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Das Olympische Bildungsmagazin

Werner Goldmann oder: wenn „die Stimmbänder lähmen“

Ein Dokument der Zeitgeschichte. Real existierende deutsche Topsportler im Jahr 2009. Einen „geschichtsklitternden Brief“ nennt Andreas Rüttenauer in der taz diese Email, in der sich die Athleten für die Weiterbeschäftigung des dopingbelasteten Leichtathletiktrainers Werner Goldmann einsetzen. FAZ-Sportchef Jörg Hahn findet die Erklärung „phasenweise unverschämt“. Voila:

Das Anschreiben

Von: Peter Sack
Gesendet: Montag, 12. Januar 2009 14:21
An: office@dosb.de; DLV_GENERALSEKRETARIAT; poststelle@bmi.bund.de; presse@bmi.bund.de
Betreff: Offener Brief zur Kündigung Werner Goldmanns

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Zusammenhang mit der Kündigung (keine Vertragsverlängerung) des ehemaligen Bundestrainers Kugelstoßen Männer, Werner Goldmann zum 31.12.2008 möchten sich einige Athletinnen und Athleten zu Wort melden, um ihren Unmut über die Verfahrensweise und das WIE der Entlassung Publik zu machen.

Dieses Schreiben wird am 12.01.2009 dem BMI, dem DOSB und dem DLV zur Verfügung gestellt und am 13.01.2009 über die deutschen Presseagenturen veröffentlicht. Es stellt die Meinung aller aktiven und ehemaligen Athleten im Absender einheitlich dar.

Für Rückfragen steht Ihnen jeder dieser Athleten zur Verfügung.

Mit sportlichen Grüßen

Die Absender

Der Brief

Absender (alph. Reihenfolge):

Markus Bandekow, Ralf Bartels, Candy Bauer, Max Bedewitz, Oliver-Sven Buder, Franka Dietzsch, Andy Dittmar, Julia Fischer, Christoph Harting, Robert Harting, Sophie Kleeberg, Nadine Kleinert, Jessica Kolozei, Petra Lammert, Christina Obergföll, Gunnar Pfingsten, Marc Roos, Marco Schmidt, Peter Sack, David Storl

an: BMI, DOSB, DLV, Sid, dpa, Leichtathletik

cc: Werner Goldmann

Sehr geehrte Damen und Herren,

kurz vor Weihnachten traf die Nachricht ein, dass Werner Goldmann keine Vertragsverlängerung zum 01.01.2009 erhalten und demzufolge nicht mehr als Bundestrainer Kugelstoßen (Männer) angestellt sein wird.

Die Gründe, Vorwürfe, Unrechtmäßigkeiten, Beschuldigungen, verjährten Anschuldigungen etc. – allen Adressaten dürfte der Werdegang des „Rausschmisses“ bekannt oder leicht recherchierbar sein – sollen in den folgenden Zeilen nicht detailliert beleuchtet werden. Vielmehr werden Kommentare, Meinungen und Anmerkungen folgen, die hoffentlich zum Nachdenken anregen und dem Menschen Werner Goldmann vermitteln, dass da Sportler sind, die eine solche „Bauernopferjagd“ nachdenklich stimmt, stark betroffen macht und Ängste schürt.

Wer aus der „alten Riege“ wird der Nächste sein? Wird jedem ehemaligen Sportler ohne weiteres Glauben geschenkt, auch wenn es dafür keine Beweise gibt?

Sport ist Werner Goldmanns Leben – dafür braucht es kein Studium seiner Biografie. Es handelte sicht hier nicht um ein einfaches Angestelltenverhältnis, wie dies formell sein (ehemaliger) Arbeitsvertrag mit dem DLV beschrieb. Es gab keine 40-Stunden-Woche, Gleitzeit, festen Arbeitsort, 8-Stunden-Tag und ein Telefon abschalten nach 16.30 Uhr. Trainer-Sein in seiner Position bedeutete: 24-Stunden-Tag, 7-Tage-Woche und dies über 40 Wochen im Jahr. Darüber hinaus Ansprechpartner sein für Athleten, Heimtrainer, Angehörige, Pressevertreter und auch seinen Arbeitgeber.

Die Kündigung des Jobs gleicht einer Amputation, einem Entzug von Lebenselixieren. Als würde man einem Musiker lebenslang „Instrumentenverbot“ geben, einem Künstler die Farbtöpfe versiegeln oder dem Sänger die Stimmbänder lähmen.

Hat im Rahmen dieses Verfahrens jemand einmal die Seite Mensch des Werner Goldmanns betrachtet? Ist die Stellung des DDR-Systems und die Rahmenbedingungen, die dieses System vorgab, beachtet worden? Hatten „DDR-Spitzentrainer“ die Chance NEIN zu sagen? Wären sie nicht ausgetauscht worden in dem Glauben eines unerschöpflichen Reservoirs an Fachkräften, ausgebildet „Made in GDR“?

Die Gründe der Anschuldigungen sind 25 Jahre her. Mörder sind nach solchen Zeiten amnestiert, entlassen oder „rehabilitiert“, aber im Fall Goldmann gibt es keine Frist. Wie kann der DOSB einem sportverrückten Trainer eine Ehrenerklärung vorlegen, von der man weiß, dass Sie nicht erfüllt werden kann? Einem Trainer, der sogar auf eigene Kosten zum Wettkampfhöhepunkt reist, um seinem Schützling beizustehen – wie zu den Weltmeisterschaften 2007 in Osaka, als er vom Verband nicht berücksichtigt wurde.

Es wurde keiner der Athleten befragt, die nach der Wende mit ihm zusammengearbeitet haben. Wir hatten die Möglichkeit uns ein umfassendes Bild von Goldi zu machen und können nur sagen, dass wir diese Entscheidung absolut nicht nachvollziehen können.

Die Art und Weise der Entlassung lässt auch nicht auf den nötigen Respekt und Anerkennung der geleisteten Arbeit seit der Wende schließen. Durch drei Sätze im Kündigungsschreiben, in denen kein Wort des Dankes fällt, kann man einen solchen Menschen und Trainer einfach nicht entlassen.

Stellen Sie sich bitte folgende Fragen: Wie viele Trainer aus der ehemaligen DDR gibt es in Deutschland und an welchen Erfolgen waren Sie seit der Wende mit beteiligt? Müssen diese Trainer jetzt jedes Jahr vor den Jahreshöhepunkten fürchten, wegen Ihrer Vergangenheit angegriffen und im schlimmsten Fall entlassen zu werden. Einer Vergangenheit, die bei den meisten Trainern aufgearbeitet und auch öffentlich bekannt ist. Diese Trainer hatten ihre Verfahren, wurden verurteilt und sind rechtlich rehabilitiert.

Man muss auch die Arbeitsweise der Presse in Frage stellen. Pünktlich vor jedem sportlichen Höhepunkt wird eine solche „Neuigkeit“ aus dem Hut gezogen. Meist von denselben, die später darüber schreiben, wie schlecht Deutschland wieder abgeschnitten hat. Warum wird immer wieder Unruhe und Stress in die Vorbereitung der Sportler gebracht, die ohnehin schon unter einem hohen Druck stehen? Ist das nur die reine Sensationslust der Presse oder die Einfallslosigkeit der Journalisten, die sicher über weitaus bessere Themen und persönliche Geschichten im Zusammenhang mit einem sportlichen Höhepunkt berichten können.

Auch die Abhängigkeit des DOSB und des DLV gegenüber der Presse ist kritisch zu betrachten. Hätte es die Entlassung auch gegeben, wenn die Presse über diese Sache nicht berichtet hätte, oder war Goldi wirklich nur ein Bauernopfer?

Wir bitten alle Adressaten noch einmal in ruhigen Minuten zu analysieren und zu überdenken, was mit dem Menschen Werner Goldmann passiert. Man nimmt hier nicht nur einem sehr guten Trainer einen Job weg, sondern zerstört ein Leben, welches einer Passion gewidmet ist und erschwert einigen Athleten und Athletinnen den Weg zu ihrer Passion, indem der Trainer, Bundestrainer und Weggefährte genommen wird.

Herr Goldmann rief viele der aktiven Kaderathleten an, um ihnen persönlich mitzuteilen, dass er ab dem 01.01.2009 arbeitslos sein wir, er aber trotz allem, ihnen immer mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.

Zusatz der Athleten:

Wir möchten darauf hinweisen, dass wir uns von jeglichen Dopingpraktiken distanzieren und sie auch verurteilen!

Ich bin schockiert. Da melden sich Sportler schon mal zu Wort, was ich immer gefordert aber zu selten erlebt habe, dann kommt so etwas dabei heraus. Im Detail will ich das aber nicht kommentieren. Vielleicht später mal, dann gern auch mit einigen weiteren Dokumenten.

Nachtrag 1: Ich will auch deshalb ausnahmsweise nicht kommentieren, weil mir dann die üblichen Verdächtigen doch wieder nur Einseitigkeit vorwerfen. Manchen gelte ich wegen solcher Texte in den Fällen Henneberg, Warnatzsch (ein bisschen scrollen), Springstein oder eben Werner Goldmann als Geschichtsklitterer, nur weil ich nicht in jedem Beitrag immer wieder die Entlassung der ehemaligen Dopingtrainer fordere. Anderen, meist Ossis, gelte ich als Verräter. Deshalb halte ich einfach mal den Mund und stelle das Pamphlet nur zur Diskussion.

Nachtrag 2: Habe den Brief noch einmal neu eingestellt inklusive des Anschreibens an die Empfänger.

119 Gedanken zu „Werner Goldmann oder: wenn „die Stimmbänder lähmen““

  1. Hauptschuld tragen aus meiner Sicht DOSB und DLV, die nach der Wende keine ausreichende Aufarbeitung der DDR-Dopingvergangenheit betrieben haben. Ein Herr Goldmann hat möglicherweise eine zweite Chance verdient, aber erst NACH einer entsprechenden sportrechtlichen Sperre. Da er eine solche in den 1990er Jahren nicht absitzen mußte und auch bis heute jegliche Mitschuld an Dopingspätfolgen leugnet, unterstütze ich seine Entlassung in vollem Umfang.

  2. Und daß Mörder nach 25 Jahren nicht rehabilitiert werden, wenn sie keine entsprechende Strafe verbüßt haben, zeigt das folgende Beispiel aus der FAKT-Sendung vom vergangenen Montag.

  3. Ralf trifft es auf den Kopf. Nach der Einheit hat man es versäumt, feste Regeln für Sportler, Trainer und Funktionäre mit Geschichte im DDR-System zu definieren. Statt dessen sonnte man sich lieber im Glanz der auf diesem System beruhenden Erfolge. So hat man über bald 2 Jahrzehnte tickende Zeitbomben erhalten, die jederzeit hoch gehen könnten, wenn entsprechende Informationen ans Licht geräten. Heutzutage noch sog. „Ehrenerklärungen“ zu fordern ist lächerlich, das hätte direkt nach der Wende erfolgen müssen. Sicherlich wäre dann auch eine Lösung möglich gewesen, die eine zweite Chance – nach angemessener längerer Sperre – ermöglicht hätte. Diesen Weg hat man sich leider verbaut.

  4. Ich denke auch, dass es sich hier nicht um Rocket Science handelt. So wie Ralf es formuliert: eine sportrechtliche Buße hätte sein müssen. Allerdings sage ich auch, dass manche „Trainer“ nie wieder auf Kinder und Jugendliche losgelassen hätten werden sollen.

    Mir ist noch ein Aspekt ganz wichtig, der bislang kaum oder gar nicht beschrieben wurde: Dadurch, dass sich die deutsche Sportpolitik charakterlos auf Dopingtrainer gestürzt hat (mit wenigen Ausnahmen), wurde eine ganze junge Trainergeneration kaputt gemacht bzw. wurden deren Karrierechancen zunichte gemacht. Das ist ein ganz wichtiger Grund dafür, dass Sportdeutschland derzeit ein Trainerproblem beklagt. Es fehlt eine Generation, und mehr: Es fehlt aktuelles, international teilweise selbstverständliches Wissen. Und die alten Coaches, btw, haben nichts, aber auch gar nichts als Vermächtnis hinterlassen.

  5. @jens weinreich, so ist es! Aber muss man nicht diese richtige Grundannahme einer „verlo(r)(g)enen“ Trainergeneration sogar noch ausweiten? Es ist doch auch ein Erbe des ehemaligen DDR-Sportsystems wie auch des bundesdeutschen Sports, dass die Kritiker und Querdenker viel zu frühzeitig aus dem Sportsystem ausgestiegen (DDR: „ausdelegiert“)wurden. Ergebnis: Da sind die potenziellen Funktionäre verloren gegangen, die heute einen wichtigen und glaubwürdigen Beitrag zu einem dopingfreien Sport leisten könnten.

  6. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (16) : jens weinreich

  7. ich stimme prinzipiell zu, dass das Versäumnis des DOSB und der Verbände darin besteht, nach der Wende nicht klare Vorgaben für die Eingliederung „vorbelasteter“ Trainer aus der DDR gemacht zu haben.

    Statt dessen hat man diese Leute eingestellt, und über Jahrzehnte weiter arbeiten lassen, als wäre nichts geschehen.

    Da kann ich den Frust der Athleten, denen man jetzt die Trainer weg nimmt, schon verstehen.

    Zumal die Spiele in Peking voll waren von Trainern mit Doping-Vergangenheit.

    Ich bin kein Jurist. Keine Ahnung, ob und wann eventuelle Verstösse gegen die Medikamentengesetze ( um so etwas handelt es sich ja bei Doping, wenn ich richtig informiert bin ) in Deutschland verjähren.

    Aber sollte es nicht darum gehen, was diese Trainer jetzt leisten, und dass sie jetzt ohne Doping arbeiten ?
    Was hat der DOSB davon, Trainer, die in der DDR, vor 20 oder 30 Jahren und unter völlig anderen Bedingungen, gearbeitet haben, an den Pranger zu stellen, obwohl sie aktuell gute ( und vor allem saubere ) Arbeit leisten ?

    Das hätte man nach der Wende machen müssen, als man diese Leute eingestellt hat. Jetzt damit an zu kommen, finde ich irgendwie unredlich.

    Ich kann verstehen, dass der DOSB an einem „sauberen“ Image interessiert ist, aber wenn man sich die Zeit anschaut, seit der diese Leute schon für den DOSB arbeiten, erscheint mir dieses Interesse doch etwas willkürlich.

    Und damit jetzt nicht wieder der Ärger der Selbstgerechten über mich herein bricht:
    Natürlich ist Doping scheisse, und sollte bekämpft, verfolgt, und bestraft werden. Es ist Betrug am Zuschauer und an den Athleten, die nicht dopen. Keine Frage.
    Aber: diese Trainer dopen jetzt nicht, oder ?
    Wenn sie die geltenden Regeln in Bezug auf Doping akzeptieren, warum sollte es eine Rolle spielen, was sie vor 20, 25, oder 30 Jahren in der DDR mit irgendwelchen Wachstumshormonen getan haben, die längst veraltet sind ?

    PS: Bevor ichs vergesse: Frohes Neues Jahr, Jens.

  8. Dir auch. Und keine Sorge, niemand zerfetzt Dich wegen Deiner Bedenken. Ich jedenfalls nicht. Ich kann das schon nachvollziehen. Ich nenne jetzt auch nicht das Beispiel Springstein :(

  9. Wie Schade, dass sich Athleten, die durch ihre hervorragenden Leistungen die Bewunderung der Sportfans errungeh haben, eine Position beziehen, obwohl die Tatsachen nicht aufgeklaert sind.

    Entweder hat Werner Goldmann Doping-Mittel an Athleten vermittelt oder nicht. Wir wissen es nicht.

    Es liegt im Interesse beschuldigter Trainer, uns aufzuklaeren. Wenn dies nicht geschieht, sind diese mitschuldig an ihrer eventuell tragischen Situation.

    Nach meiner Meinung sollten nur solche Sportler und Trainer, die ein Dopingvergehen gestehen und bereuen, mit zeitlichen Strafen belegt werden. Uneinsichtige sollten aus dem Verkehr gezogen werden!

  10. Aber: diese Trainer dopen jetzt nicht, oder ?

    Für mich qualifiziert sich ein Trainer und Funktionär heute nicht mehr allein dadurch, daß er nicht dopt, sondern daß er entschieden gegen Doping eintritt. Ein Verdrängen der Dopingvergangenheit sowie eine Verhöhnung von Dopingopfern mit Spätfolgen schließt für mich eine konsequente Anti-Doping-Haltung aus.

  11. Ja. Kleine Anmerkung: Herr G. gehört zu jenen Trainern, die ihren Athleten sinngemäß sagen: Mit Typen wie dem Herrn W., die immer wieder über Doping schreiben, spricht man nicht!

  12. Dann bitte auch Amnestie für die Trainer und Ärzte von Birgit Dressel,Robert Lechner,Ralf Reichenbach….. und für diese Sportler auch ein Recht auf Schadenersatz,wie für DDR-Dopingopfer.

    Den Vergleich von Ralf empfinde ich als geschmacklos.
    Darf ich hier überhaupt was schreiben?

  13. @ Walter: Kein Problem. Für mich sind alle Täter gleich – und auch alle Opfer gleichberechtigt, sollte man doch besser sagen. Nur nützt es gar nichts, so wie die Ost-Doper seit 1989, mit dem Finger auf die West-Doper zu zeigen und zu sagen: räumt doch ihr erst mal auf. Verantwortung beginnt nicht beim Gegenüber, sondern im eigenen Haus. Das habe ich schon in gefühlten 1000 journalistischen Beiträgen gesagt.

    Warum sollten Sie hier nichts schreiben dürfen? Sie sind sogar ausdrücklich eingeladen, hier zu schreiben.

    Zum Thema Dressel/Reichenbach & Co. – das trifft sich gut, denn mein erster Eintrag in diesem Blog war just ein Kommentar zum 20. Todestag von Birgit Dressel. Und wie dieser Kommentar hier hin passt, perfekt, oder?

    Im Lügenland

    Die Dokumente zum Tod von Birgit Dressel sollten Pflichtlektüre in deutschen Schulen sein, wenigstens an den so genannten Eliteschulen des Sports. Wahrhaftiger lassen sich die Gefahren des ungebremsten Leistungsstrebens nicht beschreiben. Die Details über den qualvollen Tod einer 26-Jährigen lassen den Atem stocken, sie rühren zu Tränen. “Es sind Dokumente des Schreckens�, bilanzierte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel schon vor zwanzig Jahren: Birgit Dressel, von ihrem Arzt Armin Klümper als “in höchstem Maße gesund� bezeichnet, “war in Wahrheit eine chronisch kranke, mit Hunderten von Arzneimitteln voll gepumpte junge Frau. Der Sport hatte sie längst zum Krüppel gemacht, ihre Gelenke zerstört, die inneren Organe vor der Zeit zerschlissen.�

    Es gibt im Fall Birgit Dressel nichts zu beschönigen, nichts zu relativieren, nichts zu verharmlosen, nichts zu verteidigen. Manchmal muss es ein Dogma sein: Wer dopt, betrügt nicht nur, er spielt mit seinem Leben. Wer andere dopt, ob als Arzt oder Trainer, spielt mit dem Leben seiner Schutzbefohlenen – er bewegt sich an der Schwelle zum Kapitalverbrechen.

    In Deutschland aber gibt es nach wie vor kein veritables Antidopinggesetz. In Deutschland werden Verfahren eingestellt, wie das zum Tod von Birgit Dressel. Dr. Frankenstein alias Armin Klümper hat nach Dressels Tod noch viele Athleten betreut – Europameister, Weltmeister, Olympiasieger, Ostdeutsche, Westdeutsche. Dressels ehemaliger Coach und Lebensgefährte Thomas Kohlbacher wirkt weiter als Trainer und bekleidet im Leichtathletik-Verband Rheinhessen die Position eines Lehrwarts. Lehrwart für was eigentlich?

    Man könne “heutzutage alles injizieren und einnehmen, weil alles reversibel ist�, hat Birgit Dressel einmal gesagt. Irgendjemand hat ihr diesen sträflichen Unsinn erzählt. Der Tod ist irreversibel. Und heute, zwanzig Jahre danach, wenige Tage nachdem bewiesen wurde, dass ein deutscher Radrennfahrer und Lügner einige Liter Blut bei einem Dopingarzt in Spanien lagern ließ, muss man fragen: Was hat der deutsche Sport aus dem Tod Birgit Dressels gelernt? Hat er überhaupt etwas gelernt aus diesem und anderen Todesfällen diesseits und jenseits der einstigen Zonengrenze?

    Im Prinzip ist die Antwort gegeben. Die Namen Klümper und Kohlbacher sind nur Synonyme, sie lassen sich getrost durch andere Namen ersetzen. Das Sportsystem ist von der Basis bis zu seinen Sportministern tendenziell bereit, Tätern zu vergeben. Das System verzeiht nur nie seinen Kritikern.

    Die Staatsdoper des Ostens schlachten den Tod der Siebenkämpferin bis heute für ihre Interessen aus. “Das wäre bei uns nicht passiert�, heißt es, “dafür haben wir das Doping viel zu gut kontrolliert.� Es ist eine menschenverachtende Argumentation und zudem nicht durch Tatsachen gedeckt. Wie man es dreht und wendet: Am Fall Birgit Dressel offenbart sich eine typisch deutsche, eine ostwestdeutsche Krankheit, die man von der Aufarbeitung des Dritten Reiches kennt und von der Aufarbeitung der Diktatur des Proletariats. Die Symptome dieser Krankheit sind Lügen, Leugnen, Feigheit und Verantwortungslosigkeit.

  14. Diese ganze Dopingscheiße hängt mir zum Halse raus. Warum wird immer nur auf den Trainern rumgehackt? Meint wirklich jemand, dass die Sportlich nicht wussten, was sie bekommen haben?? Wo lebt ihr denn. Da kann ich nur lachen. Die wussten ganz genau, was sie bekamen. Dann sollten bitte schön die Sportler, die durch das DDR-Regime im Sport oben waren, auch ihre Medaillen zurückgeben. Und was ist schon Turinabol. Das gab man zur Rekonvaleszenz. Und wer der Meinung ist, dass der Westen nicht gedopt hat, da kann ich nur müde lächeln. Allerdings hatten die nicht das Know how, das ist wohl wahr. Und da melden sich heute Sportler als Dopingopfer, die nirgends bekannt sind und nicht mal über die Tischkante gucken konnten, aus denen nichts geworden ist. Aber so ist ja heute auch Geld zu verdienen, wenn man sich als Opfer hinstellt. Kotz, Kotz…..

  15. Oh Gott, Cora, ich glaube, Ihnen ist nicht zu helfen. Nehmen Sie historische Fakten wahr? Nehmen Sie Dokumente wahr? Gerichtsprozesse? Zeugenaussagen? Medizinische Befunde über die schädigende Wirkung von Dopingmitteln? Nehmen Sie wahr, dass Andreas Krieger, der als Heidi Krieger 1986 Europameister im Kugelstoßen geworden ist (ein „Dopingopfer, nirgends bekannt“, in Ihrer Diktion, ich weiß schon), seine Goldmedaille für einen Preis des Vereins Dopingopferhilfe gespendet hat? Dass Ines Geipel ihren Namen aus Rekordlisten löschen ließ/löschen lassen wollte (sofern das möglich war bzw. von den Verbänden ermöglicht wurde)?

    Sie nehmen es nicht wahr. Sollten Sie es oder einiges davon tatsächlich wahrgenommen haben, interessiert es Sie nicht. Sie negieren es, warum auch immer. Derartige Kommentare im Jahr 20 nach dem Zusammenbruch des DDR-Sportsystems sind einfach nur: traurig. Frei nach Bert Brecht, angewandt auf diese Dopingdiskussion: Der Schoß ist fruchtbar noch …

  16. @ Walter: Der Vergleich mit Mördern stammt aus dem offenen Brief der Sportler und nicht von mir.

    Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung der Vergangenheit sind in beiden Fällen offensichtlich. Ich war nach dem FAKT-Beitrag entsetzt, daß nicht schon vor Jahrzehnten versucht wurde, Aufarbeitbares auch tatsächlich aufzuarbeiten. Wenn heute Kripo und Kamerateams bei Senioren klingeln, kann man das genauso in Frage stellen wie die Suche nach Schuldigen für Körperverletzungsdelikte der 1980er Jahre.

  17. DLV-Präsident Clemens Prokop steht ja offensichtlich mal wieder gut da: Den Goldmann-Vertrag nicht verlängert und dann noch öffentlichkeitswirksam die seit langem „fehlenden Regeln“ beim Umgang mit ehemaligen DDR-Doping-Trainern beklagt. Klingt gut.
    Aber: Lagen dem DLV denn seit Mitte 2000 etwa keine Informationen aus dem Ewald-Höppner-Prozess vor? Warum wurde denn der Trainer Werner Goldmann überhaupt angestellt bzw. sein Vertrag zumindest bis Ende 2008 verlängert?

  18. Und noch eine andere Frage:

    Wieso wurde eigentlich im Bereich Radsport (aktuelle Bundestrainer findet man hier) bislang kein einziger „Ost-Doper“ behelligt, während sogar der ein oder andere „West-Doper“ Konsequenzen zu tragen hatte? Ãœber Verdächtigungen ging es bislang nie hinaus.

    Liegt es vielleicht daran, daß sich im Gegensatz zur Leichtathletik (Berendonk: Doping – Von der Forschung zum Betrug) und zum Schwimmen (Seppelt/Schück: Anklage: Kinderdoping – Das Erbe des DDR-Sports) kein Journalist dieser Disziplin angenommen hat? Oder gab es innerhalb des Radsports weniger IM als in anderen Disziplinen, so daß die „Quellenlage“ nur dürftig ist?

  19. @ Ralf: Warum kein Rad-Doper behelligt wurde? Es gibt einige Antworten darauf, die ein Bild zeichnen:

    1) Vergiss nicht, dass Berendonk/Franke erst Ende Dezember 1990 in Bad Saarow aufgetaucht sind, wo sie im Militärarchiv wichtige Doktorarbeiten und Habilitationsschriften zum Doping erbeuten konnten. Bis dahin, also fast 14 Monate nach der Maueröffnung, konnten im Sportmedizinischen Dienst und in den Sportverbänden die Akten problemlos vernichtet werden!

    2) Nur für die Vernichtung der Stasi-Akten blieb nicht so viel Zeit. Ich sehe jetzt nicht nach, ich meine, ab dem Winter 1990 gab es das Amt für Nationale Sicherheit, es gab die Besetzung der Stasi-Zentralen. Die Reißwölfe aber arbeiteten weiter.

    3) Selbst Doktorarbeiten und Habilitationsschriften zum Doping verschwanden aus den Bibliotheken. Franke hat sich dazu mehrfach geäußert, mit einer umfassenden Aufstellung auch im Buch „Korruption im Sport“. Denn die wissenschaftlichen Titel dürften ja nicht mehr gelten, wenn keine Arbeit mehr vorliegt.

    4) Der DDR-Radsportverband war in Sachen Aktenvernichtung vorbildlich.

    5) Frauen-Radsport war lange keine olympische Disziplin. Erst 1988 konnten DDR-Radlerinnen (da war es die Eisschnellläuferin Rothenburger) in Seoul um Medaillen fahren. Im Straßenradsport waren sie da noch nicht dabei, sie begannen erst, in der Leichtathletik (Petra Roßner, später für Deutschland Olympiasiegerin) und im ESL die Kader zu rekrutieren. Warum ich das sage: DDR-Doping = vor allem Frauensport bzw. entfaltete seine Wirkung vor allem bei Frauen. Als unvollständige und verkürzte Notiz soll das genügen.

    6) Ich habe die Akten leider nicht mehr, erinnere mich aber an die Forschungsgruppe unterstützende Mittel, Zulei genannt, wo ab 1976/77 auch Radsportler, damals gerade dem Juniorenalter entwachsen oder in den letzten Junioren-Jahren, einbezogen und damit gedopt wurden. Ich gebe das jetzt frei heraus wieder, weil ich, wie gesagt, die Akten erst wieder ausgraben müsste: Schaut man sich die Namen an, dann sind dort spätere Weltmeister, Olympiasieger und sogar spätere Profifahrer darunter. Bis zu dieser Zeit, 1976/77, hatten die DDR-Fahrer ein großes Problem, konnten nicht an die Täve-Schur-Zeiten anknüpfen. Erst danach, nach Zulei, kamen die Straßenfahrer wieder ganz groß heraus und feierten bei Friedensfahrt, WM und Olympia viele Siege. Aber offiziell und für alle, die Geschichte anders betrachten, hat das natürlich nur mit revolutionären Trainingsmethoden und dem einmaligen Sichtungs- Auswahl- und Drillsystem zu tun. Schon klar.

    So viel nur stichpunktartig. Muss noch arbeiten.

  20. @Ralf:Bitte keine Rechtfertigung,ich kann andere Meinungen akzeptieren.Ich hoffe nur,dass nicht demnächst noch die ehemaligen DDR-Trainer mit der SS verglichen werden.Diese Polemik würde ich nicht ertragen.Nur hat mich der Faktbeitrag nicht entsetzt,weil ich seit vielen Jahren die mangelnde Aufarbeitung in Ost und West diesbezüglich kenne.In dem Zusammenhang wäre ich auch nie auf Herrn Goldmann gekommen.

    @JW:Das ist die spannende Frage,wer sind denn die Täter? Wie sagte Robert Lechner bei seinem Dopinggeständnis,“ ich dachte, ich wäre ein Auserwählter „.Hier habe ich auch keine Minute daran geglaubt,dass Herr Weibel und Herr Huber die Drahtzieher waren.Sie behielten auch ihre Pensionsansprüche,dies ist auch richtig,denn die beiden haben Doping auch nicht erfunden.

    In der fraglichen Zeit war das Doping über die medizinische Kommission des IOC international „geregelt“.
    Deutschland ( Ost wie West ) hat das Spiel mitgespielt,wie alle anderen Länder auch,es ging schließlich um Medaillen.Dies darf offensichtlich nicht ausgesprochen werden.
    Jetzt,wo auch das IOC Anstrengungen unternimmt,Doping zurückzudrängen,sollte Deutschland dies unterstützen.
    Kein Wirtschaftsunternehmen gibt gerne Fehler in der Vergangenheit zu,zumal sehr unterschedliche Länder unter einen Hut zu bringen sind.Ich rechne nicht mit einer Erklärung des IOC,warum sie ab 1987 volle 15 Jahre mit der Einführung eines EPO-Tests gewartet haben.Interessieren würde es mich schon.
    Die DDR erwartete vom Sport Anerkennung in der Welt,deshalb waren auf diesem Gebiet auch mehr Eliten konzentriert,da würde ich den Sportjournalismus mit hinzuzählen.Die unzähligen ehrenamtlichen Übungsleiter und Trainer würde ich nicht auf Drill und Doping reduzieren.Heute sind viele in der ganzen Welt beschäftigt,wo ihre trainingsmethodische Erfahrung gefragt ist oder träumen alle anderen Länder?
    Die heutigen Sportler wollen auch Medaillen erringen,sie wissen,was sie Herrn Goldmann zu verdanken haben.Ich finde es legitim,für ihn zu kämpfen,er scheint einfach gut zu sein.

    Eine gemeinsame Dopingaufarbeitung durch das damalige NOK wäre freilich besser gewesen.Die einseitige Aufarbeitung durch Herrn Franke wurde vorgezogen,wahrscheinlich war das Volk noch nicht reif genug.

  21. lieber Jens, ich erlaube mir den Brief der Leichtathleten im Fall Goldmann als eine Frechheit zu bezeichnen. keiner der Vorwürfe gegen die presse, gegen die Ehrenerklärung und gegen die von Goldmann versorgten Sportler ist berechtigt!
    es soll aber um einen entscheidenden, immer wieder zitierten Punkt gehen. von Herrn Goldmann eine Ehrenerklärung zu verlangen käme einem provozierten Berufsverbot gleich. das ist lächerlich und hat sich in vielen Stasifällen bewegt! die alternative wäre Herrn Goldmann gleich zu entlassen, also wurde ein demokratischer weg gesucht. nun liegt hier das eigentliche Problem: Ethik. wie soll ein Betrüger mit Ehrlichkeit überführt werden? das Schiesst sich leider aus, also lügt der Lügner erneut.
    es geht nicht um Gerechtigkeit, das ist lächerlich und keine annehmbare ebene, es geht um Hygiene!
    die lang erwartete stimme der Sportler zum Thema Doping ist ein Eigentor und wird ihren Sponsoren und einigen Freunden wenig gefallen.
    am schlimmsten seit aber wieder mal ihr Journalisten, denn ohne euch wäre das alles gar nicht an die Öffentlichkeit geraten!

  22. Vielen Dank, Jens, für Deine ausführliche Antwort. Vor allem Punkt 5 hat mich überzeugt. Das hatte ich so bislang nicht bedacht. Punkt 4 ist eine Vermutung deinerseits, oder ist das belegt?

    In Grit Hartmanns Goldkindern habe ich heute morgen zufällig noch ein „passendes“ Zitat von Jan Schur entdeckt:

    Das, was mir gegeben wurde, hab‘ ich an meinen Hund verfüttert, und der ist 17 Jahre alt geworden. Unser Glück war, daß erfahrene Leute wie Andreas Petermann, Falk Boden, Olaf Ludwig uns Jüngeren sagten, die paar Pillen bringen sowieso nichts, die machen nur dicker. Wir haben ihnen vertraut.

    Na, dann ist ja alles gut! Ist ja völlig logisch, daß jeder, der ein paar übrige Pillen hat, zuallererst an seinen Hund denkt…

    Übrigens würde mich die Meinung von Leuten wie Grit Hartmann, die sich jahrelang intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt haben, zum Fall Goldmann sehr interessieren. Vielleicht liest der ein oder andere Experte ja mit.

  23. Ralf, zum Punkt 4: Das ist belegt, nur habe ich es leider nicht parat. Das wissen andere besser. Giselher Spitzer vor allem. Auch Werner Franke. Grit Hartmann bestimmt auch. Ich habe mich immer mal dafür interessiert, weil es so auffällt, da wurde extrem gesäubert.

  24. achso, Tobias wieder mit seiner Journalistenschelte! Er hat es auf den Punkt gebracht. Schön, dass Du mal wieder vorbei schaust.

  25. Achso Jens. Es gibt nicht nur die Nestbeschmutzer, welche plötzlich irgendwelche Kugelstosser hervorzaubern, da sind ja noch täglich die begeisterten Kollegen der Ballerei, mit Ball oder Gewehr.

  26. Diese Doping-Heuchelei ist wirklich unerträglich

    Die Politik betrügt im großen Stil und verkündet wissentlich Parolen zwecks Erhaltung der Wahlchance und wenig später kassiert sie ihre Versprechen wieder ein.
    Wem dieser Münchausen-Kopien wurde in der Vergangenheit der Job gekündigt?
    Die fallen eher nach oben und sacken massig Kohle in Brüssel ab oder tauchen in der Industrie unter.

    Die Finanzoligarchie der Banken und Investmenthäuser basiert weitestgehend auf Lug und Trug und diese Hochkriminellen haben es geschafft mit ihrem Casino-Gebaren die Weltwirtschaft an die Wand zu fahren.
    Drohen irgendwelche Strafen?
    Nein, der liebe Staat – sprich der dumme Steuerzahler – darf es richten.

    Egal wo man hinschaut, der Betrug gehört mittlerweile zum System.
    Auch die politisch korrekten Medien schneiden Interviews so zurecht, wie sie für die offizielle Meinungsbildung gewünscht werden.
    Und man schwadroniert lieber über 14 zu viele zivile Opfer in Israel als über 1.000 getötete Menschen im Großgefängnis Gaza, wo nicht einmal die Möglichkeit besteht, das Gebiet zu verlassen, weil die Einwohner wie die Hasen gefangen gehalten werden.
    Gibt es für diese verbalen Unverschämtheiten irgendwelche Konsequenzen?

    Also, wo kann man das kümmerlich geschrumpelte Restgewissen noch aufmöbeln?
    Natürlich beim Spitzensport, dem Lieblingsziel der oftmals aufgeschwemmten Funktionäre, die sich immer gerne im Ruhm ihrer Schützlinge sonnen.

    Wer nur einen Hauch von der Materie versteht, ahnt, daß seit Jahrzehnten gedopt wurde und selbstverständlich immer noch wird.
    Da waren die Wessis kaum besser als die Ossis, nur das es dort staatlich legitimiert war.

    Das dies kaum verstanden wird, zeigen die oftmals dümmlichen Kommentare der Sportmoderatoren, die ziemlich verschnupft die alte DDR-Weltrekordmarke verkünden, aber bei einer neuen Bestleistung durch andere Sportler (außer sie kommen aus Rußland) begeistert ins Mikrofon schreien.
    Wenn eine Athletin in der DDR über 7 m sprang war das in jedem Fall verdächtig.
    Wenn sie danach ähnliche Leistungen erzielte, aber ohne Ährenkranz auf dem Trikot, dann war alles in bester Ordnung.
    Wie ist es für eine Frau möglich mit Doping 2,00 m hoch zu springen und ohne gar 2,06 m zu überqueren?

    Kann mir von den Chefanklägern eigentlich mal jemand erklären, wie so etwas praktisch funktioniert?
    Im Osten hat man dummerweise die Protokolle gefunden im Westen höchstens eine Tube Zahnpasta.

    Beim Wunderschwimmer Michael Phelps wundert sich niemand, auch wenn er eigentlich unglaubhaftes vollbringt.
    Das Britta Steffen die gedopten Rekorde einer Kornelia Ender oder Kristin Otto inzwischen um ca. 1,5 Sekunden unterboten hat, müßte auch die naivsten Geister nachdenklich gemacht haben.
    Das geht jetzt nicht gegen Frau Steffen, die ich sehr schätze, sondern gegen das absonderliche Geschwätz der Gutmenschen, die leider viel zu oft nicht wissen, worüber sie eigentlich reden.

    Kurzum das Fazit:
    Dopingfreigabe? NEIN
    Dopingkontrollen? JA
    Doping an Minderjährige? NEIN

    Die Zivilgerichte sollten sich auch mit Schadenersatzklagen von geschädigten Opfern beschäftigen, das geht völlig in Ordnung.

    Alles andere überlaßt den Sportlern und Trainern.

    Wer bei den Kontrollen durchkommt, kommt eben durch – das ist vor Gericht nicht anders.
    Wer sich wissentlich gesundheitlich ruiniert, muß das mit sich selbst ausmachen, wobei ich bezweifle das Doping, maßvoll verabreicht, in jedem Fall gesundheitliche Schäden anrichtet.
    Aber es ist halt wie beim Alkohol – viel hilft nicht immer viel.

    Diese Welt hat wahrlich andere Probleme als ein erfahrenen Trainer den Sportlern wegzunehmen, der von ihnen dringend gebraucht wird und für den sie sich nachdrücklich einsetzen.

    Aber man gibt sich lieber schockiert und konsterniert, weil es eben Mode ist heutzutage empört zu sein.

  27. @Henning: Da kann ich dir nur zustimmen.Hoffentlich kommt bald die Zeit,wo nur noch die positiv getesteten als Doper tituliert werden,wie es international üblich ist.

    Täter sind für mich sowieso nur die Funktionäre,egal welches Land oder Verband.

    Nachdem jahrelang nur die Sportler angeprangert wurden,sind wir auf der Ebene der Trainer und Ärzte angekommen.Und Herr Vesper hat sich ja für die nächsten Jahrzehnte vorgenommen alles aufzuarbeiten.

    Wer glaubt denn eigentlich,dass die Trainer wie Goldmann oder Weibel ihren Schützlingen die verordneten „Medikamente“ in Umschlägen verpackt selbst in der Apotheke aussuchten,bevor sie diese an die Athleten übergaben.

    Als Funktionär würde ich auch Kommissionen gründen,um Zeit zu gewinnen.
    Der DOSB ist erst seit 2,5 Jahren zuständig? Herr Vesper macht Späßchen?

  28. Was mich interessiert: Gibt es auch Namen, bei denen auffällt, dass sie den offenen Brief nicht unterschrieben haben?

  29. Henning: Sie schreiben mir aus der Seele!!! Genau so ist es. Die ganz oben fallen immer wieder auf die Beine. Nehmen wir nur den letzten Bankenskandal. Und was passsiert den Bankern? Nichts! Es werden Milliarden an Steuergeldern aufgewendet, um die Banken künstlich am Leben zu erhalten. Keiner von den „Oberen“ musste doch irgendwelche Konsequenzen fürchten, weil er zig Tausende in den finanziellen Ruin getrieben hat.
    Was ist eigentlich aus der Spendengeldaffäre und Herrn Schäuble geworden??? Nix….

  30. @ McP, Ralf: Ich würde nicht empfehlen, aus dem bloßen Abgleichen der Namen (Nationalteam, Emailschreiber) Rückschlüsse zu ziehen. Es sollte niemand vergessen, wie verfeindet gerade die Werferlager untereinander sind. Sicher, es war schon mal schlimmer, Gott sei Dank ist Lars Riedel ja nicht mehr dabei. Aber ich erinnere nur an die Auseinandersetzung von Harting mit Schult & Co. Da spielen viele ihr Spielchen, wie im richtigen Leben.

  31. McP,ich habe auch Verständnis,wenn ein Sportler nicht unterschreibt.Es ist schließlich gefährlich,sich gegen Funktionäre zu wenden.
    Beispiel Markus Willfurth,er nahm nichts und wurde wegen mangelnder Teamfähigkeit aussortiert(Ende der 90iger).Seine Mutter ist jetzt Präsidentin des Radverbandes Bayern und hat dies kürzlich erst in einem Interview bestätigt.

  32. weiß jemand, warum Herr Litvinow, der ja jetzt Deutscher ist, die meiste Zeit des Jahres in Russland (Weißrussland) trainiert???
    Nachtigall ich hör dir trappsen…..oder: ein Schelm, der böses dabei denkt…..!

  33. Als Dopingbetroffener kann ich hier nicht schweigen.

    Der Verband hat endlich nach immer wieder erneuten Kritiken über dopingbelastete Trainer der ehemaligen DDR im Sport richtig und konsequent reagiert.
    Nicht nur die Presse kritisierte diesen Zustand immer wieder, seit viele, vielen Jahren, sondern auch Dopingopfer forderten eine konsequentere Haltung vom DOSB zu diesem Thema.

    Zum Fall Goldmann kann ich nur sagen, dass die Entscheidung richtig ist.
    Sicherlich trifft es die heutigen aktiven Sportler hart, aber für diese Situation ist ganz allein Herr Goldmann selbst verantwortlich zu machen.
    Sein beharrliches Schweigen und die halbherzige Aufarbeitung seiner eigenen Vergangenheit haben ihn jetzt eingeholt.

    Er hatte die Möglichkeit damit aufzuräumen, doch das schien ihm wohl nicht so wichtig. Ihm war, so scheint mir, seine eigene Karriere wichtiger.
    Das interessante an der ganzen Geschichte ist, es hätte in manchen Fällen nur einer ehrlich gemeinten Entschuldigung bedurft, um Dopingopfern zu signalisieren, dass damals nicht nur auf staatlicher Ebene kriminell gehandelt wurde, sondern auch dass das persönliche ethisch-moralische Versagen der involvierten Trainer dazu beitrug, das Dopingsystem der DDR zu stützen und zu tragen und damit Dinge passieren zu lassen, die nicht wieder gut zu machen sind.
    Stattdessen hat er sich freigekauft. Durch die Zahlung einer nicht unerheblichen Geldsummer erwirkte Goldmann die Einstellung eines Gerichtsverfahren gegen ihn.
    Wenn man sich nichts vorzuwerfen hat, warum dann freikaufen?
    Im Protestschreiben namenhafter Werfer gegen die Entlassung Goldmanns ist von einem Bauernopfer die Rede, welchem mit der Entlassung seine Passion und sein Leben zerstört werden.
    Ich frage mal gerade heraus, wie sieht es den mit der Lebensqualität der Dopinggeschädigten aus. Sie haben mehr verloren, als nur ihren Job.
    Die Schäden, die durch den systematischen Dopingmissbrauch des DDR-Systems entstanden sind, verjähren moralisch nicht, da nie ein Täter- Opfer-Ausgleich stattgefunden hat. Nicht, weil die Geschädigten dieses nicht wollten, sondern weil die dopingbelasteten Trainer durch beharrliches Leugnen, bewusstes Lügen, taktisches Kleinreden ihrer Vergangenheit deutlich signalisierten, dass sie sich ihrer Verantwortung und ihrem Versagen nicht stellen wollen.
    Ich kann hier also kein Bauernopfer erkennen. Beim Schachspiel wird der Bauer geopfert, um die Dame zu schützen. Wer sollte hier die Dame sein? Wissen da die aktiven Sportler mehr als die Öffentlichkeit?

    Dieser Mann hat nichts zur Aufarbeitung des DDR-Systems getan, weiter einen netten Job aus Steuergeldern finanziert bekommen und wundert sich warum er nicht weiter machen darf, wie zuvor.
    Bei allem Verständnis für die unterzeichnenden Sportler stellt sich mir hier auch die Frage, warum sie nur sich selbst und ihre eigenen Erfahrungen mit diesem Trainer zum Maß der Dinge machen. Warum sie mit Argumenten („Verjährungsfristen“ von Straftaten, Rehabilitierung, mangelnde Beweise, „Kündigung“ etc.) hantieren, welche nicht nur falsch benannt sind, sondern auch in übersteigerter Weise die Uneigennützigkeit, den Altruismus sowie die edle Gesinnung ihres ehemaligen Trainers darstellen sollen. Das finde ich verdammt seltsam.
    Der Verdacht liegt nahe dass Goldmann jetzt, wo es um seine Existenz geht, sich vertrauensvoll an prominente Sportler wendet, um nicht nur Unterstützung zu erfahren, sondern auch „Persilscheine„ sammeln will.
    Er bietet seine Unterstützung und Hilfe ehrenamtlich an. Wo war er, als ehemalige dopinggeschädigte Sportler seine Hilfe brauchten? Als es um Aufklärung und Bewältigung der Dopingpraxis in der DDR ging?
    Herr Goldmann orientiert sich auch hier und heute noch an den Unversehrten, den Gewinnern des Hochleistungssports, um an etwas teilhaben zu können, was er sein Leben lang mit Besessenheit verfolgt hat: Ruhm, Macht und Erfolg – koste es was es wolle- und wenn es die eigenen Seele ist… oder auch nur das Leben der anderen.

    Leidtragende in der ganzen Sache sind wieder die Sportler.

    Andreas Krieger

  34. Pingback: Andreas Krieger zum Fall Goldmann & Co. : jens weinreich

  35. Ach je… und jährlich grüßt das Murmeltier.

    Vorweg: Dass Sportler ihrem Trainer als aktueller direkten Bezugsperson näher stehen, als dessen vor Jahrzehnten geschädigten Dopingopfer, und einer Nichtverlängerung seines Vertrages ohnmächtig und wütend gegenüberstehen, ist _menschlich_ in gewissen Grenzen verständlich.
    Außerdem sollte man sich natürlich zurückhalten, Menschen dafür zu verurteilen, dass sie ihr normales Gerechtigkeitsempfinden über die juristische Korrektheit stellen. Und sowieso dafür, dass ihnen für letzteres Wissen und Empfinden fehlt.

    Aber: Wer mit solchen Äußerungen so in die Öffentlichkeit tritt, muss damit leben, widerlegt zu werden. Insofern auch hier mal wieder die alte Leier – im Sport gibt es kein Strafrecht. Es gibt es nicht im sog. Sportstrafrecht. Es gibt es schon gar nicht im sportbezogenen Angestelltenverhältnis.

    Hier ist im übrigen schon die Bemerkung falsch, dass ein Mörder nach 25 Jahren rehabilitiert wäre. Ein weit verbreiteter Irrtum, den man zugunsten der Sportler ja noch in einen „Körperverletzer“ ümdeuten kann. Dass macht die weitere Argumentation aber auch nicht logischer. Hier geht es schließlich nicht darum, ob eine Staatsanwaltschaft eine Straftat des Herr Goldmann verurteilt sehen will (dies ist m.W. durch Strafbefehl tatsächlich bereits geschehen), sondern darum, ob der DLV ihn weiter beschäftigen will. Und darin ist der DLV zunächst mal frei. Und wenn er bei seiner Entscheidung mit einbezieht, dass sein Trainer früher mal Minderjährigen Doping verabreicht hat und sich darüber hinaus davon bis heute nicht überzeugend distanziert, so ist dies legitim bis überfällig. Andersherum wäre ein Vergleich zu ziehen: welcher Mensch, der nachweislich und bekanntermaßen schon mal Geld unterschlagen hat, würde denn von irgendjemandem als Kassierer eingestellt? Und – der „Kann den mal jemand an die Kinder denken“-Tonfall sei mir bei der Jammerei von dem Instrumentenverbot gestattet – wie würde denn bei den Sportlern die Gegenprobe ausfallen: würden sie es als begrüßenswert empfinden, wenn Herr Goldmann in der Grundschule ihrer Kinder als Sportlehrer angestellt wäre?

    Von dem, was dort so moralisch durchscheint, fange ich besser gar nicht erst an, sonst artet das hier noch in strafrechtlich relevantes aus. Nur zur allerschlimmsten Passage möchte ich kurz den verlinkten Matti Lieske zitieren

    Nicht emotional, sondern geradezu perfide ist vor allem ein Satz des Briefes: „Wird jedem ehemaligen Sportler ohne Weiteres Glauben geschenkt, auch wenn es dafür keine Beweise gibt?“ Das bezieht sich auf den ehemaligen Kugelstoßer Gerd Jacobs, der die Diskussion um Goldmann kurz vor Olympia neu entfacht hatte. Der 46-Jährige, der als Dopingopfer anerkannt ist und sich vor einigen Jahren einer Herztransplantation unterziehen musste, erklärte, dass ihm der Trainer Anfang der 80er das Anabolikum Oral-Turinabol verabreicht hätte. Genau das hatten auch die ehemaligen Sportlerinnen Annette Wolf und Simone Kischnick beim Berliner Prozess um Minderjährigendoping in der DDR ausgesagt.

    „Geradezu perfide“. Wahrscheinlich gut für mich und den Gastgeber, dass ich das nicht selber fomuliere.

  36. @ sternburg: Ich fürchte, das Murmeltier wird in diesem Jahr noch sehr oft grüßen. Mehr als uns lieb ist. Wie man es dreht und wendet, es ist halt zwanzig Jahre lang zu viel schief gelaufen bei der Resozialisierung der Doper und überhaupt im Sport. Ich habe übrigens gerade in alten Akten gewühlt und glaube überzeugter denn je, dass es kaum neue Argumente gibt. Du erinnerst Dich vielleicht an den Goldenen Zehn-Punkte-Plan zum Schutze des Dopings aus dem Jahr 1991? Ich habe gerade so Sachen der Reiter-Kommission, der Richthofen-Kommission, der Evers-Kommission aus eben jenen Jahren gelesen. Die Zitate könnte man problemlos recyceln und den heute Agierenden (Trainern, Funktionären, Politikern, Journalisten, Kommentarschreibern/okay, die gab’s damals noch nicht, die traten seinerzeit noch allein in der Holzpresse als Leserbriefschreiber auf) zuordnen.

  37. Ein ganz kleiner noch (ich bin ja hier nicht fürs Niveau verantwortlich):

    Cora:

    Diese ganze Dopingscheiße hängt mir zum Halse raus.

    Höhö.. Gute Frau – nicht nur nehmen, auch schlucken!

  38. Mir ist noch ein Gedanke zu folgender Äußerung gekommen:

    Und da melden sich heute Sportler als Dopingopfer, die nirgends bekannt sind und nicht mal über die Tischkante gucken konnten, aus denen nichts geworden ist.

    Solche Bemerkungen führen für mich eindrücklich vor Augen, welch großen Schaden Leute wie Kristin Otto oder Heike Drechsler durch ihr beharrliches Schweigen angerichtet haben. Da die Protagonisten des DDR-Sports nicht den Mut hatten, den „namenlosen“ Dopingopfern zur Seite zu stehen und ihren großen Einfluß auf die öffentliche Meinung zu nutzen, müssen sich letztere bis heute von Teilen der Bevölkerung beschimpfen lassen. (Ein ähnliches Phänomen läßt sich derzeit übrigens im Radsport beobachten. Das Leugnen großer Protagonisten verhindert hier aus meiner Sicht bis heute einen radikalen Wandel!)

  39. Das ist ein sehr wichtiger Punkt! Wobei ich Heike Drechsler (in Maßen) in Schutz nehmen muss. Will nur sagen: zwischen den beiden von Dir benannten Olympiasiegerinnen (Drechsler wurde erst nach dem Zusammenbruch der DDR zweimal Olympiasiegerin, was nicht unwichtig zu erwähnen ist) und ihren Haltungen/Äußerungen gibt es imho exorbitante Unterschiede. Aber grundsätzlich hast Du völlig recht. Es gibt sogar eine Reihe von Olympiasiegern, die Dopingopfer attackieren und aufs Schlimmste verhöhnen.

  40. taz: Was passiert mit Warnatzsch?

    Grundsätzlich hält [DSV-Generalsekretär Jürgen Fornoff] die Dopingvorwürfe für „erledigt“. Und weiter: „Das eine ist die Moral, und das andere ist das Gesetz. Und nach dem Gesetz haben wir nichts verkehrt gemacht.“

  41. @Ralf und Jens Weinreich

    Den wesentlichen Grund, dass im Radsport „bislang kein einziger Ost-Doper“ behelligt wurde, sehe ich darin, dass die damals erzielten Erfolge der DDR im „Westen“ keine Aufmerksamkeit bekamen und deshalb auch kein „Problem“ darstellten. Da Profis bis Mitte der 90er Jahre bei Olympia nicht starten durften, galten die dortigen Erfolge der DDR als sportlich eher zweitklassig. Im Ãœbrigen haben die Erfolge im Straßenradsport bei der Tour de France, bei der DDR-Sportler nicht teilnahmen, ebenfalls einen wesentlich höheren Stellenwert als die bei Olympia, den Weltmeisterschaften etc.

    Ich meine, dass man an diesem Beispiel sehr gut eine gewisse Verlogenheit bei der nach der Wende erfolgten Aufklärung des DDR-Doping-Systems sehen kann. Die Aufklärung erfolgte vor allem in jenen Sportarten, in denen die von den DDR-Sportlern erzielten Erfolge auch im Westen wahrgenommen wurden (Schwimmen, Leichtahtletik etc.).

  42. @ Alex

    Da ist sicher auch was dran. Zumindest die Erfolge 1988 in Seoul (Bild wurde 8 Jahre später aufgenommen!) wurden aber doch wahrgenommen…

  43. Ralf, 1988 war aber z.B. Robert Lechner besser als sein Ostrivale.Er hat letztes Jahr gestanden,“ er dachte ,er sei ein Auserwählter“.

    Daran arbeiten die verschiedensten Kommissionen noch immer….

  44. @ Walter

    Genau darauf zielte ja eigentlich meine Frage ab. Für die Aufarbeitung der Radsport-Dopingvergangenheit im Westen gibt es erste kümmerliche Ansätze, die Vorgänge im Osten interessieren dagegen scheinbar niemanden. Fast alle derzeit tätigen BDR-Bundestrainer sind aber im Osten „groß geworden“. Auch im aktuellen taz-Artikel werden wieder „nur“ Leichtathleten und Schwimmer genannt.

  45. Ralf,wer soll denn noch genannt werden?Habe ich nicht erst letztens gelesen,das Journalisten kaum noch eigene Gedanken äußern,sondern nur von dpa und sid abschreiben?
    Ich hoffe doch,dass der BDR die besten Trainer beschäftigt,welche Rolle soll da Ost oder West spielen?
    Wie stellt man hier einen Link ein?

  46. Er hier z.B. soll als Aktiver gedopt haben, andere gehören zum Erbe der DHfK. Aber wenn Jens recht hat, daß im Radsport nahezu alle Akten vernichtet wurden, wird sich da wohl nicht mehr viel aufarbeiten lassen.

  47. @ Alex: Ich denke, Sie behaupten etwas, was so nicht stimmt. Sie setzen quasi einen kollektiven Willen zur Aufklärung oder eine Steuerung einer so genannten Aufklärung, die in Wirklichkeit alte Resultatslisten verändern soll, voraus. Beides stimmt nicht.

    Sie sagen:

    Die Aufklärung erfolgte vor allem in jenen Sportarten, in denen die von den DDR-Sportlern erzielten Erfolge auch im Westen wahrgenommen wurden (Schwimmen, Leichtahtletik etc.).

    Der Fall Goldmann führt Ihre These ja gerade ad absurdum. Es fand keine Aufklärung statt, es gab keine Transparenz – nicht von der Sportorganisationen, nicht in der Sportpolitik. Stattdessen hat man gerade in den von Ihnen genannten Sportarten viele Dopingtrainer angestellt, ohne gründlich genug zu prüfen, oft auch ohne sich überhaupt dafür zu interessieren. Das sind die Fakten. Das rächt sich nun. Das rächt sich seit fast zwei Jahrzehnten, weil sich Vergangenheit so eben nicht bewältigen lässt. Und deshalb drehen wir uns immer wieder im Kreis. Das wird jetzt noch zwei Jahre so laufen, bis zum 20. Jahrestag der Einheit. Es gibt eine gewisse biologische Lösung, weil die meisten der Dopingtrainer schon im Ruhestand sind oder kurz davor stehen. Dann wird ein wenig Ruhe einkehren. Aber aufgearbeitet wird auch dann nichts sein, wenn alle Rentner sind. Von Aufklärung keine Spur.

    Tur mir leid: Aber aufgeklärt haben in all den Jahren fast nur Journalisten, die viel Geschmähten. Und einige wenige Wissenschaftler, die nur ganz selten aus dem Sport-Establishment kamen. Und natürlich die Dopingopfer.

  48. @Jens Weinreich
    Nein, diese These wollte ich nicht aufstellen ;-)

    „Aufklärung“ bezog sich hier nur auf die vorhandene journalistische, wissenschaftliche etc. Ralf hatte eingangs gefragt, ob sich „kein Journalist dieser Disziplin angenommen hat?“

  49. JW,nur verfolgen Journalisten am liebsten Einzeltäter.
    In der DDR gedopt,durften die Sportler Opfer sein.Jetzt sind sie wie in allen Zeiten Täter,Einzeltäter,die so richtig fertiggemacht werden können.Das System funktioniert eben.
    Sie werden auch noch den 30.Todestag von Birgit Dressel begehen können,ohne dass sich daran etwas ändert.
    Sandro Donati in Italien hat sich da weiter an die eigentlichen Täter herangetraut.Zuletzt hat er aber für das IOC gearbeitet.Vielleicht hat das IOC aber auch keine andere Wahl.Dort wird ja nicht nur Geld verdient,sie erfüllen ja auch internationale politische Aufgaben.
    Die Franzosen haben auch rigoros umgesteuert.Sie haben jetzt nicht mehr viel Medaillen,nur mit ihren Sportlern und Trainern gehen sie anders um.
    Vielleicht haben die sich schon mit Prof.Bette beschäftigt und Doping als soziales Problem betrachtet,das von allen Beteiligten erzeugt wird?
    Dann wird auch deutlich,dass Doping kein spezifisches DDR Problem ist ,sondern in jedem Land vorhanden ist.
    Wer in diesem Spiel der „Bauernopfer“ Dame oder König ist, liegt doch auf der Hand.
    http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/Inhalt/images/Heft%201%202008/Bette%201_08.pdf

  50. Ralf,vielleicht verstehen Sie mich,wenn Sie Bette gelesen haben.
    Das Spiel ist doch in jedem Land das gleiche,der Staat gibt Geld und möchte dafür Medaillen.
    Die Funktionäre haben organisiert,das Publikum gefordert,die Medien hatten ihre Quoten,wenn die Sportler und Trainer gefeiert wurden.Geht heute was schief,ist der Sportler dran,wenn es sich um die fast 20 Jahre entschwundene DDR handelt,darf’s auch mal ein Trainer sein.Aber mehr wird nicht preisgegeben.

    Ansonsten klingt Ihr Satz lustig ,heute,wo nur der Sportler der böse Betrüger ist.
    Fast so wie Walter Ulbricht:“Keiner hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“

  51. Walter, Prof. Bette zeigt ja die Komplexität des Dopingproblems und seiner Lösung auf. Also intellektuel sind wir eigentlich weit genug, nur praktisch scheint es kein Interesse an einem derartigen Herangehen zu geben. Leider ist die öffentlich geführte Diskussion noch lange nicht so weit und deshalb kommen wir auch mit dem Anti-Doping-Bemühen nicht so recht vom Fleck. Das alte Muster nach der Einzeltäterthese bringt uns nicht an die Wurzel des Übels. Hier versagen auch die Medien. Allerdings liegt der Schlüssel zur Lösung in den Händen der Sportpolitik und die halten ihn fest, damit nur das ans Licht kommt, was sie beherrschen können. Scheint mir zumindest so.
    Bei aller Verwerflichkeit seines Tuns scheint mir Goldmann doch auch wieder nur ein Bauernopfer zu sein ,um von einer umfassenden gesamtdeutschen Aufarbeitung des systematischen Dopings abzulenken. Es scheint mir eine (sport)politische Entscheidung zu sein, dies auf den St.Nimmerleinstag zu verschieben. Und deshalb verdächtige ich diese immer wiederkehrende sporatische „Aufdeckung“ der Unehrlichkeit. Nach 20 Jahren sollte man doch weiter sein.

  52. Aber dieses Zitat ist doch auch sehr schön:

    Robert Harting: Wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich ihm nicht. Er hat mehrmals die Möglichkeit gehabt, richtig auszupacken und hat es nicht gemacht. Er kann die Wahrheit nicht erzählen.

    Warum?

    Harting: Das ist doch klar: Da hängen noch so viele Leute mit drin. Er will niemanden mit reinziehen, deswegen hat er einen Interessenskonflikt.

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  54. JW,was soll er denn auspacken? Er hat unter zwei Funktionärsdynastien gedient.

    Ein Sinkewitz hat auch „ausgepackt“ und was hat sich geändert?

    „Die Existenz von Doping bedroht das Sportsystem nicht existenziell, wohl tut dies aber das Reden über Doping.“ (Michael Gamper)

    http://www.cycling4fans.de/index.php?id=3614

  55. Was mich bei dem tragischen und plötzlichen Tod von Rene Herms schon wieder sehr stört, ist die vor der restlosen Aufklärung (oder ist das Obduktionsergebnis schon bekannt ?) anlaufende Vermutungs- und Unterstellungskampagne. NADA-Baumert sollte auch abwarten können. Die NADA hat es gerade nötig. Ein bisschen Piität wäre nicht schlecht. Stellen wir uns doch bloß mal die Situation der Familie vor.

  56. Walter, Sinkewitz ist ja nun das schlechteste Beispiel in der Doping-Bekämpfung überhaupt. Hier hat ja alles versagt. Die Kronzeugenreglung wurde geboren und gleich zu Grabe getragen. Das hat künftige Sünder mehr als abgeschreckt.

  57. Ines Geipel sagt heute folgendes im Spiegel:

    [Die Forderung nach Wiedereinstellung Goldmanns] sagt mehr als jeder Dopingtest. Es fehlt an der generellen Einsicht, daß Doping kriminell ist. Diese Haltung wird anscheinend genauso trainiert wie die dicken Muskeln. […] Alle, die jetzt eine Rückkehr Goldmanns fordern, haben keinen blassen Schimmer, wie es den Geschädigten geht.

  58. Dieser Eiertanz aller Beteiligten zum Thema Doping läßt meiner Meinung nach nur einen Schluß zu:Jeder verfolgt eigene Interessen und keinem geht es darum,dem Sport zu helfen,es geht jedem nur um die eigene Haut,seinen Sessel,seine Auflage,seiner persönlichen Abrechnung……

    Nach Sandro Donati findet sich wohl kein Mutiger mehr,schon gar nicht in Deutschland.

    Hier finden sich alle Konstellationsakteure,um es nach Prof. Bette zu benennen,wieder.

    In wessen Interesse liegt es z.B. Doping mit dem Ost-West Thema zu verbinden?

    Funktionäre funktionierten im Sportsystem Ost oder West erstaunlich gleich.

    Hier habe ich noch eine Erinnerung an das tragische Ende von Birgit Dressel gefunden,ist etwas deutlicher und JW ,ich habe nichts gefunden,wo“Staatsdoper des Ostens“ diesen Fall ausnutzten:
    http://www.nzz.ch/2007/04/07/sp/articleF1E3T.html

    „Im Produktionsprozess der westdeutschen Medaillenschmieden, die im Vergleich zum Osten ohnehin immer mehr ins Hintertreffen geraten waren, lief bald alles weiter wie gehabt. Auf allen Ebenen innerhalb und ausserhalb des Sports griffen die Rädchen der Dopingmaschinerie westlicher Prägung wieder ineinander. Besonders erstaunlich war, wie wenig sich öffentliche Institutionen veranlasst sahen, den Todesfall einer jungen Frau als Anlass zum Einschreiten, zum Schutz wenigstens bestehender Gesetze zu nutzen. Die Mainzer Staatsanwaltschaft befand sogar, «dass selbst eine nachweisbare Gesundheitsschädigung durch die Einwilligung der Verletzten gerechtfertigt gewesen wäre».“

    Wie lange lief denn die Maschinerie? Bis 1990,1995,2000,2002…..?
    Ich schätze mal bis knapp an den s.g. „unverjährten Zeitraum“ heran.

    So kann man den Sportlern nur raten,sich selbst um ihre Trainer zu kümmern und sich nicht auf ihre Funktionäre zu verlassen.
    Ohne guten Trainer nutzt selbst das schlimmste Doping nichts.

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  60. Vielleicht waere es ja eine Loesung, Spitzensportler in eine eigene Krankenversicherung zu ueberfuehren, die in den Beitraegen zum einen dem hoeheren Risikopotential des Spitzensports gerecht wird und zum anderen die Leistungen hoehenmaessig auf die monatlichen Einnahmen dieser Krankenkasse beschraenkt. Dann wuerde die Allgemeinheit nicht mehr fuer die Einnahme leistungssteigernder Medikamente im Sport zahlen (wohl aber fuer die Einnahme leistungssteigernder Medikamente in anderen Berufen…) Und jeder Sportler koennte selbst entscheiden, ob er sich von Trainer mit oder ohne Vergangenheit trainieren lassen will.

  61. DOSB: DOSB antwortet auf Offenen Brief zum Fall Goldmann

    Zwar nicht ausdrücklich, aber doch indirekt gehen Sie in Ihrem Schreiben davon aus, dass Herr Goldmann tatsächlich während seiner Trainertätigkeit in der ehemaligen DDR seinen Athleten Dopingmittel […] verabreicht hat. Sie entschuldigen das damit, dass er in dem damaligen, von der Staatsführung gesteuerten DDR-Sportsystem keine andere Chance hatte. Hätte Herr Goldmann selbst doch den Mut gehabt, dies gegenüber der von uns eingesetzten Unabhängigen Kommission einzugestehen und zugleich zu bedauern!

  62. Gefordert wird in dem Brief von Herrn Goldmann “ Eingeständnis, Bedauern und glaubwürdiges Verhalten“, um ihm dann eine zweite Chance zu geben. Er steht damit vor einer hoeheren Huerde als ein verurteilter, nicht gestaendiger, nicht bedauernder und unglaubwuerdiger Straftaeter. Der kann nach Ende der Strafe seine zweite Chance selbst suchen.

    Ich stehe auch nicht so sehr im Stoff, um zu wissen, wann diese (verbindlichen (?))Kriterien aufgestellt worden sind, d.h. wann sie dem „Delinquenten“ zur Kenntnis gegeben wurden, d.h. ab wann er sich danach richten sollte.

  63. @ nocheinjurist:

    Der von Ihnen angesprochene Straftäter kann sich „nach ENDE der STRAFE seine zweite Chance selbst suchen“! Herr Goldmann hat (heute; ohne vorherige Strafe) die Wahl, (1) zu gestehen und zu bedauern oder (2) die Konsequenzen seines Handelns zu tragen. Wer hat nun die höhere Hürde vor seiner zweiten Chance zu nehmen?

  64. @Ralf,Herr Goldmann stand vor Gericht!Und vorletzten Sonntag wurde im Sportgespräch seitens des DLV bestätigt,dass es keine Beweise gibt.

    Schlimmer ist doch,dass der DOSB erst seit 2,5 Jahren zuständig ist und die Sportler immer noch keinen guten Trainer haben.
    Mittlerweile könnte der DOSB davon ausgehen,dass Trainer in allen Nationalmannschaften der Welt Doping weiterreichten,vielleicht mehr oder weniger.
    Die Welt wird bald mit unabhängigen Kommissionen gepflastert sein.
    Ich erinnere an die Herren Weibel und Huber oder an Birgit Dressel oder was hat Robert Lechner gestanden und keiner will es hören? Oder ist demokratisches Doping weniger schlimm?

  65. @ Walter:

    Weibel betreut keine Sportler mehr, Huber betreut keine Sportler mehr! Wer sollte also noch über Lechners Geständnis stolpern? (Natürlich würde ich mir aber auch eine tiefergehende Aufarbeitung der BDR-Dopingvergangenheit wünschen!)

    Mich stimmt auch nachdenklich, daß man beinahe von flächendeckendem Doping ausgehen muß, und daher eigentlich niemandem mehr trauen kann. Aber wie sollen wir denn weiterkommen, wenn wir nicht zumindest nach und nach diejenigen vom Sport aussperren, die nachweislich Doping betreiben oder betrieben haben?

  66. @Ralf,mich stimmt nur nachdenklich,dass Deutschland seinen eigenen Weg geht.Wenn wir so weitermachen und nach und nach jeden aussperren,der was mit Doping zu tun hatte,haben wir bald keinen „Sport“ mehr.
    Das IOC hat die WADA gegründet,mehr Unabhängigkeit ist nicht drin, und will nichts tiefergehendes wissen.
    Da nehme ich schonmal an,Herr Bach wird Herrn Rogge nicht beerben,bei diesem planlosen Doping-Bashing ?
    Und trauen kannst du jedem Sportler,die wollen endlich wieder Sport treiben.
    Deshalb sollten sie Herrn Goldmann wieder einstellen und sich für die NOKs beider deutscher Staaten entschuldigen ,was da lief war nicht in Ordnung.Entschädigungen sollten selbstverständlich sein.

  67. @ Walter: Ich habe, glaube ich, mehrfach gesagt, dass ich Ihre Argumentation nicht nachvollziehen kann.

    1) Ich sehe keinen eigenen deutschen Weg.

    2) Deutschland geht vielleicht vergleichsweise energisch vor, das wissen wir aber nicht genau. Wir kennen nicht alle Geheimnisse. Und: Was heißt energisch, wenn so viele Dinge – in West und Ost – nie aufgearbeitet wurden.

    3)

    Wenn wir so weitermachen und nach und nach jeden aussperren,der was mit Doping zu tun hatte,haben wir bald keinen “Sport� mehr.

    Ja, wissen Sie was: Dann haben wir eben keinen Sport mehr. Jedenfalls keinen, der mit Steuermitteln gefördert wird. Dann eben Schluss damit, wenn es nicht anders geht. Und wer ist jetzt der böse Bube: Der das so nüchtern formuliert?

    4) Die Staatsdoper hätten den Todesfall Dressel nicht propagandistisch ausgeschlachtet? Ja entschuldigen Sie bitte, wo leben Sie denn? Sie haben es bis 1989 – und seitdem auch. Sprechen Sie doch mal mit gewissen Trainern und Athleten, aktuellen und gewesenen, Sie werden erschrocken sein, was da für ein Verbalmüll verbreitet wird. Die Nummer „Ihr habt schließlich eine Dopingtote gehabt – wir nicht“ ist da noch harmlos.

  68. Ich finde noch nicht mal, daß Deutschland besonders energisch gegen Doping vorgeht. Die Presse vielleicht ja, die Sportverbände und der Staat aber höchstens noch im Vergleich zu Spanien oder Jamaika.

  69. @JW,Deutschland geht nicht energisch gegen die Dopingvergangenheit vor,sonst hätten wir nicht so viele Kommissionen.Ich befürchte aber das macht auch keiner in der Welt und das IOC will es auch gar nicht.
    Ich meine schon,wie Ralf anmerkt,den unsachlichen Teil der Presse.

    Man kann doch nicht einfach behaupten,dass Spanien oder Jamaika schlechter sind als Deutschland.Spanien hat z.B. seine OP,Italien hat Oil for Drugs,was hat Deutschland?
    Geht aber auch keinen was an,jeder geht seinen Weg,Hauptsache er hält sich an die IOC Regeln.
    Mit welchem Recht wollen wir der gegenwärtigen Sportlergeneration ihren Sport verwehren.
    Die Welt treibt Sport und Deutschland schaut zu?
    Die heutigen Steuermittel werden doch hoffentlich nicht mehr für Doping verwendet?
    Wir brauchen keinen bösen Buben,sondern Geduld.
    Sagte ich schonmal,die Welt ist halt kompliziert.

  70. Da! – Meine Damen und Herren, Jens Weinreich hat den Schrei seines Kommentators Walter nach Geduld voll verinnerlicht und jetzt… es ist kaum zu glauben… jetzt platzt ihm der Kragen… in Zeitlupe, ja, meine Damen und Herren: In Zeitlupe haut es den Knopf davon, einzelne Gewebefasern des Zwirns scheinen ihm noch hinterherzuspucken, weisungsgemäß fast, denn nur mit Geduld und Spucke fängst du die Mucke, Jens Weinreich gibt auf, er gibt den Ball ab, zieht sich stoisch in sich selbst zurück, schwört Gegenwehr, Revanche, nein, er lässt sich nicht beirren, was soll so ein Kragenknopf schon bedeuten, man trifft sich immer zweimal.

  71. @ pecas: Ich muss immer wieder Schmunzeln.

    @ ralf: Ich meinte, dass der, der nicht bestraft wurde, nicht vor hoeheren Huerden stehen darf als der Bestrafte, der seine Strafe verbuesste. Hier stellen Kommissionen und vielleicht auch Pressevertreter Forderungen, und mir erschliesst sich nicht, warum sie das duerfen. Rechtsstaaten haben so Dinge an sich, die manche als Vorzuege und manche als Nachteile empfinden (– und manchmal haengt es davon ab, was einem gerade passiert). Eine davon: es gibt nur eine Instanz, die ueber die Strafbarkeit von Verhalten verbindlich entscheidet und dabei den Taeter-Opfer-Ausgleich bewertet. Es sind … Strafgerichte.
    Mich stoert (als Jurist), dass hier eine Kommission kraft ihrer Wassersuppe Kriterien aufstellt fuer Dinge, die nach so ziemlich allen Regeln verjaehrt sein duerften (ich druecke es so vage aus, weil ich die aktuelle Rechtsprechung zur Verjaehrung der Paragraphen 823 ff. BGB nicht parat habe).

    Ich wuerde mein Kind auch nicht zu allen Trainern schicken, die auf dem Markt sind, aber ich muss dann so ab 18 den Leuten auch ueberlassen, was sie tun. Das freut mich nicht immer, aber wenn Sportler IHR Geld fuer IHREN Trainer ausgeben wollen, finde ich das ganz okay. Wer koennte sich den mit der Loesung anfreunden, dass Trainer nicht mehr (im grossen Umfang) bei Verbaenden angestellt werden?

    @ Walter: Was passiert ohne „Sport“. Tja, fuer die Journalisten vielleicht: Kein Sportteil mehr, Existenzgefaehrdung. Dann findet im „Lokalen“ statt, ob 50.000 Leute das ISTAF sehen wollten und die muskelbepackten Leute 9.60 sec spurten (Achtung, das war Fiktion). Geht alles, aber nicht fuer alle. „Sport“ wuerde privat, wie Kirche, oder Feuerwehr, und es waere kein grosses, sondern ein normales Geschaeft (vielleicht wie Mittelalter-Festivals)

  72. wenn Sportler IHR Geld fuer IHREN Trainer ausgeben wollen, finde ich das ganz okay.

    Genau das dürfen die Goldmann-Schützlinge doch! Die

    Kommission kraft ihrer Wassersuppe

    hat Herrn Goldmann ja nicht generell vom Sport ausgesperrt. Sie hat lediglich empfohlen, ihn nicht weiter aus Bundesmitteln zu bezahlen, was ich als Steuerzahler sehr befürworte!

  73. @ Ralf: Ich hatte nicht reingeschrieben, dass die Sportler eine Art Zuschuss fuer den Uebungsleiter erhalten sollte, weil mich auch interessierte, wie selektiv meine Argumentation wahrgenommen wird. Weiss ich jetzt (Smilie).

    Okay, der DOSB hat also Steuergeld bis Ende 2008 fuer Herrn Goldmann ausgegeben, und da keine Ruecknahme des Zuwendungsbescheides durch die Behoerde erfolgt ist, nehme ich an, dass der Geldgeber (Bund?) die Verjaherungsregeln im Blick hatte und rechtlich nichts Relevantes hat, um den Bescheid zurueckzunehmen. Soweit mal die Knappfassung dessen, was ich so im Rechtsstaat (derzeitiger bundesdeutscher Praegung) sehe.

    Die Argumentation zum „nicht generell vom Sport ausgesperrt“ erinnert mich ein bisschen an Bosman (Kann ja Fussball spielen, aber halt nicht bei der FIFA und angeschlossenen Verbaneden und Vereinen), und ich finde sie bei Monopolstellungen (also nicht beim Boxen) immer etwas mittelfingermaessig.

    Mir gefaellt auch nicht alles in Deutschland, deshalb bin ich derzeit kein Steuerzahler in Deutschland (noch ein Smilie). Das hat allerdings den Vorteil, dass ich das Steuerzahler-Argument auch nicht mehr gegen Dinge verwenden kann, die ich nicht mag (Afghanistan-Krieg, zB).

  74. @nocheinjurist: Das Gehalt des Bundestrainers Werner Goldmann wird ziemlich sicher durch den Steuerzahler finanziert. Den Zuwendungsbescheid über die Förderung erhält allerdings der Sportfachverband (DLV), also nicht der DOSB. Die Zuwendungsbescheide werden nicht veröffentlicht.

    Aber: Der Bund hat 2007/2008 auch einen 3,3 Mio. Euro-Zuschuss zu den DOSB-Entsendungskosten der Mannschaft (Athleten, Trainer, Betreuer, Ärzte) zu Olympia nach Peking gegeben, Zuwendungsempfänger in diesem Fall ist also der DOSB. Der Zuwendungsbescheid wurde nicht veröffentlicht.

    Aus meiner Sicht ist eine Klarstellung des Bundes notwendig, dass ein weiter tätiger Bundestrainer Goldmann in Zukunft nicht aus Steuergeldern finanziert werden kann. Ein ähnliche Klarstellung ist beim – noch tätigen -Eiskunstlauf-Bundestrainer Ingo Steuer wegen dessen Stasi-Verstrickungen ja auch erfolgt.

  75. „Klartext“ heute 21.45-22.15 im RBB

    Ungebrochene Karriere – Ex-Stasi-Offizier heute Judo-Nationaltrainer

    Seit Januar 2009 hat die deutsche Judo-Nationalmannschaft einen neuen Bundestrainer: Detlef Ultsch. Ungewöhnlich: seit 1974 war Ultsch beim Wachregiment „Feliks Dzierzynski“, dem Eliteregiment des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR tätig. Zuerst als Sportler, dann als Trainer und Berufsoffizier. Seinen Aufstieg im gesamtdeutschen Judosport verdankt er seinen Erfolgen in der DDR: zweimal holte er den Weltmeistertitel. Bis heute wurde die Stasi-Vergangenheit des Spitzenfunktionärs durch den Judoverband nicht überprüft.

    http://www.rbb-online.de/_/klartext/naechste_jsp.html

  76. @ Trebor: Oh no! Pssst! Wirst Du wohl! Jetzt nicht auch noch mit der Stasi-Nummer kommen! Bitte nicht. Aber es ist wohl nicht zu verhindern. Ich war vor ein paar Stunden schon versucht, mich in die Diskussion einzuschalten und zu fragen, wann eigentlich die nächste Stasi-Nummer kommt. Ich meine, grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn Verbrecher auffliegen – aber jetzt bitte nicht mit jedem Typen daher kommen, der mal bei Dynamo war. Das würde dann echt sehr schwierig und bringt nicht wirklich weiter, ohne dass ich damit sage: Schwamm drüber.

  77. Stasi hin oder her – die „Kasernensportler“-Problematik passt ganz gut zum hiesigen Thema. Hinter Stacheldraht und Schlagbaum ist man ja recht ungestört. Gestern wie heute ist der dortige Kameradschafts- und Ehrenkodex beim Verheimlichen sicherlich ebenso hilfreich wie die Karriereabhängigkeit der Sportler. Ãœbrigens auch etwas, zu dem sich Prof. Digel in meinen Augen recht sinnvoll geäußert hat.

  78. Ich dachte schon, dass jetzt auf dieses Trittbrett gesprungen wird. Gut so, dass nicht. „Ich meine, grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn Verbrecher auffliegen – aber jetzt bitte nicht mit jedem Typen daher kommen, der mal bei Dynamo war. Das würde dann echt sehr schwierig und bringt nicht wirklich weiter, ohne dass ich damit sage: Schwamm drüber.“ Zitat von JW.
    Wenn man im BMI nachfragt und an den Richtigen gerät,kann man sogar erfahren, dass der Personenschutz der Bundesregierung durch ausgewählte Kader der Profis des MfS – und die waren damals besser als ihre bundesdeutschen Kollegen – „aufgefüllt“ wurde. Die Deutsche Bundespost und später die Telekom – damals noch im Beamtenstatus – kamen auch nicht ohne die Experten aus dem gleichen Ressort aus. Der „Ehren“dienst im Feliks Dzierzynski brauchte auch kein Hindernissgrund für eine spätere Karriere, wie groß oder modest die auch war, zu sein. Man muss sich nur umsehen.
    Ich warte auf die Erklärung des DJV und bin gespannt, ob man sich auf so eine Diskussion einläßt. Es sei denn, der zweifache Weltmeister hat wirklich etwas am „Stecken“.
    Ich werde allerdings das Gefühl nicht los, dass die, in diesem Fall von einigen gewünschte „Klärung“ der Causa Ultsch wieder nur über die verabsäumte prinzipielle Klärung des Stasiproblems hinwegtäuschen soll. Man müßte es der Öffentlichkeit einfach nur mal mitteilen, auch um den Medien mal die „Verantwortung“ zu nehmen. Leider hat die Politik zu viel Respekt, um sich sachlich und bestimmt dieser Frage zu stellen. Wo möglich könnte dann gefragt werden, weshalb es in der DDR „Zwangspromotionen“ gab. (smilie, smilie,smilie)

  79. Ja, sehr schoen, da hat sich das Boese aus der DDR hier ja wieder versammelt. Nach 19 Jahren noch ein Aufreger, ob er das nach weiteren 19 Jahren immer noch sein wird? Oder haben Redaktionen dann erkannt, dass eine aktuelle Spitzeltaetigkeit eines Redakteurs vielleicht wichtiger ist als die „aktuelle“ Taetigkeit eines ehemaligen MFSlers? Ob es dann entsprechende Anti-Geheimdienstklauseln in den Redakteurs-Arbeitsvertraegen gibt?

    Ich tippe mal, mit Herrn U. hat es dasselbe auf sich wie mit anderen. Waere etwas strafbar, gaebe es ein Urteil, von dem wir wissen koennten oder auch nicht. Alles andere ist vermutlich verjaehrt. Und vielleicht hat sich bei der Entscheidung die Qualitaet durchgesetzt.

    Wenn ich ueber Stasi heute so lese, denke ich immer an die Zeit nach der Wende zurueck. So ziemlich regelmaessig vor groesseren Ereignissen, besonders Wahlen, fand der „Spiegel“ immer mal Stasi-Akten von Kandidaten und veroeffentlichte sie kurz vor dem Ereignis. Dem Informationsbeduerfnis haette es sicher auch Rechnung getragen, es fuenf Wochen vor der Wahl zu tun, was aber den Leser kaum emotional beim Wahlentscheid beeinflusst haette. Als junger Mensch wusste ich nicht, ob das wirklich Journalismus war, was da so vorab lief, aber ich habe den Spiegel wegen dieser Albereien gemieden. Der Erkenntnisgewinn belief sich eher darauf, dass viele Leistungsfaehige und viele Mitlaeufer mit der Stasi sprachen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass „demokratische Geheimdienste“ (smilie) das anders machen. Nicht ejder braucht Informationen von so wenig Leuten wie die Telekom (170.000)

    Es hat sich in den letzten 19 Jahren allerdings auch eine „Veroeffentlichungsindustrie“ etabliert, die damit recht viel Geld verdient. Vortraege, Zeitungsbeitraege — das aus den Akten angelesene „Wissen“, ob zutreffend oder nicht, taugt halt immer wieder fuer ne Meldung. Fuer die Autoren waere es sicher existenzgefaehrdend, wenn Zeitungen nach 20 Jahren ploetzlich die Relevanz des ganzen fuer die Qualitaet der Arbeit der „Taeter“ anzweifelten. Und feststellen, dass Leistung auch ein brauchbares Kriterium ist.

  80. Pingback: Gerhard Treutlein: “Wer die Vergangenheit verdrängt …” : jens weinreich

  81. Arme Christina Obergföll,sie hat nur aus einem Grund unterschrieben,Herr Hahn deutet seine Sicht dazu,damit sie aus Sicht der SZ in der Ecke stehenbleibt.
    Die jetzigen Sportler wollen einen guten Trainer,was haben sie mit der verpassten Dopingaufarbeitung in Ost und West zu tun?

    Herr Goldmann hat seinen Auftritt vor Gericht hinter sich.Für mich ist das alles verlogenes Gequatsche.

  82. Pingback: Oliver Fritsch

  83. Und mit leichten Nuancen die Sicht des DLV per Presseerklärung:

    „Die Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht Darmstadt zwischen dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und dem früheren Disziplintrainer Kugelstoßen, Werner Goldmann, ist gescheitert. Der Anwalt von Werner Goldmann, Dr. Reinhardt Kuznik, lehnte am Montag auf Frage des Gerichts einen Vergleich ab. Der Prozess wird nun am 9. April fortgesetzt.

    Nach Aussage von DLV-Anwalt Dr. Georg Engelbrecht wird sich das Gericht nicht nur mit der Befristung des bisherigen Arbeitsverhältnisses beschäftigen, sondern auch mit der Zerstörung des Vertrauensverhältnisses zum Arbeitgeber nach Werner Goldmanns aktueller Reaktion zu den Dopingvorwürfen der Vergangenheit.

    Nach einer Anhörung am 21. November 2008 vor der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hatte die sogenannte Steiner-Kommission dem DLV empfohlen, Werner Goldmann ab 2009 keinen neuen Vertrag mehr anzubieten.“

  84. Zwar vom 4. Februar, aber besonders schick der Satz aus dem Artikel, den Ralf verlinkt hat.

    „Uns war bislang nicht bekannt, dass Gerd Jacobs für die Stasi gearbeitet hat“, sagte Udo Steiner der „Sport Bild“ und fügte an: „Wir sind uns dennoch sicher, dass er uns nicht angelogen hat.“

    Wie soll ich sagen: Wer gut (!?) und lang fuer die Stasi gearbeitet hat, ist potentiell ein Luegner? Warum eigentlich? Wer gut (!?) und lange gedopt hat, ist potentiell ein ??? Warum eigentlich? Das Zauberwort fuehrt die Reflexe des Stammtisches herbei, Freud waere begeistert. Es ginge aber auch noch komplizierter: WEnn aus dem Taeter spater ein Stasi-Opfer geworden waere, hiesse das fuer den vermutlichen Wahrheitsgehalt der Aussagen was? Und wenn aus dem Stasi-Opfer spaeter ein Tater geworden waere, bedeutete das was?? So besch… kann man zwei Boese-Themen in einen Kontext bringen.

  85. Und zum Thema „Franzi“ habe ich mir grade ueberlegt, ob man noch schreiben duerfte, wer damals einer ihrer ersten Freunde war. Seine Zustimmung mal vorausgesetzt — sie ist ja jetzt wieder in der Oeffentlichkeit praesent…

  86. @ nocheinjurist: Die Bemerkung „wer damals einer ihrer ersten Freunde war“ verstehe ich nicht. Ich weiß nur, dass sie mit Dieter Lindemann (inzwischen verstorben) einen Kinderdopertrainer hatte, der übrigens 1992 den Josef-Neckermann-Trainerpreis des deutschen Sports erhielt, weshalb damals Manfred von Richthofen aus der Jury austrat. Lange Geschichte, vor fast zwei Jahrzehnten! Ich kann nur sagen: same procedure …

    Zum Thema Gerd Jacobs/Stasi: Ich finde die formulierten Fragen berechtigt, absurde Situation, dies. Zumal der Steiner-Freund, das UDIOCM, selbst in gewissen Situationen – ich habe da einiges erlebt – gern argumentiert, den Stasi-Berichten sei doch nicht zu trauen, der Anwalt des UDIOCM berief sich sogar mal auf Markus Wolf in seiner Argumentation. Stimmt schon: alles sehr Freud’sch.

    Aber, viel einfacher und klarer, ein journalistisches Thema: Ich finde es katastrophal und inakzeptabel, dass einige Journalisten (ZDF und anderswo) seit dem Sommer über Jacobs‘ IM-Tätigkeit Bescheid wussten. Doch erst Sport-Bild hat es publik gemacht, was ich grundsätzlich in Ordnung finde. Wobei die Geschichte des Gerd Jacobs – IM und Dopingopfer, der vor der ZERV aber ausgesagt hat, er habe gewusst, was er bekomme – viel mehr her gibt als nur:

    a) Die einen, die sonst gern jeden IM brandmarken, sagen nicht, dass er IM war, obwohl sie es wissen, und bringen ihn immer wieder als heldenhaften Zeugen.

    b) Die anderen (Sport-Bild) reiten vielleicht ein bisschen zu brutal auf der IM-Nummer herum.

    Um es klar zu sagen: a) finde ich deutlich unappetitlicher. Unfassbar. Ich habe erst aus der Hamburger Illustrierten von der IM-Tätigkeit erfahren – und war geschockt, nicht wegen Jacobs, sondern wegen der Journalisten, die das nie berichtet haben.

  87. Pingback: Hinweis zur Dopingdiskussion … : jens weinreich

  88. manchmal ist das Arbeitsrecht mir ein Rätsel. Goldmann wurde nicht entlassen, ihm wurde bloß die Verlängerung seines Vertrages verwehrt.

    Nur weil dieser Vertrag in den Jahren zuvor 5 Mal verlängert wurde, bedeutet das doch nicht, daß er daraus einen quasi automatischen Anspruch auf Weiterbeschäftigung hat, oder ?

    Und das Trainer im Profisport nur befristete Arbeitsverträge bekommen, ist doch allgemein üblich.

  89. Mal zum Arbeitsrecht: Man kann Vertraege nicht beliebig haeufig neu befristen. In der Regel duerfen sich Befristungen nicht ueber mehr als zwei Jahre summieren. Danach muss man dann kuendigen. Haette man vielleicht auch bei Herrn Goldmann gekonnt. Hat man aber nicht.

    Das ist auch keine reine Formalie (ich hoere es schon), es ist eine Formvorschrift. Und die ist deshalb einzuhalten, damit der Adressat weiss, woran er sich zu halten hat. Neue Arbeit suchen, dagegen klagen, sonstwas. Ich kenne nicht seine genauen Daten, wie lange war er jetzt Trainer mit Zeitvertraegen beim (vermutlich) selben Arbeitgeber?

    Allgemein ueblich waren auch Abloesesummen fuer Profis, deren Vertraege ausgelaufen waren. Bis Bosman dagegen geklagt hat. Hier ist es viel, viel, viel eindeutiger. Allgemein ueblich ist kein Kriterium.

    Zum „Was Journalisten wissen und nicht schreiben/veroeffentlichen“: Vielleicht haben sich da einige Journalisten etwas beim SPIEGEL abgeschaut, der immer kurz vor Wahlen mit Stasi-Geschichten daherkam. Ansonsten: Wer keine Nachricht hat, wird nicht gesehen. Und irgendwann entlassen. Sie sind dann, quasi, ueber einen IM gestolpert, indem sie sich konspirativ verhielten.

  90. @ jw: „Wer Franzis erster Freund war“bezog sich nur auf das Recht, den Namen der Person erneut zu veroeffentlichen. Soweit ich weiss, hatte sie sich mal ins Private zurueckgezogen und ist gegen einige Presseveroeffentlichungen rechtlich vorgegangen. Jetzt ist sie wieder zurueck.

    Das Thema „Namensveroeffentlichungen“fiel mir ein, als Ihr erster Beitrag ueber Heidi Krieger in diesem Blog kopiert wurde. Die Namensnennung des damaligen Trainers, der nie relative Person der Zeitgeschichte war, fand ich problematisch. Juristen-Brille, halt.

  91. Tagesspiegel:
    Ausgang aus der Geschichte

    Wie am Rand der deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig bekannt wurde, arbeiten Leichtathletik-Bundestrainer aus dem Osten gerade an einer Erklärung, in der sie ihre Schuld anerkennen. Sie soll so formuliert werden, dass sie trotzdem eine Weiterbeschäftigung und Bezahlung aus Steuermitteln ermöglicht.

    Prinzipiell begrüße ich dieses Vorgehen, der zweite Satz stimmt mich jedoch etwas nachdenklich. Vielleicht ist er aber auch einfach nur schlecht „formuliert“…

  92. FAZ-Kommentar: Bequeme Zauberformel

    Was der Sport derzeit tut, ist keine Aufarbeitung. Er arbeitet daran, die Funktionsfähigkeit seines Höchstleistungsbereichs aufrecht zu erhalten. Doch gemessen daran, dass die Spitzensportler als moralische Elite angesehen werden sollen, ist das zu wenig.

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