Um die Debatte über die Causa Hartelt, die ja eine Grundsatzdiskussion über die Aufgabe von (Sport)Journalismus und Interessenskonflikte ist, weiter zu bereichern, empfehle ich diese aktuelle Lektüre:
- Christian Humborg auf Carta: „Nebentätigkeiten: Abgeordnete und Journalisten im Vergleich“
Bitte jetzt nicht nur mit dem erwartbaren Argument kommen, es ginge doch nicht zuvorderst um Nebentätigkeiten. Schon klar, aber auch das. Vielmehr bitte mal diese Sätze von Christian Humborg, Geschäftsführer von Transparency International Deutschland, durchdenken, es lohnt sich:
Wer Journalisten mit anderen Berufsgruppen vergleichen will, sollte sie lieber mit Beamten als mit Abgeordneten vergleichen, zumindest diejenigen, die bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten beschäftigt sind. Denn diese seien als sogenannte „Amtsträger“ anzusehen, da ihr Arbeitgeber zu den „sonstigen Stellen der öffentlichen Verwaltung“ zählen würde, urteilte das Landgericht Frankfurt am Main in der Causa Emig – allerdings ist das Urteil in Revision.
Tatsächlich, sind Journalisten Amtsträger? Ich kann Humborgs Argumentation durchaus nachvollziehen. Und auch dies:
Der Dienstherr der öffentlich-rechtlich beschäftigten Journalisten ist dafür verantwortlich, dass relevante Interessenkonflikte erst gar nicht entstehen.
Zum Thema eines US Olympic TV Network: Die Überlegungen des USOC verärgern nicht nur Dick Ebersols NBC, sondern gefährden die Olympiachancen Chicagos. Die Pläne werden in den USA schon zwei Wochen heißt diskutiert. Ich hätte längst drauf eingehen wollen, habe nun aber doch gewartet, bis Jürgen Kalwa sich gewohnt routiniert zu Wort meldet :)
- Jürgen Kalwa in der American Arena („Chicago das Opfer der Kabale?“) und im Deutschlandfunk: „Störung im Programm“
- Alan Abrahamson (ein Angestellter von NBC Universal) mit den Beiträgen „On a USOC TV network: many questions, few answers“ und „USOC TV network – the IOC responds“
- Phil Hersh (Chicago Tribune) präsentiert den Beschwerdebrief des IOC-Marketingdirektors Timo Lumme auf seinem Blog Globetrotting:
Hersh schreibt in der Tribune u.a. …
… und in seinem Blog:
- „The inside stuff: IOC letter on U. S. Olympic Network dispute“
- „USOC words, actions, attitude doing Chicago Olympic bid no favors“
- „Numbers game: IOC would be taxed without NBC revenues“
Und wenn ich schon mal dabei bin: Einen anderen Blogbeitrag von Phil Hersh hatte ich längst mal verlinken wollen. Sein Email-Wechsel mit dem ehemaligen UCI-Präsidenten Hein Verbruggen zum lang währenden Streit um den USOC-Anteil am olympischen Marketing ist eine Erwähnung wert. Es zeigt, wie Blogs Journalismus bereichern. Oder anders gesagt: Ich finde, das ist Journalismus auf der Höhe der Zeit. Aus Deutschland sind mir derartige Beispiele (in diesem Fachbereich) nicht bekannt.
Pingback: ojour.de
Zur Frage, ob Angestellten (sic) einer öffentlich-rechtlichen Anstalt eine Amtsträgerstellung innewohnt, möchte ich nur kurz anmerken, dass genau mit dieser Argumentation derzeit die Strafbarkeit nach § 353b StGB (Verletzung von Dienstgeheimnissen) von am Informantenschutz wenig interessierter Seite eröffnet gesehen wird.
Fazit: alles nicht so einfach.
Wohl wahr. Danke für den Hinweis.
In Amerika haeufen sich die Kandidatenstaedte fuer ale Olympischen Spiele
http://www.google.com/hostednews/ap/article/ALeqM5jQruN8UOwSMOJglgs7fI1TgL7hmAD9A070C80
und in Chicago sind die Einwohner skeptisch, ob die vielen „billions“ auch fliessen und ob man vorher nicht die bereits bestehenden Probleme loesen wolle
http://www.austinweeklynews.com/main.asp?SectionID=1&SubSectionID=1&ArticleID=2352&TM=82894.12
Immerhin spenden auch Private in Chicago
http://www.chicagotribune.com/business/chi-olympic-fundraiser-aug12,0,6030814.story
Jürgen Kalwa über neueste Entwicklung:
Olympic Network: Rückzieher der Amerikaner
hier auch noch der Beitrag vom Juli als mp3:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/07/18/dlf_20090718_1948_88d3a908.mp3
USA Today: IOC and USOC look to resolve financial issue