This was it.
— SPORT & POLITICS (@JensWeinreich) April 20, 2021
Rest in strife, Super League!https://t.co/8yGlLYGjAj pic.twitter.com/XvxCZVQYQX
21.20 Uhr: Gerade läuft ein Krisen-Meeting der frisch gegründeten Super League.
Das ging aber flink.
Keine 48 Stunden hat es gedauert und schon wurde aus der historisch schärfsten Attacke auf die Monopolisten des Fußballs (FIFA, UEFA) einer der spektakulärsten Fails in der Geschichte des Sportbusiness.
Lasst uns doch ein bisschen über die Gründe spekulieren und vielleicht sogar ein paar vernünftige Gedanken sammeln.
- Ed Woodward zurückgetreten (worden), will aber noch bis Ende des Jahres amtieren, was ihm nie und nimmer gelingt, der wird in Kürze verjagt –
Manchester United - Andrea Agnelli wohl zurückgetreten (worden) –
Juventus Turin… aber wohl beim Krisenmeeting dabei. Kann sich alles jederzeit ändern, bis vor 48 Stunden war er ja auch noch ECA-Boss und UEFA-Exko-Mitglied - Abramowitsch hat es sich anders überlegt –
Chelsea FC Manchester Cityzieht zurück und wird von UEFA-Ceferin freudig wieder in der Familie begrüßt
Club statement.https://t.co/GeNQZn8091
— Manchester City (@ManCity) April 20, 2021
Barcelonazieht zurückAtléticozieht zurückArsenalzieht zurück
Alles natürlich ohne Gewähr. Da waren es nur noch – fünf? Oder schon weniger?
Andere grübeln gerade ganz dolle und werden heute noch den Rückzieher machen. Zum Beispiel, wenn so etwas passiert:
Liverpool sponsor ends deal with club over Super League breakaway https://t.co/6FGwS4c4mz
— Rob Harris (@RobHarris) April 20, 2021
Bei Liverpool, natürlich, fast vergessen, gab es das klare Statement der Spieler:
— Jordan Henderson (@JHenderson) April 20, 2021
„Der Fußball lebt in den System wo wir haben“, sagt der Loddar gerade, kurz nachdem einer seiner Sky-Reporterfans live jubelte: „Das Ding haben die Bayern mitgewonnen, für den Fußball und für die Bundesliga.“
Denn um 15.55 Uhr meldete der Stern des Südens:
FC Bayern sagt Nein zur Super League
Der FC Bayern München bezieht zum Thema Super League geschlossen Stellung.
Präsident Herbert Hainer sagt: „Unsere Mitglieder und Fans lehnen eine Super League ab. Es ist unser Wunsch als FC Bayern und unser Ziel, dass die europäischen Vereine diesen wunderbaren und emotionalen Wettbewerb Champions League leben und zusammen mit der UEFA entwickeln. Der FC Bayern sagt Nein zur Super League.“
Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bekräftigt: „Ich darf im Namen des Vorstandes ausdrücklich feststellen, dass der FC Bayern nicht an der Super League teilnimmt. Der FC Bayern steht solidarisch zur Bundesliga. Es war und ist für uns immer eine große Freude, als deutscher Vertreter in der Champions League spielen zu können. Wir alle erinnern uns immer noch gerne an unseren Champions-League-Sieg 2020 in Lissabon, so einen glücklichen Moment vergisst man nicht. Für den FC Bayern ist die Champions League der weltweit beste Klubwettbewerb.“
Rummenigge hatte ich gestern schon als Krisengewinner ausgemacht, denn er zog für die ECA als Nachfolger von Agnelli wieder ins Exekutivkomitee der UEFA ein, vorhin auf dem Kongress bestätigt.
Der FC Bayern, PSG und Dortmund waren eingeladen zur Super League, diese Passage aus dem Vertragspapier präsentierte DER SPIEGEL gestern:
Weit weniger interessant als der Vertrag ist natürlich das 16 Seiten umfassende Konzept (Super League Proposal) vom Januar, das gab und gibt es in diesem Theater:
Super-League-Proposal-OCR-2021Ich gehe davon aus, dass es im gedruckten SPIEGEL am Freitag eine große Geschichte zum Vertrag geben soll(te), dann dürfte das 167 Seiten umfassende Papier allerdings schon wieder hinfällig sein, wenn es in diesem Tempo weiter geht.
Meine derzeitige Lieblingsthese/Arbeitsthese:
Es wurde geschickt mit eingefädelt von Katar und Nasser Al-Khelaifi, um eine Weile der Schurkenrolle zu entrinnen. Dafür spricht einiges. Nur nicht, dass das Fiasko schon nach 48 Stunden kam.
Im Grunde kann Katar damit ab morgen wieder die Schurkenrolle übernehmen :) Es ging alles zu schnell. The Dirty Dozen hätte ein paar Monate durchhalten müssen.
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Ich hatte Katar ja ebenfalls als großen Gewinner dieser Krise ausgemacht, die keine Finte war, sondern eine gewaltige, eine echte Attacke. Das war nicht vergleichbar mit den Erpressungen der Großklubs in den vergangenen drei Jahrzehnten.
Das ist übrigens auch interessant, Entstehungsgeschichte der EPL, war mir nicht aktiv geläufig, ich habe es nicht so mit der Premier League:
Die Premier League ist exakt aus dem Grund zustande gekommen, aus dem auch die Super League entstehen wird, wenn sie denn kommt: Mehr sicheres Geld für die Spitzenvereine und die Leute, die hinter den Vereinen stehen.
— Baron von Agitpop (@agitpopblog) April 20, 2021
Das ist eine Story von: „Verurteilter Mörder mordet wieder.“ pic.twitter.com/LrYGGleOqF
Jedenfalls, gestern dichtete ich u.a. zu Katar:
Warum machen die nicht mit, ist eine der meist formulierten Fragen dieser Tage. Ich denke, das war im Grunde eine Traum-Konstellation für Nasser und seinen Freund Emir Tamim. Sie mussten gar nichts tun, sondern bloß warten. Die Fußballwelt hat jetzt andere Bösewichte, dahinter verblasst die Katar-Diskussion eine Weile. Katar und die WM 2022 ist mit dem Super-League-Crash ein bisschen aus der Schusslinie. Katar gehört jetzt quasi zu den Guten. Und sollte sich der Rauch irgendwann legen, sollte es dereinst irgendeine Super League geben, die interessant sein könnte für Katar, dann würde PSG ganz schnell akzeptiert. Wegen Neymar und Mbappé – Zirkuspferde, Attraktionen, Weltstars. Und wegen des Geldes aus Katar. Ja richtig, PSG bräuchte eine Super League finanziell nicht wirklich. PSG als ein katarisches Staatsunternehmen würde Geld in die Superliga pumpen, über andere Firmen, die unter dem Label QSI gebündelt sind.
Inzwischen wurde NAK beim UEFA-Kongress in Montreux gefeiert. Interviews hat er nicht gegeben, doch meinem Kollegen Graham Dunbar (AP) hat Monsieur Nasser auf der Straße zugeraunt: „I am a good guy.“
Das waren fünf Worte mehr, als man sonst von ihm hört.
Es gibt so ein paar Spuren, die darauf hinweisen, dass Katar (NAK & Co) die anderen sogar hat ins Verderben rennen lassen. Was wäre das für eine fantastische Geschichte.
Wie man die historisch größte Attacke gegen die Monopolisten des Fußballs (FIFA, UEFA, NatVerbände) dermaßen schreiend dumm-brutal unter völliger Verkennung der Lage (Fans, Politik, Sponsoren, Populismus) reiten und so gewaltigen Schaden anrichten kann – Mysterium Super League. pic.twitter.com/fjwtqRcdio
— SPORT & POLITICS (@JensWeinreich) April 20, 2021
Ich halte das nicht für absurd. Hatte einen ähnlichen Ansatz. So wie sich Ceferin über den Lügner Agnelli beschwert hat, kann es zwischen NAK und Agnelli et. al ähnlich gelaufen sein – und Katar ist seit Sonntag nicht mehr Schurke No 1
— SPORT & POLITICS (@JensWeinreich) April 20, 2021
Dann konzipiert man ein noch geschlosseneres Liga-System als die neue CL vorgesehen hätte, treibt einen zahlungskräftigen Sponsor in den USA auf… 2/
— Matthias Fett 🇪🇺 (@fettitude) April 20, 2021
Ich sag doch, klingt schlüssig. Hab das gestern schon mal angedacht. Dass es ganz und gar eine Falle gewesen sein könnte, gefällt mir. Tamim, NAK & Co sind nicht nur stinkreich, sie können auch Politik. The Dirty Dozen haben gezeigt, wie dämlich sie sind. pic.twitter.com/nzwPOHwic5
— SPORT & POLITICS (@JensWeinreich) April 20, 2021
Aber das ist alles natürlich nur ein Aspekt dieses Irrsinns. Wenngleich einer, der mich wegen seiner sportpolitischen Pointen besonders interessiert.
Lasst uns doch noch ein paar Stunden Argumente sammeln, an irren Zuspitzungen und jähen Wendungen ist jedenfalls heute Nacht kein Mangel.
Viel Vergnügen!
Raise the stakes.
— Borja García 🇪🇺 (@DrBorjaGarcia) April 20, 2021
Britain “rescuing” football in Europe thanks to Boris Johnson.
Can you better that one? https://t.co/hq1bGTfAPJ
And Russia.
— Borja García 🇪🇺 (@DrBorjaGarcia) April 20, 2021
Und das stimmt natürlich ebenfalls, total:
Everything said at @UEFA congress today, can be used against the new CL format 2024 in favor of solidarity and openness of UEFA competitions, not forgetting implementation of good governance principles, inclusion of players, fans. Let’s see, who is true to his words @FIFPRO
— Dejan Stefanović (@Dejlight) April 20, 2021
22.39 Uhr: Manchester United hat die Meldung zum Rückzug von Woodward jetzt auf der Webseite. Und UEFA-Präsident Aleksander Ceferin begrüßt Manchester City bereits wieder in der UEFA-Familie:
UEFa president issues statement to “welcome City back into the European football family.” pic.twitter.com/dcyKAKUaxR
— tariq panja (@tariqpanja) April 20, 2021
23.31 Uhr: Etwas wirklich Wichtiges:
Verdict in Derek Chauvin trial for death of George Floyd in Minneapolis in May 2020:
— Dr. Andreas Hüttl (@Dr_Huettl) April 20, 2021
– Guilty: second-degree murder
– Guilty: third-degree murder
– Guilty: second-degree manslaughter#Icantbreathe #nojusticenopeace
pic.twitter.com/lkcwYTa9Bj
Und das stimmt natürlich …
Judging by what I read here, clubs which, 24 hours ago were traitors who’d signed a pact with the devil, are now great again because they jumped off the ship they realised was sinking. Perhaps Perez wasn’t wrong when he was talking about the attention span of some football fans.
— Philippe Auclair (@PhilippeAuclair) April 20, 2021
… auch wenn es nicht mein Hauptthema ist, doch so einfach zur Tagesordnung übergehen, als wäre nichts gewesen?
00.11 Uhr: In fünf Minuten sind es 48 Stunden seit der ersten und bislang einzigen Pressemitteilung der Super League. Gibt es eine zweite? Die Aufgabe?
Huch, fast übersehen, kurz vor Mitternacht:
As a result of listening to you and the wider football community over recent days we are withdrawing from the proposed Super League.
— Arsenal (@Arsenal) April 20, 2021
We made a mistake, and we apologise for it.
Liverpool Football Club can confirm that our involvement in proposed plans to form a European Super League has been discontinued.
— Liverpool FC (@LFC) April 20, 2021
We will not be participating in the European Super League.#MUFC
— Manchester United (@ManUtd) April 20, 2021
Zählen wir kurz nochmal durch:
FC LiverpoolManchester UnitedManchester City- Tottenham Hotspur
FC ArsenalFC Chelsea- Real Madrid
Atlético MadridFC BarcelonaJuventus Turin- Inter Mailand
- AC Mailand
Da sind vielleicht ein paar Firmen durchgestrichen, die noch gar nicht offiziell zurückgezogen haben. Dafür sind womöglich einige undurchgestrichene ausgeschert. Anyway, das Ding ist durch. Verrückt.
Auf Twitter kursierten längst Witze, dass Tottenham dabei bleibt, um endlich mal Meister zu werden.
Und siehe, Tottenham können wir auch streichen:
We can confirm that we have formally commenced procedures to withdraw from the group developing proposals for a European Super League (ESL).#THFC ⚪️ #COYS
— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) April 20, 2021
Mal schauen, wie viele Minuten diese Liste gilt:
FC LiverpoolManchester UnitedManchester CityTottenham HotspurFC ArsenalFC Chelsea- Real Madrid
Atlético MadridFC BarcelonaJuventus Turin- Inter Mailand
- AC Mailand
Nick Harris hat das mal übersetzt:
Spurs: yeah we are shameless and spineless c***s too, and no, we don’t give a fuck about you any more than John Henry, the Glazers or Kroenke give a toss about their clubs‘ fans. We’ve been rumbled. Soz and get over it.https://t.co/m458O9KGn4
— Nick Harris (@sportingintel) April 20, 2021
Grandios:
You can’t make it up.
— Tancredi Palmeri (@tancredipalmeri) April 20, 2021
Tomorrow Corriere dello Sport got interview with Andrea Agnelli on why #SuperLeague will happen.
SUPERLEAGUE HAS JUST BEEN SUSPENDED pic.twitter.com/xfvsIcGh7o
01.24 Uhr: Das Ding ist durch. Gehe schlafen.
EXKLUSIV
— Chaled Nahar (@ChaledNahar) April 20, 2021
Der komplette Spielplan der #SuperLeague pic.twitter.com/LHvlgglJDj
Hier geht es weiter, und dann wird auch nochmal richtig durchgezählt.
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