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Das Olympische Bildungsmagazin

Das Nein für Hamburg 2024 und andere demokratische Regungen

Hamburg 2024 ist grandios gescheitert.

Eine Mehrheit der Hamburger hat sich gegen das Olympiaprojekt ausgesprochen.

David hat gegen Goliath gesiegt.

51,6 Prozent oder 335.638 Abstimmungsberechtigte stimmten dagegen – 48,4 Prozent oder 314.468 dagegen dafür. (Offizielles Ergebnis)

Das ist ein Hammer. Ich verneige mich vor der Olympia-Opposition, vor Walter Scheuerl, vor den NOlympia-Aktivisten, vor NOlympia Hamburg und vielen anderen, die sich als wahre Demokraten erwiesen und unfassbar hartnäckig gekämpft haben.

Respekt.

Die ersten Stimmen aus Medien, Sport und Politik zwitschern schon, Deutschland sei nicht mit dem „olympischen Gedanken“ kompatibel (Alfons Hörmann) und habe erneut seine krankhafte Scheu vor Großprojekten bewiesen.

Alles Unsinn. Alles falsch. Alles so unfassbar verlogen und am Thema vorbei argumentiert – wobei: eine echte Olympia-Argumentation sähe smarter aus, ganz anders.

Gescheitert ist einmal mehr das olympische System, das in weiten Teilen kriminelle Züge trägt. Manche Journalisten beschreiben das seit vielen Jahren so – im Jahr 2015 kamen atemraubende Belege hinzu.

Gescheitert ist das aus Lobbyismus und Intransparenz beruhende System des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB), der auf allerlei Kanälen unfassbar viele Steuermittel aus dieser Bewerbung (ja, schon aus der Bewerbung) generieren wollte.

Das Transparenz-Maskottchen des organisierten olympischen Sports sagt zum Beispiel:

DOSB-Boss Hörmann muss seine zweite Kasse nun anders füllen.

Im Grunde muss nun das gesamte olympische System in Deutschland auf den Prüfstand. Doch so weit wird es natürlich nicht kommen. Die Herren Hörmann und Vesper, die nun schon ihre zweite bzw im Falle Vesper gar die vierte krachende Olympia-Niederlage erlebten, werden auch kaum Konsequenzen aus dem Hamburger Abstimmungsergebnis ziehen. So viel Stil haben sie nicht. Oder?

Heute Abend einige Gedanken zu Hamburg 2024, den Gründen und den Folgen hier im Blog. Es hat mir geradezu das Herz zerrissen, in den vergangenen Monaten wegen anderer Recherchen (DFB, FIFA) gar nichts oder nur gelegentlich etwas zu Hamburg, zum IOC und zur Olympiabewerbung fabriziert zu haben. Auch heute stand anderes auf der Tagesordnung: echter Sport, Kinderfußball, das also, was noch Spaß macht.

Und nun bin ich ziemlich geplättet von der Nachricht aus dem Norden.

Lasst Euch nichts einreden, liebe Leute, nicht destruktive, sondern mündige Bürger haben in Hamburg gegen die Propagandamaschine von Sport, Politik, Medien und Wirtschaft obsiegt.

Und das ist gut so.

Denn es gibt viel zu tun im verkommenen System des olympischen Hochleistungssports.

Ich freue mich auf die Diskussion.

Vor zwei Jahren schrieb ich übrigens:

Ersetzt „München 2022“ mit „Hamburg 2024“, dann stimmt noch einiges.

22.31 Uhr: So, das Weinglas ist gefüllt, da plaudert sich besser an so einem Abend.

Kommentar von Peter Ahrens auf Spiegel Online:

In diesem Jahr ist das gesamte System kollabiert, Spitzenfunktionäre sind inzwischen abgesetzt, sitzen in Haft oder warten auf ihren Prozess. Täglich kommen neue Meldungen darüber, wie versumpft der Sport an seiner Spitze durch die Verbandsherren geworden ist.

Der komplette organisierte Hochleistungssport ist durch die Verbände diskreditiert, und jetzt bekommen sie von den Bürgern dafür die Quittung. Nicht nur in Hamburg, zuvor in München und Berchtesgaden, aber auch in Oslo, in Toronto, in Boston. Überall dort, wo sich Bürger gegen Spiele ausgesprochen haben.

In Hamburg haben sich die Politik, allen voran Bürgermeister Olaf Scholz, und ein Großteil der Medien früh auf eine nahezu rückhaltlose Unterstützung der Bewerbung festgelegt. Seit Wochen haben sie das Motto „Feuer und Flamme“ durch die Stadt getragen, gerade in den Zeitungen hatte das Züge einer Kampagne. Früher hätte dies wohl Wirkung gezeigt, heute nährt so etwas eher Unbehagen.

22.26 Uhr: Irrsinnig fand ich ja in den vergangenen Wochen, dass der Bund tatsächlich inmitten der fundamentalen Krise des Olympiasystems mal locker 30 Millionen für die Bewerbung genehmigte, als wäre nichts geschehen. Auch diesen Bundespolitikern haben es die Hamburger heute gegeben. Tritte in die Weichteile tun weh.

00.18 Uhr: Nach einigen Olympia-Telefonaten muss ich das hier abbrechen. Morgen geht es ins BMI zum WM-Akten-Studium. Da muss ich fit sein. Will ja bald mal eine erste Buchversion veröffentlichen.

Sleep well!

Nochmal, ich finde: Dieser Ausgang ist ein Hammer.

00.39 Uhr: Habe noch nie einen Facebook-Post eingebettet – mein erster Versuch ist misslungen, deshalb nur ein Link.

Montag, 7.25 Uhr: Herrjeh! Wenn Du denkst, es geht nicht blöder …

Auf den Schock müsste ich mir eigentlich einen Schnaps in den Kaffee kippen. 7.31 Uhr: Zum Hintergrund dieser gescheiterten Bewerbung zählt eben auch, was ich vor zwei Wochen nochmals grob für die Stuttgarter Zeitung skizziert habe:

Die Fakten sprechen für sich – und sie sind erschreckend. Die olympische Welt gerät aus den Fugen. Nie zuvor in der Geschichte des organisierten Hochleistungssports wurde das in weiten Teilen kriminelle Treiben an der Spitze steinreicher Organisationen so offensichtlich wie in diesem Jahr. Es geht um Geldwäsche, organisierten Betrug, Bestechung, Erpressung, bandenmäßige Verschwörung und allerlei andere dunkle Machenschaften. In Deutschland geht es vorerst nur um Steuerhinterziehung bei der Organisation der Fußball-WM 2006. Andere mögliche Vergehen sind verjährt. Denkbar ist allerdings, dass wegen mindestens eines ominösen Geldtransfers, jene 6,7 Millionen Euro, die das WM-OK 2005 via FIFA unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an den ehemaligen Adidas-Patron Robert Louis-Dreyfus überwies, in der Schweiz wegen Geldwäsche ermittelt wird. Die Aufklärung hat gerade erst begonnen.

Waren es jahrzehntelang vor allem Journalisten und Whistleblower, die eine Kultur der Korruption und systematisches Doping in der Branche aufdeckten und beharrlich beschrieben, so sind mittlerweile Ermittler von Justizorganen auf allen Kontinenten und in Dutzenden Nationen dabei, schwerkriminellen Fußballfunktionären das Handwerk zu legen. Die Recherchen und Fahndungen sind grenzüberschreitend und von historischer Tragweite. Es herrscht die helle Angst in den Machtzentralen des Sports, auch in Frankfurt am Main beim DFB oder im steuerlichen Exil in Salzburg, wo Franz Beckenbauer residiert. Einigen hochrangigen FIFA-Offiziellen, darunter mehrere ehemalige Vizepräsidenten, drohen in den USA Haftstrafen von mehreren Jahrzehnten. Täglich werden neue erschreckende Details öffentlich.

Vom Ausmaß des Betrugssystems hat die Weltöffentlichkeit aber immer noch nur eine rudimentäre Vorstellung.

Aus der Kriminalwissenschaft wissen wir, dass maximal drei bis fünf Prozent aller Korruptionsfälle öffentlich und von diesen nur ein geringer Teil rechtlich gewürdigt werden können. Im Umkehrschluss heißt das: Man darf die bisher bekannte Schadenssumme mit dem Faktor 20 multiplizieren, um eine Ahnung zu erhalten. Im FIFA-Reich werden in den aktuellen, in den USA anhängigen Fällen, und in bislang schon gerichtsfest belegten Korruptionssystemen (wie das der ehemaligen Adidas-Tochter ISL) Korruptionssummen von fast einer halben Milliarde Dollar verhandelt. Mit 20 multipliziert reden wir, theoretisch, über eine tatsächliche Schadenssumme von zehn Milliarden. Ein Modell, gewiss, exakte Zahlen wird es nie geben. Fakt aber ist: diese Milliarden gingen dem Sport verloren. Mit diesen Milliarden hätte an der Basis, dort wo mehrheitlich ehrenamtlich, aufopferungsvoll und im Rahmen der Möglichkeiten professionell gearbeitet wird, viel Gutes bewirkt werden können.

Die Ermittlungen, Festnahmen und Anklageerhebungen beschränken sich längst nicht nur auf die Fédération Internationale de Football Association (FIFA), die vom amerikanischen Justizministerium als Mafia-Organisation beschrieben wird. Auch an der Spitze des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF herrschte beinahe zwei Jahrzehnte ein krimineller Clan, die Familie des langjährigen IAAF-Präsidenten Lamine Diack aus dem Senegal. Der Pate und seine Söhne kassierten Millionensummen von Dopern, um deren positiven Testergebnisse verschwinden zu lassen, sie kassierten Tantiemen von Sponsoren auf allen Kontinenten, sie ließen sich Millionen von Bewerbern für Weltmeisterschaften und andere IAAF-Events zahlen.

Das sind alles keine Einzelfälle, keine Ausnahmen von der Regel, sondern einige der bislang schlimmsten Beispiele für ein weltumspannendes, zutiefst verkommenes System von Vettern- und Günstlingswirtschaft.

Wer sich angesichts der atemraubenden Faktenlage noch an Relativierungen versucht, das angeblich segensreiche Wirken dieser Institutionen beschwört und das Märchen von der sogenannten Agenda 2020 des IOC beschwört, betreibt im Grunde Propaganda. Ohne gründliche Aufarbeitung der Vergangenheit und Gegenwart, ohne absolute Transparenz und juristische Aufarbeitung, kann es für dieses System keine Zukunft geben. Keine Zukunft, die darauf basiert, dass der Großteil der Kosten weltweit direkt und indirekt aus öffentlichen Kassen beglichen wird.

Der olympische Sport mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), den 35 olympischen Weltverbänden (28 Sommersportarten, sieben Wintersportarten) und auch weiten Teilen der 206 Nationalen Olympischen Komitees (in Deutschland der DOSB) bilden noch immer eine global operierende Parallelgesellschaft. Die Fachverbände sind allesamt Monopole, sie genießen neben dieser Monopolstellung zahlreiche Privilegien wie Steuererleichterungen und Sondergesetze für die Austragung ihrer Wettbewerbe, sie wurden Jahrzehnte lang auch in demokratischen Nationen von Politikern und Staatsanwaltschaften geschützt, die allesamt zu gern die Augen verschlossen haben vor diesem dreckigen Treiben.

Deutschland beispielsweise ist das Geburtsland der modernen Sportkorruption. Eine Hauptrolle spielt dabei die Sportartikelfirma Adidas aus Herzogenaurach. Horst Dassler, Sohn das Firmengründers Adi Dassler, hat bis zu seinem Tode im Jahr 1987 den Weltsport dominiert. Er hat mit seinen Leuten die Programme entworfen, nach denen Olympia, die Fußball-WM oder die Champions League bis heute vermarktet werden, er hat über die Austragung von Mega-Events mit entschieden, er hat Personen für Führungspositionen ausgesucht und in der Branche etabliert. Einige wie Joseph Blatter oder Thomas Bach spielen noch immer ihre Rollen, der eine weniger gut, der andere etwas besser. Sie kommen aus demselben Stall.

Das beste, was einigen dieser Monopolisten passieren könnte, wäre die Zerschlagung. Sämtliche Privilegien für den organisierten Sport müssen auf den Prüfstand – auch in Deutschland, wo sich die Fachverbände daran messen lassen müssen, wie modern und transparent sie selbst aufgestellt sind und wie sich ihre Führungskader heute und in den vergangenen Jahren für Aufklärung und gegen jegliche Formen von Korruption in kontinentalen und Weltverbänden eingesetzt haben. Die internationale Bilanz der Deutschen ist nachweislich desaströs. Hat sich jemals ein Deutscher an die Spitze der Aufklärung gesetzt?

Ausgerechnet in dieser Lage wollen sich der nicht nur in finanziellen Dingen intransparente DOSB mit Hamburg für die Olympischen Sommerspiele 2024 und der mit dem Vorwurf der schweren Steuerhinterziehung belastete DFB für die Fußball-EM 2024 bewerben? Absurd.

Es gibt momentan kaum vernünftige Argumente für diese Bewerbungen.

Dass Organisationen wie die FIFA nicht reformierbar sind, beobachtet die Welt seit Ewigkeiten. Im absurden Rennen um die FIFA-Präsidentschaft, über die auf einem Sonderkongress Ende Februar 2016 entschieden werden soll, geht es nicht zuvorderst um fundamentale Strukturveränderungen, sondern nur um Reförmchen. Das derzeit wahrscheinlichste Szenario ist die Machtübernahme durch Scheich Salman aus Bahrain, dem schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Es geht also noch schlimmer als im System Blatter. Die FIFA steuert geradewegs in die Katastrophe.

Eine Allianz der Altvorderen verhindert weiterhin entscheidende Statutenänderungen, allen voran Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah aus Kuwait, der vor zwei Jahren schon bei der Inthronisierung des Tauberbischofsheimers Thomas Bach im IOC eine Hauptrolle gespielt hat. Scheich Ahmads Hobby ist es, die Posten in kontinentalen und in Weltverbänden mit seinen Leuten zu besetzen. Er ist steinreich und spielt mit der Macht. Seine Marionetten sitzen in etlichen Weltverbänden, etwa im Handball (IHF), wo der korrupte Ägypter Hassan Moustafa von des Scheichens Gnaden sein Unwesen treibt. Oder im Schwimm-Weltverband FINA, wo noch Julio Maglione aus Uruguay amtiert, der aber bald die Präsidentschaft an Husain Al-Musallam übergeben wird. Husain Al-Musallam ist der Adlatus von Scheich Ahmad, sein Strippenzieher in zahlreichen Funktionen, ob im asiatischen Olympiacouncil (OCA) oder im Weltverband der NOK (ANOC). Wo der Scheich ist, das ist auch Husain und erledigt die Drecksarbeit.

Das amerikanische Department of Justice, die Bundespolizei FBI und die Steuerbehörde IRS behandeln die FIFA und deren Satelliten-Organisationen auf Grundlage des Racketeer Influenced and Corrupt Organization Acts aus dem Jahre 1970. Dieses RICO-Gesetz wurde geschaffen, um Mafiafamilien und den Vergehen von multinationalen Konzernen beizukommen. RICO steht für von Gangstern dominierte korrupte Organisationen. Das RICO-Gesetz ließe sich problemlos auf den Leichtathletikverband IAAF anwenden, denn die Diack-Familie und andere Ganoven ließen sich meist in US-Dollar bezahlen, und damit hätten die amerikanischen Justizbehörden Zugriff, würden sie sich auch für die IAAF interessieren. Das ist nicht mal unwahrscheinlich, denn schließlich ist der US-Sportartikelgigant Nike, dessen Geschäfte auch in den FIFA-Ermittlungen durchleuchtet werden, extrem in der Leichtathletik engagiert. Nahe des Nike-Hauptquartiers im US-Bundesstaat Oregon soll 2021 eine Leichtathletik-WM stattfinden. Mit dem Briten Sebastian Coe steht ein Nike-Repräsentant an der Spitze des Weltverbandes IAAF, dem derlei Interessenkonflikte ziemlich egal sind.

IOC-Präsident Bach will seinen alten Freund, den Lord Coe, im kommenden Jahr ins IOC aufnehmen. Lord Coe hat im August, als er Diack beerbte, gegen den die französische Justiz nun Korruptionsanklage erhebt, noch davon geschwärmt, der Senegalese sei für ihn ein spiritueller Führer gewesen. Coe versprach, die IAAF in der Tradition Diacks weiter zu führen. In der Tradition eines Kriminellen, das Wort „mutmaßlich“ kann man getrost streichen.

Gewiss, Diack und seine Söhne sind noch nicht verurteilt und auf Kaution auf freiem Fuß, doch die Beweise, die der Kanadier Richard Pound am Montag mit der Ermittlungsgruppe der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) vorlegte, die teilweise seit Jahren in Medien berichtet wurden, sind schier erdrückend. Diack, das nur am Rande, war immer auch ein treuer Unterstützer von Bach.

Der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber handelt in enger Abstimmung mit US-Justizministerin Loretta Lynch, die vor einigen Jahren, damals noch Bundesanwältin, die Ermittlungen im FIFA-Reich eingeleitet hat. Dass ausgerechnet in der Schweiz, wo mehr als 60 internationale Sportverbände residieren und zahlreiche Vergünstigungen genießen, am 27. Mai 2015 Fußballoffizielle verhaftet wurden, hat Schockwellen ausgelöst. Dutzende Vorstände anderer Weltverbände meiden seither die Schweiz, den einst so sicheren Hafen für die Sport-Piraten. Lauber und seine kleine Gruppe der Ermittler machen überhaupt keine Anstalten, die Zügel wieder schleifen zu lassen. Der Widerstand in der Politik der Eidgenossenschaft hält sich in Grenzen, auch das ist neu. Inzwischen wurden sogar zwei Gesetzesnovellen – Geldwäsche und Korruption – verabschiedet, die Sportfürsten größere Probleme bereiten sollen.

Der partiell rechtsfreie Raum, in dem der Sport seine Geschäfte abwickeln konnte, ist kleiner geworden. Das ist die gute Nachricht. Flächendeckend nachhaltige Änderungen wird es aber nur geben, wenn die Daumenschrauben weiter angezogen werden.

Die Kollegen wählten die Überschrift „Empört Euch!“. Das fand ich zunächst nicht so gut, muss aber inzwischen sagen – es passt. Empört habe ich mich zum Beispiel vor einer Woche, als das EOC (European Olympic Committees) die überflüssigen European Games 2019 quasi schon nach Russland vergeben hat – trotz allem.

Kurz darauf passierte dies:

9.50 Uhr: Ebenfalls ziemlich dämlich: „Hamburg hat das Tor zur Welt verriegelt“ …

9.52 Uhr: Oliver Fritsch auf Zeit Online:

Wieder einmal hat eine Demokratie Nein zu Olympia gesagt. Wie in Oslo, Stockholm, Graubünden, Krakau, Wien und Boston, wo Referenden zuletzt scheiterten oder die Politik die Bewerbung zurückzog. Und natürlich in München, wo die Bürger vor zwei Jahren Stopp sagten. Damals fürchteten die schwarzmalenden Verlierer, wie jetzt in Hamburg, das Nein bedeute für Jahrzehnte das Aus für deutsche Olympia-Ambitionen. Ein Jahr später hatte sich der deutsche Sport das wieder anders überlegt, freilich ohne auf die Ablehnung aus München reagiert zu haben. Vielleicht wäre mal was anderes als Weiterso gefragt.

81 Gedanken zu „Das Nein für Hamburg 2024 und andere demokratische Regungen“

  1. Pingback: NOlympia-Presseschau für November 2015 » Nolympia

  2. Irrsinnig fand ich ja in den vergangenen Wochen, dass der Bund tatsächlich inmitten der fundamentalen Krise des Olympiasystems mal locker 30 Millionen für die Bewerbung genehmigte

    elbmelancholie.de (15.07.15): Lässt die Bundesregierung Hamburg auf 20 Millionen Kosten sitzen?

    Die Ministerien (Innen und Finanzen) werden demnach trotz des 30 Millionen Beschlusses des Haushaltsausschusses des Bundestags nur 10 Millionen für die Bewerbung Hamburgs beisteuern.

  3. Mag alles sein, Ralf, aber der Irrsinn: es geschah im Bundes-Berlin an jenem Tage, als die IAAF Russland, nun ja: suspendierte – und allerlei andere Fakten über das kriminelle Sportsystem weltweit die Schlagzeilen bestimmten.

  4. bin genauso ueberrascht, denn die tagesschau trompetete nachmittags noch, dass die olympia-befuerworter wohl vorne liegen, dann, dass sich das legendaere „kopf-an-kopf-rennen“ abzeichne…

    das nein ist eine konsequente, aber keine selbstverstaendliche entscheidung. solange das ioc selbstherrlich weitreichende staatsgarantien verlangt und diese ja offenbar auch von vollkommen schmerzbefreiten politiker mit den immer gleichen phrasenargumenten erhalten, solange kann man nur gegen diese fehlentwicklung olympische spiele sein.

    danke und respekt an die hamburger waehler!

  5. Referendum dann am 11. November 2019?

    Ne, wenn leider am 10.
    Oder denen fällt noch was anderes Schwachsinniges ein (wovon ich fast überzeugt bin), wie Stuttgart 2026 oder so.

  6. @ andreas peter: Habe ja live nichts mitverfolgt, lese nun an verschiedenen Stellen, ARD und ZDF hätten lauthals einen klaren Sieg der Olympiabewerber „trompetet“, wie Du schreibst. Ich weiß nicht, ob ich da jetzt zu weit gehe, aber das klingt doch sehr nach Beeinflussung.

  7. Bist Du eigentlich grundsätzlich gegen Olympische Spiele in Deutschland oder nur gegen Olympische Spiele nach den Prinzipien des Systems IOC?

  8. FAZ-Kommentar von Michael Reinsch: Der Traum ist gestorben

    Vielmehr richtet sich der Blick auf seinen Vorgänger Thomas Bach. Ihn, den Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, holt die Ablehnung der Kandidatur Münchens um die Winterspiele 2018 ein. Weder als erster Mann des deutschen Sports noch als Nummer eins des Weltsports konnte er die Sportbegeisterung seiner Landsleute in eine Bewerbung ummünzen.

  9. Habe ja live nichts mitverfolgt

    Am lustigsten fand ich, daß Norbert König und Michael Vesper um Punkt 18 Uhr das Ergebnis einer Telefonumfrage präsentierten, die den nicht ganz unwichtigen Punkt „Mobilisierung“ völlig außer Acht gelassen hat…

  10. @ Tom #9:

    Mir nehmen manche Leute (ich glaube auch Ralf) immer noch übel, dass ich München 2022 sehr viel Gutes abgewinnen konnte und gesagt habe, das hätten vergleichsweise nachhaltige und vergleichsweise vernünftige Spiele werden können – hätten DOSB und Politik es ernst gemeint mit den Versprechen aus München 2018.

    Habe in vielen Diskussionen, hier und anderswo, gesagt, dass ich davon träume, einmal in meinem Leben eine deutsche Bewerbung mit einem überzeugenden Konzept, mit transparentem Herangehen zu erleben. Das werde ich in diesem Leben leider nicht mehr.

    Es bringt nichts, mich positionieren und auf eine These („gegen Olympische Spiele …“) festlegen zu wollen. Es ist vielschichtiger, das Leben ist komplizierter. Manches habe ich versucht, in „Macht, Moneten, Marionetten“ aufzuschreiben, vieles muss noch viel besser recherchiert und beschrieben werden. Ich antworte auf derlei Fragen auch weiterhin mit journalistischen Produkten.

  11. Jens, meine Frage war nicht anmaßend gemeint, ich habe sie mir nur selber zuletzt auch gestellt und komme da auch zu keinem genauen Urteil. Ich habe in den letzten Tagen auf Anfrage den Olympiagegnern in Hamburg noch ein bisschen zugearbeitet, obwohl ich eigentlich großer Sportfan und Fan der Grundidee Olympia bin. Aber aufgrund der – wie ich finde – völligen Aussichtlosigkeit einer Bewerbung explizit für 2024, aber vor allem wegen des wahnsinnig schwachen Konzeptes war ich einfach dagegen.

    Ich finde ja, Hamburg sollte sich für 2028 noch mal bewerben, falls die Spiele 2024 nach Los Angeles gehen, aber mit einem visionäreren Konzept, einem Konzept, in dem die Stadt Herr im eigenen Haus ist und nicht das IOC. Ich würde gerne zu Lebzeiten mal Olympia in Deutschland erleben und Hamburg ist die einzige Stadt, in der das funktionieren würde.

  12. Leider wird sich jetzt gar nichts zum Guten wenden. Die Diskussion über eine Optimierung des IOC-Systems wird mit dem Referendumausgang in Hamburg schlicht abgebrochen. Diese Plattform ist nun leider auf den Grund der Elbe gesunken. Mutlos.

  13. @ Tom #15

    Ich reagiere bei solchen Fragen etwas gereizt, sorry wenn es hier den falschen Kandidaten erwischt hat. „Visionäres Konzept“? Hamburg? Die Stadt ist grundsätzlich völlig ungeeignet für Olympische Spiele. Aber diese Diskussion würde ich gern auf die nächste Bewerbung vertagen, wenn es für 2028 wieder heißt: Hamburg vs Berlin (wenn Berlin dann einen Flughafen haben sollte).

  14. @ Kai #16:

    Was hätte sich denn mit Hamburg 2024 unter Führung des DOSB „zum Guten“ gewendet? Ich sehe da: nichts.

    Nicht ein Fünkchen. Aber so ganz und gar: nichts.

    Und ja, ich habe das schon oft mit vielen Argumenten belegt u.a. in MMM.

  15. Ach sternburg, da antworte ich doch gern mal mit Alfred Draxler, dem Top-Rechercheur:

    Eine Katastrophe für den Standort Deutschland! Gute Nacht!“

  16. @ Jens: es hätte sich zum guten wenden können, weil es Leute wie Dich gibt. Leute, die den Finger so lange in die Wunde legen, bis es wehtut. So lange wehtut, bis etwas geändert wird. Und ich bin der Erste, der das unterstützt. Nun ja, ich gebe zu: die Absage Hamburgs wird dem DOSB und auch dem IOC wehtun. Nur, was ist nun? Was können wir verändern, wenn es doch nicht mehr da ist?

  17. Oliver Fritsch für Zeit online: Neue Köpfe braucht das Sportland

    Und natürlich in München, wo die Bürger vor zwei Jahren Stopp sagten. Damals fürchteten die schwarzmalenden Verlierer, wie jetzt in Hamburg, das Nein bedeute für Jahrzehnte das Aus für deutsche Olympia-Ambitionen. Ein Jahr später hatte sich der deutsche Sport das wieder anders überlegt, freilich ohne auf die Ablehnung aus München reagiert zu haben. Vielleicht wäre mal was anderes als Weiterso gefragt.

  18. Christoph Kapalschinski im Handelsblatt: Gut so!

    Die Entwicklung dieser Insel vom Logistikstandort hin zu einem Olympiagelände, dann zu einem Wohngebiet, ist schlichtweg unwirtschaftlich. […] Kein Wunder, dass die Insel ohne Olympia bleiben soll, was sie seit Jahrhunderten ist: ein Hafen.

    Der Gipfel des ganzen war aus meiner Sicht, daß diese Milliardenausgaben (nur, um überhaupt an das Gelände zu kommen!) dann auch noch als „nachhaltig“ bezeichnet wurden!?

  19. n-tv-Kommentar von Stefan Giannakoulis: Das ist kein Nein zu Olympia

    Wenn auch das Ergebnis des Referendums als Überraschung gilt: Ein Wunder ist es nicht. Der Sport steckt nicht erst seit gestern in einer Glaubwürdigkeitskrise. Und er sollte damit beginnen, diese Signale ernst zu nehmen. Wobei das Votum in Hamburg eher einem Tiefschlag gleicht. Viel spricht allerdings nicht dafür, dass die gescheiterten Olympiafreunde die Wähler ernst nehmen.

  20. Interessant wäre, ehemalige Olympiateilnehmer nach ihrer Meinung zu Olympia zu befragen. Ich bin sicher, die Mehrzahl sagt Ja zu Olympia und Nein zum Gigantismus und dem anhaltenden Missbrauch der Olympischen Idee für andere als die sportlichen Zwecke.

  21. Ich als ehemaliger Olympiateilnehmer sehe das genau so wie #28

    Viele leben allerdings auch nach der sportlichen Karriere in der Filter bubble weiter. Ich persönlich bin sehr zerrissen, natürlich wünscht man sich Spiele vor der eigenene Haustür. Trotzdem stimme ich der Ablehnung in Hamburg zu. Viele andere sehen das nach meiner Erfahrung aber leider nicht so. Die Herstellung eines Zusammenhangs zwischen dem Erlebnis Olympia und realer dt. Sportpolitik (im negativen Sinne) wird nicht gemacht.

  22. @ JW (#8)

    Wenn Du glaubst, ARD und ZDF hätten beeinflusst, dann hättest Du mal die Hamburger Springer-Medien erleben müssen. Von BILD und WELT war ja nix anderes zu erwarten. Bei der offiziellen Seite hamburg.de wurde auch via WELT gejubelpersert – kein Wunder, das Portal der Stadt wird von Springer betreut. Und dann war da noch das Springer-Fernsehen namens „Hamburg 1“. Ich hab so ab 17:50 Uhr dort die Ergebnisse verfolgt – zeitweise ohne Ton, denn was Schalthoff, Pingel (der einmal mehr mit seiner Art den alternativen Interpretationsmethoden seines Namens alle Ehre machte) und Co. da zelebrierten („Wir hoffen auf Wandsbek, den größten Bezirk, wo noch nicht so viele Stimmen ausgezählt sind…“ – wiederholt Herbert Schalthoff, sinngemäß zitiert) war schon ziemlich eindeutig und hatte mit Journalismus und ausgewogener Berichterstattung herzlich wenig zu tun. Eher mit Förmchenklau im Sandkasten.

    Meiner Erfahrung nach kann man die Ergebnisse auf eine Formel runterbrechen:
    Die, die an den Spielen verdienen wollten, stimmten mit Ja; die, die die Spiele hätten bezahlen müssen, mit Nein.

  23. Als Hamburger bin ich generell eher mäßig an Großereignissen interessiert, von denen haben wir jetzt schon eine stattliche Menge – die Stadt ist in Teilen ohnehin auf dem Weg zur Eventmetropole, ganze Stadtteile werden auf die Bedürfnisbefriedigung kurzzeitig anwesender Touristen umgekrempelt. Das läßt sich durchaus gelassen aushalten, solange man nicht in den einschlägigen Vierteln leidet. (Und im Ernst: Wer Hafencity, St. Pauli oder St. Georg als Wohnort anstrebt, findet vermutlich auch den Aufenthalt auf zugemüllten Verkehrsinseln zur Rush Hour gemütlich.)

    Gegen die Hamburger Olympia-Chose speziell sprach und spricht: Die völlig unklare Finanzierung – wieso soll ich diesen dreiwöchigen Zirkus aus meinem Portemonnaie finanzieren? Wenn das IOC käme und alle, wirklich alle Auslagen übernähme, könnte man mal drüber reden, dann sogar über die berüchtigten „olympic lanes“ (die Rush Hour dauert hier sowieso von 6 bis 20 Uhr, es kommt echt nicht mehr drauf an) – nur: Die Stadt innerhalb von sieben Jahren umkrempeln für ein paar Wochen Tralala, und dann die Rechnung in völlig unbekannter Höhe bezahlen? Nö.

    Diese Haltung hat die Mehrheit der Hamburger, siehe das Ergebnis gestern. Von „Paris“, „Terror“ o.ä. war in allen Gesprächen, die ich hier zum Thema geführt habe, nie die Rede – von Geld und Nachhaltigkeit immer.

  24. „Gabor Steingart: Hamburg habe „gegen Weltoffenheit“ gestimmt “

    Da hatten sie sich vertippt, es sollte natürlich „Geldoffenheit“ heißen, beide Tasten liegen auf der Tastatur ja etwa in der gleichen Handschlagkante.

    Auch glaube ich nicht, dass die sonderbehandelte Sportwelt das falsch einschätzt. Aber was sollen sie sagen, sich hinstellen: „Ja, bei uns regiert auch im Jahre x nach Samaranch sein treuester Dassler-Adjatus, und den DOSB führt entsprechend ebenso ein Mann mit fragwürdigen Geschäftlen in der Vita.“

    Für saudumm verkaufen tun sich natürlich die ganzen Borderline-Journalisten, die das als ein Votum gegen den Sport und „Weltoffenheit“ hinstellen. Ist halt wie bei der Fifa, alles Volksfeste für Völkerverständigung, Weltfrieden, Fairplay und so, den Scheiß kauft ja mittlerweile selbst die so genannte „Intelligenz“ dem Pack ab, das „Entwicklungspaket“ sagt, aber eigentlich SElbstbedienung und Veruntreuung meint. Darauf einen echten Kaiser zum Abschuss.

    https://www.youtube.com/watch?v=LKwfyeyh-x0

  25. Einigen Publikationen, wie Stern und Spiegel, kann man immerhin zugute halten, dass sie beide Meinungen zu Wort kommen lassen. Bei anderen muss man schon mal die Frage stellen, ob es das Vertrauen oder die Auflage steigert, wenn man mal eben 25% seiner Zielgruppe als ahnungslose Miesmacher abqualifiziert.
    Diejenigen, die am lautesten heulen, sind wohl die, die an einer Bewerbung das meiste Geld verdient hätten.
    Die Verlängerung der U4 ist jedenfalls schon mal abgesagt:
    http://www.nahverkehrhamburg.de/u-bahn-hamburg/item/1586-nach-olympia-aus-u4-wird-nicht-richtung-sueden-verlaengert
    Wozu auch? Der Kleine Grasbrook bleibt, was er ist: Ein wichtiger Umschlagplatz. Etwas, womit Hamburg einen Haufen Geld verdient. Und die Umsiedlung hätte sicher mehr gekostet als so publiziert wurde. (hatte ich schonmal was zu verlinkt)

  26. „Ich verneige mich vor der Olympia-Opposition, vor Walter Scheuerl, vor den NOlympia-Aktivisten, vor NOlympia Hamburg und vielen anderen, die sich als wahre Demokraten erwiesen und unfassbar hartnäckig gekämpft haben.“

    Die Nennung Scheuerls bereitet mir gleich Krämpfe. Klar sind bei seiner Selbstdarstellung schon ein paar gute Argumente an ihm hängengeblieben, den ein oder anderen mag er auch jenseits des eher linken Gegnerumfeldes erreicht haben, aber, sowohl er als auch seine teilweise ungewohnten Partner von NOlympia und Konsorten erklären mir das Ergebnis kaum. Natürlich war auch NOlympia breiter aufgestellt als anno dazumal die Spaßterroristen in Berlin. Aber auch deren Aufstellung war etwas krude hier in HH. Kalkulierbare Gegnerstimmen, die Ablehnung ist wohl eher einem Konstrukt wie Bürgersinn zu entnehmen. Als Stadtstaat und bei der Tageszeitungslage auch nicht ungewohnt, sich der angeblichen Mediendominanz zu widersetzen. Die ARD hatte nebenbei vorher darauf hingewiesen, dass erst deutliche Unterschiedliche, 60-75+ einen Erfolg bedeuteten, nur das ZDF verlor sich mit seiner 56% Prognose kurz vor Wahlschluss. Trotz der raren Erfolge bei den US Wahlen müssen Infratest usw. Ihre Methoden dringend überarbeiten. Hatte übrigens zwei Versuche auf dem Handy von den Befragern.

  27. Kann schon sein, mik, aber mir geht es doch nicht darum, Lebensleistungen zu würdigen oder Personen zu verherrlichen. Was in diesem Fall auch ein Scheuerl geleistet hat, finde ich bemerkenswert. Punkt.

    Genau so wenig habe ich alle NOlympionisten pauschal in den Heiligenstand erhoben. Das liegt mir fern. (Natürlich gibt es auch dort, wie überall, substanzloses Gewäsch, aber eben auch hartnäckiges am Fakten orientiertes Arbeiten.)

    Ich hoffe, Deine Krämpfe vergehen bald wieder. Wenn nicht, kann ich vielleicht mit ein paar Magentropfen aushelfen, die ich mir neulich kaufen musste.

  28. Oliver Fritsch für Zeit online: Zehn Ideen für ein neues Sportland

    10. Kritiker einbinden
    […]
    Kritische Geister wie Ines Geipel, der Doping-Verweigerer Henner Misersky, der ehemalige LSB-Vize aus Thüringen Dirk Eisenberg oder die Rechercheure Hajo Seppelt und Jens Weinreich betrachtet der Sport als Störenfriede.

    Volker Heise in der Berliner Zeitung: Olympia ist Zombie-Land

    Am Sonntag ist ein neues Land aufgetaucht. Es heißt Sport-Deutschland, und sein Präsident ist Alfons Hörmann.

  29. Rainer Grünberg für das Hamburger Abendblatt: Empfang deutscher Olympioniken in Hamburg abgesagt

    Der vom Senat für Ende August 2016 in Hamburg geplante Empfang der deutschen Olympiamannschaft nach der Rückkehr von den Sommerspielen in Rio de Janeiro wurde am Freitagabend abgesagt, obwohl die Verträge fast fertig ausgehandelt waren. […] Auch die nächste DOSB-Mitgliederversammlung findet Ende nächsten Jahres nicht wie ursprünglich geplant in Hamburg statt.

    Auch amüsant: Der DOSB vergibt den Preis „Pro Ehrenamt 2015“ an den Deutschen Lotto und Toto Block, einem grossen Sportwettenanbieter (Quelle: DOSB).

    [EDIT: ich habe mir mal erlaubt, den Link zum Abendblatt etwas umzulenken, weil natürlich: Direktlink endet an Bezahlschranke, Google hat den Passierschein (cf)]

  30. Im Ergebnis der Denkpause ein Fauxpas in Form eines Foul gegen die „bösen“ Olympiateilnehmer. Da zeigt der Hamburger Senat seine echte sportliche Größe. Wie kann man nur so d****** sein ? : T

  31. @Herbert
    Kann es sein, dass dir da ein Vorzeichenfehler unterlaufen ist? Ich jedenfalls lese das

    Aus DOSB-Kreisen heißt es, die Lust auf die Stadt sei bei Funktionären und Verbänden nicht gerade ausgeprägt.

    eher so, dass die Initiative in diesem Fall weniger vom „foulenden“ Senat als vielmehr von einem „schmollenden“ DOSB ausgegangen ist!?

  32. @cf
    vielen Dank fürs Ändern des Links.

    @Herbert/cf
    Der Titel des Artikels und meine Zitation daraus sind in der Tat missverständlich. Es geht darum, dass der DOSB wohl beide Veranstaltungen in eine andere Stadt verschiebt.

  33. cf, ich geb´s zu. dementi ! so ein Pech aber auch. ich hab den Beitrag gar nicht gelesen und gleich kommentiert. foul, böse, größe und d****** lass ich mal steh´n und ordne sie vice-versa zu.

  34. Passend zu „Die Parallelgesellschaft Sport kann Signale immer noch nicht deuten“: Zusammenfassung der DOSB-Versammlung am glamourösen Ort „Flughafen Hannover“.
    Die olympische Bewegung besteht wohl momentan hauptsächlich aus „aus der Schusslinie springen“. Sollte es mal Wettbewerbe im „auf andere Zielen“ und Zurückrudern geben, Hörmann hätte sie gewonnen. Peinlich!

    Hörmann hatte das inakzeptable Erscheinungsbild der korrupten Weltverbände Fifa (Fußball) und IAAF (Leichtathletik) kritisiert, die der Olympiabewerbung massiv geschadet hätten.

    Zwanziger, Digel, Blatter; alle böse außer Fonsi.

    Dass [Blatter] neulich nach überstandener Krankheit erzählt haben soll, er habe schon die Engel singen hören, kann nicht sein. Die Engel singen im Himmel.

    Am Ende war dann sogar Angela Merkel schuld. Bis ihm wohl gedämmert hat, dass es nicht klug ist, sich mit der Politik anzulegen.
    Schäbig!

  35. Ich finde, wir sehen hier wie an verschiedenen anderen Stellen eine Krise des Leistungsgedankens: im Sport ist es vielleicht am offensichtlichsten – Sportler dopen (in welchem Ausmaß auch immer), und man hat den Eindruck, die Funktionäre präsentieren schön gerechnete Visionen und machen sich die eigenen Taschen voll, wo es nur geht. Bei Bankmitarbeitern – insbesondere aus dem Investmentbanking – sind die Summen besonders hoch und genau wie beim Sport fragt man sich, welche echten Verbesserungen durch ihr Treiben eigentlich erreicht wurden. Und von diesen Phänomene, die vielleicht nicht flächendeckend auftreten, aber ein entsprechendes Medienecho finden, haben viele die Nase voll. Dazu kommt noch die Gruppe derjenigen, die sich grundsätzlich fragen, ob es immer schneller, höher und weiter sein muss, und was das für Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Umwelt hat.

  36. Leseempfehlung zum Thema Sport und Politik, Legitimität amoralischen Handels etc. „Der Sport vergisst seine Stärke“. Interessant finde ich vor allem, dass die durchaus sensiblen Themen wie Abschottung nach außen, Einfluß auf Diktaturen, Bewahrung des libertären Gedankens des Sports etc. eigentlich ausgespielt werden gegen das Festhalten von Werten, die wir in unserer Demokratie gelebt sehen wollen. Gleichzeitig wird m.E. vollkommen ausgeblendet, dass zum Beispiel Lichtgestalten wie Herr Bach oder Kaiser wie Herr Beckenbauer das im Außen praktizierte Handeln mit Schulterzucken (geht ja nun mal nicht anders) bei uns weiterleben.

    cio christoph

  37. Ach, den hab ich ganz vergessen – unser über alles geliebte Eurozentrismus bzw. dieser erstaunlich unerschütterliche „die wirklich Guten sind nur wir“-Gestus. Die Diskussion über die Verteilung der Stimmrechte ist doch letztendlich ebenso verlogen, wie der Missbrauch der Regel „one vote – one country“ durch Herrn Blatter, Herrn Bach, Herrn Moustafa, Herrn … (übrigens alles alte Männer – das liest sich machmal wie die Liste des ZK der … und die Mitglieder des Politbüros … – von welcher Organisation auch immer).

  38. Was zum Lesen zwiaschendurch: Robert Redeker in der taz. Er betrachtet den (Profi-)Sport als Legitimation der Macht des viruellen Geldes. Liest sich absolut plausibel, wenn auch manchmal etwas redundant.

    Der allgegenwärtige sportliche Diskurs ist ein soziales und politisches Programm geworden – er ist vorab eine schrankenlose Propaganda für die verallgemeinerte Konkurrenz, für das Gott gewordene Geld.

    http://taz.de/Sport-ueberall-nur-noch-Sport/!5265983/

  39. Probleme in Rio. Tribünen werden nicht fertig, Fischsterben im Segelrevier. Und dazu dann noch das Zika-Virus.
    http://www.sueddeutsche.de/news/sport/olympia-neueprobleme-bei-rio-organisatoren-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160115-99-971653
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/olympia-segelrevier-von-rio-tausende-tote-fische-a-1072197.html
    http://www.tagesspiegel.de/wissen/zika-virus-tueckische-gefahr-fuer-schwangere/12852384.html
    Meine Meinung: Durchziehen! Rio ist keine Traumstadt, sondern die stinkende Kloake des Großkapitals. Und da gehört Olympia halt dazu, und das kann dann jedem klar werden. Wer da dann noch hinfährt, hats auch nicht anders verdient.

  40. Das Wasserversorgungsunternehmen Hamburg Wasser und Lotto Hamburg gaben zusammen weitere über 100.000 Euro für Olympia aus. Im Fall von Hamburg Wasser etwa für den Kauf und Anbringung von Olympia-Logos auf Dienstfahrzeugen und Klärwerks-Faultürmen.

    Finde ich nicht schlecht. Dafür habe ich gern gezahlt. Und am Ende hat sich dann ja auch alles geklärt.

  41. Carsten Eberts in der SZ: Sportflaute im Norden: Hamburg wird immer unsportlicher

    Olympia, Handball, Volleyball und jetzt Eishockey: Kaum ein Sport hält sich mehr in der Stadt Hamburg.
    […]
    Schlecht steht es außerdem um das prominente Radrennen der Stadt, die Cyclassics, für das die Finanzierung nur noch 2016 gesichert ist. Und auch für den Hamburger Rothenbaum, wo einst internationales Spitzentennis gespielt wurde, gibt es Abrisspläne.

  42. Vieles richtig. Nur, dass sich Hecker bei der Image-Betrachtung des DOSB um die verschleppte Aufarbeitung von West-Doping herumdrückt und natürlich obligat auf DDR – Doping verweist, hilft da auch nicht mehr. Dass der Sport und seine Protagonisten kaum noch als Vorbilder – Ausnahme sind natürlich die Profi-Kicker mit Maximallohn – dienen können, ist das Ergebnis jahrelanger verfehlter Sportpolitik in unserem Land. Und das zum Leidwesen deren, die sich wirklich ehrlich für sportliche Höchstleistungen schinden.

  43. Pingback: Der Überlebenskampf: Olympische Winterspiele 2026 • Sport and Politics

  44. Pingback: Gegen die Wand: Deutschland und seine Olympiabewerbungen #NRW2032 • Sport and Politics

  45. Johannes Aumüller und Thomas Kistner in der SZ: Ausgerechnet jetzt hat NRW eine Olympia-Idee

    Vor sieben Jahren kassierte München im Kampf um die Winterspiele 2018 eine 25:63-Abfuhr gegen Pyeongchang. Nun steht nach Recherchen des südkoreanischen Senders SBS der Verdacht im Raum, dass 27 IOC-Mitglieder bei ihrem Votum für Pyeongchang mit Verträgen des Elektro-Riesen Samsung beeinflusst werden sollten.
    […]
    Falls der Umgang von Sport und Politik mit dem systematischen Korruptionsverdacht so dezent bleibt wie bisher, dürfte das nicht das Vertrauen beim Steuerzahler stärken.

  46. Nicht schon wieder! Der ewige Mronz lässt nicht locker. Neben den Dauerbrennern Nachhaltigkeit, Infrastruktur und „80 Prozent der Sportstätten stehen schon“ kommt nun noch Digitalisierung und Elektromobilität. Laschet möchte keine Bürgerbefragung, dabei ist klar, dass sie kommt und wie sie ausfallen wird. Aber egal, PR ist alles, und keiner der beiden riskiert dabei eigenes Geld.

  47. Johannes Kopp in der taz: Olympiavirus im Rhein-Ruhrgebiet

    Die vom Olympiavirus Befallenen mussten sich stets mit einem großen Gegner auseinandersetzen: dem gesunden Menschenverstand. Dass die Olympischen Spiele ökonomische Impulse freisetzen, welche die Infrastruktur, den Tourismus, die Arbeitsplätze und den Wohlstand aller überhaupt stärken, an dieses Märchen glaubt schon lange keiner mehr.

  48. Pingback: Olympiakandidat, ohne zum Kandidaten gekürt worden zu sein: #NRW2032 • SPORT & POLITICS

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