Die Dokumentation von Grit Hartmann, Nick Butler und Hajo Seppelt zu den skandalösen und offenbar auch kriminellen Vorgängen im Gewichtheber-Weltverband IWF findet sich jetzt mit englischen Untertiteln bei Youtube:
Es ist immer wieder erstaunlich, was dabei herauskommen kann, wenn Journalisten, die recherchieren wollen, ausnahmsweise die Mittel (Recherchetage, Reisemöglichkeiten) erhalten – und wenn sich die produzierende Firma richtig dahinter klemmt.
Schon steht ein olympischer Sportverband am Abgrund.
Leider sind derlei Projekte (Seppelts Doping-Filme laufen im ARD-Auftrag über seine Firma EyeOpening.Media) die absolute Ausnahme, nicht die Regel – und werden auch nie zur Regel.
Grob gesagt: Von den derzeit 40 Weltverbänden im olympischen Programm (Sommer 33, Winter 7) stehen vielleicht zwei halbwegs regelmäßig im Fokus recherchierender Medien und Medienvertreter: FIFA und WA (World Athletics, formerly known as IAAF). Dann gibt es einige Spezialfälle wie die FINA, wo vor allem Craig Lord über viele Jahre wichtige Details ans Tageslicht brachte – und eben jetzt die IWF.
Im Grunde können alle anderen Weltverbände (und mehr als 100 weitere Institutionen und Verbände des Weltsports) ohne dauerhafte Kontrolle vor sich her wurschteln, mehrheitlich auf verständnisvolle Reporter bauen, die sich nicht für Hintergründe interessieren, und also in vielen Fällen dubiosen Machenschaften nachgehen.
Die Anklagen zum #FIFAcrime-Komplex hätte es in den USA, um auch das mal klar zu sagen, ohne die hartnäckigen Recherchen einer Handvoll journalistischer Vorkämpfer weltweit – gegen den Mainstream, lange bevor es en vogue wurde, die FIFA zu kritisieren und sich TV-Anstalten plötzlich FIFA-Experten gönnten – nie gegeben. Fakt.
Anyway.
Recherche ist immer ein Marathon, nie ein Sprint. Grit Hartmann hat ihre IWF-Recherche vor einigen Jahren begonnen und schon 2013 mit diesem Dreiteiler die Grundlage für die nun sehr überzeugende ARD-Dokumentation gelegt:
- Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (I): Geschäfte mit der Dopingkultur
- Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (II): Das Rätsel um die verschwundenen Millionen
- Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (III): Im langen Schatten der fünf Ringe
Zur lügenhaften Propaganda von IWF und IOC nach Ausstrahlung des Films empfehle ich zwei ausführliche Threads:
Inzwischen sind es vier Heber-Funktionäre, die bestätigen, dass der Verbleib von mindestens 5,5 Millionen Dollar bei der #IWF bis heute ungeklärt ist. Das Geld stammte aus Marketingerlösen des IOC und war an die IWF, auf zwei Schweizer Bankkonten, gegangen. 2/
— Grit Hartmann (@Grit_Hartmann) January 7, 2020
ARD Doping Editorial Team response to comments by IWF, IOC and HUNADO regarding our story: Lord of the Lifters. With @Grit_Hartmann, @hajoseppelt and @JMebus https://t.co/16ubSngBtU
— Nick Butler (@NickJMButler) January 7, 2020
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Nick Butler, Grit Hartmann, Hajo Seppelt und Jörg Mebus für sportschau.de: Gewichtheber-Boss Ajan klammert sich an die Macht
Grit Hartmann, Nick Butler und Hajo Seppelt für sport inside: Unrühmlicher Abgang eines Präsidenten
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