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Das Olympische Bildungsmagazin

Was vom Tage übrig bleibt (84): FIFA, Warner, Jennings, Jauch, Oliver …

Fundstücke, Kurzkritiken, Lobeshymnen, Verrisse und Lesebefehle – aktuelle Notizen vom Tage. Freue mich über jede Ergänzung und Mitwirkung.

(1) Am jüngsten Video des Blatter-Stimmenbeschaffers und FIFA-Ganoven Jack Warner ist vieles lustig. Auch das:

(2) Ich beneide Peter Ahrens absolut nicht, die von der Jauch-Redaktion produzierte Inhaltsleere in Worte zu fassen. Er war sehr zahm, der Frühkritiker auf Spiegel Online, und gewiss auch ziemlich klug, es so sachlich und vorsichtig zu skizzieren.

@Peter_Ahrens schreibt u.a.:

Aber wenn Bauer hervorhebt, dass „man von Glück sagen kann, dass die ARD Geld in die Hand nimmt, um kritisch über die Fifa und Katar zu berichten“, dann hätte man sich über einen Einwurf gefreut, dass es dieselbe ARD ist, die gemeinsam mit dem ZDF 218 Millionen Euro für die WM in Russland ausgibt und 214 Millionen Euro für die WM in Katar. Und damit mithilft, das System Fifa grundlegend zu stützen.

Ebenso kein Wort darüber, dass die Bundeskanzlerin Blatter das Bundesverdienstkreuz umgehängt hat, dass die Sommermärchen-WM 2006 auch durch dubiose Umstände an Deutschland vergeben wurde, dass Roth 2011, als die Frauen-WM nach Deutschland gegangen war, voller Lob für den Ausrichter Fifa war. Lieber nicht.

Recht hat er. Ich habe das in meinem Ebook „Macht, Moneten, Marionetten“ u. a. so formuliert:

Am Pfingstmontag 2014, als Joseph Blatter, Hauptverantwortlicher für das System des Geben und Nehmens, in São Paulo auf den Kongressen der asiatischen und afrikanischen Fußball-Konföderation AFC und CAF die bestens dokumentierten Geschichten der Sunday Times wirr als „rassistisch“ abqualifizierte, als Blatter vor seinen Gefolgsleuten greinte, „die Medien“, vor allem britische, wollten die FIFA „vernichten“, als er also vor jenen Funktionären, die nachweislich Millionen von Bin Hammam und anderen Gestalten kassiert haben und immer wieder die Hände aufhalten, die Wahrheit beugte, an jenem Tag gaben die deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender einen politischen und journalistischen Offenbarungseid ab.

ARD und ZDF verkündeten, gewohnt intransparent, ohne die Summen zu nennen, dass sie mit dem Geld der deutschen Gebührenzahler die TV- und Radiorechte an der Fußball-WM 2022 in Katar erworben haben. Das dürfte weit mehr als 200 Millionen Euro an Rundfunkbeiträgen kosten. Es war eine Erfolgsmeldung, die Blatter und seine schnittigen Burschen aus der Finanzabteilung, geführt vom Deutschen Markus Kattner, ehemals Kollege von Philippe Blatter bei Mc Kinsey, zum FIFA-Kongress argumentativ verwursteln konnten: Seht her, da mögen die „Rassisten“ in manchen Medien ihre Lügen verbreiten, auf das Fernsehen und die Öffentlich-Rechtlichen können wir uns verlassen. Auf unsere Freunde. Unsere Sponsoren. Unsere Partner.

Dazu auch Christoph Becker in der FAZ:

Es bringt nichts, über Talkshow-Besetzungen und den Content zu debattieren, das ist beim Thema FIFA nicht anders als bei wichtigeren Themen. Habe dazu gestern ein paar Sätze gesagt, weil ich dutzendfach gefragt wurde. Eins will mir nur nicht aus dem Kopf: Warum setzen sich Leute in eine Talkshow (es gab und gibt ja noch schlimmere zum Thema), die nun wirklich keine Ahnung haben? Und das mit dem keine Ahnung haben, ist bei manchen noch äußerst höflich umschrieben. (Lustig finde ich auch stets, wenn die Frau von TI, die Blatter mal als „meine Beraterin“ vorgestellt hat, ganz ganz dolle über die FIFA wettert – aber das ist mal ein anderes Thema, das einer gründlichen Aufarbeitung bedarf.)

(3) In der aufgeregten FIFA-Diskussion, bei der jeder prominent mitreden darf, ohne ein Mindestmaß an Kenntnis (s.o.), gehen wichtige Details und kausale Zusammenhänge leider verloren.

Immer wieder höre ich die Frage, auch in der o.g. Sendung, auch von Joseph Blatter und seinen fürs Lügen und Irreführen bezahlten Propagandisten, warum das FBI, warum die IRS eigentlich ermittelten. Gern wird, von Blatter und natürlich auch von seinem langjährigen Kumpanen und Stimmenbeschaffer Jack Warner, die Mär von einer amerikanischen Verschwörung aufgetischt.

Dabei ist es doch so einfach. Ein miteintscheidender Grund, warum das FBI die Recherchen ab 2011 forcierte, heißt Andrew Jennings.

Ein Grund sind also journalistische Enthüllungen, war 2011 zeitnah hier nachzulesen. Die Abläufe lassen sich belegen. Ich empfehle ernsthaft, auch die Links in den folgenden drei Tweets zu klicken. Niemand wird deshalb dümmer – im Gegenteil. Vielleicht hilft das sogar der nächsten Talkshow-Redaktion, sollte die Interesse an Inhalten haben:

(4) Es ist Montagmorgen, am Wochenende haben hier nur wenige tausend Menschen vorbei geschaut, deshalb nochmal Werbung in eigener Sache. Wir können gern über meine Elaborate diskutieren, die ich in den vergangenen 48 Stunden gedichtet habe. Feuer frei:

More to come – im Laufe des Tages.

* * *

2022

Werbepause. Hier geht es zum Bookshop, wo auch Vorträge und Seminare gebucht werden können. Im aktuellen und künftigen Ebooks kann Werbung gebucht werden – gern als Titelsponsor.

Ich muss Recherchen, die jüngste und die nächste FIFA-Reise, finanzieren und will demnächst zum IOC nach Lausanne und zur IOC-Session nach Kuala Lumpur. Wer dann ebenfalls ausführliche Berichterstattung im Blog verfolgen möchte, kann das organisieren.

* * *

15.53 Uhr: Für John Oliver und seine FIFA-Nummer hab ich mal einen extra Blogeintrag aufgemacht. Hier kann man es auch schauen, wunderbar:

15.55 Uhr: Auf Twitter tauchte vorhin ein Walter de Gregorio auf, den ich zu folgen empfahl. Ist ein Fake. Nur damit wir uns die Diskussionen sparen können, bitte: es ist etwas anderes, jemanden zum Folgen zu empfehlen, als einen Fake-Account in der Berichterstattung zu zitieren. Für mich macht es im Übrigen kaum einen Unterschied: weil der Fake-Account, der nun aber bestimmt gelöscht wird, das wird die FIFA beantragen, gewiss lustiger ist als jeder echte Account eines Propagandadirektors, der stolz darauf ist, wichtige Social-Media-Kanäle nicht zu benutzen. Ich folge schließlich auf Twitter auch dem wunderbaren olympischen Geist und habe mit ihm viel Spaß.

00.03 Uhr:

14 Gedanken zu „Was vom Tage übrig bleibt (84): FIFA, Warner, Jennings, Jauch, Oliver …“

  1. Pingback: [sport and politics] Was vom Tage übrig bleibt (1. Juni 2015): FIFA, Warner, Jennings, Jauch … - #Sport | netzlesen.de

  2. hubert von werdenfels

    Viel besser hätte die Jauch-Redaktion den Zusehern anhand der FIFA-Satuten den Sachverhalt näher gebracht. Im Raum steht eine Zahlung von 10 Millionen an die Concacaf. Das regelt das Statut 77 AbgabenAbs 3 ( früher 73 Abs. 2 )Konföderationen können unabhängig von der FIFA Abgaben verlangen. Diese Summe wurde Südafrika von der FIFA abgezogen, von dem 100 Millionen Zuschuss. Das regelt Statut 76 ( früher 72 ) Verrechnung – Die FIFA kann Forderungen mit Guthaben von Mitgliedern verrechnen. Die Rechnungen der CONCACAF werden nach Statut 35 Finanzkommision überwacht die finanzielle Führung und berät das Exekutivkomitee, geregelt.
    Die Zahlungen ausführen kann nach Statut 68 Abs. 3 b -der Generalsekretär ist verantwortlich für die Verwaltung und getreue Buchführung.
    Beauftragen kann diese Vorgänge nach Statut 32 Abs 2 Der Präsident ist im Besonderen Verantwortlich für die Umsetzung der Entscheide des Kongresses und des Exekutivkomitees. Nach Abs. 4. Der Präsident führt den Vorsitz bei Kongress, bei allen Sitzungen des Exekutivkomitees und der Kommission , deren Vorsitzender er ist.
    Jetzt kann sich jeder seinen eigenen Reim auf den Präsidenten machen.
    Hubert

  3. Schade, dass in zwei Sendungen niemand Herrn Koch oder nun Herrn Köppel vorgehalten hat, dass die FIFA sich mit Klauen gegen die Veröffentlichung des ISL-Einstellungsverfügung gewehrt hat, Da hätte Herr Plasberg direkt bei der Frage nach dem Urheber der 10-Millionen- Zahlung einhaken können, ob diese Verschwiegenheit nicht an Omerta erinnert und nicht bei einem dämlichen Satz .
    Auch er hätte die von Herrn Köppel dargestellten Ohnmacht in den Zusammenhang stellen können mit der von Blatter bestätigten Zahlung von 1.000.000 $ an die Concaf „zum Jubiläum“ alleine aufgrund seiner Amtsmacht als Präsident (er er kann ja noch mehr, wie er sagte).

  4. Mahlzeit!

    Seit den Verhaftungen denke ich über den Zeitpunkt der Verhaftung nach. Deshalb frage ich mal in die Runde: Wäre es nicht besser gewesen, diese Leute direkt aus dem Saal kurz vor der Wahl zu verhaften?

    Das wäre meiner Meinung nach ein Volltreffer gewesen.
    Den hätte Blatter nicht so leicht überstanden.. und auch nicht die Mafifa.

  5. Absolut korrekt. Ich habe es auch aus dem Saal getwittert:

  6. Apropos Köppel: Sein Rührstück ohne bestandenen Faktencheck liest sich so, als seien komplette Zitate aus seinem Blatter-Interview von letztem Jahr 1:1 übernommen. Das ist PR in fremder Sache, wie sie sich ein Oberhaupt mit Imageproblemzönchen nur wünschen kann.

    http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/fifa-korruptionsskandal-gerechtigkeit-fuer-joseph-blatter-13617504.html

    http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2014-51/mein-anker-in-der-einsamkeit-die-weltwoche-ausgabe-512014.html

  7. Pingback: Last Week Tonight with John Oliver: FIFA part II • sport and politics

  8. Pingback: Jack Warner fires back at John Oliver and reveals secrets about Sepp Blatter’s chihuahua #FIFAcrime • Sport and Politics

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