Zum Inhalt springen

Das Olympische Bildungsmagazin

Dr. Theo Zwanziger …

… hat mir einen offenen Brief geschrieben. Ich denke, dass darf man so sagen, schließlich hat er Oliver Fritsch vom Direkten Freistoß ein Interview gegeben, in dem es – sorry, dass ich mich hier so in den Vordergrund dränge – vor allem um einen Rechtsstreit geht, den der DFB-Präsident gegen mich angestrengt hat. Die ersten beiden Instanzen hat er verloren Landgericht und Kammergericht Berlin haben sein Unterlassungsbegehren und den Antrag auf einstweilige Verfügung abgewiesen, der Fall ist hier dokumentiert.

Das komplette Interview gibt es natürlich nebenan beim Direkten Freistoß: „Ich bin kein Prozesshansel“, sagt Herr Zwanziger. Ich übrigens auch nicht. Ich finde es nur ziemlich putzig, dass Theo Zwanziger mit anderen Journalisten über mich bzw. über meine Kommentare spricht, mir aber nur komische Anwaltspost zustellen lässt. Zur Info ein Teil der mich betreffenden Passagen im Interview:

df: Sie haben den Journalisten Jens Weinreich, der Sie als „unglaublichen Demagogen“ bezeichnet, auf Unterlassung verpflichten wollen – und sind per Einstweiliger Verfügung bislang in zwei Instanzen damit gescheitert. Das sieht so aus, als wollten Sie einen Kritiker mundtot machen oder einschüchtern. Fürchten Sie nicht, dass Sie Ihren Ruf aufs Spiel setzen? Immerhin haben Sie im allgemeinen eine gute Presse. Selbst skeptische Geister verbinden mit Ihrer Präsidentschaft Hoffnung auf Öffnung des DFB. Sie sind der Anti-MV, der, das nur nebenbei, diese Angriff dank seiner Dickhäutigkeit sicher ignoriert hätte.

Zwanziger: Ich bin kein Prozesshansel, ich kann Kritik einstecken. Doch in diesem Fall muss ich darauf verweisen, dass Artikel 5 unseres Grundgesetzes nicht nur die Meinungsfreiheit schützt, sondern auch die persönliche Ehre. Herr Weinreich hat mich Demagoge genannt. Daraufhin habe ich im Duden nachgeschlagen, und der definiert dieses Wort genau wie ich es empfinde: „Volksverhetzung“. Das ist laut § 130 des Strafgesetzbuches eine strafbare Handlung, die mit Freiheitsstrafe bedroht ist. Und nun will ich von Gerichten geprüft wissen: Darf man mich als Volksverhetzer bezeichnen? Das bin ich dem Verband und mir selbst schuldig, zumal Herr Weinreich noch eins drauf gesetzt und mich als „unglaublichen“ Demagogen bezeichnet hat.

df: Aber Sie sind nicht als Volksverhetzer bezeichnet worden, sondern als Demagoge – kein unüblicher Begriff etwa in politischen Debatten. Als Schmeichler der Massen kann man es auch übersetzen. Sie selbst mussten sogar im Duden nachschlagen.

Zwanziger: Nein, als „Schmeichler der Massen“ kann man es nicht übersetzen. Der Gesamtzusammenhang des Textes zeigt eindeutig, dass er mich diffamieren will. Der Prozess muss übrigens nicht sein. Wenn Herr Weinreich nicht will, dass ich mich von ihm als Volksverhetzer denunziert verstehe, dann soll er mir zwei Zeilen schreiben, dann ist die Sache vom Tisch. Und dann können wir uns gerne zum Interview treffen, und er kann mir die kritischsten Fragen stellen.

df: Sie verlangen von ihm, dass er etwas zurücknimmt, was er nie gesagt hat.

Zwanziger: Das stimmt nicht. Ich kann nicht akzeptieren, dass eine nach dem Duden klare Interpretation plötzlich nicht gelten soll. Dann soll Herr Weinreich mit einem klaren deutschen Begriff sagen, was er meint. Er nimmt die Deutung „Volksverhetzer“ billigend in Kauf.

df: Haben Sie versucht, mit ihm darüber zu sprechen oder Kontakt mit ihm aufgenommen, so wie mit mir?

Zwanziger: Nein, ich erwarte von ihm, dass er auf mich zukommt. Jedenfalls geht die Sache weiter, wir bereiten eine Unterlassungsklage vor. Auf die mündliche Verhandlung freue ich mich schon. Ich werde dem Gericht die Frage stellen, ob Demagogie Volksverhetzung meint. Wenn nicht, dann irrt der Duden.

df: … der ja auch nicht mehr das ist, was er mal war.

Zwanziger: Wenn der Duden unrecht hat, könnte ich auch damit leben.

df: Ich will Sie jetzt nicht auf Gedanken bringen, aber warum verklagen Sie ihn und nicht mich, der den Blog betreibt, in dem das Wort gefallen ist? Rechtlich wäre das doch möglich.

Zwanziger: Nein, es geht mir um den Urheber.

df: In der Unterlassungsverpflichtung, die mir vorliegt, stellt Ihr Anwalt Christian Schertz einen direkten Zusammenhang zwischen Demagogie und der NS-Zeit her. Das scheint zum ersten weit hergeholt. Zum zweiten: Sollte nicht gerade der DFB, der über Jahrzehnte seine dunkle Vergangenheit verschwieg, mit der „braunen Keule“ vorsichtiger sein?

Zwanziger: Da bitte ich Sie, meinen persönlichen Hintergrund zu berücksichtigen: Ich bin 1945 geboren und habe meinen Vater im Krieg verloren. Wenn man eine solche Vita hat und außerdem, wie ich, in Yad Vashem war, denkt man anders über die Dinge nach. Ich bitte um Verständnis, dass meine Empfindlichkeit, was die Nazi-Zeit angeht, größer ist, als das vielleicht bei andern Leuten oder Jüngeren der Fall ist. Beim Stichwort „Demagoge“ denke ich an Göbbels.

df: Ich bin Jahrgang 1971 und nicht direkt betroffen – aber ich wehre mich dagegen, dem Nationalsozialismus gegenüber weniger empfindlich zu sein. Ich denke nicht anders über die Dinge nach. Und ich kann im vorliegenden Fall keinen Nazi-Vergleich entdecken, so wie er bedauerlicher- und unvernünftigerweise in anderen Kontexten immer wieder gezogen wird, wie etwa jüngst durch den Ökonomen Hans-Werner Sinn.

Zwanziger: Ich habe unsere juristischen Schriftsätze nicht verfasst. Ehrlich gesagt, hab ich sie gar nicht exakt verfolgt. Wenn es allerdings zur Klage kommt, werden wir differenzierter argumentieren.

df: Zahlen Sie die Kosten des Verfahrens? Oder wird die DFB-Kasse belastet?

Zwanziger: Erstens werde ich keine Kosten haben, weil ich den Prozess gewinnen werde. Davon bin ich fest überzeugt. Zweitens wird es beim DFB so gehandhabt, dass die Mitarbeiter für solche Fälle, die durch ihr berufliches Wirken entstehen, durch ein Rechtsschutzversicherung abgesichert sind. Sollten wir tatsächlich vor Gericht verlieren, würde ich privat natürlich den gleichen Betrag an die European Gay & Lesbian Sports Federation spenden, weil ich dort die Arbeit von Tanja Walther sehr schätze. Ich hoffe, dass Herr Weinreich etwas ähnliches macht, wenn er verliert und die Kosten nicht selbst tragen muss.

df: Sie legen offensichtlich gerne die Spielregeln fest. Stimmt es auch, dass Sie „Kommunikationsherrschaft“ anstreben, wie Weinreich sie zitiert? Was meinen Sie damit?

Zwanziger: Damit meine ich, dass wir nach außen hin sauber und glaubwürdig auftreten wollen. (…)

Nur noch drei Anmerkungen: Erstens glaube ich nicht, dass der Duden die alleinverbindliche Instanz für diese Auseinandersetzung sein sollte. Ãœber die Bedeutung des Begriffes Demagoge/Demagogie ist ja hier schon viel gesagt worden – diskutiert wurde auch bei Herrn Niggemeier. Zweitens bin ich natürlich neugierig, welchen Prozess Zwanziger nun noch anstrengen will – habe mich gleich mal bei meinem Anwalt erkundigt. Und drittens finde ich es schräg, dass Theo Zwanziger mir Vorschläge über die Verwendung meiner Finanzen macht. Er kennt offenbar nicht meinen Kontostand. Ich teile ihm hiermit offiziell mit, dass ich die Kosten allein tragen muss, sollte ich irgendeinen Prozess verlieren.

Kleiner Nachtrag: Zwanziger sagt: „Der Prozess muss übrigens nicht sein. Wenn Herr Weinreich nicht will, dass ich mich von ihm als Volksverhetzer denunziert verstehe, dann soll er mir zwei Zeilen schreiben, dann ist die Sache vom Tisch.“ Ja, liest er hier denn nicht mit, nicht er oder sein Presseattaché? Sollten sie mal tun, denn schon im ersten Blogeintrag habe ich geschrieben:

Die Gegenseite behauptete weiterhin, mir wäre es allein darum gegangen, den DFB-Präsidenten zu beleidigen, zu kränken und in der öffentlichen Meinung herabzusetzen. Es gehe mir nicht um eine Kritik in der Sache. Ferner heißt es, ich würde bei Lesern unweigerlich die deutsche Vergangenheit heraufbeschwören und den DFB-Präsidenten „mit dem menschenverachtenden Verhalten der Nationalsozialisten“ in Verbindung bringen. Als ich das las, wähnte ich mich erneut im falschen Film. Ich weiß nicht, wie man darauf kommt, so etwas zu behaupten. Dass ich dem kolossal widerspreche, wiederhole ich gern noch einmal.

Aber nicht, dass das jetzt jemand als Gang nach Canossa interpretiert. Dafür gibt es keinen Grund.

Zweiter Nachtrag: Ich sehe gerade noch eine andere interessante Aussage im Zwanziger-Interview. So bejaht er zwar die Frage, ob das Internet „ein ernstzunehmendes Informationsmedium“ sei, stellt aber zugleich fest:

Auch wenn es in diesem großen Kommunikationsnetz einen Nachteil gibt: Die Anonymität, die die Foren bieten, verführt manchmal zu unüberlegten und diffamierenden Aussagen.

Dazu stelle ich fest :) Sollte Theo Zwanziger diese Aussage auf meine Kommentare beim Direkten Freistoß bezogen haben, müsste ich ihn verklagen: Dann würde er die Unwahrheit sagen. Denn die Kommentare waren nicht anonym gezeichnet – ich schreibe nie anonym -, sondern mit meinem Namen oder, wie in diesem Fall, meinen Initialen „jw“, die zu dieser Webseite verlinkt sind.

58 Gedanken zu „Dr. Theo Zwanziger …“

  1. Warum schreiben Sie, Herr Weinreich, nicht einen offenen Brief an TZ, in dem Sie sich von der vermeintlich „braunen“ Konnotation des Wortes Demagoge distanzieren und Herrn Zwanziger mitteilen, dass Sie ihn nicht in diesen Kontext stllen wollten.
    Danach müsste die Sache doch vom Tisch sein und alle Beteiligten könnten auch ohne weiteren Prozess ihr Gesicht wahren.

  2. warum soll zwanziger sein gesicht wahren können? wäre es nicht toll, wenn er sein gesicht verlöre? zeigt er nicht gerade auch sein wahres gesicht – das eines prozesshansels, der ohne finanzielles risiko missliebige journalisten juristisch verfolgen und wirtschaftlich schädigen kann? woher kommt das überhaupt, dass immer alle ihre gesichter wahren können sollen?

  3. Rege statt der Rücknahme von etwas, das nicht gemeint ist, eine Sammlung von öffentlichen Auseinandersetzungen aus der Politik an oder auch: von Debatten im Bundestag. Dort ist wohl der Demagogen-Begriff Dutzende Male gefallen – eine Klage hingegen noch nie bekannt geworden.

  4. Nur mal zwei Beispiele von Hunderten: Gesine Schwan hat Lafontaine kürzlich öffentlich einen Demagogen genannt, Friedrich Merz auch in Cicero. Und das gute alte Wiki-Lexikon zeigt der Deutungsspielraum in der politikwissenschaftlichen Definition.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Demagogie

    Zwanziger hat ein Eigentor geschossen, nichts anderes.

  5. Und wenn ich das hinzufügen darf: Man kann es auch in besonderer Weise widerwärtig finden, wie Zwanziger hier Yad Vashem ins Spiel bringt.

  6. ja, herr niggemeier, schon klar. auch mir ist presse- und meinungsfreiheit ein unantastbares gut und ich sympathisiere in keinster weise mit der unverhältnismäßigkeit der mittel, die TZ in diesem zusammenhang wählt. mir geht es nur um eine art schadensminimierung. am ende gewinnt TZ den prozess und dann wird so eine sache schnell kostspielig.

  7. Wenn Herr Weinreich hier im Blog schreibt, dass er niemanden beleidigen wollte, dann ist eigentlich alles gesagt. Auch juristisch, weil ein Vorsatz nötig ist um jemanden zu beleidigen.
    Der Rest ist Politik.

  8. „Wenn Herr Weinreich nicht will, dass ich mich von ihm als Volksverhetzer denunziert verstehe“

    Genialer Satz! Die Argumentation muss ich mir merken!

  9. Tobi, ich danke für Deine Aufmerksamkeit. Eine schöne Formulierung, nicht wahr?

    Gehe ich recht in der Annahme, dass sich mit so einer Argumentation viele schöne Prozesse zusammenbasteln ließen?
    (Das ist eine Frage, keine Behauptung. Auch keine Unterstellung.)

  10. Unabhängig von allem anderen finde ich auch, dass „Ich bin Jahrgang 1971 und nicht direkt betroffen – aber ich wehre mich dagegen, dem Nationalsozialismus gegenüber weniger empfindlich zu sein.“ eine ganz hervorragende Replik ist.

  11. Wolfgang Hettfleisch

    Niggemeier mischt mit; Zwanziger bestellt Fritsch für anderthalb Stunden ein und gibt dem Freistoß-Master ein ellenlanges Interview, um sein liberales Image zu verteidigen – Mensch, Jens, alter Demagoge (ich bitte höflich, von einer Klage abzusehen), das zieht ja ordentlich Kreise!

  12. Wer ist Wolfgang Hettfleisch? Ein Pseudonym? Irgendwas Anonymes? Woher soll ich das wissen. Aber keine Angst, bevor ich es nicht weiß, klage ich auch nicht.

  13. Pingback: Theo Zwanziger als Schießdudenfigur « Stefan Niggemeier

  14. Ich finde ja

    df: Haben Sie versucht, mit ihm darüber zu sprechen oder Kontakt mit ihm aufgenommen, so wie mit mir?

    Zwanziger: Nein, ich erwarte von ihm, dass er auf mich zukommt.[…]

    auch besonders putzig. Wer will hier eigentlich was von wem? Kindergartenverhalten!

  15. Ich habe unsere juristischen Schriftsätze nicht verfasst. Ehrlich gesagt, hab ich sie gar nicht exakt verfolgt.

    Das sagt doch alles.

  16. Ausgerechnet der Herr Zwanziger bekommt gerade den Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Um ein klares deutsches Wort zu nehmen, wenn er nicht einmal Demoagoge richtig nachschlagen kann: schlapplach. –Detlef

  17. Als Dank fuer die vielen guten Texte habe ich mal gegooglet. ;-) Wolfgang Hettfleisch scheint ein Kollege von dir zu sein – arbeitet(e) wohl fuer die FR…

  18. Wozu bedarf es eigentlich juristischer Schriftsätze, wenn man sich dem gesunden Menschenverstand bedienen könnte?

  19. Pingback: Die Meinungsfreiheit ist gesichert… - Fritten, Fussball & Bier

  20. Pingback: IP|Notiz » Blog Archive » Hier irrt Niggemeier…

  21. ich denke, das Gericht wird sich – zu Recht – weigern, einen direkten Zusammenhang zwischen zwei so unterschiedlichen Begriffen wie „Demagoge“ und „Volksverhetzung“ herzustellen. Besonders, da Herrn Zwanzigers Anträge auf einstweilige Verfügung in der selben Sache ja bereits abgelehnt wurden.
    Richter sind keine Sprachwissenschaftler, und der Duden kaum der Maßstab.

    Ich glaube, die Chancen stehen gut, dass Zwanzigers Klage gar nicht erst zugelassen wird.

    Leider hat jedoch der gesunde Menschenverstand mit der Juristerei oft gar nichts zu tun…

  22. @hilti:
    Danke – das hatte ich bisher in dieser Diskussion vermisst. Genau das habe ich auch gedacht. Noch irritierender ist diese Aussage im Angesicht seiner Äußerungen in der Sache Herr Ballack gegen den Herrn Löw, in der doch gerade der Herr Zwanziger immer wieder auf eine direkte Aussprache der zwei Kontrahenten gepocht hat…heute hü, morgen hott :-/

    @millo:
    Der gesunde Menschenverstand ist nur eine „urban legend“ ;)

  23. Haidhauser hat natürlich recht. Ich war mir bloß nicht sicher, ob es der Observer ironisch gemeint hatte, deshalb habe ich gestern lieber nichts dazu gesagt.

  24. @ B.Schuss: Wie wahr die Bemerkung doch ist, dass Richter keine Sprachwissenschaftler sind. Ich habe mal zwei Gegendarstellungen der Fifa kassiert für vergleichsweise harmlose Aspekte in sehr heftigen Texten, die ich gern mit Duden und Fremdwörterbuch geklärt haben wollte – kein Witz. Doch das war den Richtern egal. Ich bin noch heute der Meinung, dass ein gewisser Sportfunktionär damals einen Sachverhalt verheimlicht hat, im Sinne, dass er es nicht offen und transparent kommunizierte, so transparent, wie er es für seine Organisation doch gern behauptet. Sorry für die verquaste Formulierung – jedenfalls: ich habe verloren. Bei Gelegenheit kann ich den Fall mal im Blog aufdröseln.

  25. naja, wenn du damals mit der „Wörterbuch-Argumentation“ nicht durchgekommen bist, stehen die Chancen ja gut, dass Zwanziger das jetzt auch nicht schafft.

    Obwohl man als juristischer Laie immer wieder überrascht ist, wie oft verschiedene Gerichte in scheinbar gleichen Fällen zu völlig unterschiedlichen Urteilen kommen können.
    Da steckt man nicht drin.

    Warum deckt eigentlich die Rechtsschutzversicherung des DFB solche Fälle ab, und deine nicht ? Ich meine mich erinnern zu können, du hättest mal etwas in der Richtung erwähnt.

  26. Zählt es eigentlich zu den satzungsgemäßen Aufgaben des DFB, seinen —en Präsidenten in diesem Rechtsstreit zu vertreten? §5 der DFB-Satzung gebietet das: „Gemeinnützigkeit
    Der DFB verfolgt ausschließlich, unmittelbar und selbstlos gemeinnützige
    Zwecke (…) Die Mittel des
    DFB dürfen nur für die satzungsgemäßen Zwecke verwendet werden.“ Aus welchem Topf genau wird beim DFB der Anwalt gezahlt?

    Wer es für angemessen hält, kann für — gern „ehrpusselig“ (Duden: in spießbürgerlicher, übertriebener Weise auf seine Ehre bedacht) eintragen. Ich hoffe das war jetzt juristisch wasserdicht formuliert!

  27. Habs schon drüben beim Freistoß geschrieben, aber ich bin mal so frei, es einfach rüberzukopieren:

    Mal was Juristisches für Herrn Zwanziger quasi direkt aus der Vorlesung “Medienrechtâ€? mit DEM Medienrechtler Udo Branahl: Bei der Frage, ob eine Aussage, wie die von Jens Weinreich veröffentlich werden darf, kommt es stark auf mögliche Interpretationen des Gesagten/Veröffentlichten an. Allerdings – das sagt auch Branahl – entscheiden diese Interpretationen die Gerichte (normative Umsetzung einer eigentlich empirischen Frage!).

    Hierbei wurden mehrdeutige Aussagen nicht immer “in dubio pro reo� bzw. in dubio pro Meinungsfreiheit ausgelegt. Mit EINER Ausnahme: Dem Unterlassungsanspruch!

    Bevor nämlich ein Journalist wegen einer Äußerung sanktioniert werden kann, muss das Gericht festgestellt haben, dass es KEINE Deutung des Gesagten gibt, die rechtsmäßig ist. Dabei ist auch völlig egal, wie Jens Weinreich das gemeint haben könnte, es kommt nur darauf an, ob das Gesagte in irgend einem Zusammenhang rechtsmäßig ist.

    Damit sollte das eigentlich geklärt sein. Ich frage mich, wie die DFB-Anwälte da argumentieren wollen…

    Man muss natürlich dazu sagen, dass es in diesem Fall zu Blogs oder ähnlichen Internet-Inhalten noch keine Rechtsprechung gibt. Da es sich bei Jens Weinreich allerdings zweifelsfrei um einen Journalisten handelt, sehe ich kaum Handlungsspielraum für die Gerichte.

  28. B.Schuss: So weit ich jetzt weiß, habe ein bisschen herumgesucht, gibt es überhaupt keine Versicherung, die freie Journalisten bei Unterlassungen und Gegendarstellungsgesuchen abdeckt. Schön blöd. Aber hier liest ja eh kein Sportfunktionär mit :)

  29. na, dann ist die Lösung doch klar: gründe einen Verein, der deine Interessen vertritt, wir werden alle Mitglieder, und dann kriegst du auch den Rechtsschutz, der dir zusteht. ^^

    Ehrlich, ich bin überrascht, dass die Versicherungsbranche sich Prämien entgehen lässt.

  30. Ich staune immer mal wieder, welche juristischen Auffassungen Theo Zwanziger als DFB-Praesident vertritt. Dies vor allem, weil er ja selbst Jura studiert hat. Auch zu seiner Studienzeit war der Duden sicher einen Blick wert, wenn es um Definitionen ging, aber es war wohl kaum der einzige. Das sieht man schon daran, dass viele Definitionen von Juristen/Richter viel laenger, umfangreicher sind, als die, die in so einen Duden oder auch in ein Lexikon passen. Auch damals Wer mal einen Kommentar zum Strafgesetzbuch in der Hand hatte und nachgeschaut hat, was zB „Vermoegen“ ist, wird sehen, dass da mehr steht als im Duden. Und auch wenn ich nicht mehr im Stoff stehe, wuerde ich mich als ausgebildeter Jurist NIE trauen, nur auf den Duden und nicht auf Rechtsprechung Bezug zu nehmen, um damit zu argumentieren.

    Seinen Anwalt Christian Schertz habe ich mal bei einer HU-Vorlesung zum Presserecht erlebt und fand das, was er erzaehlt hat, aufschluss- und einfallsreich. Mal sehen, welche Idee er als naechste verfolgt.

  31. Muss ich jetzt aufpassen, jemanden als Agitator/in, Volksführer/in oder Staatsma(e)nn/in zu bezeichnen, weil der/die daraus „Demagog(e)/in“ als Synonym ableiten und mir damit „eine schwere Persönlichkeitsverletzung“ anhaften könnten?

    Synonyme verlaufen ja nicht nur in eine Richtung.

    Würde mich jemand als Demagoge bezeichnen, zeigt es doch als Ausdruck, dass man wer ist, der etwas bewegen kann, ungeachtet dessen, ob dieses, etwas bewegen, ein positives oder negatives Ziel hat. Damit müsste ich mich dann aber selbst auseinandersetzen und möglicherweise meine Bewegung überdenken.

  32. Ich schließe mich dem ersten Kommentar von Haidhauser an: Zwei Zeilen können diese absurde Auseinandersetzung beenden.

    Jens Weinreich schreibt die de-eskalierenden Sätze in diesem Blog, warum dann nicht auch per Brief? Das muss doch möglich sein?

    Wenn jetzt weiter gekämpft wird, dann endet diese Auseinandersetzung „er oder ich“ höchstens kurzfristig in einem Sieg.

    Ein Sprichwort abwandelnd: Der Klügere löst den Konflikt.

  33. Dirk: Ich kämpfe doch gar nicht. Ich schaue mir amüsiert – und verwundert – an, was die Gegenseite mir unterstellt.

  34. Wenn ich Zwanziger richtig verstanden habe, will er eine Spende an die „European Gay & Lesbian Sports Federation“ (welche vermutlich eine honorige Vereinigung ist) in Höhe der Verfahrenskosten auslösen. Allerdings nur falls er „vor Gericht“ verliert.

    Im Sinne der guten Sache muss man also hoffen, dass möglichst viel Geld in den Topf kommt.

    Im übrigen bezweifele ich, dass das Vorgehen von Zwanziger/DFB durch eine Rechtsschutzversicherung abgedeckt ist. Es sei denn, es handelt sich um eine Gefälligkeit/Kulanz des Versicherers.

  35. Na dann hoffe ich, dass das beide Seiten so sehen und nicht eine erneute Runde vor Gericht gedreht werden muss :-)

  36. Pingback: Neues zu Theo Zwanzigers Demagogie-Verständnis : jens weinreich

  37. Unglaublich. Un-glaub-lich. Der Zwanziger ist so dermaßen durch, dass geht ja überhaupt nicht. Man könnte, bei zynischer und unfreundlicher Betrachtung, die mir aber natürlich völlig fremd ist, fast daruf kommen, er habe seine juristische Ausbildung bei Neckermann erstanden.

    „Ich lasse gerne mal Leute im einstweiligen Rechtschutz bis in die zweite Instanz verklagen, ohne mich großartig um den Quatsch zu kümmern. Aber für großspurige Interviews reicht`s noch.“ Wobei einem das ganze (wenn man nicht unmittelbar finanziell bedroht ist, wie Jens) ja eigentlich auch recht egal sein könnte. Nur dieses „Ich war mal in Vad Yaschem“, das sollte man ihm wirklich um die Ohren hauen.

    @Jens: Nur eine kleine Korrektur. „Die ersten beiden Instanzen hat er verloren“ ist zumindest irreführend, auch wenn man es von Journalisten leider immer wieder liest. Das Verfahren im einstweiligen Rechtschutz soll ja gerade nicht die Hauptsache vorwegnehmen, insofern fängt man bei einer „richtigen“ Klage (theoretisch) wieder bei Null in der ersten Instanz an. In diesem zusamenhang hoffe ich, dass ich „Zweitens bin ich natürlich neugierig, welchen Prozess Zwanziger nun noch anstrengen will – habe mich gleich mal bei meinem Anwalt erkundigt.“ irgendwie falsch verstehe, sonst würde ich mir Sorgen um deine anwaltliche Beratung machen (auch wenn ich von hier des Eindrucks nicht erwehren kann, dass du diesem Rechtsstreit selbst mit Garfield als Anwalt ziemlich gelassen entgegensehen könntest).

    BTW: Nur Interessehalber: warum taucht diese Passage:
    „df: Ich will Sie jetzt nicht auf Gedanken bringen, aber warum verklagen Sie ihn und nicht mich, der den Blog betreibt, in dem das Wort gefallen ist? Rechtlich wäre das doch möglich.

    Zwanziger: Nein, es geht mir um den Urheber.“
    eigentlich nicht bei Zeit Online auf?

  38. „Ich habe unsere juristischen Schriftsätze nicht verfasst. Ehrlich gesagt, hab ich sie gar nicht exakt verfolgt.“

    Aha, erstmal undifferenziert draufhalten. Man habe ja nur reden wollen. Und sich dann wundern, wenn die Sache eine Eigendynamik bekommt.

    Schade aber auch, dass Anwälte nicht dem Mut haben ein Mandat abzulehnen.

  39. @ Sternburg: Danke für den Hinweis. Habe es geändert – ist es jetzt korrekt?

    Zu den unterschiedlichen Passagen beim Direkten Freistoß und Zeit online: Ich denke, das passiert so, glaube nicht, dass da eine Verschwörung lauert.

  40. @sternburg: Zeit Online und die freistösse sind verschiedene Redaktionen. Und beide Redaktionen redigieren verschieden.

    Das ist die Theorie. Die Praxis sieht so aus: Bei den freistössen bin ich Autor und Redigierer in einem. Bei Zeit Online, für die auch schreibe und redigiere, gibt es einen weiteren Redigierer. Und der hat diese Passage für unwichtig befunden. Das ist alles.

  41. Garfield als Anwalt — wenn es so einfach waere. Das gleiche ergebnis kommt (vermutlich) nur raus, wenn die selben Richter entscheiden. Wenn zum Beispiel fuer Eilsachen und Pressesachen unterschiedliche Kammern (Landgericht) und Senate (Kammergericht) zustaendig waeren (das bestimmt der Geschaeftsverteilungsplan), entscheiden vielleicht andere – und sehen es auch anders. Oder wenn die Kammerbesetzung sich aendert. Oder wenn die Pruefung im Hauptsacheverfahren doch etwas anderes ergibt als die summarische Pruefung im Eilrechtsschutz… In Gottes Hand darf man sich weiterhin fuehlen.

  42. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (11) : jens weinreich

  43. @Jens: Ja, Korrekt. Fast schon überkorrekt. :)

    @Jens und Oliver: Ja, mit einer Verschwörung habe ich da jetzt auch nicht direkt gerechnet. Mich würde je eher interessieren, ob der zuständige Redakteur in der Zeit da Bedenken hatte, ob das – btw hervorragende Interview – so einen zu persönlichen Dreh bekommen hätte. Man erfährt ja so wenig über andere Leute Arbeitsleben. Aber wahrscheinlich müsste man den Redakteur da schon selber fragen..

    @nocheinjurist: Naja, schon klar. Aber hier hat die summarische Prüfung doch sehr handfeste, von keiner Tatsachenfestellung widerlegbare Argumente hervorgebracht. Zumindest meine – natürlich sicherlich nicht perfekte – juristische Fantasie kommt da bei der Ãœberlegung, wie diese ausgeräumt werden sollen zu der oben erwähnten Schlussfolgerung.
    Aber man weiß ja: Nichts führt so sicher ins Verderben, wie das Verlassen auf die in irgendwelchen Blog- oder Forenkommentaren geäußerten Rechtsansichten.. :)

  44. Pingback: Auswärtsspiel in Koblenz: Zwanziger ./. Weinreich : jens weinreich

  45. Pingback: Zwanziger vs. Journalist - DFB vs. Meinungsfreiheit? | F!XMBR

  46. Lieber Herr Weinreich,

    Glückwunsch zum Ausgang der Sache – machne Sie weiter so! Alles Gute für die Zukunft. Das Gebahren des DFB ist hochgradig peinlich. Wenn der DFB ein Unternehmen wäre und ich die Aktien in der Hand hätte, würde ich den Chef dieses Unternehmens schon rausgeworfen haben. Man man man.

  47. Pingback: Der DFB und Theo Zwanziger im Abseits | Schängelland, TuS Koblenz

  48. Pingback: Außer Kontrolle | sportticker

  49. Pingback: Zeuge einer großen Maskerade» Blogarchiv » Ãœber die Lügen des DFB und das Gebaren des Doktor Zwanziger

  50. Pingback: LetzterMannHält » Theo Zwanziger und der Streisand-Effekt

  51. Pingback: Was macht der DFB in der Wikipedia? | F!XMBR

  52. Pingback: Barack Obama: „Let the Games begin!“ • Sport and Politics

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What they say
"I give a shit on you!
I shit on German media!"
Husain Al-Musallam
President World Aquatics
and Co-Conspirator #3
coming soon
fund journalism
FIFA Watch
best of