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Das Olympische Bildungsmagazin

Die miserable Erfolgsquote der NADA

Einige Anmerkungen zur Jahrespressekonferenz der NADA im Science Center Medizintechnik der Otto Bock HealthCare GmbH in Berlin. Der neue Aufsichtsratschef Hans Georg Näder hielt Hof. Eine kürzere Fassung des Beitrags erschien auf Spiegel Online. Der Beitrag ist überarbeitet und u.a. mit erläuternden Anmerkungen und Dokumenten zur Debatte Howman (WADA) vs Bach/DOSB ergänzt.

Bei Bilanzterminen werden stets Zahlen-Konvolute präsentiert. Das ist in der Wirtschaft nicht anders als bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), die in Berlin ihren Geschäftsbericht 2011 vorlegte. Die nackten Zahlen allerdings sagen nichts aus über die Qualität der Arbeit einer von Führungs-, Finanz- und Strukturproblemen geprägten Agentur. Zahlen über die von der NADA 2011 organsierten Dopingkontrollen (1.056 im Wettkampf, 7.767 im Training) erzählen nichts über die Qualität und Effektivität dieser Tests. Wann wurde wie überraschend, wie zielgerichtet kontrolliert? Wie oft und wann wurden Olympiakandidaten und, brandaktuell, etwa Spieler der Fußballnationalmannschaft kontrolliert? Wurden sie überhaupt kontrolliert? All dies und vieles mehr bleibt unbeantwortet, obgleich derlei Informationen – anonymisiert – öffentlich gemacht werden müssten. Eigentlich bedarf es zu jeder einzelnen Probe einer Fußnote.

Jenes gerade mal 42 Seiten (inklusive Cover) umfassende Hochglanzpapier, das die NADA vorlegte, ist kein wirklicher Arbeitsbericht, sondern eine Imagebroschüre. Transparent wurde es auch nicht auf dem 90 Minuten währenden Pressetermin am Dienstagabend, bei dem viele Fragen unbeantwortet blieben. Ja, auf dem nicht einmal die simple Frage danach, wie viel eine Dopingkontrolle eigentlich kostet, von den beiden hauptamtlichen Vorständen Andrea Gotzmann (Biochemikerin, Sportwissenschaftlerin) und Lars Mortsiefer (Jurist) beantwortet werden konnten – oder nicht beantwortet werden wollten.

Man könne sich einen Durchschnittswert leicht selbst ausrechnen, in dem man die Ausgaben für Dopingkontrollen (1,9 Millionen Euro) durch die Kontrollzahl teile, hieß es da. „Im Einzelfall ist das einfach nicht zu ermitteln“, sagte Mortsiefer, der dann noch von „Subventionen des Bundes“ für das Kontrollsystem sprach und die Frage hinterließ, ob öffentliche Subventionen nicht transparent abgerechnet werden müssen. Andrea Gotzmann, die ein Vierteljahrhundert lang im Kölner Institut für Dopinganalytik arbeitete, verwies auf die Preislisten der Dopingkontroll-Labore Köln und Kreischa (Sachsen), wollte aber auch diese Details nicht preisgeben – wohl aus Gründen des Geschäftsgeheimnisses der Labore. Wer weiß das schon.

„Eine gewisse Art der Schweigsamkeit, die müssen sie uns aber auch zugestehen“, sagt Gotzmann irgendwann. Muss man das tatsächlich, angesichts haarsträubender Unstimmigkeiten über nun schon zehn Jahre, unter ständig wechselndem Führungspersonal bei immer gleichen Abhängigkeiten im sportpolitischen Komplex?

In 86 Fällen wurden „Verfahren wegen möglicher Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen eingeleitet“, wie es im Fachdeutsch heißt. Diese 86 Fälle werden aufgeschlüsselt nach Sportarten, Art des Vergehens und Verfahrensstand. Teilweise handelte es sich um die Verweigerung von Kontrollen. In 26 dieser 86 Fälle hat die NADA Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet, um Ermittlungen gegen die Hintermänner einzuleiten und Dopingstrukturen aufzudecken, wie man mitteilt.

Das ist löblich, entscheidend für die Beurteilung der NADA-Tätigkeit ist jedoch etwas anderes:

Nur bei vier von 7.767 Trainingskontrollen wurden verbotene Substanzen nachgewiesen – sowie bei 57 von 1.056 Wettkampftests.

Dauerhafte Fahndungserfolge im Promillebereich der Trainingskontrollen lassen an der Klasse und Effektivität dieser Kontrollen zweifeln. Zumal die seit Jahren höhere Erfolgsquote bei Wettkampftests auch den Verdacht nähren, dass die Dunkelziffer weit höher liegt.

Denn, vereinfacht gesagt, bei Wettkämpfen lassen sich nur Idioten überführen – professionelle Doper kaum. Auch deshalb sind intelligente, mit kriminalistischem Spürsinn ausgeführte Trainingskontrollen wichtiger. Die vier erfolgreichen Trainingstests – Erfolgsquote 0,05 Prozent – betreffen zwei Behindertensportler sowie die nichtolympischen Sportarten American Football und Squash. Athleten aus den von der NADA klassifizierten höchsten Risikogruppen und Sportarten wurden nicht überführt, obwohl unabhängige Experten doch davon ausgehen, dass die Zahl von dopingbereiten Athleten und Dopern in diesen Sparten beträchtlich ist. Kritische Geister wie der Dopingforscher Professor Perikles Simon (Universität Mainz) nennen Dunkelziffern von 30 Prozent.

Perikles Simon, der unter anderem an Nachweisverfahren zum Gendoping arbeitet, kritisiert seit Jahren die „miserable Erfolgsquote der Dopinganalytik“ und hat zahlreiche Vorschläge für eine Kurskorrektur vorgelegt. Im Sportausschuss des Bundestages erklärte er bereits im Herbst 2010, die für die NADA verwendeten Steuermittel sollten umverteilt werden: Weniger für das ineffektive Testsystem, stattdessen mehr für Prävention, Antidopingmaßnahmen im Nachwuchs- und im Breitensport. Flankiert werden müssten derlei Korrekturen mit einer wirklich scharfen Gesetzgebung. Simon wurde deshalb vor allem von den Vertretern der Regierungskoalition abgebürstet und beleidigt.

Trotz aller Alarmsignale spricht der neue NADA-Aufsichtsratschef Hans Georg Näder von einer „lückenlose Kontrolldichte“. Aber um derlei Thesen zu belegen, fehlt es an Argumenten. Ein Beispiel: So hat es im deutschen Fußball 2011 lediglich 499 Trainingskontrollen gegeben, es wurden lediglich Urinproben, keine Blutproben genommen. 499 Trainingskontrollen bei 56 Mannschaften und also mehr als 1.000 Spielern in den drei Profiligen. Während in fast allen Sportarten die Zahl der Trainingskontrollen die der Wettkampftests deutlich übersteigt (so sollte es logischer Weise sein), ist es im Fußball genau umgekehrt. Absurd wenigen Trainingstests stehen 1659 Wettkampfkontrollen gegenüber.

Aufsichtsrat Näder ist Boss der Firma Otto Bock Healthcare, die quasi als Hauptsponsor der paralympischen Bewegung fungiert. Otto Bock leistet bei den Paralympics in London den technischen Service für rund 4.000 Athleten. „Komm’se mal nach London zu den Paralympics“, wirbt Näder, „das ist echt Klasse Sport, der da zu sehen ist.“ Ansonsten zeigt sich der Professor irritiert über die Schärfe der Diskussion zwischen den NADA-Vorständen Gotzmann und Mortsiefer und den Journalisten. Er pflege mit der Geschäftsführung „eine sehr verlässliche und vertrauensvolle Kommunikation“, sagt Näder. Jedoch sei die Aufgabe pikant und kompliziert.

Ich habe das große Glück, dass ich in der ganzen Gemengelage jungfräulich bin.“

Jungfräulichkeit allein wird nicht reichen.

Am 3. Juli trifft Näder am Frankfurter Flughafen David Howman, Generaldirektor der Weltagentur WADA, der die NADA zuletzt stark kritisierte. In der Diskussion um die UV-Bestrahlung des Blutes von 30 Kadersportlern am Erfurter Olympiastützpunkt kassierte Howman die schriftliche Auskunft des WADA-Medizindirektors Olivier Rabin vom April 2012, wonach die UV-Bestrahlung laut WADA-Code erst ab 2011 verboten gewesen sei. In einem Schreiben an den Sportausschuss des Bundestages erklärte Howman am Dienstag, die UV-Methode sei seit 2002 nach einem Grundsatzurteil auch seitens des IOC verboten (siehe Stellungnahme des damaligen CAS-Beteiligten Georg Engelbrecht) .

Brief David Howman (WADA) an Rudi Mollenhauer (BT-Sportausschuss) vom 26. Juni 2012

Howman, derzeit bei einem Treffen mit asiatischen Sportministern in Bangkok, hat am Sonnabend eine Stunde mit den NADA-Chefs telefoniert. Man sei auf bestem Wege, „Kommunikationsprobleme und Missverständnisse“ auszuräumen, sagen die Deutschen. Näder hat sich in einem Brief an den WADA-Präsidenten John Fahey (Australien) beschwert und sagt nun, man wolle in der nächsten Woche in Frankfurt „einen geraden Strich ziehen und eine Erklärung abgeben“. Gotzmann garnierte ihre etwas diffusen Ausführungen dennoch mit verbalen Spitzen gegen Howman. Irgendwelche Beweise für die Behauptungen, wer wann was gesagt hat, wurden nicht vorgelegt – was überhaupt typisch für die NADA ist.

Dazu und zum Schreiben von Howman an den Sportausschuss auch Michael Reinsch in der FAZ: „Zu wenig Geld, zu viel Arbeit“. Zur Äußerung von Howman über die Rolle Bachs in 2002 („part of the IOC panel that made the decision“), die von DOSB-Sprecher Christian Klaue bestritten wird, lässt sich flink mal dies sagen: Natürlich muss Howman hier etwas korrekter sein. Grundsätzlich aber hat er recht – denn: Thomas Bach gehörte 2002 sehr wohl jenem „IOC panel“ an, das die Entscheidung fällte. Es war das IOC-Exekutivkomitee am 26. Mai 2002 in Kuala Lumpur.

Ich denke, darauf bezieht sich Howman, denn er erwähnt ja auch einen WADA Vice President, der damals IOC Exekutivmitglied war, den Schweden Arne Ljungqvist also. (Aber klar: Howman hätte ein bisschen präziser sein sollen. Kein Grund für einen Skandal allerdings.) Bach übrigens, um das dann noch klarzustellen, war 2006 Chef der IOC-Disziplinarkommission, als es um das österreichische Treiben in Turin ging.

[Nachtrag, 15.45 Uhr: Ich sage, Bach gehörte dem IOC-Exekutivkomitee an, das die Entscheidung fällte. Ich sage nicht, dass er an der Sitzung teilgenommen hat. Bach hat inzwischen in einer Email an den Sportausschuss bzw die Sportlobbyisten des Bundestages seine Unterstützung für die NADA bekräftigt und Howmans „leichtfertige“ Äußerungen und die angebliche Falschbehauptung kritisiert. Es ist der klassische Fall für juristische Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien. Falschbehauptungen kann ich nicht erkennen. Meine Interpretation des Punktes 3 habe ich dargelegt. Fakt ist: Bach war Mitglied des entscheidenden Exekutivkomitees, er ist es auch heute, er hat als IOC-Exekutivmitglied alle Entscheidungen des Gremiums zu tragen. Er hat diese Entscheidung damals als „konsequente Fortsetzung der Antidoping-Politik“ für gut befunden, darauf bauten andere Vorgänge auf, und er hat sich natürlich nie von dieser IOC-Entscheidung distanziert.]

Wie auch immer: Die Erfurter Affäre wird den Sport noch eine Weile beschäftigen. Inzwischen wird über einen weiteren deutschen Olympiastützpunkt debattiert, den in Saarbrücken, doch die NADA-Chefs sehen das alles nicht so düster.

Wir müssen aufpassen, dass jetzt nicht die ganzen Olympiastützpunkte in Verruf kommen …“

… formuliert der Jurist Mortsiefer. (Was mich zum spontanen Zwischenruf verleitete, warum er eigentlich aufpassen müsse. Als sei es seine Aufgabe, den Ruf der OSP und des Sports zu schützen. So sieht er vielleicht aber die Aufgabe der NADA, was fatal wäre.)

Zwar ermittelt in beiden Fällen die Doping-Schwerpunktstaatsanwaltschaft München, doch die Olympiastützpunkte seien nur peripher betroffen, weil es sich beim Arzt, der Athletenblut mit UV-Licht bestrahlte (Erfurt), und beim Wissenschaftler, der Verbindungen zu einem verurteilten Dopingdealer unterhält (Saarbrücken), nur um Honorarkräfte handele, deren Vertragsverhältnis beendet sei, erklärt Mortsiefer. „Es sind derzeit keine Anhaltspunkte eines strafrechtlich relevanten Verhaltens gegen einen Athleten oder Mitarbeiter der Olympiastützpunkte vorhanden“, sagt er. „Das sind die Fakten, und an diese Fakten halten wir uns.“  Wobei er nicht sagt, dass Doping bei Sportlern strafrechtlich im Grunde nicht zu ahnden ist, weil es an einem entsprechenden Antidopinggesetz fehlt.

Was sonst noch debattiert wird? Natürlich die Frage der Finanzierung. 1,35 Millionen Euro fehlen der NADA im Haushalt 2013. „Wenn diese Lücke in Kürze nicht geschlossen wird, werden wir im Dopingkontrollsystem zurückfahren müssen“, sagt die Vorstandsvorsitzende Gotzmann.

2011 nahm die NADA rund 4,7 Millionen Euro ein. Mit knapp 2,3 Millionen finanzierte der Bund das Geschäft mit den Körperflüssigkeiten, inklusive einer Zustiftung zum NADA-Stiftungsvermögen, das derzeit 14 Millionen beträgt. Von den Bundesländern kamen lächerliche 21.795 Euro, Sportverbände zahlten 637.000, aus der Wirtschaft flossen gerade einmal 572.000 Euro. Das Bundesinnenminsterium kürzt seine Zuwendungen ab 2013 um eine Million. Aufsichtsrat Hans Georg Näder hat am Dienstag bei einem Abendessen mit der Bundeskanzlerin schon mal vorgefühlt, ob daran etwas zu ändern sei. „Ich bin sicher, dass es sich retten lässt“, sagt Näder. „Wir werden deutsche Großkonzerne wie Volkswagen angehen und werden sicher auch ein stärkeres Commitment aus der Politik sehen. Geben sie mir einfach ein bisschen Zeit.“

Das haben schon viele NADA-Ehrenamtler gesagt. Der Status Quo aber ist: Die Politik schraubt das Engagement zurück. Die Medaillenproduktion ist wichtiger. Und jene Zahlen, die die NADA präsentierte, malen ein Bild das allen gefällt, auch wenn es einen Monat vor den Sommerspielen in London kaum mit der Wirklichkeit korrespondieren dürfte: Unser Sport ist sauber.

27 Gedanken zu „Die miserable Erfolgsquote der NADA“

  1. Bach lässt heute dem Sportausschuss mitteilen:

    Der DOSB hat als Reaktion auf den gestern im Sportausschuss diskutierten Brief von David Howman soeben folgendes Statement abgegeben:

    Herr Howman unternimmt den Versuch von den widersprüchlichen Aussagen der WADA in der Causa Erfurt abzulenken. Herr Howman sollte stattdessen die Verantwortung für die aufgetretenen administrativen Versäumnisse übernehmen und die gegenüber der NADA erhobenen schwerwiegenden, offensichtlich ungerechtfertigten Vorwürfe zurücknehmen. Die NADA hat auch in der Causa Erfurt das Vertrauen des DOSB und von Herrn Bach.

    Herr Bach war nicht, wie von Herrn Howman leichtfertig und fälschlicherweise behauptet, Mitglied des damaligen Disciplinary Panel. Herr Bach hat nicht an der entsprechenden Entscheidung des IOC Exekutivkomitees am 26. Mai 2002 mitgewirkt.

    Hm. Zu ergänzen wäre vielleicht noch, wie damals, 2002, IOC-Exekutivmitglied Thomas Bach die Urteile gelobt hat, nämlich als

    konsequente Fortsetzung der Anti-Doping-Politik des IOC

    Also, ich bin geneigt zu sagen: Herr Bach unternimmt den Versuch, von den
    widersprüchlichen Aktionen der Nada in der Causa Erfurt abzulenken ;-D

    Oder er sagt so etwas wie: „Ick bün ein Erfurter!“ Wahlweise: „Ick bün für die Nada!“ Die Truppe, die ihre 7776 Traningskontrollen so intelligent organisiert, dass vier positive Proben dabei herauskommen, was einen Experten zur erstaunten Frage trieb: „Was, jetzt dürfen die nicht mal mehr die gedopten Seniorensportler erwischen?“

  2. Ich habe den Vorgang, die Email des DOSB-Lobbyisten an die Sportlobbyisten im Bundestag, in den Beitrag als Nachtrag eingearbeitet.

    Es ist einerseits ein Randaspekt, zeigt aber auch, wie Ernst der Kampf mittlerweile geführt wird. Howman hat sich Feinde gemacht, und dieser Feind wird, dass lässt sich gut prophezeien, u. U. dafür sorgen, dass Howman nicht mehr lange WADA-General bleibt. Nachdem das Jahr im „Antidopingkampf“ mit der gekippten Osaka-Regel (maßgeblich von Bach eingeführt) und anderen Geschehnissen schon keinen guten Verlauf nahm, steht der IOC-Vize kurz vor London mit der Erfurt-Affäre international blöd da, weil Howman das immer wieder thematisiert. Das lässt sich der künftige IOC-Präsident (ab September 2013) nicht bieten. Klar.

  3. Für das Wort „lückenlos“ hat die NADA offenbar eine eigene Definition, denn Näders „lückenlose Kontrolldichte“ möchte Mortsiefer noch toppen: „Wir wollen ein noch lückenloseres Kontrollsystem“, wird er von einer nicht genannten Presseagentur zitiert.

    Was die Frage aufwirft, welche anderen Worte im NADA-Deutsch eine abgewandelte Bedeutung haben gegenüber dem allgemeinen Sprachgebrauch. Vor allem verstärkt es aber massiv den Eindruck, dass es der NADA wichtiger ist, durch Schönreden die heile Welt zu schützen, als ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen und auf Missstände hinzuweisen (außer wenn der Missstand darin besteht, dass sie kritisiert wird).

  4. Im Übrigen sieht man auch an diesem Beispiel (Grit Hartmann #1) sehr schön, wie der sportpolitische Komplex (DOSB, DOSB-Vasallen, Bach, Vesper & Co, BMI, so genannte Abgeordnete, die eigentlich Lobbyisten und Sportfans sind) das Geschäft dominiert. Wunderbar, dass diese Typen im Sportausschuss nicht-öffentlich tagen und unter sich sind.

  5. Pingback: “Fusions-Ranking” Juni 2012: Die 111 einflussreichsten Blogs aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei ebuzzing.de | world wide Brandenburg

  6. Wirklich schade, dass man sich kein eigenes Urteil über den Ablauf des Sportausschusses machen kann und auf solche Berichte verlassen soll, wo ich nicht weiß, ob der Bundestags.de-Reporter drinsaß oder auch nur Hörensagen aufschreibt.

    Eines jedenfalls war Howman höchstens in der Phantasie einiger oder einzelner: geladen. Ob da jemand an die Strafprozessordnung gedacht hat, zum Beispiel hier?

    http://dejure.org/gesetze/StPO/40.html

    Oder an eine aufgebrachte, verärgerte Person?

    Vielleicht war auch etwas anderes, höflicheres, angemesseneres, weniger hierarchisches gemeint. Oder doch nicht?

  7. Schön, mal wieder von Ihnen zu hören, nocheinjurist. Ich hoffe, es geht gut.

    Soeben reingeschneit, vor einer Minute, ein Schulterschluss :)

    Pressemitteilung 15/12, Bonn, 05.07.2012

    Gemeinsame Erklärung von WADA und NADA

    Schulterschluss zwischen WADA und NADA

    Deutschlands Nationale Anti Doping Agentur (NADA) und die Welt Anti-Doping Agentur (WADA) haben sich in einem persönlichen Gespräch am Dienstag in Frankfurt über ein gemeinsames Vorgehen in den Fällen von UV-Blutbehandlung am Erfurter Olympiastützpunkt geeinigt. Um weitere Komplikationen im Umgang mit den Fällen zu vermeiden, verständigten sich beide Parteien auf eine zukünftig noch engere Zusammenarbeit auf allen Ebenen. An dem zweistündigen Gespräch nahmen WADA- Generaldirektor David Howman, WADA-Justiziar Olivier Niggli sowie seitens der NADA die Vorstandsvorsitzende Dr. Andrea Gotzmann, der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Hans Georg Näder und Chefjustiziar Dr. Lars Mortsiefer teil.

    „Es war eine hilfreiche und aufschlussreiche Diskussion – sowohl WADA als auch NADA sind jetzt in einer besseren Position, die Fälle von UV-Blutbehandlungen, insbesondere die am OSP Erfurt, aufzuklären“, erklärte Howman. Dr. Gotzmann stimmte der Aussage von Howman zu und unterrichtete den WADA-Generaldirektor sowie Niggli umfassend über alle NADA-Aktivitäten in der Causa Erfurt, insbesondere über das erste Schiedsgerichtsverfahren, das im August 2011 von der NADA eingeleitet und im letzten Monat entschieden wurde.

    Auch die kürzlich erfolgte Einleitung eines weiteren Schiedsgerichtsverfahrens zur Erlangung von Rechtssicherheit hinsichtlich der UV-Blutbehandlung im Zeitraum vor dem 1. Januar 2011 war Gegenstand der Diskussion. „Der konstruktive Dialog mit der WADA ist der richtige Weg zur Aufarbeitung der Vorfälle in Erfurt. Wir werden auch zukünftig gemeinsam im Sinne des sauberen Sports konsequent daran festhalten“, sagte Dr. Gotzmann.

    WADA und NADA stimmten überein, dass die Aussage des im April 2012 an die NADA übermittelten Schreibens eine falsche Meinung widerspiegelte, da sie auf den Informationen basierte, die der WADA zu diesem Zeitpunkt vorlagen.

    Howman erklärte, dass das List Committee sich die falschen Fragen gestellt habe und akzeptierte, dass die NADA keine Verantwortung für Pannen in der Kommunikation treffe.

    Der WADA wurde nun die rechtliche Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft Erfurt bewusst und damit auch die Art der Informationen, die von der Staatsanwaltschaft gesammelt werden. Auch dieses Verständnis hat dazu beigetragen, frühere Missverständnisse und Kommunikationsdefizite zu beheben.

    „Wir lernen daraus für den Umgang mit zukünftigen ähnlichen Fällen. Das wichtigste ist jetzt, dass der Arzt, der dieses Verfahren durchgeführt hat, nicht mehr für den Olympiastützpunkt tätig ist“, sagte Howman: „Die Athleten sollten auch wissen, dass der falsche Teil des Briefes, der die Auffassung des WADA List Committees wiedergibt, sich nur auf die Behandlungen im Zeitraum vor 2011 bezieht.“

    Der Schulterschluss der beiden Anti-Doping-Organisationen zeigt sich auch darin, dass die WADA der NADA im Fall des Radrennfahrers Patrik Sinkewitz ihre volle Unterstützung zusagt. Nach dem Freispruch des auf rekombinantes Wachstumshormon (rhGH) positiv getesteten Sinkewitz durch das Sportschiedsgericht in Köln hatte die NADA bereits den Gang vor den internationalen Sportgerichtshof CAS angekündigt.

  8. Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch hat Dopingvorwürfe gegen seine Konkurrenten erhoben. „Ich habe schon seit jeher das Gefühl, dass Russen, Weißrussen oder Ukrainer was nehmen.“..Mein Trainer, der früher für Russland gestartet ist, sagte mir aber, dass die Osteuropäer genauso über uns denken“
    Ach, na so was? Bei uns werden aber kaum Athleten erwischt. Na so was?

    Und ich kann auch damit leben.

    Das kann ich mir vorstellen.

    „Schließlich können wir uns in Deutschland auch als WM-Siebter eine schöne Wohnung und ein Auto leisten, die Ukrainer wohnen dann immer noch mit ihren Eltern auf einem Zimmer.“

    Und das liegt woran? An der Sporthilfe und der vom Steuerzahler alimentierten Berufssportlern.

  9. Das hätte sich Behrenbruch besser sparen können. Weshalb er es trotzdem gesagt hat, wissen nur er und sein Trainer.

  10. Interessant auch, das von einem Athleten zu hören, der den Wettkampf GEWONNEN hat. Natürlich dopen nur die Osteuropäer (diese Erklärung haben auch unsere Biathleten drauf), trotzdem sind die Leistungen der Deutschen dann doch am Ende besser (siehe auch Laufzeiten im Wintersport). Dafür gibt es nur eine Erklärung: Doping macht langsam! :-)

  11. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Doping macht langsam! :-)

    Das Phänomen soll es tatsächlich geben. Ist aber noch nicht bis zu den Osteuropäern durchgedrungen. :)

  12. Winfried Gassmann

    „Die miserable Erfolgsquote der NADA“

    Wie sind eigentlich die „Erfolgsquoten“ anderer Doping-Kontroll-Einrichtungen insbesondere auch beim Vergleich der Wettkampf- mit den Trainingskontrollen.

    Unterstellen wir einmal, eine Kontroll-Institution wäre so effektiv, dass sich niemand mehr zu dopen traut oder zu schnell zu fahren oder bei der Steuer zu betrügen. Dann wäre die „Erfolgsrate“ der Steuerfahndung und die der Verkehrskontrollen Null und gemäß Ihrer Definition miserabel. Wie kann man bei solchen Themen hoch-effiziente und miserable Arbeit unterscheiden.

  13. @Winfried Gassmann
    Im Grunde argumentieren Sie wie die Nada, die sinngemäß sagt: Wir kontrollieren so toll, dass keiner mehr dopt. Abgesehen davon, dass das den bekannten Umfragen von Emrich et al (2008)/ Striegel et al (2009) widerspricht – der Umstand, dass bei Wettkampfkontrollen so viel mehr positiv hängen bleiben als bei Trainingskontrollen, ist ein schlagendes Gegenargument. Zwei Sperren aus 7.770 Trainingskontrollen – das ist Negativrekord sogar für die Nada.
    Sie können auf den Webseiten von AFLD, ASADA, USADA, UK-Antidoping deren Quoten einsehen; es gibt keine, die so niedrig ist.
    Weiter: Die Nada behauptet seit 2008, sie lasse Blutbilder anfertigen, um aus Auffälligkeiten etwas abzuleiten. Der damalige Geschäftsführer Wewer raunte, wenn ich mich richtig erinnere: „Wo Rauch ist, ist auch Feuer“. Offensichtlich raucht es auch vier Jahre später noch ohne Feuer.
    Und ein weiterer Punkt ist interessant, wegen der vom DOSB gepriesenen „Zusammenarbeit von Sport und Staat“: Im Jahr 2011 hat die Nada aufgrund von Hinweisen von Staatsanwaltschaften maximal fünf Verfahren (verschämt versteckt unter „Sonstiges“) eingeleitet; daraus resultierten zwei Sperren und zwei Freisprüche. Zum Vergleich die australische ASADA, die seit 2009 mit Ermittlungsbehörden und Zoll systematisch kooperiert und laut Jahresbericht 2009/10 daraus 25 so genannte „intelligence cases“ abgeleitet hat.

    Bemerkenswert auch: die Transparenz, die andere Agenturen selbstverständlich herstellen. UK-Anti-Doping: Rule violations, Current Violations

    Es werden veröffentlicht: Namen, Dauer der Sperre, Urteile.

  14. Winfried Gassmann

    Sehr geehrte Frau Hartmann!
    Vielen Dank für die Hinweise zu anderen Doping-Kontroll-Institutionen. Ich habe mir die jeweils neuesten Zahlen aus dem Internet besorgt.

    NADA: „Erfolgsquote“: 0.69%. 8823 Untersuchungen in einem Jahr, 61 positive Fälle. (Quelle Stellungnahme Grit Hartmann). 4 Fälle bei 7767 Trainingskontrollen, 57 Fälle bei 1056 Wettkampf-Tests.

    UKAD (GBR): „Erfolgsquote“: 0.52% („possible anti-doping rule violations“). 3857 Untersuchungen in einem Jahr, 20 positive Fälle, (Quelle: http://www.ukad.org.uk/assets/uploads/Files/documents/ADRV-reports/2011-12/Quarter_2_Report_2011-12.pdf). Separate Angaben für „Erfolgsquoten“ bei Trainings- und Wettkampfkontrollen habe ich nicht gefunden.

    AFLD (Frankreich): Ich kann kein Französisch.

    USADA (USA): „Erfolgsquote“: 0.47%. 8031 Untersuchungen in 2010, 38 positive Fälle, (Quelle: http://www.usada.org/testing-statistics). Separate Angaben für „Erfolgsquoten“ bei Trainings- und Wettkampfkontrollen habe ich nicht gefunden.

    ASADA (Australien) „Erfolgsquote“: 0.44%. 6606 Untersuchungen in 2009, 29 positive Fälle, (Quelle:http://www.asada.gov.au/publications/annual_reports/ asada_annual_report_2009_10/report/detection.html). Separate Angaben für „Erfolgsquoten“ bei Trainings- und Wettkampfkontrollen habe ich nicht gefunden.

  15. Winfried Gassmann

    Lieber Ralf
    Ich weiß den Grund für die Diskrepanz zwischen den Laborzahlen und den Agenturzahlen nicht. Vielleicht könnten Sie die von mir angegeben Zahlen selbst einmal überprüfen. Ich hoffe, dass ich nicht Opfer eines Denk- oder Interpretationsfehlers geworden bin. Ich werde heute abend auch nach einer Lösung suchen.

  16. @Winfried Gassmann
    Es stimmt, ich muss mich korrigieren – die genannten Agenturen sind in der Gesamtbetrachtung nicht viel besser. (Zu den Unterschieden unten.) Mir sagte aber jemand, der das wissen müsste, dem ich vertraue, die Trefferquote bei Trainingskontrollen sei hierzulande so niedrig wie sonst nirgends – aber das ist nicht mit den Berichten belegbar, weil nicht angegeben. Da gibt die deutsche Nada ausnahmsweise mehr an als andere.

    Global: Die WADA hat für 2010 via weltweite Laborstatistikbei 258.000 Tests 1,87 Prozent positive Fälle ausgemacht, inklusive solcher mit Ausnahmegenehmigungen. (Das war ein Rückgang gegenüber 2009; Statistik für 2011 noch nicht da.)

    Die deutsche „Erfolgsquote“ liegt (so man die Jahre vergleichen kann) also weit unter dem internationalen Durchschnitt: bei 0,69 Prozent. Für WK bei 5,4 Prozent. Für Training hingegen nur bei 0,05 Prozent. Für diesen sensationell niedrigen Wert fällt mir keine vernünftige Erklärung ein; er passt auch nicht zu den Substanzen: Dafür sind es zu häufig Anabolika – mit denen dopt man eher im Training.
    Weiter aufgeschlüsselt, weil ich auf einen Unterschied hinaus will: Von den vier positiven Trainingstests haben zwei zu Sanktionen geführt (eine Verwarnung, eine Sperre, beide Behindertensport), von den 57 positiven Wettkampftests waren 18 kein Verstoß (TUE oder, häufiger, ungenannte Gründe), es gab 26 Sperren (7 davon international veranlasst). Außerdem laufen noch Verfahren.
    Sperren gegen Athleten Olympischer Spitzenverbände nach positiven Tests (ohne Behindertensport) beschränken sich auf: Gewichtheben, BDR (1x), Basketball (1x), Boxen (1x), Kanu (1x) = 5 Verbände.
    Nur zwei Sperren, die auf „Sonstiges“, also womöglich staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, zurückgehen.

    International: Die AFLD, die auch darstellt, auf was sie kontrolliert und in welchen Monaten besonderes (Februar/März), hebt den Durchschnittswert. Lauthier abrufbarem 2011er Jahresbericht 9514 Tests, davon erstaunliche 37% Blutkontrollen, 191 positive Proben = 2,8 Prozent.

    UK-Antidoping: Hatte ich falsch gesehen, das stimmt. Wenn man die Sperren ansieht, die gegenwärtig in Kraft sind, fällt ein interessanter Unterschied auf: Sie haben keine Scheu vor ihrem Nationalsport (Rugby), sie sperren auch Betreuer und einen Clubchef. (Unsere Nada hat sich noch nie am Betreuer-Umfeld „vergriffen“.)

    ASADA: 7090 Tests und 39 positive, aber daraus 27 Sperren abgeleitet, nur eine weniger als Nada.

    USADA (2010): Statistischetwa gleich: 0,68 % positive Fälle, 55 bei 8031 Tests.
    Aber auch hier ein Trainer gesperrt, drei Athleten in Balco-Folge, mehrere Radler nach Ermittlungen. Insgesamt 36 Sperren, auch lebenslängliche, deutlich mehr olympische Spitzenverbände, und davon bereits neun: non-analytical positive /trafficking.

    Man kann das ja als Frage formulieren: Was sagt es, dass sich die Nada für die Zahl ihrer Trainingstests lobt?

  17. @Ralf: Bei den Laboratorien werden positive Kontrollen dokumentiert, bei den Organisationen positive Fälle. Zwischen beidem besteht ein grosser Unterschied, dadurch dass auch Kontrollen als positiv klassifiziert werden, in denen z.B. ein Medikament entdeckt wird, für das ein Athlet eine Ausnahmegenehmigung hat. Anhand solcher Kontrollen wird nach Prüfung ja kein Fall eröffnet, somit ergibt sich hier eine Diskrepanz zwischen beiden Zahlen. Zudem werden in vielen Laboratorien auch Kontrollen aus dem Tiersport analysiert, die zum Teil nicht in den nationalen Anti Doping Organisationen für „Humansport“ verwaltet werden.

  18. Die WADA hat für 2010 via weltweite Laborstatistik bei 258.000 Tests 1,87 Prozent positive Fälle ausgemacht, inklusive solcher mit Ausnahmegenehmigungen.

    anonymator dürfte recht haben. Man sollte nicht positive Dopingkontrollen mit Dopingfällen verwechseln. Ein einzelner auffälliger Sportler (= 1 Dopingfall) sorgt mitunter auch für mehrere positive Proben.

    Ansonsten gebe ich ha recht. Ich würde mir ebenfalls wünschen, daß die deutsche NADA auch Sperren gegenüber Trainern, Ärzten und Betreuern ausspricht. Gibt es dafür bislang keine sportrechtliche Grundlage?

  19. Bei der Nada zumindest sind auch die positiven Kontrollen (einschließlich derer, für die es dann TUEs gab) gezählt, nicht die am Ende positiven Fälle.
    Das erklärt also den Unterschied nicht.

  20. Pingback: Dopinglügen im kalten Licht der Statistik: der WADA-Testreport 2012 : sport and politics

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