Einige Lesebefehle. Zunächst Fachliteratur von und mit Volksvertretern des Deutschen Bundestages:
- Das Protokoll der Sportausschuss-Sitzung (pdf) vom November 2008, als der Grünen-Antrag, die Steuermittel für den Bund Deutscher Radfahrer wenigstens einzufrieren, kollektiv abgeschmettert wurde. Es war eine denkwürdige Sitzung der Sportfamilie.
- Ebenfalls aus dem Sportausschuss: Fachgespräch zum Thema Gendoping
- Und das Protokoll der 76. Sitzung: Medikamentenmissbrauch im Freizeit- und Breitensport
Korruption & more:
- Das ging ein wenig unter in den vergangenen Tagen (und Wochen zuvor): EHF Arbitration Tribunal takes final decision in prominent case. Dazu Andreas Lesch in der Berliner Zeitung: „Landschaft voller Mauscheleien – Die Sperre der Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich versetzt den Handball in Aufruhr“
- Und dieses Interview hier auf Planet Interview, das ich eben erst entdeckt habe, ausgerechnet mit Bernd-Uwe Hildebrandt finde ich dann doch etwas gewagt schräg: „Das Potential für Manipulationen ist sehr groß“
- Die pdf-Zeitschrift der Antikorruptionsorganisation Transparency International (deutsche Sektion) mit einem Themenschwerpunkt Whistleblower (Hinweisgeber)
Andere Länder, andere Sportarten, andere Sitten:
- In Thüringen, in der Tageszeitung Freies Wort, interviewt Thomas Sprafke den Thüringer Helden und von einer Gänsefüsschen-Kommission des Deutschen Skiverbandes entlasteten Biathlontrainer Frank Ullrich
Meine, nun ja, Lieblingspassage:
Denken Sie jetzt ernsthaft darüber nach, von dem vor einem Jahr angekündigten Rücktritt abzurücken?
Der gewaltige Zuspruch hat mich tatsächlich zum Nachdenken animiert. Doch ich will das Thema gar nicht so hoch hängen. Bis zum Ende des Winters möchte ich meine ganze Energie in die Mannschaft stecken. Ich werde nach der Saison gewiss nicht mehr Bundestrainer sein. Es ist aber nun viel wahrscheinlicher, dass ich dem Biathlonsport weiter verbunden bleibe.
In welcher Form?
Das wird man sehen.
Als Funktionär?
Möglicherweise.
Gab es Anfragen aus anderen Bereichen wie der Politik oder der Wirtschaft?
Einige wenige.
Die Olympischen Spiele stehen vor der Tür. Wie ist die Saison angelaufen?
Planmäßig. (…)
- Henner Misersky hat sich hier im Blog einmal mehr in die Diskussion über die Doping- und Stasitrainer eingeschaltet
Doping auf der anderen Seite des großen Teiches:
- Scott M. Reed im Orange County Register 25 Jahre nach den Spielen von Los Angeles über die Dopingvertuschungen des USOC: „Early effort to drug test Olympic athletes kept secret“ – with organizers and athletes alike uncomfortable with testing regimen, officials chose to keep 1984 results confidential
(Just in case, ich müsste mich wieder gegen Vorwürfe verteidigen, hier würden sonst nur DDR-Doper gewürdigt: Über die Vertuschungsaktionen in Los Angeles und jenen angeblichen mysteriösen Einbruch im Biltmore-Hotel im Zimmer des IOC-Medizinchefs, bei dem positive Proben verschwanden, habe ich schon vor anderthalb Jahrzehnten geschrieben, u.a. im Buch „Muskelspiele“ gemeinsam mit Thomas Kistner. Eine Zusammenfassung zur „Achse der Täuscher“)
- James Christie in The Globe and Mail über Beckie Scott, die zwei Jahre nach den Winterspielen in Salt Lake City, wo sie zunächst „Dritte“ geworden war, zur Olympiasiegerin aufstieg: „Cross-country skier who captured the country’s imagination now a mother and advocate for Olympic athletes for the IOC“
- Auf trackalerts.com finden sich etliche Geschichten zu den jamaikanischen Dopingfällen, einfach mal vorbeischauen
- Jürgen Kalwa berichtet in der American Arena über die Haltung der Baseball-Gewerkschaft: Für die ist die Veröffentlichung der Namen von Dopern ein Verbrechen
Schließlich noch etwas Harmloses für Statistik-Freaks (und Liebhaber):
- Die besten Torjäger des Weltfußballs (via Probek auf Twitter)
hallo jens, ich nehme an, du kennst die floyd landis geschichte. letzten sonntag nochmal zusammengefasst in der nyt/iht = http://www.nytimes.com/2009/08/01/business/global/01iht-spy.html
Nee, kenne ich nicht. Aber dafür ist die Rubrik ja da, dass wir hier gemeinsam etwas kennenlernen :)
Es gibt ja auch heute in den USA noch Ergänzendes zu dem oben von mir als Lesebefehl Verlinkten, zum Beispiel:
David Wharton in der L.A. Times: Doping at the L.A. Games? Ignorance was bliss – Steroid use by athletes was already widespread in 1984 and the Olympics here were no exception, but the public hadn’t noticed yet.
Pingback: Guido Strack
Gar nix zu Goldmann-Schützling Robert Harting hier? Oder habe ich es nur übersehen?
http://de.eurosport.yahoo.com/04082009/73/wm-berlin-harting-wo-geld-gedopt.html
http://www.sport1.de/de/leichtathletik/leichtathletik_wm/artikel_136345.html
Heiße Eisen,die keiner anfassen will. Diskussionen darüber sind scheinbar tabu. Eigentlich könnte sich eine offene und aufgeschlossene Gesellschaft sich auch solch eine Diskussion leisten. Tut sie aber nicht und marginalisiert bzw. grenzt diejenigen unverzüglich aus, die es trotzdem wagen,am Baum der Erkenntnis zu rütteln. Weshalb eigentlich ?
Da war man doch schon mal weiter. ;) Wenn am Ende der Diskussion die bekannte und mehrheitlich geteilte Erkenntnis stehen bleibt, dann gibt es doch keinen erkennbaren Grund für diese Berührungsangst.
http://www.sportgericht.de/sportrecht-newstext-8130-.html
Leider scheinen nicht nur Betrachtungen zum kontrollierten Zulassung von Doping sondern auch zu jeglicher Art der Modifizierung der herrschenden (aber heuchlerischen) Auffassung zu Moral und Ethik im Sport tabuisiert.
Pingback: Robert Harting macht sich Gedanken … : jens weinreich
Da musste schnell reagiert werden. Aber überzeugend klingt das nicht.Die Abteilung Leistungsport des DLV darf es Robert Harting jetzt noch mal erklären. Da kommen Erinnerungen hoch.
http://www.derwesten.de/nachrichten/sport/doping.html
Na klar kann man „laut nachdenken“, ob bei einem Wettkampf einer 103 Meter und ein anderer 82 Meter rennen muss/darf. Blöd nur, kein Wettkampfname lässt sich für diesen ungleichen Vergleich finden.
Man könnte es vielleicht Blödsinn nennen.
Aber das ist (war?) doch ein Sinn des modernen Sportes, Regeln und das gemeinsame akzeptieren eben dieser.
Eine ganz kleine Stufe auf der langen Treppe der Ethik und Moral. Wenn aber die Protagonisten selbst an den Regeln zweifeln, dann ist es nur noch traurig.
Mal vorweg: Ich bin gegen die Freigabe.
Worüber mal aber nachdenken könnte: „Unbeabsichtigtes“ Doping freizugeben.
Es ist zwar dasselbe (eben Doping), aber irgendwie doch etwas ganz anderes, ob jmd. (passiv) Marihuana geraucht hat, oder ob er sich z. B. Blut abzapfen und wieder zuführen hat lassen.
In der Diskussion geht es ja auch vorwiegend um die großen Fische und die bewusste, massive usw. Manipulation.
Ich persönlich bin trotzdem dagegen, irgendetwas freizugeben, da es neben vielem anderem auch um eine gewisse Symbolik geht. Allerdings ist es irgendwie auch eine Definitionssache, wo Doping anfängt: Manches ist erlaubt, für Asthmatiker z. B. evtl. noch ein bißchen mehr … Das ist nicht vom lieben Gott genau so eingerichtet, sondern irgendjemand (hoffentlich Leute, die sich auskennen) hat abgewogen …
Wie ist das eigentlich bei Michael Schumacher und der Formel 1?
In anderen Sportarten gibt es doch eine Regelung, wonach ein Rückkehrer sechs Monate vor der (internationalen?) Rückkehr im – nationalen – Testpool sein muss.
Welche Sonderrolle hat die Formel 1.Die Nada führt für 2008 keine Trainingskontrolle, aber 25 Wettkampfkontrollen für den Deutschen Motor Sport Bund, denke aber nicht, dass das Formel 1 Profis (und Ex-Profis) betrifft …
WELT: Los Angeles 1984 – Dopingenthüllungen trüben Olympia-Jubiläum