Da haben sie im letzten Newsletter eine feine Formulierung gefunden für die 7. Auflage der Konferenz Play the Game, die nach Stationen in Dänemark, Island und England zum ersten Mal in Deutschland stattfinden wird:
Festival for sports democracy
… vom 3. bis 6. Oktober an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Ich kann Journalisten und allen an Sportpolitik Interessierten die Teilnahme an der Konferenz nur wärmstens empfehlen.
Für mich ist Play the Game, initiiert und mit beispiellosem Engagement immer wieder vorangetrieben von Jens Sejer Andersen, die wichtigste Initiative, Kontaktbörse, Weiterbildungsveranstaltung meines journalistischen Lebens. Ich habe Play the Game viel zu verdanken: Freunde, Wissen, Spaß, Energie, Begeisterung, ein Netzwerk Gleichgesinnter, mitunter einen Auftrag. Ich weiß, dass es anderen ähnlich geht.
Play the Game ist mehr als etwas, was Jens Sejer Andersen mal Kommunikationskonferenz, mal ‚home for the homeless questions in sport‘ oder diesmal eben ‚festival for sports democracy‘ nennt. Man muss sich drauf einlassen.
Eines ist gewiss: wer gibt, der bekommt auch etwas zurück.
Logisch, dass eine Organisation wie Play the Game, die im Frühjahr mit dem dänischen Institut für Sportstudien fusionierte (und deren Überleben dadurch glücklicherweise wieder einige Zeit gesichert ist), aus Skandinavien kommt. In Deutschland gibt es keine Tradition für derlei Initiativen abseits des sportiven Mainstreams, des sportpolitischen Komplexes, wie ich gern formuliere. Das ist ein Jammer. Um so erfreulicher ist es, dass einige von der Idee Play the Game Infizierte, wie etwa Michael Sauer, es fertig gebracht haben, diese Veranstaltung an der Sporthochschule Köln auszurichten.
Ich bin gespannt, ob Play the Game in Deutschland diesmal das Medienecho findet, das diese in der sportpolitischen Branche weltweit einmalige Konferenz verdient. Denn die vergangenen Veranstaltungen wurden von deutschen Journalisten doch leider weitgehend ignoriert. Ich weiß, dass manch einer gern teilgenommen hätte, doch die meisten Redaktionen, auch die der so genannten Qualitätsmedien, die allwöchentlich viel Geld etwa für x-beliebige Fußballberichterstattung (Reisekosten, Honorare) ausgeben, verweigern sich konsequent Konferenzgebühren, wie sie Play the Game erhebt. In Dänemark dagegen buchten Zeitungen schon mal ein halbes Dutzend Tickets, um ihren Reportern die Möglichkeit zur Weiterbildung, Kontaktpflege und, ja, einfach nur zum vernünftigen Arbeiten zu geben.
Das All-inclusive-Paket kostet diesmal für vier Tage, etliche Dutzend Seminare, Workshops, Vorträge, Diskussionsrunden mit hochrangigen Experten, engagierten Wissenschaftlern, Journalisten, Funktionären: 600 Euro (Vollverpflegung).
Wer mit einer „Begleitperson“ bucht, zahlt für zwei Personen 800 Euro, also 100 Euro pro Tag pro Person. Wer auch noch die Konferenz des Deutschlandfunks am 2. Oktober (s.u.) besucht, zahlt dafür 30 Euro – und erhält sein Play-the-Game Rundum-sorglos-Paket für ermäßigte 300 Euro.
Play the Game
- Hier ist das Programm 2011
Und hier, schon oft verlinkt, sind die Magazine der vergangenen Konferenzen, als Appetizer:
- Magazin 2009 (pdf, 33,4 mb)
- Magazin 2007 (pdf, 1,3 mb)
- Magazin 2005 (pdf, 2,4 mb)
- Magazin 2002 (pdf, 2,7 mb)
- Magazin 2000 (pdf, 4,6 mb)
Es lohnt sich in jeder Beziehung.
Das Wissen und die Kontakte, vielleicht sogar die Freundschaften, die sich aus dieser Konferenzwoche ergeben, sind ohnehin unbezahlbar.
Aus dem PtG-Programm, das weiter bearbeitet wird, nenne ich mal einige Namen, allesamt gut bekannt hier im Blog:
Richard Pound, Declan Hill, William Gaillard, Jérôme Champagne, James Dorsey, Perikles Simon, David Howman, Wilhelm Schänzer, Mario Goijman, Rafael Maranhao, Ezequiel Fernández Moores, Andrew Jennings, Olukayode Thomas, Anne Schwöbel, Willi Lemke, Arne Ljungqvist, Gerhard Treutlein … alle Nichtgenannten mögen mir verzeihen.
Am Sonntag, dem 2. Oktober, gibt es also im Deutschlandfunk noch eine Art Vorkonferenz unter dem Titel:
- Diktat Gefälligkeits-Journalismus? Der Sport, die Medien und die deutschen Verhältnisse
Mitwirkende u.a. Herbert Fischer-Solms, Gunter Gebauer, Kai Pahl, Hajo Seppelt, Ronny Blaschke, Oliver Fritsch, Ute Krause, Jochen Staadt und Michael Vesper.
- Das Programm der DLF-Konferenz
- Zur Anmeldung
* * *
Offenlegung, auch wenn das Stammleser ohnehin längst wissen, ich habe es in Beiträgen und Kommentaren oft genug erwähnt: Ich bin Mitglied der Programmkommission von Play the Game. In diesem Jahr halte ich einen Workshop zum Thema „Investigative journalism and social media“ und diskutiere am letzten Tag mit Andrew Jennings und Mario Goijman über Korruptionsthemen.
Auf der DLF-Konferenz halte ich einen Vortrag zum Thema „Ein aussterbendes Modell? Wie kann sportpolitischer Journalismus im dritten Jahrtausend aussehen?“
Ich habe mich ohnehin schon auf die Tage in Köln gefreut und kann es nach deinem Blogeintrag kaum noch erwarten, da bin ich ganz ehrlich :) Wir sehen uns sowohl am Sonntag beim DLF und die kommenden Tage in der Sporthochschule Köln.
Na dann!
bundestag.de: Ausschuss befasst sich mit Korruption im Sport
Nicht eingeladen: IOC. Nicht eingeladen: FIFA. Nicht eingeladen: DOSB. Nicht eingeladen: DFB.
Das ist ein sehr schlechter parlamentarischer Stil.
Transparency International (deutsche Sektion) wird jedenfalls die Fußball-Fehlstellen auf der Gästeliste bestimmt locker wettmachen. Immerhin hat die FIFA Sylvia Schenk ihre „Bücher geöffnet“ – das gibt bestimmt heiße Exklusiv-Infos für die Abgeordneten: Anti-Corruption group advises FIFA on reforms
Das wäre wohl wirklich erstaunlich. Die FIFA hat ja Türen geschlossen zu halten, hinter denen tatsächlich „Offenlegung“ droht. Laut einer one-man-transparency-organisation: Sepp Blatter speaks with forked tongue
Sylvia Schenk kommt aber meiner Kenntnis nach gar nicht zu der Ausschusssitzung am Mittwoch.
Übrigens: Selbstverständlich hat es das immer schon gegeben, dass einzelne Akteure nicht als Sachverständige in den Ausschuss eingeladen wurden. Das Problem dieser einseitigen Einladungsliste für den 28. September ist aber, dass mit dem organisierten Sport ein gesamter Interessenblock mit seinen Verbänden bewusst ignoriert wurde.
„Bewusst ignoriert“ ist schön gesagt. Es gibt aber auch eine Terminkollision: 30-Jahr-Feier des Olympischen Kongresses in Baden-Baden. Wo Jacques Rogge dieses Thema bestimmt auch anspricht.
Wie auch immer: Schenk wird ihr Wissen über die Inhalte dieser offenen FIFA-Bücher womöglich mit anderen TI-Vertretern geteilt haben, in Vorbereitung dieses wichtigen Termins im Parlament.
„Terminkollision“ ist diplomatisch flott umschrieben. An dem Festakt in Baden-Baden wird seit über einem Jahr gearbeitet. Was der Sportausschuss mit seiner kurzfristigen Terminsetzung und einseitigen Einladungsliste macht, ist ein affrontähnlicher Vorgang. Darüber hinaus ist es keine parlamentarisch sachgerechte Herangehensweise an das vom Sportausschuss selbst gesetzte Thema „Sport und Korruption“. Ich habe das in dieser Dimension in diesem Ausschuss noch nicht erlebt.
danieldrepper.de: Die dunkle Seite: Korruption und Sportjournalismus
danieldrepper.de: Liveblog aus dem Sportausschuss: Sport und Korruption
@4,6,8, Reinhard Grindel MdB (CDU) wurde im Ausschuss kurzfristig als „Sachverständiger“ (DFB) zum Tagesordnungspunkt Sport und Korruption nachnominiert. Eine doppelte Startberechtigung sozusagen. Ich weiß nicht, ob das auch ein Fall für den CAS sein könnte. Oder für den Bundestagspräsidenten. Aber auf alle Fälle gehört es mal als Fakt in die Öffentlichkeit.
Die Ausschussvorsitzende stellte den „Kollegen Grindel“ als zusätzlichen „Sachverständigen“ vor. Ich dachte, ich schiele: Plötzlich fungierte Grindel als Sachverständiger auf den Sitzplätzen der anderen Sachverständigen, während ich ihn auf seinem Volksvertreter-Platz bei den Ausschussmitglieder von CDU/CSU vermutete. Vielleicht hat mich auch verwirrt, dass er sein MdB-Schildchen mit auf seinen neuen Sitzplatz transferieren durfte.
Ach so, Widerspruch der Obleute gegen diesen Doppel-Grindel gab es in der Sitzung nicht. Und vor der Sitzung wohl auch nicht. Motto: Wenn es Sachverständige geben soll, dann haben wir sie doch in der Familie. Oder so ähnlich.
Oliver Fritsch für Zeit online: Nickerchen im Sportausschuss
JW in der FR: Korruption im Sport: Sein oder Nichtsein
Wo hat Richard Pound diese Kritik denn geäußert?
Wie immer: Gut aufgepasst, Ralf. Leider haben die Kollegen den Zusatz: „sagte Pound im Gespräch mit dieser Zeitung“ (ein Zusatz, der in jeder Politikmeldung, und sei sie nur zehn Zeilen lang, gefühlte 100 Mal auftaucht, in allen Medien) unachtsam gestrichen. Kann passieren.
Pound hält dazu am Montag zur Eröffnung von Play the Game eine Grundsatzrede. Er hat mir seinen Entwurf zur Verfügung gestellt, wir haben darüber gesprochen und ich habe noch etliche Fragen dazu gestellt. In Kürze werde ich dazu einen Beitrag bloggen.
Pingback: FIFA-corruption: Richard Pound demands investigative commission and law enforcement assistance : jens weinreich