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Das Olympische Bildungsmagazin

Leichtathletik-WM, Tag 8: „pseudosakrale Passionswege“

Start Marathon Männer, Screenshot ZDF

11.46 Uhr: Start zum Marathon der Männer. Ich habe meinen ungesunden Wohlstands-Marathon (Auto fahren, Kaffee trinken, Croissant verschlingen) längst hinter mir, seit acht Uhr. Im DLV-Team ist der Vizepräsident Eike Emrich, Professor an der Universität des Saarlandes, für die bildungsbürgerlichen Momente zuständig. Er füllt diese Rolle leidenschaftlich aus, zitierte heute auf der täglichen PK beim Ausrüster Nike aus der Ilias. Das gefällt ihm. „50 Kilometer Gehen und Marathon“, sagte Emrich, „sind für mich pseudosakrale Passionswege. Am Ende winken Glück und Erlösung.“ Nun denn.

12.06 Uhr: So eine Marathonübertragung, diese Strecke durchs Herz Berlins, diese eingespielten Videos – bestes Stadtmarketing, keine Frage.

12.09 Uhr: Problembär Wowereit kann Wolf-Dieter Poschmann nach dieser Übertragung zur Not als Stadtführer verpflichten.

12.45 Uhr: Die Marathonübertragung hätte im History Channel oder auf Phoenix laufen können. Sponsored by: Bundeszentrale für politische Bildung und dem Berliner Kultursenator. Hmm. Das ist ja Wowereit, der BOC-Präsident.

12.51 Uhr: Fühle mich echt geschmeichelt. Wurde gestern schon gefragt: „Was hast Du Renée Zucker für diese Kolumne gezahlt?“ Wahrheitsgemäße Antwort: Gar nichts.

12.56 Uhr: Gut dass es Usain Bolt nochmal festhält: „Natürlich bin ich von diesem Planeten.“ Damit soll es jetzt gut sein mit den ZDF-Notizen. Ich werde mal diese wirklich sehr gute Fischplatte im Restaurant-Zelt ordern.

13.55 Uhr: Reporters Stillleben.

Arbeitsplatz im Pressezentrum

Bin es gewohnt, Kopfschütteln und mitleidige Blicke für meine Ausrüstung zu kassieren. Habe gelegentlich auf meine Technik-Macke hingewiesen. Nur: Ohne diesen Spaß ließe sich die Berichterstattung hier kaum anreichern. Diesmal dabei: Laptop Sony VGN-SZ71VN (zum Arbeiten), Netbook Samsung NC10 (als Video-Recorder und für Notizen unterwegs), iPhone 2.0, HTC Touch HD, Olympus LS-10. Nicht im Bild: Kameras Sony F828, Sony DCR-SR90E, Casio Exilim F1. Wahrscheinlich habe ich noch was vergessen :)

Übrigens: Hinten links auf dem Foto die Schließfächer sind ganz wichtig bei Großereignissen wie Olympia oder solchen Weltmeisterschaften. Eine der wichtigsten Journalistenregeln, finde ich jedenfalls: Komm rechtzeitig und sichere dir als erstes einen dieser Locker, die eigentlich nur für Fotografen gedacht sind. Aber ich meine: Bei so viel Technik habe auch ich mir einen Locker verdient. Wer sein Zeug abschließen kann, muss nicht jeden Tag den halben Hausstand mitschleppen. In meinem Locker liegen: Statistik-Bücher, Äpfel, frische T-Shirts, Kosmetiktäschchen, Schminktäschchen, ein Haufen Zeitungen, diverse Netzteile, Batterien und eine warme Jacke. Mindestens. Ich finde das völlig normal verrückt. Andere lachen drüber.

14.04 Uhr: Inzwischen hat der Kenianer Abel Kirui den Marathon am Brandenburger Tor gewonnen. Und ich schalte wieder von Eurosport (kleiner Abstecher) zum Zweiten.

17.41 Uhr: Bevor die WM vorbei ist, einmal mehr ein Lesebefehl:

  • Das Blog Mehr als Laufen der KAS-Journalistenakademie ist nun gut gefüllt

19.03 Uhr: Kann sich zufällig noch jemand an das WM-Finale der Männer 2005 in Helsinki über 200 Meter erinnern? Ich meine ja nur. Tobias Unger wurde damals in 20,81 sec Vorletzter. Letzter, und zwar mit der schlechtesten je in einem WM-Finale gelaufenen Zeit (26,27 sec, leicht verletzt) wurde ein gewisser – Witzbolt.

19.19 Uhr: Wenn ich mich recht erinnere, war dieser Samstag als einziger WM-Tag schon vor einiger Zeit ausverkauft. Ausverkauft bedeutet ja wohl selbst beim BOC, dass jeder Platz besetzt und nicht doppelt besetzt ist, wie sie gern rechnen. Egal, das Olympiastadion sieht ungefähr aus wie – ausverkauft. Ich sehe trotzdem jede Menge freie Plätze. Werde das mal dokumentieren. An der Marathonstrecke sollen es übrigens 700.000 Menschen gewesen sein. Sagt das BOC. Bestimmt hat Michael Mronz die persönlich ausgezählt. Wo ist er eigentlich, der Vermarktungsheld? Morgen soll er um 15.30 Uhr bei der Jubelabschlusspressekonferenz neben Problembär Wowereit und dem stolzen Clemens Prokop sitzen.

19.27 Uhr: Das ZDF sendet einen albernen Berlino-Clip. Motto: Flauschiger, lustiger Bär, den alle lieben. Wörtlich, wirklich.

19.53 Uhr: Jetzt hat man es mit Verspätung auch im ZDF gesehen, was ich durchaus ängstlich am anderen Ende des Stadions beobachtete: Die Polin Anita Wlodarczyk schleudert den Hammer auf Weltrekordweite, rast über die Bahn zu ihrem Trainer, latscht verträumt zurück, während die Finalistinnen über 5.000 Meter heranrasen. Gefahr in Verzug: Zarte Afrikanerinnen drohten am wuchtigen Körper der Hammer-Göttin zu zerschellen. Schon macht sie den entscheidenden Schritt auf die Bahn eins – da kommt ein Ordner den Läuferinnen zur Hilfe und verhindert das Schlimmste.

20.01 Uhr: Ich denke auch, dass der Weltrekord der gedopten DDR-Sprintstaffel aus dem Jahr 1985 (Weltcup in Canberra) jetzt fällt. Oder die Jamaikanerinnen gehen spazieren, um ihre Goldmedaille nicht durch Wechselfehler zu gefährden.

20.08 Uhr: Ich habe eben keine Ahnung. Jamaika bleibt eine halbe Sekunde über dem Weltrekord. Deutschland Dritter hinter den Bahamas – in einer Zeit, die ich menschlich nenne: 42,87 Sekunden. Schöne Bilder. Glückliche Frauen. Großartige Stimmung.

Habe mal eine kleine Umfrage vorbereitet:

[poll id=“5″]

20.24 Uhr: Zielfoto Frauen-Sprintstaffel.

Zielfoto 4x100m Frauenstaffel: 1. JAM - 2. BAH - 3. GER

20.33 Uhr: Wirklich sehr nett. Die Menschen bejubeln den Finaleinzug der deutschen Rundenstaffel (zehn Sekunden langsamer als die DDR im Juni 1984) frenetisch. Macht Spaß zuzusehen. Man bekommt einen Eindruck, wie das gewesen sein könnte, hätte Mronz seinen Job professionell erledigt und seine Versprechen gehalten. Nur mal so.

20.45 Uhr: Steven Hooker. Verletzt. Gepokert. Gewonnen. Große Nummer. Kann mit dem Witzbolt konkurrieren.

22.09 Uhr: Musste kurz arbeiten. Sorry. Inzwischen haben ja alle gesehen, dass Bolt wieder gewonnen hat (ohne Weltrekord, nanu), Betty Heidler Bestleistung warf und WD Poschmann offenbar Vorbehalte gegen den schön deftigen Berliner Stadtteil Marzahn hegt. Genug Stoff für eine Diskussion. Ich werde mich jetzt mal sputen, um die letzte PK des Witzbolts zu verfolgen.

23.53 Uhr: Die Wasserstandsmeldung vom BOC.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

die offizielle Zuschauerzahl der 12. IAAF Leichtathletik WM berlin 2009™ für die Abendveranstaltung am Samstag, den 22. August 2009, lautet 59.926. Damit ist das Olympiastadion Berlin ausverkauft.

Den Wettbewerb im Marathon der Männer in der Berliner Innenstadt erlebten rund 700.000 Zuschauer live an der Strecke.

86 Gedanken zu „Leichtathletik-WM, Tag 8: „pseudosakrale Passionswege““

  1. Ich verstehe irgendwie nicht, warum ausgerechnet Gehen und Marathon in ganzer Länge live im Fernsehen gezeigt werden müssen. Hätte man nicht ein paar der Sportarten im Stadion, die sonst alle gleichzeitig laufen auf heute legen können und zwischendurch mal hin- und herschalten?
    Marathon jetzt ist wie Tour de France, nur langsamer und sich ständig wiederholend (weil Rundkurs). Da passiert doch wirklich nichts…

  2. Ich finde das gar nicht so schlimm. Sehe es eher unter dem Aspekt Heimatkunde. So lerne ich die Innenstadt richtig kennen. Und auf laufende Ausstellungen machen die Herrn vom ZDF ja auch ständig aufmerksam. Ich sage: Danke. Mit dem Zweiten sieht man besser.

  3. Warum schaust du eigentlich ZDF und nicht Eurosport? Da wirken die Moderatoren nicht so unbedarft belämmert.

  4. Ich gucke nicht viel Fernsehen. Eurosport schon gar nicht, höchstens alle paar Monate in irgendeinem Hotel. Bei mir daheim im Wald bin ich froh, wenn ich per DVB ein knappes Dutzend Programme empfangen kann. Das reicht. Aber Dir zuliebe habe ich am Laptop umgeschaltet – wer ist denn die zweite Stimme neben Thiele? Ist das Heinrich?

  5. … deshalb habe ich mich jüngst auch nicht an der Diskussion über den Artikel von Holger Gertz beteiligt.

  6. Bei Eurosport waren heute aber manchmal nicht alle Läufer im Bild, die schneiden das 16 zu 9 einfach ab, dadurch haben öfters der rechte oder linke Läufer gefehlt. Das ist nicht so toll.

  7. Im französischen Fernsehen durfte Volker Schlöndorff den Marathon co-kommentieren. Was immer das bedeuten mag, es hat zumindest Stil.

  8. war beim marathon an der strecke, begeistert vom berliner publikum, das jeden läufer anfeuerte, ganz besonders die, die grade schwächelten. oder einen kleinen peruaner, der eine kleine fankurve mitgebracht hatte, die bald auf alle zuschauer übergriff. manche läufer waren sichtlich getragen von dieser unterstützung, andere in tiefer trance.

    bei allem respekt, jens, für deine berichterstattung, was hat es mit kosmetikkoffer und schminktäschen auf sich?

  9. @ mogli: Nö. Warum? Jedenfalls kein Abo. Wüsste auch gar nicht, wie ich das bei mir zu Hause einrichten sollte, eine Schüssel kommt nicht in Frage. Manchmal gucke ich ein Champions-League-Spiel im Internet, aber gewissermaßen als Privatmann, und zahle dafür ein paar Euro. Sehr selten. Bundesliga gucke ich fast nie, höre nur Radio. Und seit der Spieltag so aufgesplittet ist, also seit zwei Wochen, nicht einmal mehr das.

    Pay TV müsste ich mir zulegen, wenn Hintergrundberichte kämen – oder gar sportpolitische Highlights. Also: nie.

  10. Heute an der Marathonstrecke, weniger Zuschauer als beim Gehen. Kenia konnte sich endlich etwas rehabilitieren für die letzten schwachen Ergebnisse. Anschliessend war eine Volkverdummung, die als Volkslauf deklariert war. Schlechte Organisation und das höchste Startgeld über 10 KM in Deutschland. Viele internationale Teilnehmer, das war keine Werbung sondern ziemlich peinlich.
    Berlino getroffen und gesprochen! Der heutige Berlino, also der Marathonberlino war ein englischsprechender Artist und wie immer gedopt, also in Form.

  11. Bei seinen 200 Metern in Berlin ist der Witzbolt die ersten 100 Meter übrigens in lockeren 9,92 Sekunden gelaufen – laut Biomechanik-Forschungsgruppe.

    Und nach der WM würde ich mir gerne eine Enthüllungsgeschichte mit einem dieser Maskottchendarsteller wünschen. Arbeitstitel: „Ich war ein Problembär“.

  12. Weltrekord beim Hammerwerfen durch die Polin Wlodarczyk (?) und das ZDF macht gleich eine Werbepause (wenn auch nur kurz).

    Warum gucke ich nicht Eurosport?

  13. Hui, das ist ja Gänsehaut-Feeling. Fast so schön wie die Bayern-Niederlage heute nachmittag…

  14. Schüttet Häme über mich aus ;-)
    Ich mag den Problembär bei seinen Liveauftritten im Stadion.

  15. Naja, ich mag Maskottchen generell nicht. Aber lieber so ein Bär (wobei das deutlich niedlicher gegangen wäre!) als so ein Spermium, wie bei der nächsten WM…

  16. Nee Stefan, weil ich muss gestehen, dass ich ihn auch ganz lustig finde. Für das Kostüm wurden einfach gute Leute angestellt finde ich.
    Jens interview doch vielleicht mal einen von denen. ;)

  17. Das wird hier gerade schrecklich für den Hausherren: Problembär macht einen guten Job, finde ich auch … Unser Bolt!

  18. Warum Hammerwerfer keine Hochspringer sind.

    Die polnische Hammerwerferin hat sich beim Jubeln verletzt. Beim Freudensprung kam sie unglücklich auf. Sie fand ihren Weltrekord wohl wichtiger als ihr linkes Fußgelenk.

  19. Haha, Berlino trägt als Retourkutsche auf Bolts „Ich bin ein Berlino“ ein „Ich bin ein Bolt“-Schildchen. Das ist große PR :)

  20. Das wird hier gerade schrecklich für den Hausherren: Problembär macht einen guten Job, finde ich auch

    :-)..kann dir nur zustimmen.

    eben kurzes Interview im ZDF mit Bolt, fiel noch jemanden der eigenartige (gehetzte?) Gesichtsausdruck von ihm auf, oder täusche ich mich?

  21. fiel noch jemanden der eigenartige (gehetzte?) Gesichtsausdruck von ihm auf, oder täusche ich mich?

    Das kommt, weil das Interview aufgezeichnet war. Fand während des 4x100m-Finals statt ;)

  22. Kommentar des ZDF-Sportreporters eben vor dem letzten Versuch von Betty Heidler: „Wer in Marzahn aufgewachsen ist und das schadlos überstanden hat ist zu allem fähig“.

    Das ist ja wohl das Letzte !!!

  23. Nachdem Poschmann heute vormittag, die Besucher meiner Wohngegend als „Freaks“ bezeichnet hat, ist sein Blick in die Berliner Vorstadt noch eine zusätzliche soziologische Entgleisung.

  24. Was mich nur wundert, ist, dass hier noch niemand das doch recht merkwürdige Karriereende von Andre Pollmächer angesprochen hat. Auf Eurosport hat man das zumindest mit gewissen „Problemen“ in Zusammenhang gebracht und S. Franke hat auch das Verfahren gegen seinen Trainer erwähnt.

  25. Nachdem Spruch von Poschi, kann ich jetzt auch mal etwas unqualifiziertes raushauen:
    Wenn ich jetzt dieses Kirmes-Boxen im ZDF sehe, daß momentan (noch) durch Millionen von GEZ-Euros finanziert wird, dann weiß ich auf einmal die Ästethik, die das Hammerwerfen der Frauen hat, irgendwie zu schätzen.

  26. Wo kann man sich als Berlino-Fan (nicht Name, nicht Kostüm – auf den Inhalt kommt es an) eintragen?

    Lustiger als die obigen Umfrage-Antwortmöglichkeiten ist er wohl in jeder WM-Minute, die man ihn sehen konnte!

    @jw. da dieser Kommentar (wie der letzte ebenso ohne Link) wohl wieder im Spamfilter hängenbleibt: bitte bei Gelegenheit mal prüfen, woran das liegen mag – so macht kommentieren irgendwie kaum Spaß.

  27. Bei Athleten aus Entwicklungsländern gibt’s auch Auskunft, wer aus welchem Slum kommt. So gesehen, war das doch mal ein ziemlich geradliniger Kommentar …
    Fand ihn jedenfalls nicht schlimmer als Poschmanns freudigen Ruf vor der 100m-Staffel: „Marlies Göhr ist auch hier im Stadion!“

  28. Ich kenne Marzahner, die haben genau das schon stolz von sich gegeben. „Ich komme aus Marzahn, dann krieg ich das und das locker hin.“
    Also Nerven behalten.

  29. Nerius: Ich hätte mir ja gewünscht, jetzt wo die WM im eigenen Land ist, dass das sportstudio mal nach Berlin kommt.
    (Applaus)
    Steinbrecher: Wir müssen ja auch an die Gebühren denken.
    (Gelächter)

  30. Ich fand Harting sehr schwach. Meine das gar nicht böse, echt nicht, aber man sah/hörte doch ziemlich deutlich, dass er noch Nachhilfebedarf hat, sein Grinsen bei der „Entschuldigung“ wirkt auch nicht sehr überzeugend. So hat er einige Journalisten auch angegrinst.

  31. Ich habe eher den Eindruck, Harting ist ein ziemlich gutmütiger Typ, der gar nicht auf die Idee kommen würde, sich so zu äußern, wenn man ihn nicht reizen würde. Habe das damals in Peking nicht mitgekriegt. War da was ähnliches? Ich finde es aber problematisch, wenn er hier das Bauernopfer von etwas sein soll, was vor 20 Jahren passierte. Auch wenn die Aufklärung der Dopingsache natürlich auch seine Berechtigung hat.

  32. das weichgespülte sportstudio – vertreten durch den noch „weichergespuilten“ herrn steinbrecher (welch unpassender name) baut dem verbalclown robert goldene brücken um das obligatoische häkchen zum thema ddr-doping und verbale, aggressionsbedingte entgleisung zu erledigen, unter-haltung pur, wann tritt frank schöbel im sportstudio auf?

  33. @ Jack: Bauernopfer ist er garantiert nicht. Sein Trainer hat gedopt. Sein Trainer hätte alles in der Hand gehabt, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Aber er hat geschwiegen. Hat gelogen. Und das über gut 20 Jahre. Er hat imho den größten Anteil daran, dass Harting in eine Geschichte hinein gezogen wird, die ihn eigentlich nichts mehr angeht, schließlich ist er erst 1984 geboren – aber auch das habe ich bereits mehrfach gesagt.

  34. @ saphine: Im Vergleich zu diesem Box-Quatsch, den sie gerade wieder wegsenden (und den ich in der nächsten Sekunde abstelle, nämlich: jetzt), was der Leichtathletik-Block doch großes Kino. Ich habe das Gefühl, einiges über Nerius, Harting, Fredrich verstanden zu haben. Schon lustig, drei so unterschiedliche Typen.

  35. @jw
    Das ist wohl richtig. Der Gedanke, der mir beim Schreiben eben kam, war, dass es vielleicht auch ne Taktik ist, sich so als Trainer hinter einem Sportler zu „verstecken“. Mal eben den Trainer zu wechseln ist natürlich schwer zu verlangen. Im Grunde hätte es eben gar nicht soweit kommen dürfen. Gibt es denn nur den einen? Und wieso erlaubt das die Sportkompanie?

  36. Etwas Schadenfreude kommt bei mir auf, wenn eine Type die für unkomplizierte Geradeausechtheit eintritt, für Holzfällterehre und wilde, urtümliche Authentizität wie Harting dann vom Dienstherrn eine Runde Nachsitzen in Sachen Rhetorik verordnet bekommt, und sich dann ganz artig bedankt.

    Aber natürlich ist dieser Gehorsam von einem bitteren Beigeschmack begleitet.

  37. jaaaa,

    Typen- aber „forum geht es“…??
    Friedrich ist am Anfang, Nerius am Ende und der Diskus rechts???
    Um den Idealtypus des (teutschen) Athleten ( Gla-
    diators) ist zu bangen ( böhse böhse).
    Wie ist die Motivation des Diskus-„Werfers“ zu bewerten? Verteidigung des Trainers mit der Hand vor Augen – so wie Kleinkinder Versteck spielen: Was ich nicht sehe, existiert nicht?
    Hauptsache, die Bilanz stimmt…
    wie immer.

  38. @ saphine: Sind Sie doch bitte ein bisschen locker, nicht so verkrampft wie ich mitunter. Oder der Robert Goldmann.

  39. isch bin logger, robert goldmann würde mich sonst, wenn isch fest wär, zu amokläufen ischpirieren; fast würd isch horscht schlämmer aktivieren, um das thema doping an oberschte atelle im wahlkampf zu setzen!
    Wieso sind Sie verkrampft? es gibt herrliche Magnesiumpräparate -oder Schüssler-Salze ;-)

  40. 19.03 Uhr: Kann sich zufällig noch jemand an das WM-Finale der Männer 2005 in Helsinki über 200 Meter erinnern? Ich meine ja nur. Tobias Unger wurde damals in 20,81 sec Vorletzter. Letzter, und zwar mit der schlechtesten je in einem WM-Finale gelaufenen Zeit (26,27 sec, leicht verletzt) wurde ein gewisser – Witzbolt.

    2005 hatte der das mit dem Auslaufen noch nicht richtig drauf. Das war zu frueh.

  41. im post oben wurde ja schon mal allgemein auf das „mehr als laufen“-blog hingewiesen (wo sich der (sport)journalistennachwuchs ausprobiert)… aber das ist ja kein grund, nicht auch noch auf konkrete sachen hinzuweisen ;-)
    also, zum beispiel ein gespräch mit dem herrn baumert von der nada (5 teile!) oder aber, wenn man mal lachen will, ein paar statements von raul spank (zumindest für mich als exildresdner einfach köstlich anzuhören :-))

    ansonsten der vollständigkeit halber — der hausherr auf spon über „den schnellsten clown der welt“.

  42. So eine Marathonübertragung, diese Strecke durchs Herz Berlins, diese eingespielten Videos – bestes Stadtmarketing, keine Frage

    Mmja. Die Videos fand ich eher peinlich. Das Stück
    „Punkerin in der Oper“ war zwar unfreiwillig komisch (immerhin bewogt es mich endlich aufzustehen …), letztendlich aber doch eher geeignet, sich gegenüber Auswärtigen entschuldigen zu wollen. Habe im Bad aber keine Auswärtigen getroffen. Glück gehabt.

    Da ist man von der ARD bei der „Tour de France“ weit hübschere Einspieler gewohnt. Aber vielleicht zahlen die einfach besser.

    Und wo wir gerade beim Thema sind. War das heute Vormittag eigentlich ein Marathon oder der alljährliche Fahrradausflug des Polizeisportvereins Berlin Mitte: http://twitpic.com/eu6gv ?

    (Sorry für das schlechte Foto).

  43. Ich muß zugeben, für Steinbrecher-Verhältnisse war das Knallhart.

    Das der Harting jetzt kein intellektueller Ãœberflieger ist, war ja bekannt, aber … Hat er überhaupt mitbekommen, welche Möglichkeit(en) sich ihm im ASS geboten wurden.

    Nerius empfand ich als sehr gelöst und sypathisch und ihre Spitzen gegenüber der ÖR-TV-Berichterstattung fand ich gut.

  44. muss hier aber nochmal kurz die Boxübertragung nach dem ASS in Schutz nehmen. Das war für mich überraschend ein absolut spannender Kampf und die beiden letzten Runden waren mit das beeindruckendste (zumindest auf dem Leistungsniveau) was ich die letzte Zeit gesehen habe.

  45. Kurzer Dienstweg. „Klappe halten“, weist der Verteidigungsminister an. Harting sagt: „Das war ein Befehl.“ So entwickeln sich Vorbilder. Im deutschen Staatssport.

  46. Berufsbedingte Einschätzung von Hartings Darstellung: Da ist noch einiges zu arbeiten. Besonders die Mimik steht im krassen Gegensatz zur Aussage. Harte Arbeit die da wartet.
    Eine Woche Berlino!
    Nerius war da schon überzeugender.

  47. Danke, Tobias, für die fachmännischen Worte. Sein Lachen auf der PK während der Entschuldigung war noch schlimmer.

    In der BamS behauptet er: „Ich habe mich gefühlt wie ein Massenmörder“.

  48. Danke, Tobias, für die fachmännischen Worte. Sein Lachen auf der PK während der Entschuldigung war noch schlimmer.

    In der BamS behauptet er: „Ich habe mich gefühlt wie ein Massenmörder“.

  49. @ jo: Ich habe mich zur Qualität von Videos oder Kommentaren nicht geäußert. Habe nur festgestellt: Zweieinhalb Stunden Marathonübertragung durch Berlins Innenstadt – mit Kommentaren, die teilweise wie aus dem Stadtführer klingen, und Videos, die auch auf Sehenswürdigkeiten hinweisen, sagen wir es mal so – sind bestes Stadtmarketing.

    @ Chuck: Ich fand das auch, und die Situation war für Steinbrecher sicher nicht angenehm, er lief Gefahr, dass das Publikum umschwenkt und Partei für Harting ergreift, was m.E. aber nicht geschah. Der Einspieler zum Fall Harting/Goldmann/Dopingopfer/DLV/DOSB/BMI war ziemlich gut. Selten so etwas gesehen im ZDF, finde ich. Zumal: Hier wurde ein neuer deutsche hero vernommen. Da geht es in der Regel anders zur Sache.

  50. TobiasL,
    falls Du Schauspieler bist – meinst Du, Harting soll einer werden? Halte das für eine aussichtslose Unternehmung. Auch für eine überflüssige. Das sind schon genug Andere in diesem Theater.
    Das Einzige, was Harting trotz dieser unverzeihlichen verbalen Entgleisung anzurechnen ist: dass er kein Schauspieler ist, sondern subjektiv ehrlich. Für Goldmann ist es nicht sonderlich schwierig gewesen, seine Athleten zu instrumentalisieren: Erinnert sei an die Debatte um das Opfer Gerd Jacobs, das späte Bekanntwerden der IM-Vita. Ein Ex-Athlet, der wusste, dass OT die Leistung steigert, der Ende der 90er auch keinen Grund sah, seine Trainer anzuzeigen. Der Täter war (wie Goldmann, aber auf anderer Ebene) und dennoch Opfer. Einem wie Harting erschließt sich derart Kompliziertes gewiss nicht von allein.
    Der m.E. sensibelste (sorry, jw – muss sein) Blick vom Hausherren: Harting trägt die Last einer anderen Generation. Sie wird ihm von beiden Seiten aufgeladen, er wird auch jetzt instrumentalisiert, indem ihm in einigermaßen durchschaubarer Absicht eine klare „Morddrohung“ unterstellt wird. (Die Scheibe sollte gegen die Brillen fliegen, damit „die wirklich nichts mehr sehen“ – unverzeihlich. Sie sollte aber auch gegen die Brillen fliegen, damit „die mal nachdenken“ – Unbildung, Verbildung.)
    Harting braucht weder Befehle seines Vorgesetzten, noch Rhetorik- oder Schauspielseminare, er braucht Geschichtsunterricht. Den gibt es nicht nur im Spitzensport zu wenig, zu bezweifeln ist leider auch, dass er den dort jemals erhält. Aber Robert Harting ist gewiss nicht mehr zu verurteilen als Bundestagsabgeordnete, die von so genannten Dopingopfern sprechen.

  51. Ich weiß nicht, ob ein Berlino-Liebhaber dieses Video „Melaine Walker of Jamaica rides Berlino, the Berlin 2009 Mascot“ schonmal gepostet hat, aber ich fands lustig. Gerade, wenn man dazu im Hinterkopf hat, was Harting gewünscht hatte. ;-)

    Dem Viewcount zufolge hat sich jeder Stadionbesucher das auch nochmal zu Hause dann angesehen (einmal vormittags, einmal nachmittags, versteht sich).
    Bei Youtube führt nach Zuschauerzahlen Caster noch vor Bolt und ebend jenem Video.
    (Wobei das vermutlich nicht ganz stimmt, da ziemlich viele Videos online sind, die Einschätzung bezieht sich nur auf des erfolgreichste bei der Suche nach „iaaf Berlin“.)

  52. Entschuldigung. Ich hatte mich von der zu kleinen Vorschau ablenken lassen und nicht mehr geteste, ob sie richtig waren:
    “Melaine Walker of Jamaica rides Berlino, the Berlin 2009 Mascot�
    ( http://www.youtube.com/watch?v=6rsHLCuJrMY )
    Bolt, WR über 200 m
    ( http://www.youtube.com/watch?v=_OHIH8DOLH8 )
    youtube-suche: iaaf Berlin

    @jw: Die Vorschau stimmt (zumindest bei mir, FF 2 auf WinXP) nicht.
    Und sie lädt bei jedem Tastendruck das Avatarbild neu.

  53. habe gerade mal überschlagen, wie realistisch die 700.000 Zuschauer auf der Marathonstrecke sein könnten.

    Das sind bei einer 10km Runde also je Kilometer 70.000 Leute, also alle 100m immerhin 7.000 Leute.
    Bedeutet, dass alle 10m 700 oder auf jedem Meter der Strecke 70 Zuschauer waren. Auf zwei Seiten der Strecke also jeweils 35 (auf ausnahmslos jedem Meter des 10km-Rundkurses)!!!
    Wie lächerlich und unglaubwürdig ist das eigentlich?

  54. @jw: Entschuldigung, wenn ich die Kommentare hier für mein persönliches Anliegen nutze. ;-)

    Also die Vorschau funktioniert bei mir auf mehreren Browsern (IE, Opera, FF, Safari, Chrome) immer falsch, aber jedesmal anders.
    Liegt wohl an unterschiedlichen JS-Interpretern.

    Könnte das wer an folgendem Minimalbeispiel nachvollziehen (eckig zu spitz natürlich)?
    [a href=“1″] 1 [/a]
    [a href=“2″] 2 [/a]
    [a href=“3″] 3 [/a]

    Screenshots, Mauszeiger jeweils im Vorschaufeld über dem Link, d. h. über der 2.
    Firefox
    Chrome
    IE
    Opera
    Safari

    Ohjee, da fällt mir gleich noch ein Fehler auf: die Webadresse
    http://666kb.com/i/bbrj1ob6jlwp3x692.gif wird falsch umgewandelt (mindestens in der VOrschau, aus dem kleinen „x“ zwischen der 3 und der 6 macht die Vorschau ein Multiplikations-Kreuz.

    Nun zurück zum Sport.

  55. @halblinks
    Gut gerechnet und mit der genauen Betrachtung an der Strecke ist das nur zu bestätigen.

    @ha
    Alles richtig. Harting soll ja gerade nicht irgendein Seminar bekommen und damit verleitet werden etwas „zu spielen“, davon haben wir schon genug. Er soll seine Sache authentisch vertreten, ob es uns passt oder nicht. Aber, wenn er dann „seine Sache“ korrigiert, dann bitte auch überzeugend.

  56. @ Chuck: Vielleicht ist es auch ne Taktik, den Sportler treffen zu wollen, wenn man den Trainer kaum mehr treffen kann. Die Brillen wurden ja nicht an den Tagen der vorhersehbar aussergewohnlichsten Leistung verteilt (Witzbolt), sondern an den beiden Harting-Tagen.

    Fuer Harting mag dann mit Uwe Troemer ein Fremder seinen Ruecktritt vor einer seiner groessten Erfolgschancen gefordert haben aus einem Grund, fuer den Harting nichts kann – der Vorgeschichte seines Trainers (und wenn sie das Interview, das jw hier verlinkt hat

    http://jensweinreich.de/?p=4841

    dann sammelt Uwe Troemer die Grundlage seiner Forderung genauso bunt ein wie Harting die Feindbilder auf der Autofahrt mit Boris Herrmann (Berliner Zeitung).

    Was koennte eine angemessene Reaktion darauf sein?

    Dass hier beide Seiten (Goldmann vs. DOH) an einem Sportler zerren, anstatt ihn seine Leistung bringen zu lassen, ist das eigentliche Problem, und nicht, wer hier wen zuerst provoziert hat. Und viele journalistische Kommentare gehen darum, ihn auf einen „politisch korrekten“ Kurs zu bringen. Demnaechst wird dann auch wieder der muendige Athlet gefordert.

  57. @ ha: Danke. Bin mir nur beim Thema „Geschichtsunterricht“ nicht so sicher. Der hilft doch eher selten, Vergangenheit nachzuvollziehen in einer Weise, dass man sich wirklich die genauen Bedingungen vorstellen kann, unter denen damals Entscheidungen getroffen wurden. Mir ist nach der Wende aufgefallen, dass sich fuer junge Leute aus dem Westen ja eigentlich (Ausnahme: Kosten und spaeter Loehne) nicht so viel geaendert hat durch den Beitritt ihrer Brueder und Schwestern. Wozu also lernen?

    Wenn ich die inflationaere Nutzung von Begriffen wie „Schwarzer Freitag“ oder auch „Tsunami“ in Medien sehe, bin ich mir nicht mal sicher, ob das Begreifen und Einordnen von zeitgeschichtlichen Dingen so einfach ist.

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