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Das Olympische Bildungsmagazin

live-Blog aus Kuala Lumpur: Peking 2022 – der Tag danach

128th IOC Session - Kuala Lumpur, 31 July 2015: Election of the Host City for the XXIV Olympic Winter Games 2022

KUALA LUMPUR. Moin, moin. Es war wieder eine kurze Nacht. Habe wie angekündigt auf einen Besuch bei den Chinesen, den Olympiagastgebern 2022, verzichtet und stattdessen nachts einen zusätzlichen, frei verfügbaren Beitrag zur gestrigen Wahl-Farce und zu IOC-Propagandamaßnahmen (in Qualitätszeitungen, auch in Deutschland) zur der Vergabe der Winterspiele 2022 gedrechselt:

Ein bisschen hat sich getan seither. Zum Beispiel konnte ich in einer Sitzungspause gemeinsam mit einigen englischen Kollegen kurz mit Nicole Hoevertsz sprechen, mit der Chefin der Wahlkommission. Sie sagt, im IOC habe man sich in der Nacht darauf verständigt, dass Propagandachef Mark Adams heute Abend Informationen zur geplatzten ersten Wahl herausgeben soll.

Thomas Bach, Nicole Hoevertsz, Christophe de Kepper

Nicole Hoevertsz berät am Freitag nach dem Technik-Blackout mit Thomas Bach und Generaldirektor Christophe De Kepper das weitere Vorgehen.

Ihre wichtigsten Aussagen:

I was not confident about the integrity of the process.

We could not guarantee that the process was done in integer way. that’s why we suggested a re-vote.

last night we talked about it and we decided that he was gonna be the one to give out the information. because you have the right to be informed. I think it’s exactly the same reason why we asked for the re-vote because we wanna guarantee that the process is done in the right way.“

Q: Was the decision based on the close vote?

We would have probably questioned the integrity of the process, yes. but the fact that the vote was so closed it was so closed was an additional reason for us.“

It was not a tie. absolutely not.

Hören:

:

Dazu also später mehr.

Die IOC-Session hat sich am Vormittag den Abschlussbericht der Winterspiele 2014 in Sotschi angehört und die Berichte aus Rio, PyeongChang und Tokio gehört – inklusive der drei Präsentationen der Koordinierungschefs Nawal El Moutawakel (Rio 2016), Gunilla Lindberg (PyeongChang 2018) und John Coates (Tokio 2020).

Alexander Schukow spricht

Russlands NOK-Präsident und IOC-Mitglied Alexander Schukow

Für Sotschi sprach das russische IOC-Mitglied Alexander Schukow. Seinem Vortrag und Äußerungen von IOC-Mitgliedern und Managern zufolge lassen sich die Sotschi-Spiele so zusammenfassen:

  • transparent
  • kostengünstig
  • sensationell
  • perfekt
  • demokratisch
  • nachhaltig
  • rundum erfolgreich
  • ohnehin die besten Spiele aller Zeiten

Nö, ich übertreibe nicht. Ich denke eher, dass ich untertreibe. Wer mag, kann die Präsentation des Putin-Gehilfen Schukow vielleicht auf der IOC-Webseite nachsehen.

"We'll not give up on the Guanabara Bay"

Dann Rio 2016, wo am 5. August der 1-Jahres-Countdown mit der IOC-Spitze eingeleitet wird und Testwettbewerbe stattfinden. Auch in der Kloake Guanabara.

Bin immer wieder erschrocken über Carlos Nuzman, den ROCOG-Chef und ewigen Boss des Comitê Olímpico Brasileiro (COB), dessen Machenschaften ich in „Macht, Moneten, Marionetten“ skizziert habe und dem ich mich in den kommenden Monaten ausführlicher widmen werde.

Auch hier hatte niemand eine Frage.

PyeongChang und Tokio vernachlässige ich für den Moment. Da geht nichts verloren, das fasse ich demnächst mal übersichtlich zusammen, was dort läuft, auch dazu kann ich von den Arbeiten für „Macht, Moneten, Marionetten“ profitieren.

Jetzt einige Termine, dann weiter der Session folgen.

Stay tuned.

10.05 Uhr: TOP Ethik, TOP Finanzen sind auch erledigt. Erstmals wurde die Ethikkommission gewählt, diesmal gar nicht erst elektronisch, sondern gleich schriftlich. Youssoupha Ndiyae mit 78:2 Stimmen als Vorsitzender gewählt. Im IOC sind traditionell Senegalesen die Chefethiker und stets flexibel in der Auslegung von Ethikregeln. Ndiyae ist schon seit 2007 Chef der Kommission, damals wurde er allerdings vom Exekutivkomitee zum Nachfolger des verstorbenen Kéba Mbaye bestimmt.

Die Finanzen entwickeln sich natürlich weiter prächtig. Daran ändert es nichts, dass das Vermögen der Olympic Foundation, die den Kern der IOC Gruppe bildet, 2014 leicht von 932 auf 908 Millionen Dollar (wenn ich richtig gesehen habe) gesunken sind. Das sind nur kleinere Schwankungen im Portfolio.

16.54 Uhr: Drinnen gerade der Report der Olympischen Jugendspiele 2014 in Nanjing. Peking 2008, Nanjing 2014, Peking 2022. Der olympische Dreiklang.

Eine Kleinigkeit mehr: Wie immer bei IOC-Sessionen hat sich die Zahl der Journalisten nach der Vergabe Olympischer Spiele drastisch reduziert.

Gestern sah das im Pressezentrum noch so aus:

Pressezentrum, gestern

Heute so:

Pressezentrum, heute

Und das ist fast noch gut besetzt. Weltweit gibt es maximal 30 regelmäßige IOC-Berichterstatter, die über einen längeren Zeitraum mindestens zwei, drei dieser Termine jährlich wahrnehmen. Ein etwas größerer Kreis kommt alle paar Jahre mal zu IOC-Sessionen. Englische Zeitungen zum Beispiel, bei der FIFA sehr aktiv, sind hier, wenn ich es richtig sehe, überhaupt nicht vertreten. Wenn Winterspiele auf dem Plan stehen, machen deren Korrespondenten lieber Urlaub. Geht ja bald weiter mit Fußball – und mit der FIFA sowieso.

Diese kleine Zahl, in der ich die so genannten Branchendienste wie Inseidethegames oder Around the Rings bereits inkludiert habe, macht es dem IOC und seinen Verbündeten (ANOC, IF’s etc) natürlich leichter, Berichterstattung zu beeinflussen. Habe ich oft drüber geschrieben, das lange Zeit kaum noch verfolgt, aber in den vergangenen Jahren hat sich da wieder einiges getan. Auf der einen Seite sterben Medien, wird noch weniger in solche Termine und Recherche investiert – auf der anderen Seite ist sogar noch mehr Geld im Spiel als je zuvor, was man eben auch an den Investitionssummen für Mega-Events und andere Großereignisse sieht. Spindoktoren und PR-Multis verdienen sich eine goldene Nase. Sie glauben gar nicht, wie sich die Leute von Weber Shandwick, diese Kommunikations- und Journalismusverhinderer (aktiv für Sotschi 2014, Tokio 2020, Peking 2022, mit kleinerer Rolle bei München 2018 – u.v.m.) gestern in die Arme gefallen sind.

Ich werde nicht müde zu betonen, wie Propaganda überhand nimmt. Gestern an den Kommentaren von Bach in FAZ, El Pais u.a. wieder bestens belegt.

Der Kommunikationsdirektor von Peking 2022 lief mir im Flur übrigens gerade über den Weg, der mich kürzlich am liebsten abführen lassen hätte. Er kam auf mich zu, machte ein noch böseres Gesicht, zeigte mit dem Finger auf mich und sagte: „Welcome in Beijing!“

Das war keine Einladung.

Einiges habe ich zu derlei alarmierenden Entwicklungen auch in „Macht, Moneten, Marionetten“ oder unlängst in diesen Texten dazu notiert:

Im Baku-Text geht es ebenfalls um Spindoktoren und um die Partnerschaft des Sportjournalisten-Weltverbandes AIPS mit zahlreichen Sportorganisationen. AIPS-Präsident Gianni Merlo aus Italien will deshalb am liebsten eine Gegendarstellung und vor allem möchte er das Foto von der Krautreporter-Webseite gelöscht haben, das ihn mit Aserbaidschans Diktator Ílham Alijew zeigt. Ich habe kürzlich in Lausanne stundenlang mit ihm diskutiert und kann die Sache bald nicht mehr vertagen. Da ist ein Streit mehr auszutragen. Muss sein.

11.19 Uhr: Termine. Dann hoffentlich pünktlich zur PK des IOC und schauen und hören, was Mark Adams zur Abstimmungs-Farce von gestern zu sagen hat.

Sonntag, 7.00 Uhr: So ist das nun mal. Leider. Nicht zu ändern. Habe gestern vom letzten Eintrag bis zur kurzen Nachtruhe noch elf Stunden gemacht und getan, geredet und zugehört und mich umgeschaut. Es ist leider doch nicht immer möglich, ständig Wasserstandsmeldungen abzugeben. Werde an den letzten beiden Tagen versuchen, einigermaßen ansprechende Zusammenfassungen zu liefern. Der nächste Beitrag geht gleich online. Kleinigkeiten in Sachen Audio und Video habe ich versucht – aber das ist momentan noch zu viel, das alles einzubinden. Geht alles ins Archiv. Habe Ideen, wie damit künftig umgegangen werden könnte. Es ist aber besser, da nicht zu viel zu versprechen – einfach machen und veröffentlichen, wenn es soweit ist.

Das Schlusswort gestern Nacht hatte übrigens Husain Al-Musallam, der die Friedenspfeife anbot, wenn ich es richtig interpretiere. Wir wollen doch alles nur das Beste, meint er.

Mal schauen.

* * *

Mal schauen, welchen Anteil der heutigen Berichterstattung ich noch frei zugänglich mache, es kommt gewiss einiges hinzu. Grundsätzlich gilt allerdings: Journalismus kostet Geld, Zeit und verlangt große Espertise. Für diese Reise nach Malaysia und Katar habe ich rund 3.000 Euro bezahlt, die ich teilweise über das Bezahlsystem LaterPay refinanzieren möchte.

Wer meint, dass derartige Texte einen Mehrwert bringen und dauerhaft bessere Recherche und Hintergründe nötig sind, kann am Ende des Beitrages einen der angebotenen Pässe buchen und/oder in meinem Shop vorbei schauen und dort Journalismus finanzieren. Klar, sonst kann es derlei Texte künftig nicht mehr geben.

Die neuen Regeln in diesem Blog habe ich mehrfach erläutert und am 20. Juli während eines Besuches bei der FIFA erstmals ausprobiert.

  • Besonders aufwändige Beiträge und derlei irre live-Blogs aus allen Ecken der Welt sind ab sofort gegen eine kleine finanzielle Entschädigung zu haben. Das wird manchen gewiss einleuchten. Ich habe in den vergangenen Jahren aus etwa 25 Ländern auf sechs Kontinenten einige Male wochenlang Tag und Nacht gebloggt und mitunter auf die Finanzierungsfrage hingewiesen.
  • Das Blog gibt es nun auch im Abonnement – bei LaterPay und im Shop.
  • Via LaterPay (ein FAQ dazu folgt) können Sie (könnt Ihr) IOC-Tagestickets oder andere Zeitpässe buchen.
  • Ein Tagesticket für die IOC-Berichterstattung aus Kuala Lumpur kostet 1,49 oder 1,99 Euro (inklusive Zugang zu mehr als 1.100 Beiträgen hier im Blog).
  • Die komplette Berichterstattung aus Malaysia über acht Tage ist inklusive eines Discounts nun sogar für 9,99 Euro zu haben.
  • Am Ende eines jeden Beitrages finden Sie entsprechende Pässe, auch einen Drei-Monats-Pass und ein Jahres-Abo, das ein Exemplar des Ebooks „Macht, Moneten, Marionetten“ beinhaltet.
  • Schauen Sie ruhig einmal in den Sport and Politics Shop.

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