… auch die Mitteilung des verdienstvollen Dopingopferhilfevereins (DOH) gibt es hier:
Zur Reinwaschung von Fachdopern
Bundesministerium des Innern, Deutscher Olympischer Sportbund und Deutscher Leichtathletik-Verband glauben, im Jahr 20 nach dem Mauerfall sei die Zeit gekommen, durch Dopingmittelvergabe belasteten Trainern eine Generalamnestie zu erteilen. Entgegen dem öffentlichen Widerspruch der Geschädigten des DDR-Staatsdopings glauben sie, ohne Einbeziehung der Opfer und des DOH e.V. über den Wert einer pauschalen „Entschuldigung“ dieser Trainer entscheiden zu können.
Ein solches Vorgehen führt sich selbst ad absurdum. „Geständnisse“, die nach zwanzig Jahren nicht über längst Bekanntes und Belegtes hinausgehen, die keinen Beitrag zur Aufklärung leisten, sind ein Versuch der Verschleierung der Vergangenheit, nicht Aufarbeitung. „Entschuldigungen“, die gegen den Willen der Opfer akzeptiert werden, sind ein Affront gegen die Geschädigten. In den genannten Institutionen scheint man der Auffassung zu sein, dass die finanzielle Abfindung der Opfer im Jahr 2006 den Dialog mit ihnen erübrigt hat.
Der DOH e.V. protestiert gegen diese Politik des Freikaufs und der Augenwischerei.
Meinen diese Trainer wirklich Versöhnung mit den Opfern, wenn sie zugleich im Konjunktiv anmerken: „Sollte es körperliche Beeinträchtigungen gegeben haben, so tut uns dies leid“? Ob die ehemalige Leichtathletin Frau G., die durch Dopingmittel lebensbedrohlich erkrankt ist und heute um ihr Leben ringt, diese In-Frage-Stellung der inzwischen hundertfach belegten Folgeschäden der pharmazeutischen Manipulation versteht? Und mit ihr alle anderen Geschädigten? War die Beteiligung dieser seinerzeit für Athleten wichtigsten Vertrauenspersonen am Dopingsystem weniger verwerflich, wenn sie zu weniger schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen geführt hat?
Der DOH e.V. warnt vor einem Rückfall der Verbände in die Strategie vor 2006, als das Vorhandensein von Dopingopfern schlicht bestritten wurde.
Für den DOH ist offensichtlich, dass BMI, DOSB und DLV mit dem Trainer-Persilschein die vor den Olympischen Spielen in Peking wahrheitswidrig unterzeichneten „Ehrenerklärungen“ aus der Welt schaffen wollen, um Weiterbeschäftigung zu ermöglichen. Übertüncht werden soll überdies, dass die Sportfachverbände mit der Anstellung belasteter Trainer gegen die Antidoping-Klauseln in den Fördermittel-Zuwendungsbescheiden des BMI verstoßen haben.
Herr Dr. Bach! Bitte öffnen Sie diese Tür nicht weiter! Sorgen Sie für eine offene und transparente Aufarbeitung. Nur dann kann der von Ihnen behaupteten „Einzelfallprüfung“ Glaubwürdigkeit bescheinigt werden. Machen Sie sich nicht die vom DLV und anderen Verbänden seit Jahren vertretene Meinung zu eigen, dass von Staatsanwaltschaften mit Bußgeld belegte ehemalige Dopingtrainer das Recht auf Ausübung ihres Berufes „wie jeder unbescholtene Bürger“ hätten.
Geht eine Resozialisierung der Trainer um des Erfolgs Willen über die Schmerzen der Opfer? Nein!
Verzeihen und die zweite Chance gehören zu unserer Kultur. Dafür steht auch der DOH e.V. Aber dies müssen sich die Täter verdienen. Deshalb fordert der DOH e.V. zuerst eine schonungslose Offenlegung der Beteiligung jedes einzelnen Trainers am Zwangsdopingsystem der DDR. Wir halten eine solche Mithilfe bei der Ursachenfindung von Körperschäden für die selbstverständliche Voraussetzung einer ernstzunehmenden Entschuldigung. Darüber hinaus könnten die Trainer damit einen Beitrag zur historischen Aufarbeitung leisten.
Pauschale Erklärungen zu akzeptieren und diese gegen den ausdrücklichen Willen der Geschädigten als „Entschuldigungen“ auszugeben, heißt nichts anderes, als die Opfer erneut zu missbrauchen.
Der DOH e.V. ist gern bereit, eine redliche Aufarbeitung durch Sportpolitik und Sportverbände zu unterstützen. Gegen diese Form allerdings dürfen sich die beteiligten Institutionen unseres Widerstandes sicher sein.
Für den Doping-Opfer-Hilfe e.V.
Dr. Klaus Zöllig
Dr. Michael Lehner
spox.com: Anstiftung zum Doping – Schwere Vorwürfe gegen DSV
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