Eine Ergänzung zur langen WADA-Dokumentenliste von gestern: Nun sind auch die Teststatistiken für 2011 veröffentlicht. Die sind natürlich mehrere Blicke wert. Erschreckend, finde ich, ist beispielsweise die geringe Zahl der Out of Competition Tests, die die WADA durchführt (742 Urin/215 Blut im Vergleich zu weltweit 167.820 analysierten Proben im olympischen Sport). Warum ich diese Zahl herausgreife? Weil ich nur diesen WADA-OOC einigermaßen Vertrauen schenke.
Links zur WADA:
- »2011 ADO Testing Figures
- »2011 WADA OOC Testing Program Statistics
- »2011 Laboratory Testing Figures
Die drei neuen Dokumente zum Schmökern in diesem Theater:
Ältere Dokumente:
- »2010 ADO Statistics
- »2010 WADA OOC Testing Program Statistics
- »2009 WADA OOC Testing Program Statistics
- »2009 ADO Statistics (Sept. 2010)
- »2009 ADO Statistics
- »2008 ADO Statistics
- »2010 Laboratory Statistics
- »2009 Laboratory Statistics
- »2008 Laboratory Statistics
- »2007 Laboratory Statistics
- »2006 Laboratory Statistics
- »2005 Laboratory Statistics
- »2004 Laboratory Statistics
- »2003 Laboratory Statistics
Die „Erfolgsquoten“ der Labore aus dem Vorjahr haben wir hier (#3, #17, #19-#20, #22-#23) diskutiert. Mir scheint, es hat sich nicht allzuviel an der Situation verändert:
In Kreischa mußten also wieder zehn Mal so viele Proben analysiert werden, um einen Treffer zu landen, als in Paris. Auch London (Olympia 2012) und Peking (Olympia 2008) wieder im Hintertreffen.
2007 (Adverse Analytical Findings) -> 2008 (Adverse Analytical Findings) -> 2009 (Total Findings) -> 2010 (Total Findings) -> 2011 (Total Findings):
Köln: 2.02% -> 1.21% -> 2.10% -> 1.48% -> 1.34%
Dresden: 2.01% -> 0.51% -> 2.10% -> 0.33% -> 0.56%
Paris: 5.03% -> 3.10% -> 4.80% -> 4.44% -> 5.82%
Madrid: 3.05% -> 1.90% -> 3.88% -> 5.70% -> 5.67%
Gent: 4.41% -> 3.21% -> 4.41% -> 4.86% -> 4.48%
Lausanne: 3.66% -> 1.25% -> 1.57% -> 1.27% -> 2.51%
@Ralf
Die Wada versucht zumindest eine Erklärung für die unterschiedlichen Erfolgsquoten bei den Laboren, aus Q & A dazu:
Woraus sich auch wieder Fragen ergeben, denn Deine Anmerkungen beantwortet das ja nicht unbedingt.
Interessant, wie eigentlich jedes Jahr, noch dazu:
+ Die Wada sagt nicht, wie viele Tests die Weltverbände selbst oder die Nadas überhaupt durchführen; erst das würde eigentlich Einordnung erlauben, was eine Spanne an Funden zwischen 0 (immerhin: 32 Verbände / 11 Nadas) und 113 (Fußball als Spitzenreiter) bzw. 145 (AFLD/Frankreich) wirklich aussagt. Hat wohl einen Grund, der partiell öffentlich geworden ist mit dem letzten Code Compliance Bericht der Wada und dem Ergebnis, dass 47 Ländern der Wada-Code ziemlich schnuppe ist. (Ohne Folgen bisher.) Die Verbände waren angeblich alle kompatibel, ohne dass mitgeteilt worden wäre, wie viele Tests sie durchführen.
+ In der Nada- und Verbands-Statistik fehlen erneut einige Nadas. Es fehlt mit IAAF auch eine olympische Kernsportart. Haben wohl Meldung vergessen.
+ In der Laborstatistik aufschlussreich sind die knapp 11.000 Bluttests der Weltverbände. Für den Biologischen Pass lässt ein Verband wie die FIFA 13 Proben nehmen innerhalb eines Jahres. Auch in einer dopinganfälligen Sportart wie Tennis gibt’s so etwas noch gar nicht. Einige olympische Weltverbände (Fechten, Tischtennis, Schlitten) nehmen gleich gar keine Blutproben.
+ Daran, welche Substanzen am häufigsten aufgespürt werden, ändert sich nichts: 59,4% Anabolika, 12,8% Stimulanzien, mit 7,9 % unverändert auf Platz 3 – die Haschkekse. Erst auf Platz 7 Peptidhormone wie Epo, HGH, mit 125 Fällen weltweit und 2,2 %.
Würde mich wundern, wenn das die Manipulationsrealität im Spitzensport abbilden würde ;)
Ein teilweise überraschendes Interview mit Dick Pound. Er glaubt nicht, dass Dopingüberwachung bei der WADA grundsätzlich besser aufgehoben ist als bei den Sportverbänden selbst.