst seit heute hierzulande (neuerlich) ein Problem im Format einer auf ihn zurollenden, nicht lange fackelnden Dampfwalze.
    Eine Schande, nicht wahr?

  28. @ pecas

    Es steht alles auf dem Spiel.

    Und sie wissen es. Daher wird versucht, auch mit Massnahmen, die dem permanent postulierten, scheinbar eigenen Anspruch, Demokrat zu sein, zu wider laufen, keine Luft an den Brandherd zu lassen.
    Der Sport ordnet sich hier einfach nur ein und scheint ganz gut als Experimentier- und Battlefield der gegenwärtigen „Missstände“ zu funktionieren.
    Blatter wird so lange national gestützt werden, solange alles strukturell und personell so bleibt, wie es ist. Die Verstrickungen und Verfilzungen sind that tough, dass jede Auflösung alter Strukturen als Risiko erscheint. Und wer als Etablierter liebt schon das Risiko ? Für Werte wie Demokratie und Transparenz den Vermögens- und Lebensstandard für sich und seine Familie zu gefährden ? Aber bitte schön, nicht mit mir. Gorbatschows Approach mit Glasnost und Perestroika war doch nur für die anderen gut. Das gleiche gilt doch auch für das freiheitlich-demokratische Doping der alten Bundesrepublik. Ich habe noch keine ernstzunehmende Erklärung des alten Sportpersonals diesbezüglich gelesen. Allerdings glaube ich, man sinnt Backstage über mehrheitlich akzeptable Lösungen nach, hat aber mehr Angst als Vaterlandsliebe.
    Das alte Personal muss vorher versorgt werden. Dafür braucht man Zeit. Vorerst werden mutige Journalisten ausgesperrt, öffentliche Sitzungen des Parlaments zugesperrt. Man spielt auf Zeit. Aber die hat man nicht. Die Gefahr, dass alles im Fiasko endet, ist real.

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