Ich mache doch einen neuen Beitrag auf zum Thema, das hier bereits heftig diskutiert wird: Einstellungsverfügungen der Staatsanwaltschaften zu den T-Mobile/Telekom-Dopern und ihren Dopingärzten von der Uniklinik Freiburg – kurz darauf dagegen die schlagzeilenträchtige Entscheidung der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA und das Resignieren von Lance Armstrong.
Ich habe heute Vormittag für Spiegel Online diesen Kommentar gedichtet:
Die United States Anti-Doping Agency (USADA) schreibt Sportgeschichte. Sie erkennt dem amerikanischen Doper Lance Armstrong sämtliche sieben Siege bei der Tour de France ab. Das ist eine wunderbare Nachricht für all jene, die an sauberem Sport interessiert sind.
Der Fall Armstrong hat auch eine sehr deutsche Komponente.
Wenn andere Doper nachträglich zu Siegern der Tour de France erklärt werden sollten, wie Jan Ullrich (2000, 2001, 2003) und Andreas Klöden (2004), wäre dies ein Schandmal für die deutsche NADA, die so genannte Anti-Doping-Agentur.
Denn die USADA mit ihrem seit 2007 amtierenden Boss Travis Tygart, den Armstrong der Hexenjagd bezichtigt, hat in vorbildlicher Weise gezeigt, was möglich ist, wenn sich eine Agentur dem Druck von Sport, Politik und Sponsoren nicht beugt, sondern selbständig ermittelt, ihrer Kernaufgabe nachkommt und sich der Wahrheit annähern will.
Im Vergleich dazu betreibt die NADA in Bonn ein unwürdiges Geschäft.
Die USADA hat sich mit dem spektakulären Fall Armstrong in herausragender Weise emanzipiert. Travis Tygart erklärte nach Jahren des verzehrenden Kampfes schlicht und einfach:
Es ist unser Job, nach der Wahrheit zu suchen und Gerechtigkeit walten zu lassen.
Dieses Zitat sollte man einrahmen und in der NADA-Zentrale in Bonn in allen Räumen aufhängen. Denn im Vergleich zur USADA ist die NADA nicht unabhängig und hat keine klugen, mutigen Köpfe mehr – die letzten wurden vergrault, etwa die ehemalige Justiziarin und Interims-Chefin Anja Berninger.
Die NADA ist ein Werkzeug der sportpolitischen Allianz aus DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), BMI (Bundesinnenministerium, Hauptsponsor des Hochleistungssports hierzulande) und Sportausschuss des Bundestages, der seiner Kontrollfunktion nicht nachkommt.
Es ist dieser sportpolitische Komplex, der in Deutschland seit langem auch ein wirkungsvolles Gesetz gegen Doping und Korruption im Sport verhindert. Es ist dieser intransparente sportpolitische Komplex, der nicht einmal Einblick geben will, wie Steuermittel im Hochleistungssport verwendet werden, der sich dabei sogar über geltendes Recht erhebt.
Über den Fall Armstrong wurden bereits Bücher geschrieben – damit ließe sich online eine eigene Wikipedia gut füllen, für deren Lektüre ein Menschenleben Zeit kaum reicht. Die Kurzfassung, die den dramatischen Unterschied zwischen den USA und Deutschland verdeutlicht, geht so:
Nachdem die Ermittlungen der amerikanischen Steuerbehörde gegen Lance Armstrong und dessen ehemaliges Team US Postal eingestellt wurden, ließ sich die USADA die Akten kommen und begann auf dieser Grundlage mit eigenen Ermittlungen. Knallhart und unbeirrt von allen äußeren Einflussnahmen.
Wenn dagegen in Deutschland staatsanwaltschaftliche Ermittlungen aufgrund mangelnder Rechtslage eingestellt werden, obwohl Doping belegt ist (zuletzt in den Fällen der Blutbestrahlung am Olympiastützpunkt Erfurt und dem Dopingsystem der Uniklinik Freiburg im Profiradsport), knallen bei NADA, DOSB und BMI die Sektkorken. Dann findet die NADA allerlei absurde Begründungen für ihre Untätigkeit, führt „eine Vielzahl von Beweisverwertungsverboten“ auch und beruft sich sogar auf das Grundgesetz.
Diese Methode hat System.
Im Grunde waren die USA und Deutschland (in West und Ost) immer ein Schlaraffenland für Doper. Doch während in Deutschland Sport und Politik in einer unheilige Allianz wirksame Vertuschungspolitik betreiben und die NADA als Feigenblatt benutzen, wurden in den USA im vergangenen Jahrzehnt die weltweit spektakulärsten Betrugssysteme aufgeklärt:
Erst das System des Doping-Labors BALCO, das mit Designer-Drogen und Doping-Cocktails einen Kontinent bediente – nun das System des Lance Armstrong, der vor der Macht der Fakten kapitulieren muss.
Stets waren dabei Ermittlungen der Steuerbehörde der Ausgangspunkt. In beiden Fällen ermittelte schließlich der kahlköpfige, unbestechliche Jeff Novitzky, über den Travis Tygart einmal sagte: „Man sollte ihm einen Schrein einrichten!“ Novitzky war einst Steuerfahnder und recherchiert für die Lebensmittel- und Arzneimittelaufsicht FDA in Washington, eine Bundesbehörde. In beiden komplexen Betrugssystemen – BALCO und Armstrong – waren Grand Jurys involviert, wurden Kronzeugenregelungen angewandt, der einstige Superstar Marion Jones musste wegen eidesstattlicher Falschaussagen sogar ins Gefängnis und wurde Olympiasiege los.
Dabei gibt es in den USA, wie in Deutschland, nicht einmal ein Antidopinggesetz.
Travis Tygart und die USADA zeigen, was dennoch möglich ist, wenn man Interesse an Aufklärung hat und alle Informationen verwertet.
Der Doper Lance Armstrong wird nun auch seine Bronzemedaille verlieren, die er bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney im Zeitfahren gewann. Die drei Doper aus dem einstigen Doping-Team Telekom/T-Mobile dagegen behalten ihre Medaillen des Straßenrennens von Sydney: Jan Ullrich, Alexander Winokurow und Andreas Klöden.
Die bevorstehenden, lange zurückliegenden Tour-de-France-Siege von Ullrich und Klöden sind ein schrecklicher Nachweis des Leistungsvermögens der NADA – und noch viel mehr: Denn Novitzky begann seine Ermittlungen gegen Armstrong, um herauszufinden, ob öffentliche Mittel für Dopingzwecke missbraucht wurden.
In Deutschland ist das in mehreren Fällen dokumentiert und für rechtens befunden worden.
Jürgen Kalwa in der FAZ: Das Denkmal steigt vom Sockel
@Jens
„…Die United States Anti-Doping Agency (USADA) schreibt Sportgeschichte. Sie erkennt dem amerikanischen Doper Lance Armstrong sämtliche sieben Siege bei der Tour de France ab. “
Ist das denn überhaupt möglich?
#2
Dazu hier, AP via SI:Lance Armstrong banned for life, career vacated
WADA: WADA statement on Lance Armstrong’s decision not to seek arbitration
Wird die UCI wirklich? Am dopingverseuchten Radsport ändert es sowieso nichts.
@ Jens
Wenn Sie fair geblieben wären, hätten Sie zumindest auch darauf verwiesen, wie sich Jan Ullrich geäußert hat. Aber das tun sie nicht. Bewußt nicht, denn gelesen werden Sie es ja haben. Und das finde ich für einen (unparteiischen) unabhängigen Beobachter verwerflich und bestätigt leider mein Vorurteil.
( Niedlich war übrigens auch, wie gestern abend in der ARD deren Dopingexperte ohne explizite Namensnennung zum Deutschlandspagat ansetzte. Er versuchte sich schon an seinem nächsten Thema. Was gibt es da eigentlich an Honorar für einen ausgestrahlten Bericht ?)
Übrigens, das haben Sie doch wohl in völliger Unkenntnis des WADA-Codes geschrieben, den Sie als Dopingexperte unbedingt kennen sollten.
Wie war sie denn vorher ? In den Händen von Armstrong & Co. ?
Seit wann geht es denn im exerzierten Antidoping um moralische Werte ?
Glauben Sie wirlich ? Auch in den USA ist der Abend schlauer als der Morgen. Definitiv.
Diese Formulierung würde hervoragend zum Umgang mit den Erkenntnissen aus der Spitzer-Studie und der Verzögerungs- und Vertuschungstaktik der Großen Kommission passen. Aber da schweigt der „Sänger“ Höflichkeit.
Auch wenn Sie sich hier des Mittels der journalistischer Überhöhung bedienen, für einen Fachbeitrag ist das sehr unglücklich und extremely missleading. Sie wissen sicherlich, dass dieses Schlaraffenland nicht in Deutschland liegt. Und Ost ist eh aus. Das waren andere Zeiten. Dass heute dieses gelobte Land woanderes liegt, das sollten Sie doch auch nach ihren Augenzeugenberichten aus London wissen.
Was völlig in der Berichterstattung, nicht nur bei Ihnen, untergeht, ist doch letztlich die Frage, was es eigentlich bedeutet, dass Armstrong aus dem Verfahren ausgeschert ist. Für die Verfahrungsführung der USADA wird das ein Riesenprobem. Es fehlt der Hauptangeklagte.
Die anderen Beklagten werden das wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Na gut, der Tag ist noch jung. Vllt. wird sich noch der eine oder andere wissende Rechtsexperte noch dazu – vllt. auch hier – äußern.
ich mag amerikanische Weltpolizeivorstellungen trotzdem nicht. Und auch nicht, dass Doping härter untersucht wird als Kriege und ihre Gewinner.
Und die Frage stellt sich, aber das schon seit zehn, fünfzehn Jahren: Waren die Nächstplatzierten sauberer, oder auch der Siebente, wenn er plötzlich zum Ersten erklärt wird, und das nur, weil von ihm keine Proben aufgehoben wurden.
Die Sponsoren von Armstrongs Stiftung bleiben ihm treu, schreibt ustoday, und auch sonst recht Interessantes
USA Today: „The bottom line is I played by the rules that were put in place … when I raced,“ Armstrong said.
Armstrongs Stiftung scheint beim ersten Scannen ja doch darauf angelegt, Krebs zu verhindern. Medikamentenhersteller dürften nicht erfreut sein.
http://www.canyonranchinstitute.org/partnerships-a-programs/partnerships/ncta/ncta-overview
@ha
Deshalb meine Frage, die USADA „will“ alle Titel aberkennen, aber den TdF Sieg vergibt ja nicht die USADA?
Ich vermute/befürchte, daß im Fall Armstrong noch nicht das letzte Wort gesprochen worden ist. Da kommen noch Überraschungen, aber eines ist sicher, der USADA-Chef
Tygart hat Recht wenn er sagt:“ Verlierer ist der Sport.“
Viel schlimmer ist aus meiner Sicht das folgende:
Während die USADA-Ermittlungen vier US-Postal-Doper bereits an der Teilnahme gehindert haben, konnte einer der Telekom-Doper im Jahr 2012 noch einmal Olympiasieger werden. Da sage noch einer, man solle die alten Zeiten ruhen lassen…
#9
Ja, ich halte das auch für noch nicht geklärt.
Reime aber mal Folgendes zusammen: Die sportrechtliche Verjährungsfrist (acht Jahre) wäre mit der Aberkennung zeitlich davor liegender Titel/Medaillen in Übereinstimmung zu bringen. Denn dabei handelt es sich nicht um eine Sanktion (Sperre = Frist acht Jahre), sondern um eine nachträgliche Disqualifikation – für die es keine Verjährungsfrist gibt. (Vergleichbar dem sportjuristischen Streit um die Aberkennung von Dopingrekorden – auch das wäre nach Ansicht vieler Sportrechtler nur eine Disqualifikation, keine Sanktion.)
Möglich ist das also. Für die Olympiamedaillen wäre letztlich die IOC-Exekutive zuständig. Für die Tour-Titel der Veranstalter bzw. die UCI. Wenn diese Organisationen dem USADA-Entscheid nicht folgen wollten, würde die Sache sicher vor den CAS gehen.
2006 (Fuentes-Skandal) bzw. 2007 (Telekom-Doping-Beichten) war noch nichts verjährt, wenn man denn GEWOLLT hätte…
@ Herbert # 7: Sie unterschreiten Ihr Niveau weit. Warum? Sie wittern schon wieder eine Weltverschwörung.
Ich habe mich zu Einzelheiten des Falls Armstrong nicht (kaum) geäußert und habe im übrigen immer gesagt, dass ich davon keine Ahnung habe. Rad-Kriminalität habe ich im Prinzip 2007 von meiner Agenda gestrichen.
Ich habe das Vorgehen der USADA in einem KOMMENTAR, keiner wissenschaftlichen Abhandlung, mit dem Vorgehen der NADA verglichen.
Nur wenige Journalisten, einer kommentiert hier, eine zweite schreibt und kommentiert hier ebenfalls, haben derlei Fundamentalkritik (in alle Himmelsrichtungen, vor allem hier: in alle deutsche Himmelsrichtungen) geübt. Das kann man nachlesen, jederzeit. Ist ohnehin gut. dass journalistische Arbeit überprüfbar ist.
Insofern nervt es mich erneut, wenn Sie diese peinlich-billige Ost-Nummer rauskehren, wieder und wieder und wieder.
Sie stellen Falschbehauptungen auf. Der/die Sänger (die beiden erwähnten, nicht der, den sie ständig erwähnen) schweigen eben überhaupt nicht und sie kennen und akzeptieren auch keine Autoritäten.
Sie sollten sich an die Fakten halten, okay!
Solange Ärzte in Deutschland dopen dürfen, solange Radprofis dopen dürfen, solange sich Sportler blutbestrahlen dürfen, ohne belangt zu werden, solange öffentliche Mittel dafür eingesetzt werden, solange es kein Antidopinggesetz gibt, solange Sport und Politik Doppelpass spielen, die NADA als Papiertiger halten und mit Steuermitteln intransparent diesen Zirkus alimentieren – solange ist Deutschland (in Ost und West) ein Doping-Schlaraffenland.
Es ist ja gar nicht schwierig, sich ein von der Nada geführtes Dopingverfahren zum Telekom-Doping nach USADA-Muster vorzustellen (oder gern auch mehrere): Würde es jetzt eingeleitet, nach einigen Jahren, in denen sich die Nada in Ignoranz/Toleranz übte, wäre alles ab 2004 noch sanktionierbar. Das System war bis 2007 intakt. Es käme also nach menschlichem Ermessen noch ein bisschen was dabei heraus, nahe liegend Ermittlungen bei: Klöden, Kessler, Wesemann … gegen die Ärzte.
Weiter nach USADA-Muster: Ergäben eventuell ernsthaft betriebene Ermittlungen der Nada inklusive Zeugenaussagen, Hinzuziehung der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsergebnisse ein System, das vor dem Jahr 2004 etabliert wurde (und das wurde es, wie spätestens seit dem Bericht der Kleinen Kommission bekannt ist), könnten auch den Telekom-Radlern Titel und Medaillen aberkannt werden.
(Wobei ich mir nicht sicher bin, mit Lizenz welchen Verbandes z.B. Winokurow gefahren ist, unter wessen Jurisdiktion der dann also fällt, aber sicher kann man dann Erkenntnisse aus einem solchen Verfahren abgeben.)
Wie auch immer: Die freizügige Interpretation des AMG durch die Freiburger Staatsanwaltschaft im Sinne der Ärzte (da die Sportler einverstanden waren, ihre Einwilligung vorlag und sie nicht zu Schaden kamen, ist es irgendwie nicht Doping oder nicht sonderlich „sittenwidrig“) steht der Nada, die sich an ihren Code zu halten hat, nicht offen.
Wenn sie keine Verfahren einleitet, würde mich interessieren, was politisch möglich ist bei Verstoß gegen der Stiftungsauftrag.
Keine Frage, die Aufgabe von Armstrong ist ein Sieg für die Doping-Bekämpfer. Dass aber alle Nachrücker für Armstrongs Tour-Siege ebenfalls verurteilte Dopingsünder sind und diese teils noch heute nach Siegen und Medaillen greifen dürfen, zeigt nur, dass sich das System Radsport kein Stück verändert hat. Daher sollte wenigstens das IOC ein Zeichen setzen und diese verseuchte Disziplin aus dem Olympischen Programm streichen.
Ich bin froh, dass sich zumindest die deutschen Medien ein wenig von der Tour de France und anderen Doping-Wettbewerben distanziert haben. Aber in den anderen Ländern hat sich auch diesbezüglich NICHTS geändert.
Ich möchte den Ausführungen des Hausherrn applaudieren. Aber Vorsicht! Eine der zentralen Annahmen könnte sich als falsch herausstellen:
Wie weit – und ob überhaupt – die USADA Einblick in die staatlichen Ermittlungsunterlagen bekommen hat, ist völlig unklar. Es gibt darüber widersprüchliche Darstellungen.
Die Erkenntnisse der USADA stützen sich meiner Ansicht nach – und ich habe die Affäre intensiv verfolgt – im Wesentlichen auf einen Whistleblower, der – übrigens nicht aus strategischem Motiv wie die Kronzeugen zum Telekom-Doping, Jaksche und Sinkewitz – rückhaltlos ausgepackt hat, nicht nur über Praktiken, sondern auch die involvierten Personen: Floyd Landis. Nach Landis‘ eigener, für mich glaubwürdiger Darstellung, war man bei der USADA völlig ahnungslos, was das System USPS anbetraf, bevor er ihnen seine Kooperation angeboten hatte. (Es gab 2006 schon zwei ehemalige Postal-Fahrer, Frankie Andreu und ein anonymer, nach Betsy Andreu war es Jonathan Vaughters, die eigenes Doping im Armstrong-Rennstall gestanden hatten, ohne aber das große Bild zu zeichnen.) Wie weit ein Jörg Jaksche, der damals noch die Hoffnung hatte, wieder von der Radsport-„Familie“ aufgenommen zu werden, seinerzeit nicht nur allgemein über Praktiken, sondern auch Personen ausgesagt hat, wissen wir nicht so recht. Der andere wesentliche Kronzeuge, Sinkewitz, hat seine personenbezogenen Aussagen später bekanntlich relativiert. Einen Kronzeugen in der Qualität von Landis haben wir hierzulande wohl leider nicht.
Zur Aberkennung der Titel nach Verjährungsablauf: Diese stützt sich auf ein amerikanisches Schiedsurteil zum Fall Eddy Hellebuyck von Anfang des Jahres. Ich wage die Prognose, der Armstrong-Verbruggen-Konglomerat wird es sich nicht nehmen lassen, diesen Teil des USADA-Spruchs anzufechten.
Ulle will Armstrong’s Toursiege nicht haben.
@Ralf #10:
Ich finde, Winokurow ist genau der Olympiasieger, den die korrupte Show verdient hat. Ich habe mich darüber sehr gefreut. =)
(Irgendwie auch, weil ich Wino die Genugtuung für Sidney gönne, wo er beim ebenso klar abgekarteten Spiel zu Gunsten von Ullrich auf den Olympiasieg verzichten musste.)
@Piti #16
Hm. Zu Landis, der allein noch nichts ausgerichtet hätte, sind dann aber schon noch ein paar mehr Whistleblower / Zeugen gekommen, die Rede ist von zehn bis einem Dutzend. Siehe die USADA-Anklage gegen Armstrong, Bruyneel et al.
Novitzky hat sie aufgetrieben /geknackt im Rahmen der US-Postal-Ermittlungen; das jedenfalls wird nicht bestritten. Oder, wie es u.a. CNN elegant formuliert:
@ha: Klar, hätte Landis mit seinem Glaubwürdigkeitsproblem allein kaum etwas bewirken können. Er hat aber auch für Novitzkys Ermittler den Zugang zu den späteren Zeugen freigesprengt, indem er in seinen E-Mails etwa Leipheimer, Hincapie, Zabriskie oder Barry konkret benannt hat. Bis dahin, darf man vermuten, galt auch für aussagewillige Zeugen das Credo des Schlüsselzeugen Vaughters: Rede über dich, aber zieh andere nicht mit hinein.
Dass die Zeugen wahrscheinlich selbst nicht wussten, ob, welche und auf welchem Weg Informationen aus den Ermittlungen der Feds zur USADA gelangt sind, könnte zu deren Kooperationsbereitschaft mit Letzterer beigetragen haben. Das eigentliche Mastermind der USADA scheint übrigens nicht Travis Tygart zu sein, sondern deren Anwalt und Berater William Bock, über den Joe Papp, ehemaliger Radprofi, Doper und Dealer, sagte: „the guy is probably the most righteous, ethical, compassionate and humanistic attorney (and human being) that I know“. Und da mag dann letztlich auch der wesentliche Unterschied zu den Antidoping-Organen anderer Nationen liegen.
Danke, Piti. Immer lehrreich. Auch der Hinweis zur Verjährungsfrist auf das Hellebuyck-Urteil, von dem ich noch nie gehört hatte.
Auf Velonation eine interessante Geschichte mit einem Kronzeugen aus der AFLD: AFLD claims Armstrong was regularly tipped off about tests
@piti Danke für die juristische Einordnung!
Gutes Interview mit Tygart auf Velonation.
http://www.velonation.com/News/ID/12712/Travis-Tygart-Interview-Armstrongs-results-from-August-1st-1998-will-be-stripped.aspx
Nur so, interessantes Thema heute im DLF-Sport :)
Nur so: souveräne Verlinkung!
Habe ich nicht einen Tag vorher einen ähnlichen Artikel von einem „freien Journalisten“ gelesen? Seltsam.
Geht ja prima los bei Seppelt:
Och nee, sie hat bloß „Angst“, die Nada. Auch sonst würde er „natürlich nicht so weit gehen“ mit Vergleichen. Dies macht halt den „Experten“, der sich aber nicht festlegt.
Beschreibt schön den Unterschied, den es für DLF braucht. Im Sinne des Redaktionsfriedens ;-D
Wie ich an anderer Stelle bereits sagte, Sir Tobi: Das ist reiner Zufall.
Es ist immer reiner Zufall. Manchmal tauchen Bemerkungen aus dem Blog (Texte und Kommentare) binnen weniger Minuten/Stunden im Sender auf. Mann müsste mal Buch führen über die Zufälle bzw vielfältigen Lebenssachverhalte.
Tygart mit einer Erklärung zur Verjährungsfrist, laut „Telegraph“:
Die werden doch nicht etwa sogar „mutig“ genug gewesen sein, das einzukalkulieren? Wird jedenfalls spannend, ob die UCI ihre schützenden Verbruggen-McQuaid-Hände weiter über Armstrong hält und die Sache wegen der Tour-Titel vor den CAS bringt, also mehr Öffentlichkeit riskiert …
Die faktische Ausdehnung der Verjährungsfrist steht zumindest formal auf recht wackeligen Beinen. Voraussetzung ist eine betrügerische Verschleierung (fraudulent concealment) durch den Athleten, die die fristgemäße Sanktion eines festgestellten Verstoßes vereitelt hat.
Das Hellebuyck-Urteil führt die notwendigen Kriterien an:
Als vor Ablauf der Verjährungsfrist festgestellte Verstöße kommen bei Armstrong in Frage:
– Cortisondoping während der TdF 1999
– Epo-Doping während der TdF 1999
– Epo-Doping bei der TdS 2001
Die Vertuschung des Epo-Dopings geht aber nicht unmittelbar auf Armstrongs Kappe, wie es meinem Verständnis nach unter (1) gefordert wird. Die Verwertung der französischen Nachtests von den 99er-Kontrollen wurde 2005 bekanntlich von der UCI und Armstrongs Muppets bei USA Cycling zurückgewiesen, die Vertuschung der positiven Kontrolle von 2001 im Lausanner Labor hat die UCI veranlasst (wird geflüstert – was hoffentlich noch den Kopf des Laborleiters (Saugy) kosten wird, wenn es sich bestätigt). Bleibt allenfalls das vordatierte Cortisonattest.
Ob Falschaussagen aus dem Zivilprozess gegen SCA verwertbar zu Armstrongs Nachteil sind? Keine Ahnung.
Kleine Korrektur: Das Armstrong entlastende Gutachten von Verbruggen-Kumpel Vrijman, damals als erster Holländer verspottet, der kein Dope findet, wurde 2006 veröffentlicht, nicht 2005.
Um das Statement von Tygart nochmal aufzunehmen, das mich gestern ziemlich ratlos hinterlassen hat: Inzwischen ist mir die wunderbare Perfidie seines Angebots an Armstrong aufgegangen.
Nach allem, was bisher durchgesickert ist, muss man davon ausgehen, dass Armstrongs Dopingvertuschung (die für die Aussetzung der Verjährung entscheidend ist) ohne Komplizenschaft der UCI nicht möglich gewesen wäre. Tygarts Angebot lautet daher übersetzt: Liefer Verbruggen und seine Vasallen ans Messer, und du kannst die 5 Toursiege behalten. Damit würde Armstrong immerhin im exklusiven Club der Legenden Merckx, Hinault und Indurain verbleiben. Solange sich die UCI für Armstrong zum Deppen macht, wie mit ihrer Unterstüzung beim Versuch, der USADA ihre Zuständigkeit gerichtlich abgesprechen zu lassen, wird der sicher nicht mit der USADA kooperieren. Da kann sich aber rasch ändern, sollte die UCI umschwenken und Armstrong fallen lassen. Loyalität versteht der Soziopath nur, wenn es um Loyalität zu seiner eigenen Person geht. Hat jemand in den letzten Wochen einen LKW mit Kotztüten vor dem Hauptquartier in Aigle ausladen sehen?
Vielleicht hier ganz gut zusammengefasst, die Strategie der USADA:
Texas Fold ‘Em
Finde den Schluss doch überzegend:
cn: Kimmage: UCI needs root and branch surgery
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dpa: NADA-Chefin verteidigt Vorgehen in Freiburg
1) Was ist mit Jaksche und Sinkewitz?
2) Die Kronzeugen der USADA werden sich auch nicht alle aus freien Stücken gemeldet haben.
Hast recht, Ralf: „Bei uns hat sich bislang noch niemand gemeldet“ – das ist natürlich eine entlarvende Beschreibung des fehlenden Ermittlungswillens bei der Nada. Anwalt Michael Lehner hat nicht umsonst darauf hingewiesen, seit wann die Vorwürfe mindestens gegen Klöden, Kessler, Sinkewitz (Eigenblut) und gegen die Ärzte ohnehin bekannt sind, in der Folge des Sinkewitz-Geständnisses 2007, mit dem dann viel zitierten Rhein-Konvoi – erhärtet mit dem Untersuchungsbericht der Kleinen Freiburger Kommission (Mai 2009) und dem Verweis auf Blutwerte bei vielen Telekom-Fahrern.
Dazu: Die Akten der Bonner Staatsanwaltschaft aus den (eingestellten) Betrugsermittlungen gegen Ullrich und Klöden – seit Ende 2009 vorliegend. Für Staatsanwalt Fred Apostel stand damals fest, dass beide gedopt haben.
Für die Klöden-Akten interessierte sich 2009 wegen des Wohnsitzes die Schweizer Stiftung Antidoping, die deutsche Nada meines Wissens nach nicht. Rechtlich ist die Situation aber wohl so, dass der Wohnsitz, der lizenzgebende Verband egal sind, jedenfalls war das der USADA egal, Quelle ESPN:
Das Dumme ist: Man vergisst zu schnell, bleibt an solchen Geschichten nicht dran, fragt nicht genug nach. Auch deshalb meint die Nada jetzt, der Öffentlichkeit so etwas auftischen zu können.
Die Causa Lance Armstrong ist komplexer als alle anderen vorher. Man kann nur hoffen, dass deren Lösung nicht so simpel ist, wie viele der anderen vorher. Falls die UCI zu den Vorwürfen bezüglich ihrer Verwicklung in den Fall schweigen sollte, dann sind wir genauso schlau als wie zuvor.
Jonathan Vaughters:
David Millar:
Danny Pate:
http://www.cyclingnews.com/features/the-united-states-of-omerta
@Ralf
Findest du es nicht mehr als skurill, dass die Ärzte in Freiburg straffrei davon gekommen sind und jetzt Kronzeugen unter den Fahrern gesucht werden sollen, die ihre Ex-Kollegen belasten ?
Was soll denn das für eine Gerechtigkeitsverständnis sein ?
Das traue ich nur Sinkewitz zu, aber der hat ja auch nichts mehr zu verlieren. Keiner nimmt eh mehr von ihm eine Scheibe Brot.
„Skurill“, nervtötend und nebenbei ziemlich entlarvend, was das Gerechtigkeitsverständnis des Verfasser betrifft, sind allenfalls die ständigen Versuche, Betrügereien der Einen durch Betrügereien der Anderen zu relativieren.
Nebenbei hat – durch Steuergeld finanziertes – Antidoping nicht den Auftrag, der Privatveranstaltung Profisport durch Alibikontrollen ein geschäftsförderndes Feigenblatt zu verschaffen, sondern eine pädagogische Verpflichtung. Die besteht nicht zuletzt darin, falsche Vorbilder als das zu outen, was sie sind.
„Bei uns hat sich noch keiner gemeldet…“
Der NADA scheint ein Reservat für die letzten übrig gebliebenen Beamten zu sein. Eigeninitative auf der Suche nach Informanten sollte man da nicht erwarten.
Calm down, piti, and don´´t mix up issues.
@ Herbert:
Zumindest die Staatsanwaltschaft (nicht die NADA!) hat auch Kronzeugen gesucht, die die Ärzte belasten. Leider vergeblich.
Zur Frage, woher das Beweismaterial der USADA stammt:
Was, wenn es so sein sollte, den Unterschied in der Arbeitsweise unterschiedlicher nationaler ADAs nur noch stärker herausstellt.
Das war zu vermuten: Armstrong, sonst kein Mann des Aufgebens, ahnte von den Beweismaterialien. Die USADA hat ganze Arbeit geleistet, das sichere Auftreten von Tygart und co. ist durch Beweise im Hintergrund zu erklären.
Welt: Dopingjäger sollen positive Armstrong-Proben haben
Existieren denn noch Blutproben von deutschen Radsportlern? Weshalb kommt die USADA an bis zu 13 Jahre alte Dopingproben ran und wäre das auch für die NADA möglich?
SpOn/dpa: Jaksche unterstellt Riis organisiertes Doping
Ekstra Bladet: Ny anklage mod Riis‘ hold
Die UCI war stets auf der Höhe der Zeit. :D
So wird´s natürlich nichts mit derAufklärung. Soll es wahrscheinlich auch nicht.
Tschuldigung. Ich vergass den Link:
http://www.cyclingnews.com/features/jorg-jaksche-doping-hypocrisy-and-a-dog-called-bella
USA Today: California lawmakers target USADA after Armstrong sanctions
In der dieswöchigen Ausgabe (36/12) der Zeitung Falter, ist ein Kommentar (leider nicht online) von Johann Skocek mit dem Titel „Vom Ersatzheiligen zum Betrüger“, in dem Löblicherweise die Referenz für die Erwähnung vom Fahnder Jeff Novitzky mit dem Blog des Aufdecker-Journalisten Weinreich angegeben wird.
Es geht also doch, also das mit der Quellennennung und so :-).
PS: Und ich hab mich eigenltich schon länger gefragt, wieso keine Ösi-Zeitung mal Weinreich’sche Fachkompetenz in Anspruch nimmt. ;-)
Sylvias Schenk bezweifelt die Glaubwürdigkeit McQuaids, den Radsport zu säubern.
http://www.cyclingnews.com/news/schenk-doubts-mcquaid-has-the-credibility-to-clean-up-cycling
Weshalb sagte denn Anne Gripper nichts ? … Sie ging lieber wie einst Sylvia Schenk.
Bei der Play-the-Game-Konferenz 2007 in Island gab es eine Podiumsdiskussion, an der u.a. Jörg Jaksche, Pat McQuaid und der WADA-Chef Dick Pound teilnahmen. Erst ließ Jörg Jaksche McQuaid alt aussehen; am Ende sagte Dick Pound zu McQuaid: Ich hoffe nicht, dass Sie eines Tages in die Sportgeschichte als Totengräber des Radsports eingehen. Verbruggen und McQuaid, die gleiche Familie …
McQuaid „will sich in diesem Monat für eine Straffreiheit für Fahrer und Offizielle einsetzen, um die Sportart nach einer von Doping überschatteten Ära zu säubern“.
http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_77615.htm
Ein ähnlicher Vorschlag lag beim UCI schon einmal 2007 im Zusammenhang mit der Operación Puerto auf dem Tisch. Eine Antwort darauf, nicht mal ne karge Eingangsbestätigung, gab es damals nicht. Es handelte sich ja auch bloß um eine von Ex-Profis, u.a. von Rolf Järmann, aktiven Radsportlern und Fans initiierte Petiton. ;-)
Der Verdacht liegt nahe, dass McQuaid diesmal ums Eingemachte fürchtet. Ausdrücklich hat er Straffreiheit für Radsportler und Funktionäre vorgeschlagen. Ein Schelm, der Arges dabei denkt.
Schöne Worte von McQuaid:
„We are changing in culture,.“ „We change for good “ . “ Change will continue“.
Konkreter geht es nun wirklich nicht, Mister President. :D
http://www.uci.ch/Modules/ENews/ENewsDetails.asp?source=SiteSearch&id=ODMxNQ&MenuId=MTI2Mjg&CharValList=607%3B&CharTextList=&CharFromList=&CharToList=&txtSiteSearch=&SelChar207=607&LangId=1TEXT
http://nachrichten.rp-online.de/sport/uci-laesst-armstrong-fallen-1.2987806
Wenn dem so ist, dann will sich die UCU doch nur selbst durchwinken. Und es geht AA (After Armstrong) wieder von vorne los. Der UCI und alle angeschlossenen Profiteure des Radsportspektakels haben in den Jahren 1990 bis 20012 ausreichend Kasse gemacht. Da kann man jetzt ruhig mal Luft holen, und da die K**** extrem am Dampfen ist, wieder mal diesselbe einem allein aufhalsen und sich fein raushalten. The same procedure as every year, Honorable Verbruggen und Honorable McQuaid.
Wenn eins gesichert erscheint , dann die Erkenntis, dass sich auch Lance Armstrong im System geirrt hat. Sein Freund Hein hat sicherlich schon den AB ausgeschaltet. Armstrong nervt auch ihn nur noch. ;-)
cn: Verbruggen won’t take legal action against Hamilton – Dutchman reacts angrily to questions on Armstrong testing
mit aufschlußreichen Statements eines IOC-Ehrenmitglieds am Ende des Artikels…
Nun ist Hein aber echt verärgert. ;-)
Er wird sich hüten, gegen Hamilton juristisch vorzugehen. Selbst der sportrechtlich imkompetenteste Richter käme nicht umhin zu erkennen, wie der Hase einst gelaufen ist. Das Ganze ist nur noch traurig und ohne Hoffnung.
Das ist der Lösungsvorschlag von Paul Kimmage, zumindest als Teil einer Lösung.
cn: Tygart received death threats during USADA’s Armstrong investigation
cn: French sports minister calls for UCI to uphold Armstrong sanction
Wie ein Verbandschef die Regeln seines Verbandes kennt, zeigt der verbale Rückzug von McQuaid nach dem UCI-Kongress in Valkenburg.
http://www.moz.de/sport/sport/artikel-ansicht/dg/0/1/1038681/
Aide-mémoire: McQuaid entscheidet nach Gutsherrenart und unterbreitet der Öffentlichkeit einen Amnestie-Vorschlag. Und dann stellt er später fest, dass der WADA-Code eine Amnestie gar nicht zu läßt. Na gut, mit Hein wird er vor seinem öffentlichen Auftritt schon telefoniert haben. Aber der scheint die Regeln auch nicht so genau zu kennen. ;)
Nun ist ja aber alles wieder gut. Nobody is perfect.
Ich weiss nicht, ob es hier schon irgendwo verlinkt ist, aber Pat McQuaid und Hein Verbruggen haben Paul Kimmage, einen investigativen Journalisten verklagt, der viele Jahre offensiv, aber immer fair gegen Doping im Radsport geschrieben hat (z.B. „Rauhbeine rasiert“), z.Zt. arbeitslos ist und sich einen Prozess deshalb finanziell nicht leisten kann. Aus diesem Grund wurde für ihn eine online Spendenaktion gestartet. Der Link ist hier. Paul freut sich über jede Spende!
Spendenaktion für Paul Kimmage
Den auf Vollständigkeit besonnen Lesern: Tygart in L’Equipe in Übersetzung.:
http://tourdejose.com/2012/09/24/transcript-of-travis-tygarts-interview-with-lequipe/
@TobisL
Hard Stuff, Tobias. Das erscheint, wenn ich den Link öffnen will :
Mathieu Holz (Interpol) im Tagesspiegel-Interview mit Tom Mustroph: „Wir waren auch bei Armstrong beteiligt“
Details aus der Armstrong-Anklage, Quelle Sunday Times: Report says cycling’s governing body swept Lance Armstrong’s positive drug test in 2001 under the rug
Hierzu hat David Walsh die passende (rhetorische) Frage gestellt:
„When UCI receive USADA’s report and read that Armstrong has questioned their integrity, will they decide to sue him, as they have Kimmage?“
Mit am Interessantesten an seinem Sunday-Times-Beitrag ist, dass wir nun Aufklärung darüber haben, wie die USADA an die umfassenden Aussagen der Zeugen Pelotas gekommen ist, obwohl der Richter, der die staatliche Untersuchung abgewürgt hat, den Daumen auf die Ergebnisse hält:
Feiner Schachzug. :)
An diesem Schachzug kann einen auch freuen, dass es für Kimmage leichter werden könnte, die UCI-Klage abzuwehren, wenn die USADA diese Aussagen über die gedeihliche Förderung des Stars Armstrong mit etwas mehr Gewicht, bestätigt durch staatliche Ermittler, vorlegt …
Und auf die Bruyneel-Anhörung bzw. -Verhandlung, die nach USADA-Ankündigung öffentlich sein soll (unvorstellbar in Deutschland), und die Zeugenaussagen dort darf man sich noch dazu freuen.
Ja Piti. Find ich auch clever.
@ha: Meine persönliche Einschätzung. Kimmage hat leider kaum eine Chance gegen die Schweizer Juristen und Nachbarn von McQuaid und Verbruggen. Die Dokumente müssen schnon gewaltigt sein und ich bin mir nicht sicher, ob Kimmage die USADA files im Dezember schon verwenden kann. Klar, er wird irgendwie reinschauen können und vielleicht sogar Zeugen aus dem Report (Hamilton) mitbringen. Aber reicht das gegen die witness crew der UCI?
Mir hat Kimmage erzählt, er glaube an seinen Sieg- wegen der Wahrheit. Er glaubt an die Wahrheit. Gerdade deswegen zweifel ich. Die Quote der Wahrheit sieht im Sportbusiness ziemlich armselig aus.
Nach Lektüre von Charles Pelkeys Analysen (hier und hier) seh‘ ich die Sache als gar nicht mehr so aussichtslos für Kimmage:
@ha: Momentan kann ich mir noch nicht vorstellen, dass Bruyneel es tatsächlich auf eine Verhandlung ankommen lässt. Da er nach dem praktisch schon feststehenden Urteil nie wieder einen Job im Radsportgeschäft bekommen wird, gehe ich davon aus, dass er derzeit noch um die Höhe der Abfindung durch Armstrong pokert, wenn er sich keiner öffentlichen Verhandlung stellt. Zudem wird er auch nicht vorzeitig auf das – dem Vernehmen nach sechsstellige – Monatsgehalt verzichten wollen, das ihm zur Zeit als Teammanager noch zusteht.
@ Piti
… Abfindung (Schweigegeld) durch Armstrong und Freunde. Klage, wenn man da Vermutungen äußert.
Mich würde auch wundern, wenn es zu dieser Verhandlung käme. War eher ironisch gemeint oben. Was aber bleibt, so oder so: USADA macht vor, wie man diese Tyen los wird. (Zitat: „unvorstellbar in …“)
Peter Jegen in der NZZ: Sportförderung in der Schweiz: Muss statt kann
californiawatch.org: Armstrong’s blood data shows signs of doping, expert says
USADA übersendet „Reasoned Decision“ auf 1000 Seiten an UCI und meint im Statement Regarding The U.S. Postal Service Pro Cycling Team Doping Conspiracy bzw. kündigt an:
Realität in Deutschland: Dopender Arzt verurteilt, Sportler freigesprochen…
fabosport.de: Fabian Brzezinski – da war doch noch was?
Rudolf Scharping im Tagesspiegel-Interview: „Armstrong ist Vergangenheit“
Und was ist mit Sinkewitz und Schulz? Ich würde sagen, die Kronzeugenregelung steht im WADA-Code!?
Scharping scheint den NADA-Code Art. 10.5.3 nicht zu kennen. Er ist ähnlich dem Art. 10.5 im WADA-Code.
Es heißt da zwar nicht expressis verbes „Kronzeugenreglung“, inhaltlich ist es ähnlich. Das müsste ein Verbandspräsident eigentlich wissen (müssen).
http://www.nada-bonn.de/fileadmin/user_upload/nada/Recht/Regelwerke/100701_NADA-Code_komplett.pdf
It´s a total mess.
Nun sind auch noch 20 Teams , unter ihnen Gerolsteiner und Milram, in Geldwäsche und Steuerhinterziehungspraktiken mittels gefakter Verträge und Schweizer Bankkonten von Monaco bis Südafrika verwickelt.
In Kürze wird es sicher die Liste mit den Namen der Fahrer geben. Na denn Mahlzeit.
http://english.gazzetta.it/More_sports/17-10-2012/the-ferrari-system-swiss-bank-accounts-fake-contracts-912946609743.shtml
Das ist doch gar nicht mehr auf herkömmliche Weise zu bewältigen. Wenn der UCI am Montag seinen Entscheid zur Causa Armstrong mitteilen sollte, ist das schon wieder der Schnee von gestern.
Na ja, bei den 20 Teams scheinen ja auch alle Fahrer betroffen zu sein:
Ganz einfach: Europäischer Haftbefehl, dann gibts statt Tour de France halt nur noch Tour de Katar und Tour de Gibraltar und Virgin Islands.
Wenn ich auch die Entrüstung teile, so ist das auch nur im Spiegel der großen Gesellschaft zu sehen.
Eigentlich kann man sich das leicht erpusseln, wem es betreffen könnte.
Jetzt weiß ich auch, weshalb Rabobank sauer ist: Ihre Fahrer haben ihr Geld woanders geparkt ;-) .
http://www.handelsblatt.com/radsport-doping-radprofi-scarponi-weist-dopingvorwuerfe-zurueck/7278666.html
Die Fahrer scheinen bereits zu wissen, wenn sie auf der Ferrari-Liste stehen. Scarponi meldet sich jedenfalls schon mal.
Die UCI hats wirklich getan: Armstrong verliert alle Tour-Titel und wird lebenslang gesperrt! (Quelle: Ale möglichen Eilticker)
Live auf n24, zum Beispiel. Auch online.
Joachim Bartz, Thomas Purschke und Thomas Reichart für Frontal21: Kampf gegen Doping: Ineffektive Aufklärung in Deutschland
Sylvia Schenk im Tagesspiegel: „In Deutschland fehlt nicht das Geld, es fehlt der Wille“
Seit wie vielen Jahren weisen wir das hier eigentlich schon nach?
@jw
Da ist noch jede MengeLuft für Wiederholungen, würde ich sagen. So ist’s business ;-)
Dachte ich auch, als ich #81 las. Dies hier …
… braucht drei Autoren. Zum Zitieren einer Studie, die Simon vor einem reichlichen Jahr im Sportausschuss vorgetragen hat, die er selbst wohl gar nicht als „Studie“ bezeichnen würde, denn es handelt sich um simples Rechnen. Nachdem die noch schlechteren Nada-Zahlen für 2011 lange vorliegen. Am Ende ist es wahrscheinlich schon einen Beitrag wert, wenn darin nichts Falsches steht oder ein Name (Schenk) auftaucht. Und vielleicht braucht es Dutzende Wiederholungen, bis etwas davon haften bleibt.
Sehr schön auch, daß Frontal21 das Argument von Scharping aufgegriffen hat, wonach es in Deutschland keine Kronzeugenregelung gäbe… :-(
cn: Anti-Doping Denmark considers investigatory unit
Als Flausch am Samstag hier die Southpark-Folge über den Fall Armstrong, erstaunlicherweise ohne ihn zu erwähnen:
http://www.southpark.de/alle-episoden/s16e13-a-scause-for-applause
Man sollte Englisch können.
Pingback: Rogge nach Operation nicht bei Konferenz in Rio
sid: Vesper appelliert an Doping-Mitwisser
Mir kommen die Tränen. Immerhin sagt er auch noch folgendes:
NADA: Helfen Sie uns, Doping aufzudecken!
Michael Reinsch in der FAZ: Gut finanziert und unabhängig
Peter Ahrens für SpOn: Armstrong-Ermittler Tygart: Der Unbestechliche
gruene-bundestag.de: Erfahrungen der Dopingbekämpfung in den USA nutzen
Oliver Fritsch für Zeit online: Der Armstrong-Jäger gibt dem Bundestag Nachhilfe