Stammgästen dieses Blogs sind Gerhard Treutlein, Henner Misersky und Hansjörg Kofink bestens bekannt. In den Kommentaren schreibt der Leser „rentner“, der sich hervorragend auskennt in der Szene, zu Kofinks Beitrag:
Kofinks Anmerkung zur Dopingproblematik West/Ost ist das Beste, was ich in letzter Zeit gelesen habe. Alle mit der so genannten Aufarbeitung in den 1990er-Jahren Beschäftigten sollten sie so lange lesen, bis sie sie auswendig können und sich dann ins Kloster verabschieden. Im Übrigen für all die, die mit dem Namen Kofink nicht so viel anfangen können: Der schwäbische Pädagoge war Bundestrainer für Kugelstoßen/Frauen zu einer Zeit, da man im DLV begann wegzuschauen. Weil ihm die Heuchelei gegen den Strich ging, zog er sich angewidert zurück. Kofink weiß also, wovon er schreibt.
Im Deutschlandfunk führte Jessica Sturmberg die drei Dopingaufklärer Treutlein, Kofink und Misersky gestern zu einem Gespräch zusammen. Zum Nachhören, 19:10 Minuten, eine Diskussion über den Umgang mit der Vergangenheit, Lügen der Dopingtäter und Abhängigkeiten einer angeblich unabhängigen Kommission, die mit zwei Leichtathletik-Funktionären (Reiche, Ecker-Rosendahl) vielleicht doch etwas einseitig und parteiisch besetzt ist:
Mich überrascht besonders die plötzliche Erklärung des Brandenburger Leichtathletik-Präsidenten Steffen Reiche (SPD), wonach Werner Goldmann, der vor Monaten noch als untragbar eingeschätzt, nun plötzlich wegen eines Satzes, dass er den Fall Jacobs bedauere (ein dahingeschriebener Satz, mehr nicht), wieder der geeignete DLV-Bundestrainer sein soll. Das verstehe, wer will. Das UDIOCM, der DOSB-Präsident Thomas Bach, hat mir vor wenigen Tagen im Interview noch gesagt, Goldmann habe „gegenüber dem Zeugen nicht sehr glaubwürdig geleugnet“, man müsse erst mal sehen, wie glaubwürdig ein eventuelles Umdenken einzuschätzen sei. Keine Sorge, gemäß UDIOCM geht die Kommission in aller „Objektivität und Neutralität“ an die Aufgabe und ist in ihrer Zusammensetzung ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
Mein Kommentar gestern in der Sendung „Themen der Woche“ im Deutschlandfunk:
Nachtrag: Herbert Fischer-Solms im Gespräch mit Wolfgang Thierse:
Wolfgang Thierse:
- Es ist eine Entschuldigung und damit ein Geständnis, sehr spät, 20 Jahre danach, und irgendwie wirkt sie auf mich nachgereicht, erdrängt, erzwungen.
- Vertrauen stellt sich her durch Aufrichtigkeit, durch Wahrhaftigkeit. Deshalb ist ein Gespräch notwendig, damit Vertrauen wirklich entsteht und nicht nur Vertrauen herbei gezwungen wird.
- Wer soll ihnen vergeben? Doch nicht Sportfunktionäre der Bundesrepublik. Sondern das setzt wieder voraus das Gespräch mit den Betroffenen, mit den Opfern. Denn die müssen die schwierige, schmerzliche Leistung der Vergebung aufbringen. Ich glaube nicht, dass die Trainer von damals und die Sportfunktionäre von heute sich davor wirklich drücken dürfen.
- Geht zu den Opfern und schaut ihnen ins Gesicht!
Noch einige Leseempfehlungen, manche Texte sind in den Kommentaren bereits verlinkt worden:
- Kommentar von Jörg Hahn in der FAZ: Unpersönliches Papier
- Florian Bauer auf tagesschau.de im Interview mit Walther Tröger: „Vergangenheit ist irrelevant und vergeben“
- Susanne Rohlfing im Kölner Stadt-Anzeiger im Interview mit Ute Krieger-Krause: „Ich will gar nicht mehr verzeihen“
- Karin Bühler in der Berliner Zeitung im Interview mit Henner Misersky: „Das ist der schwärzeste Tag für die Dopingopfer“
- Kommentar von Cornelie Barthelme in der Frankenpost: Scheinheilige
- Jens Hungermann in der Zeitung Die Welt: „Ein Akt politischer Perversion“
- Kommentar von Reinhard Sogl in der Frankfurter Rundschau: Richtiger Schritt
- Kommentar von Reinhard Schüssler in der Neuen Rhein Zeitung: Täter und Opfer
- Frank Bachner und Friedhard Teuffel in der Zeitung Der Tagesspiegel: Ist zur Vergangenheit schon alles gesagt?
- Thomas Reichart auf ZDF.de im Interview mit Werner Franke: „Man hat wissentlich Täter eingestellt“
Weils mir grade wieder auffällt: könntest du die MP3s, die du in den Player einbindest (welcher hier mangels [aktiviertem] Flash-PlugIn nicht erscheint) auch noch zusätzlich verlinken? Würde es einfacher gestalten, das mal eben auf den Player zu laden und abseits des Rechners zu hören. So wühle ich mich halt durch den Quellcode.
Gebe mir Mühe, beim nächsten Mal. Pionierehrenwort. An was man alles denken muss, ich fand diesen eingebundenen Player doch so praktisch.
Er ist auch praktisch, aber auf dem Rad ist der Laptop dann doch unhandlich ;-)
Das leuchtet selbst mir ein.
Wäre gespannt, ob jemand den Fall Goldmann versteht. Da akzeptiert einer Ende der Neunziger einen Strafbefehl, dann lügt er per „Ehrenerklärung“, dann dieses „nicht sehr glaubwürdige Leugnen“, dann schreibt er nicht etwa einen Reue-Satz dahin, sondern der Satz wird ihm diktiert, von Reiche, wenn ich das richtig gehört hab – und damit, sagt Reiche, erfüllt er das Kriterium der „glaubwürdigen Reue“ …
Man kommt sich allmählich bescheuert vor, wenn man das abnorm findet, was hier mit größter Selbsverständlichkeit behauptet und organisiert wird. Mir geht jedenfalls das Unterscheidungsvermögen verloren, wer heute übler agiert: Politiker und Funktionäre für mich eher als die Trainer. Erschreckend, dass jemand wie Reiche nicht einmal mehr ein Gefühl dafür zu haben scheint, was er sagt und tut, sondern das auch noch als eine Art Leistung verkauft. Unvorstellbar, dass er ein so genannter Bürgerrechtler war, Mitbegründer der SDP.
Diese Geschichte unterscheidet sich im Grad der Verlogenheit in nichts von dem, was in der DDR üblich war.
Bei der Gelgenheit möchte ich noch meinem Wunsch nach einem Player mit Lautstärkeregler anbringen. Wäre schön, wenn sich das machen ließe.
Mich macht die Art und Weise dieser Auseinandersetzung betroffen. Sie wirkt auf mich gnadenlos. Darf man wirklich das Schreiben der fünf DLV-Trainer oder die Entschuldigung Goldmanns so heftig beiseite schieben, wie es (nicht nur) hier im Blog geschieht?
Der Hamburger Jurist und Strafverteidiger Gerhard Strate hat Anfang der 90er Jahre gesagt, als es um die Aufarbeitung des Stasi-Unrechts in der DDR ging:
Gewiss, es sind den Dopingopfern tiefe Wunden in Körper und Seele zugefügt worden. Aber das Geschehen liegt 20, 30 Jahre zurück und die Trainer bekennen ihre Schuld, die angesichts ihrer Verstrickheit in das totalitäre System keine alleinige war.
Also: Warum kann, warum will nach so langer Zeit niemand der Opfer den Tätern, die ihre Schuld bekennen, die Hand reichen? Warum kann offenbar niemand vergeben?
Weil der Eindruck naheliegt, dass sowohl das Schreiben der fünf DLV-Trainer als auch die Entschuldigung Goldmanns nur Lippenbekenntnisse sind, die nicht wirklich ernst gemeint sind.
Und es ist keine richtiges Schuldeingeständnis, wenn sinngemäß „falls wir jemanden geshadet haben“ drin steht.
Letztendlich ist das Ganze für mich eine PR-Aktion, die es sowohl dem DLV als auch den Trainern erlauben soll, den Statur quo ohne Gesichtsverlust beizubehalten.
@ Hannsheinz Noffke: Ich verstehe Ihre Argumente. Es liegt in der Natur der Sache, dass jene, die nicht einverstanden sind mit der Art, wie das Problem nun juristisch-bürokratisch abgehakt werden soll, ohne jegliche eine Aufarbeitung, und die gegen die herrschende Propaganda aufbegehren und versuchen, diese Propaganda argumentativ zu zerlegen, nun als Ärgernis und verbittert empfunden werden. Dass die Opfer also in die Rolle der Nörgler und ewig unzufriedenen Protestierer gedrängt werden, ist nicht neu, es war zu befürchten und liegt, s.o., in der Natur der Sache.
Indes glaube ich, dass Ursache und Wirkung nicht verwechselt werden sollten. Gnadenlos agieren meines Erachtens Personen wie Goldmann, die zwanzig Jahre gelogen und verdrängt haben. Gnadenlos agieren jene, die diese Erklärungen, wie den einen zusätzlichen Satz von Goldmann, nun einfach durchwinken wollen. Gnadenlos agieren diejenigen, die ihre moralische Mitschuld daran, dass wir noch 20 Jahre nach der Wende teilweise auf dem Niveau der Wendezeit diskutieren, mit diesen Erklärungen ebenfalls verwischen wollen. Gnadenlos agieren diejenigen, die ihre Jahrzehnte währenden Verstöße gegen das Zuwendungsrecht nun mit diesen Erklärungen ebenfalls vertuschen wollen. Mir würden noch einige Argumente einfallen. Die Handreichungen, ob symbolisch oder ganz praktisch, hat es imho fast nur immer von Seiten der Opfer gegeben.
Das klingt jetzt alles sehr gnadenlos, wobei ich sagen muss, ich habe das schon mehrfach formuliert, dass die Schuld derjenigen, die derlei Erklärungen unterschrieben, ganz unterschiedlich wiegt. Sie wird allerdings durch den quasi ahistorischen Inhalt der Erklärungen, die teilweise im Jargon des DDR-Staatsdopings formuliert sind, ebenfalls gnadenlos verwischt. Am Ende bleibt: Diese Papiere werden in ihrer Pauschalität nicht einmal mehr den Tätern gerecht.
Ich habe in den ersten Monaten dieser Auseinandersetzung wahrlich anderes antönen lassen, habe in meiner journalistischen Arbeit in den vergangenen Jahren mit einigen Trainern (Henneberg, Warnatzsch, Pottel u.a.) aber auch Sportlern (Drechsler u.a.) eine Art Frieden geschlossen und habe immer versucht, dies nach bestem Wissen und Gewissen für meine Leser nachvollziehbar zu begründen. Hier aber geht m. E. zu vieles durcheinander, was nicht durcheinander gehen sollte.
Ich finde es übrigens ganz erstaunlich, was Wolfgang Thiere, kein Dopingopfer, im Interview mit Herbert Fischer-Solms sagt:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/04/13/dlf_20090413_1931_33f40116.mp3
herr noffke, ich glaube zu wissen was sie meinen. aber (natürlich muss ein aber kommen) wenn die ausgestreckte hand von juristen, politikern und sportfunktionären verklausoliert geführt werden muss, habe ich schon ein problem damit. ich habe in diesem zusammenhang, in einem anderen kommentar bereits geschrieben, dass ich vor 15/16 jahren den arzt, der mich fast in den tod gespritzt hat… diesen arzt habe ich mit dem ziel angerufen, mich mit ihm zu treffen um mit ihm darüber zu reden…er hat einfach aufgelegt!!!
ich glaube das die meisten dopinggeschädigten liebend gern dieses kapitel in ihrem leben endlich schließen möchten…aber nur wenn sich die täter mit ihren eigenen worten und von angesicht zu angesicht bei uns entschuldigen. der systemzwang war nicht so groß, wie der grenzenlose ergeiz und der vorrauseilende gehorsam, dieser trainer, ärzte und betreuer es war! vielleicht noch eine (auch schon geschriebene) anmerkung…es geht bei den tätern in erster linie um die finanz. existenz und den sportpolitikern vom dosb, dlv, bdr usw, geht es um sportliche erfolge und natürlich auch wieder um ihren ergeiz. stellen sie sich vor wie „dramatisch“ es für die heutigen sportfunktionäre wäre, wenn deutschland in der länderwertung an 20. stelle stehen würde.
im gegensatz zu den tätern, mussten wir uns im übertragenen sinne nackt machen…gutachten, beweise etc…dafür haben wir im durchschnitt 10000€ bekommen (fragen sie mal nach, was die trainertäter bis heute so verdient haben)und damit wollten sie uns ganz einfach „vom tisch“ haben. dieses geld reicht aber nicht einmal um unsere medizinische versorgung zu sichern und es fragt kein bach, schäuble oder prokop danach, wie es z.b. um unsere finanz. situation bzw. lebenssituation steht.
ich will nicht über die täter richten, aber ich will trotzdem ein gewisses maß an gerechtigkeit!
uwe trömer (…)
Oder um es so zu formulieren:
Aber wenn es keine Instanzen gibt, die eine ehrliche Aufarbeitung vorantreiben oder die Instanzen, von denen man glaubte, sie sollten der Gerechtigkeit verpflichtet sein, nicht mehr können als einen Schlussstrich zu ziehen, zu paktieren, taktieren und Entschuldigungen zu diktieren, bleibt dem Opfer nichts anderes übrig, als die Anklage laut auszuschreien. Es fällt kein Doping-Opfer ein Urteil, schon alleine weil es das nicht kann.
Oder: Wo kein Gericht und kein Gesetz, da kein Urteil. Opfer und Täter bleiben aber immernoch.
@ JW,wußte ich es doch schon damals als normaler Sportinteressierter,sie nahmen die „Pille“, bei Kofink hieß das auch so.
Ich nehme mal das Positive, eine Kugelstoßerin von Kofink und Antje Misersky machten weiter oder fingen wieder an und wurden Weltmeister und Olympiasieger.Also gibt es auch saubere Medaillen.
Warum fragt keiner,was aus den dopinggeschädigten Sportlern der alten BL geworden ist,gibt es welche,wie wird denen geholfen?
Wie mit Trainern und Ärzten ( Weibel ,Huber)aus den alten BL verfahren wird hat der BDR gezeigt.Rudi Scharping :“… wir können doch nicht jetzt verurteilen,wenn es damals gang und gäbe war“
Wolfgang Thierse hebt die globalen Aspekte des Dopings hervor, Deutschland könne nicht auf der Insel der Glückseligen leben.
Seine Weisheit,das es Sportarten gibt,die nicht ohne Doping auskommen,Radsport,hat er vom vielen Zeitunglesen in den letzten drei Jahren,als sich die Journaille überschlug,Doping in Deutschland für immer mit dem Namen Jan Ullrich zu verbinden.
Dopinggeschädigte Sportler der alten BRD: 1995 habe ich bei einer Kleinkoferenz zur Beratung des Manuskripts von Bette und Schimank im Bundesinstitut für Sportwissenschaft genau eine solche Untersuchung gefordert. Darauf antwortete ein Referent des BISp, ein solcher Auftrag sei gerade vor wenigen Tagen an Herrn Hollmann vergeben worden. Später wollte sich niemand mehr an eine solche Aussage erinnern. Dieses Anliegen wurde nie umgesetzt, weder von Hollmann noch von jemand anderem. Giselher Spitzer wollte später etwas Ähnliches umfassender machen; er fand hierfür keine Unterstützung. Das ist doch ideal: Keine Untersuchung, als hat es das Problem eben gar nicht gegeben …
@Jens
gute Erklärung in „Der Richter und sein Anwalt“:
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0414/sport/0082/index.html
Pingback: zeitonlinesport
Herr Nofke, ich habe so viele Jahre naiv gewartet, dass sich meine Doping-Trainer und -ärzte bei mir entschuldigen. Dann, nachdem ich an die Öffentlichkeit getreten bin (vor ca.10 Jahren)hatte ich erwartet, dass sich meine Dopingtrainer und – ärzte bei mir melden. Jetzt, nachdem ich die Realitäten, wie sie waren, wie sie sind und wie sie aktuell von erschreckend ignoranten Sportfunktionären gestaltet wurden und werden, akzeptieren muß, soll niemand von mir erwarten, die andere Wange zur Ohrfeige hinzuhalten. Denn nur das ist zu erwarten von Menschen, die vorgefertigte Texte unterschreiben, ohne die Inhalte wirklich zu meinen. Glauben Sie wirklich, Herr Nofke, dass, vorausgesetzt ein Dopingbetroffener springt über seinen Schatten, dass nur ein dopingbelasteter Trainer in diesem Lande dazu fähig ist, sich wirklich und ehrlich , vorallem persönlich „Aug-in-Aug“ bei den Geschädigten zu entschuldigen? Ich nicht (mehr!).
The Australian: Too little too late, as Raelene Boyle slams East German drug coaches
Was ist eigentlich aus Renate Stecher geworden?
MDR (04.03.2003): Stecher, Renate: Porträt
FAZ-Kommentar von Anno Hecker: Persilschein ohne Versöhnung
dlf (mp3-Datei): Interview mit Prof. Franke
Sendezeit: 19.04.2009 19:38
Autor: Fischer-Solms, Herbert
Programm: Deutschlandfunk
Sendung: Sport
Länge: 07:07 Minuten
Wieso spricht Prof. Franke vom DLV ? Er sollte doch richtigerweise vom DTSB sprechen. Die von ihm mit Namen aufgeführten Personen sind doch mit zwei Ausnahmen alles DDRler, Pansold, Ewald, Springstein,Jacobs und Elbe. Bei den westdeutschen Juristen vom DLV, den verstorbenen Sportlern und ihren Hinterbliebenen und den verantwortlichen Funktionäre bleibt er sehr allgemein. Wenn er schon über den Zustand des deutschen Sports befragt wird, dann sollte er auch hier Roß und Reiter nennen. Herbert Fischer-Solms hätte aber auch mal nachfragen können.
Ich habe schon viel über die angeblich in Austin/Texas gesicherten Akten gehört, aber noch nie darin gelesen. Sind das private Unterlagen oder gehören die dem DSOB ? Was sollen sie den dort? Da gibt es Fragen, die ich Prof.Franke gern mal stellen würde.
Zu den Akten in Austin:
netzeitung.de:
StZ:
@Ralf
Danke.
Habe ich etwas verpasst? Diese DOSB-Pressemitteilung erhielt ich gestern Abend, sie ist aber vom 17. April datiert. Egal:
Das Interessante an dem Vorgang war, dass DLV-Prokop Ostern im DLF erklärt hat, er wisse von der neuen, von Reiche angekündigten Goldmann-Erklärung ganz und gar nichts. Am letzten Wochenende dagegen, im DLF-Beitrag zur Unabhängigkeit der Kommission, hieß es aber so ähnlich wie in dieser PM: Reiches „Beratung“ für Goldmann sei mit DLV und DOSB abgesprochen gewesen.
Warum wird er dann ersetzt? Das kleine Komplott im großen Beschiss ist doch schon aufgeflogen …
@ Jens:
Die Meldung wurde in Deinem „Wohnzimmer“ auch bereits am 17. April vermeldet… ;-)
Ralf, mein Lieber, ich habe auch nicht wirklich daran gezweifelt. War nur etwas irritiert, dass ich die PM vom DOSB mit vier Tagen Verspätung erhielt. Und habe unter dem falschen Blogeintrag gesucht. Was mich einmal mehr dazu bringt, zu fragen:
1) Eine Fortschreibung der Geschichten mit Links ist ja wunderbar. Nur werden die Kommentare nicht mit in die Suchfunktion von WordPress einbezogen? Lässt sich das ändern, gibt es ein Plugin, hat jemand Ahnung?
2) Ist es vielleicht praktischer, täglich einen Beitrag mit Links (dann eben doppelte Links: zur Medien-Quelle und zum entsprechenden Beitrag/Beiträgen im Blog) einzurichten? Also ein tägliches „Was vom Tage übrig bleibt“? Wahrscheinlich aber gibt es auch dafür schon Plugins und/oder andere Tools?
@Ralf
Nachdem ich mich direkt an die Biobliothek der Austin University gewandt habe, hat man mir auch unverzüglich geantwortet. Allerdings so easy ist es nicht. Die Akten sind über Internet nicht einlesbar. Im Original dazu folgende Antwort :
…, I suspect there may be some confusion about the ease of availability of this archival material. There is what we call a „Finding Aid“, a list and description of resources, posted on the internet.
However the actual items listed in this archive are only available in print in archival format. They are not posted on the web or available in any scanned format. To view the material, you would need to visit the University,…
Ja, dann auf nach Austin.
@ Herbert:
Vielen Dank meinerseits! Konnten Sie in Erfahrung bringen, wo man die digitale Liste der Unterlagen finden kann? Ich konnte auf die Schnelle in deren Bibliothekskatalog(?) leider nichts finden…
@Ralf
Hier die Links:
http://www.lib.utexas.edu/taro/utcah/00139/cah-00139.html
http://www.cah.utexas.edu/services/proxy_researcher.php
@ JW:
Eine Verbesserung der Auffindbarkeit der täglichen Links fände ich auch gut.
Vielleicht sollte man den o.g. Kommentar nochmal als Blogeintrag aufgreifen, denn den o.g. Kommentar findet man im Moment natürlich genauso wenig…
Die Resonanz dürfte sich sonst in Grenzen halten.
Thomas Seeholzer: Richtig. Mache ich demnächst.
Herbert: Danke. Ich lerne hier täglich was dazu. Es hieß jahrelang, John Hoberman wolle das Material scannen lassen und online zur Verfügung stellen. Ich werde mal bei John nachfragen. So lange gilt: Die Dokumente in diversen Büchern und Zeitungsartikeln nachlesen.
Jochen Mayer in der Sächsischen Zeitung: DDR-Sport war nicht nur Doping
Pingback: Kwalae Verlag
Thomas Purschke für den Deutschlandfunk: Eine Doping-Läuferin als Vorbild? – DDR-Läuferin Renate Stecher als Kandidatin für die Hall of Fame
SpOn: Dopingopfer kritisieren Hall of Fame
Karin Bühler in der Berliner Zeitung: Das Erbe des „IM Technik“
cycling4fans.de: Offener Brief an die Stiftung Deutsche Sporthilfe im Hinblick auf Kandidaten für Ihre Hall of Fame
Ich suche noch immer den Beitrag, der sich unbefangen mit der Hall of Fame des deutschen Sports befasst. Es scheint niemanden in der Schar der sportlichen Journalisten zu geben, der sich komplex an das Thema wagt. Weshalb eigentlich ? Fühlt man sich lediglich dem so genannten Mainstream verpflichtet, wissend, dass die Mehrheit wie immer keinen Zugang zur Öffentlichkeit findet oder einfach nur schweigt, oder will man sportlich „correct“ bleiben ?
Die Hall of Fame hat es, wie so vieles in Deutschland, in sich. Dabei musste es doch von Anfang an klar sein, dass es zumindest delikat werden würde, drei gesellschaftspolitisch verschieden geprägte Sportsysteme in einer Ruhmeshalle zu vereinen. Die für eine Aufnahme vorgesehenen Kriterien hielt man vage und breit und – es kam wie es kommen musste – die politischen Inititatoren nahmen scheinbar billigend in Kauf, dass, wenn es soweit ist, sich an den Kandidaten gerieben werden wird. War das Absicht oder die Unfähigkeit der Vorahnung ?
Sei es wie es sei. Entweder es wird eine gemeinsame Stätte des deutschen Sports oder man beginnt wieder mit der Spaltung des deutschen Sports.
Ohne die Bemerkungen der Absender des Offenen Briefs ignorieren oder hier dagegen polemisieren zu wollen, müssen sie sich jedoch auch gefallen lassen, dass sie lediglich einen Teil der öffentlichen Meinung repräsentieren.
Ein großer Teil schweigt. Da haben wir ja große Erfahrung. Ich möchte es jedoch nicht tun und mich bekennen. Täve Schur und Renate Stecher gehören – wenn die deutsche Ruhmeshalle des Sports überhaupt einen vereinenden Sinn haben soll – da hinein. Roland Matthes, der bekanntermaßen nie jemanden nach dem Mund geredet hat und hier auch nicht als Autoritätsbeweis aufgeführt sein soll, hat bereits nach seiner Aufnahme in die Hall of Fame im Mai 2008 angeregt, dass Täve Schur und Ulrich Wehling ihm Gesellschaft leisten sollen.
Als gute Idee würde ich übrigens auch empfinden, wenn sich auch andere aus dem Kreis der bereits Gekürten zu Wort melden würden, wenn es um ihresgleichen geht. ;-)
Wir haben die Wahl, einer Meinung zu folgen, die nicht mehrheitsfähig scheint, und auf einem „entscheidenenen“ Nebenschauplatz neudeutscher Befindlichkeiten und Probleme eine Diskussion zu entfachen, die Vereinendes fatal verhindert und uns wieder einmal zu den Deppen des internationalen Sports macht. Oder wir springen nicht zu kurz, meinen es mit unseren Feiertagstrinksprüchen ernst und nehmen scheinbar nicht zu klärende Kontraversen in Kauf. In einer Demokratie sollte es doch möglich sein, eine mehrheitsfähige Entscheidung zu treffen. Oder nun ja, auch nicht so einfach, wenn man betrachtet, was das gewählte Parlament so alles mit und aus einem Wählerauftrag machen kann.
Ich nehme doch an, dass vielen nicht entgangen sein wird, wo im Ausland bereits seit Jahren ehemaligen Sportler der DDR gebührende Anerkennung zuteil wird. Manchmal hat es jedoch auch den bitteren Geschmack einer beginnenden Diaspora des (ost)deutschen Sports, sozusagen, je weiter von Rom, desto besser die Katholiken.
Vielleicht sollte man aber einfach mal in Oklahoma und anderswo nachfragen, was die Kriterien für die Aufnahme erfolgreicher ostdeutscher Sportler dort sind.
Oder einfach zu verstehen versuchen, was damit gemeint sein soll:
http://www.hall-of-fame-sport.de/informationen
Wenn ein Sepp Herberger in die Hall of Fame gehört, dann muss da auch ein Platz sein für Täve Schur. Das ist keine Frage. So wie, aus aktuellem Anlass, eine Katarina Witt selbstverständlich dazu gehört.
Die verdruckste, feige, teilweise verlogene Diskussion begann ja bei den Organisatoren dieser Hall of Fame. Ich weiß, dass es Hans Wilhelm Gäb weh tut, so etwas zu lesen, aber es ist einfach so: Von Beginn an hätte diese Ruhmeshalle, wie Herbert es zurecht zitiert, ein Ort der Auseinandersetzung sein können, durchaus abgehoben von aktuellen Entwicklungen. Und es wäre ein Zeichen gewesen, etwa Andreas Krieger in diese Hall of Fame aufzunehmen, ein Zeichen, nach beiden Seiten, ach, was sage ich, es sind ja mehr Seiten, es ist etwas komplizierter.
Statt dessen aber haben die Organisatoren der Sporthilfe bis heute nur im stillen Kämmerlein Monate und Jahre rumgedruckst, haben mit ehemaligen Journalisten und/oder langgedienten Berichterstattern die Lage sondiert, um öffentliche Reaktionen vorwegzunehmen, und haben über diese Kanäle letztlich stets auch die Berichterstattung gesteuert, auch diesmal sehr schön zu beobachten.
Das ist, sorry, ein bisschen erbärmlich. Und das sage ich nun wieder, obwohl ich sage, dass Täve Schur da rein gehört. Weil es eben überhaupt nicht von einem Versuch zeugt, offen und einigermaßen souverän mit seiner Vergangenheit umzugehen.
Frage wir doch mal spaßeshalber, was ein Josef Neckermann da zu suchen hat. Obwohl, ein paar kritische Sätze gibts da auch
Na ja..Wikipedia schreibt:
So viele Skinheads sind ja auch Baseballfans.
Ups, der Satz mit der Reiterstaffel steht in der Hall of Fame.
Mir fiele da – wohlgemerkt aus meiner Sicht – einerseits etwas sehr Kritisches zu Willi Daume ein.
Andererseits jedoch, wie sollte denn der Kandidat für die Ruhmeshalle aussehen, der ohne Widerspruch und Murren aus einer anderen Ecke und unter gleich bleibenden Applaus in den Kreis der nationalen Sportgrößen aufgenommen wird ?
Man stelle sich vor, wir schauen über einen Zeitraum von beinahe 120 Jahren auf den deutschen Sport zurück. Und mit Kriterien, die der heutigen Sicht gerecht werden, prüfen wir, ob´s passt. Wie soll das gehen ?
Eigentlich sollte man hoffen, die Hall of Fame sei eine Chance. Da wir es aber lieben, Chancen zu verpassen, bin ich bezüglich des Gelingens eher mild skeptisch. Aber vielleicht irren die Skeptiker und der Sport bricht eine Lance und zeigt, wie auch die Deutschen „offen und einigermaßen souverän mit (ihrer) Vergangenheit“ umgehen können. Das wäre doch schon mal mehr als eine sportliche Herausforderung.
In dieser und anderen Diskussionen um Doping gehen Sie davon aus, dass sich die Sportler falsch verhalten haben. Das impliziert selbstbestimmtes Handeln. So war und ist es aber nicht. Doping das Ergebnis eines „totalisierten“ Leistungssports, der dadurch zustande kommt, dass ein System aus Medien, Zuschauer, Wirtschaft und Politik die Erwartungsspirale immer weiter nach oben drehen. Medien sind ein wichtiges Glied in der wirtschaftlichen Verwertungskette des Sports. Einerseits heizen sie des Sport-Hype kräftig an, andererseits stellt man gedopte Athleten an den Pranger. Der entfesselte Wettbewerb wird gezähmt. Das kann im Leistungssport gar nicht anders sein. Mit diesem Widerspruch müssen Athleten, Wirtschaft, Politik, Zuschauer und Medien leben. Ich sehe das jedenfalls so und deshalb können Renate Stecher und Täve Schur in die Hall of Fame aufgenommen werden. In der Hall of Fame sehen wir Sportler, die das Dritte Reich hervorbrachte, die BRD, die DDR und das vereinigte Deutschland. Jedes System hat dabei seine Spuren hinterlassen. Von selbstbestimmtem Handeln der Athleten kann jedenfalls keine Rede sein.
@gun
Ich sehe das ähnlich wie du.
Leider wird im öffentlichen Raum eine Diskussion zu den komplexen Zusammenhängen, Hintergründen und Ursachen des Dopings nicht thematisiert, ja auffallend vermieden. Man stürzt sich ausdauernd auf die beliebten Einzelfälle, behandelt diese immer nach dem gleichen Muster, manchmal sogar bis der Betroffene daran zerbricht. Diejenigen, die auch a priori gegen regelwidrige Leistungsmanipulation vehement ablehnen, jedoch auf anderen Weg gegen Doping vorgehen wollen, versucht man gleich mit „zu entsorgen“. Anstatt den breiteren Konsens im Antidopingkampf zu suchen, wird versucht, die „Deutungshoheit“ zu erlangen und zu bewahren. Sehr kurz gedacht und in der Methode unverhältnismäßig und unangemessen.
Bislang hat diese Lesart des Antidopingkampfes, besonders auffallend bei der Dopingberichterstattung in der Öffentlichkeit, kaum etwas anderes bewirkt als das abfällige Abwinken vieler ansonsten sportliche Interessierter.
Vergessen darf man dabei nicht, dass dadurch die öffentlichen Meinung zu Doping, den potentiellen und tatsächlichen Sündern auf ein sehr vordergründiges und eher schlichtes Niveau für eine noch relativ gut gebildete Nation gedrückt wird.
Einsichten mag es dazu bereits ausreichend geben, Interesse jedoch nur sporadisch, wie man u.a. auch der Reaktion auf den kürzlichen Beitrag von Prof. Digel zu Doping und seiner öffentlichen Reflektion entnehmen konnte.
Wir erleben allzu oft, dass sich die Zivilisation in unerwarteten dramatischen Sprüngen entwickelt. Und das gilt dann auch für den Sport.
Eigentlich waren wir ja bei der Hall of Fame des deutschen Sports. Und Täve und Renate sollen da hinein.
Die versuchte Kanonisierung von ruhmbedeckten Sportlern geschieht nicht ganz zufällig zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Sie trifft sich ganz gut mit ähnlichen Tendenzen der Zeit im alltäglichen Umgang mit Spitzensport: Ein paar Helden, deren Namen auch Nichtinteressierte kennenlernen, weil sie schnell zum Boulevard gehören und viele, viele Nichtgenannte.
Auch der nationale Aspekt der „Hall Of Fame“ („Ruhmeshalle“ wäre natürlich blöd bei deutschen Sportlern, hihi) passt hervorragend zur gegenwärtigen Rezeption von Sport.
Vielfalt wäre schwieriger zu vermitteln.
Ob Schur dort dabei sein soll oder nicht, halte ich für egal. Der nämlich hat es wirklich in das Herz einer Generation (Ostdeutscher) geschafft. Er würde wahrscheinlich auch selbst sagen, dass man mehr als Sportler nicht erwarten solle.
SZ: ‚Es ist schwer, gerecht zu werten‘ – Sporthilfe antwortet auf Kritik der DDR-Dopingopfer zur Kandidatenliste der Hall of Fame
Die Begründung der Sporthilfe ist nicht schlüssig. Die „Erkenntnis“, dass die sportliche Spitzenleistung das Kernziel einer Ruhmeshalle darstellen soll, ist im Zusammenhang mit Doping fragwürdig. Zitat aus Wikipedia: „Ruhm ist hohes und andauerndes Ansehen einer Person innerhalb einer Gemeinschaft oder der Öffentlichkeit. Ruhm wird durch hervorragende Leistungen oder außergewöhnliche (auch todesmutige) Taten, besonders im musischen, religiösen, politischen, wirtschaftlichen, kriegerischen, wissenschaftlichen oder sportlichen Bereich erreicht. Merkmal des Ruhms ist außerdem, dass er diese messbaren Leistungen überstrahlt, mithin stets eine nicht rationale Komponente mit sich trägt.“ Von was werden die messbaren Leistungen von Frau Stecher und Herrn Schur überstrahlt? Selbstverständlich gibt es zweifelsfreie Hinweise, dass Frau Stecher Dopingmittel zu sich nahm. Gleiches gilt auch für andere Mitglieder der „Ruhmeshalle“. Wenn die Sporthilfe hier trotz vorliegender Dokumentation mit fehlenden positiven Dopingnachweisen argumentiert, verliert sie ihre Glaubwürdigkeit. Es kann doch nicht sein, dass die einzige Zugangsvoraussetzung darin besteht, keine positive Dopingprobe gehabt zu haben. (Jan Ulrich und Claudia Pechstein?)
Der wichtigste Satz aus dem Brief: „Unseres Ermessens nach fällt es vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts sehr schwer den Anspruch zu erheben, abschließend gerecht, ehrlich und fair zu werten“. Das ist das eigentliche, aber unlösbare Problem des Verfahrens. Die Sporthilfe unterliegt demselben Irrtum wie Medien und Öffentlichkeit. Sie geht in ihrer Argumentation von der Selbstverantwortung des Athleten aus. Frau Stecher und Herr Schur wurden in der DDR zu Spitzenkräften des Sports. Beide waren in ein politisches System eingebunden, das sportliche Erfolge ohne Rücksicht auf Verluste produzierte. Frau Stecher war dabei sportlich deutlich erfolgreicher als Frau Geipel und trotzdem gehört Frau Geipel ebenfalls in die Ruhmeshalle. Denn Frau Geipel hat sich ihrer sportlichen Vergangenheit gestellt und ihre persönlichen Konsequenzen gezogen. Das haben viele Spitzensportler aus Ost und West bisher nicht geschafft. Die Deutschen Sporthelden wurden (und werden) von den politisch-gesellschaftlichen Umständen geprägt. Die Athleten wurden mehr oder weniger benutzt, verführt und manipuliert. Wir haben sie zu Helden gemacht, deshalb tragen wir Sportfans auch einen Teil der Verantwortung. Um genau das klar zu machen brauchen wir die Ruhmeshalle der Sporthilfe.
cycling4fans.de: 6.5.2011 Zweiter Offener Brief an die Stiftung Deutsche Sporthilfe im Hinblick auf Kandidaten für Ihre Hall of Fame
Jörg Hahn in der FAZ: Kein Einlass für „Täve“ Schur
Die, die sich darüber freuen, sollen es tun. Bitte sehr.
Ich empfinde die Nichtaufnahme von Täve Schur auf Betreiben einiger Weniger als eine Beidigung nicht nur für ihn, sondern für alle diejenigen, die ihn früher zugejubelt und bewundert haben und ihn auch noch heute wegen seiner sportlichen Erfolge und seiner unnachahmlichen Sportlichkeit schätzen.
Der gemeinsame deutsche Sport ist mE auf dem Holzweg.
Beidigung = Beleidigung. Man könnte es aber auch noch derber umschreiben.
Wenn man gerade an Täve Schur ein Exempel statuieren will, dann zeugt das doch nur von der Unfähigkeit, in die Seele der Ostdeutschen zu schauen.
Die Argumente, die eine Aufnahme verhinderten, wären schon mal interessant zu wissen. War es die SED, die Volkskammer, seine PDS- und Bundestagsmitgliedschaft, seine beiden Weltmeistertitel im Straßenradsport für die DDR oder gar seine Unfähigkeit, sich zu wenden ? Den Dopingbezug finde ich an den Haaren herbeigezogen. Aber er passt zumindest gut in die Zeit. Da die Jury-Mitglieder sicher nur ihrem Gewissen verpflichtet sind, wird man es wohl nie und zumindest nie expressis verbes erfahren können.
Und wer die um Rat bezüglich evtl. weiterer Aufnahmen oder gar Ausschlüsse gebetenen Experten von außerhalb sein werden, wird einem auch schon klar, ohne dass man Namen bisher erfahren hat. Okay, ich sag´s mal ganz einfach:
Ausgrenzung ist auch eine Methode der Auseinandersetzung.
Das Engagement von Herrn Schur für den DDR Staat gefiel mir nicht. Ebenso wie das Doping von Frau Stecher. Aber das ist in einem anderen Staat unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen passiert. Im Westen ist ebenfalls gedopt worden. Politik und Sportverantwortliche haben das akzeptiert. Die Herren Neckermann und Daume, die beide zu den außergewöhnlichen und wichtigen Persönlichkeiten des BRD Sports zählen, haben keine weiße Weste. Täve Schur abzulehnen ist eine falsche Entscheidung. Herbert hat die Gründe dargelegt.
Claudio Catuogno in der SZ: Täve Schur fällt durch
Jens Hungermann und Klaus Schlütter in der Welt: Ruhm und Ehre und viel Diskussionsbedarf
SZ-Kommentar von Claudio Catuogno: Moral und Medaillen
Frank Bachner im Tagesspiegel: Ein Idol fühlt sich „wie ein Verbrecher“ – Täve Schur kommt nicht in die „Hall of Fame“
Worauf bezieht sich Frau Boese mit ihrer Bemerkung zu den Toten? Und was hat Täve damit zu tun ?
ME unterliegt Frau Boese einem geographischen Irrtum. Das Andenken dieser Verstorbenen verbietet jedoch Polemik.
Ich finde diese Art der Argumentation daneben, und darüber hinaus rechtlich angreifbar. Bei aller Emotionalität und Hitzigkeit in der Debatte sollte man in einem vertretbaren Rahmen bleiben, sonst wird man unglaubwürdig und beendet – wahrscheinlich vorsätzlich – die Diskussion.
Vielleicht mal auch den Links folgen.
DAS ist wirklich unterste Schublade. Vielleicht ist der Herr Schur ja auch ein Dopingopfer und merkt es nur nicht?
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13680724.html
Klar hat es überall was gegeben
Doping (III): So wird in der Bundesrepublik von Medizinern, Trainern und Athleten manipuliert
<a href="Titel der verlinkten Seite„>Frauen-Doping in der bundesdeutschen Leichtathletik am Beispiel des „Hammer Modells“
<a href="Titel der verlinkten Seite„>Der plötzliche Tod des starken Mannes
Als dieses flächendeckende Doping einsetzte, fuhr Täve schon lange nicht mehr und man wird ihn kaum informiert haben.
Frauen-Doping in der bundesdeutschen Leichtathletik am Beispiel des „Hammer Modells“
Der plötzliche Tod des starken Mannes
Walter, man sollte diese Diskussion nicht nur politisch führen. Aber so wird sie seit Jahren geführt.
Der Brüller war doch, als man im Zwischenbericht des DOSB zum Doping in Deutschland seit 1949 darauf hinwies, auf Skandalisierungen und zivilrechtliche Konsequenzen zu verzichten. Beim anderen Teil Deutschlands war man ja zu diesem Zeitpunkt mit einem anderen Szenario „zum Glück“ schon durch. Der für den August des Jahres zu erwartende Abschlussbericht wird da sicherlich nichts Neues im Westen bringen.
Die Frage nach Ausgewogenheit stellen sich wenige, zumindest findet man es kaum medial aufbereitet. In Foren vielleicht, aber die interessieren die „Fachleute“ kaum. Daher bleibt es auch eine einseitige politische Diskussion, wenn überhaupt diskutiert wird. Es wird lediglich festgestellt und der ehemals ostdeutsche Sport und seine Sportler und Anhänger haben zu subordinieren. Erst wirft man den Ostdeutschen fehlendes selbstbestimmtes Handeln vor. Dann handeln sie selbstbestimmt und lassen sich nicht alles unterstellen. Das ist dann aber wieder fehlende Einsicht. Ja, gut. Es gibt auch andere einsichtige ;-) Ostdeutsche.
Wenn man die Diskussion zum Doping in Ost- und Westdeutschland mit einem seriösen Ergebnis will, dann muss man sie auch komplex und ausgewogen führen. Als Satire eignet sich das Ganze gar nicht.
Jede/r durch Doping Geschädigte ist eine/r zu viel. Das gilt für Ost und West. Leider gibt es nur für Geschädigte aus dem Osten einen Verein. Im Westen, wo es Dopingtote gegeben hat, scheint so etwas nicht zu existieren.
Leider hat sich der Verdacht, dass die ostdeutsche Dopingfrage zu politischem Zweck gebraucht wird, wieder einmal bestätigt. Diesmal hat es Täve Schur, das ostdeutsche Sportidol schlechthin, getroffen. Täve wird es überleben. Viele brauchen ihn nicht erst in einer Hall of Fame des deutschen Sports, um sich seiner begeisternden Siege und seiner großen sportlichen Persönlichkeit zu erinnern. Er hat seinen unverrückbaren Platz schon lange in den Herzen seiner ostdeutschen Landsleute gefunden.
@Herbert. Wichtige Korrektur: der Doping-Opfer-Hilfe e.V. mit Sitz in Weinheim (Baden-Württemberg) ist um eine Unterstützung, Beratung und Hilfestellung für alle Dopinggeschädigten und -opfer bemüht. Das Dopingopferhilfe-Gesetz (DOHG) von 2002 war auf die Opfer des DDR-Sportsystems ausgerichtet.
Herbert hat Recht! Kein gedopter Athlet handelte selbstbestimmt. In West und Ost stand der Gewinn von Medaillen über der Gesundheit der Athleten und über den Regeln des Sports. In beiden Ländern genügte es, der Öffentlichkeit die Illusion eines sauberen Sports zu vermitteln. Die Medien spielten mit. Im Osten verständlich, im Westen vom Streben nach Profit bzw. Reichweite und Quote getrieben. Erst wenn der Skandal interessanter war und ein Athlet geopfert werden konnte, war Doping Thema. Wann begreifen wir, dass Doping ein Problem ist, das Verbände, Medien, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit nur gemeinsam bekämpfen können. Wir wissen seit der Untersuchung von Sottas in Lausanne, das mit großer Wahrscheinlichkeit ca. 14% der internationalen Athleten gedopt sind. Wie kann man in dieser Situation von den Deutschen Athleten zur Qualifikation eine Endkampfchance Leistung (Platz 1-8) fordern? Die Ziele des Leistungssportförderung muss auf den Prüfstand!
@gun
Du hast es auf den Punkt gebracht! Egal aus welcher Himmelsrichtung, egal aus welcher Zeit, Kein gedopter Athlet handelte selbstbestimmt.
@ gun, AKUK
Damit diese Erkenntnis die „Massen“ erreicht, muss sie thematisiert werden.
Aber zurzeit scheint dies (sport)politisch noch nicht korrekt zu sein. ;-)
Übrigens fällt mir auf, dass sich seit längeren das blogg sehr langsam öffnet. Es sind zu viele Dateien offen.
Das könnte für Erstbesucher abschreckend wirken.
Thüringer Allgemeine: „Täve“ Schur bei Hall of Fame-Aufnahme durchgefallen
Ja, das ist Täve.
Interessante Betrachtung zur Hall of Fame des deutschen Sports:
http://laptopwerk.de/streit-bar/
Steffi Kräker in die Hall of Fame in Oklahoma aufgenommen. Da freut sich das (ost)deutsche Turnerherz.
http://www.zeit.de/sport-newsticker/2011/5/16/4d30bf7ae8393e6a9f28ab73f85d8b0161xml
Anno Hecker in der FAZ: Hall of Fame: Eine vorläufige Niederlage
Ines Geipel in der Berliner Zeitung: Ein Nein als Fortschritt
Ne gute Frage, die ohne Antwort bleiben wird. Ob allerdings diese Antwort wesentlich hilfreich wäre, ist zumindest zweifelhaft. Besser wäre doch wohl, sich mal um einen anderen und klügeren Weg nach Rom zu bemühen. Noch schaut man aber noch immer wie das Kaninchen auf die Schlange.
Time will come und plötzlich wird sich ehrlicher und vernünftiger mit Doping und seine Historie, besonders seiner scheinbar zweigeteilten deutschen beschäftigt werden.
Journalisten haben es auf diesem, auch mitunter steinigen Weg komfortabler als andere. Wenn es der „Zeitgeist“ und die (sport)politische Korrektheit wünschen, dann können Journalisten ohne Konsequenz und peinliche Rückschau auch anders.
Leider bleibt hier Frau Geipel eher sehr zurüchhaltend. Vielleicht irre ich mich aber und sie wird, wie ihre journalistischen Einlassungen vermuten lassen, sich jetzt öfters en public zur alles entscheidenden deutschen Sportfrage äußern. Wenn es im August d.J. soweit sein sollte und der Abschlussbericht des DOSB- Forschungsprojektes „Doping in Deutschland von 1950 bis heute“ veröffentlicht wird, dann kann man auf dessen Erkenntnisse und Bewertungen gespannt sein.
Dabei bleibt zu hoffen, dass schmerzfreie Formulierungen – wie in folgenden Zitaten – entweder einer ausgeglicheneren Betrachtung des Problems in Ost und West den Weg ebnen oder Tabula rasa gemacht wird. Wenn die Fortsetzung der bisherigen Praxis – menschenverachtendes Doping im Osten und wissenschaftlich determiniertes im Westen – lediglich festgeschrieben werden sollte, dann können wir nur noch auf Godot oder ein Wunder warten.
http://www.dosb.de/de/leistungssport/anti-doping/news/detail/news/doping_in_westdeutschland_beginnt_schon_1949/printer.html
http://www.dosb.de/de/leistungssport/anti-doping/news/detail/news/es_geht_nicht_nur_darum_herauszufinden_wer_wen_gedopt_hat/printer.html
Hier könnte man einiges tun, um auch für Deutschland eine Plattform für eine ehrlichere und ausgeglichenere Betrachtung des internationalen Phänoms Doping zu schaffen. Bisher hat man sich hauptsächlich auf das Erbe des DDR-Sports beschränkt und sich dabei vor allem unangemessen und schlicht unfair – wie die Diskussion um die Hall of Fame anschaulicher nicht zeigen konnte – an den Sportlern abreagiert. Wenn die Versäumnisse der deutschen Sportführung zur Wendezeit jetzt immer öfters durch derartige Scharmützel nachgeholt werden sollen, dann können sich noch unsere (sportlichen) Enkel daran „erfreuen“.
Das Ganze scheint jedoch eine allzu große Herausforderung, die wahrscheinlich alle zurzeit (bewußt) überfordert.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, auf dem Blog meines geschätzten Freundes und Kollegen jw nicht mehr zu kommentieren, aber nun doch, es juckt mich:
Nein, die Frage bei der HoF ist nicht, ob irgendein Gleichgewicht zwischen Ost und West hergestellt ist, ob der eine oder andere Athlet aufzunehmen oder auszuschließen wäre. Es ist absurd, wie in der FAZ geschehen, der Sporthilfe wegen der Streichung Schurs nun mit der Hall of Fame „Kampf um Glaubwürdigkeit“ zu bescheinigen, oder, wie Geipel, „ein Alleinstellungmerkmal“ zu entdecken, die Debatte auf irgendein „Patt“ zusteuern zu sehen. Es mag verständlich sein, dass die Dopingopfer feiern, was sie mit dem Ausschluss Schurs als ihren Erfolg betrachten. Allerdings muss mindestens die Frage erlaubt sein: Was sagt es über die vermeintlich so hehre Sporthilfe und ihren ach so aufreibenden „Kampf“, dass sie weder Ausschluss noch Aufnahme begründen mag? Eine gewöhnungsbedürftige Perspektive, das als „Fortschritt“ in einer Debatte zu betrachten.
Der Fehler liegt im Konzept, dieses Dilemma wird nicht auflösbar sein. Ruhm im Sport basiert überwiegend auf seinem irrationalen Element, auf dem, was Millionen zu Fans mutieren lässt, zu Jubelnden, zu Trauernden, auf dem, was uns den Sport und seine Dramen lieben lässt, oder was ihn, kritisch formuliert, zur Ersatzreligion macht und seine Protagonisten zu Ersatzgöttern. Nur ist dieser Ruhm – auf der anderen Seite – oft genug (nicht immer) ein falscher Ruhm, da es sich spätestens seit den 70ern um einen Spitzensport handelt, der seine eigenen Regeln in Permanenz verletzt. Die Sporthilfe tut nichts anderes, als einen solchen Ruhm – der der Realität in weiten Teilen gar nicht zugänglich ist, das widerspricht seiner Natur – und damit selbstverständlich das Vermarktungspotenzial des Sports für sich zu nutzen. Sie tut das klar wider besseres Wissen.
Renate Stecher, eingebunden ins kollektive Schweigen, war ebenso gedopt wie, glaubt man den Aussagen von Annegret Kroninger, die 76er Staffel der Westdeutschen. Dieses Wissen nicht einzubeziehen, sich von derlei Fakten vollkommen überrascht zu zeigen, wenn sie erneut öffentlich präsentiert werden, am Ende zu verkünden, beim Auftauchen neuer Dokumente könne die eine oder andere Entscheidung ja revidiert werden – das ist die in den Funktionärsetagen des Sports übliche Heuchelei. Das nächste und übernächste Dopingdokument wird mit Sicherheit auftauchen und dann zum Skandal aufgeblasen werden. „Ruhm“ auf Abruf – eine originäre Erfindung, die der Sport sich nun zurechnen darf. Überdies kann man ein solches Prozedere auch als entwürdigend empfinden. Das ist der Sporthilfe vorzuwerfen: Sie benutzt heute eine Renate Stecher, einmal mehr, und nun als Bahnbrecherin für jene, die in der nächsten Runde zur Debatte stehen, ob Martia Koch oder irgendwer aus der alten Bundesrepublik, über die seit langem ebenso Unterlagen oder Zeitzeugenaussagen bekannt sind.
Was daran wäre als „Fortschritt“, als „glaubwürdig“ zu bezeichnen? Man muss schon sehr auf die sportliche Perspektive, vorsichtig formuliert, verengen, um dieses Vorgehen mit „Erinnerungskultur“ zu assoziieren. Es ist bestenfalls ein Geschichtsmarkt, Schweigen um des Marktwertes der Erinnerung willen – und damit im Interesse der Gegenwart des Sports.
Damit ist, schließlich, eine weitere Crux verbunden. Geschichte, soll sie in einer Hall of Fame Platz finden, ist nicht nur Wissenschaft. Sie ist Erinnerung, sie ist „Geschichte im Gedächtnis“, wie das Aleida Assmann mit einem großartigen Buch genannt hat, in dem es um den Unterschied und die Osmose zwischen individueller Erfahrung und öffentlicher Inszenierung geht. Geschichte im Gedächtnis ist nicht wirklich feststellbar, sondern lebendig. Das ist sie für den Einzelnen. Und wenn man so will: Der Einzelne ist der Sportfan. Der wird – im Osten – Täve Schur weiter verehren.
Ein Täve Schur, und dafür braucht es keine einzige Stasi-Akte, gehört tatsächlich nicht in eine Hall of Fame. Es wäre – all jene, die Vergleichen mit Gleichsetzen verwechseln, dürfen aufschreien – das Gleiche, wie einen Sepp Herberger zu ehren, der auch 1965 noch die großartige Sportpolitik des NS-Regimes gelobt hätte.
Täve Schur aber gehörte – wie die meisten Athleten, Teil (hier eher: Gefangener) des Systems, in dem sie ihre Erfolge erzielt haben – in eine Hall of Sports.
Es fehlte etwas: Täve Schur gehört nicht in eine Hall of Fame, solange man die mit Attributen wie „Vorbild“, auch noch mit dem gesamten Leben nach dem Sport etc. pp. zur gesellschaftlich überaus relevanten Einrichtung aufbläst.
Im Übrigen ein Unterschied zur den Ruhmeshallen im angloamerikanischen Raum: Die sind entfernter von solchen Überladungen und Überforderungen; dort geht es klar um den sportlichen Ruhm, die sinnliche Wahrnehmung der Fans.
Danke Grit Hartmann. Da Sie mit niemanden, ich nehm´ mal an, mit mir auch nicht, zu diskutieren beabsichtigen, mache ich es kürzer.
Jeder normale Sportbegeisterte assoziert mit einer Ruhmeshalle ein durchschaubares einfaches Konzept. Erfolgreiche Sportler werden vor allem wegen ihres sportlich bemerkenswerten Erfolges geachtet, gewürdigt und von manchen gar vergöttert. In Deutschland wird jedoch gleich wieder die komplexe Persönlichkeit, die den Anforderungen der Zeit standhalten soll, bewertet.
Die Kriterien für die Aufnahme werden zwar im Nachhinein erklärt, aber erschließen sich kaum. Die Zusammensetzung der aktuelle Jury erscheint ohne besonderes Hinterfragen wirtschafts- und westlastig. Schon das alleine könnte für für den Ostdeutschen genügen, um kommentarlos abzuwinken.
Da es auch keinerlei öffentlichen Diskurs vor der Materialisierung des Gedankens gegeben hat, ist jetzt das Dilemma perfekt. Zum Glück ist die Halle des Ruhmes gar nicht so, wie man denkt, ins öffentliche Bewußtsein gedrungen und damit wird ihre Instrumentalisierung zur Lösung anderer als sportpolitischer Fragen auch kaum jemanden als die Betroffenen berühren. Der ordinäre Sportfan nimmt sein Schicksal an und hat es auch diesmal wieder begriffen, dass er sowieso nicht gefragt wird.
Auch wenn wir in allen Lebenslagen perfekt scheinen, könnte hier ein Blick über die noch existerenden Grenzen durchaus hilfreich sein.
@Herbert,
ausnahmsweise müssen wir mal nicht diskutieren, weil bestimmt nicht ganz, aber doch ziemlich weitgehend einer Meinung.
Stimme auch darin zu: Man kann die Linken-Kritik an der Jury gern als das übliche, nervige Linken-Gejammer abwerten. Man kann aber durchaus auch nachfragen, ob die nicht etwas anders aussehen könnte.
Die Dopingvergehen des BRD Sports sind in weiten Teilen ebenfalls veröffentlicht. Anstifter und Betroffene halten das Thema so gut es geht unter der Decke. Man möchte die scheinbar saubere Weste des BRD-Sports nicht beschmutzen. Schließlich geht es auch um den „guten Ruf“ von noch lebenden Amtsträgern, die sich durch Duldung der Dopingpraktiken mitschuldig machten und der BRD- Öffentlichkeit tatkräftig die Illusion eines sauberen Sports vorgaukelten. Da entlastet es, wenn DDR Sportler risikolos an den Pranger gestellt werden können, um von den eigenen Verfehlungen abzulenken.
Täve Schur und Renate Stecher gehören in die HoF. Die Sporthilfe sollte die Karrieren aller HoF-Mitglieder inklusive der dunklen Kapitel beschreiben. Das Publikum soll sehen, wem es zugejubelt hat. Spitzensportler sind eben auch nur so integer, wie es ihr gesellschaftliches und politisches Umfeld zulässt.
@ ha
Fast hätte ich gewettet, dass Sie nicht antworten. So ähnlich hatte ich eben mit einem hin und wieder Gleichgesinnten gefrotzelt. Ich habe mich geirrt und freue mich noch darüber.
Wenn wir schon fast einer Meinung sind, könnte man ja auch weiter drüber reden, wie denn dann eine Ruhmeshalle für deutsche Sportler aussehen könnte.
@gun
Ja, ich weiß, dass da vieles geschrieben steht und da auch nicht nur marginal gegen den Strom geschwommen worden ist.
Und gerade deshalb wäre der Schritt zu einer gemeinsamen gleichberechtigten Aufarbeitung kein wesentlich großer gewesen. Stellt sich mir nur die Frage, wer hat das von Anfang an nur nicht gewollt oder gar verhindert. Soviel Macht haben doch Sportfunktionäre hierzulande nun auch nicht ?
Fest steht, wir wären mit der Entzauberung des Sports weiter und hätten schon längst den Platz und die Rolle des Sports in der neuen deutschen Gesellschaft determiniert als uns in ständigen Stellungsgefechten zu verlieren.
Sorry, dass ich darauf zurück komme. Wem nutzt es denn, dass Täve Schur ausgesperrt wurde ? Nicht mal seine Gegener können sich doch darüber freuen. Wie meinte Pyrrhus ? „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“
Herbert,
meines Erachtens zwei Wege: Bleibt das Ganze weiterhin die Hall of Fame, mit gedopten Athleten (absehbar wird das Problem für die späten 70er / 80er nicht geringer), wäre das ein Bekenntnis zu dem, was ein solcher Ruhm, errungen in diesem Sport, auch heißt. Dass nämlich „Ruhm“ – und das meint ja nicht Sternchenrummel, sondern etwas, das im Bewusstsein einer oder mehrerer Generationen präsent ist – entstehen kann mit beispielsweise Betrug, weil er Fakten und Rationalem nur zum Teil zugänglich ist, sich dem Zugriff der Vernunft entzieht. Man bekennt sich also zur dem Sport eigenen Heroisierung, dem Kult. Dann wäre diese Ruhmeshallen-Unternehmung allerdings um all das zu entkleiden, was angeblich Werte konstituierend sein soll. Wird die Sporthilfe vermutlich nicht tun, denn sie profitiert auf ihre Weise davon, die Vergangenheit mit derlei Vokabular möglichst aseptisch einzuschweißen – mehr noch die des Dopings als die politische, denn das berührt die Gegenwart des Sports im Kern.
Die Alternative würde ich Hall of Sports nennen. Dort wäre Raum für jenen Ruhm, wie ihn Täve Schur genießt – und für all das, was sonst noch zum Sport gehört hat und gehört, was geeignet ist, den „Ruhm“ möglicherweise in Frage zu stellen, ihn zu brechen. Das muss nicht bewertend sein, aber dargestellt, so dass sich der Betrachter die Vergangenheit selbst im Wortsinn: re-konstruieren kann.
Ob der Sport sich selbst einen solchen Spiegel vorhalten wird? Der krude Prozess im Umgang mit Schur und Stecher Das Schweigen in Bezug auf Stecher und Schur deutet darauf nun gar nicht hin.
@Herbert
Nicht gewollt und verhindert.
Sportfunktionäre haben die Macht. Die Politik lässt den Sport in Ruhe. Kein Anti-Doping Gesetz, keine Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit und keine Initiative für eine längst überfällige Diskussion um die Rolle des Hochleistungssports in unserem Land. Statt dessen sehen wir ausufernde Bürokratie, Konzeptlosigkeit im Kinder-, Schul- und Jugendsport und eine fragwürdige Rolle des DOSB in der Spitzensportförderung.
@ha
Wenn Sie die Ruhmeshalle des Sports als Stätte der nachgewiesenen Jungfräulichkeit seiner Helden zu verstehen beabsichtigen, dann müssen wir vorab Sinn und Rolle des Sports in den Gesellschaften, vor allem hinsichtlich seiner moralisch-ethischen Funktion, bestimmen und bewerten sowie einen „numerus clausus“ festlegen, der den Jahrhunderten standhält.
Wenn z.B. die Griechen und die Römer das Gleiche getan hätten, wüßten wir heute wahrscheinlich nichts über ihre Götter. Der Olymp wäre leer, weil sie ob ihres Machtmissbrauchs und der damit einhergehenden Missetaten es nicht bis dahin geschafft hätten. Wir können eigentlich nur froh sein, dass es anders gekommen ist. ;-)
Die wahrscheinlich mal mehr und mal weniger, je nach Symphatie und Antiphatie von der Jury angewendeten Aufnahmekriterien sind doch sehr zeitbezogen; ein zeitloser Bezug ist schwer zu erkennen.
Wissen wir denn genau, ob jemand bewußt oder unbewußt gegen das in seiner Wettkampfzeit herrschende Regelwerk verstoßen hat ? Nein. Wollen wir das etwa im Nachhinein vor dem Eintritt in die Ruhmeshalle anhand unseres heutigen Wissens prüfen ? Vielleicht. Mit Vernunft hätte das aber nichts zu tun.
Man könnte diese Art der Betrachtung fortsetzen, ohne zu einer für alle gleichermaßen hohen Akzeptanz zu gelangen. Also sind wir zu einem gesellschaftlichen Kompromiss verpflichtet. Und den haben wir arroganterweise nicht einmal gesucht. Jeder Athlet war den in seiner aktiven Zeit herrschenden Regeln unterworfen, die sicher ihrer Zeit entsprechend unterschiedlich und evtl. sogar ungenauer als heute waren. Der Sportler muss diese aber eingehalten haben, sonst hätte das jeweilige Entscheidungsgremien ihn zur Verantwortung gezogen. Das IOC und die internationalen Verbände lassen grüßen, von der WADA ganz zu schweigen.
Jetzt kommen wir mit unserer German Hall of Fame daher und zweifeln nicht nur die fortwährende Legitimität des sportlichend Erfolges ihrer Mitglieder, sondern gleich noch die damals herrschenden Kontrollsysteme an. Die Historie der internationalen Sportbewegung an sich steht damit in Frage.
Für den Sportler würde das – wie ja auch schon verkündet – ganz pragmatisch bedeuten, er wird auf Widerruf aufgenommen. Seine Mitgliedschaft bedeutet eigentlich eine potentielle Abstrafung und kann zur Rufschädigung führen.
Würde man die jeweiligen politisch-gesellschaftlichen Umstände und das Verhältnis des jeweiligen Athleten zu diesen einer „Prüfung“ unterziehen, kann es mE nur anhand der jeweils herrschenden gesetzlichen Regelungen und des internationalen Völkerrechts geschehen. Und ob eine Sportler sich Verletzungen dieser hat zu Schulden kommen lassen, ist leicht überprüfbar. In den vormals zum Ostblock gehörenden osteuropäischen Ländern scheint es jedenfalls trotz Systemwechsel keine diesbezüglichen Probleme zu geben. Hier scheint alles lediglich nur eine Frage des politischen Willens zu sein. Dessen Konstellation hat es in Deutschland zugegebenermaßen weitaus schwieriger.
Betrachte ich weiterhin die Zusammensetzung der Jury, gibt es ein augenscheinliches Poblem. Wer hat sie auf wessen Geheiß legitimiert, halten ihre Vita auch allen an die Sportler gestellten Aufnahmekriterien stand, repräsentiert ihre Zusammensetzung die politische, geographische, kulturelle, sportliche und geschlechtliche Vielfalt des Gemeinwesens. Ja, gut. Ma kann es auch übertreiben.
Wer aber Entscheidungen von Bedeutung trifft, muss sich auch bedeutenden gesellschaftlichen Kriterien stellen können.
Eine Halle des Sports finde ich nichtssagend. Da könnte ich sie alle gleich ins Museum „einsperren“.
Übrigens finde ich die Betrachtungen und Interviews auf http://www.laptopwerk.de von Ihrem Kollegen Zeume in dem von uns diskutierten Kontext sehr interessant.
Zum Glück ist die Hall of Fame des deutschen Sports keinesfalls im Fokus der öffentlichen Diskussion. Jedoch zeigt es umso mehr, wie schwer wir uns schon bei verhältnismäßig einfachen Fragen des Zusammenlebens tun. Je weiter wir uns vom Tag der großen Einheitsreden entfernen, desto differenzierter und teilweise kompromissloser werden die heutigen Reden (und Beiträge).
Herbert,
falsch verstanden – oder ich hab mich gänzlich unklar ausgedrückt. Der Sport war nie jungfräulich. Das Verfehlte an dieser Sporthilfe-Unternehmung ist, dass sie das weitgehend vorzugaukeln sucht. Einerseits – nichts Neues: Der Spitzensport braucht, soll er sein gläubiges Publikum (und seine Steuermillionen) nicht verlieren, derlei heroisierende Inszenierungen seiner selbst.
Es wird nur, so auf der Veranstaltung am Freitag, neu intellektuell verbrämt, heißt jetzt auch noch „deutsche Erinnerungskultur“. Ändert aber nichts daran, dass es bestenfalls Erinnerungspolitik ist, eine, die die Realität (Doping wie politische Instrumentalisierung gehörten und gehören dazu) verstellt und Athleten maßlos überfordert. Das Problem in dieser Überhöhung ist ja hier überaus deutlich geworden: Kann man gedopte Athleten ernsthaft zu Vorbildern erklären, die, so lautet die Anforderung, „ihren Erfolgswillen mit den Prinzipien des Sports in Einklang gebracht haben“? Kann man einem Täve Schur, der für die DDR war, was für die Bundesrepublik das „Wunder von Bern“, den „Ruhm“ absprechen? Obgleich man, nimmt man wiederum das Anforderungsprofil der Sporthilfe ernst, ihn auch nicht zum Vorbild für alles Mögliche deklarieren kann.
Herausgekommen ist eine doppelte und besonders schizophrene Verneinung der Vergangenheit. Vereinfacht: Doping hat es nicht gegeben, wir ignorieren, was vorliegt. Politische Instrumentalisierung hat es gegeben, aber wir blenden sie aus, schließen sie aus, denn sie ist nicht – da verhält es sich offenbar anders als mit Doping, vielleicht ja, weil das ein bisschen deutlicher in die Gegenwart reicht – gesellschaftsfähig.
Kurz: Das Konzept dieser Ruhmeshalle ist schief, es setzt Maßstäbe, die dem Spitzensport und seiner Rolle nicht gerecht werden. Es ist zuallerletzt wirkliche Auseinandersetzung mit der eigenen, der geteilten deutschen Sporthistorie. Statt dessen setzt es auf Bilder und produziert neue. Es ist das, was man kennt von den Institutionen des Sports.
Schöner Beitrag hier, er deutet an, was daran falsch ist, mit einer wunderbaren Überschrift:
Rad des Lebens
@ha
Ich habe Sie richtig verstanden. Jedoch habe ich Ihnen eine Absicht unterstellt, die Sie nicht haben. War aber nicht so stringent gemeint, wie Sie selbst bemerkt haben.
Wie alle(s) im Leben, so werden auch die Sportler oft zu Personen hochstilisiert, die sie nie waren und gar nicht sein können. Der Anspruch ist das Problem und nicht das Subjekt des Anspruchs. Wir begeben uns damit in eine Falle.
Denken wir doch bloß einmal an Goethe, Shakespeare, Mozart, Einstein und Brecht. Bei Shakespeare kamen kürzlich sogar Zweifel an der Authentizität seiner Werke auf. Da braucht man den Sport und seine Legenden gar nicht erst zu bemühen. Die Leistungen und Erfolge eines Sportlers kann ich permanent hinterfragen. Kein Problem. Macht man ja immer besonders gern bei den Kontrahenten seines Favoriten.
Wenn wir jedoch permanent alles anzweifeln, jeden für eine potentiellen Betrüger und Lügner halten, sind wir selbst bald am Ende. Ich geb´s zu, ich selbst traue vielen Politikern und leider auch einigen Journalisten nicht über dem Weg. Andererseits ist der dauerhafte Argwohn nicht gerade ein erfrischendes Lebenselexier.
Das Dauerthema Doping im deutschen Sport wurde auch im Zusammenhang mit der Aufnahmepraxis in die Hall of Fame wieder vor allem bemüht und wir kommen zu keinem vernünftigen Ergebnis.
Ich persönlich bin gegen Regelbruch im Sport und besonders gegen Doping. Ich bin aber auch gegen die Infragestellung jeglichen sportlichen Erfolgs, gegen generellen Argwohn und Generalverdacht. Wie geschrieben, wenn wir als Gesellschaft nicht gewillt sind, über die Rolle und Platz des heutigen Sports ehrlich zu reden und diese evtl. gar neu bestimmen, macht eine pathologische Betrachtung des Sports keinen Sinn. Im Gegenteil es bleibt eine Diskussion an sich.
Doping ist doch längst in Deutschland zum Instrument der sportpolitischen Auseinandersetzung instrumentalisiert wurden. Bewußt. Weil man dachte, man kann die eine Seite desavouieren und sich selbst davor bewahren. Jetzt, wo man es nicht mehr kann, ändert man einfach die Lesart sowie Ein- und Zuordnung von Doping: Keine Skandalisierung, keine zivilrechtlichen Konsequenzen, keine Namen auf der einen Seite.
Dafür bekommen die anderen regelmäßig und bei jedem Anlass mal die Fakten und mal die Mutmassungen mit entsprechender kriminalisierender Bewertung um die Ohren gehauen.
Um Missverständnissen vorzubeugen, Doping war und ist nicht hoffähig. Aber es hier zu verbrämen, ja zu bagatellisieren und dort zu brandmarken, ist nicht opportun und unehrlich. Und das ist bedauernswerterweise die Grundlage mancher deutschen Unterhaltung zu Doping und scheint es auch zu bleiben.
Da kann ich all die, besonders die scheinbar Betroffenen verstehen, die sich dazu nicht mehr äußern möchten. Gibt es in einer Diskussion für die beteiligten Seiten unterschiedliche Regeln, wie soll denn dann eine gleichberechtige Aussprache mit gerechten Schlüssen stattfinden können.
Leider hat diese unehrliche Betrachtung auch wieder die Diskussion der Aufnahme in die Ruhmeshalle bestimmt. Da können einen nur die betroffenen ostdeutschen Sportler Leid tun. Und man solidarisiert sich schon aus Prinzip mit ihnen, ohne alles hinterfragen zu wollen. Das hätte man aber auch aus Prinzip mit jedem westdeutschen Sportler getan. Schon aus sportlicher Fairness.
Markant ist auch, wenn die Dopingkarte nicht reicht, wird halt eine andere Farbe gezogen, wie die Peinlichkeiten um Täve Schur zeigen.
Da der deutsche Sport nicht bereit scheint, die grundlegende Herangehensweise an seine Geschichte und Gegenwart zu verändern, kann er noch so viele Ehrenhaine und Ruhmeshallen eröffnen, seine Probleme und damit die der Öffentlichkeit mit dem Sport wird er so nicht lösen, sondern vertiefen.
Robert Kempe für den DLF: Journalisten und Dopingopfer unter Kreuzfeuer – „Täve“ Schurs neues Buch „Der Ruhm und Ich“
Na nicht, dass wir hier noch in Tränene ausbrechen müssen, wenn sich Täve – wie auch immer – gegen seine Widersacher wehrt.
Eher würde ich die Frage stellen, wo denn diejenigen geblieben sind, die sich früher gern mit dem DDR-Sportstar zeigten und sich dabei selbst aufwerten ließen. Da ist sich Klaus Huhn wenigstens treu geblieben und beweist Solidarität.
Worum es bei der Täve-Diskussion geht, ist leicht zu erkennen. Die Kriminalisierung des DDR-Sport schreitet am schnellsten voran, wenn man auch seine Protagonisten kriminalisiert. Wozu denn dann noch eine Ruhmeshalle des deutschen Sports, u.a. ?
Eine vernünftige und sachliche Diskussion ist offensichtlich nicht gewünscht.
Der unbeantwortete post # 84 bestärkt mich in dieser Annahme. Wenn´s nicht mehr passt, wird es eben ausgesessen. Ein Zeichen von Stärke und der Überlegenheit der Argumente ist das dann wahrlich nicht.
Die Veranstaltung in live-Auszügen zu hören auf WDR 3:
Der Ruhm und ich
Frank Bachner im Tagesspiegel: Täve Schur verklärt DDR-Sport – „Ein Musterland an sportlicher Gesundheit“
sid: Eklat bei Lesung: Doping-Opfer protestieren
Christian Heinig im ND: »Das kannst du vergessen«
Man gibt sich große Mühe, nur eine die Seite der Wahrheit zu belegen. Bitter, doch wahr, Jupp Elze, Birgit Dressel, Ralf Reichenbach, Christel Justun und Uwe Beyer sind gestorben, nachweislich durch Missbrauch von Dopingmitteln, ohne sich in diese Diskussion einmischen zu können. Alles sehr traurig, doch kann es nicht rechtfertigen, was hier versucht wird, nämlich von der ganzen Wahrheit abzulenken und die westdeutsche Seite im Nachhinein zum Sieger zu erklären.
Das ist doch alles Dummenfang und für Uninformierte und Voreingenommene bestimmt. Täve sollte sich dafür nicht instrumetalisieren lassen. Er kann doch drüber stehen, wie es viele tun.
Wer sich in diesem Versuch der Fälschung der historischen Wahrheit schon wieder systemtreu und unkritisch einbringt und die Wahrheit beugt, muss sich den Vorwurf der Ahnungslosigkeit gefallen lassen. Unrecht auf der einen Seite, kann nicht durch neuerliches Unrecht gut gemacht werden. Der Sieger sollte doch längst wissen, dass auch er gerade mittendrin ist, Menschen Unrecht zu tun und das zu Zehntausenden.
Ja, aber wenn es denjenigen, die sich dafür einspannen lassen, Geld bringt, wer schert sich denn da noch um Objektivität oder gar um Moral ?
Genau solche Sieger/Besiegte-Mentalität ist es, die das Doping insgeheim legitimierte. Nichts kapiert! Es gibt beim Doping nur Verlierer. Und nun wieder eine Ost-West-Geschichte daraus zu machen, ist die reinste Ablenkung. Diese tragische Figur, von dem hier die Rede ist, demontiert sich selbst.
Stefan, ich hatte mich auf die verlinkten Beiträge insgesamt bezogen und lediglich traurige Fakten bemüht, um die Betrachtung ins Lot zu bringen.
Da Sie jedoch vorzugsweise, Feststellungen gern aus dem Kontext reißen, um Ihre Pointen zu präsentieren, macht das eine sachliche Diskussion kaum möglich.
Allerdings einen Tipp wollte ich Ihnen vis-a-vis historisches Gedächtnis – mit der erhofften Billigung des Hausherrn – doch noch geben:
Stefan, ich weiß nicht, wo Sie aufgewachsen und wie alt Sie sind, und womit Sie sich bisher beschäftigt haben. Vielleicht sollten Sie sich aber mal ganz entspannt mit Leuten unterhalten, die das System erlebt, ehrlich Sport getrieben und ihr Leben mit angestrengter Arbeit ausgefüllt haben. Dazu zählen auch Sportler, Trainer und Ärzte. Und dabei sollte man wissen, dass der Sport sich nicht nur um Doping drehte und dreht.
Die, die im Sportsystem der DDR Sport getrieben und gearbeitet haben, waren keineswegs alles Kriminelle. Statt zu differenzieren, wird pauschal geurteilt und verurteilt. Man will das System treffen, das es gar nicht mehr gibt, und nimmt dabei in Kauf, dass Tausende ungerechtfertigterweise verletzt und beleidigt werden. Was meinen Sie, wie es denjenigen ergehen würde, die die Freiburger Uniklinik im Zusammenhang mit dem dort praktizierten Doping an deutschen Kadersportlern als eine kriminelle Einrichtung bezeichnen würden ?
Sie hätten mal 1990 die Kommentare der übernehmenden Seite zum DDR-Sport hören sollen, deren schmierige Lobhudeleien und deren „Gemeinsam geht´s besser“- Beteuerungen. Da würde auch bei Ihnen wahrscheinlich vieles heute in einem anderen Licht erscheinen.
Ich lasse Sie auch gleich wieder allein, ohne Ihnen vorher die Lektüre des Begleitbuches zur Ausstellung „Wir gegen uns- Sport im geteilten Deutschland“ zu empfehlen. Beginnen könnten Sie mit dem Interview von Klaus Wolfermann
“ Voneinander lernen“, Seite 100. Nicht etwa, dass ich die Mehrzahl der Beiträge im Buch als besonders gut empfinde, sondern nur, damit wir auf andere Literatur erst einmal nicht zurückgreifen müssen.
Ihr Kommentar # 63 sei der Ungestümtheit Ihrer angenommenen Jugend geschuldet. Und übrigens ist das kein guter guter Diskussionsstil. Dazu gehören neben wechselseitigem Respekt unter anderem, gegenteilige Argumente und Meinungen zuzulassen und genau zu prüfen, anstatt diese vorschnell zu verwerfen. Ein guter Diskutant hört zu, lässt ausreden und ist konzentriert genug, um auf das vom Gegenüber Gesagte einzugehen und seine eigenen Argumente sachlich darzustellen. Im Idealfall ist er gelassen und höflich.
Ist nicht von mir, sondern gehört zum anerkannten Erbe des Umgangs miteinander.
http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion
@Herbert
Dann versuchen Sie doch mal diesen Satz aus dem Tagesspiegel auf sich wirken zu lassen, wenn das in ihrem hohen Alter möglich ist:
Niemand hier bestreitet, dass es in der DDR Menschen gab, die rein aus Spaß Sport getrieben haben.
Mit ihrem ständigen Herumreiten auf meinem vermuteten Alter disqualifizieren Sie sich eher selbst. Totschlagargument nennt man das wohl.
Oh, ich vergaß:
http://de.wikipedia.org/wiki/Totschlagargument
Stefan, du irrst.
Nun übertreibe mal nicht.
Wenn es trotz deiner „Hartnäckigkeit“ gelänge, das argumentum ad hominem mal außen vor zu lassen, hätten wir noch eine Chance.
Diese Diskussionskultur ist beeindruckend.
Vielleicht sollte sich mal einer der Dopingopfer zu Wort melden. Ach, hatte er ja schon. (#34)
Ich wollte nie mit dm Finger auf andere zeigen und sagen….
„Aber, bei Dir war es ja noch viel schlimmer!“
Das ist der Punkt. Das ewige Aufrechnen Ost-West ist ermüdend.
Stefan, nun wird es aber strange, very strange. Erst versucht du einen Gag zu landen, indem du auf Grund meines von dir angenommenen „hohen Alters“ an meinen kognitiven Fähigkeiten zweifelst. Dann weise ich dich auf deinen diesbezüglichen Irrtum hin und du kommst mir mit „beeindruckender Diskussionskultur“. Hallo ! Ich hatte dir schon mal den Tipp gegeben, dass hier im blogg mit Satire und Wortspielereien nicht allzu viel zu holen ist.
Oder derber ausgedrückt:
Man sollte auch mal die Klappe halten können oder einfach mal nachfragen,, wenn man nicht mehr weiß, worum es geht und was wie gemeint ist.
Freunde, beruhigen wir uns wieder – oder soll ich Boxhandschuhe verschicken?
Also, please!
Ich kann ja gern mal aufführen, wo Du mit dem Altersargument angefangen hast, was ich bisher stets ignoriert habe, aber ich fürchte, der Hausherr wird dann einschreiten. Ich warte lieber auf die Begründung, wieso ich irre.
So, und jetzt noch einmal ganz langsam, obwohl es mir zu albern wird.
Stefan, dein Irrtum besteht darin, dass du bei mir hohes Alter vermutest und mit dieser Annahme gleich noch meine kognitiven Fähigkeiten anzweifelst. Eh, ich bin doch nicht blöd.
Wenn wir tete á tete stehen würden, hätte ich lediglich gelacht. Hier ist das kaum möglich. Und bevor ich mich zum Kasper machen lasse, mache ich lieber dich dazu.
That´s it. Not more and not less.
Und Boxhandschuhe brauche ich dazu auch nicht. Das würde Stefan nicht überleben. ;-) Da würde ich schon lieber die Friedenspfeife herausholen wollen.
Um mal wieder auf’s Thema oder vielmehr meiner geliebten Journalistenschelte zurückzukommen.
Ich finde es immer wieder lustig, wenn Einige es nicht merken, wie sie beim augenscheinlichen Versuch ihren „Gegner“ zu diskreditieren, ihm implizit recht geben. Im verlinkten Beispiel bestätigt die Verwendung des zweiten Täve-Schur-Zitats am Ende doch im Prinzip das erste („Antikommunismus ist noch immer Trumpf.“). Also ich hätte mir das als Journalist und Author des knappen Beitrags verkniffen. ;)
FAZ-Kommentar von Jörg Hahn: Das ganze Bild
Es entsteht der Eindruck, dass das zwar durchdacht ist bzw. billigend in Kauf genommen wird, aber gewollt ist.
Was dies jedoch allerdings nicht nur für die betroffenen Sportler, sondern für die Gesellschaft an sich bedeutet, darüber machen sich zu wenige Gedanken.
Wahrscheinlich glauben einige, dass diesbezügliche Diskreditierung und Diffamierung zurzeit poltical correct ist und man damit mehr, auch wirtschaftlich, erreichen kann.
Daher freut es schon, wenn die von einigen hier nicht geliebte FAZ Jörg Hahn erlaubt, diese Wahrheit zu schreiben. .
Die gegenwärtige Strategie läuft doch darauf hinaus, auch hier zu selektieren. Dividé et impera. Die einen in die Hall of Fame, die anderen in die Mülltonne.
Die Botschaft hör´ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Aushalten würde das unsere Gesellschaft allemal. Die Fronten sind allerdings schon längst verhärtet.
Keiner scheint interessiert, die Betroffenen in eine angemessene Retrospektive einzubeziehen. Die gängige Methode heißt leider Missachtung und Diskreditierung, oder gar Ausgrenzung. Reden dürfen die, die ins Schema passen, womit nicht gesagt ist, dass sie nicht reden sollen und ihre Wahrheiten nicht releavant sind. Jedenfalls wird die Diskussion um den DDR-Sport sehr einseitig und tendenziös geführt. Dabei ist man sich nicht zu schade, auch DDR-Sportler auszugrenzen.
Sportgrößen, die einem differenzierten Geschichtsbild das Wort reden würden, gäbe es wohl. Von beiden Seiten. Journalisten, die dazu schreiben würden, zurzeit nur Jörg Hahn.
Thomas Purschke für den DLF: Stasi-Dokument zu Renate Stecher – Erst Doping-Injektionen erhalten, dann Testosteron-Spritzen abgelehnt
Nicht, dass da jemand von denen aus Versehen in die Hall of Fame geraten ist ?
Vielleicht sollte hier mal jemand recherchieren, der Antidoping nicht als deutsches Gesellschaftsspiel mit gezinkten Karten auffasst. Gibt es da überhaupt jemanden ?
Der oben verlinkte DLF-Beitrag gehört eher in die Kategorie der „Enthüllungen“, die auf Kurzzeitgedächtnis setzen. Dass Stecher einerseits informiert war (wie die meisten volljährigen Spitzenathleten, obgleich ohne Aufklärung über „Nebenwirkungen“), andererseits auch protestierte, ist seit 1998 veröffentlicht; also Teil des Wissens, mit dem Sporthilfe und ihre Berater/Juroren vor der Kür zur Hall of Fame vertraut sein mussten. Dazu liegt das Geständnis ihres Trainers Horst-Dieter Hille bei der Erfurter Staatsanwaltschaft vor, der 1999 ausführlich über Dopinggaben an die Jenaer Sprinterinnen berichtet hat.
Die Behauptung, dass erst jetzt, mit einem Dokument zu Testosteron-Spritzen, „der Beweis“ für Stecher als „Doping-Mitmacherin, zumindest Doping-Mitwisserin“ geführt sei und damit eine andere Entscheidungsgrundlage für die HoF vorliegen könnte, ist eher Verharmlosung des sportpolitischen Kalküls der Sporthilfe.
Die wusste, was sie nun – um ein Detail bereichert – weiß. Sie hat nur offenkundig weder das intellektuelle Format noch die politische Courage, eine Aufnahme oder eine Ablehnung trotz/wegen der bekannten Umstände zu begründen.
Peter Stein in der MAZ: Eine zweite Chance für „Täve“ – Schurs Nichtnominierung für die „Hall of Fame“ offenbart deren Malaise
Anstelle von Täve würde ich da auch nicht mit ´ner zweiten Chance „hineinradeln“.
Nicht aus Trotz, sondern einfach aus Prinzip. Die Malaise der Hall of Fame würde dadurch nicht geheilt, sondern lediglich toleriert werden.
Das Mindeste ist ein gründlicher Grundkonsens zur „Ausgestaltung“ der Ruhmeshalle. ( Schon der Name ist eigentlich do**.)
Wenn man jetzt als Gründe für die Nichtaufnahme von Täve eine scheinbar öffentlich geführte Diskussion benennt, dann kann man als Alphabet nur
müde lächeln. Es wurde gar nicht diskutiert. Es wurde erklärt und festgestellt.
Die Situation in der Vergangenheitsbewältigung des deutschen Sports ist eine andere als vor der Nichtaufnahme von Täve Schur.
Ich empfinde es mehr als peinlich, dass sich bislang die gerade im Fall von Täve sehr wortstarken Vertreter des DOHV noch nicht öffentlich zu den bekannten Verlautbarungen zu Doping in der alten BRD geäußert haben. Eine Widerspruch zum Anliegen des Vereins ist auch mit Mühe nicht erkennbar.
Jochen Leufgens und Thomas Purschke für sport inside: „Historische Schatten“
Sporthilfe-Chef Michael Ilgner im Interview mit der Mainpost: „Leistung wird das entscheidende Kriterium der Hall of Fame bleiben“
Friedhard Teuffel im Tagesspiegel: Streit über die Ahnen
Stiftung Deutsche Sporthilfe: Fünf neue Mitglieder für Hall of Fame des deutschen Sports
Michael Reinsch in der FAZ: Fünf Neue im Namen eines humanen Sports
Mag eine Formalie sein, aber ich halte es für ungewöhnlich, z.B. per PM mitzuteilen, wer unterlegen war (etwa: Berendonk/Franke oder Andreas Krieger oder Johanna Sperling), wie hier geschehen:
Fünf neue Mitglieder für die Hall of Fame
Und den Laudator – Wolfgang Schäuble – halte ich für noch ungewöhnlicher bei dieser Kür. Es gehört schon jede Menge Phantasie dazu, das als passend anzusehen – es sei denn, der Laudator würde die Gelegenheit nutzen, sich selbst zu erklären.
Vermutung: Die Sporthilfe signalisiert mit dieser „Sensibilität“ einfach nur, dass sie es nun lieber allen recht machen will. Und rechnet vielleicht mit weniger Protest bei der nächsten Kür, für die Renate Stecher mit diesem Textder Auftakt gewesen sein mag.
Aber es ist wohl schon ein Fortschritt, den Facetten der Realität des Spitzensports Rechnung zu tragen. Vielleicht kommt die Sporthilfe irgendwann auch noch dahin, die Facetten einer Biografie auszuhalten und darzustellen ;-D
Bei den „Facetten einer Biographie“ (schöner Begriff!) fällt mir der herrliche Film „Sportsfreund Lötzsch“ aus dem Jahr 2008 ein.
Der wird sowohl dem Menschen als auch dem Land viel gerechter als die nun schnell geschriebenen Laudationes wie die hier verlinkte in der FAZ.
Anno Hecker in der FAZ: Hall of Fame: Die guten Geister
Anno Hecker in der FAZ: Hall of Fame des deutschen Sports: Ideengeber, Kämpfer, Kritiker
FAZ: Uli Hoeneß nicht mehr in der Hall of Fame
Interessantes Kriterium. Riecht leider es hier nach Opportunismus, um etwas zu retten, was man retten will. Der Ehrlichkeit halber sei erwähnt, dass Ilgner in weitaus kontroverseren Auseinandersetzungen zur Mitgliedschaft in der Hall of Fame – dem selbstgewähltem Rückzug von Hoeness ging allerdings nur Schweigen voraus – auch schon leichtes Talent zum Kompromiss bewiesen hat. Die eigentlich nur medial und sporatisch geführte Diskussion zur Deutschen Hall of Fame kam schneller zum Erliegen als sie begonnen wurde. Zu den ggw. 76 (- 1) Mitgliedern gehören nachwievor weitere, bislang aus unerklärlichen Gründen nicht berücksichtigte international erfolgreiche deutscher Sportler. In diesem Zuammenhang fällt mir ein, dass anläßlich der OS in London 2012 Legenden des Sports U-Bahn-Stationen ihre Namen gaben. Einige von ihnen, wie Steffi Graf, Boris Becker und Franz Beckenbauer haben es schon in die Hall of Fame geschafft, andere wie Kornelia Ender und Ruth Fuchs werden es wohl nie schaffen. Übrigens, Klaus Köste http://www.gymmedia.de/Geratturnen/KONDOLENZEN-I-zum-Tode-des-Turn-Olympiasieger-Klaus-Koeste, einer der erfolgreichsten deutschen Turner, der leider zu früh verstorben ist, wird am 17.Mai d. J. in die Hall of Fame des Weltturnens in Oklahoma aufgenommen. Eine Ehre, die ihm leider hier vorenthalten wird. http://www.ighof.com/news.php
Ich mutiere wohl hier zum ungebetenen überprüfungswerten User. Aber vllt. ist es ja eine Auszeichnung. Weiß man´s ?