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Das Olympische Bildungsmagazin

live aus PyeongChang (21): wenn Curler dopen und das IOC sein System zu erklären versucht

ALPENSIA. Viel wird nicht passieren auf der täglichen IOC-Pressekonferenz. Natürlich wird IOC-Propagandachef Mark Adams auf ein laufendes Doping-Verfahren verweisen, mit dem das IOC formal nichts zu tun habe. Weil ja alles total unabhängig und transparent und quasi TÜV-geprüft ablaufe.

Im Grunde also Zeitverlust. Folklore. Mann kennt derlei Ausflüchte.

Dennoch habe ich das Gefühl, manchmal Zeit verlieren zu müssen in solchen Terminen und mich dort reinzusetzen. Ein bisschen mitzuschreiben, live in diesem Theater, hilft mitunter.

11.03 Uhr: Was bis gestern Nacht zu sagen war zur Meldonium-Probe des Bronzemedaillengewinners Alexander Kruschnelnizki, habe ich hier zusammengefasst. Mal schauen, wie es weiter geht. Heute also B-Probe. Dann ad hoc Kommission des CAS, Entscheidung binnen 24 Stunden.

Ds POCOG berichtet noch über das Wetter und grandiose Zuschauerzahlen.

11.05 Uhr: Mark Adams sagt, es sei vielleicht eine sehr gute Idee, das Statement des IOC von gestern vorzulesen. Denn mehr könne man ja nicht sagen, weil alles so transparent und unabhängig ablaufe. Damit die elektronischen Medien Audio und Video bekommen, liest er also jetzt alles vor. Habe das gestern ebenfalls veröffentlicht. Hier nochmal :

We are certainly not able to identify certain people or sports.

Ich glaube, ESPN fragt nach den Behauptungen aus Russland, Meldonium sei dem Curler von einem Rivalen untergejubelt worden.

Adams sagt, das werde von den Autoritäten gewiss geprüft. In Japan sei ein ähnlicher Fall derzeit vor Gericht verhandelt. Vielleicht kann jemand googeln und den Fall in den Kommentaren verlinken.

If a case is proven this is extremely disappointing.

We have a system that is protecting the clean athletes.

Russen seien signifikant mehr und besser getestet worden als andere Sportler.

Stephen Wade (AP) fragt, was das über das System sagt, wenn Russen angeblich top getestet werden und hier einer auffliegt.

Reuters will wissen, was der Fall, if confirmed, für die mögliche russische Teilnahme der Russen an der Schlussfeier bedeute.

Adams sagt: die Hoevertsz-Kommission das Exekutivkomitee berate am 24. Februar und werde viele andere Informationen einbeziehen.

Angeblich habe Kruschnelnizki seine Akkreditierung zurückgegeben.

Adams: Habe das auch nur gelesen. Kann es nicht bestätigen.

Implementation group have been looking at the whole Games … complying with the spirit of the ruling … and the case.

AFP fragt, ob das IOC evtl die Russen ausschließe, wenn sich der Fall bestätige.

BBC fragt, ob es sein könne, dass das russische NOK zugelassen werde – trotz Dopingfall.

Pure speculation.

Nochmal die Zusammensetzung der Olympic Athletes of Russia Implementation Group (OARIG): Nicole Hoevertsz (Bach-Gefolgsfrau, Mitglied des IOC-Exekutivkomitees), Danka Bartekova (IOC-Mitglied), Christophe de Kepper (IOC-Generaldirektor).

WSJ fragt meine Frage: Was sagt ein positiver Fall über das IOC-Verfahren und die Arbeit der verschiedenen Kommissionen?

Adams erinnert an die Mitteilung von gestern, die er gerade vorgelesen hat und erinnert, dass es da andere Stakeholder gab. Wie immer ziemlich feige. tatsächlich haben sie das Verfahren, gerade die beiden eigenen Truppen OARIG und OARIP als ziemlich genial vorgestellt und saubere Russen versprochen.

Nick Butler fragt nochmal danach, ob das IOC nun das Video gesehen habe, das Adam Pengilly angeblich belastet.

Nein.

Und ob das IOC gegen den südkoreanischen NOK-Präsidenten Lee ermittle, der Volunteers beleidigt und gesagt hat: das IOC ist nichts hier …

Adams: Wir wollen weiter machen mit Sport und den Spielen.

Sie legen ihre Regeln halt immer so aus, wie sie es brauchen.

Spezialethiker.

Ein russischer Reporter will tatsächlich wissen, ob das IOC wegen dieses Stickers an der OAR-Bürotür ermittle. OMG:

11.37 Uhr: Nun die lustige Frage, wonach IOC-Mitglieder vor den Spielen (auf der Session u.a.) ja behauptet haben, es sei alles toll, Russen seien top-getestet, OARIP und OARIG hätten fantastisch gearbeitet …

Adams nennt wieder an die involvierten NADOs, die in der IOC-Mitteilung genannt werden. Die müsse man fragen.

Wie immer: Adams und das IOC machen IMMER andere verantwortlich.

WADA.

CAS

Jetzt NADOs.

Are you blaming them?

Not at all. They are the experts.

Pre-testing programme starting in April 2017.

Christoph Becker (FAZ) fragt, was der Fall über die angeblich neue Sportlergeneration sagt. Neue Generation, altbekannte Dopingmittel.

TASS fragt nach möglichen Provokationen gegen OAR – und was das IOC dagegen unternehme.

Wenn so was passiere, werde man handeln, sagt Mark Adams.

Alsdann folgte eine Diskussion am Rande des Podiums, bei der Adams und der hinzu geeilte Medienaufpasser Christian Klaue Schwierigkeiten hatten, Abläufe und Zuständigkeiten hier überzeugend darzulegen. Es ehrt Adams geradezu, dass er zugab, passen zu müssen und gut gebrieft darauf zurückkommen wolle – während Klaue Nick Butler aufklären wollte und offenbar meinte, er sehe voll durch.

Mark Adams, Nick Butler, Christian Klaue, Tariq Panja, Liam Morgan (v.l.)

12.25 Uhr: Interessante Nachträge zum Fall Pengilly. Zwei Stimmen aus dem IOC, Hayley Wickenheiser und Richard Peterkin:

12.54 Uhr: Das IOC erklärt via Email:

Dear friends,

After this morning’s press conference we would like to re-send to you our factsheet on the anti-doping procedure here at the Games.

It is DFSU/GAISF who notifies the athlete and asserts the ADRV. The case is then as a consequence of the notification/assertion forwarded to CAS (by IOC) because CAS will need to confirm the existence of the ADRV by a decision after the athlete had the right to be heard before CAS.

So the result management is DFSU/GAISF, they notify the athlete and once the notification happened IOC has no choice whether it prosecutes the case before CAS or not.

Best regards,

The Media Relations Team

In addition, we include a factsheet on the doping control process at the Olympic Winter Games PyeongChang 2018.

Das Factsheet:

Quelle: IOC

Dazu auf 41 Seiten die Anti-Doping Rules für diese Winterspiele:

Was wir also wissen/kennen müssen und bitte alle Leser bis heute Abend auswendig lernen:

  • PyeongChang 2018 Organising Committee (POCOG)
  • Test Distribution Plan (TDP)
  • Doping Control Officers (DCOs)
  • Doping-Free Sport Unit (DFSU) of the …
  • Global Association of International Sports Federations (GAISF)
  • World Anti-Doping Agency (WADA)
  • Adverse Analytical Finding (AAF)
  • Court of Arbitration for Sport (CAS)
  • Anti-Doping Rule Violation (ADRV)
  • Chain of Custody (COC)
  • WADA Independent Observers (IO)
  • WADA International standards for testing and investigation (ISTI) …
  • and for laboratories (ISL)
  • International Olympic Committee (IOC)
  • Olympic Athletes of Russia Implementation Group (OARIG)
  • Olympic Athletes from Russia Invitation Panel (OARIP)

… u.v.a.m.

18.03 Uhr: Mensch, kaum quatscht man sich einige Stunden fest, verpasst man vorentscheidende Momente. Der CAS teilt mit:

CAS ANTI-DOPING DIVISION

OLYMPIC WINTER GAMES PYEONGCHANG 2018

NEW CASE REGISTERED BY THE ANTI-DOPING DIVISION OF THE COURT OF ARBITRATION FOR SPORT (CAS) IN PYEONGCHANG

Pyeongchang, 19 February 2018 – The Anti-doping Division of the Court of Arbitration for Sport (CAS ADD) at the Pyeongchang 2018 Olympic Winter Games (OWG) confirms that it has registered a new procedure.

Further to a request from the International Olympic Committee (IOC), the CAS ADD has initiated a procedure involving the athlete Aleksandr Krushelnitckii (mixed curling; OAR).

No hearing date has been fixed yet and no further information will be provided at this point.

22.58 Uhr: Hatte eine kleine Havarie im Maschinenraum. Ist wieder behoben. Das Blog sollte funktionieren. Gerade Doppel-Gold im Zweierbob. Noch läuft Teamspringen, mit den Norwegern deutlich vor Polen und Deutschland – vor den letzten beiden Springern.

01.33 Uhr:
Werden die Russen einen ehemaligen Teamkameraden präsentieren, der dem Bronzemedaillengewinner angeblich Meldonium untergejubelt hat? Diesen Unsinn haben russische Medien von Begin an verbreitet. Gibt einige Anzeichen, dass sie der Weltöffentlichkeit diese Geschichte auftischen wollen. Die gestrengen IOC-Herrschaften inklusive der ach so knallharten Ermittler und Richter von OARIG wird es freuen. Wie Bach gesagt hat: Schlussstrich.

Because the dose of meldonium detected in Krushelnitckii’s urine sample was significantly higher than what would normally be read for a person treated with the drug, authorities are exploring the possibility that he was the victim of an act of sabotage, the person said.

In 15-20 Stunden wissen wir mehr.

Gute Nacht.

5 Gedanken zu „live aus PyeongChang (21): wenn Curler dopen und das IOC sein System zu erklären versucht“

  1. Ich sehe da im Dschungel der Abkürzungen auch mal wieder die vertraute Buchstaben-Kombi „ISL“. Das führt mich natürlich unmittelbar zur Frage:

    Lebt denn der alte Holzmichel JMW noch? Hat er vielleicht sogar noch die Namensrechte?

    Ansonsten musste ich bei der Vielzahl der Kommissionen und Gremien ein bisschen an die Geheimdienstaufsicht denken. Die wurde hier in D ja zuletzt auch „gestärkt“, indem ein weiteres spezielles Aufsichtsgremium geschaffen wurde… Ein Schelm, wer Absicht unterstellt…

  2. @cf: Wir sind eben Brüder im Geiste. Musste glucksen, als ich ISL schrieb. So funny.

    JMW lebt noch. Aber nichts ist funny. Er ist nicht mehr er selbst nach Schlaganfall. Schon seit Jahren nicht mehr.

  3. Pingback: live aus PyeongChang (23) • SPORT & POLITICS

  4. Pingback: live aus PyeongChang (28): ‘individual and isolated’ Russian doping cases • SPORT & POLITICS

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