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Das Olympische Bildungsmagazin

Rudolf Scharping sagt auch …

Ach Mensch, ich bin unkonzentriert und vergesslich. Seit einer Woche, seit der BDR-Präsident der Deutschen Presse-Agentur ein Interview gegeben hat, schleppe ich dieses Zitat nun mit mir rum und habe doch versäumt, es in den vorherigen Beitrag einzubauen. Sorry, das ist mir echt peinlich. Deshalb dieser Nachtrag, schließlich passt es schön zum Motto des Blogs, korrespondiert wunderbar mit dem Satz von Hu Jintao, der im Header zu lesen ist. Rudolf Scharping also sagt:

Es ist immer falsch, wenn Politik und Sport vermengt werden.

Genau.

34 Gedanken zu „Rudolf Scharping sagt auch …“

  1. Herr Scharping sagt z.B. auch:
    „In Deutschland waren es seit 2007 genau zwei [Dopingbetrüger]: Patrik Sinkewitz und Stefan Schumacher.“

    Herr Scharping scheint hier offenbar nicht das beste Gedächtnis zu haben. Tatsächlich gab es in den Jahren 2007 und 2008 folgende Dopingfälle beim BDR:

    BAUER, Sven 14.10.07
    GALL, Georg 01.05.08
    KESSLER, Matthias 24.04.07
    KRAFT, Ivonne 06.05.07
    METZKE, Philipp 05.05.07
    SCHMIDT, Hans-Peter 01.12.07
    SCHUMACHER, Stefan 03./15.07.08
    SINKEWITZ, Patrik 08.06.07

  2. Woher ist das Zitat? Nur vorsorglich, weil Scharping doch als sehr klagefreudig bekannt ist und seine Anwälte die putzigsten Sachen durchdrücken.

    Verwirrend-amüsant auch, dass er „befremdende Widersprüchlichkeit“ in der Debatte diagnostiziert. Selbstdiagnose oder Fremddiagnose?

    Die taz übrigens heute unter der tazigen Überschrift „Das war der Radsport, der war“:

    Der Staat kümmert sich auch nicht mehr um die einst gehätschelten Radler.

    Januar 1999, Staatsbesuch beim Team Telekom. Rudolf Scharping, damals Bundesverteidigungsminister, macht sich nach Mallorca auf, um die vom privatisierten Staatsunternehmen bezahlten Profis im Trainingslager zu besuchen. Es gab Gerüchte damals: Bjarne Riis, Tour-Sieger von 1996, soll gedopt haben. Rudolf Scharping seinerzeit: „Da kann nicht viel dran sein. Bjarne ist sauber.“ Heute weiß er das besser. Heute weiß die Öffentlichkeit auch, dass der Radsport in Deutschland immer stark von Bund und Ländern gefördert worden ist. Ideell und finanziell. Als in Deutschland über ein Antidopinggesetz diskutiert wurde, war der Ruf des Radsport längst schwerst ramponiert. Doch auf eines achteten die Volksvertreter und Ministerialbeamten: Doping sollte straffrei bleiben. Der Besitz größerer Mengen, der Handel mit Dopingsubstanzen steht unter Strafe. Die dopenden Radler müssen indes keine Angst vor der Staatsanwaltschaft haben. Fürsorglich zeigte sich der Staat auch in anderer Hinsicht. Etliche Rennen in Deutschland wurden mit öffentlichen Geldern unterstützt. Die Rad-WM in Stuttgart 2007 konnte mit einem Bundeszuschuss planen. Das finanzielle Risiko des veranstaltenden Radsportweltverbandes UCI war durch eine Bürgschaft der Stadt abgesichert. Als das Interesse der Sponsoren am Dopingsport nachließ, zog auch die öffentliche Hand ihre Unterstützung zurück. Die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt oder die Niedersachsen-Rundfahrt fanden deshalb in diesem Jahr nicht mehr statt. Im Sportausschuss des Bundestages wird die Forderung nach Streichung der Bundeszuschüsse (mindestens 2,5 Millionen Euro) für den Bund Deutscher Radfahrer immer lauter. Bei der nächsten Sitzung wird dazu dessen Präsident befragt: Rudolf Scharping, mittlerweile Bundesradsportverteidiger.

  3. @ralf. Fuhr Matthias Kessler nicht mit einer schweizer Lizenz? Aber: Es bliebe auch so ein schlechtes Gedächtnis des BDR-Präsidenten.

  4. @JW: Das habe ich auch gelesen, es ist aus dem im „Rudolf S. sagt…“-Eintrag verlinkten Artikel bei rad-net.

  5. @ JW

    Rudolf Scharping: «Propaganda auf dem Rücken anderer»
    http://www.rad-net.de/index.php?menuid=9&newsid=16010

    @ mb

    Natürlich hatte Matthias Kessler eine Schweizer Lizenz. Sein Fall wurde daher ja auch nicht vom BDR, sondern von Swiss Olympic verhandelt. Matthias Kessler ist aber trotzdem deutscher Staatsbürger und als solcher bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen für den BDR startberechtigt (, sofern er momentan nicht gesperrt wäre…) !

  6. Sicher ist es immer falsch, wenn Politik und Sport vermengt werden. Weil Dinge, die vermengt werden könnten, schon rein begrifflich zunächst mal verschiedenartig sein müssten. „Sport“ in der hier verwendeten Bedeutung, also nicht etwa als „sinnfreie Leibesertüchtigung“, sondern als Vermischung von Profitum, Unterhaltungsveranstaltung und Sportpolitik ist mit dem Begriff „Politik“ in weiten Teilen halt deckungsgleich. Und das nicht nur, weil überall Politik sei.

    Aber ob der Bundesradsportverteidiger dies so gemeint hat?

  7. Ich habe grad die Zukunft des Radsports entdeckt! Gerade findet die „Tour du Faso“ statt, das bedeutenste Etappenrennen Afrikas. Auf 10 Etappen geht es durch Burkina Faso, heute stehen die 149 km von Koulbila nach Tenkodogo an. Am Sonntag werden auf der abschließenden Etappe nach Ouagadougou werden keine Attacken mehr aus dem Feld erwartet. Wie sich die Geparde verhalten werden, ist jedoch wie stets ungewiss.
    http://www.06.live-radsport.ch/details_11280/Tour_du_Faso_(22).html#10

  8. Die Tour du Faso ist längst in der Gegenwart angekommen:

    PAFADNAM, Hamado
    9.11.2002
    Tour du Faso
    2 Jahre Sperre 7.2.2003–6.3.2005
    Wachstumshormone

    ROUAMBA, Saïdou
    6.11.2003
    Tour du Faso
    Verwarnung

  9. Burckhard Bremer sitzt im Trägerverein des neuen Olympiastützpunktes Brandenburg. Nun denn.

    http://www.myheimat.de/potsdam/beitrag/65371/neuer-olympiastuetzpunkt-brandenburg/

    „„Der neue Olympiastützpunkt gehört jetzt von der Anzahl seiner Kaderathleten zu den größten Deutschlands“, erläuterte Jürgen Barth vom Geschäftsbereich Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Neu ist, dass er künftig als DOSB-Vertreter dem Trägerverein ebenso angehört wie die Sportdirektoren der Sportfachverbände Kanurennsport (Jens Kahl), Radsport (Burckhard Bremer), Judo (Manfred Bio) und Sportschießen (Heiner Gabelmann).“

  10. Dass sie als Präsidentin des BDR schon gescheitert ist. steht sogar im Text der SZ. Tja, Qual der Wahl…

    Wobei. woran ist sie damals eigentlich gescheitert? Eigenes Unvermögen oder den Widerständen im Verband? Oder Kombination der beiden?

  11. Dieses Scheitern war natürlich ein Scheitern am Bösen. Wo sie doch grundsätzlich, siehe Aufzählung im Text, beinahe eine Heldin ist – wie fragwürdig sie auch immer agieren mag.

  12. Der Anlass ihrer Demission 2004 war ja der Fall Christian Lademann. Bizarr ist, dass dieser Fall durch ein Gutachten der Uniklinik Freiburg ;) , seitens der Medizinischen Kommission des UCI, jedoch auch durch den Kölner Prof. Schänzer als jenseits von Doping eingestuft wurde.

    Dass sie vom Sportdirektor Bremer nicht rechtzeitig informiert worden war, zeigt ja schon das Problem. Dass Herrenpräsidium, dem sie als Frau auch noch vorstand, misstraute ihr und ihren Fähgikeiten, den Vorfall sensibel zu klären. Ob Dopingfall – durch damals drei nicht unwesentliche Autoritäten entkräftet, mehr ging formal kaum – oder nicht, das weitere Vorgehen von Schenk war zumindest ungeschickt. Sie weiß wahrscheinlich, wo es hingehen soll, über den Weg dahin und die erforderlichen Methoden und Bündnisse scheint sie unsicher. Das hat sie jedoch auch schon in ihren anderen Funktionen offenbart. Da sich das bei ihr kaum geändert haben wird, kann man bei einer erfolgreichen Kandidatur ob künftiger Erfolge eher skeptisch sein.
    Besser wäre, sie läßt es sein – ihre Wiederkehr kann man eh kaum nachvollziehen – und überläßt den Radsport weiter sich selbst und seinen Versuchen sich zu erneuern oder auch nicht.

  13. Mit Lademann – der dann einige Jahre später als Doper überführt wurde -, ist Schenk ungut vorgeprescht, was zum Misstrauensvotum 2004 im BDR-Präsidium führte. Er hatte auffällige Blutwerte, die aber unter sanktionswürdigen Grenzwerten lagen. Schenk meinte, man habe einen Dopingfall vertuschen wollen; es war aber keiner. Und der Freiburger Arzt – Yorck Olaf Schumacher – hatte diese Werte dem BDR (wenn auch nicht Schenk) sogar mitgeteilt; er setzte später vor Gericht durch, dass Schenk nicht mehr behaupten durfte, er habe etwas vertuschen wollen.

    Ich könnte dieser Präsidentin übrigens etwas abgewinnen: Wenn die nächste Empörungswelle gegen die menschenrechtswidrigen Wada-Kontroll-Regeln durch SZ und andere Medien scheppert, hätte man eine Zuordnungs-Option mehr. Bisher wusste man da ja nicht so recht, ob Schenk nun als bezahlte Anwältin der Spielergewerkschaft oder als TI-Vertreterin spricht. Es blieb auch etwas im Vagen. Im Fall ihrer Wahl könnte dann, womöglich die klarste Variante, die BDR-Präsidentin sprechen ;)

  14. Mitunter sprach sie ja auch als Beraterin des FIFA-Präsidenten. Aber das wurde dann irgendwie doch der Herr Pieth. Und Frau Schenk war sauer.

  15. Mir ist zwar auch ziemlich schleierhaft, für was Frau Schenk eigentlich steht, aber die „rigorose Doping-Gegnerin“, als die sie nicht nur der SZ gilt, nötigt mir mal wieder ein Schmunzeln ab. War sie doch in ihrer damaligen Funktion als BDR-Präsidentin maßgeblich an der öffentlichen Rehabilitation des Dopers Ullrich mit seiner rührenden Geschichte vom „Discopillen“-Ausrutscher beteiligt („wir lassen ihn nicht fallen!“); eine Großtat, auf die sie auch noch stolz schien, nachdem sich der gute Junge mit dem größten Dopingskandal der deutschen Sportgeschichte revanchiert hat. Gut, da die Entzauberung des Wunderknaben und Schwiegermutterschwarms als feiger Betrüger den deutschen Profiradsport auf Jahre hin erledigt hat, kann man Frau Schenk im Nachhinein vielleicht tatsächlich ein äußerst gelungenes Antidoping-Management bescheinigen. :D

  16. Ihr Verhalten im Fall Ullrich ist insbesondere dann problematisch, wenn man noch ihre Politik im Fall Jörg Paffrath sieht. Der wurde seinerzeit wg. Dopings für 6 Monate und wegen verbandsschädigenden Verhaltens lebenslänglich gesperrt. Am Freitag wollte sie dazu glauben machen, dass Paffrath aufgrund des Dopings lebenslänglich gesperrt wurde, auf die Frage, wer das 1. Gnadengesuch Paffraths ablehnte, erklärte sie: „Daran erinnere ich mich nicht mehr!“. Ich hab das mal zusammengeschrieben: http://triathlon-inside.blogspot.de/2013/03/sylvia-schenk-zum-gnadengesuch.html

  17. Mangelnde Transparenz. Mangelndes Erinnerungsvermögen. Mangelnde Regelkunde? Mangelnde Kenntnis in FIFA-Fachfragen. Puuuh.

  18. Aber bessere Presse. Somit perfekt geeignet für den Job.

    Kann man nur mit Sarkassmus ertragen sowas…

  19. Oh, der zwischenzeitliche Team-Telekom- und Rabobank-Fahrer Robert Bartko … Vom Sensations-Olympiasieg auf der Bahn in Sydney gar nicht erst zu reden. Versteht bestimmt aus persönlicher Erfahrung eine Menge vom Anti-Doping-Kampf ;)

  20. cyclingquotes.com: Boogerd admits to doping

    Boogerd is the eighth former Rabobank employee to recently admit to doping, following the confessions of Danny Nelissen, Marc Lotz, Thomas Dekker, Levi Leipheimer, Michael Rasmussen, Grischa Niermann, and former manager Theo de Rooij.

    vn: Rolf Sorensen admits to doping during his cycling career

    Sorensen raced with Rabobank from 1996 to 2000. He is the ninth Rabobank rider to admit to doping since the Armstrong scandal.

    Wikipedia: Robert Bartko

    Teams:
    2001 Team Deutsche Telekom
    2002 Team Deutsche Telekom
    2003 Rabobank
    2004 Rabobank

  21. Hier beweist Bartko anlässlich des Armstrong-Oprah-Talks schon mal den Durchblick, der eines BDR-Vizepräsidenten würdig wäre:

    Robert Bartko geht davon aus, dass Doping kein Massenphänomen ist. „So lange die Gier nach Geld da ist, wird es auch schwarze Schafe geben“, sagt der 37-jährige Doppel-Olympiasieger von 2000.

    Spannende Wahl, zwischen Regen und Traufe.

  22. Sabine Spitz im taz-Interview: „Es ist unfassbar“

    FR-Kommentar von Wolfgang Hettfleisch: Scharpings dünne Bilanz

    Scharping nahm den PR-Effekt des Amtes mit und mischte sich ins Tagesgeschäft nicht ein, die Radsport-Granden im Präsidium ließen ihn seine Honneurs machen und bestimmten den Verbandskurs nach Gutdünken.

    Wolfgang Hettfleisch in der FR: Rudolf Scharpings Sinneswandel

    Der hauptberufliche Beziehungsmakler selbst wird sich im Fall seiner Wiederwahl erst bedanken und dann wieder seinen Geschäften zuwenden – in China, wo er dem BDR einen Hauptsponsor besorgte, dessen Solarzellen zum Dumpingpreis eine deutsche Vorzeige-Industrie plattmachen halfen und der im laufenden Jahr nur einen Bruchteil der vereinbarten Summe rausrückt; sowie beim zweifelhaften kommunalen Bau-Monopoly, das sich hinter dem Triple-P Public Private Partnership verbirgt.

  23. Liveblogging bei Jonathan Sachse mit Wahlergebnis:


    [13:19]
    593 Stimmen. Davon 26 Enthaltungen und ungültige.
    Rudolf Scharping 411 Stimmen
    Sylvia Schenk 156 Stimmen
    Wahl angenommen.

  24. J. Sachse gibt einen guten Einblick. Danke.
    Die Schenk war einfach schwach und in ihrer Botschaft unklar. Da war spätestens klar, dass Scharping auch als das kleinere Übel für viele den Zuschlag erhalten musste. Und dann auch noch eindeutig. Der BDR sollte sich schnell nach präsidialen Alternativen umschauen. Sonst beginnt der BDR die dritte Erneuerung mit dem alten Präsidenten.

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