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Das Olympische Bildungsmagazin

Die FIFA, Coca-Cola, Massenmörder Robert Mugabe und der Fußball-Weltpokal

JOHANNESBURG. Auf der Soccerex hat FIFA-Präsident Joseph Blatter heute noch einen Witz versucht. Frei wiedergebend hat er geplaudert, die ehemaligen europäischen Kolonialmächte – er nannte England, Belgien, Spanien und Frankreich – werden sich im kommenden Jahr schon noch wundern, wozu Afrika fähig sei.

Blatter scheut keine noch so billige Stimmungsmache um sich als allafrikanischer Held, Bewahrer des Fairplay, Volldemokrat, Hüter des Weltfriedens und Retter der Menschheit aufzuspielen.

Was ich vergangene Woche leider übersehen habe, trage ich nun nach: Die FIFA organisiert derzeit gemeinsam mit Coca-Cola, einem ihrer langjährigen Hauptsponsoren, die „World Cup Trophy Tour“. Vergangenen Donnerstag kam der FIFA-Weltpokal, sponsored by Coca-Cola, auch in Simbabwes Hauptstadt Harare vorbei.

Einziger Simbabwer, der den World Cup liften durfte, war …

Robert Mugabe with the World Cup, which was passing through Harare on its way to South Africa

… Massenmörder Robert Mugabe. Das Foto ist ein Screenshot aus dem Guardian, der das Thema aufgegriffen hat:

Simbabwes Regierung sieht das so:

Fans enjoy World Cup show

SOME people came on buses, others on cars, a few in lorries but the majority used public transport into the city centre, and then completed the journey on foot to the Harare International Conference Centre, for a date with the iconic Fifa World Cup trophy.

The trophy arrived in Zimbabwe on Thursday night with President Mugabe being the only Zimbabwean citizen handling the solid gold at a glamorous ceremony at the Harare International Airport.

President Mugabe was also the first Zimbabwean to have his photo taken with the World Cup Trophy before senior Government officials, led by Deputy Prime Minister Arthur Mutambara, got as close as possible, but without touching the Trophy.

The President and the First Family were at the Harare International Airport to receive the World Cup Trophy.

Yesterday fans went to the HICC with many hopeful of catching a glimpse of the Trophy and, for the lucky ones, getting a photo opportunity with the trophy in its glass box.

It was truly a carnival atmosphere with Zimbabweans from different races, colours, cultural backgrounds, ages and professions hoping for that photo with the one and only authentic Fifa World Cup. (…)

Und auf der FIFA-Webseite steht dieses Foto:

President Mugabe and his wife Grace pose with the FIFA World Cup, November 26 ,2009

Robert Mugabe, der Weltpokal (Mitte) und Mugabes Gattin Grace / Screenshot fifa.com

20 Gedanken zu „Die FIFA, Coca-Cola, Massenmörder Robert Mugabe und der Fußball-Weltpokal“

  1. Pingback: Jens Weinreich

  2. Inhaltlich stimme ich dir ja zu, allerdings ist der Beitrag ungefähr auf dem Niveau des Blatter-Witzes, also deutlich unterhalb der Grasnarbe. Mit dieser Art Berichterstattung und einer Überschrift, die die Bild-Zeitung kaum besser hinbekommen hätte, wird man für die wichtige Kritik an der ganzen Fifa-Inszenierung kaum mobilisieren können. Schwacher Beitrag.

  3. Ach, hat Mugabe etwa nicht den Weltpokal gestemmt? Wird die World Cup Trophy Tour etwa nicht von Blatters FIFA und Coca-Cola ausgerichtet?

    Mehr tags haben übrigens nicht in die Überschrift gepasst :)

  4. Noch eine Frage, Enno: Wurde Mugabes Stelldichein mit dem Weltpokal in einem deutschen Medium thematisiert? Habe auf die Schnelle nichts gefunden. Ich finde allerdings, das sollte bekannt sein.

  5. Ja, inhaltlich teile ich deinen Beitrag ja und sicher muss es auch in Deutschland thematisiert werden. Das will ich ja gar nicht in Abrede stellen. Ganz im Gegenteil denke ich, dass es eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem problematischen Gebaren der Fifa geben muss. Aber der Ton macht die Musik. Und eine platte Retourkutsche zu dem Witz von Blatter steht m.E. einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema eher im Wege, als dass man damit Unterstützung für die notwendige Kritik mobilisieren könnte. Die Frage ist doch, wie man vor dem Hintergrund dieses Berichts als einzelner oder irgendwie gemeinsam sich verhalten könnte. Dein Beitrag lässt einen mit der Häme über die Fifa zurück. Das war’s dann, weil die Welt und die Fifa halt schlecht sind? Mir ist das zu wenig.

  6. Tja, ich kann die Welt halt nicht mit jedem Beitrag retten. Ich stelle fest. Zur inflationären Verwendung des Begriffs „Häme“ hätte ich viel zu sagen. Ich weiß nicht, ob ich Häme habe walten lassen. Das ist mir auch völlig egal. Sollte es Häme gewesen sein, dann wäre sie selten so angebracht wie in diesem Fall. Sollte es Häme gewesen sein, wäre es noch viel zu wenig.

  7. Pingback: june

  8. Pingback: Twitter Trackbacks for Die FIFA, Coca-Cola, Massenmörder Robert Mugabe und der Fußball-Weltpokal : jens weinreich [jensweinreich.de] on Topsy.com

  9. @enno: Jens hat in seiner Überschrift nur Tatsachen genannt. Er hat dazu die nötigen Bilder und Verlinkungen geliefert. Das Thema ist brisant und der Hausherr hat es aufgegriffen. Welche etablierten Medien (Faltmedien wie elektronische Medien) haben diese Tatsachen thematisiert?

  10. Pingback: STP1910

  11. @Enno: Bisschen weit aus dem Fenster gelehnt, oder? Dein eigenes Geschreibsel kann ja nun kaum der Maßstab für tiefgreifende Berichterstattung sein. Ich darf aus dem Hertha-Blog zitieren:

    Wir Herthaner sind da anders gestrickt. Wir nehmen das Leben so, wie es kommt. Und derzeit kommt es dick.(…) Nach der letzten Saison ist die derzeitige Misere ein monströser Schlag auf den Amboss unseres Stolzes. Doch dieser Stolz ist härter als jedes Schicksal. Wir sind Herthaner! Und wir bleiben Herthaner, egal was kommt.(…) Alles ist in einem stetigen Fluss, doch nur eines bleibt wie es ist: Wir bleiben Herthaner!

  12. Pingback: Meissinho

  13. Aus der Regierungs-Verlautbarung:

    „Coca-Cola mounted special stands where they sold canned drinks“

    Was wohl eine Dose Cola in Landeswährung kostet? Bei solchen Beträgen dürfte selbst Jean-Marie Weber blass werden.

  14. Pingback: Südafrika, Tag 1: Ashdown House : jens weinreich

  15. JW für den Deutschlandfunk: Opportunisten am Hof der Herrscher – Auch die arabische Sportwelt in Aufruhr

    Bach kritisierte kürzlich in einem Interview der Zeitung Main-Post die Europäische Union, die über die Vorgänge in Libyen lange geschwiegen habe. Warum der Sport mit Kleptokraten und Massenmördern gemeinsame Sache macht, sagte er nicht. Stattdessen lobte der Lobbyist die Verhältnisse in Kuwait, wo es „ein anerkanntes Parlament, durchaus Pressefreiheit und auch wirtschaftliche Gerechtigkeit“ gebe. Exklusive Ansichten.

  16. Mugabe insists the money invested in the team to represent the country could have been used to provide amenities and build schools.

    Und da gehe ich mit ihm mit. Selbst, wenn man zig Goldmedaillen gewinnt. OK, die Story mit dem impotenten Mann ist ein bisschen drüber.

  17. So ein wahnsinniger Massenmörder und FIFA World Cup Tour Gastgeber. Bin gerade dabei, das in einem ganz kurzen Eintrag zu würdigen. Ist zu irre.

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