Nur mal schon als Vorabmeldung, weil es so erstaunlich ist und die deutschen Nachrichtenagenturen offensichtlich nicht gedenken, darüber zu berichten, jedenfalls habe ich bislang nichts gesehen.
Also: Wir haben heute in Zug beim Strafprozess gegen ISL/ISMM-Manager einen historischen Moment erlebt. Die Dimension des olympischen Betruges wird etwas deutlicher: Wenn man alles zusammen rechnet, soll allein die ISMM-Gruppe zwischen 1989 und 2001 sagenhafte 138 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld an Sportfunktionäre und/oder deren Tarnfirmen gezahlt haben, um an lukrative Aufträge zu gelangen. Diese Zahlen wurden vor Gericht erörtert – und niemand widersprach.
Mehr zu dieser Sensation später. Hier und anderswo. Zur Feier des Tages, denn die ISL-Sache hat in den vergangenen fünfzehn Jahren viel Energie gekostet, mache ich jetzt mal ’ne Pause.
Okay, schnell noch einige Appetizer:
Der Richter:
„Das hat etwas Verschwörerisches an sich!“
Ein Angeklagter:
„Alle diese Zahlungen waren notwendig, um überhaupt Verträge zu bekommen und dass die (gemeint sind die Sportfunktionäre/d. A.) sich dran halten.“
Schmiergeld an Sportfunktionäre zu zahlen ist:
„Als wenn man Lohn bezahlen muss. Sonst wird nicht mehr gearbeitet. Ansonsten wären diese Verträge von der anderen Seite nicht unterschrieben worden. Diese Zahlungen sind betriebswirtschaftlich notwendig, sind echte Aufwandspositionen. Nur die andere Seite möchte nicht genannt werden, das ist das Sensitive.“
Die „andere Seite“, wer könnte das sein? An welche Personen aus welchen Verbänden könnten diese 138 Millionen Franken verteilt worden sein?
Fakt ist bisher nur: Die ISMM-Partner jener Jahre hießen IOC, Fifa, Fina, Fiba, OCA, ATP, IAAF, CAF, u.a.
Ein anderer Angeklagter:
„Diese Praxis war unerlässlich, sie war branchenüblich, sie gehörte zum Stil des Geschäfts.“
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eine schier unglaubliche Zahl, aber ich denke, dass es anderso noch viel schlimmer ist.
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