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Das Olympische Bildungsmagazin

Leichtathletik-WM, Tag 4: Robert Harting, das Adrenalin und die Dopingopfer

7.58 Uhr: Ich glaube, ich bin schon wach. Weiß es aber nicht genau. Während ich noch recherchiere, ob ich tatsächlich wach bin und, sollte ich herausgefunden habe, dass ich wach bin, dann sicherlich den kürzesten Weg ins Olympiastadion ins Parkverbot ansteuere, spreche ich mal flink einen Lesebefehl aus:

  • Die Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung bastelt während der WM vom Hotel Sylter Hof aus am Blog: Mehr als Laufen

Ich war vergangenen Freitag zu einer Diskussion dort zu Gast und schwer beeindruckt von Engagement und Technik. Dumm nur, dass die Verhanldungen mit dem BOC, um den Kollegen für das Projekt Akkreditierungen ausstellen wollte, nach rund einem Jahr traurig endeten: Es gibt keine Akkreditierungen. Dabei ist doch so viel Platz im Stadion.

9.51 Uhr: Was ich gestern vergessen hatte. Am Nachmittag bekam ich einen Anruf von der Berliner Polizei. Dachte zunächst, irgendein Anwalt habe mich verklagt oder es sei bereits ein Haftbefehl ausgesprochen worden. Mein zweiter Gedanke war: die haben dein Auto abgeschleppt. Der Mann erkundigte sich aber nur freundlich nach der Demonstration, die ich vor dem Olympiastadion plane, ob ich denn die Verteilung von 20.000 Doping-Schutzmasken angemeldet habe. Er hatte davon in diesem Internetdingens gelesen. Ooops.

Er meinte die Aktion des Dopingopferhilfevereins. Ich habe den Herrn an Werner Franke verwiesen. Bin gespannt, wie Werner Franke die vielen Aufgaben meistert: die Demo, die Laudatio bei der Verleihung des Heidi-Krieger-Preises am Donnerstag, die Beratung Tätigkeit im Fall Pechstein. Sicher wird ihm das gelingen.

  • Interview im Deutschlandfunk mit Andreas Krieger zu der Aktion:

:

Nachtrag, 11.54 Uhr, weil in den Kommentaren die Frage aufkam. In der SZ schreibt Thomas Kistner zu Frankes Rolle in der Pechstein-NADA-Aktion:

Auch der Heidelberger Dopingexperte und Zellforscher Franke stellte Sonntag auf SZ-Anfrage klar: „Ich betone, ich sitze bei dieser Angelegenheit in niemandes Boot.“ Er wolle lediglich mithelfen, die „erforderlichen, ganz harten Kriterien für so einen Test“ aufzustellen.

Nachtrag, 15.33 Uhr: Der Sportinformationsdienst meldet, dass Franke für die Pechstein-NADA-Nummer nicht mehr zur Verfügung steht:

(…) „Ich habe bereits bei zahlreichen unklaren Lagen beratend mitgewirkt. Das wird häufig missverstanden. Das möchte ich diesmal vermeiden“, sagte Franke dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Die Wissenschaft dient der unvoreingenommenen Klärung einer Sache, sie ergreift nicht Partei für eine Person. Das gilt auch im Fall Pechstein, in dem ich mich nicht dem Vorwurf aussetzen will, voreingenommen zu sein.“ Er habe Pechsteins Manager Ralf Grengel mitgeteilt, dass er „mit dieser Sache nichts mehr zu tun“ haben wolle: „Ich möchte mich damit nicht mehr belasten.“ (…)

10.45 Uhr: Ein Nachtrag zum Dopinggerücht im 100-m-Finale. Ich hatte gestern Nacht noch einige Punkte zusammengetragen (am Ende dieses Beitrages). Heute morgen schrieb mir IAAF-Kommunikationsdirektor Nick Davies diese Notiz:

Hi Jens

Spoke to Chris Butler last night and he confirmed that the „split“ of tests between Dresden and Cologne has been made already. Note that Cologne will be used for all testing involving the most recent and tricky substances – so for example, for new generation EPO. As a result – the 100m men, where testing for EPO was done, was almost certainly sent to Cologne. Nothing back yet regarding the results

All the best

Nick

10.51 Uhr: Noch ein Nachtrag zu den leeren dreiviertel gefüllten Rängen, die ich hier ja seit Samstag auch mit Fotos dokumentiere. Am Sonntagmorgen habe ich darüber mit BOC-Co-Geschäftsführer und DLV-Generalsekretär Frank Hensel gesprochen. Ein Zitat hatte ich bereits veröffentlicht, hier der Wortlaut:

Herr Hensel, zur Eröffnung der WM durch Bundespräsident Horst Köhler war das Olympiastadion am Sonnabend kaum zur Hälfte gefüllt. Nun überraschte Ihr Organisationskomitee mit der Meldung, am ersten Tag seien 67.648 Besucher im Stadion gewesen. Wie glaubwürdig ist diese Zahl?

Haben Sie unsere Pressemitteilung richtig gelesen?

Aber gewiss.

Ich sage Ihnen also: Es waren 67.000 Menschen im Olympiastadion. Es waren morgens runde 25.000, ich habe die Zahlen nicht ganz genau parat, abends waren es 45.000 oder 47.000 Menschen. Wir verkaufen Ganztagestickets, das heißt, die Menschen sind ja morgens im Stadion, verlassen das Stadion und sind abends auch wieder im Stadion. Und was die Gesamtheit der Frequentierung dieser Veranstaltung betrifft im Rahmen dieser Weltmeisterschaften, werden diese Zahlen natürlich addiert, denn wir brauchen Vergleichszahlen zu vergangenen Weltmeisterschaften. Wie viele Tickets nachher verkauft worden sind, ich glaube, für den gestrigen Tag sind insgesamt, ich glaube, 42.000 irgendetwas Tickets verkauft worden, das ist ja eine ganz andere Frage.

Warum dann diese Addition. Ist das ein PR-Trick? Setzen Sie darauf, dass manche Medien glauben, das Stadion sei mit 67.000 Zuschauern voll besetzt, obwohl die Ränge halb leer blieben?

Nein, überhaupt nicht. Wir müssen uns vergleichen können mit anderen Weltmeisterschaften. Die IAAF will bilanzieren, deshalb zählen wir grundsätzlich Vormittags- und Nachmittagsveranstaltungen zusammen. Bei einer Fußball-WM lassen sie die Vorrundenspiele ja auch nicht beiseite und zählen nur das Finale.

Aber im Fußball werden nicht die Zuschauer beider Halbzeiten addiert. Das heißt also, wer im Stadion selbst oder im Fernsehen halbleere Ränge sieht, muss sich flink 20.000 Zuschauer mehr vorstellen, dann kommt er auf die Zahlen, die dem Organisationskomitee gefallen?

Also erst einmal haben wir hier nicht zu zwei Dritteln leere Ränge gehabt, sondern das Stadion war gestern hier zu drei Viertel gefüllt, um das doch einfach deutlich sagen. Es geht hier doch nicht um einen PR-Trick. Ich sage ganz offen und klar: Am Abend waren circa 45.000 Menschen im Stadion. Morgens waren es etwa 20.000. Und dann kommen wir auf eine Zuschauerzahl von etwa 65.-70.000.

Auch darüber lässt sich streiten. Sie sagen also, es sind mehr als 42.000 Tickets verkauft wurden für den ersten Tag. Haben Sie mehr erwartet?

Das war okay für den Beginn und vielleicht auch ein Impuls für den Tageskassenverkauf der nächsten Tage. Der erste Tag mit nur drei Entscheidungen und vielen Qualifikationen hat für viele Menschen nur bedingt einen Charme. Ich wünsche mir natürlich jeden Tag eine volle Hütte. Der nächste Sonnabend ist ja ausverkauft. Aber dass die anderen Tage auch so gut laufen, wird sicher ein Traum bleiben.

Werden Tickets für fünf Euro über Sponsoren auf den Markt geworfen, um die Ränge zu füllen?

Also erst einmal werden hier werden keine Tickets verschleudert. Das sind Tickets aus dem Rahmen der Kontingente, die wir vertraglich mit den Wirtschaftspartnern an die Wirtschaftspartner vergeben haben, im Rahmen des Vertrages. Dafür zahlen die Geld. Was die in Richtung Kundenbindungsmaßnahmen im Einzelfall damit machen, ja auch sehr kontingentiert in kleineren Größenordnungen, das ist schön, das ist wunderbar, aber das ist ja ihre Freiheit. Und die Tickets werden offenbar auch ganz gut angenommen.

Um wie viele Tickets handelt es sich dabei?

So weit ich weiß geht es nur bei ein oder zwei Partnern um etwa 500 bis 800 Tickets. Und zwar nur für die Veranstaltungen am Montag.

Wie zuverlässig sind die Angaben, die das BOC über die verkauften Tickets macht?

Jedes Ticket hat einen Barcode, das wird am Einlass exakt gezählt.

Eine andere Frage zum Geld, zum WM-Etat: Man hört, dass die BOC-Sponsoren kaum Geld zahlen, sondern vor allem Sachleistungen bringen. Wie stellt sich das Verhältnis zwischen Bar- und Sachleistungen dar?

Wenn wir eine Sachleistung bekommen, müssen wir keine Dienstleistung einkaufen. Insofern ist das fast egal, welche Leistung wir bekommen. Ich denke, ohne dass Sie mich jetzt auf zwei oder drei Prozent festlegen, bekommen wir etwa zwei Drittel Barleistungen und ein Drittel Sachleistungen.

Zur Finanzierung dieser WM, die rund 45 Millionen Euro kosten soll, gibt es viele offene Fragen. Aus öffentlichen Mitteln fließen rund 20 Millionen in den Etat, zusätzlich wurden knapp sechs Millionen für Arbeiten am Stadion öffentlich bezahlt. Wird es am Ende eine öffentlich nachvollziehbare, saubere Auflistung aller Etatposten geben?

Ach wissen sie, der Herr Clausen und der Herr Hensel, meine Wenigkeit, als Geschäftsführer haften ja persönlich im Rahmen einer GmbH. Da können Sie sich aber drauf verlassen, dass wir auch unter ganz anderen Risikogesichtspunkten im Rahmen dieser WM auch daran interessiert sein müssen, ich habe nicht die Lust, in den Knast zu gehen, hier die Zahlen nicht nur finanztechnisch gegenüber dem Finanzamt, sondern auch gegenüber dem Senat. Die müssen ja bis auf den Cent belegt sein.

Und mein Kommentar aus der Berliner Zeitung:

Sportparties im Olympiastadion sind nicht normal. Bei Hertha BSC werden die Geräusche auf den Tribünen mitunter über das Lautsprechersystem verstärkt. Und auch wenn die Leichtathleten gastieren, empfiehlt es sich, auf Nuancen zwischen Schein und Sein zu achten. Die Zuschauerzahlen beim Istaf waren oft genug ein Ärgernis. Es war mehrfach so, dass jene, die im Stadion waren und all die Lücken auf den Tribünen sahen, Augen und Ohren nicht trauen wollten, wenn die Organisatoren mal wieder Rekordbesucherzahlen verkündeten.

Fragen über Fragen, die sich im Olympiastadion regelmäßig stellen: Sind halbleere Tribünen nicht eher voll oder vielleicht doch halbleer? Sind halbvolle Tribünen nicht eher leer oder vielleicht doch halbvoll? Oder, ganz simpel: Warum darf man nicht einfach unbeschwert zuschauen, sich über die vielen leeren Plätze wundern, das traumhafte Wetter genießen – ohne von den PR-Parolen des Organisationskomitees (BOC) belästigt zu werden?

Laut BOC sind am Sonnabend „67.846 Besucher“ im Stadion gewesen. „Die Morgenveranstaltung besuchten 25.300 Zuschauer, die Abendveranstaltung 42.546.“ Über den kleinen aber feinen Unterschied, dass allein Tageskarten verkauft werden und es davon je 56.000 gibt, klärte die BOC-Mitteilung nicht auf. Wer also morgens und abends ins Stadion pilgert, wird vom BOC doppelt gezählt.

Fiktionen lassen sich besser verkaufen. Das klingt geradezu weltrekordverdächtig. Das klingt irgendwie Michael-Mronz-mäßig. Als hätten 67.846 Menschen bezahlt, um an 56.000 Tickets zu kommen. Als wäre das Stadion überfüllt. Wer nicht drin war in der Arena oder wer nur die Nahaufnahmen des HD-Fernsehens von den besser gefüllten Rängen sah, kann sich derlei Fragen allerdings kaum stellen. Der muss dran glauben. Wir derjenige nicht gar ein bisschen betrogen?

Wenn Hertha BSC künftig so zählen würde wie das BOC und also die Besucher beider Halbzeiten addierte, ergäbe sich ein Durchschnittsbesuch von mehr als 100.000 Menschen. In einem Stadion, in das beim Fußball 76.000 Zuschauer passen. Hertha wäre Weltrekordler für Vereinsmannschaften.

Aber vielleicht sollte man das besser nicht schreiben. Sonst kommen sie bei Hertha noch auf dumme Gedanken.

13.27 Uhr: Und nun, etwas verspätet, zum Thema des Tages, des hier längst diskutiert wird. Robert Harting, das Adrenalin, die Gedanken und die Worte – das ist keine gute Mischung. Manchmal denkt Harting laut, nimmt das Resultat seines Denkprozesses wieder zurück, um dann wieder laut zu denken. In der Summe lässt sich vermuten, dass Harting, Schützling des dopingbelasteten Trainers Werner Goldmann, tatsächlich so denkt und tickt, wie es gelegentlich regelmäßig aus ihm herausbricht.

Gemäß einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte Harting nach seinem gelungen Qualifikationswettbewerb:

Wenn der Diskus auf dem Rasen aufspringt, soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Doping-Opfer hier verteilt haben. Aber ich bin kein Mörder, ich will nur, dass sie wirklich nichts mehr sehen.

Der Sportinformationsdienst (SID) zitiert Robert Harting so:

„Wenn der Diskus aufkommt, soll er gleich gegen die Brillen springen, die die Dopingopfer hier verteilt haben – damit sie wirklich nichts mehr sehen.“

„Ich glaube, dass ich die Kraft des Wortes ein wenig unterschätze, aber ich lüge nicht. Die Leute, die die Sachen vor den Kopf bekommen, sollen sich Gedanken machen.“

Kollegen von Tageszeitungen haben in der Mixed Zone diese Worte aufgeschnappt und auf Band:

Ich hoffe, dass der Diskus aufkommt und gleich gegen eine der Brillen springt, damit die dann auch wirklich nichts mehr zu sehen haben.

Oben hatte ich zum Nachhören bereits ein DLF-Gespräch mit Andreas Krieger verlinkt.

14.32 Uhr: Inzwischen ist es ja zu einer schönen Tradition geworden, die Pressemeldungen des BOC zu den gigantischen Zuschauerzahlen zu vermelden. Bitteschön, wenige Sekunden alt:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

die offizielle Zuschauerzahl der 12. IAAF Leichtathletik WM berlin 2009™ für die Vormittagsveranstaltung am Dienstag, den 18. August 2009, im Olympiastadion Berlin lautet 19.951.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

15.37 Uhr: In Kürze gibt der DLV eine Erklärung zu Harting ab. Sie werden ihn aber nicht aus dem Team schmeißen.

15.46 Uhr: Vor 30 Sekunden gekommen:

Stellungnahme des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV):

Bezüglich der Aussagen von Diskuswerfer Robert Harting in der jüngeren Vergangenheit zu Doping und aktuell zu Dopingopfern gibt Professor Dr. Eike Emrich, Vizepräsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und gleichzeitig Teamchef der deutschen Mannschaft bei der Leichtathletik-WM in Berlin, folgende Stellungnahme auf der Basis eines Gesprächs mit Robert Harting ab:

  1. Robert Harting ist gegen jede Form des Dopings im Sport.
  2. Robert Harting wünscht sich international überall Doping-Kontrollen in hoher Dichte aus Gründen der Chancengleichheit.
  3. Robert Harting bedauert aufrichtig seine nach der Diskus-Qualifikation getätigten Aussagen gegenüber Dopingopfern.
  4. Mit der Bitte um Nachsicht führt Robert Harting an, dass die Anspannung des Qualifikations-Wettkampfes nachwirkte und zu unakzeptablen Äußerungen geführt hatte. Dies wurde dadurch verstärkt, dass Diskussionen um die Dopingproblematik in der Vergangenheit wiederholt seine Konzentration auf die Vorbereitung gestört hatten.
  5. Robert Harting wird sich nach seinem Wettkampf in der DLV-Pressekonferenz am Donnerstag, 20.8., persönlich äußern und danach wird der Deutsche Leichtathletik-Verband die Problematik mit ihm noch einmal diskutieren.

16.42 Uhr: Zum Witzbolt und den Daten gestern noch eine Grafik: Seine Geschwindigkeiten in Meter/Sekunde. (mit Dank an Alex) Das Original findet sich hier.

Quelle: IAAF, biomechanical analysis, Bolt 100m

19.15 Uhr: Ja hat denn niemand die Siegerehrung für die Stabhochspringerinnen gesehen? gua nicht da? Trebor und andere? Was ich nur sagen will: Als ich ins Stadion marschierte, kam mir ein guter alter Bekannter entgegen. Er nestelte an seinem Schlips, denn der muss sitzen. Würde mal sagen, er hat mich gesehen, doch während ich mich auf ein freundliches „Grüß Gott“ vorbereitete, ein Nicken im Vorübergehen, senkte er den Blick. So auffallend, dass der Kollege K. neben mir brummte: „Ja, da schau her. Der scheint dich ja zu mögen!“

Ich habe schnurstracks kehrt gemacht, doch der Herr war schneller und schon in dieser Tür verschwunden, die zur Medal Plaza führt:

VIP-Pforte zur Medal Placa

Nächster Versuch. Umgedreht und durch den erstbesten Eingang auf die Ränge. Ist ja kein Problem, niemand muss hier fürchten, jemandem einen Platz wegzunehmen oder die Sicht zu versperren. Bin also rein und bis zur Wand aus Plexiglas, um jenen, der mir gerade entwischt war, bei der Arbeit zuzuschauen:

Weil ich nun schon mal an anderer Stelle im Stadion weilte, habe ich auch gleich den Rat des BOC-Geschäftsführers Frank Hensel befolgt und die zu 3/4 stets gut gefüllten Ränge dokumentiert.

19.33 Uhr: Wie ich das sehe, hat Steffi Nerius eine Medaille schon sicher. 67,30 Meter – das reicht.

19.40 Uhr: Ich kopiere mal den sehr schönen Kommentar von Stefan W. hinein, der uns überzeugend die Zählweise des BOC erläutert:

20 000 sind also etwa 2/3 von 65 000 oder 56 000, und 45 000 sind auch etwa 2/3 von 65 000 oder 56 000. Macht zusammen 4/3. Das ist doch eine recht defensive Zählweise.

Ich würde ja sagen 45 000 sind etwa doppelt so viele wie 20 000, und müssen, da dies 2/3 sind, alleine schon 4/3 sein, plus die 2/3 vom Vormittag ist das Stadion also im Schnitt voll (6/6).

19.52 Uhr: Sanya Richards war natürlich auch eine große Nummer. 49,00. Schneller waren bisher überhaupt nur acht Frauen. Ihre Bestzeit aus 2006: 48,70. Aber bitte jetzt keine Fragen. Lasst uns einfach mal Sport sehen.

19.57 Uhr: Im Übrigen frage ich mich, was die Dopingopfer mit den 20.000 Brillen machen. Die können sie unmöglich alle verteilt haben. Muss mal nachfragen.

20.11 Uhr: Wie wär’s mal wieder mit einer Pressemeldung des BOC? Nur einige Zitate, gerade gekommen (Fettungen wie im Original):

Nee, ich habe die Zitate mitsamt Fehler wieder gelöscht. War mir doch zu blöd und kleinlich. Sorry.

20.47 Uhr: Statistik gefällig vor den letzten fünf Würfen? Habe mir alle WM-Ergebnisse im Speerwerfen der Frauen angesehen. In sieben von elf Weltmeisterschaften stand die Siegerin mit dem ersten Wurf fest. Ich denke, Steffi Nerius wird die achte Weltmeisterin sein, der das gelingt. Ist halt auch Nervensache. Nur ein Mal gewann eine Werferin mit dem letzten Versuch die Goldmedaille: Es war bei der ersten WM 1983 in Helsinki die Finnin Tiina Lillak.

20.56 Uhr: Ist doch ganz nett. Die paar Menschen machen ziemlichen Lärm und die Weltmeisterin wirft sogar nochmal. Tränen. Tränen.

20.59 Uhr: Berlino Der Problembär freut sich ebenfalls. Und auf der Tribüne greift sogar Werner Goldmann zur Kamera.

21.01 Uhr: Schade für Steffi Nerius, dass nicht mehr Menschen im Stadion sind – und dass die Regie nicht einfach mit der nächsten Siegerehrung wartet, bis sie ihre Ehrenrunde hinter sich hat. Das ist dumm, das ist ärgerlich, das ist den Sportlern gegenüber respektlos. (Oh, so ein Satz von mir.)

21.20 Uhr: Zum Abschluss doch noch ein Witz von und mit dem BOC. Wie jeden Abend auch heute – brandaktuell, vor 20 Sekunden gekommen, die BOC-Zahlen:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

am vierten Veranstaltungstag der 12. IAAF Leichtathletik WM berlin 2009™ kamen insgesamt 49.848 Besucher in das Olympiastadion Berlin. Die Vormittagsveranstaltung besuchten 19.951 Zuschauer, die Abendveranstaltung 29.897.

96 Gedanken zu „Leichtathletik-WM, Tag 4: Robert Harting, das Adrenalin und die Dopingopfer“

  1. @ Fred Fredson: Glueckwunsch nachtraeglich zur gewonnenen Wette! Any suggestions fuer die 200 Meter?

  2. Hehe! Danke! Hm… Da muss ich mir heute erstmal die Vorläufe ansehen, um mir ein Bild zu machen. Aber noch mal so einen Treffer werde ich kaum landen!

  3. @ Fred Fredson: Immerhin muessen die Wett-Anbieter keine Zeitwetten-Manipulation befuerchten, so dass es auch bei etwas Streuung gute Quoten geben duerfte ;-)

  4. Liest sich das bisher nur so, oder ist Nick Davies wirklich ein angenehmer und auskunftsfreudiger Kommunikator? Hätte ich in der Position nicht unbedingt erwartet …

  5. Ich schaue gerade ZDF und Eurosport gleichzeitig (ja, ich bin ein Freak). Wieso schafft es das ZDF nicht mal jetzt, wo ja wirklich nicht viel los ist (fast) alles live zu zeigen? Warum zeigt Eurosport mehr live als das ZDF, obwohl es da alle 5 Minuten 5 Minuten Werbung gibt? Warum zeigt das ZDF sogar Bilder von Ariane Friedrich, wie sie eine Minute über die Bahn schlendert aus der Konserve?!

  6. Ich habe den Herrn an Werner Franke verwiesen. Bin gespannt, wie Werner Franke die vielen Aufgaben meistert: die Demo, die Laudatio bei der Verleihung des Heidi-Krieger-Preises am Donnerstag, die Beratung für Claudia Pechstein.

    @ Jens Weinreich
    Seit wann berät Herr Franke die Frau Pechstein? Habe ich etwas verpasst?

    Ansonsten, verfolge mit großer Begeisterung die WM auf dieser Seite. Weiter so!

  7. Laut dpa habe Robert Harting gesagt: „Wenn der Diskus auf dem Rasen aufspringt, soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Doping-Opfer hier verteilt haben. Aber ich bin kein Mörder, ich will nur, dass sie wirklich nichts mehr
    sehen.“

    Uwe Trömer soll entgegnet haben: „Es wundert mich nicht, was Harting da ablässt. Auch in seinen Äußerungen zur Freigabe von Doping ist er ja schon zurück gerudert. Ich wünsche Harting, dass er am Mittwoch Weltmeister wird, aber ich wünsche mir auch, dass er mal über ein paar seiner Äußerungen nachdenkt.“

  8. Thema Körperfettanteil:

    Was ist das…dieses Ariane Friedrich?

    Frage am Rande:
    Gibt es wirkungsvolles Doping beim Hochsprung?

  9. @ niederrheiner: Habe das oben mal korrekter gemacht. Jetzt müsste es verständlich sein. Offenbar hast Du was verpasst. Die Meldungen kamen am Wochenende.

  10. @TobiasL: Kannst Du mir bitte kurz mal den Sinn von Diuretika bei Hochsprung erläutern? Da bin ich noch Novize…

  11. Muss mich erstmal korrigieren: „wirkungsvoll“ im Sinne von unerlaubt und gesundheitsschädlich.
    Diuretika wirken entwässernd und helfen beim extremen Gewichtsabbau.

  12. Ok, danke. Nach Betrachtung des Hochsprungwettkampfes muss ich jedoch sagen, dass Vlasic besser bei ihren Sprüngen aussah, soll heissen: Da war mehr Luft zwischen ihr und der Latte.

    Zudem finde ich dieses hochsterilisieren (Bruno Labbadia) des Verhaltens (Sonnenbrille, weggucken, „Ice-Queen“ von den ÖR) absolut anstrengend.

  13. @ Jens: Na beim Fragesteller hatte ich das qua Position (und Person) auch so erwartet. Kümmern sich denn Adams, Klaus oder Stenger auch so freundlich um persönliche Anfragen?

  14. Gibt es eigentlich einen Ort, wo man sich mal über das Sendegebahren der ÖRs beschweren kann? Ist mir schon bei den vorletzten Olympischen Spielen aufgefallen. Dieses peinliche Konzentrieren auf die Handvoll Deutscher ohne Siegchancen, Siegerehrungen ohne Deutsche werden gar nicht gezeigt, wie bei der Schwimm-WM gab es da stattdessen unwichtige Interviews mit Ehemaligen, und das Peinlichste war das Abschalten nach dem letzten Rennen sowohl Sonntag als auch gestern, als ob gerade anderswo 9/11 passiert wäre.
    Es lebe Eurosport! Da kriegt man trotz Werbung mehr mit als bei ARD und ZDF.
    Der Super-GAU war, als einen Bruchteil nach Start der offensichtlich wichtigsten Disziplin der Welt der ZDF-Livestream abgeschaltet wurde. Das war kein Bandbreitenproblem! Inkompetenz, egal wohin man zielt.
    Sorry, ist hier vielleicht der falsche Ort, aber das musste mal raus.

    Weiter so, Jens.

  15. Ja, der ZDF-Livestream beim 100m-Finale der Männer. Pünktlich zum Zieleinlauf war er aber wieder da.

  16. „Thema des Tages“ (Harting): Wird denn so eine Deppenäußerung wirklich so breit debatiert?
    Sollte ich die Abendnachrichten lieber auslassen, wird es einen Brennpunkt geben?

  17. Naja, derharting.de ist wohl so etwas wie ein ehrlicher Dummer, jedenfalls verbal heuchelt (oder lügt) er nicht. Damit hat er seinem Trainer schon mal etwas voraus – und auch vielen anderen Protagonisten in dieser Sache.
    Was er wohl morgen raushaut, wenn er, der nach eigenen Angaben seinen Körper so rücksichtslos verschleißt, weil er nach eigenen Angaben im Gegensatz zu vielen anderen nach eigenen Angaben nicht dopt, so weit vorn landet wie in der Quali?
    Ansonsten: Prima Werbung.

    jw: Schon jemanden mit Brille entdeckt?

  18. Wieso äußert sich eigentlich der DLV zu den beschämenden Aussagen von Harting? Möchte der Verband etwa „unsere Medaillenhoffnung“ nicht beschädigen?
    Eigentlich würde ich erwarten, dass der Verband den Athleten aus Respekt vor den Dopingopfern nach solchen Beleidigungen aus dem Wettkampf nimmt. Aber wahrscheinlich sind die gerade alle damit beschätigt Tickets zu verkaufen.

    @Jens: Vielen Dank für das wie immer großartige Bloggen!

  19. @sven_me
    Clemens Prokop hat sich dem sid gegenüber geäußert: „Ich finde diese Aussagen unerträglich“

  20. Sollte man nicht angesichts der heutigen Realitäten im Leistungssport, jemandem der solche Aussagen wie Herr Harting tätigt, mit einer Schutzsperre versehen?

    ;-)

  21. Àpropos Brille: Jens, wie machst Du heute Deinen Job, eigentlich müsstest Du aus Solidarität ständig die Dopingbrille tragen.
    Gestern wurde Jan Fitschen interviewt zum 10.000 m Rennen, ich kann mich erinnern, dass das ÖR Fernsehen damals bei seinem EM-Titel vorzeitig weggeschaltet hatte (Werbung oder so).

  22. Zu dem Harting fallen mir jetzt nur Sachen ein, die ich dem Hausherren zuliebe nicht aufschreibe.
    Geht gar nicht und der soll sich mal in seine 119€-ohne-Frühstück-Suite zurückziehen von der ich die Tage im öffentlich Rechtlichen was gesehen habe, weil ja gerade bestimmt kein Sport war…

  23. 19.951 Menschen. Das sie da nicht einfach 20.051 raus gemacht haben. Respekt. Das würde doch noch viel gigantischer klingen!

    Und zu diesem diskuswerfenden Ignoranten: Was hat er gegen eine solche Aktion? Muss ich das verstehen? Er ist doch selber TOTAL gegen Doping.

    Oder glaubt er, dass die Dopingopfer selber Schuld sind und sich nur inszenieren wollen? Dann wäre er noch dümmer, als ich gedacht hätte. Ich glaube langsam, dass muss ich nicht verstehen.

  24. @Fred Wenn ich das richtig verstanden habe, liegt Hartings Trainer Goldmann heftig im Clinch mit dem Dopingopferhilfeverein. Der Verein bzw. dessen Protagonisten (Ines Geipel, Uwe Trömer und andere) hatten es doch tatsächlich mehrfach gewagt, Goldmanns Umgang mit seiner Doping-Vergangenheit zu kritisieren.

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  27. Noch ein Nachtrag (wird bestimmt nicht der einzige bleiben ;) ) zum neuen Weltrekord über 100m:

    Prof. Dr. Harald Braem vom Amt für Farbpsychologie hat auf der Hertha-Website noch eine Erklärung für Flitze-Bolt anzubieten:

    Die blaue Laufbahn:

    „Blau ist eine fließende Farbe, darauf können die Athleten viel befreiter laufen“, sagt der Fachmann für Farbpsychologie. Aus Braems Sicht ist der Effekt mit der Wirkung von blauen Straßenschildern an Autobahnen zu vergleichen. Rot hingegen gilt als Warnfarbe, die zur Vorsicht verleitet. Üblicherweise werden Leichtathletikbahnen weltweit in rot gebaut.“

    Ganzer PR-Text auf der Hertha-Website

  28. @Jack

    Ich hatte mich bei ARD und ZDF schon über die Übertragungen beschwert. Aber keine der 2 Sendeanstalten hat mir eine Antwortmail geschickt.

  29. Ich weiß nicht, ob es schon jemand gepostet hatte: Aber bei der IAAF gibt es mittlerweile auch die Messkurve der Laserpistole (PDF), die die Biomechanik-Forscher Herrn Bolt auf die Brust (oder wo auch immer hin) gesetzt haben. Die Geschwindigkeitsentwicklung zeigt sehr schön, dass er sein Tempo ab 50 Metern fast konstant hoch halten konnte (die Höchstgeschwindigkeit von 44,17 km/h liegt bei 65 Metern) und dass er bei 92 Metern offensichtlich nicht mehr so richtig Lust zu laufen hatte.

  30. Robert Harting sollte für sich sprechen (tut er ja auch). Die stellungnahme des Verbands taugt nichts.

    Was Dernsehübertragungen angeht, habe ich mich bisher einigermaßen zurückgehalten. Das sah schon ganz anders aus. Nach wie vor ist für mich aber Eurosport die erste und quasi einzige Wahl. Die öffentlich-rechtlichen Mängel und insbesondere dieser massive Live-Betrug, das muss ich nicht haben.

    Denke, der Patriotismus ist nicht so sehr das Problem. Da halten andere Sender mit. Vielleicht ist es eher die Art und Weise des Umgangs: In anderen Ländern sind es vielleicht mehr Stars und weniger Mitläufer, mit denen man fiebert. Und es ist da und dort sicher ein natürlicherer, fröhlicherer Patriotismus als beim Ersten und Zweiten, wo es traditionell hie und da verkrampft zugeht.

    In anderen (kleineren) Ländern wird teils nur wegen eigener herausragender Athleten übertragen. Auf ORF habe ich noch keine Übertragung gesehen … z. B. …

  31. Was mir recht gut gefällt, wie (intensiv) sich der Deutschlandfunk der WM annimmt. Nur sind die Beiträge aus dem ARD-Pool halt wie sie sind: Oft gut, manchmal auch sehr gut, aber nicht immer (gerade nicht die bunten Beiträge). Beisolchen Ereignissen schadet eigene Präsenz nicht, jedenfalls dann nicht, wenn man eigene Akzente setzt.

    Das macht immerhin Jens Weinreich im DLF. Das Gespräch am Sonntagabend hat mir gut gefallen.

    Trotzdem habe ich mich etwas gewundert (andererseits auch nicht, weil ich das Geschäft selbst kenne und die anderen nicht automatisch für die besseren Journalisten halte).

    Jens Weinreich gab also wieder, alles stünde im Bann des 100-Meter-Weltrekords. Galt für ihn offenbar gleichermaßen.

    Die kritischen Fragen würde man sich (auch unter Journalisten) vom nächsten Tag an stellen. So habe es bei der Pressekonferenz wohl keine gegeben.

    WIE UNPRAKTISCH ABER AUCH.

    Wenn der gute Mann eben zu dem Zeitpunkt da sitzt (und nicht beliebig zur Verfügung steht), dann empfiehlt es sich dann (auch) kritische Fragen zu stellen.

    Dass Bolt offenbar nur blödeln wollte, ja, das kam an. Trotzdem. Nachher wird wieder wild rumspekuliert alles Mögliche herangezogen, aber die Chance für Statements aus erster Hand lässt man verstreichen. Zugegeben: Natürlich kann man auch Informationen zu heiklen Fragen an anderen Stellen einholen. Trotzdem ist es mir ganz generell ein Rätsel, wie wenig PK´s genutzt werden. Oder wurden kritische Fragen unterbunden?

    Übrigens: Auch bei der Beurteilung der Live-Reportage von Volker Hirth war Jens Weinreich (liebenswert) unkritisch. Sicher: Es war eine gute Reportage. Aber nicht für Leute, die nur am Radio live dabei sind. Kurz vor und nach dem Zieleinlauf hat sich der Reporter auch nur dazu verstiegen, zu sagen, wie toll alles war. Bis er mit der HAUPTINFORMATION rüberkommt, dass tatsächlich Bolt gewonnen hat, das dauert. Radio-Reportage, das ist eine hohe Kunst, leider ist es mit dem Beschreiben und den Grundlagen so weit nicht mehr her, sondern es geht auch hier mehr und mehr um den Effekt („fantastisch …“). Sicher, das ist Kritik auf hohem Niveau. Aber die darf auch sein.

    Was Jens Weinreich angeht, ist es aber wohl gar nicht so schlecht, wenn er nicht immer NUR KRITISCH ist, sondern auch von der Dramatik des Augenblicks etc. mit erfasst wird …

  32. @ Walter: Aufmerksam lesen. Ich sage doch: Ich habe und brauche keine dritte Brille. Nur bald dritte Zähne.

  33. Hallo,
    nur am Rande – da ja die biomechanische Analyse von Bolt hier verlinkt ist:

    Wie geht es denn, dass man als Maximalgeschwindigkeit 12,27 m/s hat (erreicht bei 65 m) – aber man nach 70 m eine Durchschnittsgeschwindkeit von 12,35 m/s hat?

    Ich dachte immer, der Durchschnitt wäre kleiner als das Maximum …

  34. JW für SPON: Abwarten und Blut testen

    Zu gering ist das Vertrauen in den Weltverband IAAF – die Vorwürfe gegen die Organisation wiegen schwer.

    Die „Vorwürfe“ haben aber nichts mit dem konkreten Fall zu tun, oder doch?

  35. @ Jochen Keitel
    Du hast recht, dass die Maximalgeschwindigkeit aus den vorliegenden Daten eher bei 70 Metern liegen sollte, da scheint sich ein Fehler in der Datenaufstellung eingeschlichen zu haben. Die „Durchschnittsgeschwindigkeit“ ist damit aber auch nicht gemeint, die liegt sogar nach 100m „nur“ bei 10,44m/s (100/9,58)…

  36. sommerkommentar @ jens weinreich & walter: Mit der üblichen deutschen Übergröße an dritten Zähnen käme ein Foto

    neben diesen dicken Bären

    gewiss auch nicht schlecht, einmal rein kompetitiv gesehen.

  37. @jw/ralf: der präsident des DLV kam im fernsehen gerade sehr unsouverän rüber – schmallippig und kurzsilbig. weil ich mich nicht auskenne und aus interesse: ist der so oder täuscht mich mein eindruck?

  38. Schoen, alle haben Hartung gehoert, aber jeder etwas leicht anderes. Welche Version soll der arbeitende Journalist uebernehmen? Nicht, dass aus einer mehrdeutigen Antowrt ploetzlich eine sinnentstellende, eindeutige wird… (Bsp. Eva Herman). Mal sehen, ob der Diskus auch so weit fliegt.

    @jw: A propos nette Fragesteller — wissen Sie, was Robert Hartung gefragt worden war, bevor er so austickte?

  39. @ Ralf: Mit Überschriften und halbfetten Vorspännen (heißt das so im Plural?) haben Autoren nichts zu tun.

  40. @nocheinjurist: Nein. Ich war nicht dabei. Aber im Kern sagen doch die Zitatversionen dasselbe, oder? Selbst Sie haben eigentlich wenig Grund, daran zu zweifeln, zumal: er ist verbaler Wiederholungstäter.

  41. @JensW Ich erinnere mich an einen Artikel von Dir über HartIng (Gruss an nocheinjurist)in der Berliner. Da habe ich ganz gut die Geistesgrösse einordnen können. Eigentlich schade, denn die Hoffnung auf eine annehmbare Rabaukenstimme im Unfeld der Leichtathletik hat sich erledigt. Wo ist eigentlich Harald Schmid? Ja, genau der und nicht der andere.

  42. @ TobiasL: Danke.

    @ jw: Aber der Umstand, dass alle dasselbe gehoert und es verschieden aufgeschrieben haben, ist auch interessant, oder? Aber egal, nein, es geht um Folgendes: Der DLV dachte, der Satz sei gegenueber Dopingopfern getaetigt worden (Entschuldigung Punkt 3). Wenn aber der Diskus auf- und gegen eine der Brillen springt (egal, ob sollen oder hoffen), dann trifft es doch … Zuschauer. Denn die — tragen die Brillen.

    Ausser dass der Satz in beiden Deutungsvarianten zeigt, dass Sportler nur auf dem Platz Leistung bringen muessen, ist mir nicht klar, warum der DLV sich fuer die Variante entschuldigt, die bei kurzem Nachdenken den unwahrscheinlicheren Geschehensablauf beschreibt.

    Bin schon gespannt auf die morgige Presseschau.

  43. 20 000 sind also etwa 2/3 von 65 000 oder 56 000, und 45 000 sind auch etwa 2/3 von 65 000 oder 56 000. Macht zusammen 4/3. Das ist doch eine recht defensive Zählweise.

    Ich würde ja sagen 45 000 sind etwa doppelt so viele wie 20 000, und müssen, da dies 2/3 sind, alleine schon 4/3 sein, plus die 2/3 vom Vormittag ist das Stadion also im Schnitt voll (6/6).

  44. Ja, und die Sonne scheint 24 Stunden ueber dem herrlichen Berlin. Man kann sie nur nicht immer sehen.

  45. @Jochen Keutel: Ich würde die Geschwindigkeitsdifferenzen auf die Messungenauigkeit zurückführen (leider geben die Forscher in ihrer ersten Analyse keine Fehlerbalken oder -toleranzen an). Die 12,27 m/s kommen aus den gemittelten Werten der Laserpistole (die Messfehler haben kann), die 12,35 m/s kommen von den gemessenen Zwischenzeiten bei 60 und 70 Metern. Wenn bei letzterem allein durch die Rundung fünf Tausendstel auf der Strecke geblieben sind, wäre man wieder bei 12,27 m/s. Die zweite Dezimalstelle ist bei all diesen Werten daher mit Vorsicht zu genießen.

  46. Bolt hat Kondtionsprobleme! Im 200 Meter-Zwischenlauf hat er gerade auf den letzten Metern Tempo rausgenommen!! Das ist ein sicheres Zeichen, die 200 Meter sind zu lang für ihn.

  47. Ich hätte ja mal Lust den Bolt auf Langstrecke starten zu lassen. Nur um zu sehen wann und ob er mal außer puste kommt…

  48. *** WERBUNG ***

    @ mogli müller: Der TV-Stick ist von Aver Media. So ein kleines langes schwarzes Etwas. Habe diesmal einen genommen, der nicht wie ein USB-Stick eingestöpselt werden muss, kann mir zu leicht abbrechen. Also mit einem üblichen USB-Kabel verbinden. Kostet 22 Euro. HD-ready. Wirklich sehr gute Bildqualität (für meine Begriffe). Läuft sogar auf meinem Netbook (NC10, 2GB Arbeitsspeicher), ich habe es nebenbei laufen und zeichne gerade die ZDF-Sendung auf.

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  49. Sind all die kritischen Kommentare irgendwie doch zu den ö/r durchgedrungen? Heute bisher relativ viel Sport in live, wie ich finde … auch wenn – zugegeben – im Minuten-Takt Steffi Nerius zu sehen ist: beim Sitzen, beim Stehen, beim Gehen, beim Dehnen, beim Joggen, achso und beim Werfen.

  50. Jens, ja ich war nicht da und habe die Siegerehrung nicht gesehen. Aber wenn ich sie gesehen hätte, wäre mir sicher das UDIOCM aufgefallen. ;)
    Da fällt mir auch gleich wieder eine Frage ein, die ich schon gestern stellen wollte: Wer was das neben Sergej Bubka (teils) mit dem Opernglas? Für mich sah der aus wie Samaranch sen. aber ich kenne die ja nicht so, kann mich also irren und das war ein ganz anderer.

  51. @ Gua: Habe ich leider nicht gesehen. Ich hasse es, wenn ich die besseren Plätze nicht einsehen und deshalb auch nicht erkennen kann, wer neben wem, wer mit wem, wer nicht, wer doch usw. usf.

    Auch deshalb zeichne ich gern so eine Übertragung auf, damit ich im Zweifel nachschauen kann.

  52. Schade. Der war mind. zwei Mal zu sehen als auf Bubka geblendet wurde. Und kann ja auch sein, dass er da gar nicht mehr im Stadion war, weil ich habe ihn glaube ich früher am Tag gesehen.

  53. Das war in der Tat Samaranch, der Ältere – haben zumindest auch die Eurosport-Kommentatoren so gesehen.

    War da gerade eigentlich das Mikrofon kaputt oder hat Sigi Heinrich bei Nerius‘ Sieg die ein oder andere Träne verdrückt?

  54. Gua, das war ganz sicher Samaranch.

    Während der Eurosport-Werbepausen und während einiger Techmik-Wettbewerbe landet man ja doch mal bei den Öffentlich-Rechtlichen. In-etwa-Zitat von heute: „Der Dreisprung ist an uns vorbeigegangen. Aus deutscher Sicht mit Recht.“

    Diese dämliche Formulierung „aus deutscher Sicht“ geht mir mittlerweile so unglaublich auf die Nerven, dass ich einmal kurz Luft ablassen muss. Grob ins Politische übersetzt heißt das, dass keine Nation, die auf Berichterstattung im deutschen Fernsehen hofft, mit dem 3. Weltkrieg beginnen sollte, wenn in Köln gerade Karneval ist.

  55. ZDF: „Der Dreisprung ist an uns vorbeigegangen, aber völlig verständlich aus deutscher Sicht.“
    Ach die lieben Gastgeber!

  56. Hiho,

    laut Spiegel Online gibts den ersten Dopingfall.Ein Hindernisläufer aus Marokko (Jamal Chatbi) ist bei einer Trainingskontrolle auf Clenbuterol positiv getestet wurden.

  57. Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

    am vierten Veranstaltungstag der 12. IAAF Leichtathletik WM berlin 2009TM kamen insgesamt 49.848 Besucher in das Olympiastadion Berlin. Die Vormittagsveranstaltung besuchten 19.951 Zuschauer, die Abendveranstaltung 29.897.

    mhhm, warum nur fühle ich mich beim Lesen solcher Pressemitteilungen immer mndst. 20 Jahre jünger?

  58. Freunde der Nacht, mein Ausflug in den dlv-wm-Club hat sich gelohnt. Angie ist auch da. Fotos von der bukanzlerin, problembaer und Ralf bartels morgen in diesem Theater!

  59. adrenalin pur. danke für diese fulminante berichterstattung. bloggen ist doch besser als boykottieren… auch paralympics athleten und fans freuen sich mit steffi nerius – und ihrer trainerin.
    glückwunsch aus berlin!

  60. Im Internet sieht niemand, wenn man rot wird. Das ist doch positiv (2/3).

    Neues Thema: Diese „biomechanical analysis“ gefällt mir übrigens gut. Das widerspricht auch russischen Behauptungen, daß Usain Bolt zwischenzeitlich mehrere Sekunden auf keinem Radar sichtbar gewesen sei. :)

  61. Pingback: Neunkommafünfacht | schonleben mittendrin: subjektiv, subversiv!

  62. Hoert man diese „Asterix-Geraeusche“ (wooosh und doiiing) beim Speerwerfen eigentlich auch vor dem Fernseher? Wenn ja, koennte man ueberlegen vor dem 100m Finale das Gerausch des Zaubertrank trinkenden Asterix einzuspielen. So zur Kontextualisierung und so…

  63. @ indykiste: Weil die fast alle auch zum Olympischen Tag in den Jahn-Sportpark gegangen waeren!?

  64. Bin ich der Einzige hier, der Empathie für Harting empfindet? Vielleicht bin ich ja der Einzige mit einem kleinen Bruder. Bei mir war es jedenfalls so: Es war mein neunter Geburtstag und ich hatte mich schon das ganze Jahr darauf gefreut. Endlich ein Tag, an dem es nur um mich und nicht um meinen kleinen Bruder geht. Endlich Geschenke und Aufmerksamkeit. Und was passiert? Mein Arschlochbruder fährt mit seinem Rad mit Stützen dran gegen einen Baum und hat eine Platzwunde. Bruder ins Krankenhaus, oh mein Gott, hier, schnell Deine Geschenke.
    So fühlt sich auch Harting. Endlich seine WM in seiner Stadt und dann kommen irgendwelche (in seinen Augen) Idioten, die die Aufmerksamkeit von ihm ab- und auf ein Thema, mit dem er offenbar nichts zu tun haben will, zulenken. Da kann man schon mal sauer werden, wenn man das Hirn eines Neunjährigen hat.

  65. Pingback: Leichtathletik-WM, Tag 5: Angela Merkel : jens weinreich

  66. Wenn man sieht, welche Wellen der Harting-Spruch schlägt, dann war es unterm Strich für die Dopingopfer nicht das Schlechteste, das Harting die Kamera auf diese gerichtet hat. (nicht zynisch gemeint)

  67. man, ich wíll auch so ne brille, aber ich finde die nicht, am osttor stehen die jedenfalls nicht! schade.

  68. Pingback: Leichtathletik-WM: Tag 5: Harting, Doping und andere Kleinigkeiten : jens weinreich

  69. Weil die fast alle auch zum Olympischen Tag in den Jahn-Sportpark gegangen waeren!?

    „Dieses ist des Pudels Kern.“

  70. Pingback: Kai Pahl

  71. Thomas Hahn in der SZ: Gold ist schwerer

    Und die Harting-Wähler, viele der deutschen Sportjournalisten, zeigen, was sie eigentlich interessiert: nicht eine Sportkultur der inhaltlichen Tiefe, sondern Medaillen und dumpfes Gebrüll. Das ist peinlich.

  72. Was einmal geschrieben werden musste und als Querverweis auch zu Ralf Kohlers jüngstem Post gepasst hätte. Ich sehe mich in meinem vor vielen Jahren schon vollzogenen Austritt aus dem VdS mal wieder bestärkt. In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf das Sportnetzwerk verwiesen, auf dessen Seite auch gerne mehr Verkehr herrschen dürfte – aber die meisten Interessenten tummeln sich vermutlich zumeist hier.

  73. Ein bisschen arg selbstgerecht, innerhalb eines Artikels nicht nur Sportler, sondern auch Kollegen in anständig und unanständig zu unterteilen.

    Herr Hahn, der es sich in der „Süddeutschen“ immer wieder gestattet, aus sportlichen Wettkämpfen in seiner Berichterstattung nur die Ergebnisse der deutschen Sportler herauszufiltern, sollte sich nicht allzu laut beschweren, wenn andere Journalisten noch einen (ziemlich kleinen) Schritt weitergehen und auch die Begleitmusik zu diesen Ergebnissen ausblenden.

  74. Ich hatte zwei andere Leichtathleten auf dem Zettel: Ariane Friedrich und v. a. Raul Spank. Ariane auch wegen Trainer Günter Eisinger. Spank ist einfach ein guter, pflegeleichter Typ, der schon viel erreicht hat, als Junger. Mit beiden Hochspringern hatte ich als Journalist hie und da schon mal zu tun.

    Die Frage ist schon, warum man wen wählt und warum wer vorne landet. Nichts gegen Matthias Steiner, zumal ich bei Olympia 2004 selbst in Österreich einer der wenigen war, die über ihn berichtet haben. Aber wer 2009 Steiner wählt hat entweder nicht realisiert, dass Olympia nicht mehr zählt oder den Stimmzettel zu früh abgeschickt, in der Annahme, Steiner werde bei der Gewichtheber-WM etwas reißen.

    Im Großen und Ganzen kann ich mit den Wahl-Ergebnissen gut leben, und doch: Im Detail wird mir da zu viel Mainstream gewählt. Schades, dass nur Punkte zu vergeben sind. Wäre auch interessant, wenn man schreiben könnte (und deshalb mehr darüber nachdenken würde), WARUM man jmd. Punkte gibt.

    Ich wähle Leute aus verschiedenen Gründen und zumindest auf Position vier, fünf auch mal Leute, an die sonst niemand denkt. Dass Medienpräsenz (Vettel, Fußball-Frauen, aber auch Nerius und Garting) eine große Rolle spielt, obwohl es keine Publikumswahl ist, ist offensichtlich. Und wenn der Termin deiner Erfolge am Jahresende liegt, dann denkt so gut wie keiner an dich, wie bei den Ludwigsburger Tänzern, die bei drei Titeln doch eher einen Platz unter den Top 30 als Rang 50 mit ein paar mickrigen Stimmen verdient hätten. „Natürlich“ interessieren sich die Medien im Prinzip auch nur für die Stars der Wahl.

  75. Die Ludwigsburger Tänzer wären andererseits ja schon fast etwas für die rund um die Wikipedia tobende Diskussion um Relevanz-Kriterien.
    Das ist doch eine Wahl „der“ (hihi) Sportjournalisten in ihrer Gesamtheit. Bei allem Respekt vor einem Breitensportansatz und der seit jeher wichtigen Frage, warum eigentlich ausgerechnet für den Sportjournalisten nicht gelten soll, dass man auch mal etwas zum Subjekt der Berichterstattung machen könnte, was der Reszipent noch nicht weiss: Ich finde es eher keinen Skandal, wenn diese sich auf Sportler konzentrieren, für die sich auch ein halbwegs erheblicher Teil ihrer Kundschaft interessiert.

    Welche sie aus diesem Kreis dann auswählen, dass mag Rückschlüsse zulassen (wie erwähnt).

  76. Michael Reinsch in der FAZ: Hartings Rolle als Bad Boy mit Diskus

    Bei der dpa hatte ein Reporter die Forderung nach dem Rauswurf versehentlich Jacobs zugeschrieben; in Wirklichkeit hatte ein einstiger Radrennfahrer sie erhoben.
    [..]
    „Das alles war eine Riesen-Ente“, sagt Harting heute. „Ich bin angepiekt worden. Da hatte einer einen Dummen gefunden. Eike Emrich hatte recht: Das Ding war lanciert.“

  77. Pingback: Problembär für Angela Merkel • Sport and Politics

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