Ob John Joseph Fahey (63), der ehemalige australische Finanzminister, als Wada-Präsident tatsächlich eine Fehlbesetzung ist, wie viele vermuten, ist eine der spannenden, großen olympischen Fragen dieses Jahres. Es geht nicht um Peanuts.
Fahey übernahm am 1. Januar die World Anti-Doping Agency (Wada). Als Nachfolger von Richard Pound kann er eigentlich nur verlieren. Doch wer weiß, vielleicht überrascht Fahey ja doch alle Skeptiker. Ich kann mich im Fall Fahey noch nicht so recht entscheiden, neige dazu, ihm noch einige Monate Karenzzeit zu geben. Das eigentliche Trauerspiel lief ja im November vergangenen Jahres in Madrid ab, als die europäischen Sportminister zwar keinen eigenen Kandidaten präsentieren konnten, dafür aber Fahey verhindern wollten.
Seither hat Fahey zumindest nichts falsch gemacht. Ich habe ihn vergangene Woche auf einem Wada-Symposium in Lausanne getroffen und hatte schon den Eindruck, dass er seine Lektionen gelernt hat.
In keiner grundlegenden Aussage wich er vom Kurs Pounds ab, selbst wenn er das, auch wegen seiner mangelhaften Detailkenntnis, nicht so imposant verkaufen kann. Wichtig für mich war zunächst: Er lässt dem Wada-Generaldirektor David Howman (im Foto links) offenbar alle Freiheiten. Das muss kein schlechtes Zeichen sein, denn ich glaube nicht, dass Howman, Neuseeländer wie Fahey, vom Kurs abweicht. Ich halte ihn für einen der ganz wenigen hochrangigen aufrechten Dopingbekämpfer.
Zum Reinhören, meine Analyse für den Deutschlandfunk, gesendet heute Abend:
Wer zählt denn in Deutschland zu den aufrechten Doping-Bekämpfern? (Außer Thomas Bach, versteht sich)
Sehr gute Frage. Next question.
Im Ernst, Funktionäre fallen mir da nicht zuerst ein, logisch. Stattdessen: Gerhard Treutlein, Werner Franke. Also Leute, die vom Sport über Jahrzehnte bekämpft wurden.
Gibt’s wenigstens in der Politik welche, meinetwegen auf den Hinterbänken?
Ähnliche Frage. Ähnlich traurig. Danckert tönt nur laut, das Ergebnis ist peinlich, er trompetet und trompetet – am Ende wird der Hochleistungssportetat erhöht. Lies mal das hier von Grit Hartmann, oder diese Kleinigkeit von mir.
Am ehesten taugt noch Winfried Hermann, auch wenn ich mir das manchmal zielgerichteter vorstellen könnte. Egal, er spricht wenigstens Wahrheiten aus, und während er noch redet, beißen ihn die CDU-PDS-FDP-Fuzzis halb tot. Aber wie gesagt, die Danckert-SPD-Truppe inkl. Dagmar Freitag ist kaum besser. Alles Propaganda.
Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (21): der Dopingkontrollfall Hoffenheim : jens weinreich
Pingback: Vancouver, Tag 1: Jacques die Möwe : jens weinreich
Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (21): der Dopingkontrollfall Hoffenheim • Sport and Politics