Stell Dir vor, es ist Fußball-WM und keiner will hin. Nicht dass das im Juni so aussieht wie bei der Leichtathletik-WM 2009 im Berliner Olympiastadion:
Südafrika im Winter, horrende Hotelpreise, Transportprobleme, Sicherheitsbedenken – es gibt gute Gründe, die WM 2010 am Fernseher zu verfolgen, daheim im Garten. Thomas Kistner hat offenbar ins Wespennest gestochen, als er in der SZ berichtete, dass kaum Ausländer Tickets kaufen. Für das Kontingent des DFB in der Vorrunde von 21.000 Karten sollen nicht einmal 1.000 gebucht worden sein – und diese Verkaufsphase lief am Mittwoch ab.
- Lesebefehl: „Festival der Freikarten“ auf sueddeutsche.de
Das Thema elektrisiert die Medien, manche Folgegeschichten lesen sich allerdings so, als fühlten sich Journalisten verpflichtet, der FIFA die Stadien und den WM-Reiseveranstaltern die Kassen zu füllen. Egal, das allgemeine Desinteresse an einer Reise in den südafrikanischen Winter bereitet den WM-Organisatoren akute Sorgen. Soeben hat die FIFA eine Pressemitteilung dazu veröffentlicht, einmal mehr ein PR-Meisterwerk: ein Problem wird in eine Erfolgsstory umgedeutet. Motto: Die FIFA kümmert sich und alles wird gut.
WM-Tickets dank zusätzlichen FIFA-Maßnahmen einfacher erhältlich
Mit zusätzlichen Maßnahmen sorgt die FIFA dafür, dass Fans einfacher an Eintrittskarten für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ herankommen. Die Maßnahmen richten sich insbesondere an die Fans der teilnehmenden Mitgliedsverbände (TMV) und schließen an die Maßnahmen an, die bereits für die Bewohnerinnen und Bewohner Südafrikas getroffen wurden. Die Maßnahmen erfolgen eine Woche vor Ende der dritten Phase des öffentlichen Kartenverkaufs am 22. Januar, während die Begeisterung für die erste Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent unablässig steigt.
Maßnahmen für den Kartenverkauf über die TMV:
- Damit die Fans der TMV mehr Zeit und einfacher Zugang zu den Tickets für die Spiele ihrer Teams haben, hat die FIFA beschlossen, vom 9. Februar bis 7. April 2010 eine weitere TMV-Verkaufsphase durchzuführen. Bislang war nur eine Verkaufsphase geplant (5. Dezember 2009 bis 13. Januar 2010). Die zweite TMV-Verkaufsphase fällt mit der vierten Phase des öffentlichen Kartenverkaufs auf FIFA.com (und in den FNB-Filialen in Südafrika) zusammen. Die Karten werden nach Eingang der Bestellungen vergeben.
- Sämtliche Karten der einzelnen TMV-Kontingente, die in der ersten TMV-Verkaufsphase nicht verkauft wurden, gehen an die gegnerischen Teams, die von ihren Fans mehr Bestellungen erhalten haben, als ihnen in dieser Phase Karten zur Verfügung stehen. Damit können diese TMV die zusätzlichen Bestellungen ebenfalls bedienen.
Dank der Verlängerung des Kartenverkaufs haben alle Fans die Möglichkeit, über die offiziellen Quellen Karten für den wichtigsten Wettbewerb der FIFA zu erwerben.
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das klingt in der tat seeeeeehr nach dem bekannten „es gibt noch viel potential nach oben“… :)
irgendwo hatte ich auch gelesen (weiß jetzt aber nicht mehr wo und konnte es auf die schnelle auch nicht finden), dass die tickets in südafrika selber nur online (internetabdeckung südafrika: 10%) oder nach persönlicher identifizierung über irgendeine bestimmte bank erworben werden können. das ist schon alles ziemlich durchdacht…
(aber hattest du nicht selbst unlängst geschrieben, dass die liebelingsticketverkaufsagentur der fifa für ihren dilettantismus berühmt ist?)
Bekommt nicht eh nur (oder zum größten Teil) das OK die Ticketeinnahmen? Wenn ja, läuft das doch für die FIFA super.
Was macht denn eigentlich der größte Ticketmagier der FIFA „Jack“ mit seinen Tickets? Oder hat er gar weniger bis gar keine zu verticken?
Südafrika ist toll!
Aber ich glaube, ich fliege lieber nicht gerade im Winter wieder hin…
ich finde es erstaunlich, dass die FIFA geglaubt hat, so viele Tickets absetzen zu können. Die Einheimischen können sich die doch schon mal gar nicht leisten, und selbst für die reisefreudigsten unter den Fussballfans dürften nach der Wirtschaftskrise andere Dinge wichtiger sein, als tausende von Euro für die WM2010 auszugeben. Essen, oder Miete zum Beispiel.
Dazu das eher doofe Wetter, und die unkalkulierbare Sicherheitslage, die – je nach Tagesform – zwischen Disneyworld und Bürgerkrieg hin und her schwankt. ^^
@ B.Schuss: Das Putzige ist ja, dass nicht mal die Sponsoren die Packages buchen. Ich meine, Sponsorentickets sind immer ein Problem, verantwortlich für oftmals leere Ränge und für Reibereien auf dem Schwarzmarkt. Hier – angesichts der Gier von Sepp & Co – scheint es besonders heiß zu werden.
Ich erinnere mich an ein Stadion in Portugal(?), das verschiedenfarbige Sitze hat. Für einen flüchtigen Betrachter wird dadurch ein volles Haus vorgegauckelt.
Das wäre wohl schon für Berlin ne Idee gewesen, vielleicht kommts ja dann bei der WM.
@dübel: Düsseldorf!
Heute bei sport inside: „Mit Sicherheit am Ball“
Naja, noch ist Zeit, Freikarten zu verteilen.
Soll ja auch schon bei anderen Veranstaltungen
geholfen haben…^^
@enrasen
das war auch mein erster Gedanke. Eigentlich sogar positiv wenn der Sumpf dadurch trockengelegt wird. Es wird mal ganz interessant, wer auf den Verlusten sitzen bleibt. Hoffentlich nicht die Landesverbände oder gar Südafrika.
Bei Jack wird wohl das größte Problem der entagangene Gewinn sein.
Hunderttausende Haitianer wären froh, nach Südafrika zu dürfen.
Böse, ich weiß.
@dübel: Mit den unterschiedlichen Sitzfarben ist in Leiria in Portugal perfekt: Link bei Wiki
Sorry, unglaubwürdige Quelle, aber weils so schön ist…
http://www.dfb.de/news/de.php?21422_163
@ Torsten: Leiria/Portugal genau das hab ich gemeint, danke.
Bei der Leichtathletik Team Europameisterschaft hat das perfekt funktioniert.
Die Firma dürfte Volkswagen sein, die mit ihren 6.500 dortigen Angestellten einen Betriebsausflug machen wollen. Klingt ganz nach Guerilla-Marketingaktion gegen Hyundai, Mercedes & Co. VW dürfte durch positive Medienpräsenz über den Betriebsausflug die Eintrittsgelder locker wieder einspielen!
am ende geben sie noch farbige umhänge aus und malen so das vw logo auf die ränge! das gäbe erst ein hallo!
(ich erinnere mich schwach, dass damals™ hier in deutschland sogar der mercedes-stern auf dem deutschen mannschaftsbus überklebt werden musste, um die exklusivität von hyundai zu wahren)
Tja, dann ist ja alles klar. Frage mich nur, warum überhaupt noch Tickets in den Freiverkauf gehen. Man könnte doch gleich eine Autohersteller-WM austragen. Gibt’s dann bei VW nur schnöde Tickets oder ein Lustreisen-Package?
Bleibt noch zu hoffen, dass das südafrikanische OK nicht auch noch die Zählweise der Berliner LA-WM übernimmt und plötzlich die Zuschauerzahlen der beiden Halbzeiten addiert.
Neue Wasserstandsmeldung der FIFA:
Zwei Millionen Karten für die FIFA WM 2010 verkauft
Die Logen?
AFP: FIFA ups the cheap seats at South Africa World Cup
Johannesburg Saturday Star: 2010 ticket shock
Christian Putsch in der Welt: WM 2010: Ton wird rauer in Südafrika
Claudia Bröll in der FAZ: Hoffnungsträger Fußball
viel wirtschaftliche EInschätzung
was die von herrn holle aufgespürten 5000 karten angeht, die „von einem deutschen unternehmen“ angefragt wurden — im gedruckten spiegel vom 19.4. findet sich (auf seite 143) eine kleine notiz unter der überschrift „Betriebsausflug zur WM“, in welcher sich die vermutung, dass es sich bei dem unternehmen um vw handelt, bestätigt findet.
der leiter der vw-sportkommunikation, klaus fuchs, wird mit den worten zitiert
unter dach und fach ist es also scheinbar noch nicht — vielleicht wird noch ein bisschen um den preis gefeilscht? jedenfalls heißt es weiter:
Astrid Rawohl für dradio.de: mp3-Datei: