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Das Olympische Bildungsmagazin

Die Sport-Debatte im Bundestag

Fürs Archiv: Das Wortprotokoll der Bundestagsdebatte von gestern Abend zur gesellschaftspolitischen Bedeutung des Sports. Mit den Reden und Einwürfen der Umfaller und anderer Aufrechter. Ich finde ja eigentlich die Tagesarbeit im Sportausschuss aussagekräftiger und entlarvender, aber so eine Aussprache im Plenum muss auch mal sein.

Unkommentiert in ganzer Schönheit: 20 Seiten als pdf.

Deckblatt: Deutscher Bundestag - Plenarprotokoll 16/193, 04.12.2008

19 Gedanken zu „Die Sport-Debatte im Bundestag“

  1. Pingback: Doping-Versäumnisse deutscher Spitzenverbände : jens weinreich

  2. aufmerksamer Leser

    Hoppla, der Zwischenruf von Dr. Peter Danckert auf Seite 13! Er hätte den DOSB-Jahresdopingbericht (der offensichtlich viele Verfehlungen auflistet) „gefunden“. Ja, wie konnte er denn dann im Deutschen Bundestag in Kenntnis dieses Berichts der Sportförderung für 2009 zustimmen?
    http://www.tagesspiegel.de/sport/;art272,2665348

  3. Eigentlich ganz nett, das Protokoll: Peter Dankert klatscht eigentlich immer (jedenfalls wenn er nicht gerade dazwischenblökt), Frau Freitag ist kein Umfaller und in Altötting akzeptiert man zwar mittlerweile die Existenz der EU, sobald sie aber dem Wahnsinn verfällt, allgemeine Grundsätze bspw. des Kartell, Medien- oder Arbeitsrechts auch auf den Sport anwenden zu wollen, hört der Spass selbstverständlich auf.

    Ach so, und sich jetzt nach Konsequenzen für den DEB zu erkundigen hat mit dem Halten von Fensterreden nichts zu tun. Man lernt halt nie aus.

  4. Plus noch eine, natürlich nicht ganz taufrische Erkenntnis: Sportpolitik ist innerhalb des Handwerkes der Volksvertretung – wie formuliere ich das am besten, am klagefestesten? – naja, sagen wir mal, nicht gerade die Königsdisziplin.

    @enrasen: „abartig“ bezeichnet doch eine Abwertung gegenüber Vergleichbarem.
    Du solltest vielleicht erst einmal hier das Vergleichbare ansehen…

  5. Ach, und die wichtigste Erkenntnis habe ich ja vorhin völlig vergessen: Bei einer Abwägung von ein wenig Suchtprävention mit ganz viel weggefallenem finanziellem Suchtgewinnlertum kann ersteres letzteres natürlich nicht auch nur annähernd aufwiegen.

    Vielmehr ist die durch Suchtgewinnlertum erzielte Planungssicherheit der Sportverbände natürlich und selbstverständlich ein deutlich höherer Wert als so ein bischen Suchtprävention. Und zwar ist dies so selbstverständlich und auf der Hand liegend, das es zur Begründung auch gar keiner weiteren Ausführungen bedarf.

  6. Einen habe ich noch: DFB-Präsident Theo Zwanziger (ja, der) hat es in die DOSB-Pressemitteilung zur Bundestags-Sportdebatte geschafft, zu einer Debatte, die der DOSB initiiert hat, so weit ich weiß. Zwanziger wird hier mit einer Thematik ins Spiel gebracht, nun ja, ein bisschen vertraut vorkommt. Habe viel gelesen darüber in letzter Zeit:

    Presse-Mitteilung 47/2008, 04.12.2008

    DOSB würdigt Sportdebatte des Deutschen Bundestages als „wichtigen Schritt nach vorne“

    Die Sportdebatte des Deutschen Bundestages am Donnerstag (04.12.2008) in Berlin wurde von Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), als „wichtiger Schritt nach vorne“ bezeichnet. „Wir freuen uns darüber, dass die Debattenredner einheitlich die gesellschaftspolitische Rolle des Sports gewürdigt haben und sich ebenso einmütig zu der Autonomie des Sports bekennen“, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach, der gemeinsam mit seinen Präsidiumsmitgliedern die Debatte am Donnerstag Nachmittag im Bundestag in Berlin verfolgte. Bach: „Damit gibt es für den Sport in Deutschland zum ersten Mal ein grundlegendes Referenzpapier. Darauf können sich alle Entscheidungsträger des Sports bei anstehenden politischen Entscheidungen berufen und entsprechende Umsetzungen einfordern, was für die Sportentwicklung von weitreichender Bedeutung ist.“

    Auch Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), reagierte erfreut auf die Debatte: „Ich freue mich darüber, dass der Bundestag sich so klar zu einem solidarischen Sport bekennt, seine Werte sieht und den Beitrag, den er für die Gesellschaft leistet, anerkennt. Darüber hinaus sehen wir uns durch diese klare Haltung darin bestätigt, Nachteile, die sich aus der Vertragslage in Europa ergeben, für die Zukunft abzustellen, damit auch die europäischen Gerichte in der Lage sind, den Sport nicht nur als Wirtschaftsgut mit rein kommerziellen Auswirkungen zu beurteilen, sondern auch seine gemeinnützige und gesellschaftliche Verwurzelung deutlicher hervorheben können�, sagte Zwanziger.

    Deutscher Olympischer Sportbund
    Medien/Öffentlichkeitsarbeit

  7. @sternburg: Wenn die Zahlen von Herrn Parr stimmen, dann ist die Präventionswirkung des Glücksspielstaatsvertrags ja gar nicht so niedrig wie er im gleichen Satz behauptet, sondern sehr hoch.
    Oder sieht er in der erfolgreichen Bekämpfung der Glücksspielsucht an sich nur einen „sehr geringen Gewinn“?

  8. Raphael: so habe ich ihn jedenfalls verstanden.

    Zur PM: Habe ich mich verlesen, oder war das eine Debatte, kein Beschluss oder gar sonst eine Entscheidung des BT? Wenn das zu einer solchen Einschätzung führt:

    „Damit gibt es für den Sport in Deutschland zum ersten Mal ein grundlegendes Referenzpapier. Darauf können sich alle Entscheidungsträger des Sports bei anstehenden politischen Entscheidungen berufen und entsprechende Umsetzungen einfordern, was für die Sportentwicklung von weitreichender Bedeutung ist.“

    … dann kann man den DOSB nur zu dieser sehr anständigen Haltung des extremen Respekts gegenüber jeder Äußerung der gewählten Volksvertretung beglückwünschen.

    Wollen hier hoffen, das diese Haltung für jede während der Debatte gefallene Äußerung gilt. Insbesondere die Bemerkungen von Frau Freitag zum NADC und von Herrn Herrmann zu „sauberem Sport“ würde ich von diesem DOSB zu gerne als einforderbare Referenz verstanden wissen.

  9. @sternburg
    Ich fürchte, das sind viel zu tief gehende Gedanken ;-) Auch wenn es interessant ist, wie der DOSB nach Überweisung von drei Anträgen in mehrere Ausschüsse von EINEM Referenzpapier spricht. Fürchte, der Grünen-Antrag ist nicht gemeint.
    Ging wohl mehr darum zu sagen: Theo, Du bist nicht allein. Denn auch das ist ziemlich einzigartig, dass ein Verbandspräsident in einer PM des DOSB so zu Wort kommt.

  10. Empfehle die Kurzzusammenfassung der Brettschneider-Studie „Jugendarbeit im Sportverein“ unter http://www.lsvbw.de/cms/docs/doc4068.pdf:
    „…Die Befunde zum jugendlichen Problemverhalten:
    In ihrem Alkoholkonsum sind jugendliche Vereinssportler keineswegs zurückhaltender
    als Nicht-Mitglieder. … Beim Konsum von Bier und Zigaretten sind
    Vereinsfußballspieler Spitzenreiter.“
    Wenn sich der DFB zum Vertriebspartner von Bitburger, McDonalds, Coca Cola und Nutella macht, was ist daran „gesellschaftsfördernd“?

  11. Herr Holle, ich glaube, die akzeptieren nur Studien, die sie selbst gefertigt, gefälscht oder wenigstens in Auftrag gegeben haben.

  12. Pingback: Notizen zur 4. DOSB-Mitgliederversammlung : jens weinreich

  13. Interessant, wie Eberhard Gienger (MdB (CDU), Vizepräsident des DOSB (Leistungssport), Mitglied des „Freundeskreis Professor Klümper“, geständiger Dopingsünder und ehemaliges um die Reckstange rotierendes Arzneimitteldepot („Ich habe im Laufe der Zeit festgestellt, daß ich die Medikamente gar nicht alle essen konnte“)) das Dopingvergehen von Eishockeyspieler Busch im Bundestag verharmlost: „Das ist kein Dopingprobenflüchtling, sondern das war Dummheit!“. Ist das jetzt die offizielle Haltung des DOSB?

  14. Herr Holle, ich hoffe mal, dass das nicht justiziabel ist: „geständiger Dopingsünder“. Ist vielleicht Auslegungssache, sicherheitshalber von mir eine Verwarnung!

    Hier die Passage aus dem FAZ-Interview mit Michael Reinsch vom 13. Mai 2006:

    FAZ: Wie steht es mit Wachstumshormon? Nun komme ich auf Ihre Initiative für Professor Armin Klümper von 1997 . . .

    Gienger: Das hat doch nichts mit Wachstumshormon zu tun!

    FAZ: Professor Klümper hat offenbar Wachstumshormon eingesetzt; jedenfalls hat er es sich nachweislich 1991 von einer Apotheke liefern lassen und Jahre später versucht, es beim Deutschen Sportbund abzurechnen.

    Gienger: Für Wachstumshormon gibt es offensichtlich medizinische Indikationen. Ich weiß auch nicht, ob es damals schon auf dem Index stand. Das ist schon eine Weile her.

    FAZ: Fünfzehn Jahre.

    Gienger: Ich habe mich damit nicht beschäftigt.

    FAZ: Sie haben 1997 eine Anzeige initiiert, in der Sie und eine Reihe von Spitzensportlern Professor Klümper gegen Neid und Mißgunst in Schutz genommen haben.

    Gienger: Wir haben das als Patienten getan als Dank für seinen Einsatz für unsere Gesundheit, daß er uns eine Behandlung hat angedeihen lassen, die half, und er seine ganze Energie in unsere Knochen gesteckt hat.

    FAZ: Ging es nicht darum, daß er Ihre Leistung gesteigert hat?

    Gienger: Bei Turnern geht das sowieso nicht. Wenn Sie als Turner leistungssteigernde Mittel nehmen und in einen Wettkampf gehen, dann müssen Sie den Doppelsalto genau auf die Füße stellen. Sie bekommen, wenn sie ihn nicht schaffen, genausoviel Abzug, wie wenn Sie überdreht haben und stürzen. Ich glaube, mit Anabolika oder anderen leistungssteigernden Mitteln im Körper wäre eine solche koordinative Aufgabe nicht machbar, zumal im Turnen viele Bewegungsabläufe an vielen Geräten zusammenkommen; da ist Doping nicht nötig, wenn nicht gar unmöglich. Professor Klümper hat uns geholfen, insbesondere nach Verletzungen gesund zu werden, schneller in den Trainingsprozeß zurückzukehren, um entsprechend gut vorbereitet bei großen Meisterschaften antreten zu können. (…)

    FAZ: Haben Sie den berühmten Klümper-Cocktail erhalten, und wissen Sie, was er enthielt?

    Gienger: Er hat mir immer erklärt, was er gespritzt hat. Ich habe verschiedene Mischungen bekommen – Celestan-Depot etwa gab es damals für die Gelenke, ein Kortisonpräparat, dessen Injektion im Sport heute nur bedingt und nur nach Mitteilung an die Nada erlaubt ist.

    FAZ: Haben Sie Wachstumshormon oder anabole Steroide bekommen?

    Gienger: Ich bekam nach einer Operation für circa acht Tage ein Anabolikum, nachdem mein Bein von einem auf den anderen Tag sechs Zentimeter weniger Umfang aufwies.

    FAZ: Hat sich Ihr Blick auf Professor Klümper geändert durch den Tod von Birgit Dressel und das, was beim Prozeß zu ihrem Tod zutage kam: die schier unglaubliche Medikation durch ihn?

    Gienger: Ich habe den Fall Birgit Dressel zwar verfolgt, aber ich weiß nicht, welche Medikamente sie im Schrank stehen hatte. Ich weiß nur: Professor Klümper war ein Arzt, der sehr großzügig verschrieben hat. Ich habe im Laufe der Zeit festgestellt, daß ich die Medikamente gar nicht alle essen konnte. Ich trug sie dann in die Apotheke zurück. Da kam schon ein ansehnliches Arsenal zusammen, wenn man das nicht tat. Schließlich bin ich dazu übergegangen, nicht immer alle verordneten Medikamente mitzunehmen, sondern nur einen Teil, von dem ich glaubte, daß er reicht.

  15. Ich habe auch weniger ein Problem damit, dass er damals ein Anabolikum eingenommen hat, sondern sein doch etwas ambivalentes Verhältnis zum Doping sowie Herrn Klümper und die Auffassung, dass erlaubt sei was nicht verboten ist: „… Manchmal kommt es mir so vor, wie wenn auf einer innerörtlichen Straße in den 70iger Jahren eine Geschwindigkeit von 60 km/h erlaubt war. In der Zwischenzeit hat man eine Fußgängerzone eingerichtet und nun wirft man den Leuten vor, dass Sie damals 60 km/h gefahren sind.“
    Ich meine: Wenn der deutsche Sport solche Freunde hat, dann braucht er keine Feinde.
    Das mit dem geständigen Dopingsünder ziehe ich nach kurzer Beratung mit meinem Rechts- und Linksbeistand zurück. Wie Herr Gienger ja seine zweifach dokumentierte Aussage aus den Jahren 1992 und 2006, er habe das Dopingmittel Fortabol genommen, inzwischen auch mit Erinnerungslücken relativiert hat.

  16. Pingback: Luetscher

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