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Das Olympische Bildungsmagazin

„Der Fall DFB“ #WM2006

War doch wohl eine unterhaltsame, spannende Woche, oder? Und ich bin mir sicher: Es wird noch viel spannender. Wir nähern uns ganz langsam erst der gefährlichen Zone.

DER SPIEGEL hat jedenfalls schon wieder eine Titelgeschichte gebastelt. Ich durfte erneut dabei sein – wieder mit Jörg Schmitt, Gunter Latsch, Jürgen Dahlkamp, Udo Ludwig und mit Rafael Buschmann. Außerdem im Team, das einige Hürden meistern musste: Michael Wulzinger, Gerhard Pfeil, natürlich Klaus Brinkbäumer, Andreas Meyhoff u.v.a.m., vor allem die Hausjuristen. Hat Spaß gemacht, hat Nerven und Kraft gekostet. Aber ich finde, es hat sich gelohnt.

Werde mir das Stück, das seit 18.00 Uhr als E-Paper verfügbar ist, jetzt mal in der Wanne zu Gemüte führen. Es darf diskutiert werden, aber bitte zurückhaltend, der Honorarprofessor liest mit oder lässt lesen.

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Vielleicht baue ich später ein paar Tweets ein und mache einige Notizen.

So was zum Beispiel:

Das war übrigens die Vorabmeldung, die seit einigen Stunden schlagzeilt:

Theo Zwanziger zur WM-Bewerbung 2006: „Es ist eindeutig, dass es eine schwarze Kasse gab“

Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger bestätigt im SPIEGEL die Existenz einer schwarzen Kasse rund um die deutsche Bewerbung für die WM 2006. Schwere Vorwürfe erhebt Zwanziger gegen seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach.

Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger hat seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach scharf attackiert. „Es ist eindeutig, dass es eine schwarze Kasse in der deutschen WM-Bewerbung gab“, so Zwanziger im SPIEGEL. Und „es ist ebenso klar, dass der heutige DFB-Präsident davon nicht erst seit ein paar Wochen weiß, wie er behauptet, sondern schon seit mindestens 2005. So wie ich das sehe, lügt Niersbach.“

Zwanziger hat durch seinen Anwalt in einem Gutachten überprüfen lassen, ob er sich als ehemaliger DFB-Chef strafbar gemacht haben könnte, als er 2005 eine 6,7-Millionen-Euro-Zahlung freizeichnete, die an Robert Louis-Dreyfus floss. Das Dossier beleuchtet auch die Rolle Franz Beckenbauers in der Affäre um die Louis-Dreyfus-Millionen. In dem Gutachten heißt es, Franz Beckenbauer habe Louis-Dreyfus einen Schuldschein „auf sich persönlich ausgestellt“. Das Papier habe Beckenbauer „in seiner Tätigkeit im Rahmen der Bewerbung für die WM 2006“ unterzeichnet.

Niersbach hatte in einer Pressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt behauptet, der Vorgang habe mit der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland nichts zu tun gehabt. Auch zu der Frage, wohin die Louis-Dreyfus-Millionen geflossen sind, präsentiert Zwanziger eine Antwort. Zwanziger hat am vergangenen Dienstag mit Horst R. Schmidt, dem ehemaligen Vizepräsidenten des deutschen WM-Organisationskomitees, ein Telefonat geführt. Er hat von dem Gespräch ein Gedächtnisprotokoll angefertigt. Auf die Frage von Zwanziger, wohin die Louis-Dreyfus-Millionen geflossen seien, teilte Schmidt laut Protokoll den Namen Mohamed Bin Hammam mit. Der Katarer war von 1996 bis 2011 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Sowohl Schmidt als auch Bin Hammam ließen eine SPIEGEL-Anfrage unbeantwortet.

21.30 Uhr: Ich gestehe, mir für diese Recherche (bzw. für die dazugehörige Medienbeobachtung) ein Bild+ Abo gekauft zu haben. Ist eine interessante Fallstudie. Eben sogar etwas Interessantes gelesen, nicht von Draxler, klar, ein Interview mit Sebastian Fiedler, angeblich Vize des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (habe nicht geprüft, ob das so stimmt). Und Fiedler wird so zitiert:

Das sind Vorgänge beim DFB, wie wir sie von klassischen Geldwäscheaktivitäten kennen. Der Klassiker ist ein Dickicht von Lügen, Legenden und Schutzbehauptungen.“

Klingt plausibel.

22.29 Uhr: Ergänzendes Interview von Jürgen Dahlkamp mit Hans-Jörg Metz, dem Anwalt von Theo Zwanziger.

23.59 Uhr: Schluss für heute. Bin morgen in Hamburg beim Nolympia-Kongress, um über das IOC zu reden. Melde mich dann wieder aus Aarhus von Play the Game, wo sich am Montagabend, wenige Stunden vor Meldeschluss für FIFA-Präsidentschaftskandidaten, zwei dieser Anwärter vorstellen und u.a. mit Jonathan Calvert (Sunday Times), Jaimie Fuller (SKINS, New FIFA now) und mir diskutieren.

Mehr dazu am Wochenende.

39 Gedanken zu „„Der Fall DFB“ #WM2006“

  1. Unterhaltsam? Unbedingt. Spannend? Geht so.

    Ist jetzt aber auch gar keine Story, die für mich unbedingt eine überraschende Wendung braucht. Meinetwegen kann der Spaß gerne immer weiter ausgebreitet werden bis zum unausweichlichen Happy End. Mit den paar halbherzigen und durchschaubaren retardierenden Momenten. So ein richtiger Adam-Sandler-Film halt.

  2. Ich bin gespannt, ob das FIFA-Buch einen DFB-Abschnitt erhält. Bei aller positiver Aufklärung finde ich das Verhalten Zwanzigers merkwürdig. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte er noch in einem längeren Interview mit dem Hausherren Sepp Blatter als den Reformer dargestellt, der nur seine Zeit braucht, seine Ziele durchzusetzen. Wenn er sich nun (als selbst Beteiligter?) – möglicherweise nach Ablauf von Verjährungsfristen – zum Saubermann wandelt, drängt sich der Verdacht einer persönlichen Retourkutschen auf. Oder fühlte er sich durch die Ermittlungen in der USA unter Druck gesetzt?

  3. @ hvh: Der Honorarprofessor freut sich schon auf das DFB-Kapitel.

    Soll heißen: Ich möchte mich nicht von Advokaten zerreißen lassen und werde nichts überstürzen. Diese Recherche hat lange gedauert und ist noch lange nicht beendet. Es geht längst schon weiter, es ging heute weiter und morgen und wird es auch übermorgen …

    Mal schauen, wie ich damit umgehe – auf einen Moment des klaren Gedankens warten. Das hat jetzt Vorrang.

  4. Der schlechte(*) Versuch von Niersbach/DFB in den verrottenden Pool von Zwanziger zu pinkeln, konnte nur mit dem Hochschwappen von Faulgas enden. Mir ist eigentlich egal wer an dem Faulgas „sterben geht“(**). Hauptsache es trifft viele vom „Establishment“, egal ob DFB, UEFA, FIFA oder die gekauften bzw. kaufenden Medien. Krieg und Seuchen bringen Beförderungen! ;-)
    (*) Der Blogger JW auf sky sah ja fast souverän im Vergleich zu Niersbach aus. Nur ein Schertz ;-)
    (**) „sterben geht“ im Sinne vom altem Usenetjargon „FOAD!“

  5. Die einzig spannende Frage ist, ob Franz Beckenbauer sprechen wird oder nicht. Und sollte er sprechen und irgendwie schuld eingestehen, ist die Frage, ob Deutschland es verkraftet, sich von DER Sportikone überhaupt zu verabschieden. Ich glaube, dass das niemals geschehen wird.
    Ich glaube nicht, dass es mehr Bauernopfer als Niersbach geben wird.
    Und ich glaube auch nicht, dass in die Tiefe geputzt werden wird.

    Es sei denn, eine wahre Revolution der Fussballlandschaft stünde uns ins Haus. Die Frage, die mich dann triebe: Was kommt nach Niersbach? was kommt nach Platini? Was kommt nach Blatter?

  6. Die einzig spannende Frage ist …

    Ich sehe/stelle viel mehr spannende Fragen.

    Ich glaube nicht, dass es mehr Bauernopfer als Niersbach geben wird.

    Schaun mer mal.

    Und ich glaube auch nicht, dass in die Tiefe geputzt werden wird.

    Wird doch längst. Der Eingang zum Bergstollen ist freigeräumt.

    Die Frage, die mich dann triebe: Was kommt nach Niersbach? was kommt nach Platini? Was kommt nach Blatter?

    Die Fragen stehen doch längst.

  7. Dazu: Was ist eigentlich mit der Mail, die bin Hammam an den DFB damals im Wahlkrampf 2011 geschickt haben soll, mit Verweis auf ausstehende Gefälligkeiten, zwinkerzwinker? Zwanziger sagt, Endabhnehmer sei eben dieser gewesen. Hätte ihm Horst R. Schmidt gesteckt — wobei sich da auch die Frage stellt, warum er das Zwanziger dann so mal eben am Telefon erzählen sollte. Der Anruf soll letzten Dienstag erfolgt sein, da war Zwanziger doch längst als möglicher Whistleblower bekannt. Spätestens seit dem Dopa mit Alfred J. Quark.

    Persönlich ist mir bis heute auch nicht klar, ob die Mail mal irgendwem vorlag, ich glaube, das hatte auch Thomas Kistner nicht eindeutig dargestellt.

  8. Die Geschichte von der Afrika-Spende ist ja auch gut. Wobei sie ja nicht gegen den DFB spricht, wenn es so abgelaufen ist wie da steht.
    http://www.sueddeutsche.de/sport/streit-mit-blatter-fifa-wollte-afrika-spende-vom-wm-ok-1.2705683

    Dass die Fifa ihre Forderungen auch noch mit der Formel garniert hatte, das Turnier in Deutschland werde bestimmt eine „unvergessliche WM“, sei ein „Hohn“.

    Hab ichs nicht gesagt? Schöne WM haben Sie da. Wär doch schade, wenn der was zustieße.

  9. Was mich am meisten bei der ganzen Sache ankotzt (sorry, aber der Frust muss raus), wenn du als Verein das Ergebnis des C Jugendspiels Obermachtelpfing gegen Untermachtelpfing 5 Minuten zu spät bei DFB.net meldest, bekommst du schon eine Geldstrafe über 10 €.

    *** GELÖSCHT *** (11.59/JW)

    Die ehrenamtlich tätigen Jugendtrainer sollten alle mit Fackeln und Mistgabeln in Frankfurt vor der Zentrale auftauchen und das verantwortliche Pack geteert und gefedert durchs Bahnhofsviertel treiben. Sorry, aber das musste mal raus.

  10. @ Andreas #10

    Bitte halte Dich verbal etwas zurück. #Verbreiterhaftung

    Ich weiß, was Du meinst, kenne das auch mit der Meldepflicht (dfb.net, fussball.de – was ich übrigens cool finde, denn ich will das schnell wissen), aber Du hättest den Zusammenhang zur DFB-Spitze juristisch unverfänglicher bringen können :)

  11. Willi Lemke, der ehemalige Klassenkampf-Inszenierer gegen den FC Bayern, vor ein paar Tagen mitexklusivgeladen ins Dschungelcamp Beckenbauer, meldet sich zu Wort: Er sieht die Chancen der Olympia-Bewerbung Hamburch im Sog dieser Affäre schwinden.

    Wenn der das so sagt, könnte man meinen, das sei was Schlechtes. Keine Komplett-Autonomie mehr für Sportverbände abseits des Amateurbereichs aller Art, aber pronto. Denn das wäre schließlich auch die Geschichte hinter der Geschichte: Selbst die so inszenierten Sauberstmänner arrangieren sich mindestens mit dem Geldschlucker-Filz, der sich so lange so massiv unkontrolliert ausgebreitet hat. Kein Mensch protestiert hier gegen den Sport und Großveranstaltungen an sich, wie es die Korruptionäre immer wieder darstellen.

  12. @ JW #3

    „Soll heißen: Ich möchte mich nicht von Advokaten zerreißen lassen…“

    Kann ich nachvollziehen. Allerdings: Bin selber einer – sind nicht alles Hyänen. Jedenfalls im Vergleich zu (einigen) Fussballfunktionären…;-)

    Freu mich auf einen spannenden Krimi. Und da die Vorfreude ja bekanntlich die schönste Freude ist, auch gerne mit der notwendigen Geduld!

  13. @JW #7
    Ich kann mir vorstellen, dass sie sich diese Fragen schon gestellt haben :-) Aber in der Presse sieht man das eigentlich noch nicht. Von daher habe ich das so gepostet.
    Im Übrigen schließe mich dem letzten Satz von #14 an.

  14. Mir fehlt ganz ehrlich etwas Objektivitaet. Ich hege sicher keine Sympatien fuer die jetzigen oder ehemaligen Herren beim DFB, aber wie Zwanziger als vom Gewissen geplagter Aufklaerer („getrieben von ernsthafter Sorge“) dargestellt wird finde ich arg grenzwertig. Zum Beispiel:

    Der Mann war immerhin ab 2003 im OK unter anderem zustaendig fuer Finanzen und hat die Rueckueberweisung an die FIFA abgezeichnet. Waere das nicht der Moment gewesen Fragen zu stellen und nicht 12 Jahre spaeter wenn die eigenen Aemter weg sind nachzutreten? Und dann das Gutachten ob er sich strafbar gemacht hat, die Geschichte war doch so oder so verjaehrt.

    RLD war in Wirklichkeit HLD? Macht nichts, dann stehts eben fuer Herr Dreyfus. Uebrhaupt, so wirklich klar wird mir die Sache mit der Handschrift nicht. Einem Niersbach Mitarbeiter kommt sie „bekannt“ vor. Ein Sachverstaendiger findet eine „aehnliche Anmutung“. Auch egal, denn Zwanziger hat keinen Zweifel und damit auch der Spiegel nicht.

    Desweiteren, wurde das Netzer Zitat mit den gekauften Asiaten in der letzten Ausgabe einer anonymen DFB Quelle zugeordnet. Jetzt wird es von Zwanziger bestaetigt. Kommt Zwanziger jetzt aus der Anonymitaet oder handelt es sich um zwei verschiedene Quellen? Wird leider nicht ganz klar.

    Niersbach hat leider das Pech der Einzige zu sein der heute noch ein Amt bekleidet an das es sich zu klammern lohnt. Vor 15 Jahren war der doch nichts mehr als Beckenbauers Koffertraeger und wurde sicher nicht in die Deals eingeweihnt die damals unter den echten Machern wohl leider gang und gaebe waren. Das er sich dann am Donnerstag noch selbst demontiert hat tut sein uebriges.

    Kurz, warum wird in beiden Ausgaben die Rolle von Zwanziger nicht mit einem Satz kritisch betrachtet? Der DFB zerlegt sich doch ganz von alleine und schmutzige Geheimnisse gibt es offensichtlich genug. Durch die Anbiederung an Zwanziger rueckt das leider alles in wenig in den Hintergrund. Schade.

  15. Zwanziger muss man hinterfragen. Die DFB-Taktik der vergangenen Tage (spielt logisch auch der Maulwurf-Boulevard mit), ihn zu maximaldenunzieren, sollte aber gleichzeitig nicht von der Sache ablenken. Die Motivation, in dieser Geschichte nicht später als der Blöde dazustehen, weil das Großreinemachen spätestens Mai 2015 ganz groß angefangen hat, ist glaubwürdiger als ein bloßer Racheakt eines Ehemaligen, unter dem im DFB eine Angstkultur regiert habe (Zitat Sandrock — nebenbei, das ist der Sandrock, der sich mit dem DFB ebenfalls gegen eine Ethik-Einrichtung beim DFB gewehrt hat, ehemaliger Fifa-Mitarbeiter und General-Koordinator für die WM 2010 auch, Familie halt, aber das ist eine andere Geschichte: http://www.welt.de/sport/fussball/article126353118/Warum-der-DFB-wichtige-Fifa-Reformen-ablehnt.html ). Der Erste, der in dieser Mannschaft glaubwürdig vermittelt, erkannt zu haben, dass Sportverbände absolut grundlegend neu aufgestellt werden müssen, statt sich zum Schein zu reformieren, ist die wahre Lichtgestalt.

    Zumal Zwanziger damit nicht nur Niersbach angreift, sondern den deutschen Fußball an seinem Allerheiligsten anpackt: Netzer und Beckenbauer. Das ist schon eine Nummer — der Knieschuss gegen die Katar-Milliarden, die den Fußball fluten, ist ja fast schon brav dagegen; wird interessant sein, wie man die Zwanziger-Großattacken in ein paar Jahren bewertet. Niersbach war damals im OK, länger involviert als Zwanziger, vor allem hat ihn Horst R. Schmidt, wenn dessen Darstellung stimmt, bereits widerlegt. Eingeweiht, was die Schuld angeht, müssten Niersbach UND Zwanziger nach dessen Worten beide ab dem gleichen Zeitpunkt gewesen sein. Zwanziger stieß 2003 zum OK, Ende 2004/Anfang 2005 kam’s dann raus, was der Kaiser gedreht haben soll — einer aus dem Duo Beckenbauer/Netzer, mit denen es diese Woche zum „Eklat“ gekommen sein soll rund um die PK. Bis heute Personen, die dazu nicht ansprechbar sind, da helfen wohl bisher auch keine recherchenrettende Sofortmaßnahmen.

    Es scheint fragwürdig, dass Zwanziger die Rückzahlung beim Abzeichnen nicht komisch vorkam. Aber wie schon im vorigen Spiegel dargestellt, damals hatte sich der Fußball mit seinen Deals eigentlich vor (fast) gar nichts zu fürchten. Die Recherchen standen vergleichsweise noch am Anfang, die Schweiz war für Verbände eine Wohlfühloase; und Blatter ließ sich von seiner Vip-Tribünen-Banknachbarin das Bundesverdienstkreuz umhängen. Das große Zittern begann erst später. Zwanziger habe sich soweit rechtlich nach Gutachten abgesichert, inwieweit ihm das anhaften könnte — wenn das nicht passiert wäre, hätte wohl auch er nicht so gesungen. Eine Schlüsselgeschichte, das einzuschätzen: die angeblichen Gesprächsversuche zum Thema über die vergangenen Jahre bereits, die Zwanziger nicht belegen kann und die Gegenseite bestreitet. Mit Vorratsdatenspeicherung hätte man zumindest die mutmaßliche Draxler-SMS zurückverfolgen können, den Zwanziger schon vor Monaten als Mittler kontaktiert haben will.

  16. Kam mir leider etwas im Dopa zu kurz, entsprechend fielen auch die Anrufe im Dopahon aus: Landesverräter! Nestbeschmutzer! Hängt ihn höher! Die Gästeliste war diesmal aber gut. Denn das ist ja ein Schlüssel in der Bewertung der „Akte Zwanziger“. Er saß doch in vorderster Reihe und hat die Reformen, pardon, Reförmchen mit abgesegnet, die die Uefa plus Niersbach dann blockiert haben. Er hat mit erlebt, wie sich etwas bewegt hat, und seit Mai 2015 ist nicht mal mehr der Präsident, pardon, Pate sicher, dessen hochgradige Verdächtigkeiten vorher jahrelang schon mal für „ungeschicktes Verhalten“ nichtbestraft wurde.

    Ich würde das, rein strategisch, fast mit Jack Warner vergleichen, der einmal im Monat die „Hexenjagd der Amerikaner“ ausruft. Der Öffentlichkeit, die sich mit dem Thema halt nicht beschäftigt, kann man die einfachsten Geschichten viel plausibler machen. Die Amis wollen jetzt auch die Fifa übernehmen — und Niersbach und Zwanziger, ach ja, da war ja noch was. Dass Zwanni nix mehr zu verlieren hat und natürlich auch nicht mehr so arg viele Freunde im Fußball, klar. Auch darf man stark bezweifeln, dass ihm in dieser Geschichte eine Heldenrolle gebührt. Aber deshalb so ein Fass aufmachen — praktisch alles, was dem DFB heilig ist, anschwärzen?

    Vielleicht ist es Zeit für einen Anruf bei Alfred. Er muss es wissen. Die Frage ist, darf und will er es auch. ;-)

  17. Zwanziger hatte ja schon 2012 auch öffentlichkeitswirksam eine Untersuchung der WM-Vergabe verlangt. Auch hier standen bereits die ISL-Akten im Mittelpunkt. Ich zitiere den Hausherrn, wenn ich darf.

    Zwanziger erinnert auch an die Einstellungsverfügung zum ISL-Korruptionssystem, die im Juli 2012 veröffentlicht werden musste. Die ISL-Gruppe, einst Weltmarktführer in der Sportvermarktung, hatte höchste Funktionäre des olympischen Sports, vor allem in der Fifa und im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), mit mehr als 142 Millionen Schweizer Franken geschmiert. In der Verfügung der Staatsanwaltschaft Zug finden sich in den Monaten rund um die WM-Vergabe an Deutschland, die am 6. Juli 2000 unter turbulenten Umständen in Zürich vonstatten ging, einige fragwürdige Transaktionen.

    http://www.spiegel.de/sport/fussball/theo-zwanziger-verlangt-untersuchung-der-wm-vergabe-2006-a-852132.html

    2012 will Zwanni auch mit Netzer geredet haben, das Gespräch, dessen eindeutiges Ergebnis, das dieser bestreitet. So billig, das alles auf eine persönliche Fehde zu reduzieren, die es durchaus gibt, gar keine Frage. Da haben einige Herren entschieden zu viele billige Seifenopern und Hollywood-Filme gesehen, wobei Zwanziger, sicherlich nicht die Lichtgestalt (hoho), bisher auch nicht als comicartiger Bösewicht aufgetreten ist.

    Kann man sonntags bei Weißbier in München mal so erzählen die Rache-Schnurre, zur Gaudi, aber nüchtern sollte das kein Mensch einfach so schlucken. Allerdings verkauft die Spiegel-Story Zwanziger auch als „ernsthaft besorgt“, was sehr positiv besetzt klingt und als Empfehlungsschreiben für ihn ausgelegt werden kann. Im Endeffekt will er doch wahrscheinlich erst mal seinen Ruf retten bzw. Nachlass absichern, vor allem vor dem Hintergrund, dass der Zürichbunker jetzt definitiv geknackt ist. Mit jeder Menge Sprengstoff in den Verliesen. Der auch ihn noch belasten könnte.

  18. Auch das ist gut beobachtet. Außer Zwanziger kann niemand sagen, er hätte vor Jahren schon gemahnt, gefordert und sich tatsächlich für etwas eingesetzt.

  19. Die Versuche, den Flächenbrand einzudämmen, scheinen gescheitert. Ist ja auch kompliziert, wenn der Funkenflug vom Züricher Großbrand nicht zu stoppen ist. Die derzeit schweigenden Lämmer Kaiser und Netzer haben sicherlich auch noch ihre Brandbeschleuniger zu werfen, wenn sie des möglichen eigenen Nachteils wegen dazu gezwungen werden. Oder die beiden Ikonen stecken so tief drin, dass Schweigen Gold bleibt. Aber vllt. fällt auch diesmal jemanden aus dem inner circle das entscheidende Manöver ein, um auch diesen Skandal in ruhigere Gewässer zu steuern. An ehrliche und endgültige Aufklärung glaubt eh kein Betrachter mehr.
    Die Taktik der Personifizierung von Ungereimtheiten hat ja schon eine bewährte Tradition. Und sie könnte auch hier funktionieren !

  20. Im Endeffekt ist es aber doch immer so. Man braucht einen Kronzeugen bzw. zumindest jemandem der einem anonym Material zuspielt, an das man sonst nicht rankommt. So sind alle großen Enthüllungen der Geschichte ins Laufen gekommen.
    Und derjenige muss eben zwangsläufig einer aus dem inneren Zirkel sein, der auch die unsauberen Vorgänge kennt und entweder nichts mehr zu verlieren hat oder auch anderen Kratzer im Lack verpassen will…

  21. @ Steffenk

    Ja, das ist eine Variante. Du hast recht, das war ja bisher immer der gängigste Weg, wie es in welchem Ausmass auch immer zu Aufklärungen kam. Allerdings hatten die Kronzeugen immer unangemessen hohe Konsequenzen zu tragen, da sie ja stets selbst nicht unmaßgeblich verwickelt waren. Die eigentlich Verantwortlichen und Schuldigen kamen eher glimpflich davon. Landis litt mehr als Armstrong, McQuaid und Verbruggen sind jedoch unbehelligt geblieben und noch im IOC, der UCI kommt nicht voran, die IAAF hat einen neuen Präsidenten, aber – etc. pp. Das könnte endlos fortgeführt werden. Ergo Kronzeugen sind zögerlicher geworden und wägen persönliche Vor- und Nachteile ihres Outings sorgfältiger ab. Sauberkeit und Ehrlichkeit im Sport ist doch ein sehr marginales Gut geblieben. Der Fisch stinkt doch auch hier am meisten am Kopf. Die Politik hat da das schreckliche Vorbild geschaffen. Die Renaissance der Moral lässt auf sich warten, aber sie wird kommen. Ob der DFB da beitragen kann, steht in den Sternen. Ich glaube, da der deutsche Fußball ja beinahe den Status Weltkulturerbe ( der UNESCO oder der FIFA ;) ) besitzt, wird eine Tiefenreinigung unermesslich schwer.

  22. Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger ist erleichtert, dass Franz Beckenbauer Mitverantwortung für die ominöse 6,7-Millionen-Euro-Zahlung an die Fifa im Zuge der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland übernimmt. „Ich bin froh, dass der Franz endlich was gesagt hat“, sagte der 70-Jährige dem RedaktionsNetzwerk Deutschland, dem mehr als 30 Zeitungen angehören. Beckenbauers Erklärung bestätige nur seine eigene Version, sagte Zwanziger. „Mein Interesse war es nie, einen Stimmenkauf zu inszenieren.“

    Paddelt der Theo da zurück? @Netzergespräch

    Ansonsten ist Franzens Aussage natürlich wie von Don Alfredo diktiert. Aber wen überrascht das? Schon Niersbach musste sich einen Plagiatsvorwurf gefallen lassen. Gute Freunde. Anyway: Wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass auch direkt bei der Fifa noch weitere Spurenelemente lagern?

    ISL-Geschichte, 2012:

    In dem ISL-Dokument findet sich zum Beispiel für den 5. Juli 2000 eine Notiz, wonach das anonymisierte Kürzel „E 16“ 250.000 Dollar erhalten habe. Einen Tag vor der WM-Vergabe an Deutschland. Ein paar Tage später wurden weitere 270.000 Dollar transferiert.

    Springer auf E16 bringt ja nichts. Aber vielleicht kommt ja wer anders noch irgendwie an die Geschichte ran. Der Schweizer Bundesgerichtshof hatte teil-anonymisiert. Das war aber vorm Fall der Fifa-Mauer.

  23. Vielleicht habe ich zu viele Filme gesehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Zwanziger und der Spiegel diese Geschichte vom Zaun treten, ohne einen handfesten Beweis in der Hand zu haben. Eine Tonband aufnahme oder Ähnliches. Irgendwas, wo sich jemand dermaßen deutlich kompromittiert, dass sich Zwanziger als Jurist und Kenner der Mischpoke so weit aus dem Fenster zu lehnen traut.

  24. Wer gut recherchiert hat und noch besser schreibt, muss nicht dünnhäutig reagieren und auch keinen Schiss vor Honorarprofessoren haben oder vor selbigen warnen, der freut sich vielmehr mit breiter Brust und kampfeslistig auf Abmahnschreiben – lass den Honorarprofessor doch klagen! (Bisher sind freilich keine Unterlassungsbegehren/Richtigstellungsbegehren/Gegendarstellungsbegehren von Schertz gegen Spiegel pp. Überhaupt bekannt geworden. Kann natürlich an den vagen Verdachts-statt-Tatsachen-Formulierungen im Spiegel liegen). Wer freilich auf dünnem Brett balanchiert, muss auch immer Honorarprofessoren fürchten…Zunächst aber darf man sich auf das angekümndigte Unterlassungsbegehren Netzer vs. Zwanziger freuen. Mal sehen, wie das ausgeht. Leider hat Netzer nicht mitgeteilt, welches Landgericht er anrufen will.

  25. Man wird sehen. Zwanzigers E16-Dempsey-Geschichte klang schon arg spekulativ, liest der Mann hier mit oder so? Endlich fährt auch Günter Netzer mit Gattin vor. Im Schlepptau wieder Draxler — bei VIP-Terminen immer auf Tuch- und Busenfühlung auch mit den Netzers, hat er schon nachgeharkt. Ob er auch was zur Aufklärung beitragen will, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Dabei hätte man Netzer ganz einfach erreichen können. Im Fifa-Propagandaheftchen „Fifa Weekly“ steht es schließlich regelmäßig geschrieben:

    Was wollten Sie schon immer über
    Fussball wissen? Fragen Sie Günter
    Netzer: feedback-theweekly@fifa.org

    Fragen? Ja, wenn nicht da, wo dann?

  26. dpa: Wie lange saß Elvira Netzer am Tisch?

    „Frau Netzer war bei unserem Gespräch von etwa zwei Stunden höchstens eine halbe Stunde dabei“, sagte Zwanziger der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bereits am Montag in einem Hintergrundgespräch. Am Mittwoch hob er die Vertraulichkeit auf und bestätigte diese Aussage noch einmal.

  27. Delling&Netzer, vielleicht steht da eine Reunion ins Haus, vier Fäuste gegen Theo. :-) Entweder entpuppt sich die scheinbare Salami-Taktik („habe Dokumente und Beweise“) des Herrn Zwanziger als Bratwurst-Komplott — oder er packt nach und nach Sprengstoff aus, der ihn in zwanzig Jahren auf Bosman-Level hievt. Erdbeben total. Was dazwischen scheint nicht mehr möglich, denn Netzer hat er auflaufen lassen, beharrt auf mutmaßlich belastendem Material, wir sehen uns vor Gericht. Der“freie Radikale des deutschen Fußballs“, ich glaube, so schrieb die Zeit letztens.

    http://www.zeit.de/sport/2015-10/wolfgang-niersbach-theo-zwanziger-dfb-klage

    Erste Zweifel an der Unabhängigkeit auch von Fishermans Brockhaus und Friends (o.ä.) die Agentur, die vom DFB beauftragt unabhängig gutachtet. #fifaethikkommission

    http://www.handelsblatt.com/fussball-wm-wm-ermittler-mit-privatkontakt-zum-dfb/12508544.html

    Und: Unser Mann im Bundestag mal wieder. Niersbach muss eigentlich gar nicht vor den Sportausschuss, der DFB hat doch regelmäßig den eigenen Schwarzekassenmann vor Ort. Spaß beiseite, hoffentlich wird das auch von den richtigen Stellen alles ernsthaft kritisch beäugt. Ich glaube an das Gute im deutschen Fußball und die Erkenntnis, dass es ganz so nicht weitergehen kann. Aber die Belege und Taten dafür fehlen mir bislang noch immer. Nur Nebelschleier, Gerichtsdiener und Halbgares.

    http://www.kreiszeitung.de/sport/lokalsport/kreis-rotenburg/dfb-schatzmeister-rotenburg-aeussert-sich-nicht-korruptionsdebatte-5693102.html

  28. Johannes Aumüller und Thomas Kistner in der SZ: Das zweite schwarze Loch

    Verbandsintern heißt es aus Kreisen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dass in dem Brief vom 19. April 2005 zwar ein Konto bei der BNP Paribas als Empfänger genannt worden sei. Falsch sei es allerdings, dass das Geld dann wirklich dorthin floss. Stattdessen sei die Überweisung auf das Konto bei einer anderen Bank ausgestellt worden – angeblich bei der Zürcher UBS. Eine mit den Vorgängen vertraute Person sagt, dass diese Version „richtig“ sei. Drei weitere Personen bestätigten gegenüber der SZ diese Darstellung.

  29. Es sieht aus, als ob die WM-Vergabe 2018/22 ein abgekartetes Spiel war, dass aber von Dritten durchkreuzt worden ist. Eigentlich so Blatter, sei auf diplomatischem Wege vereinbart worden, dass die Großmächte Russland und die USA diese WMs bekommen!

    Was zum Teufel ist mit der Welt los?
    Das klingt ja nach der Bestätigung der ranzigsten Verschwörungstheorie…

    http://www.ft.com/cms/s/2/5457de04-7e48-11e5-a1fe-567b37f80b64.html

    Was Blatter hier andeutet, will ich gar nicht weiter ausführen. Das spricht für sich:
    http://www.ft.com/cms/s/0/98b271aa-7e42-11e5-a1fe-567b37f80b64.html#axzz3q4CJHGlj

    Mich schüttelt´s!

  30. Hatte ich das hier schon mal angemerkt? Ich frage mich, wo der Beweis von den Dreyfus-Millionen zum Stimmenkauf ist.

    Dass es eine schwarze Kasse gab, scheint ja wohl unbestritten, aber die sollja erst 2002 durch RLD gefüllt worden sein. Die WM Vergabe war ja schon 2000.

    Oder habe ich da ein Informationsdefizit?

  31. Thomas Kistner strikes back:

    http://www.deutschlandfunk.de/fifa-alimentierung-des-system-blatter.1346.de.html?dram:article_id=335603

    Kistner spricht in diesem Zusammenhang von einer „Alimentierung des System Blatter mit deutschen Geldern.“ Zu möglichen strafrechtlichen Konsequenzen meinte er, die Problematik sei, dass die meisten Würdenträger in der deutschen Politik und im Sport kein Interesse daran hätten, dass so genau aufzuklären. Das schade dem Sportstandort Deutschland. Andererseits drohe die Gefahr der Aufklärung von außen – aus den USA und der Schweiz. Es wäre extrem peinlich, „wenn uns Amerikaner oder Schweizer eines Tages sagen was unsere Fußball-Legenden so getrieben haben.“

    Siehe auch Sportausschuss des Bundestags, den hausinternen Förderverein Sportverbände, den sich die Regierung leistet. Demnächst Tagung hinter mindestens gusseisernem Vorhang. Kontrolle und Öffentlichkeit unerwünscht. Nordkoreanische Verhältnisse.

  32. Pingback: Der Freshfields-Bericht zur #WM2006 • Sport and Politics

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