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Das Olympische Bildungsmagazin

The day after

12.21: Nach 24 Tagen in der Parallelgesellschaft wird es ein wenig dauern, im wahren Leben anzukommen. Ich denke, dass ich mir morgen das MPC, den Water Cube und das Birds Nest noch mal in Ruhe betrachten werde. Wie ich die Chinesen kennengelernt habe, werden schon vergangene Nacht Zehntausendschaften die Aufräumarbeiten beendet haben. Es wird ja nicht alles abgebaut. Die Zäune um den Hochsicherheitstrakt Olympia bleiben vorerst, bis zu bzw. nach den Paralympics. Der Kollege H übrigens macht gleich durch. Er bleibt in Peking und schreibt auch über die Paralympics. Der Kollege H ist ein Steher, ich glaube, er läuft sogar Marathon.

12.50: Ich weiß noch nicht, wie ich die drei Wochen nachbereite hier in diesem Blog. Ein paar Themen für künftige Artikel und Recherchen, die fallen mir allerdings so langsam ein. In zwei Wochen soll darf ich in Lillehammer bei der Global Investigative Journalism Conference nicht nur über „Crime and Corruption in Sport“, sondern auch darüber reden: „What happened in China during the Olympics?“ Ehrlich gesagt, ich weiß das nicht. Ich war nicht wirklich in China. Ich war nur auf einem Raumschiff Olympia, das zufällig in China Station gemacht hat. Interessant dazu auch dieser Kommentar von Henrik Bork in der SZ: „Die synthetischen Spiele„. Auf einige andere Fazit-Stücke hatte ich hier bereits hingewiesen.

13.16: So, das Abendessen heute wäre geklärt. Kein IOC-Sponsorenmahl mehr. Kein Caramel Frappé, sondern selbstverständlich Ente von Meister Da Dong.

19.04: Siebzehn Stunden im Bett sind auch mal ganz schön. Ein paar Stunden war mein kleiner Freund dabei, der SZ71VN. Als sein Besitzer mal wieder entschlummerte, ist er aus dem Bett geflogen. Hat es aber überlebt, sonst könnte ich ja diesen Eintrag nicht schreiben.

24 Gedanken zu „The day after“

  1. Ich frage mich wer erwartet hat das die OS in China politisch etwas ändern, oder in Bezug auf die Menschenrechte. Hat wirklich einer der Politiker oder Menschenrechtler geglaubt die Chinesen werfen ihr politisches System über den Haufen und installieren eine „westliche Demokratie“ weil die olympischen Spiele kommen? Da kann man doch nur lachen ob solcher Dummheit.
    Noch sind in jedem Land die Spiele mehr oder weniger für eigene innen- wie außenpolitischen Ziele missbraucht wurden. Wir Deutschen haben da auch Erfahrung. ;)

    In China hat sich nur einmal mehr gezeigt, die olympischen Spiele sind der größte Wanderzirkus aller Zeiten. Den Machern ist vollkommen egal wo sie auftreten, Hauptsache die Kasse stimmt und getreu dem Motto: „don’t mix politics with games“.

    JW, das „Raumschiff Olympia“ gefällt mir. :-D

  2. @DeJe
    Es war aber vielleicht nicht zu erwarten, dass westliche Politiker, so genannte Demokraten, sich gemein machen mit korrupten KP-Funktionären und deren Regime schönreden. Es war auch nicht zu erwarten, dass sie zusehen, wie wegen der Spiele Menschen verhaftet und verschleppt werden. Und die nachhaltigste Wirkung der Spiele – Lieferung von Sicherheitstechnik im Milliardenumfang, Bruch des seit 89 bestehenden Embargos durch den Westen – war auch nicht zu erwarten. Oder?
    Zu erwarten war der erste Platz Chinas. Nur zweimal in der jüngeren Geschichte Olympias standen da nicht USA oder Sowjetunion/Russland. Zuletzt 1936.
    Andererseits: Wer nicht so ein Realdenker wie Du war, DeJe, für den hatten diese Spiele einen Trimm-Dich-Effekt in Sachen Realität. Auch deshalb auch mein Dank an diesen Blog und jw.

  3. Der Bruch des Embargo erstaunt mich in der Tat. ;-)
    Aber was soll ein Politiker machen? Er möchte doch im Watercube sitzen und fähnchenwedelnd seinem Athleten zuwinken. Während der Weltrekord chancenlos diesem staustrahlgetrieben Sportler hinterherschwimmt…

  4. Embargo für Technik, die für polizeiliche Überwachung eingesetzt werden kann, galt in USA seit Tiananmen, es ist offiziell nie aufgehoben worden. Dort eine Riesendebatte: China hat für die Spiele das Modernste bekommen – kann sich jeder denken, gegen wen sie das nach den Spielen einsetzen.
    Ich weiß nicht, ob es ein internationales Embargo gab, ob die Bundesrepublik beteiligt war etc. pp.
    Mir reicht auch, woran Typen wie Danckert beteiligt sind: am Fähnchenschwenken … Gut gesagt.

  5. Eine Frage, die mir schon ewig unter den Nägeln brennt zum Thema Leichtathletik:
    Erreichen die Sportler eigentlich ihre Bestleistungen im Wettkampf, oder springt z.B. eine Blanka Vlasic im Training schon ab und an über 2,10m und kann das nur im Wettkampf nicht umsetzen.

    Mein Riesenkompliment auch an JW für diese hintergründige und scharfzüngige Olympiabegleitung. Der Output den du leiferst, der ist phänomenal!

    Haidhauser

  6. @weinreich
    „und hat offenbar immer noch Bauchweh.“
    Dennoch? Ente bei Dong?

    @haidhauser, komme zwar vom laufen, konnte aber oft mit den „technikern“ trainieren.
    bei sprungdisziplinen ist eher ungewöhnlich. wenn die trainingsergebnisse ähnlich der wettkampfergebnisse sind ist das eher ein zeichen für noch nicht maximale wettkampfleistungen.
    bei den wurfdisziplinen ist das anders, da kommen schon im training weiten jenseits der wettkampfergebnisse zustande.

  7. Da fällt mir noch ein, ob der grandiosen Rekorde könnte man dem „Raumschiff“ noch ein vorgestelltes „T“ schenken. Das hat es sich redlich verdient wie ich finde. :-D

    @Haidhauser, es gibt sicher unterschiedliche Varianten. Da es heute aber vielfach um Geld für Rekorde geht, sollte man schon halbwegs sicher sein die „Bestellung“ auch erfüllen zu können. Im Hochsprung kann es durchaus sein das die Vlasic schon höher als 2,05m gesprungen ist im Training. Bei Witz-Bolt war ja auch mehr als offensichtlich das der neue 100m Weltrekord das nächste (gut bezahlte) Meeting kaum überleben wird. ;-)

  8. @ DeJe: Muss zu meiner Verteidigung vorbringen, dass die Raumschiff-Vokabel nicht neu ist. Die benutze ich seit einigen Jahren für Olympia. Das Raumschiff-Gefühl stellte sich schon früher ein.

    @ Tobias: Hans hat eine Ente allein gegessen. Wir essen sie zu dritt.

    @ James Tobin: Vesper und Digel sind doch schrecklich, oder? Können wir uns wenigstens darauf einigen? Wann hören die endlich mit diesem Nonsens der Wertevermittlung-Vorbilderproduktion-Nationalenaussendarstellung auf. Was soll das?

  9. zu Digel muss ich dann doch noch mal sagen: ich dachte eigentlich, er hätte schon vor jahren seinen tiefpunkt erreicht. aber er buddelt immer tiefer unter der niveaugrenze. ganz erstaunlich.

  10. Apropos Digel – ich habe gerade das da bei dpa gelesen (so viel zu Gedankenspielen, irgendein Meetingdirektor könnte jetzt Bolt ausladen…)

    „Bolt hat der Leichtathletik auf jeden Fall sehr gut getan, das empfinden vor allem die Sponsoren so“, sagte IAAF-Councilmitglied Helmut Digel. „Mit den Leistungen ist die Leichtathletik von den weltweiten Botschaften an die Spitze gerückt.“

    Hier die ganze Meldung. An Bolt verdienen halt sehr viele Leute sehr gut.

    http://diepresse.com/home/sport/mehrsport/408748/index.do?from=rss

  11. Gerade sind die niederländischen Athleten inklusive Gepäck und Betreuern von Amsterdam-Schiphol ins Zentrum gefahren. 6 Busse voller Athleten und Betreuer, 5 Gepäckbusse und 12 Polizeiautos. Nicht zu vergessen der Militärhubschrauber, der die Kolonne im Auge behalten hat.

    Was mich allerdings gefreut hat, ist dass kein Fernsehhubschrauber in der Luft war. Aus Deutschland kennt man ja das unsägliche Kamerabild, dass den Bus auf Autobahn und in der Stadt zeigt und versucht die Wartezeit zu überbrücken.

  12. nochmal CAR: ich fürchte meine gestrige Frage ist im allgemeinen Gewusel hier untergegangen: Hast du einen Buchtipp zum Thema CAR? Lillehammer ist teuer, da muss es auch mal ein Buch tun, aber es gibt etliches dazu …

  13. Hallo Jens,
    nach all dem Trubel möchte ich einfach und schlicht DANKE sagen für meine Nr. 1 Quelle zu kritischer Sportberichterstattung!
    Verfolge dein Blog schon über ein Jahr – auch mit langen Leerlaufzeiten. Aber das von Dir gezündete „Feuerwerk“ zu Olympia war genial. Da können die Chinesen nicht mithalten.
    Weiter viel Kraft und einen langen Atem,
    Tom
    P.S. Please mix sport with investigative journalism!

  14. Die Läufer trainieren täglich zehn Stunden.
    Sie brauchen für 100 Meter zirka minus 14 Sekunden.
    Die Spitzengruppe ist heute morgen bereits
    im Jahre 1919 verschwunden.

    (Erich Kästner)

  15. @ dominik: du bist immer sehr ungeduldig, mein freund. zieh dir excel und access richtig rein, dann hast du car fast drauf. bücher habe ich nicht parat, muss mal zu hause nachschauen, google einfach ein bisschen und such bei amazon. wenn ich wieder zu hause bin, kann ich dir was einscannen und/oder ein paar tipps schicken. also, selbst ist der mann!

  16. Wollte hier auch mal ein kurzes, aber schwerwiegendes Danke loswerden. Da ich keine Gotze hab, und es auch geschafft hab, um Tageszeitungen zumeist nen Bogen zu machen, wurde das hier meine Möglichkeit, ein Hauch dieser Spiele einzufangen. Und ich hab es sehr genossen. Und vor allem konnte es genießen. Dazu sind ja öffentlich-rechtlichen (leider!) nicht mehr in der Lage. Durch Zufall hab ich am Sonntag mal sone Dreiviertelstunde im ZDF ein Art Resümee (nach der Abschlussfeier) mit B-Kerner und irgendner Frau gesehn. Also so ein geballter Schwachsinn. Und als sie dann noch die Entstehung der einzelnen deutschen Goldmedaillen zeigten und diese jubelnden Fan-Reporter da alle………. NEIN, NEIN NEIN!!!
    Ich weiß gar nicht, wie ich früher stundenlang, tagelang Olympia glotzen konnte. Ob das damals auch schon sone gruselige Begleitung durch ausgesuchte Fernsehkompetenzen gab? Egal – dieser Mist hat mich einfach nur aufgeregt.
    Kurzum Danke. Es war mir eine Freude hier rumzustöbern. Diesen Blog mit all seinen Beiträgen und Verweisen seh ich als ein echt gutes Mittel für Information und zum gedanklichen Austauschs. Viel Spaß weiterhin…

  17. Auch meinen Dank für dieses Blog und eine andere Perspektive auf die Olychemischen Spiele, wie die taz schreibt.

    Dass CAR ein bisserl Excel und Acess sein soll, finde ich aber gewagt. SPSS-Kenntnisse würde ich als Minimum ansetzen, schließlich geht es um Data-Mining und Recherche in statistischen Rohdaten. Als Tipp würde ich das ehrwürdige wwww.nicar.org empfehlen, bzw. die Mailingliste CARR-L, die es auch schon seit 20 Jahren gibt. Da werden auch immer mal wieder Bücher empfohlen. –Detlef

  18. Mh, bezüglich ungeduldig red ich mich auf’s Alter und so raus.

    Amazon und Google hab ich ja schon gemartert, aber da gibt es eben etliche Treffer, und ich dachte mir wenn du gerade dazu arbeitest hast du vielleicht einen Buchtipp bei der Hand ;).

    Und da muss ich gleich an Detlef anschließen und mich bedanken: Gutes „Lehr“buch such ich deshalb, weil ich eben im Laufe meines Studiums recht viele SPSS-Operationen gelernt habe, da hilft mir eine Sammlung von Excel-Formeln nicht wirklich weiter bei den Sachen, die ich vorhabe. Mir geht’s eher um Anregungen und Fallbeispiele, welche Operationen wann Sinn machen usw. Lass dich von mir nicht stressen Jens! ;)

    lgd

  19. Pingback: Safftis Spottplatz » Vorahnung |

  20. Yeap. Vesper und Digel sind ja auch Lobbyisten. Aber wie gut das der DEUTSCHLANDFUNK auch Stimmen Gehör schenkt :-)

    Gespräch mit Hajo Seppelt zu Dopingkontrollen in Peking
    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/08/24/dlf_20080824_2338_e9deb2c6.mp3

    Gespräch mit Thomas Kistner – Bilanz der Spiele aus „IOC-Sicht“
    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/08/24/dlf_20080824_1935_dba12844.mp3

    Vielen Dank für die Sicht hinter den Olympischen Spielen und die ausführliche Berichterstattung(trotz kleiner Meinungsverschiedenheiten).

  21. Pingback: Vorahnung « Safftis Spottplatz

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