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Das Olympische Bildungsmagazin

Korruption im Welt-Handball oder: der Pharao der IHF

Achtung, dies wird ein hundsgemein langer Blogeintrag, der hätte schon längst geschrieben werden müssen. Das Thema rechtfertigt die Länge: Der freie Journalist Erik Eggers ärgert seit einem Jahr die Funktionäre des Handball-Weltverbandes IHF gewaltig, allen voran Hassan Moustafa, den ägyptischen Präsidenten. Natürlich auch den kuwaitischen Scheich Ahmed Al-Fahad Al-Ahmed Al-Sabah, den „Freund und Kollegen“ des DOSB-Präsidenten (hier im Blog UDIOCM genannt), der es immerhin in die Siemens-Akten gebracht hat.

Da sind wir mitten im Thema: Handballgate, Korruption im Sportbusiness. Der jüngste Coup von Erik Eggers ist heute u. a. in der Frankfurter Rundschau nachzulesen: Bestechung auf Pump – DHB versuchte 2002 vergeblich, die WM 2005 zu kaufen. Hier ist das Dokument dazu, das ich wie die nachfolgenden Texte und Dokumente mit freundlicher Genehmigung von Erik Eggers veröffentliche:

FAX von der IHF (Basel) an 'Herrn Ulrich Strombach', BETREFF: 'Russland/Finanzen'

„Lieber Uli, Du wirst Dich erinnern, dass wir […] über die noch ausstehende Zahlung von 40.000 $ an Russland gesprochen haben.“

Das also ist die jüngste Geschichte:

Bestechung auf Pump

veröffentlicht am 29. September 2008 u. a. in der Frankfurter Rundschau

Der Deutsche Handball-Bund versuchte 2002 vergeblich, die WM 2005 zu kaufen

Der Plan klang gut: vier großen Handballern sollte ein denkwürdiger Abschied vor eigenem Publikum bereitet werden: Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer, Klaus-Dieter Petersen und Volker Zerbe. Als die Funktionäre des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und Bundestrainer Heiner Brand im November 2002 zum Kongress der Internationalen Handball-Föderation (IHF) nach St. Petersburg flogen, um die WM 2005 nach Deutschland zu holen, war DHB-Boss Ulrich Strombach noch zuversichtlich. Er habe ein „sehr, sehr gutes Gefühl“, sagte der Anwalt aus Gummersbach.

Heraus kam bekanntlich eine sensationelle 44:46-Abstimmungsniederlage gegen Tunesien, und Strombach schimpfte öffentlich auf gekaufte „Stimmkartelle“, die IHF-Präsident Hassan Moustafa organisiert habe. Moustafa sei für ihn ein „toter Mann“, wütete Strombach, er forderte „größere Transparenz“ und sprach sogar über einen WM-Boykott. Erst als der DHB zwei Jahre später die WM 2007 erhielt, geriet die Episode in Vergessenheit.

Nun holt ihn diese Geschichte wieder ein. Nach Informationen des NDR-Sportclubs und der Frankfurter Rundschau hat die DHB-Führung damals für 50.000 US-Dollar die WM kaufen wollen. Wie DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier und DHB-Schatzmeister Wolfgang Gremmel bestätigten, hatte der Handballbund dem favorisierten Mitbewerber aus Russland vor dem entscheidenden Wahlgang diese Summe für einen Rückzug versprochen. Die Russen schlugen ein.

Als aber der DHB die Wahl dennoch verlor, weil die Tunesier offensichtlich ebenfalls bestochen hatten, war das Dilemma groß. Denn nun musste der DHB für die 50.000 Dollar aufkommen, die eigentlich ein WM-Sponsor aus der Wirtschaft hatte zahlen wollen. Die Zwangslage bestand darin, berichtet Gremmel, dass der versuchte WM-Kauf ein Alleingang der DHB-Spitze gewesen war – ohne die Gremien zu informieren. Kenntnis hatten laut Gremmel DHB-Präsident Strombach, Bredemeier und er selbst. „Ich als Schatzmeister musste das doch verbuchen“, sagt er. Strombach will derzeit keine Stellung nehmen.

Ein weiteres Problem war damals die klamme Finanzlage des DHB. Deswegen erhielt der russische Handballverband zunächst nur 10.000 Dollar. Den Rest blieb der DHB bis Dezember 2005 schuldig. Erst nach einem Krisengespräch zwischen den beteiligten Verbänden und der IHF am Rande der World Games 2005 in Duisburg gab es folgende Lösung: Der Weltverband schoss 40.000 Dollar für den DHB vor. „Die Verrechnung erfolgt mit der Zahlung für die WM 2007 in Deutschland“, heißt es in einem zusammenfassenden Fax-Brief der IHF an Strombach, der dem NDR und der Frankfurter Rundschau vorliegt. Mittlerweile war die WM 2007 an den DHB vergeben worden.

Bizarr ist diese Bestechung auf Pump in mehrfacher Hinsicht. Erstens tolerierte der Weltverband die Wahl-Korruption nicht nur, er finanzierte sie im Nachhinein sogar. Zweitens setzten Strombach & Co. Geld des DHB ein, ohne dafür legitimiert gewesen zu sein. Drittens erweist sich Strombach im Nachhinein als Heuchler, wenn er damals über Stimmenkartelle zeterte, gleichzeitig aber den favorisierten Mitbewerber mit Geld zum Rückzug bewegt hatte.

Sanktionen seitens des Weltverbandes hat der DHB angesichts der Verwicklung der IHF nicht zu befürchten. Aus Reihen der Landesverbände jedoch regt sich starke Kritik am autokratischen Führungsstil des Präsidenten. „Das wird ein heißer Bundestag“, kündigt Holger Nickert vom badischen Verband vor der DHB-Vollversammlung am Samstag an.

Da kann man mal sehen, wie naiv ich damals war. In meinem Artikel für die Berliner Zeitung im Dezember 2002 – „Ein Fall für das Schiedsgericht“ – wurde ein Zitat von Strombach eingeblockt:

Wir sind von der Richtigkeit unseres Weges überzeugt.

Mal sehen, ob das die Delegierten des DHB-Bundestages auch so sehen.

Zuvor hatte Erik Eggers die Korruption bei der Olympiaqualifikation für die Sommerspiele 2008 in Peking aufgedeckt. Die wichtigsten Artikel:

Südkoreaner sprechen von Betrug

veröffentlicht am 17. Oktober 2007 u. a. in der Frankfurter Rundschau

Manipulationsverdacht bei der Asien-Qualifikation fürs olympische Handballturnier in Peking

„Normalerweise“, sagt Kyung-Shin Yoon, „gewinnen wir gegen ein Team wie Kuwait mit zehn Toren“. Im September jedoch war alles anders. Als der koreanische Handballstar im japanischen Toyota-Stadt das Olympiaticket für Peking lösen wollte, sah die Fachwelt Verblüffendes: Südkorea, das neben dem Weltklasse-Linkshänder Yoon (HSV Hamburg) auch den Balinger Chi-Hyo Cho in seinen Reihen hatte, verlor das Auftaktspiel gegen Kuwait 20:28 – weil die jordanischen Schiedsrichter Alshobali/Hirzallach die Koreaner, wie neutrale Augenzeugen und Videoaufnahmen bestätigen, mit dreisten Entscheidungen um den Sieg brachten. „Das war kein Handball mehr“, klagt Yoon und scheut sich nicht, von „Betrug“ und „Manipulation“ zu sprechen.

Wie eine Satire auf den Handball wirken die Bilder des koreanischen Fernsehens. In der ersten Halbzeit wurde dem Olympiazweiten von 1988 jeder Angriff mit Körperkontakt als Stürmerfoul ausgelegt, die Kuwaitis profitierten nach harmlosen Zweikämpfen von Siebenmetern. Der Betrug war so offensichtlich, dass sogar die japanischen Zuschauer irgendwann den Erzrivalen aus Korea anfeuerten. „Das Publikum hat aus Wut Flaschen aufs Spielfeld geworfen“, berichtet Yoon. Es half nichts: Kuwait hat das nun Olympiaticket.

Derlei Manipulation hat bei asiatischen Qualifikationen Tradition. Böse verpfiffen wurden die Koreaner bereits im Iran, als es um die Teilnahme an der WM 2003 ging. Als Konsequenz schickt die IHF seither offizielle Beobachter zu den Turnieren. Wie sich nun zeigt: ohne Erfolg. Selbst IHF-Supervisor Alexander Kozhukow musste dem Skandalspiel machtlos zusehen. „Das ist kein Sport“, soll Kozhukow während der Partie gezischt haben, so hat es Noriyuki Ichihara, Vizepräsident des japanischen Handball-Verbands, Zeitungen gegenüber berichtet. „Jetzt bemüht Euch mal um Fairness und Korrektheit“, habe Kozhukow die jordanischen Schiedsrichter in der Halbzeit angeherrscht.

Unternehmen will die IHF trotz des offenkundigen Betrugs nichts. „Kuwait hat zurecht gewonnen, das Ranking in Japan ist in Ordnung“, sagte IHF-Geschäftsführer Frank Birkefeld, eine Neuansetzung sei „nicht nötig“. Alarmierte deutsche Handballfunktionäre sehen das anders. „Das sind sportpolitische Entscheidungen, die mit Fair Play nicht zu tun haben“, schimpft Rainer Witte, Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes. Und für Frank Bohmann, Geschäftsführer der Bundesliga, „schadet das dem gesamten Handball. Das muss in der IHF Konsequenzen haben.“

Dass sich etwas ändert, ist nach Lage der Dinge unwahrscheinlich. Als Drahtzieher der Manipulationen gilt der kuwaitische Scheich Ahmed Al-Fahad Al Sabah, Präsident des Asiatischen Kontinentalverbandes (AHF). Die Schiedsrichter seien bestochen, heißt es, oder aber die AHF-Funktionäre arbeiteten mit Drohungen. Warum die IHF nicht auf die Machenschaften reagiert, ist in der Fachwelt kein Geheimnis: Der Scheich gilt als guter Freund des ägyptischen IHF-Präsidenten Hassan Moustafa.

Perfekt macht den Skandal, dass die IHF, wie Birkefeld bestätigt, den Südkoreanern zuvor schriftlich versprochen hatte, das renommierte deutsche Schiedsrichterpaar Lemme/Ullrich werde die entscheidende Partie gegen Kuwait leiten. Die beiden Magdeburger, Leiter des WM-Finales 2005, waren bass erstaunt, als sie drei Stunden vor Anpfiff vom Einsatz der Jordanier erfuhren.

Das südkoreanische Fernsehen berichtet – und man kann die Schiebung auch ohne koreanische Sprachkenntnisse wahrnehmen:

Bericht und Interview mit Kyung-Shin Yoon im NDR:

Mafiöse Strukturen

veröffentlicht am 1. November 2007 u. a. in der Financial Times Deutschland

Das IOC will nicht ruhig zusehen, wenn in der Olympiaqualifikation offenbar bestochen wird. Dem Handball droht in letzter Konsequenz der Ausschluss von den Spielen

Die Angelegenheit ist heikel. Wie geht man gegen Korruption vor, ohne den Ruf der Sportart zu beschädigen? Das fragen sich momentan diejenigen Funktionäre in der Internationalen Handballföderation (IHF), die sportliche Gerechtigkeit wollen. Der Manipulationsskandal beim olympischen Qualifikationsturnier der Asiatischen Handballföderation (AHF), der Anfang September dem krassen Außenseiter Kuwait das Olympiaticket für Peking 2008 ermöglichte, hat den Handball in arge Bedrängnis gebracht. Aufgeschreckt durch Presseberichte und den wütenden Protest des koreanischen Olympischen Komitees bittet nun nämlich auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) um rasche Aufklärung.

Offenbar befürchtet das IOC um den Präsidenten Jacques Rogge, der sich den Kampf gegen Korruption auf die Fahnen geschrieben hat, einen schweren Imageschaden für die olympische Bewegung. Noch gibt es aus der IOC-Zentrale in Lausanne kein offizielles Statement zu diesem Fall. Doch hinter den Kulissen rumort es, und nicht nur die beiden deutschen IOC-Mitglieder warnen. „Wenn es sich um eine Olympiaqualifikation handelt, dann muss das IOC eingreifen. Da können wir uns nicht raushalten“, sagt Walther Tröger. Die Hoheit liege bei den Fachverbänden, erklärt IOC-Vizepräsident Thomas Bach, „allerdings beobachten wir, was im Handball passiert“. Das Beispiel des Boxens zeige, dass das IOC bei Korruptionsfällen nicht untätig bleibe: „Dort haben wir Reformen angemahnt und auch nach vorne getrieben, etwa im Schiedsrichterwesen.“ Sollte die Korruption im Handball kein Ende nehmen, sei sogar der Status als olympische Sportart in Gefahr, drohen manche im IOC.

Das Video, das mittlerweile in Lausanne vorliegt, lässt keine Zweifel an der Schiedsrichtermanipulation. Im ersten Spiel des Qualifikationsturniers von Toyota-Stadt hatten die beiden jordanischen Referees Alshobali und Hirzallach die kuwaitische Mannschaft mit zahlreichen klaren Fehlentscheidungen zuungunsten der hochfavorisierten Südkoreaner zu einem 28:20-Sieg gepfiffen. Perfekt machte den Skandal, dass die IHF dem südkoreanischen Handballverband zuvor den Einsatz des deutschen Spitzenschiedsrichtergespanns Lemme/Ullrich (Magdeburg) zugesagt hatte. Die angereisten Referees wurden kurz vor Spielbeginn abberufen.

In Asiens Handball hat Schiebung Tradition – bereits 2003 waren die Südkoreaner in einer WM-Qualifikation aus Protest dazu übergegangen, den Ball ins eigene Tor zu werfen. Auch aus afrikanischen Olympiaqualifikationen sind Schiedsrichterskandale bekannt. Etwa als Ägypten 2003 das entscheidende Spiel gegen Tunesien gewann und sich damit das Ticket für Athen 2004 sicherte. Das bestätigten damals jedenfalls Mitarbeiter der IHF und versprachen Untersuchungen – die bislang im Sande verliefen.

Bindeglied zwischen beiden Skandalspielen ist eine unheilvolle Koalition zwischen Weltverband und asiatischem Kontinentalverband. Der ägyptische IHF-Präsident Hassan Moustafa und der kuwaitische AHF-Chef Scheich Ahmad al-Fahad al-Sabah – man half sich schon bei der Inthronisierung – gelten als enge Verbündete. Sie decken sich gegenseitig, wenn sie sich auf illegalem Wege Olympiatickets organisieren – und „ignorieren dabei schon seit Jahren jegliches sportliches Fair Play“, wie ein Handballfunktionär klagt. Deutsche Ligafunktionäre wie der Balinger Manager Günther Kirschbaum bezeichnen das Milieu um Moustafa als „mafiöse Strukturen“. Dabei gehört der kuwaitische Scheich dem IOC seit 1992 an.

Eigentlich bleibt der IHF nur ein einziger Ausweg aus der Misere: eine Wiederholung des Turniers unter regulären Umständen. IHF-Präsident Moustafa soll diesen Vorschlag, so wird in der Zentrale des Handball-Weltverbands hinter vorgehaltener Hand berichtet, wütend abgelehnt haben. Ein entsprechender Antrag für die nächste IHF-Ratssitzung im Dezember, dem höchsten Gremium zwischen den Kongressen, soll bereits dennoch formuliert sein. Auch das olympische Qualifikationsturnier der Frauen in Almaty, wo sich der Handballzwerg Kasachstan sensationell gegen Vizeolympiasieger Südkorea durchsetzte, bedarf wohl einer strengen Untersuchung: Auch hier kam es nach Aussage von südkoreanischen Funktionären zu skandalösen Schiedsrichterauftritten. Vor Spielbeginn soll die schwedische IHF-Funktionärin Carin Nilsson Green, die als Supervisorin vorgesehen war, von IHF-Präsident Moustafa zurückgepfiffen worden sein.

Angesprochen auf die Vorgänge, windet sich die neue IHF-Geschäftsführerin Hala Helmy: Das alles seien Vorgänge aus der Zeit vor ihrem Amtsantritt. Dabei ist die Schweizerin mit ägyptischen Wurzeln, die als reine Erfüllungsgehilfin des ägyptischen Präsidenten gilt, schon seit August eingearbeitet worden und kennt alle Facetten der jüngsten Skandale.

Den Funktionären, die auf eine Wiederholung der Qualifikationsspiele drängen, dauert die Bewältigung viel zu lang. Zumal die Zeit drängt: Bis Ende Januar müssen die kontinentalen Qualifikationen laut IOC-Reglement abgeschlossen sein. Kyung-Shin Yoon, der betrogene koreanische Star in Diensten des HSV Hamburg, hat vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung zumindest wieder etwas Zuversicht getankt: „Hoffentlich gibt es eine Wiederholung mit neutralen Schiedsrichtern.“

Die Beschwerde der Koreaner (pdf, 40 kb).

Verpfiffen in Kasachstan

veröffentlicht am 11. Dezember 2007 u. a. in der tageszeitung

Auch bei der Qualifikation für das olympische Frauenhandballturnier ist es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Das Team aus Südkorea soll in Almaty von den Schiedsrichtern betrogen worden sein

Sie waren gekommen, um Handball zu spielen. Was die Südkoreanerinnen aber vorfanden, waren Zustände wie im Krieg. „Überall waren Soldaten“, erzählt Südkoreas Trainer Lim Yongchul von der bedrohlichen Kulisse im kasachischen Almaty, wo Ende August das Olympiaticket des Asiatischen Handballverbandes (AHF) für Peking 2008 vergeben wurde. Mit einem derartigen Szenario hatte die Delegation aus Südkorea gerechnet. Auch damit, dass sie von den Schiedsrichtern des AHF stark benachteiligt werden würden. Aber dass sie gewaltsam gehindert würden, diese Manipulationen mit Filmaufnahmen zu dokumentieren, das war dann doch des Schlechten zu viel. „Wenn unsere Leute filmen wollten, dann sind Soldaten gekommen und haben es verhindert“, berichtet Lim am Rande der 18. Weltmeisterschaft in Frankreich, wo Deutschland schon vor dem letzten Hauptrundenspiel heute gegen Rumänien für das Viertelfinale qualifiziert ist.

Doch auch obwohl keine Videodokumentation vorliegt, ist dieser Skandal zu den Funktionären der Internationalen Handball-Föderation (IHF) vorgedrungen. „Alle wissen, dass es in Almaty nicht mit rechten Dingen zugegangen ist“, sagt ein Mitglied des IHF-Councils, das höchste IHF-Gremium, das im Anschluss an die WM tagt. „Auch dieser Skandal wird detailliert zur Sprache kommen.“

Dass die südkoreanischen Männer um das Olympiaticket betrogen wurden, gilt nämlich inzwischen als unstrittig. Auf welche absurde Weise Südkorea das entscheidende Spiel im japanischen Toyota gegen Kuwait verlor (20:28), dokumentiert laut Informationen dieser Zeitung inzwischen ein Gutachten der IHF-Schiedsrichterkommission. In den strittigen Szenen haben die jordanischen Schiedsrichter Alshobali/Hirzallach demnach 38-mal für Kuwait entschieden – für Südkorea hingegen nicht ein einziges Mal! Bizarr genug, dass dieser Fall überhaupt noch auf der Council-Sitzung verhandelt wird und nicht längst ein Wiederholungsturnier unter fairen Bedingungen angesetzt ist.

Auch das Frauen-Turnier müsse wiederholt werden, fordern die Südkoreaner. „Aber ohne TV-Beweise haben wir wahrscheinlich keine Chance“, glaubt Trainer Lim. Die Augenzeugenberichte sprechen indes Bände. Das ganze Turnier sei „komisch“ gewesen, berichtet Torfrau Mami Tanaka (Buxtehuder SV), die mit Japan in Kasachstan um das Olympiaticket kämpfte: „Alles haben die Schiedsrichter gemacht, das war kein Handball.“ Dabei weiß auch die 29-Jährige, dass der zweimalige Olympiasieger Südkorea eigentlich nicht zu schlagen ist: „Normalerweise ist das die absolut beste Mannschaft in Asien.“ Am Ende aber siegte Gastgeber Kasachstan und qualifizierte sich erstmals für die Olympischen Spiele (wofür die Spielerinnen laut AFP 30.000 Dollar Siegprämie erhielten) – scheiterte aber bei der aktuellen WM schon in der Vorrunde kläglich. Südkorea hingegen hat als einzige asiatische Mannschaft die Hauptrunde erreicht und kämpft heute gegen Ungarn um den Einzug ins Viertelfinale.

Sollten die Augenzeugenberichte zutreffen, wurden die südkoreanischen Frauen noch perfider betrogen als die Männer. Angeblich wurden sie beim Auftaktspiel gegen Japan (29:30) erstmals verschaukelt. Dann siegte Kasachstan, offenbar ebenfalls begünstigt durch die Schiedsrichter, mit 28:22 gegen Japan. Auf diese Weise genügte den Gastgeberinnen nun schon eine knappe Niederlage im letzten Spiel gegen Südkorea, um im Dreiervergleich wegen des Torverhältnisses die Nase vorn zu haben. Und genau so ist es geschehen: Südkorea gewann zwar 32:31, verlor aber das Olympiaticket.

In diesem letzten Spiel soll das iranische Schiedsrichterpaar Karbas Chi/Koolahdouzan die Ostasiatinnen ebenfalls krass benachteiligt haben, heißt es. Und sofort tauchte dieser Verdacht auf: Hat hier etwa der kasachische Handballverband, der 2007 sein 50-jähriges Bestehen feiert, bei den Schiedsrichtern und den AHF-Funktionären mit Petro-Dollars nachgeholfen?

„Das Ergebnis von Kasachstan war erstaunlich“, soviel immerhin sagt Christer Ahl, der Chef der IHF-Schiedsrichterkommission. Auch die Vorgeschichte ist schon merkwürdig genug: Wie bei den Männern, hatte die IHF auch für das Frauenturnier ein europäisches Schiedsrichterpaar (die Dänen Olesen/Pedersen) und eine IHF-Supervisorin (das schwedische Council-Mitglied Carin Nilsson-Green) für Almaty angesetzt, um das Geschehen bei diesem offiziellen IHF-Turnier zu kontrollieren – diese wurden jedoch kurz vor dem Turnier zurückgepfiffen, angeblich auf Weisung des ägyptischen IHF-Präsident Hassan Moustafa. Nicht das einzige Detail, das die IHF aufzuklären hat. Nach Lage der Dinge sollte das Internationale Olympische Komitee (IOC), das bereits den Skandal im Männerhandball penibel untersucht haben will, auch einmal die skandalösen Vorfälle in Kasachstan in Augenschein nehmen.

Ein weiterer NDR-Beitrag:

Qualifikationen neu angesetzt

veröffentlicht am 19. Dezember 2007 u. a. in der Frankfurter Rundschau

Handballverband reagiert auf skandalöse Vorfälle bei Olympia-Vorausscheidungen in Asien

„Wie bitte? Wirklich?“, fragt Kyung-Shin Yoon. Fast ungläubig vernimmt der südkoreanische Weltklassehandballer am späten Montagabend die Entscheidung, auf die er seit Tagen gewartet hat. Aber die Nachricht ist offiziell: „Das IHF-Council hat heute in Paris entschieden, dass die beiden Qualifikationsturniere in Asien für die Olympischen Spiele 2008 in Peking neu gespielt werden“, verkündete die Internationale Handball-Föderation (IHF) kurz vor Mitternacht auf ihrer Internetseite. Heißt: Die beiden Nationalteams Südkoreas, die vor rund drei Monaten durch Korruption und Schiedsrichtermanipulationen um ihr China-Ticket gebracht wurden, erhalten eine neue Chance auf die Olympiateilnahme.

„Das wäre ein Traum, am Ende meiner langen Karriere in Peking aufzulaufen“, frohlockt Yoon, der 34 Jahre alte Bundesligaprofi des HSV Hamburg.

Bis Donnerstagabend will die IHF bekannt geben, unter welchen Bedingungen die Turniere, die „unter voller Verantwortung der IHF“ ausgetragen werden sollen, wiederholt werden. Nach einer Vorgabe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das den Welthandballverband zu einer Stellungnahme aufgefordert hatte, müssen sie bis Ende Januar 2008 ausgespielt werden.

Die südkoreanischen Frauen werden die Nachrichten gleichermaßen ungläubig aufnehmen. Schließlich sind die Koreaner seit Jahren regelmäßig klar benachteiligt worden, wie IHF-Präsident Hassan Moustafa am Sonntag in Paris auf einer Pressekonferenz erstmals in aller Öffentlichkeit einräumte: „Wir hatten schon oft Probleme mit diesen Turnieren“, bestätigte der Ägypter am Rande der 18. Weltmeisterschaft der Frauen, hatte sich aber herausreden wollen: „Die Qualifikationsturniere für die Weltmeisterschaften und für die Olympischen Spiele unterstehen nicht der IHF, sondern den Kontinentalverbänden.“ Eine Schiedsgerichtskommission der IHF habe im laufenden Verfahren so entschieden. Der IHF und auch ihm seien die Hände gebunden.

Eine Schutzbehauptung, wie nicht nur der ehemalige IHF-Geschäftsführer Frank Birkefeld entlarvte, der noch während der Pressekonferenz die Ausführungen Moustafas vehement bestritt. Das IOC habe die IHF vielmehr konkret dazu aufgefordert, die olympischen Qualifikationsturniere im Auftrag des IOC zu kontrollieren, erklärte Birkefeld. Am Montag enthüllte dann der Spiegel, dass der ägyptische IHF-Präsident Hassan Moustafa offenbar tief in die Machenschaften des Asiatischen Handballverbandes (AHF) verstrickt ist. Das Nachrichtenmagazin zitierte aus einem Fax des kuwaitischen AHF-Präsidenten Ahmed al-Fahd-al-Sabbah aus Kuwait an Moustafa, in dem sich der Scheich im Juli darüber beschwert, dass sich die IHF in die Belange Asiens einmische, indem es einen Supervisor und Schiedsrichter zum Olympiaqualifikationsturnier ins japanische Toyota schicke. „Du hast mir persönlich versprochen, dass die kontinentalen Qualifikationsturniere unter dem Schirm der Kontinentalverbände bleiben sollen“, soll der Scheich den Ägypter an eine geheime Abrede erinnert haben.

Beim Männerturnier Anfang September im japanischen Toyota hatten die zwei jordanischen Schiedsrichter Alshobali/Hirzallach, die anstelle der von der IHF angesetzten deutschen Schiedsrichter Lemme/Ullrich pfiffen, den kuwaitischen Handballern das Olympiaticket zugeschanzt. Das belegt ein IHF-internes Gutachten. Danach ist Kuwait in strittigen Szenen mit 38:0 (!) Entscheidungen bevorteilt worden. Die Pfiffe der Schiedsrichter seien „exzessiv und einseitig“ gewesen. Auch das Frauenturnier Ende August im kasachischen Almaty, wo sich das zweitklassige Team Kasachstans vor der Weltklasseauswahl Südkoreas platziert hatte, war laut Augenzeugen ebenfalls manipuliert worden.

Das Fax des Scheichs an den IHF-Präsidenten:

FAX AHF an IHF, 12.07.2007

„Dear Dr. Hassan, … you promised me in person that the continental qualifications shall remain under the umbrella of the continents …“

Play the Game resümiert: Handball replays could cost Tokyo 2016 Olympics though boost relations with Korea

Außerdem: AHF Insider: Corruption routine in Asian handball

Und weiter geht’s mit Erik Eggers:

Vielflieger aus Kairo

veröffentlicht am 14. April 2008 u. a. in der Financial Times Deutschland

Hassan Moustafa, Chef des Welthandballverbands, findet nicht, dass man Ausgaben belegen muss. Mit dieser Haltung steuert der Ägypter auf seinen nächsten großen Skandal zu

Es ist nicht lange her, dass sich Hassan Moustafa, Präsident der Internationalen Handballföderation (IHF), in bester Laune zeigte. Alle Probleme seien gelöst, ließ der Ägypter wissen, als er Ende März mit IOC-Vizepräsident Thomas Bach („mein Freund“) das Olympiaqualifikationsturnier der Frauen in Leipzig besuchte. Dass der Internationale Sportgerichtshof just die IHF hart kritisiert hatte in jenem spektakulären Manipulationsskandal, der – einmalig in der 112-jährigen olympischen Geschichte – eine Wiederholung der asiatischen Olympiaqualifikationen nötig gemacht hatte: dem obersten Handballfunktionär egal. Dass die IHF diesen Skandal selbst drei Monate lang verschleppt hatte: kein Thema mehr. Sogar IOC-Präsident Jacques Rogge, prahlte Moustafa, habe ihm persönlich „bestätigt, dass die IHF keine Fehler gemacht hat“. Und dann kündigte er an, noch für eine dritte Amtszeit kandidieren zu wollen.

Nun, nur zwei Wochen später, ist die gute Stimmung dahin. Der Ägypter muss sich mit einem neuen Skandal auseinandersetzen. Gegenstand diesmal: das seltsame Finanzgebaren des Präsidenten. Nach Recherchen der FTD und des NDR hat Moustafa zwischen Dezember 2000, als er sein Amt als IHF-Präsident antrat, und Juni 2007 für seine zahlreichen Flüge im Auftrage des Welthandballs keine Belege vorgelegt – und dennoch rund 560 000 Schweizer Franken dafür aus der IHF-Kasse erhalten. Das bestätigte IHF-Innenrevisor Jürg Steib auf Anfrage – und verteidigte sich selbst: „Seit ich Revisor bin, weise ich auf die unvisierten oder fehlenden Belege hin.“ Steib sieht vor allem in dem spanischen IHF-Schatzmeister Miguel Roca Mas den Verantwortlichen für die erheblichen Unregelmäßigkeiten: „Es liegt am IHF-Finanzchef zu entscheiden, ob und wann eine Rechnung oder Spesennote zu bezahlen oder zurückzuweisen ist.“

Auszahlungen ohne Belege, erklärt Steib lächelnd, gehörten zum Selbstverständnis des IHF-Präsidenten: „Das ist die Mentalität der Ägypter, das kann man nicht ändern.“ Moustafa selbst verteidigt sich so: Dass Belege nötig seien, habe ihm bei Amtsantritt im Jahre 2000 „niemand gesagt“. Erst vor rund einem halben Jahr sei diese Praxis „plötzlich“ ein Thema geworden. Daraufhin habe er dem IHF-Council unverzüglich diesen Fall vorgelegt – und dort sei dann beschlossen worden, dass er als Präsident weiterhin ohne Belege abrechnen dürfe. „Das geht mit unseren Statuten, das hat der Kongress oder der Rat beschlossen“, versichert Moustafa.

Tatsächlich hat Moustafa versucht, sich nachträglich einen Persilschein für die fragwürdigen Barauszahlungen ausstellen zu lassen. Der entsprechende Beschluss des IHF-Council am 17./18. Dezember 2007 besagt, dass Moustafa mit seinen Reisespesenbelegen weiter wie in den „vergangenen 17 Jahren“ seiner IHF-Tätigkeit verfahren dürfe; Moustafas Reisekosten, heißt es weiter, sollen weiterhin auf Basis von Rechnungen des Reisebüros erstattet werden. Allerdings: Rechnungen liegen nicht vor. Sondern lediglich maximal Kostenvoranschläge, wie Revisor Steib und die Buchhalterin der IHF, Anne Gsell, übereinstimmend erklären. „Das haben Geschäftsführer und Exekutive auch immer so akzeptiert“, so Gsell, die ihre Notizen als „Belege“ bezeichnet. Eine Handhabung, die in Deutschland „völlig unvorstellbar wäre“, sagt Gerhard Schunke von der Finanzkommission des Deutschen Handballbunds.

Auch die Schweizer Steuerbehörden und womöglich die Staatsanwaltschaft dürften sich dafür interessieren. Zumal das Reisekostenreglement der IHF wenig Spielraum lässt: „Wann immer möglich, sind der Abrechnung Belege beizufügen.“ Der Verdacht, dass Moustafa womöglich die Belege woanders noch einmal abrechne oder, als wichtiger ägyptischer Sportpolitiker, bei Egypt Air eventuell kostenlos fliege, interessiert IHF-Revisor Steib nicht: „Das kann man nicht kontrollieren und will man auch nicht.“ Warum Gsell das Geld jahrelang gegen jede Vorschrift ausgezahlt hat, beantwortet Steib so: „Moustafa ist der Pharao der IHF, Frau Gsell ist eine einfache Buchhalterin“, und er fragt: „Soll Frau Gsell dem Dr. Moustafa sagen: Das Geld bekommst du nicht, wenn kein Beleg da ist?“

Moustafa, dem ein barscher und autokratischer Führungsstil nachgesagt wird, dürften nun unruhige Zeiten bevorstehen, zumal die Mitglieder des IHF-Council über das Ausmaß der kreativen Buchführung offenbar nicht detailliert informiert worden sind. Ändern will der ägyptische Handballfunktionär die verwegenen Praktiken keinesfalls. Auch in Zukunft, sagt Moustafa, werde er bei der Abrechnung seiner Flüge keine Belege einreichen. Das sei auch weiterhin, erklärt er, „eine Sache des Vertrauens“.

Und hier, vorerst als Abschluss, die Geschichte zum Urteil des Welt-Sportgerichtshofes Cas, das als pdf-Datei (41 Seiten, 3 MB) nachzulesen ist.

Außerdem bei Play the Game: CAS decision on Handball controversy highlights top-level failings at IHF and AHF

Wenn der Schiedsrichter Partei ergreift

veröffentlicht am 29. Juli 2008 u. a. in der FTD

Dem Handball-Weltverbandspräsidenten wurden Manipulationen in der Qualifikation nachgewiesen – bei Olympia mischt er dennoch mit

Der Fall beschäftigte die Handballwelt über Monate hinweg und stürzte die Internationale Handball-Föderation (IHF) in die tiefste Krise ihrer Geschichte. Der Manipulationsskandal beim asiatischen Qualifikationsturnier geriet Anfang September 2007 im japanischen Toyota City auch zur Satire: Im Match zwischen Kuwait und Südkorea (28:20) begünstigte das jordanische Schiedsrichterpaar Hirzallach/Alshobaki die Araber in 38 (!) Situationen und schanzte ihnen so das Olympiaticket für Peking zu. Der in Basel ansässige Weltverband versuchte, diesen Skandal totzuschweigen. Das sei Sache der Asiatischen Handball-Föderation (AHF), beteuerte der ägyptische IHF-Präsident Hassan Moustafa im Herbst 2007. Er selbst habe mit der Sache nichts zu tun.

Nun stellt sich heraus: Der Ägypter hatte seine Finger doch mit im Spiel. Moustafa selbst sorgte dafür, dass das deutsche Spitzen-Schiedsrichterpaar Lemme/Ullrich, das die IHF für das entscheidende Spiel eingeflogen hatte, wieder abgesetzt wurde – und jene Jordanier pfeifen durften, die nicht einmal den nötigen Status besaßen. Später bescheinigte ihnen ein detailliertes Gutachten der IHF-Schiedsrichterkommission, sie hätten das Spiel absichtlich verpfiffen.

Moustafas Mitschuld geht aus der 41-seitigen Urteilsbegründung des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) hervor, die nun öffentlich ist. Die AHF hatte den Weltverband im März 2008 verklagt, weil der die Wiederholung der Qualifikation beschlossen hatte. Damals ging es um „die Glaubwürdigkeit gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee“, trug die IHF vor dem CAS vor: Die Weltverbandsfunktionäre fürchteten, aufgrund des Skandals werde der Handball seinen olympischen Status verlieren. In der Wiederholung siegte dann Südkorea – am 10. August erster Gegner der deutschen Mannschaft in Peking.

Die IHF-Anwälte erklärten laut CAS-Urteil vor dem Lausanner Gericht, der Präsident habe eingesehen, dass er mit der Schiedsrichter-Ansetzung „einen Schritt zu weit“ gegangen sei. „Der Präsident“ – also Moustafa.

Die Vorgeschichte, die in Lausanne ebenfalls auf den Richtertisch kam, gibt einen Einblick in die Machenschaften des obersten Handballfunktionärs. Etwa durch ein entlarvendes Faxdokument des kuwaitischen AHF-Präsidenten, Scheich Ahmed El-Fahad Al Sabah, der Moustafa im Sommer 2007 an ein geheimes Versprechen erinnerte: Danach sicherte Moustafa ihm zu, die IHF habe keine Rechte bei den asiatischen Olympiaqualifikationen – obwohl dort Schiedsrichterkorruption seit Jahren an der Tagesordnung war. Deshalb hatte die IHF ja die deutschen Schiedsrichter nach Japan geschickt. Moustafa leugnete dieses Versprechen trotz erschlagender Beweise. Obwohl als Zeuge genannt, zog er es vor, beim Prozess nicht zu erscheinen. Auch das russische IHF-Exekutivmitglied Alexander Kozhukow, der als Augenzeuge den Skandal in Toyota zunächst schöngeredet hatte, blieb dem Gerichtssaal fern.

Moustafa beharrte noch Ende 2007 darauf, dass die IHF keinen Einfluss auf die Qualifikation nehmen dürfe. Dabei hatte das IOC dem Handball-Weltverband schon 2003 und nochmals 2006 deutlich gemacht, dass sie für die Abwicklung dieser Turniere verantwortlich sei. Im Prozess beriefen sich die IHF-Anwälte denn auch auf die Grundsätze der Olympischen Charta, die genau dies festlegen.

Verblüffend, dass Moustafa aus diesem Skandal bislang unbeschadet hervorgegangen ist. Beängstigend allerdings ist, dass sich so ein Schiedsrichterskandal in Peking wiederholen kann. Denn die IHF-Exekutive muss laut Statuten jede Schiedsrichteransetzung des olympischen Handballturniers bestätigen. Die beiden Exekutivratsmitglieder Moustafa und Kozhukow, die wichtigsten Figuren im Skandal von Toyota, könnten demnach jeden Schiedsrichter blockieren.

Fortsetzung folgt.

29 Gedanken zu „Korruption im Welt-Handball oder: der Pharao der IHF“

  1. ich hätte da eine Frage:
    Weiß jemand (ok, du Jens, ;-) ) seit wann Eggers diese Informationen hat, bzw seit wann der Artikel bei der FR liegt?
    Das der Artikel kurz vor dem DHB Bundestag erscheint mag irgendwie kein Zufall sein.

  2. klar ist das kein zufall :)
    warum auch. texte und themen sind am wirkungsvollsten, wenn das timing stimmt, auch wenn sich das jetzt sehr belehrend anhört. ist aber nicht so gemeint, ist nur mal ne tatsache. ist ja völlig normal in dem geschäft.

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  4. @Linksaussen

    Natürlich auch und vor allem an ihn. Aber der Dank war auch eher für die Zusammenstellung aller Artikel mit den Videos als Gewürz auf diesem Blog gedacht. Die investigative Tätigkeit von Herr Eggers kann in diesem Fall nicht hoch genug eingeschätzt werden.

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  6. In der FAZ äußern sich die DHB-Vorturner zu den 50.000 Russland-Dollars. In dem Beitrag wundert sich der Autor, Rainer Seele, dass „die Geschichte von 2002“ erst jetzt „publiziert wurde. Vielleicht weiß er das nicht: Bestensfalls äußern sich Journalisten dann zu solchen Themen, wenn sie Belege haben. Was schwer genug ist und selten vorkommt, denn in der Regel schließen Geber und Nehmer bei Korruptionsvorgängen keine Verträge. Hier aber gibt es ein Dokument, das hat Erik Eggers veröffentlicht. Er wundert mich immer wieder, der Radsport-Experte Seele.

    Egal, hier sind die Quotes der DHB-Oberen, Danke, Herr Seele:

    Horst Bredemeier, Vizepräsident Leistungssport, ehemaliger Bundestrainer usw.:

    Keiner weiß, warum dieses Ding jetzt hochgekocht wird. Das war ganz legal, wir haben keine Stimme gekauft.

    Ulrich Strombach, DHB-Präsident:

    Da wird eine Kuh durchs Dorf getrieben, die schon fünfmal ermordet worden ist. Wir haben niemanden bestochen. (…) Da gab es Leistung und Gegenleistung. (…) Diese Gelder sind ordnungsgemäß verbucht worden.

  7. Wenn das keine Wahlmanipulation ist was dann? Wenn ich vor der Wahl einer Patai Geld gebe damit sie nicht antritt um deren Stimmen zu kriegen, ist das keine Manipulation? Wenn die CSU die Freienwähler vor dem Wochenende Geld gegeben hätten wenn sie nicht Antriit hätte die CSU wahrscheinlich die absolute Mehrheit behalten. Herr Gremmel wußte das es kein Vorstandsbeschluß gab zum Auslösen dieser Zahlung. Für mich ist das veruntreuung! Zu Ihrem Beitrag Herr Strombach, kann ich nur sagen, lächerlich sie wissen als Rechtsanwalt bestens das das nicht in Ordnung war! Meine Meinung sie müssen zurück treten. Und Herr Gremmel sie werden es noch bereuen welche Geister sie gerufen haben! Ihr Verhalten gegenüber unserem Verein wird für sie das aus bedeuten im Deutschem Handball! Und dann noch eine Frage an Herrn Witte. Wie wird so ein unsportliches und ich würde schon sagen fast kriminelles Verhalten bestraft? Wenn man ´meine Person zwei Jahre sperrt für die Passmanipulation in einem Spiel was mit Pauken und Trompeten verloren ging? Urteil nach zu lesen im Internet! Wir werden us sehen auf dem Bundestag und sie werden mit einigen unangenehmen Fragen konfrontiert werden! Selbst bei wiederwahl müssten Strombach und Gremmel gesperrt werden. Das besagt die Rechtsordnung des DHB. Ich zitiere;
    § 14 Eingriff in den Spielbetrieb
    (1) Wer als Beteiligter oder in Ausübung einer Funktion grob unsportlich in den
    Spielbetrieb eingreift, kann mit einer Sperre bis zu einem Jahr und/oder einer
    Geldstrafe bis zu 500,00 € bestraft werden.
    (2) Der Versuch ist strafbar.
    Mal ganz davon abgesehen sind Leute die in der öffentlichkeit stehen Untragbar in diesen Stellungen. Weil sie jede Art von Glaubwürdigkeit verloren haben!
    Die Sache zwischem meinem Verein und dem HVN werden wir gerichtlich klären! Vorm Landgericht! Mir reicht es jetzt! Wer auch schwierigkeiten mit Gremmel und Co hat, kann es mir mailen an b.schramme@arcor.de
    Zur Zeit wird noch geprüft ob es möglich ist einen Strafantrag zu stellen! Bernd Schramme 1. Vorsitzender HSB 04 e.V.

  8. Kleiner Nachtrag. So ging das aus auf dem Bundestag des DHB in Hamburg. EE in der Frankfurter Rundschau:

    Handballer wählen Strombach erneut zum Chef
    Öffentlich wird die Kritik am Verhalten der DHB-Spitze bei der WM-Vergabe 2005 nur lau geäußert

    (…) Der 29. ordentliche Bundestag des Deutschen Handballbundes (DHB) hatte ihm zuvor für drei weitere Jahre das Vertrauen ausgesprochen; 95 der 111 Delegierten stimmten für den Anwalt, der den weltgrößten Handballverband seit 1998 führt, fünf sprachen sich bei elf Enthaltungen gegen ihn aus. Die Reaktionen der Delegierten fielen weniger euphorisch aus. „Das ist aber nun wirklich das letzte Mal, dass wir ihn gewählt haben“, sagte ein Vertreter des Bayerischen Handball-Verbandes. Die „turbulenten Tage“ (Strombach) von Hamburg hinterließen jedenfalls nachdenkliche Funktionäre.

    Die Korruptionsvorwürfe, derer sich der Präsident und seine Vizepräsidenten Horst Bredemeier (Finanzen) und Wolfgang Gremmel (Finanzen) erwehren mussten, beherrschten diesen Bundestag. Das Trio hatte dem russischen Verband vor der Vergabe der WM 2005 50.000 US-Dollar für einen Rückzug versprochen hatten – ohne dies, wie Gremmel bekannte, mit dem DHB-Gremien abgesprochen zu haben. Strombach & Co. verloren dennoch die Abstimmung gegen Tunesien. Der DHB war damals finanziell so klamm, dass der Weltverband IHF im Jahr 2005 die restlichen 40.000 Dollar vorschießen musste, die erst mit der Endabrechnung für die WM 2007 in Deutschland verrechnet wurden. An diesem Skandal entzündeten sich hitzige Debatten. Dabei soll der Präsident damit gedroht haben, dass im Falle seiner Abwahl ein Großsponsor des DHB abspringen werde.

    Auf dem Bundestag bestätigte Strombach alle Einzelheiten, bestritt jedoch, die WM-Vergabe auf diese Weise „beeinflusst“ zu haben. Der russische Verband habe die Bewerbung vielmehr mit der Maßgabe zurückgezogen, „dass vom DHB die Kosten, die dem russischen Verband mit der Bewerbung bis dahin entstanden waren, übernommen wurden“, so der DHB-Präsident. Diese Version war neu. Kein Wunder, dass die Vertreter der Landes- und Regionalverbände murrten. Öffentlich äußerte sich jedoch nur ein Funktionär. „Ich hoffe, dass diese Dinge, die wir von gestern auf heute erleben mussten, nicht mehr vorkommen“, sagte Kurt Hochstuhl, Präsident des Südbadischen Handballverbands, der eingestand, dass die Kontrolle in dieser Sache versagt habe.

    Dass die Kritik nicht lauter formuliert wurde, ließ einige Delegierte ernüchtert zurück. „Das dokumentiert einerseits Feigheit, andererseits ist dies Ausdruck der Alternativlosigkeit“, sagte ein frustrierter Vertreter des Nordostdeutschen Handballverbands. Von dieser „Alternativlosigkeit“ profitierte Strombach schließlich. (…)

  9. ein schönes foto, das auch seinen teil aussagt:
    http://www.dhb.de/index.php?id=890

    (bild 3, kann leider nicht direkt verlinkt werden).

    Strombach umrahmt vom UDIOCM und Hassan Moustafa. welch eine troika!

    wenn ich die üblichen geschichten um moustafa, die verschobene olympia-quali in asien, die wm2005-affäre und die drohung strombachs, ein hauptsponsor würde bei seiner abwahl abspringen, zusammennehme, ergibt sich mir ein äußerst unappetitliches gesamtbild.

    und vor längerer zeit hatten wir doch mal in diesem blog die diskussion um die wm 2007 und die schiedsrichterleistungen, bei denen ich einen über den heimvorteil hinausgehende bevorteilung ausgeschlossen hatte. so langsam schwant mir, daß ich vielleicht doch zu naiv gewesen sein könnte.

  10. Da warst Du schneller mit der Korrektur. Ich habe verzweifelt gesucht. Danke, dass Du mich von der Suche und der Angst erlöst hast, ins Demenzstadium einzutreten.

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