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Das Olympische Bildungsmagazin

Der verzweifelte Versuch von DOSB und BMI, die Kommunikationsherrschaft zu erlangen

Das kann man mal so stehen lassen. Hier das gerade vom DOSB bereitgestellte Dokument zu einem weiteren bizarren Termin in Sachen Olympiabewerbung 2032 – eine Antwort auf die Herren Laschet und Mronz.

Da steht jemand gewaltig unter Druck.

Ganz gewaltig.

Präsentation-DOSB-PK-1.-März-2021

Kurz darauf passierte dies:

Es geht mal wieder um Kommunikationsherrschaft. Ein altes, ein wunderbares Thema in diesem Theater.

Kommu… – was? Den Jüngeren unter Ihnen muss man das Wort womöglich erklären, hier entlang bitte, oder hier natürlich.

Jedenfalls, eine kleine Summary nach der Pressekonferenz des DOSB heute Mittag. Erschienen auch nebenan als „Das große Blame-Game (Olympia-Version)“.

Und da ich als unabhängiger Sachverständiger zur Sitzung des Sportausschusses im Bundestag am kommenden Mittwoch (Nationale Strategie Sportgroßveranstaltungen) geladen bin, kann ich wahrheitsgemäß sagen: Die Arbeit der Sachverständigen wurde offenbar zielgerichtet erschwert – von den Partnern an dieser Strategie, die nun am Dienstagabend die Richtung der Berichterstattung über dieses Papier vorgeben wollen, dessen Qualität erschreckend ist. Mehr dazu am Dienstag. In aller Ausführlichkeit. Das wird ein very long read.


Der Berg kreißte und er gebar eine Maus. Auf einer kurzfristig angesetzten virtuellen Pressekonferenz hat die Führung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ein weiteres bizarres Kapitel in der Realsatire zur potenziellen deutschen Olympiabewerbung 2032 geschrieben. Die Initiative Rhein Ruhr 2032 war in der vergangenen Woche zerschellt, als sich das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am 24. Februar auf Brisbane festgelegt hatte. Die endgültige Entscheidung für die Sommerspiele 2032 im australischen Bundesstaat Queensland, werde das IOC in wenigen Monaten treffen, glaubt DOSB-Präsident Alfons Hörmann (CSU).

Nachdem NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Olympia-Initiator Michael Mronz (FDP) vor drei Tagen behauptet hatten, der DOSB habe die Bewerbung quasi durch Untätigkeit verdaddelt und sei nicht über die IOC-Vorhaben informiert gewesen, entschieden sich Rücker und Hörmann für eine in der Geschichte des deutschen Sports beispiellose Transparenz-Attacke – vorausgesetzt, alle Informationen ihrer 28 Seiten umfassenden Präsentation stimmen. Das DOSB-Führungsduo warf sowohl dem IOC als auch Mronz mehrfach „Falschaussagen“ vor. 

Hörmann, der für seine Klagefreudigkeit gegenüber Journalisten und Medien bekannt ist, hat aber nicht vor, gegen die Kameraden im IOC und NRW zu klagen. Das könnte ohnehin schwierig werden, da sein Vorgänger an der DOSB-Spitze, der IOC-Präsident Thomas Bach (FDP), von derselben Kanzlei vertreten wird wie Hörmann und der DOSB.

Was sind also die Konsequenzen?

Keine. Wie fast immer in der Sportfamilie.

Hörmann kündigte an, weiter mit Mronz zusammen zu arbeiten, obwohl dieser den DOSB bloß gestellt hatte. Nun stellte der DOSB halt Mronz bloß und präsentierte Dokumente, die den Eindruck erwecken, Mronz habe vor einem Monat noch geglaubt und geplant, das IOC werde die Entscheidung über die Sommerspiele 2032 erst in zwei Jahren fällen. Hörmann hatte auch weiter nur Lob für den Großen Deutschen IOC-Vorsitzenden Bach übrig. Den schwarzen Peter kassierten, neben Mronz, zwei Frauen: Die im IOC für Olympiabewerbungen zuständige Ressortleiterin und die Norwegerin Kristin Kloster Aasen, Chefin der IOC-Kommission für künftige Sommerspiele, die erklärt hatte, der DOSB habe im Februar entscheidende Signale vermissen lassen.

Und das IOC reagierte wenig später:

Der CSU-Lokalpolitiker Hörmann, der vor einem Jahr überraschend und krachend Landratswahlen im Oberallgäu verloren hatte, hat am Montagmorgen mit dem CDU-Parteichef Armin Laschet telefoniert, der in diesem Jahr noch wichtige Wahlen bestreitet. Die durch Parteizugehörigkeit und Olympia-Faible doppelt miteinander verbundenen Herren einigten sich im 45minütigen Gespräch, irgendwie.

Es ging für beide darum, diese beispiellose sportpolitische Bankrotterklärung zu überstehen.

Hörmann formulierte es so: „Es ist in dem Telefonat klar geworden, dass der Ministerpräsident nennenswerte Informationen seitens Rhein Ruhr City nicht vorliegen hatte.“ Die Rolle des Buhmanns werde er nicht akzeptieren, sagte Hörmann.

Vier Tage nach der DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember 2020 habe das IOC Kontakt zum DOSB aufgenommen. Seither, erst Recht Anfang Januar nach einer Videokonferenz von IOC, DOSB und NRW 2032, sei klar gewesen, dass der Prozess für 2032 sich beschleunige. International war ohnehin lange klar, dass Brisbane, unterstützt vom IOC-Vizepräsidenten und Bach-Vertrauten John Coates, die Pole Position hatte. 

Im Januar gab es weitere Termine mit dem IOC und mit der Bewerbungs-Initiative. In Frankfurt am Main fand auch ein ganztägiger Workshop von DOSB und der Mronz-Abordnung statt, in dem Finanzierungsfragen besprochen wurden, die Mronz einige Wochen zuvor einem kleinen Kreis von Verantwortlichen aus dem Bundesinnenministerium und der Bundespolitik vorgestellt hatte, die aber weiter intransparent verborgen bleiben. Soweit ging die Transparenz-Attacke des DOSB am Montag dann doch nicht. Beim Workshop sei es zudem um den Ablauf der Bürgerbefragung und die Einschätzung der internationalen Lage gegangen. Sämtliche Termine seien jederzeit, davor und danach, zwischen Mronz und DOSB kommuniziert worden.

Am 17. Februar, exakt eine Woche vor dem IOC-Beschluss, habe Mronz mit dem IOC einen Termin für einen weiteren Video-Call am 26. Februar vereinbart, der DOSB sollte auch teilnehmen. Doch am 24. Februar, angeblich eine Stunde vor der Pressekonferenz von Thomas Bach und Kristin Kloser Aasen, soll das IOC Mronz mitgeteilt haben, der DOSB habe bestätigt, keinen weiteren intensiven Dialog über die Bewerbung führen zu können. So stellte es die Norwegerin kurz darauf zudem vor der Weltpresse dar.

„Falschaussagen“, sagen Hörmann und Rücker. Falsch wie gewisse Darstellungen von Mronz, der doch jederzeit über jeden Schritt informiert gewesen sei. Beim IOC habe der DOSB sogar hinterlegt, gegebenenfalls schnell tätig zu werden und sich ohne Beschluss einer Mitgliederversammlung um staatliche Garantien zu bemühen, um in Verhandlungen über die Spiele 2032 zu bleiben. Gemäß Hörmann sei mindestens ein halbes Jahr lang klar gewesen: „Es gab das klare Signal, am DOSB wird der Zeitplan nicht scheitern, und die Zusage, gegebenenfalls zu jeder Zeit auch eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen.“

Besonders die DOSB-Vorstandsvorsitzende Rücker erwähnte mehrfach die merkwürdige Rolle des mit vielen Funktionen ausgestatteten IOC-Vizepräsidenten John Coates. Zu einer deutlichen Kritik aber konnten sie sich nicht durchringen. Insofern sind derlei Anmerkungen nichts als taktische Spielchen beim verzweifelten Versuch, die Kommunikationshoheit zu erlangen. „Zu Rolle und Funktion von Herrn Coates ist, glaube ich, auch international viel kommentiert worden“, sagte Rücker nur. Thomas Bach, dicker Kumpel von Coates, wurde von Hörmann nur gelobt, mit allen grammatikalischen Feinheiten: „Hochrangiger wie mit dem IOC-Präsidenten können wir international nicht vertreten sein.“

Und schon offenbarte Hörmann akute olympische Bildungslücken: Denn IOC-Mitglieder sind laut Olympischer Charta nicht etwa Vertreter ihrer Heimatnationen im IOC, sondern Botschafter des IOC in den jeweiligen Ländern. Und Thomas Bach hat ohnehin nur die Aufgabe, die Geschäfte des Olympiakonzerns zu pflegen.

Wie soll es weiter gehen? Laschet und Mronz hatten angekündigt, einfach weiter auf 2032 und überhaupt auf Spiele in den „dreißiger Jahren“ zu setzen, wie Laschet formulierte. Für 2032 ist der Zug abgefahren, machte Hörmann mehrfach deutlich. Laschet hat kein Problem mit 2036. Zum 100jährigen Jubiläum der Nazi-Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und Berlin sagte Hörmann: „Es fehlt mir noch die Vorstellungskraft und die Phantasie, wie man erfolgreiche Olympische Spiele 2036 durchführen könnte.“ Eine neuerliche Bewerbung für Winterspiele, die im IOC gewissermaßen auf dem goldenen Tablett serviert werden, schloss der DOSB-Präsident nicht aus. Nichts genaues weiß man nicht. Sommer oder Winter?

„Ob, wann und wo und mit welchem Konzept gilt es in aller Ruhe im deutschen Sport zu überlegen. Selbstverständlich ohne Vorfestlegung.“


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