Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat den Bewerbungsprozess für die Olympischen Winterspiele 2026 auf die Zeit nach den Winterspielen 2018 in PyeongChang vertagt. Normalerweise hätte der Olympia-Wettbewerb, der im Sommer 2015 in größter Not neu strukturiert wurde, bereits in diesem Herbst begonnen – unmittelbar nach der Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2024 in Lima an Paris, Los Angeles oder (der Vollständigkeit halber) Budapest. Es mag ein von Lobbyisten gestreutes Gerücht sein, dass auf dieser IOC-Session in Peru nicht nur die Spiele 2024, sondern auch gleich die für 2028 vergeben werden. Ein olympischer Doppelpack für Paris und Los Angeles – anyway, die Mega-Events des IOC bleiben aus vielerlei Gründen ein gigantisches Problem. Vor allem die Winterspiele, wo aus geografischen Gründen ohnehin maximal zwei Dutzend Nationen als Gastgeber in Frage kommen.
Ich habe vor einigen Tagen für Die Presse gedichtet, aus österreichischer Sicht gewissermaßen, und den Beitrag wie immer ergänzt, erweitert (u.a. mit einem Q & A des Sportministers Hans Peter Doskozil, auch mit Dokumenten), aktualisiert und verlinkt:
Das klingt absurd.
In jeder Krise liegt aber eine Chance. Wenn man es richtig angeht und mit den bislang dominierenden Usancen bricht.
Nur dann.
Natürlich ist die Gefahr groß, erneut in den olympischen Strudel von Intransparenz, Gigantismus und kriminellen Machenschaften zu geraten. Die Nachwehen der Salzburger Olympiabewerbungen 2010 und 2014 und die teilweise damit verbundenen Aufräumarbeiten im ÖOC sind noch frisch. Der langjährige ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Derlei Vorgänge sollten allen Olympiabefürwortern und Planern Mahnung sein. Dennoch könnte man bei den Winterspiele 2026 Olympia erstmals seit Ewigkeiten, vielleicht zum ersten Mal überhaupt, anders präsentieren: Kleiner aber feiner. Transparent und nachhaltig.
Ist das nur Utopie?
Potenzielle Bewerber für Olympische Winterspiele sind längst nicht mehr Bittsteller beim IOC. Der Olympia-Konzern ist in einer selbstverschuldeten Notlage und muss sein nahezu unverkäufliches Produkt retten. Das IOC braucht Partner, um die Winterspiele nach den Abenteuern in Sotschi (2014), PyeongChang (2018) und Peking (2022) wieder im olympischen Kernland austragen und die Marke beleben zu können. Bei den Winterspielen, für die maximal zwei Dutzend Nationen weltweit infrage kommen, ist der Leidensdruck besonders groß, weil zuletzt die Bürger und verantwortliche Politiker in Deutschland, Norwegen, Polen und Schweden Olympiabewerbungen für 2022 gestoppt haben – und nur Almaty und Peking übrig blieben.
Auch bei den Sommerspielen häufen sich die Probleme, nachdem Rio de Janeiro glücklich überstanden ist und Brasilien mit der Schuldenlast allein gelassen wird. In Tokio (2020) haben sich die Gesamtkosten gemäß einer Studie der Regierung auf 30 Milliarden Dollar vervierfacht. Kurz vor Weihnachten legten Politik und Organisatoren das erste Budget überhaupt vor und sprachen nun von Kosten in Höhe von 15 bis 17 Milliarden Dollar.
Doch Details bleiben rar. Überprüfbar sind die Angaben nicht. Immerhin taucht aber ein gigantischer Kostenpunkt auf, den Olympia-Organisatoren, das IOC und auch die oft zitierte und schwer überschätzte so genannte Oxford-Studie gern ausblenden: Sicherheitskosten beziffern die Japaner auf derzeit 1,3 Milliarden Dollar (zuzüglich 200 Millionen im OCOG-Etat, wo traditionell kaum mehr als quasi Kosten für Ordnungsdienste aufgeführt werden).
Für 2024 wird in olympischen Zirkeln angeblich die Option gehandelt, die beiden aussichtsreichsten Bewerber Los Angeles und Paris (außerdem ist Budapest dabei) gemeinsam gewinnen zu lassen.
Wie das?
Die Idee lautet: Das IOC könnte im September 2017 zwei Entscheidungen statt einer treffen – und sowohl die Sommerspiele 2024 als auch die Sommerspiele 2028 vergeben. An Los Angeles und Paris oder an Paris und Los Angeles. Darüber werde „informell diskutiert“, erklärte IOC-Präsident Thomas Bach gerade in Lausanne, am Rande der letzten Exekutivsitzung des Jahres 2016. Man wolle im Bewerbungsprozess keine Verlierer produzieren, heißt es plötzlich.
Das ist vielleicht eine der üblichen propagandistischen Finten des deutschen IOC-Vorstehers. Andererseits könnte eine Doppelvergabe betriebswirtschaftlich und sportpolitisch sinnvoll sein. Los Angeles und Paris garantieren professionell ausgetragene Spiele, irgendwie. Da das IOC die olympischen Fernsehrechte in den USA bereits bis 2032 und in Europa bis 2024 vergeben und erste Sponsoren bis 2024 gebunden hat, sind mehr als die Hälfte der Einnahmen für diesen Zeitraum gesichert. Derzeit generiert das IOC rund 1,5 Milliarden Dollar pro Jahr. Sollte man mit der Regel brechen und Los Angeles und Paris zugleich bedienen, könnte sich das IOC auf die Abenteuer PyeongChang und Peking, auf die Probleme in Tokio und auf die Reform des olympischen Bewerbungsverfahrens konzentrieren.
Zwar wurde das Bewerbungsprozedere bereits für 2024 geändert (verkündet auf der IOC-Session 2015 in Kuala Lumpur). Doch die Winterspiele 2026 wären wirklich die ersten Spiele, die unter kolossal anderen Umständen vergeben werden.
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat eine strategische Arbeitsgruppe des IOC, der neben den üblichen Verdächtigen auch ÖOC-Präsident Karl Stoss angehörte, im Sommer ein Arbeitspapier für künftige Winterspiele vorgelegt (Olympic Winter Games Strategic Review Working Group Recommendations). Kernaussagen: Wenig Neubauten, existierende und temporäre Sportstätten nutzen, auch außerhalb des Gastgeberlandes. Eine weitere Kommission werkelt derzeit an Konzepten, um die Kosten und die Komplexität der Winterspiele zu reduzieren.
Derlei Papiere gibt es seit zwei Jahrzehnten, nur hat sich kaum jemand daran gehalten.
Anfang Dezember haben das ÖOC, das Land Tirol und die Stadt Innsbruck den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie vergeben. Das Papier soll im Frühjahr 2017 vorliegen. Für 270.000 Euro netto will eine Bietergemeinschaft der deutschen Firmen Proprojekt und Albert Speer + Partner (AS+P) sowie der einheimischen Unternehmen Management Center Innsbruck (MCI) sowie Solid Event, Management und Consulting die Lage in Innsbruck und Tirol erkunden. Am ersten Dezember-Montag hat Proprojekt-Geschäftsführer Stefan Klos vor den Auftraggebern präsentiert und überzeugt.
Klos ist kein Revolutionär, doch ein Mann mit Visionen. Er will keine Machbarkeitsstudie für das IOC produzieren, sondern eine für Tirol. Was hat die Region? Was braucht die Region? Was braucht der Sport? Derlei Fragen sollen die Studie dominieren. Von den drei kostenintensivsten olympischen Sportstätten (Bob- und Rodelbahn, Skisprunganlagen, Halle für Eisschnelllauf), die viele Olympiaausrichter ins Verderben trieben, sind in Tirol zwei vorhanden. Doch braucht es wirklich eine Halle für das Eisschnelllaufen? Das Team von Klos könnte diese Frage, eine gewaltige Hürde in den Planspielen, mit Nein beantworten und Alternativen empfehlen.
ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel will derzeit weder auf die Eishallenfrage, noch auf die mögliche Einbindung Südtirols oder die Elementarfrage einer Volksabstimmung eingehen. „Lassen sie uns nicht über ungelegte Eier diskutieren“, sagte mir Mennel:
Momentan reden wir noch über eine Machbarkeitsstudie, nicht über eine Bewerbung. Wir wollen uns im Denken nicht blockieren und uns wirklich alle Freiheiten nehmen.“
Der unvermeidliche Geschäftemacher Peter Schröcksnadel (ÖOC-Vize und auf gefühlte Lebenszeit ÖSV-Präsident) findet 2026 natürlich klasse und sieht Synergien mit den Chinesen, wie er Markku Datler im Interview skizziert.
In der Politik steht man einer Bewerbung in den meisten Parteien und Fraktionen auf allen Ebenen – in Innsbruck, im Land Tirol und im Bund – aufgeschlossen gegenüber. Tirols Landeshauptmann Günther Platter betonte oft genug, dass gigantische Spiele keine Option seien:
Für Großmannssucht und Umweltfrevel sind wir nicht zu haben.“
Gemäß einer repräsentativen Umfrage der Uni Innsbruck, gerade in der Tiroler Tageszeitung veröffentlicht (deren 2026-Berichterstattung ich sehr empfehle), sprechen sich 48 Prozent der Innsbrucker Bürger eher für eine Bewerbung aus. 42 Prozent sind „eher dagegen“, heißt es.
6 schriftliche Fragen an Österreichs Verteidigungs- und Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ)
Wie stehen Sie zu einer möglichen Bewerbung Innsbrucks für die Winterspiele 2026?
Als Sportminister unterstütze ich die Bemühungen zur Bewerbung für Olympische Winterspiele. Voraussetzung ist, dass die Bevölkerung hinter diesem Projekt steht und das Ergebnis der Machbarkeitsstudie dieses befürwortet.
Welche Unterstützung lässt das Ministerium schon jetzt den Planern der Bewerbung zukommen?
Die Machbarkeitsstudie wird zum Teil aus Mitteln des Sportministeriums finanziert. Die Ausrichtung von Olympischen Spielen bedarf selbstverständlich einer intakten Infrastruktur. Wenn diesbezüglich ein Bedarf besteht, wird das Ministerium eine Prüfung vornehmen und die erforderlichen Projekte mitunterstützen. Sollte sich Innsbruck bewerben, steht die Bundesregierung natürlich voll dahinter.
Welche Bedingungen sollten erfüllt werden, um eine Unterstützung des Bundes für das Projekt zu erhalten?
Olympische Spiele sind für das Land und die Region ein gute Gelegenheit, sich den Sportlerinnen und Sportlern und der ganzen Welt zu präsentieren. Vielmehr sehe ich aber den Nutzen darin, neben einer Verbesserung der Infrastruktur, die Menschen zum Sport zu bringen und für den Sport zu begeistern. Natürlich sind Olympische Spiele auch für österreichische Spitzensportlerinnen und Spitzensportler eine besondere Herausforderung und Motivation.
Wie schätzen Sie die Chancen Innsbrucks/Österreichs ein?
Innsbruck hat sich als Ausrichter von Olympischen Spielen schon zwei Mal bewährt und sich auch als Host-City der Winter Youth Olympic Games profiliert. Olympischen Spiele sind zunehmend zu gigantischen Großveranstaltungen gewachsen, die in diesem Ausmaß nur wenige Länder oder Städte bewältigen können. Der Gigantismus bei Olympischen Spielen muss ein Ende haben. Olympische Spiele müssen wieder „leistbar“ werden. Wenn das IOC diesen Weg beschreitet und nicht das Geld im Vordergrund steht, sondern der Sport, dann hat Innsbruck bei der Vergabe meiner Meinung nach gute Chancen.
Wird es auch diesmal (wie vor Jahren in Wien) eine Volksabstimmung zu der Thematik geben bzw wird das Ministerium eine solche Abstimmung zur Voraussetzung für eine Bewerbung und die entsprechenden Investitionen und Bürgschaften des Bundes machen?
Diese Frage sehe ich in der Zuständigkeit des jeweiligen Bundeslandes, da ja eine solche Veranstaltung zum Großteil von den Menschen, die dort leben, getragen wird.
Wie werden Transparenz und Nachhaltigkeit sichergestellt – gerade angesichts der negativen Erfahrungen mit Salzburg 2014 und den diversen juristischen Auswirkungen, die auch im ÖOC zu diversen Beben führten?
Seitens des Ministeriums garantiere ich absolute Transparenz. Das ÖOC ist neu aufgestellt und seine Funktionäre und Mitarbeiter leisten hervorragende Arbeit. Ich schätze die Arbeit von Karl Stoss.
1993 und 1997 sind in Tirols Landeshauptstadt zwei Volksbefragungen zu Olympia gescheitert. In der Politik dominiert durchaus die Erkenntnis, dass es auch diesmal nicht ohne Bürgervotum geht. Parallel zur Erstellung der Machbarkeitsstudie wird diese Debatte Fahrt aufnehmen und von Olympiagegnern forciert, die sich bislang zurückhalten. Viel mehr als eine Facebook-Gruppe „Olympia in Tirol? Nein Danke“ gibt es noch nicht. Wobei Anita Stangl, Sprecherin der Interessengemeinschaft Bürgerinitiativen Innsbruck (IGBI), ablehnt und vorsorglich daraufhin wies, dass kein landesweites Votum, sondern ein Votum der Innsbrucker Bürger für das Mega-Projekt bindend sein solle.
Vor zweieinhalb Jahren haben die Olympiakomitees aus Deutschland, der Schweiz, Schweden und Österreich beim IOC ein Papier eingereicht und forderten dringend nötige Änderungen im Olympiabewerbungsprozess. „The Bid Experience“ heißt das Schreiben, das sich auf Winterspiele konzentriert.
Da ballte sich Erfahrung, Enttäuschung, Kompetenz, Unverständnis, Ärger und Bitterkeit.
Denn diese vier NOK sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten insgesamt sechzehn Mal mit Olympiabewerbungen gescheitert. Elf Mal wurden die Offerten vom IOC abserviert:
- Berlin 2000
- Graz 2002
- Östersund 2002
- Sion 2002
- Stockholm 2004
- Klagenfurt 2006
- Sion 2006
- Salzburg 2010
- Leipzig 2012
- Salzburg 2014
- München 2018 …
… wobei Stockholm, Sion, Salzburg und München in den sogenannten Evaluierungsberichten des IOC Bestnoten erhalten hatten und dennoch nicht gewählt wurden.
Fünf weitere Bewerbungspläne wurden nach Bürgerentscheiden beendet: Bern 2010, Graubünden 2022, München 2022, Hamburg 2024, Wien 2028. Einmal setzten Lokalpolitiker ein Stoppzeichen, in Stockholm (2022). Welch eine vernichtende Bilanz in einem unlauteren IOC-Wettbewerb.
Erstellt hatte das Papier Stefan Klos, pro bono übrigens, der nun federführend die Machbarkeitsstudie 2026 verantwortet. Klos hat einige der gescheiterten Bewerbungen betreut (Leipzig, München, Stockholm, Hamburg). Als Geschäftsführer und Mitinhaber der Frankfurter Proprojekt GmbH zählt er zu den Großen der Branche. Klos hat mit Proprojekt und der Mutterfirma AS+P weitere Olympiabewerbungen und den Nationalen Sport & Erholungs-Masterplan von Katar entwickelt. Auch bei der Planung der umstrittenen Fußball-WM 2022 im Wüsten-Emirat waren AS+P und Proprojekt involviert.
Seine Thesen aus dem NOK-Papier von 2014 bleiben brandaktuell: Das Austragungsrisiko für Olympiagastgeber muss begrenzt werden. Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sollten zentrale Vergabekriterien sein und bis zur Ausrichtung der Spiele permanent überwacht werden. Auch wird mehr Flexibilität bei der Sportstättenplanung gefordert. Dies ist gegeben, nachdem die IOC-Vollversammlung im Dezember 2014 die sogenannte Agenda 2020 verabschiedet hat.
Werden die Projektplaner, das ÖOC und die Politik also anders denken und handeln, als Olympiabewerber zuvor? Haben Innsbruck, Tirol und Österreich eine reelle Chance, nach den Winterspielen 1964 und 1976 sowie den Olympischen Jugendspielen 2012 zum vierten Mal den Ringe-Zirkus zu beherbergen?
IOC-Vertreter wie Gian-Franco Kasper, der als Präsident des Ski-Weltverbandes FIS 2019 mit der nordischen WM in Seefeld gastiert, loben jeden potenziellen Bewerber. Ob nun in der Schweiz, wo das NOK (Swissolympic) bereits eine Grundsatzentscheidung gefällt hat und im April 2017 abschließend entscheidet, in Österreich, Calgary oder Stockholm, wo ebenfalls Machbarkeitsstudien für 2026 erstellt werden.
Business as usual.
In der Schweiz, 2020 mit der Capitale Olympique Lausanne Gastgeber der Youth Olympic Games, werden mit Zustimmung des Bundesrates die 2026er Projekte Graubünden und Sion verhandelt. Am Projekt Sion (das Langlauf im Sepp-Blatter-Dörfchen Ulrichen vorsieht) sind vier Kantone beteiligt, eine Volksabstimmung gibt es vorerst nicht. In Graubünden allerdings, wo in einem Volksentscheid erst 2014 eine Bewerbung gestoppt wurde (für 2022), wird am 12. Februar 2017 schon wieder abgestimmt, grundsätzlich und über ein Bewerbungsbudget von 25 Millionen CHF – und dann vielleicht im Herbst 2018 noch einmal, sollte sich Swissolympic auf Graubünden festlegen.
Größte Vorsicht ist allerdings geboten, wenn die ÖOC-Granden Stoss und Mennel bei jeder Gelegenheit ihre hervorragenden Beziehungen zum IOC-Präsidenten Thomas Bach betonen, um bei Verhandlungspartnern aus der Politik und in der Öffentlichkeit Punkte zu machen. Bachs angeblicher Freund Karl Stoss, Generaldirektor der Casino Austria AG, wurde Anfang August in Rio de Janeiro ins IOC gehievt.
Persönliche Kontakte herauszuheben, ist der falsche Ansatz. Dahinter steht letztlich der Gedanke einer Klientel- und Günstlingswirtschaft. Zumal das anrüchige Beziehungsgeflecht des IOC-Präsidenten seit Jahren weltweit Negativ-Schlagzeilen macht. Einige Figuren aus diesem Zirkel stehen unter dringendem Korruptionsverdacht, ihnen drohen lange Haftstrafen. Etwa Lamine Diack, langjähriger Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF. Oder Patrick Hickey aus Irland, der im August in Rio de Janeiro verhaftet wurde, weil er für den illegalen Handel mit Olympia-Tickets eine kriminelle Vereinigung gegründet haben soll. Der dubiose kuwaitische Scheich Ahmad Al-Sabah, ein Fixpunkt in Bachs Netzwerk, hat soeben als Präsident der Weltvereinigung aller NOK, ANOC genannt, 410.000 Euro als Kaution für Hickey aus einem Etat zur Verfügung gestellt, der eigentlich der Sportförderung zu Gute kommen soll. Die ÖOC-Führung hält ebenfalls solidarisch zu ihrem Freund Hickey, auf dem Jahrestreffen der europäischen NOK jüngst in Minsk unterstützte man eine Resolution.
Derlei Allianzen braucht niemand, der Rechtschaffenheit, demokratische Strukturen und transparente Prozesse pflegt. Derlei vermeintliche Freundschaften sollten in der Diskussion über eine neuerliche Olympiabewerbung nicht als Argument herhalten, sondern Alarm- und Stoppzeichen sein.
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Und wenn es um die Sommerspiele nicht soviel besser steht -siehe Widerstand in Budapest und Gerüchte um eine Doppelvergabe 2024/2028- entweder macht man den Laden zu oder verkauft ihn endgültig ans organisierte Verbrechen.
Was ist die Motivation hinter der Doppelvergabe?
– Einfach nur mehr Geld nebenher verdienen. Wer weiß, was mit den internationalen Netzwerken in den nächsten Jahren geschieht.
– Tatsächliche Torschlusspanik, das man keine Ausrichter für weitere Ausgaben findet.
Panik. Angst, dass sich Mega-Cities wie Paris und LA dann auch für lange Zeit oder völlig verabschieden. Gleichzeitig: das Wissen um langfristige TV- und Sponsorenverträge, die es bereits gibt und damit eine gewisse Sicherheit geben. Er wird (erneut) argumentieren, dass man damit Zeit gewinnt, um alles zu überarbeiten (dabei sollte die Agenda 2020 je schon der Heilsbringer gewesen sein).
Steht noch nirgendwo, dass Graubünden nach erfolg
loserreicher Volksabstimmung nun auch ausgestiegen ist? Nun noch mit mehr Nein-Stimmen! (60%) Westschweiz bleibt bishr im Rennen.http://www.deutschlandfunk.de/olympia-2026-keine-spiele-in-graubuenden.1346.de.html?dram:article_id=378776
Das sollte eigentlich schon vergangene Woche veröffentlicht werden. Komme nur nicht dazu, kopiere den Rohtext hier mal rein. Arbeite gerade an 2024/28 und anderen Themen, weshalb hier noch ein paar Tage Ruhe bleibt. Leider.
Michael Mronz im SpOn-Interview zu den Olympia-Plänen in NRW: „Die Menschen sind extrem sportbegeistert“
Budapest hat sich nun auch zurückgezogen.
http://www.insidethegames.biz/articles/1047368/budapest-2024-olympic-and-paralympic-bid-axed
Der Budapester Botschafter hat dazu den schönen Satz gesagt:
Und er hat recht. Ich habe daraufhin dieses schöne Video gefunden, wie man einen Strudelteig auszieht, und die Analogie zum olympischen Bewerbungsprozess liegt auf der Hand!
https://www.youtube.com/watch?v=WQBsUwaao50
Sagte ich „Botschafter“? Ich meinte Bürgermeister.
JW für SpOn: Olympische Spiele 2024 und 2028: Am Geschäftsmodell wird nicht gerüttelt
Zum Tweet vom 26.06.2017, was Dr. Thomas Bach meinte: Unerhört, wie geizig die Ausrichter geworden sind, die wenigen Euro, die man für Schmiermittel für komplexe Vergabe-Prozesse konsumieren kann, sollten die Städte noch überhaben.
Wenn sie dann hinterher beim Bau der Austragungsstätten und der Verkehrsinfrastruktur genauso großzügig sind, ist das allerdings nicht mehr unser Problem.
Pingback: Gegen die Wand: Deutschland und seine Olympiabewerbungen #NRW2032 • Sport and Politics
Warum nicht eine gemeinsame Bewerbung von Österreich (Innsbruck, Salzburg, Kitzbühel, Bayern (München, Inzell, Berchtesgaden, Oberstdorf) sowie Schweiz und Südtirol? Wenn das für die Sommerolympiade mit Paris UND Los Angelos angedacht wird, warum dann nicht im Winter zumindestens regional auf einem Kontinent? Die Idee nur wie im Altertum die Stätte auf dem Olymp zu verwenden, war nur zu Zeiten von Coubertain praktikabel. Mega-Events dürfen finanziell nicht am Mega-Aufwand ersticken. Auch eine zeitliche Aufteilung wäre denkbar mit 10 Tagen am Anfang des Winters zB Dezember (Skibewerbe) und 10 Tage am Ende des Winters (Eishockey, Eisschnelllauf, Bob- und Schlittenbewerbe – die sind ja nicht so abhängig vom Schnee). Warum da noch keiner darauf gekommen ist?
Johann Osel und Christian Sebald in der SZ: Inzell träumt von Olympia – aber es regt sich schon Widerstand
Manfred Mitterwachauer in der TT: Ein olympisches Strohfeuer?
mehr demokratie!: Tiroler Olympia-Volksbefragung: Fragestellung verfassungswidrig
ORF: Emotionale Diskussion im ORF zu Olympia 2026
Fabian Christl im Bund (26.10.): Olympische Winterspiele sind ein Sicherheitsrisiko
Philippe Reichen und Christoph Lenz im Tages-Anzeiger (25.10.): IOK fordert «kreative Lösung» für Sion 2026
Dennis Bühler in der Südostschweiz (23.10.): Weit und breit brennt kein olympisches Feuer
thelocal.ch (26.10.): Cost of Sion Olympics likely to be far more than previously stated
RTS (26.10.): VS: le budget des JO 2026 à Sion fait débat
Christian Neureuther im tz-Interview: „Das wollen die Leute nicht mehr“
Thomas Bach, der Kämpfer gegen Windmühlen und für westliche Werte.
Noch jemand, der Christian Neureuther nicht für naiv hält?
Das zweitschönste Zitat aus dem Interview einfach übergangen.
Richard Clavadetscher im St. Galler Tagblatt (14.12.): Sion 2026 soll vors Volk
Jörg Krummenacher in der NZZ: Die Büchse der Olympia
Jörg Krummenacher in der NZZ: Riskante olympische Sicherheit
http://www.olympia-2026.ch
Das klingt im Ansatz richtig gut: Verschuldetes Bundesland inclusive verschuldeter Möchtegern-Ausrichter-Stadt ohne finanziellen Spielraum, dreistelliger Millionenbetrag an Kosten ohne Sicherheitsbudget, unklare Ideen betreffs länderübergreifender Sportstätten – das klappt bestimmt mit Graz 2026. Oder?
http://www.faz.net/aktuell/sport/graz-und-schladming-bewerben-sich-um-olympische-winterspiele-2026-15495955.html
Heidi Gmür in der NZZ (13.03.): Dämpfer für «Sion 2026»
APA: Olympia 2026: Auch Südtirol gegen Bewerbung
bgland24.de: Olympia 2026 am Königssee: Kreistag gibt grünes Licht für Kunsteisbahn
steiermark.orf.at (22.03.): ÖOC unterstützt Grazer Olympiabewerbung
Jörg Krummenacher in der NZZ (23.03.): Kantonsregierungen unterstützen «Sion 2026» – aber nur mit Vorbehalt
Verkehrs-Club der Schweiz: Für den VCS ist «Sion 2026» zu verkehrsintensiv
sid: Bewerbung von Turin und Mailand wird konkret
ORF: ÖOC schickte Absichtserklärung
sda: Christian Constantin für PR-Aktion auf Matterhorn gebüsst
IOC: NOCs from seven countries on three continents confirm interest in staging the Olympic Winter Games 2026
Robert Livingstone für gamesbids.com: Seven cities officially join 2026 Olympic bid race before door slams shut
Der Punkt ist hier: Unter den alten Bewerbungsrichtlinien hätte es wieder nur einen oder zwei Bewerber gegeben. Vergleichbarkeit zu keiner vorherigen Bewerbung der vergangenen 30 Jahre verbietet sich. Denn Interessenten mussten nunmehr lediglich ein Brieflein mit der Botschaft schicken: „Wir würden gern, redet mit uns.“
Mehr nicht.
Eine Trickkiste.
Propaganda.
Typisch Bach. Dafür hat er viel getan.
Aber wenn im Laufe der nächsten Monate die Dominosteine der Reihe nach umkippen, hilft das dem IOC doch auch nicht wirklich weiter!?
Nico Menzato im Blick: Geballtes Nein gegen Olympia
Jörg Krummenacher in der NZZ: Walliser Wink mit dem Ölfass
olympia-nein.ch: NEIN zu olympischen Winterspielen im Wallis
Calgary Herald: City council votes overwhelmingly in favour of holding Olympic plebiscite
Pro Natura Magazin (15.05.): «Wollt ihr 100 Millionen für ein Fest zahlen, ohne zu wissen, ob das reicht?»
SonntagsZeitung: Kanton Bern gefährdet die Olympia-Kandidatur
Georg Kreis in der TagesWoche: Olympisches Feuer auf dem Matterhorn
Kopf-an-Kopf-Rennen im Wallis: 1. Beschluss vom 9. März 2018 betreffend die finanzielle Unterstützung der Olympischen Winterspiele „Sion 2026“
Selbst Sion sagt Nein. Das war’s!
Sie werden auch da einen Kniff finden.
Ich bleibe dabei: Keine Winterspiele 2026 in der Schweiz! Wer sollte sich trauen, sich über das Volk hinwegzusetzen? Welche Stadt sollte die Gastgeberrolle übernehmen, wenn Sion sich weigert?
In Graz gibt’s die nächste Ohrfeige fürs IOC!
Gregor Poletti im Tages-Anzeiger: Schluss mit Olympia in der Schweiz
Pressemitteilung:
ÖOC: Ende der Kandidatur-Gespräche
Bin ehrlich gesagt gerade etwas überrascht von diesem „sudden death“!?
Kurier: Grazer Olympia-Pläne abgestürzt
Die Presse: Österreich und Olympia, ein Missverständnis
Robert Livingstone für gamesbids.com: As 2026 Olympic bid race begins to collapse, IOC must stop talking and do something
CBC (03.07.): Support for Calgary Olympic bid drops, new poll suggests
sid (10.07.): Italien verschiebt Kandidatenkür für Olympia 2026
tageszeitung.it (12.07.): Olympia in Südtirol?
kleinezeitung.at (10.07.): Wurde Olympia in Spielberg an die Wand gefahren?
apa/dpa: IOC will Ausrichter-Kandidaten für 2026 limitieren
Wow, Erzurum scheint ja ein wahres Wintersport-Mekka zu sein!?
Was verstehst Du da nicht, Ralf?
Ich dachte, Du kommst besser klar mit Mathematik. Mit olympischer Mathematik.
Ich erkläre es Dir mal kurz, großzügig gerechnet:
2014) Sotschi hatte Null Prozent Wettkampfstätten.
2018) PyeongChang hatte bei der dritten Bewerbung so etwa 50 Prozent Wettkampfstätten.
2022) Peking hatte für 2022 so etwa 10 Prozent.
2026) Erzurum hat als gute türkische Gemeinde gewiss 80 Prozent der Wettkampfstätten, wie der Herr Bach sagt.
Also: 0 + 50 + 10 + 80 = 140 / 4 = 80
Stimmt doch!
DW: Turin, Mailand und Cortina wollen Olympia 2026
SRF: Schweiz kandidiert nicht für Olympia 2030
SRF: Sapporo zieht Olympia-Kandidatur für 2026 zurück
sid (18.09.): Der italienische „Dreizack“ ist Geschichte
suedtirolnews.it (20.09.): Bewerbung von Cortina und Mailand als Alternative auf dem Tisch
insidethegames.biz (24.09.): Opposition group claim Calgary 2026 have failed to meet plebiscite commitments and demand issues be addressed
salto.bz (02.10.): Schnapsidee: Winterspiele in Cortina
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