Zum Inhalt springen

Das Olympische Bildungsmagazin

Rom 2020: Vernunft und Verantwortung

Zeit für frischen Wind an dieser Stelle. Tasten wir uns also langsam wieder heran, zunächst mit Zweitverwertungen zur Olympiabewerbung 2020.

DLF vom 19. Februar 2012:

Die italienische Hauptstadt Rom hatte sich vor zwei Jahren als erster Interessent für die Olympischen Sommerspiele 2020 gemeldet. Am vergangenen Mittwoch mussten nun beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne die ersten umfangreichen Bewerbungsunterlagen eingereicht werden. Wenige Stunden vor dieser Deadline entschied das Kabinett des Ministerpräsidenten Mario Monti, keine Bürgschaften für diese Bewerbung zu erteilen. Monti will die Staatskasse sanieren, sein Land retten und keine neuen Risiken eingehen. Damit ist Rom aus dem Rennen – Madrid, Istanbul, Baku, Doha und Tokio bleiben dabei.

Sportpolitisch ist der Beschluss des Kabinetts Mario Monti geradezu einmalig. In den vergangenen vier Jahrzehnten, seit Denver einst aus finanziellen Gründen und nach einer Volksabstimmung die Winterspiele 1976 zurückgeben musste, hat sich noch jede Regierung dem olympischen Gigantismus verschrieben.

Regierungschef Monti hatte sich kurz zuvor mit US-Präsident Barack Obama beraten. Dieser wird ihm bestätigt haben, wie waghalsig und unberechenbar so ein Olympia-Abenteuer ist. Erinnern wir uns: Obama ist im Herbst 2009 auf der IOC-Session in Kopenhagen für seine Heimatstadt Chicago in die Bütt gegangen – und wurde mächtig abserviert. Chicago schied mit nur 18 Stimmchen im ersten Durchgang aus. Dabei muss man kein Fan der Amerikaner sein, muss Chicago nicht mögen, um festzustellen, dass Olympische Spiele – wenn überhaupt irgendwo auf diesem Planeten – dann doch in den USA im Grunde privat finanziert werden. Der Anteil an privaten Mitteln für Spiele in Amerika ist jedenfalls exorbitant höher als in anderen Regionen. Amerikanische Politiker feilschen auch stets etwas länger, bevor sie die vom IOC vorgelegten Knebelverträge unterschreiben.

screenshot Roma 2020

Von neuneinhalb Milliarden Euro Kosten war in Rom die Rede. Dass diese Summen nichts mit der Realität gemein haben, gehört zu den olympischen Grundgesetzen – nicht nur in Italien. Am Ende dieses Abenteuers – gerade auch in Italien – wäre ein Vielfaches dieser neuneinhalb Milliarden verprasst worden. Und mit den Unterschriften auf den vom IOC geforderten Papieren hätte der italienische Staat komplett für die Finanzierung eingestanden.

Das IOC steuert aus seinen Reichtümern – jährlich nimmt es derzeit rund 1,3 Milliarden ein – nur einen kleinen Teil zur Olympiafinanzierung bei. Im besten Fall rund die Hälfte des reinen Organisations-Etats für die Sportwettkämpfe, OCOG-Etat genannt. Dieser OCOG-Etat bewegt sich bei allem Spielen in Größenordnungen von etwa 1,5 bis 2 Milliarden Euro. Entscheidend sind aber zwei weitere Etats, ein offizieller, den das IOC ebenfalls abfordert: der so genannte Non-OCOG-Etat, in dem die Kosten für die Sportstätten verschlüsselt werden – er beträgt oft rund zehn Milliarden Euro. Und schließlich jene Etats, die gastgebende Städte und Nationen wirklich als Infrastrukturprogramme entwickeln. Das können, meist inoffiziell, schon mal 30 oder 50 Milliarden sein.

All das wird der Öffentlichkeit gern verschleiert und verheimlicht. Die offizielle Sprachregelung lautet stets: Olympia ist gut für uns! Olympia bringt Geld! Olympia löst unsere Probleme!

An derlei Wahrheitsbeugungen beteiligen sich stets auch so genannte Wissenschaftler und Wirtschaftsberatungsgesellschaften, die mit bezahlten Gutachten die Öffentlichkeit täuschen, selbst gut daran verdienen und den Olympia-Kreislauf in Gang halten.

Mahnende Stimmen gibt es kaum. Es ist nun gewissermaßen ein historisches Verdienst des Wirtschaftswissenschaftlers Mario Monti, die Spirale des Wahnsinns punktuell zu stoppen.

Wenigstens einer hat es gewagt – und erstaunlicher Weise ist das Verständnis in der italienischen Bevölkerung groß. Das Greinen des sportpolitischen Komplexes darf man getrost vernachlässigen, zumal sich darunter viele führende Funktionäre befinden, denen das Handwerk gelegt werden müsste, weil sie in zahlreiche Skandale verstrickt sind oder waren. Etwa das IOC-Mitglied Mario Pescante, Berlusconi-Vertrauter, Abgeordneter von Berlusconis Gnaden und ehemaliger Berlusconi-Staatssekretär.

Unter Silvio Berlusconi wäre das natürlich nicht passiert. Der hätte auch Olympia zur milliardenschweren Bunga-Bunga-Sause umfunktioniert und das im alten Rom geprägte Prinzip von Brot und Spielen gepflegt. Roms Bürgermeister Gianni Alemanno hätte ebenfalls alles riskiert, auch weil er 2013 wieder gewählt werden will.

Die Italien-Korrespondentin Birgit Schönau erinnert in der Süddeutschen Zeitung noch einmal an die von schweren Verlusten, Korruptionsfällen und juristischen Auseinandersetzungen überschatteten vergangenen Großereignisse in Italien: etwa die Fußball-WM 1990, die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin oder die Schwimm-WM 2009 in Rom – allein bei dieser WM waren die Kosten für drei Schwimmbecken mit 24 Millionen Euro veranschlagt und kosteten die Steuerzahler 90 Millionen, um nur die wichtigsten Ärgernisse zu nennen.

Monti bricht mit dieser Tradition – und zwar rigoros.

Monti hat ja nicht nur wichtige Sätze über „Verantwortung“ und „Vernunft“ gesagt. Er soll den italienischen Sportfunktionären auch erklärt haben, dass er es nicht verstehe, warum eine Regierung für derlei Sportveranstaltungen bürgen müsse. Das IOC verlangt vier Dutzend Garantien in unermesslicher Höhe. Allein die Sicherheitskosten, die nie in einem Olympia-Budget auftauchen, bewegen sich bei Sommerspielen, einer inklusive erster Vorwettkämpfe und Eröffnungsfeier 18 Tage währenden Veranstaltung, bei rund einer Milliarde Euro.

Das sind Fakten, die vom sportpolitischen Komplex gern verschwiegen werden. Das war bei der vor einem halben Jahr gescheiterten Münchner Olympiabewerbung nicht anders. Da hatte der deutsche Bundestag pauschal den Bewerbungskosten zugestimmt, ohne auch nur einen ehrlichen, nachprüfbaren Ansatz auf dem Tisch zu haben. Und da hat später natürlich auch die Bundesregierung die Knebelpapiere des IOC, diese unerhörten Garantieforderungen und Bürgschaften, unterschrieben.

Insofern war der Valentinstag 2012 ein guter Tag für den Realismus im Sportbusiness.

Das hat selbst IOC-Marketingchef Gerhard Heiberg anerkennen müssen, der von Reuters mit den Worten zitiert wurde, Monti habe „weise“ gehandelt.

Dagegen behauptete der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach gemäß Reuters, Italien habe eine Chance auf wirtschaftliches Wachstum verpasst.

Dies ist der übliche olympische Singsang, der auch schon vor Jahren in Athen angestimmt wurde – dabei haben die Sommerspiele 2004 in Athen mit geschätzten 30 Milliarden reellen Kosten beträchtlichen Anteil am drohenden griechischen Staatsbankrott.

Monti soll seinen Ministern gesagt haben, er wolle nicht, dass Rom ein zweites Athen werde.

IOC-Präsident Jacques Rogge hat unlängst noch den Anteil der Olympiakosten an Griechenlands Misere klein gerechnet. Dabei schönt er seine eigene Arbeit beziehungsweise sein eigenes Versagen. Denn die Vorbereitungen auf die Athen-Spiele fielen schon in seine präsidiale Amtszeit – und in jene Jahre, in denen er der Welt immer wieder versprochen hatte, es sei sein vordringliches Ziel, Olympia bescheidener und bezahlbarer zu machen.

Er ist kolossal gescheitert und nun zu feige, dieses Scheitern einzugestehen. Denn Olympia hat sich in seiner Amtszeit anders entwickelt. Der Gigantismus dominiert, ohne dass es je energische, nachhaltige Eingriffe von Rogge gegeben hätte.

Athen 2004, Peking 2008, Sotschi 2014, Rio 2016, Pyeongchang 2018 – dort wurden und werden Dutzende Milliarden verbrannt. In Athen und Peking sind aus Prestigebauten längst Investruinen geworden, die niemand braucht. In Sotschi verdienen vor allem die Putin-nahen Oligarchen. Die finanziell gesündesten Spiele gab es unter Rogge zweifellos in Vancouver 2010. Turin 2006 hielt sich, gemessen an Wahnsinns-Projekten in Sotschi oder Peking, einigermaßen im Rahmen. Und selbst die kommenden Sommerspiele in London weisen eine grundsätzlich ungesunde Finanzierung auf und basieren auf einer Mega-Lüge, weil schon bei der Vergabe durch das IOC im Juli 2005 feststand, dass das Budget nie gehalten werden kann, sondern ein Mehrfaches des in den Bewerbungsunterlagen behaupteten betragen würde. Doch ein entsprechendes Gutachten wurde im Sportministerium unterdrückt.

So läuft das mit Olympia. Insofern darf die Welt Mario Monti dankbar sein.

Er ist allerdings ein einsamer Rufer in der Wüste. Er wird dafür keinen Olympischen Orden bekommen. Denn schaut man sich die verbliebenen fünf Bewerber für die Sommerspiele 2020 an, so geht es weiter mit Lügen und höchst ungesunden Milliardenversprechen.

Madrid? Wie Spanien fast pleite?

Istanbul? Ist sexy und protzt mit enormen Wirtschaftswachstum, doch viele Experten trauen der Botschaft nicht.

Baku? Ein Witz.

Tokio? Bietet vielleicht die reellste Bewerbung auf.

Bleibt noch Doha, Hauptstadt des Emirats Katar. Für den Herrscherclan der Al-Thanis gelten keine ökonomischen Gesetze. Die Al-Thanis kaufen alles Dank ungeheurer Gas- und auch stattlicher Ölreserven.

Berliner Zeitung vom 16. Februar 2012:

„Wir müssen jetzt vernünftig sein“, hat Italiens Ministerpräsident Mario Monti am Valentinstag gesagt. Angesichts der existenziellen finanziellen Probleme seines Landes sei eine Bewerbung Roms für die Olympischen Sommerspiele 2020 „unverantwortlich“. Montis Kabinett gibt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht die in den Knebelverträgen geforderten, milliardenschweren Finanzgarantien. Rom stellt seine Olympiabewerbung ein.

Da waren es nur noch fünf Bewerber um die Spiele 2020: Ein quasi außerirdischer Kandidat, Katar, wo Gas und Öl aus der Steinwüste sprudeln und den Reichtum des herrschenden Al-Thani-Clans täglich mehren. Zwei akzeptable Kandidaten mit imposanter Story: Istanbul und Tokio. Zwei bizarre Anwärter: Baku und Madrid. Bakus Bewerbung ist ein Witz. Und die Spanier laborieren an ähnlich fundamentalen Problemen wie die Italiener – machen aber trotzdem weiter.

„Wir sind ein privilegiertes Völkchen“, hat Juan Antonio Samaranch Junior einmal über das IOC gesagt, dem er selbst angehört. Samaranch Junior war stets treibende Kraft hinter der Olympiabewerbung von Madrid, ob nun für 2012, 2016 oder für 2020. Dazu sollte man vielleicht wissen, welchen Beruf Samaranch ausübt: Investmentbanker.

Professore Monti dagegen ist Wirtschaftswissenschaftler. Er ist im November angetreten, um Italien zu retten. Er legte im Dezember sein Sparpaket vor. Er begründete die Absage des Olympia-Abenteuers nun mit den Vokabeln „Vernunft“ und „Verantwortung“. Jeder Italiener, jeder Europäer, der des Denkens fähig und der olympischen Propaganda noch nicht erlegen ist, sollte diese Argumente verstehen. Doch „Vernunft“ und „Verantwortung“ sind Fremdwörter in der olympischen Welt, zumal in diesem irrwitzigen, verlogenen Bewerbungs-Business, wo es um die frechsten Versprechen, die peinlichsten Offerten und die absurdesten Milliardenpläne geht.

In Rom wurde vor zwei Jahrtausenden das Prinzip „panem et circenses“ (Brot und Zirkusspiele) erfunden. Roms Abschied von den Olympiaplänen ist ein Symbol. Ein selten gutes Zeichen. Vernünftig und verantwortlich eben. Vergleichbar allenfalls mit der Volksabstimmung vor genau 40 Jahren im US-Bundesstaat Colorado, als mündige Bürger entschieden, keine öffentlichen Mittel mehr in ein hochriskantes Olympiaprojekt zu stecken. Denver gab damals die Olympischen Winterspiele 1976 zurück, um das Schlimmste zu verhindern. Derlei Zeichen von Vernunft gab es in der olympischen Geschichte nur selten.

Mario Monti sollte einen olympischer Orden erhalten. Sein Beispiel muss Schule machen. Wird es aber nicht. Und einen IOC-Orden bekommt Monti dafür keinesfalls. Denn im Milliardenkonzern IOC werden die Spiele doch eher als Allheilmittel für Probleme jeder Art verkauft. Der Gigantismus regiert, ob nun in Peking (Sommer 2008), Sotschi (Winter 2014) oder Rio (Sommer 2016). Im IOC tut man sich bis heute schwer damit, den Zusammenhang zwischen den Olympischen Spielen 2004 in Athen und dem drohenden griechischen Staatsbankrott anzuerkennen.

Denn die Branche handelt mit Illusionen, nicht mit Wahrheiten.

48 Gedanken zu „Rom 2020: Vernunft und Verantwortung“

  1. Ein schönes Stück zum selben Thema Ready for the International Olympic Committee as the world’s “moral arbiter”?

    On the same day, a short story from the Associated Press noted that both Standard & Poor’s and Fitch Ratings had downgraded a combined 15 financial institutions in Spain in the aftermath of both firms having downgraded their ratings on Spain’s government debt. Fitch “painted a gloomy picture of Spain’s economy . . . [expecting] no growth in Spain’s gross domestic product in this year and 1% growth in 2013.” In view of this and Spain’s financial problems – similar to Italy’s – could the I.O.C. ethically allow Spain to bid for the Games, knowing the cost explosion and confused post-Games legacy issues that have plagued Athens 2004, Beijing in 2008 and even London in its run-up to 2012, where the projected government support of £2.4 billion (~ $3.8 billion U.S.) in its bid has ballooned to £9.3 billion ($14.6 billion U.S.)? No, of course not.

  2. Ohne 2 stelligen Bewerberetat läuft bei Olympia Bewerbungen nichts. Italiens Privatwirtschaft liegt am Boden. Das wird der Staat alleine Finanzieren müssen. In der Haushaltsnotlage wird das nicht einfach. Wenn er das Geld nicht zusammen bekommt, wird das eine Alibi Bewerbung.

  3. Wieso einigt man sich nicht darauf, die Olympischen Spiele in nur 4 oder 5 Städten im Wechsel auszutragen (also alle 16 oder 20 Jahre in der gleichen Stadt). Das würde die Kosten sicher reduzieren. Der Haken daran ist natürlich, dass die Wahl dieser 4 oder 5 Städte von Bestechungen beherrscht sein wird.

  4. Die Schlussfolgerung kann doch eigentlich nur sein, dass Katar der mit Abstand sinnvollste Ausrichter ist. Mit dem WM zwei Jahre später erst recht.

  5. Doha wurde „angeblich“ bereits zugesichert, die Spiele im oktober austragen zu dürfen. Am Beispiel Quatar 2022 sieht man, dass die es ernst meinen. Asien- Spiele haben sie ja ebenfalls schon ausgerichtet, sie haben bereits einige Olympiataugliche Sportstätten und da die meisten Bewerbe indoo ausgetragen werden, wird die Hitze weniger problematisch, als bei der Fussball WM.
    Fazit: Doha ist mMn „der“ Favorit!

  6. Madrid ergibt auf perverse Weise schon fast wieder Sinn. Wenn man heute schon weiß, dass man seine Gläubiger nie bedienen kann und dass man grandios pleite gehen wird, dann kann man vor dem großen Knall beliebige weitere Schulden anhäufen. Die kommen einfach auf den großen Schuldenhaufen. Party On!

    Baku hat Öl. Wenn man das verschleudern will, an mir soll es nicht liegen.

    Tokio? Japan ist ebenfalls enorm verschuldet, und hat seit Fukoshima ein massives Energieproblem im ganzen Land. Das würde lustig, wenn im Rest des Landes die Lichter ausgehen, damit man die olympischen Sportstätten anständig betreiben kann und die Besucher nicht in dunklen Hotels und Hallen sitzen.

    Istanbul? Wenn sie wollen, dann sollen sie. Vielleicht gibt es Ärger mit den Franzosen oder Journalisten die zu unabhängig berichten wollen, aber Peking hat gezeigt, wie man sowas regelt. Was auch für Baku und Doha gilt. Der Straßenverkehr in Istanbul soll mörderisch sein da macht Olympia besonders Spaß.

    Doha fände ich klasse. Da wäre der Zirkus dort angekommen, wo er hingehört. Reiche Typen gönnen sich mal eine anständige Show ohne jeglichen Sinn, und lassen die Jugend der Welt zur Belustigung antanzen. Der Spaß für die Jugend ist begrenzt, aber man kann nicht alles haben und muss für seinen Sport Opfer bringen.

    Wie sieht eigentlich die Doping-Lage aus? Genauer, wo gibt es die drastischsten Strafen für Drogenhandel und -konsum. Da sollte man hin.

  7. Pingback: Texte, die weiterhelfen | sportinsider

  8. Pingback: Internetkriminalität: EU nimmt Privatwirtschaft in Verantwortung

  9. JW in der Berliner Zeitung: Intrige gegen Istanbul

    Platini agierte als Wahlhelfer für Doha und wollte den Zeitplan ändern, um Istanbuls Olympiabewerbung zu hintertreiben. Platinis Sohn Laurent, ein Anwalt, verdient fürstlich beim Katar Sport Investment Fonds, hinter dem die katarischen Regierung steht.

  10. CIPRA: Torino 2006: Lehrgeld bezahlt und nichts gelernt

    Der Unterhalt der eigens für 2006 gebauten Bobbahn kostet jeden Tag 1’500 Euro. Das sind mehr als 40’000 Euro im Monat für eine Anlage, die kaum genutzt wird. Die Betreiber wollen sie daher für immer schliessen. Am selben Ort soll, geht es nach privaten Investoren, eine Skihalle mit Europas längster Piste gebaut werden.
    […]
    Allein der Bau hat 120 Millionen Euro gekostet. Der Abbruch inklusive Entsorgung der 48 Tonnen Ammoniak, die es zur Herstellung und Kühlung des Eises braucht, verschlingt weitere 220 Millionen.

    Entsorgung einer Bobbahn ist teurer als die Errichtung?

  11. sehr aufmerksam, ralf — wie immer :)
    mir erscheinen ja schon die baukosten von 120mio seltsam hoch für eine schnöde betonröhre mit kühlfunktion. 120mio — ich meine, die hamburger stellen sich für die gute hälfte davon ein ausgewachsene multifunktionswunderphilharmonie in die elbe (ok, kleiner scherz). was haben sie denn in vancouver/whistler für ihre bahn bezahlt? aber ich frage mich ernsthaft, wo das geld da drin stecken soll? oder haben die italiener die bahn damals vorsichtshalber atombombensicher ausgebaut, um sicher zu gehen, dass sie auch bis zu den spielen hält?

    vielleicht sollten sie mal die koreaner fragen, ob sie nicht zufällig noch interesse haben. oder einfach eine kleinanzeige: rodelbahn günstig abzugeben (selbstabholung).

  12. SN (12.02.10): Das trostlose Erbe der glanzvollen Spiele von Turin

    Nicht viel anders sieht es bei der Bob- und Rodelbahn in Cesana aus. 70 Millionen Euro hat der Eiskanal verschlungen. Internationale Wettkämpfe, wie von den Organisatoren versprochen, finden allerdings kaum statt. Dagegen müssen für die Instandhaltung 2,2 Millionen Euro jährlich ausgegeben werden. Bei nur 500 000 Euro Einnahmen ein grandioses Verlustgeschäft.

  13. velonews: Spanish economic woes imperil funding for races, teams and 2014 world road championships

    Facing unemployment hitting 25 percent and across-the-board spending cuts to avoid bailout by the European central bank, the federal government is threatening to halve its financial support for national sport agencies.
    […]
    With Spain pushing to host the 2020 Summer Olympics, Riesco said, it’s paramount that Ponferrada host the worlds as planned. “Spain would convert into a banana republic if we did not meet our international commitments,” Riesco said.

  14. Georg Bucher in der NZZ: Finanzkrise in Spanien: Weltmeisterschaften in Gefahr

    Nach den Plänen der Regierung werden die Subventionen für die Sportverbände sukzessiv um die Hälfte gekürzt. In diesem Jahr beträgt die Kürzung bereits 22 Prozent – im Durchschnitt.
    […]
    Nächstes Jahr wird der Staat […] keinen Cent für neue Anlagen und Events bereitstellen.
    […]
    Dass Spanien täglich negative Schlagzeilen liefere, wirke sich negativ auf die Olympiakandidatur Madrid 2020 aus, meint Juan Antonio Samaranch jun., Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOK).

  15. David Böcking für SpOn: Bilanz von Sportereignissen: Der Ball rollt, der Rubel nicht

    „Die meisten Forscher finden keine Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und neuen Sportanlagen, Lizenzverkäufen oder Veranstaltungen.“
    […]
    Der Bau von Sportstätten ist äußerst kostspielig und wird fast immer zu einem großen Teil auf die öffentliche Hand abgewälzt. […] Ist der Staat selbst Bauherr, geraten die Kosten regelmäßig außer Kontrolle.
    […]
    Matheson weist darauf hin, dass die Prognosen häufig von den Veranstaltern selbst erstellt werden, die natürlich Interesse an einem positiven Ergebnis haben.
    […]
    Beim Olympiastadion von Nagano etwa, zu den Winterspielen 1998 für 107 Millionen Dollar erbaut, reichten die Besucher eines ganzes Jahres nicht, um rechnerisch die 30.000 Sitze auch nur ein einziges Mal zu füllen.

  16. JW für SpOn: EM 2020: Platinis raffiniertes Fußballmanöver

    [Michel Platini] begann seinen Job in Nyon an den Gestaden des Genfer Sees mit einem sinnfreien Beschluss: Die Uefa erhöhte die Teilnehmerzahl der EM-Endrunde von 16 auf 24 Teams. […] Zu einer Zeit, in der bereits die Austragung einer EM mit 16 Nationen kaum noch zu finanzieren ist.
    […]
    In den letzten Jahren hat sich die Bereitschaft, finanziell so riskante Projekte zu stemmen, rapide verringert (mal abgesehen von russischen Oligarchen oder arabischen Ölscheichs).

  17. Die Presse: Volksbefragung zu Olympia 2028: Wien soll zweimal abstimmen

    Dass es nicht billig wird, war schon seit Längerem klar, doch nun liegen konkrete Zahlen auf dem Tisch, wie viel eine Olympia-Bewerbung von Wien kostet. Nachdem immer von einem zweistelligen Millionenbetrag die Rede war, erklärte SP-Klubchef Rudolf Schicker: Etwa 80 bis 100 Millionen Euro müssten in die Hand genommen werden.

  18. team2012.at: Olympische Spiele in Wien???

    Selbst im Fall einer durchdachten Bewerbung erscheint aus heutiger Sicht ein Zuschlag bei der Vergabe aus objektiven Kriterien höchst unwahrscheinlich. Olympische Sommerspiele haben eine derart gigantische Dimension angenommen, dass Wien dafür einfach zu klein ist. Das Geld, das in eine Bewerbung fließen würde, könnte man im Sport viel sinnvoller einsetzen. Winterspiele in Wien sind allerdings noch viel absurder.

  19. Felix Lill im ND: Tokio kauft sich Freunde

    Kurz bevor er die Vertreter der 54 afrikanischen Nationen öffentlich um ihre Stimme im IOC bat, hatte Japan dem Kontinent ein 25 Milliarden Euro schweres Entwicklungshilfepaket zugesichert.

  20. Birgit Schönau in der SZ (17.12.): Kaschmirpullis und süßes Parfüm

    Im laufenden Staatshaushalt sind für Italia 90 immer noch 61 Millionen Euro vermerkt – das Geld fließt in die Schulden für den Bau der Sportstätten, die zum Teil schon wieder demoliert worden sind. Ähnlich wie für die Fußball-WM, die Deutschland gewann, übernahm das Land sich für die Schwimm-WM 2009 in Rom, die von Giovanni Malagò koordiniert wurde.

    Die für den Wettbewerb geplante „Sportstadt“ des spanischen Star-Architekten Santiago Calatrava ist bis heute nicht fertiggestellt, die Kosten stiegen von 200 auf fast 600 Millionen Euro.

  21. Pingback: Classics: Warum die Fußball-EM paneuropäisch ausgetragen wird – SPORT & POLITICS

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What they say
"I give a shit on you!
I shit on German media!"
Husain Al-Musallam
President World Aquatics
and Co-Conspirator #3
coming soon
fund journalism
FIFA Watch
best of