Kai Pahl alias Dogfood wäre nicht Dogfood, wenn er auf allesaussersport nicht solche Texte schreiben würde. Er hat den ersten Tag der Sportjournalismus-Konferenz in Dortmund dokumentiert, solange er noch Kraft hatte. Einen Teil der freitagabendlichen Sessions (wir hatten am Ende 90 Minuten Verspätung) hat er ermattet verpasst. Seine Beschreibung von Freddie Röckenhaus und Andrew Jennings entschädigt aber für den kleinen Schwächeanfall.
Röckenhaus saß völlig schlaff im Stuhl, eingefallene Gesichtszüge, Haare wie Beethoven in der Endphase. Es kamen die Fragen und Röckenhaus wurde immer lebendiger und lässiger. Die Fragen drehten sich nahezu ausschließlich um die Borussia Dortmund-Geschichte, als er gemeinsam mit KICKERs Thomas Hennicke den Finanzskandal aufdeckte. Auch wenn die Geschichte grosso modo bekannt ist, war es faszinierend zuzuhören mit welcher Präzision, aber auch Verstandlichkeit Röckenhaus noch Jahre später das Niebaum-Konstrukt auseinandernehmen kann.
Andrew Jennings ist einer der bekanntesten investigativen Sportjournalisten. Ein Britte der der IOC und der FIFA hinterhersteigt und dessen Beiträge manchmal auch in der BBC zu sehen sind. Man muss diese Beiträge gesehen haben, denn Jennings – auch wenn die Machart seiner Filme mir nicht immer gefällt – ist eine ziemliche Type. Und eine Rampensau vor dem Herrn. Der Mann spricht und gestikuliert original wie man es aus den Filmbeiträgen kennt: eine leicht nasale Stimme, altväterlich rauh, blaues Hemd, bunte Hosenträger – frisch den Kleidungsschränken von Larry King entliehen. Da steht er hinter Pult und kann eine knapp einstündige Rede vom Papier ablesen ohne dass sie wie abgelesen klingt. Kaum ein Haspler, keine Ähhhhs, weitausschweifende Bewegungen.
Es ist die erste Konferenz dieses Ausmaßes in Deutschland überhaupt, und das ist schon etwas verwunderlich. Ich hätte mir das auch früher vorstellen können, als erst im 21. Jahrhundert nach Christus, aber egal, irgendwann muss man ja mal damit beginnen, sich umfassend über Sportjournalismus auszutauschen.
Heute abend werden sich Oliver Fritsch und Kai Pahl das erste Mal begegnen, wenn ich recht informiert bin. Und nolookpass, der sich auch in Dortmund herumtreibt, kann ich schon mal vorwarnen, denn ich werde ihn bitten, sich bei der Diskussion „Clash der Kulturen“ neben Oliver Fritsch, Kai Pahl, Jürgen Kalwa (der auf american arena den besten Sportblogbeitrag des Jahres 2007 wählen lässt) und Clemens Gerlach (SpiegelOnline) mit aufs Podium zu setzen. Das Thema lautet: „Die Online-Revolution – warum Journalisten Blogger nicht verstehen und warum Blogger oftmals bessere Journalisten sind“. Ich bin gespannt.
Wenn man Nolookpass als Linksaussen aufs Podium setzt, hat er die komische Angewohnheit, jedes Widerwort der Gesprächspartner sofort mit einer Blutgrätsche zu beantworten. Also Vorsicht!
Es standen blöderweise nur vier Stühle auf dem Podium, so dass nolookpass in der ersten Reihe sitzen bleiben musste. Blutgrätsche, tatsächlich? Er sah doch so nett aus. Hatte sich allerdings für eine sehr skeptische Miene entschieden. Mein Eindruck: Er war misstrauisch; warum, weiß ich nicht. Wir beißen doch nicht.
Skeptik von meiner Seite nur beim ersten Referat und kurz vor Schluss; die Gründe: das erste Referat und die zeitlich stark auf Kante genähte Taxifahrt zum letzten Zug gen Nordosten.