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Das Olympische Bildungsmagazin

Thomas Bach: die vielfältigen Lebenssachverhalte des unpolitischsten deutschen IOC-Präsidenten

Youth Olympic Games 2014 (Foto: IOC Media)
Youth Olympic Games 2014 (Foto: IOC Media)

Wer ist dieser Mann, der die bislang mutigste und wichtigste Whistleblowerin in der Geschichte des olympischen Sports nicht zu den Sommerspielen in Rio de Janeiro zulässt, weil Stepanowa, die ihr Leben aufs Spiel setzte, angeblich nicht „die ethischen Anforderungen“ erfülle, „um an den Olympischen Spielen teilzunehmen“?

Wer ist dieser Mann, der Entscheidungen organisiert, die in weiten Teilen des Planeten blankes Entsetzen auslösen? (Außer in Russland, China, Aserbaidschan, Turkmenistan, Weißrussland, Katar und anderen olympischen, spezialdemokratischen Mächten.)

Wer ist dieser Mann, der Wladimir Putins nachweislich totalkorrupten Propagandaspiele in Sotschi als großen Erfolg und als „Spiele der Athleten“ bezeichnete?

Wer ist dieser Mann, der die Aufklärung des russischen Staatsdopingssystems, über das Nick Harris und Martha Kelner bereits im Juli 2013 exklusiv und großflächig berichteten (und alle wichtigen Institutionen informierten), gemeinsam mit vielen anderen führenden Funktionären aus der großen olympischen Sportfamilie (WADA, IAAF, IOC, FINA, ANOC, EOC, IJF, UWW, IIHF, ASOIF etc pp), von denen viele tief im Sumpf stecken, letztlich bis 2016 routiniert verzögerte? (Für Droh-Anwälte: Das Verb „verzögern“ sollte es doch mindestens treffen, oder?)

Wer ist dieser Mann, der sicher stellt, dass Russlands NOK, per se im Zentrum des Staatsdopingssystems und per se nicht konform mit der Olympischen Charta (weil Funktionäre von der Politik benannt und abberufen werden, weil Funktionäre die ihnen zugedachte Rolle ausführen), nicht suspendiert wird, so wie das Olympische Grundgesetz es in zahlreichen Artikeln vorsieht?

Wer ist dieser Mann, der sicher stellt, dass die russische Flagge in Rio de Janeiro weht und damit seinen Sportkameraden Wladimir Putin, Ehrenpräsident zweier Sport-Weltverbände (Judo und Sambo) und mächtigste Figur des letzten Jahrzehnts im olympischen Weltsport, zufrieden stellt?

Foto: President of Russia
Foto: President of Russia

Wer ist dieser Mann, der das Glück hatte, als Präsident eines Monopol-Unternehmen seit 2013 gigantische Marketingverträge (TV und Sponsoring) im Wert von mehr als 13 Milliarden Dollar, teilweise bis 2030 datiert, zu unterschrieben, der aber gleichzeitig hauptverantwortlich dafür ist, dass das Image des supranationalen Sportkonzerns IOC auf Null gesunken ist?

Wer ist dieser Mann – und das vor allem -, der gegen den Willen tausender Elitesportler aus aller Welt agiert, gegen die verzweifelten Aufrufe und Initiativen der Athletensprecher von WADA und IOC, gegen die auf Fakten basierende Argumentation wichtiger und vergleichsweise halbwegs unbelasteter nationaler Antidoping-Agenturen, ja am Ende sogar gegen die Deklaration der flink gewendeten WADA?

Wer ist dieser Mann, der verantworten muss, dass die Atmosphäre dieser ohnehin von Organisationschaos und Korruption überschatteten Rio-Spiele durch die Lex Russland extrem vergiftet wird?

Diesen Brief hat Thomas Bach übrigens an seine olympische Familie geschrieben:

Wer ist dieser Mann, dessen alte Mitstreiter, Freunde, Helfer und fürstlich entlohnte Propagandisten behaupten, er stehe gar nicht so gut mit Freund Wladimir, das sei alles nur eine Erfindung der Medien?

Wer ist dieser Mann, von dem ausgerechnet sein Leib- und Magenblatt FAZ, ihm Jahrzehnte wohl gesonnen, nun sagt, er falle vor „den Verrätern der olympischen Idee auf die Knie“?

Wer ist dieser Mann, dessen Macht im IOC und in der olympischen Bewegung, ja, sie nennen es: Bewegung, zu großen Teilen auf Deals mit dubiosen Figuren basiert – etwa Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah aus Kuwait; Patrick Hickey aus Irland; Julio Maglione aus Uruguay; Lamine Diack aus dem Senegal; Witali Smirnow, Schamil Tarpischtschew aus Russland, die beiden KGB-Spione; René Fasel aus der Schweiz, um nur einige zu nennen?

Sportkameraden Lamine Diack (unter Hausarrest), Scheich Ahmad (verklagt im Emirat Kuwait), Thomas Bach
Sportkameraden Lamine Diack (unter Hausarrest), Scheich Ahmad (verklagt im Emirat Kuwait), Thomas Bach (Foto: ANOC)

Wer ist dieser Mann, der im Laufe seiner Karriere meist im Graubereich zwischen Sport, Wirtschaft und Politik lavierte, meist in bester Deckung? Gern in traumhaft entlohnten Lobbyisten-Rollen, die eines aber gewiss nicht waren: eine Verquickung von Job und Ehrenamt, darauf legte Dr. Bach Wert, wann immer einer dieser Verträge öffentlich wurde, ob nun Holzmann oder Siemens?

Wer ist dieser Mann, der auch in der Russland-Doping-Frage zuletzt wieder das ganze propagandistische Arsenal aufgefahren hat, das man seit den frühen 1990er Jahren von ihm kennt?

Wer ist dieser Thomas Bach, der trotz seiner vermeintlichen Reform-Agenda 2020 die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2022 nach Peking und damit Gigantismus und Verletzung von Menschenrechten verantworten muss?

Wer ist dieser Fecht-Olympiasieger von 1976, Franke, glühendes FDP-Mitglied, ehemaliger Adlatus des Adidas-Zampanos Horst Dassler?

Wer ist dieser 62-Jährige, den die Nähe zu den Mächtigen schon immer faszinierte?

Wer ist Thomas Bach?

Ziemlich viele Fragen. Ich könnte mehr davon stellen. Berechtigte Fragen. Fragen dieses Tages, dieser Wochen, dieser Stunden.

Screenshot ARD

Ich möchte Ihnen einige Optionen für Antworten offerieren. Ich werde weder den großen Bach-Versteher geben, noch einen vernichtenden Text anbieten. Ich denke, die Ereignisse der vergangenen Wochen sprechen, wie vieles andere aus den vergangenen Jahrzehnten, durchaus für sich. Wenn ich Ihnen noch einige Hintergründe, Erklärungen, Beobachtungen, Fakten liefern kann, geht das in Ordnung. Es ist ein sehr langer Text. Ergänzend dazu gibt es in diesem Blog gewiss mehr als 100 Beiträge, vielleicht sogar 200, die sich im weitesten Sinne mit dem Leben und Wirken des neunten IOC-Präsidenten befassen. Kürzlich habe ich etliche dazu verlinkt, unter der von Bach geprägten Formulierung der „vielfältigen Lebenssachverhalte“, die er immer dann wählte, wenn es in Deutschland für ihn etwas brenzlig wurde. Sollten Sie mit dem Begriff der Lebenssachverhalte – die virtous zwischen persönlichen, geschäftlichen, nationalen, supranationalen, olympischen und universalen Lebenssachverhalten changieren und sich jeder Situation anpassen – noch nicht so vertraut sein, nehmen Sie sich doch bitte einen Tag Zeit und überfliegen diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und diesen und jenen und weitere Texte, lesen dieses Ebook, folgen den Links in all diesen Textangeboten und studieren die Dokumente.

Willkommen in der Spezialdemokratie des Tauberbischofsheimer Fechtmeisters, wo man ein Faible dafür hat, Kausalitäten und sonstige Zusammenhänge (etwa im russischen Staat und in der russischen Sportdopingpolitik) als eine Aneinanderreihung von Zufällen zu betrachten.

Inzwischen ist er ja HON-Circle-Weltenbürger, verkehrt als Boss einer Parallelgesellschaft fast nur noch mit den Großen des Planeten und verschaffte dem IOC endgültig Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen.

Nennen wir dieses bescheidene Angebot also: eine total unvollständige Collage, die sich vor allem mit den Wurzeln des Thomas Bach und seinem Aufstieg befasst, die zu großen Teilen auf meinem IOC-Ebook „Macht, Moneten, Marionetten“ beruht, letztlich aber auf einem Vierteljahrhundert (herrjeh) in diesem Business, oft genug im wahrsten Sinne des Wortes auf den Spuren und auf der Fährte des heutigen IOC-Präsidenten, wie etwa 1996 in einem Luxushotel in Cancun, als er tatsächlich vor Thomas Kistner und mir wegrannte und flink noch in den Fahrstuhl schlüpfte – unvergessen. Eine kleine Collage darüber also, wo er herkommt und warum er sich wie an der Spitze des Ringe-Konzerns bewegt, wie er routiniert Mehrheiten organisiert und die Bewegung lenkt und die vielen Gremien und Kommissionen (alte und neue, die ständig gegründet und handverlesen besetzt werden, wenn ein Problem dräut, dass auszusitzen und dem gewünschten Ergebnis zuzuführen ist, ob nun früher beim DOSB oder nun beim IOC), das kann ohnehin gerade jeder ausgiebig beobachten.

Auf gehts.

Auf meine Bitte, er möge doch einmal aufschreiben, warum er glaube, der richtige IOC-Präsident zu sein, hat Thomas Bach 2013 kurz vor seiner Wahl in Buenos Aires für die Leser dieses Blogs übrigens notiert:

Thomas Bach: I would be the right IOC president because... I think that I have good experience on the one hand and good ideas for the future of the IOC on the other.

Um Thomas Bach etwas näher zu kommen, musste ich nach Leipzig fahren.

Deutscher Platz 1. Ein stolzer, schwerer, einhundert Jahre alter Bau mit meterdicken Wänden. Deutsche Nationalbibliothek. Eine andere Welt, denn dort gibt es Dinge, die man immer noch nicht online beschaffen kann. Wertvolles Schriftwerk wird in diesem Hause nicht einfach eingescannt und verschickt. Daran hindern rechtliche Restriktionen, die auch für das in einem lindgrünen Einband gehaltene Büchlein mit der Signatur Di 1983 A 8224 gelten, das mich schon lange interessierte.

Im Lesesaal lag sie nun vor mir. Jungfräulich, unberührt, keine Seite geknickt. 30 Jahre hatte niemand danach gefragt, nach der „Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines Doctor juris utriusque der Hohen Juristischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg“, nach der Doktorarbeit eines gewissen Thomas Bach, geboren am 29. Dezember 1953 „als Sohn des Kaufmanns Andreas Bach und dessen Ehefrau Maria geb. Firsching in Würzburg“.

Thomas Bach: "Der Einfluss von Prognosen auf die Rechtsprechung des BVerfG" - Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines Doctor juris utriusque der Hohen Juristischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg
Der Grundstein einer großen internationalen Funktionärskarriere

Es ist eine staubtrockene juristische Arbeit, die Bach seiner „lieben Frau“ gewidmet und bei Professor Georg Brunner eingereicht hat. Mündliche Prüfung am 7. Juli 1983. Promotion am 22. Juli 1983. 211 Seiten. Thema: „Der Einfluss von Prognosen auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts“. Doch eigentlich befasst sich Bach in diesem Papier mit Politik.

„Es ging darin um die Schnittstellen von Recht und Politik“, hat mir Bach ein paar Wochen später in Buenos Aires gesagt, kurz bevor er den Thron des Internationalen Olympischen Komitees erklomm.

Es ging um beiderseitige Gestaltungsspielräume. Das hat mich interessiert.“

Drei Jahre vor Abschluss dieser Dissertation wurde Bach in seinem Gestaltungsspielraum von der Politik eingeengt. Er war Aktivensprecher des Deutschen Sport-Bundes (DSB). Er war Team-Olympiasieger mit dem Florett 1976 in Montreal. Er war Weltmeister geworden 1977 in Buenos Aires. Er wollte in Moskau 1980 ein zweites Mal an Olympischen Spielen teilnehmen. Doch die Bundespolitik verhinderte es.

Im Dezember 1979 waren sowjetische Truppen in Afghanistan einmarschiert. US-Präsident Jimmy Carter hätte gewiss auch andere Gründe gefunden für einen Boykott. Denn den Spielen in Moskau, der Zentrale des Kommunismus, wollte man in jedem Fall schaden. Afghanistan machte sich gut. Es waren wilde Monate. Für das IOC war dieser Kampf der Supermächte eine Zerreißprobe. Auf der 82. IOC-Session vor den Winterspielen 1980 in Lake Placid spielte sich US-Außenminister Cyrus Vance wie ein Cowboy auf. Jimmy Carter kam nicht zur Eröffnungsfeier, er überließ den Job seinem Vizepräsidenten Walter Mondale. Die Amerikaner forderten vom IOC, die Moskau-Spiele abzusagen oder zu verschieben. Die Russen pochten auf ein Zeichen der Solidarität. „Wir können nur noch beten“, stöhnte ein hilfloser irischer IOC-Präsident Michael Lord Killanin. Später schlossen sich 41 Nationen dem Aufruf der Amerikaner an. Das Europa-Parlament empfahl den NOK der Mitgliedsländer, Moskau zu boykottieren. Dagegen waren die Sportminister des Europarates mehrheitlich gegen einen Boykott. Es gab keinen kollektiven Beschluss des EWG-Ministerrats und keinen der NATO. Von den zehn Ländern der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft boykottierten letztlich nur zwei Olympiakomitees: Das der Niederlande und das der Bundesrepublik. Das NOK beugte sich im Mai 1980 einer Vorgabe des Bundestages und dem immensen Druck der Regierung Helmut Schmidt. Dieser „Beschluss der Bundesregierung über eine Empfehlung an das NOK für Deutschland“ klingt harmlos, die Umstände waren es aber nicht. Es war mehr Befehl denn Empfehlung.

Thomas Bach wehrte sich nach Kräften.

Aber er verlor. Anders als der belgische Aktivensprecher Jacques Rogge, der sich ebenfalls für eine Teilnahme engagierte. Die Belgier flogen in die Sowjetunion. Und Rogge segelte bei der Olympia-Regatta in Tallinn. Der heutige IAAF-Präsident Sebastian Coe, ein Freund Bachs seit den Tagen in der ersten IOC-Athletenkommission, für die sie von Samaranch ausgewählt wurden, durfte ebenfalls nach Moskau – und gewann Gold. Sergej Bubka war damals gerade in der Pubertät. Vier Jahre später war Bubka der beste Stabhochspringer der Welt – nach Los Angeles durfte er 1984 aber nicht, weil die Sowjetunion auf den Boykott des Westens mit einem Gegenboykott antwortete. Dagegen lief Nawal El Moutawakel in Los Angeles die 400 Meter Hürden, und weil die Läuferinnen aus der DDR und der Sowjetunion fehlten, wurde die Marokkanerin Olympiasiegerin statt Sechste oder Siebte. Sie gewann als erste Afrikanerin olympisches Gold und legte damit den Grundstein ihrer Funktionärskarriere – vielleicht wird sie Bachs Nachfolgerin und erste Frau an der IOC-Spitze.

Das Wahlprotokoll 2013: Election of the IOC President: Box given, Participants, Valid Ballots: 93 | Abstentions, Nul: 0 | Majority: 47 | Thomas Bach: 49 *elected* | Richard Carrión: 29 | Ser Miang Ng: 6 | Denis Oswald: 5 | Sergey Bubka: 4
Das Wahlprotokoll 2013

Ein letztes Beispiel: Das heutige IOC-Ehrenmitglied Kevan Gosper kämpfte 1980 für einen Olympiaboykott Australiens, wurde im NOK aber überstimmt. Aus Protest nahm Gosper in Moskau nur an der IOC-Session teil, auf der Samaranch gewählt wurde. Am Eröffnungstag der Spiele stieg er in die Frühmaschine der Aeroflot nach London, wo er als Europamanager von Shell lebte. Er wollte keine Spiele in einem Land erleben, dass sich im Krieg befand. Jahrzehnte später, als 2008 über einen Boykott der Sommerspiele in Peking diskutiert wurde, kämpfte Gosper als Pressechef des IOC vehement dagegen an. In einem Gespräch auf dem ANOC-Gipfel in Peking redete er sich mir gegenüber in Rage: „Wir sind nicht für die Lösung der Menschheitsprobleme zuständig“, zischte er und schlug auf den Tisch, so dass die Teetassen hüpften: „Wir lassen uns von keiner Regierung etwas diktieren.“ Gegen Sotschi und Putins Annexion fand Gosper 2014 keine Argumente. Er fand das Klasse und sah in Sotschi ein wunderbares olympisches Projekt. Eine große Nation baut sich ein Winterressort auf.

Wandlungen wie die von Gosper sind typisch. Mit zunehmender Amtszeit bilden sich IOC-Mitglieder ein, Dinge kontrollieren und in von ihnen gewünschten Bahnen lenken zu können. Ob mit sanftem Druck und stiller Diplomatie wie Rogge 2008 gegenüber den Chinesen, was wirkungslos verpuffte. Oder mit Umarmungen und gelegentlichen zart mahnenden Worten, wie Bach 2014 in Sotschi, wovon sich Putin gewiss nicht beeindrucken ließ.

Auch Bach fand Bach Putins Propagandaspiele ganz toll. Er lobte sie als Spiele der Athleten – noch während der Spiele ließ Putin seine Truppen, die offiziell keine Truppen waren, in der Ukraine aufkreuzen. Mitten im sogenannten olympischen Frieden. Was sind das nur für Extreme von Sport und Politik. Diese Extreme haben mehrere Generationen des aktuellen IOC geprägt. Für Rogge und Gosper ist die Reise fast beendet. Bach, Coe, Bubka, Moutawakel und andere werden Olympia noch mindestens ein Jahrzehnt dominieren. Auch wenn es für Coe und Bubka nicht mehr so gut aussieht in diesen Tagen, vor allem für Coe nicht, dem Bach zuletzt sogar die IOC-Mitgliedschaft verwehren musste (offiziell macht das natürlich die total unabhängige Prüfungskommission für neue Mitglieder).

Diese Monate des Jahres 1980, in denen Bach ausnahmsweise den Widerstand probte und den Olympiaboykott verhindern wollte, oft ist er in seinem bürgerlichen Leben ja nicht ausgeschert, diese Monate haben ihn politisch geprägt.

Niederlagen schmerzen. Diese schmerzte besonders. Der junge Bach, damals 26, als Fechter ein Meister der flinken Analyse, der Finten und blitzschnellen Attacke, hat im Frühjahr 1980 eine Lektion fürs Leben gelernt. Der SPD-Kanzler Schmidt habe die Sportler herablassend behandelt und abgebügelt, „hart an der Grenze des Erträglichen“, hat Bach bei einer Festrede vor dem Deutschen Ruderverband erzählt. NGOs hätten ihn „in einem tribunalartigen Verfahren verantwortlich“ dafür machen wollen, „dass in der Sowjetunion Kinder sterben und Menschen hungern und es politische Gefangene gebe“. Er sei angefeindet und „Kommunistenfreund“ genannt worden, besonders harter Tobak für einen jungen Liberalen.

„Es war eine Schule, die durch nichts zu ersetzen ist. Es brennt immer noch.“

Es mag sein, dass das eine Rolle gespielt hat in den vergangenen Wochen bis zur Entscheidung pro Russland in Rio. Es ist nicht auszuschließen, gewiss darf man Bach derlei auf bitteren Erfahrungen basierende Überlegungen zubilligen.

Im Oktober 2009 hat Bach als Keynote-Speaker des Olympischen Kongresses in Kopenhagen gesagt:

Als ein entschiedener Gegner und schließlich Opfer des Teilboykotts der Olympischen Spiele 1980 in Moskau habe ich die damalige politische Ohnmacht des Sports unmittelbar erfahren. Als Athlet wollte ich gerne unseren Olympiasieg von 1976 wiederholen. Als Athletensprecher wollte ich meinen Mannschaftskameraden die Teilnahme ermöglichen. In vielen, teilweise geradezu demütigenden Diskussionen ist in mir die Erkenntnis gewachsen, dass sich der Sport offen den Beziehungen zur Politik stellen muss, wenn meine Nachfolger als Athleten nicht regelmäßig das gleiche Schicksal eines Boykotts erleben sollten. Dies bedeutet: Der Sport ist nicht apolitisch, aber er muss politisch neutral sein. Sportorganisationen müssen sich der politischen Auswirkungen ihrer Aktivitäten bewusst sein. Dazu muss der Sport sich in seinem Verhältnis zur Politik Freiräume bewahren und sichern, innerhalb derer er seine Entscheidungen in Selbstbestimmung und in Autonomie trifft. Dabei geht es nicht um die Schaffung eines rechtsfreien Raumes, es geht nicht um die Erschaffung einer Parallelwelt, sondern es geht ausschließlich um die Möglichkeit der Regelung der eigenen, der sportspezifischen Angelegenheiten in eigener Verantwortung und innerhalb der allgemein gültigen Gesetze.“

Zu „rechtsfreien Räumen“ und „Parallelwelten“ habe ich andere Ansätze und Argumente, ich habe oft belegt, warum es de facto längst rechtsfreie Räume und Parallelwelten sind, auch kann ich das Bewusstsein für „politische Auswirkungen ihrer Aktivitäten“ nicht erkennen (Sotschi 2014, Baku 2015, Peking 2022 etc pp), aber das will ich an dieser Stelle durchaus zurückstellen.

Chart 3- Organizing The Games - AKTUALISIERT

Wer Bachs Vita und den in Sportbusiness politisch Handelnden begreifen und einigermaßen ansprechend beurteilen will, kommt an den Ereignissen des Jahres 1980 nicht vorbei. Ein olympisches Trauma. Bach hat dieses Trauma positiv verarbeitet. Die Erinnerung daran bestimmt sein Handeln. In so eine Situation der Hilflosigkeit wollte Bach nie wieder gelangen. Er wollte den Spieß umdrehen. Vorbereitet sein. Seine Dissertation ist ein Mosaikstein auf diesem Weg.

Er befasste sich 1983, frei übersetzt, mit der Frage, wie Vorhersagen den Lauf der Dinge bestimmen können: Ob nun die Rechtsprechung des BVG, wie er an mehreren Beispielen analysierte, oder eben die Entscheidungen von Politikern.

Man muss es nur wollen und geschickt genug anstellen. Die Prognosen müssen professionell klingen.

Oder heute: Man muss die Propagandamaschinen der Sportkonzerne anwerfen. So lassen sich die gewünschten Ergebnisse fabrizieren. So lässt sich das Glück zwingen – und die Politik.

Da klingen Muster und Handlungsstränge durch, die Bachs Wirken seit drei Jahrzehnten prägen, ob als Sportfunktionär, Teilzeitpolitiker oder Wirtschaftslobbyist.

An einer Stelle beschreibt er „den Zwang zur Rationalität als einen bestimmenden Faktor der Prognosekontrolle“. Ja, diese Doktorarbeit, obwohl in staubtrockener, hölzerner Sprache verfasst und in weiten Teilen eine Aneinanderreihung von Zitaten und Allgemeinplätzen, erhält eine sehr persönliche Note – wenn man die Karriere des Verfassers kennt.

Bach zitiert in seiner Dissertation ausgiebig den Franzosen Bertrand de Jouvenel.

„Die politische Entscheidung ist ein Versuch, den zukünftigen Zustand der Welt zu beeinflussen“, schreibt der. „Ein solcher Versuch bringt es mit sich, dass man im Voraus berechnet, wie sich die Entscheidung auswirken wird; man berücksichtigt deswegen Fakten, die sich noch ergeben werden, oder Zufälle.“

Bach fügt hinzu:

„Politischer Streit wird meist geführt um die richtige Einschätzung der Zukunft. Um in diesem Streit bestehen und den Ansprüchen der modernen Politik gerecht werden zu können, bedarf es umfassender politischer Vorhersicht. Der Politiker muss eine Vorstellung von den Eventualitäten gewinnen und gleichzeitig für das Unerwartete gerüstet sein. Diese Notwendigkeiten sollen bewältigt werden durch die Erstellung immer neuer Pläne und politischer Programme sowie deren ständige Fortschreibung. Eine Planung für die Zukunft erfordert jedoch auch ein Wissen um zukünftige Entwicklungen.“

Rationalität. Immer neue Pläne und politische Programme. Ständige Fortschreibung: Drei Jahrzehnte später sind das Bachs Manifesto für die IOC-Präsidentschaft und die Agenda 2020 des IOC.

Fortschreiben. Prognostizieren. Beeinflussen. Lobbyieren. Ernten. Gestaltungsspielräume in vielfältigen Lebenssachverhalten kreieren.

Das ist sein Metier.

Ich habe das zum Beispiel 2010 mal ausführlich aus Vancouver beschrieben:

* * *

VANCOUVER. Thomas Bach hat blau-gelb gewählt. Eine Krawatte in den Farben der FDP, der er seit Jahrzehnten angehört. Zu seinen Gönnern und gelegentlichen Geschäftspartnern zählten einige frühere FDP-Bundesminister wie Hans-Dietrich Genscher und Hans Friederichs. Derzeit, sagt Bach, habe er aber keine Parteifunktionen mehr. Allein der Sitz im Kuratorium der parteinahen Friedrich-Naumann-Stiftung fällt ihm ein. Sein Blick signalisiert: Können wir jetzt bitte wieder über Sport sprechen?

In der Lounge des Deutschen Hauses in Vancouver hat Bach, DOSB-Präsident und IOC-Vize, zu einem so genannten Hintergrundgespräch geladen. Derlei Runden lässt er seit langem organisieren, immer vor Olympischen Spielen und IOC-Sessionen. Journalisten, von denen er sich ungerechtfertigt kritisiert fühlt, waren von diesen Terminen komischer Weise oft ausgeschlossen. Das hatte Methode, etwa in jenen Jahren als die TV Media für das IOC und auch für Bach in Deutschland PR erledigte, zeitlich ungefähr bis zu meinem Artikel in der Berliner Zeitung von der IOC-Session 2003 in Prag:

… Das vom ehemaligen Bild-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje geleitete Unternehmen versuchte fortan, den Olympiakonzern und dessen Präsidenten Samaranch hier zu Lande in besserem Licht erscheinen zu lassen. Schnell wurde eine Liste missliebiger Berichterstatter erstellt, wie der damalige IOC-Sprecher Franklin Servan-Schreiber bestätigte, zugleich wurden in den Medien allerlei Kontakte, positive Kommentare und Artikel lanciert. Ganz im Sinne der Firmenphilosophie. „Unsere Stärke ist es, Themen am Markt der öffentlichen Meinung durchzusetzen. Wir sorgen für öffentliche Meinungsbildung und sind spezialisiert auf mediales Krisenmanagement“, so formuliert es der Unternehmensberater Roland Berger, der bei der TV-Media-Muttergesellschaft WMP Eurocom AG im Aufsichtsrat sitzt. Die professionellen Netzwerker loben ihre „effizienten Verbindungen zu den wichtigsten Medien in Deutschland“.

Als der Vertrag mit dem IOC Anfang des Jahres auslief, hat sich TV Media mit einem 41 Seiten umfassenden Schriftstück für eine weitere Zusammenarbeit empfohlen. (…) In dem Papier listen die Meinungsmacher ihre vermeintlichen Erfolge im olympischen Dunstkreis auf: Abgesehen von wenigen, namentlich benannten Ausnahmen sei die Berichterstattung über das IOC in Deutschland objektiver geworden, heißt es. Dazu hätten Aktivitäten der PR-Firma beigetragen. So hat TV Media unter anderem „Statements, Kolumnen und Pressemeldungen, die vom IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach autorisiert worden sind, in Schlüsselmedien lanciert“. Aufgezählt werden eine Reihe von Journalisten, mit denen angeblich nicht nur die Strategie der Berichterstattung, sondern auch einzelne Artikel abgestimmt werden. Sollte es sich so verhalten, wie von TV Media dargelegt, wäre dies eine alarmierende Zustandsbeschreibung des deutschen Sportjournalismus. Die PR-Firma rühmt sich gleichfalls bester Kontakte und vor allem der Einflussnahme in höchste Kreise der Sportpolitik, etwa zu Sportminister Otto Schily oder dem Sportkoordinator im Bundeskanzleramt, Joachim Krannich. (…)

TV Media ist eine Tochter der WMP Eurocom, in dessen Vorstand neben Hans-Hermann Tiedje auch der langjährige Bertelsmann-Manager Bernd Schiphorst sitzt, einer der engsten Freunde des UDIOCM. Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der WMP Eurocom ist übrigens Genscher. Eine FDP-Connection. (Anmerkung: Die Angaben zu ben Firmen beziehen sich auf das Jahr 2010.)

Diese Erklärung zu manchen Hintergründen von Hintergrundgesprächen musste sein. Nun zurück nach Vancouver: Christian Klaue, ehemals sportpolitischer Korrespondent des SID, nun seit drei Monaten Sprecher des DOSB und seines Präsidenten, bemüht sich um einen professionelleren und fairen Umgang mit den Medien. Aber natürlich auch darum, seinen Chef positiv zu positionieren, das ist nun mal so.

Derlei Fotos werden vom IOC immer öfter verbreitet - Thomas Bach als technikaffiner Freund der Jugend (Foto YOG)
Derlei Fotos werden von der IOC-Propagandaabteilung immer öfter verbreitet – Thomas Bach als technikaffiner Freund der Jugend (Foto YOG)

Zu den Regeln derartiger Runden gehört es, dass zwar viel erzählt wird, aber alles, was nicht ausdrücklich freigegeben wurde, nicht zitiert werden darf. Das führt zu absurden Situationen, wenn über banalste Aussagen gefeilscht werden muss. Politikern wie Bach kommt das entgegen. Über den Fall des schwer korrupten Koreaners Lee Kun Hee, der IOC-Mitglied bleiben darf (hier mein Bericht, hier das Papier der IOC-Ethikkommission, hier einige internationale Reaktionen) spricht Bach beispielsweise nur Off the Records, also nicht zu zitieren.

Jede Aussage zu Lee, dem langjährigen Samsung-Chef und IOC-Sponsor, könnte als Kritik am Olympiabewerber Pyeongchang interpretiert werden, behauptet Bach. Schließlich bewirbt sich München ebenfalls um die Winterspiele 2018, mit Bach an der Spitze des Bewerberkomitees. Und Olympiabewerber dürfen sich nicht kritisieren. So sind die Regeln, und mit den Regeln kennt sich Bach aus. Er darf die Regeln mit gestalten und über deren Einhaltung wachen. Er ist Chef der juristischen Kommission des IOC.

Man muss derartigen Argumentationen nicht reflexartig folgen. Man kann auch fragen, wie groß der Opportunismus eines Sportfunktionärs und Juristen wohl sein muss, nationales Interesse vorzuschieben, um sich einer zitierbaren Meinung zu enthalten?

Ich habe genau das gefragt.

Wie groß der Schmerz, als Volldemokrat mit einem Korruptionsweltmeister wie Lee im IOC sein zu müssen? Und ob nicht vielleicht auch Bachs Geschäftsinteressen als Lobbyist und Wirtschaftsanwalt im Umgang mit koreanischen Firmen eine unmissverständliche Stellungnahme verhindern? Hat er Geschäfte mit koreanischen Konzernen gemacht, als Berater, Lobbyist, Vermittler, Wirtschaftsanwalt?

Bach hält derartige Fragen für unseriös, das hat er mir auch bei anderen Gelegenheiten deutlich gemacht. Darüber mag er nicht reden. Seine Mandate sind Mandate und damit Geschäftsgeheimnis. Sport ist Sport. Olympia ist Olympia. Politik ist Politik. Und Ehrenamt ist Ehrenamt. Wenn doch öffentlich über pikante Verflechtungen debattiert wird, etwa als seine fürstlich bezahlte Lobbyistentätigkeit für den Siemens-Konzern enthüllt wurde, benutzt er gern den Begriff „vielfältige Lebenssachverhalte“. Als sei das Leben eine Ansammlung von real existierenden Zufälligkeiten.

In Vancouver spricht Bach auch darüber, dass er sich noch nicht festgelegt habe, ob er im Dezember für eine weitere Amtszeit als DOSB-Chef zur Verfügung stehe. Er nennt Gründe dafür und dagegen. Nicht alles ist zur Veröffentlichung freigegeben. Vielleicht darf man es ungestraft so umschreiben: Der DOSB-Job fordert Bach mehr als erwartet. Die Zeit fehlt für andere Aktivitäten. Bach will bis Sommer 2010 seine DOSB-Zukunft entscheiden. Im nationalen Interesse (München 2018) wird er sich wohl durchringen, mindestens bis zur IOC-Session 2011 in Durban weiterzumachen. Bach ist nicht nur Patriot, letztlich ist es doch so:

„Dass ich gern tue, was ich tue, ist kein großes Geheimnis.“

Eben.

Gut anderthalb Stunden plaudert Bach über Vancouver, Herrn Lee, Gendoping, den DOSB, München 2018 und das IOC. Dann muss er zum nächsten Termin. Er läuft am selben Nachmittag mit dem olympischen Feuer.

Und ich denke, auch wenn man kaum etwas aus diesem Gespräch verwenden darf, es ist vielleicht interessant, die Umstände zu schildern. Denn inhaltlich ist ja nichts passiert bzw. darf kaum etwas weiter gegeben werden, selbst das nicht, was so banal ist, dass sich kaum jemand dafür interessieren würde, wenn es weiter gegeben werden dürfte.

Mein Lieblingszitat, offiziell freigegeben, glaube ich, ist dies zum Thema Gendoping:

„Nehmen sie doch mein Zitat aus der Rede in der Paulskirche, das steht ja schon alles drin.“

In Vancouver wird Bach auf der IOC-Session zum dritten Mal als Vizepräsident bestätigt. Anders als 2000 in Sydney und 2006 in Turin – oder 1996 in Atlanta, als er ins Exekutivkomitee kam – hat er keinen Gegenkandidaten.

Das IOC entscheidet in Kanada übrigens auch über den Gastgeber der IOC-Session des Jahres 2013. Dies wird eine ganz wichtige Sitzung für Thomas Bach, denn 2013 wird ein neuer IOC-Präsident gewählt – entweder in Kuala Lumpur oder in Buenos Aires. Beides sind attraktive Destinationen. Bach tendiert eher zur argentinischen Hauptstadt, vergisst aber zu sagen, ob man das schreiben darf oder weglassen soll. In Buenos Aires ist er 1977 mit den Florettfechtern Mannschaftsweltmeister geworden. „Insofern“, formuliert er, juristisch ausgewogen und politisch neutral, „habe ich daran eine schöne Erinnerung.“

Ob er 2013 für den IOC-Vorsitz kandidiert, sagt er natürlich nicht, sondern lediglich, wie so oft: „Ich habe keinen Plan.“

Vielleicht ist alles nur eine Frage der Definition. Was den einen der Plan, sind den anderen die vielfältigen Lebenssachverhalte. Und die können sich allemal günstig gestalten.

* * *

Bach promovierte 1983 mit summa cum laude.

Ein Meisterwerk sei die Dissertation nicht gewesen, sagt ein Jurist, der die Arbeit kennt. Aber das ist nicht so wichtig. Für wessen Frühwerke gilt das nicht?

Wichtige Förderer

Politisch setzt sich Thomas Bachs Sozialisierung, nach der überwältigenden Erfahrung des Olympiabokotts, bald als Referendar im Bundestagsbüro von Wolfgang Mischnik (1921 – 2002) fort. Mischnik hat den Boykott mit getragen, in der abschließenden Diskussion lediglich Bedenken angebracht. Den Sachsen Mischnik, langjähriger Fraktionsvorsitzender der FDP im Bundestag und stellvertretender Chef des Sportausschusses, kannte Bach schon länger. Wegen Mischnik ist er in die FDP eingetreten. Die Zeit als Mitarbeiter dieser liberalen Legende habe ihn geprägt, sagt er. Spricht man mit ihm über Männer, die wichtig waren für seine Karriere, zögert er beim Namen Wolfgang Mischnik am wenigsten. „Geradlinigkeit und Integrität“ habe er an ihm geschätzt. Anfang 1983 macht sich Bach mit eigener Kanzlei in Tauberbischofsheim selbständig. In Dresden, in Mischniks Heimatstadt, eröffnet er Anfang der 1990er Jahre eine Dependance. In vielfältiger Weise, auch geschäftlich, war er weiteren ehemaligen FDP-Ministern verbunden. Hans Friderichs, Helmut Hausmann und Hans-Dietrich Genscher. Das Netzwerk hat ihm manchen Kontakt in die Wirtschaft verschafft.

Man kann schon mal darüber nachdenken, wie alles verlaufen wäre, hätte die Bundesrepublik 1980 nicht die Spiele in Moskau boykottiert. Dann hätte Bach vielleicht noch eine Medaille gewonnen, wäre Willi Daume womöglich IOC-Präsident geworden und nicht Juan Antonio Samaranch. Und Bach wäre 1981 vielleicht nicht für die erste IOC-Athletenkommission ausgewählt worden, jedenfalls nicht von Samaranch. Das Schicksal hätte einen anderen Lauf genommen.

So aber fügten sich die Rädchen auf wundersame Weise ineinander. Der vom Boykott schwer getroffene Bach, dessen Kampfgeist erst recht geweckt wurde, hielt auf dem Olympischen Kongress 1981 in Baden-Baden eine Rede als einer der ersten Athletenvertreter. Es dauerte nicht lange, da begannen Medienvertreter seinen Namen zu nennen, wann immer die Zukunft des IOC debattiert wurde. Es ging, olympisch gesehen, nur noch aufwärts.

Ist möglicherweise nicht mehr ganz aktuell, wird angepasst für künftige Veröffentlichungen
Ist möglicherweise nicht mehr ganz aktuell, wird angepasst für künftige Veröffentlichungen

Von Helmut Kohls Duzfreund Emil Beck (1935 – 2006), einem ehemaligen Friseurmeister, der als Trainer-Autodidakt die Tauberbischofsheimer Fecht-Hochburg aufbaute und zu einem Guru des bundesdeutschen Spitzensports wurde (sein Lebenswerk erschien nach der Anklage wegen Veruntreuung und Urkundenfälschung in anderem Lichte), hat Bach nicht nur als Sportler profitiert. Jahrzehntelang wurde ihr Verhältnis als eines von Vater und Sohn beschrieben. Bach hatte seinen Vater Andreas früh verloren. „Ich habe keinen Ersatzvater gebraucht“, sagt Bach. „Ich bin durch meine Familie geprägt worden und war da gut aufgehoben.“ Emil Beck sei ein „hervorragender Trainer gewesen, der den Fechtsport in Deutschland und weltweit revolutioniert hat“. Als Mannschaftssprecher habe er in Beck stets „eine gute Reibungsfläche gefunden“, habe „Diskussions- und Durchsetzungsfähigkeit gelernt“.

Die gut informierte Heimatzeitung Mainpost beschrieb Bachs Verhältnis zu Beck zum 60. Geburtstag des IOC-Präsidenten in einem hochinteressanten Text so:

Beck sei neben Samaranch „eine der zwei prägendsten und dramatischsten Figuren in der Vita des IOC-Bosses“. Beck „wurde zum Ziehvater des Halbwaisen Thomas, als dessen Vater früh starb. Weil dem Heranwachsenden jedoch nicht alles passte, was sein Diktator ihm einimpfte oder vorschrieb, funkte es immer wieder zwischen beiden. Irgendwann folgte das völlige Zerwürfnis, obwohl (oder auch weil) sich beide vor allem in ihrer unbedingten Heimatliebe auffällig geglichen haben. Erst am Sarg von Beck erfolgte posthum eine nicht mehr erwartete Form der Versöhnung: Bach hielt in der St.-Martins-Kirche die Trauerrede und weinte bitterlich.“

Mit Willi Daume (1913 – 1996), dem langjährigen NOK-Präsidenten, IOC-Vizepräsidenten und Architekten der Olympischen Spiele 1972 in München, verband Bach die Niederlage vom Mai 1980. „In den unseligen Diskussionen“ über den Olympiaboykott, sei man sich näher gekommen, erzählte Bach beim Festakt zum 100. Geburtstag Daumes im Olympiamuseum in Köln. Sie seine beide „ohnmächtig fremden Interessen ausgeliefert“ gewesen. „Auch Willi Daume hat geschmerzt, dass wir Athleten damals einfach nicht als gleichberechtigte Gesprächspartner akzeptiert wurden. Und so war es eine entmutigende Niederlage, dass wir die Fehlentscheidung unseres NOK nicht zu verhindern vermochten. Und doch hat er mich damals gefördert und mich immer wieder ermutigt, nicht nachzulassen und die Enttäuschung zu überwinden.“ In Medien wurde Bach schon früh als „Willis Liebling“ bezeichnet. Dabei hielt Daume persönlich doch eher Distanz. 1991 aber, als es für Bach darauf ankam, erwies ihm Daume einen letzten großen und vielleicht den entscheidenden Dienst. Er machte seinen Platz im IOC frei und empfahl den Kollegen der 97. IOC-Session in Birmingham, Bach als persönliches Mitglied aufzunehmen.

Daume war ein Visionär. Wirklich. Wie hat er vor vielen Jahren gesagt?

Wir müssen mit der Gefahr leben, dass die olympische Idee eines Tages nicht mehr existiert, sondern nur noch die Olympischen Spiele.“

Die Zeit bei Adidas

Als Bach 1991 IOC-Mitglied wurde, war ein anderer wichtiger Förderer, dessen Wirken bis heute den Weltsport prägt, bereits gestorben. Von 1985 bis 1987 arbeitete Bach als Promotion-Direktor im Sportartikelkonzern Adidas unter dem Firmenpatron Horst Dassler (1936 – 1987). Bach sei Adlatus von Dassler gewesen, so hat das deutsche IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger die Rolle des gelehrigen Schülers einst beschrieben. Weil Dassler den olympischen Weltsport mit einem Netz von Korruption überzog, gerichtsfest belegt in den Akten des ISL-Prozesses mit seinen 142 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld an Top-Funktionäre, geriet Bach im Laufe der Jahre immer wieder in die Schlagzeilen. Eine Teilnahme an Sitzungen der so genannten sportpolitischen Abteilung von Adidas, auf der die branchenüblichen Maßnahmen geplant, Funktionäre in Positionen gehievt und die Vergabe von Olympischen Spielen und lukrativen Marketingverträgen vorbereitet wurde, stritt Bach stets ab.

Andere wichtige Mitarbeiter Dasslers in diesen Jahren können sich sehr wohl an diese Sitzungen erinnern, die unter anderem in einem umfassenden Konvolut von Stasi-Akten dokumentiert wurden: Mit Namen, Adresse, Ort, Uhrzeit, Teilnehmerlisten. Thomas Kistner und ich haben die Protokolle Mitgliedern vor vielen Jahren schon der sportpolitischen Abteilung vorgelegt und Details bestätigen lassen – nachzulesen in Kapiteln des Buches „Der olympische Sumpf“ sowie vielen anderen Veröffentlichungen.

Ich habe gerade wieder im Beitrag über das IOC, Russland und den KGB die damalige Adidas-Truppe erwähnt:

It is an historical matter of fact that the KGB and East Germany’s Stasi had formed a secret service joint venture to spy and undermine the Olympic movement and bring things in the “right direction”.

The infamous sport-political department of Adidas‘ boss Horst Dassler (1936-1987) was the focus of KGB and Stasi attention. Under the leadership of Dassler, a group of several well-known gentlemen played a major role in Olympic business. Dassler’s crew influenced Olympic bids, elections in Olympic IF’s, the allocation of lucrative marketing contracts and almost everything Horst Dassler was interested in. From 1985 to 1987 a young German lawyer, eager to learn and talented in sports politics, worked as Dassler’s loyal assistant: Thomas Bach.

Mr Bach, who became an IOC member in 1991 and was elected as the 9th IOC President in 2013, has always declared that, during his time with Adidas and Horst Dassler, he was never involved in dirty dealings nor did he ever experienced dirty machinations.

Some infamous members of the group: Jean-Marie Weber, Anwar Chowdhry (†), John Boulter (father of Jane Boulter-Davies and father in law of the IAAF official Nick Davies, both suspended), Jean-Claude Schupp, Colonel Hassine Hamouda (†) et al.

Das ist Sportgeschichte.

Bach nerven diese Erinnerungen ungemein.

Das System ISL - FERTIG

Eine Kommunikation über derlei Themen war mit ihm viele Jahre lang nur über Anwälte möglich. Das heißt: Es war eine sehr einseitige Kommunikation. Ich wüsste nicht, wann und wo sich Bach jemals ausführlich den Fragen gestellt hätte, die mit dem Adidas-Reich verbunden sind. In Buenos Aires, kurz vor dem Ziel, sagte er, zwanzig Jahre lang seien von mir und anderen Journalisten „viele Versuche“ unternommen worden, ihm etwas anzuhängen. Er hob die Stimme und schlug auf den Tisch:

„Und was ist geblieben? Nichts! Nichts!“

Das klang etwas triumphierend. Geht in Ordnung. Diesen „ganzen Quatsch“, dass er „mit irgendwelchen Tricks oder hinter einer Maske“ agiere, könne er nicht mehr hören. Journalisten sollten nachdenken über ihre „Abwege in der Beurteilung“. Beim Thema Adidas sei stets die „gleiche Frage-Intention“ zu spüren. Es sei immer klar, worauf es hinaus laufe, behauptete Bach. Deshalb lasse er manchmal Anwälte antworten.

Das hat nichts mit Einschränkung von Meinungs- oder Pressefreiheit oder sonst was zu tun. Es gibt Grenzen, wo ich wirklich um Verständnis darum bitte, nicht an meiner eigenen Diffamierung mitzuwirken.“

So sieht es der IOC-Präsident aus Tauberbischofsheim.

Zum ISL-Adidas-Komplex nur ganz kurz, für weitere Informationen bitte die Suchfunktion benutzen:

In den 1980er Jahren nahm Karl-Heinz Wehr, Generalsekretär des Box-Weltverbandes und Adidas-Partners AIBA, regelmäßig an den Sitzungen von Dasslers sportpolitischer Abteilung teil. Der Ostberliner Wehr arbeitete als Inoffizieller Mitarbeiter mit Feindberührung (IMB) mit Decknamen Möwe für das Ministerium für Staatssicherheit. Wehr notierte alles genau. Er trennte stets zwischen Fakten und persönlichen Vermutungen. Die Vorhersagen, die Wehr in seinen umfangreichen Berichten Dasslers Leuten zuschrieb, erfüllten sich mit überragender Trefferquote. Ob es um Olympiastädte oder Personalien an der Spitze von Weltverbänden ging, Dassler deichselte alles. So wurde es in jenen Jahren erstmals großflächig auch im Spiegel beschrieben („Der gekaufte Sport“). Dassler, Samaranch, Bach, Blatter, Havelange, die ISL, Beckenbauer, Guelfi, Bach, die gesamte olympische und Adidas-Familie taucht darin auf. Im Jahr 2014 weiß man es besser, viele Details sind haarklein beschrieben und mit Dokumenten belegt.

Die Abteilungen für Auslandsspionage der Stasi und des sowjetischen KGB hatten 1985 ein bizarres Joint Venture verabredet, um das IOC, Adidas und die von Dassler gegründete Agentur ISL auszuspionieren. 1985 stellte das IOC die Olympiavermarktung auf eine völlig neue Stufe, führte das TOP-Sponsorenprogramm ein und schröpfte TV-Stationen in bisher nicht bekanntem Maße. All das interessierte die Ost-Geheimdienste. Wehr erwies sich als penibler Berichterstatter. In einem vertraulichen Bericht für den DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker schrieb der Abteilungsleiter Sport im Zentralkomitee der SED einst: „Entscheidungen im internationalen Sport und von Dassler getroffene Vorhersagen haben sich in den letzten Jahren sehr oft als zutreffend erwiesen“.

Nur drei wichtige Beispiele aus einem Jahr, in dem Bach für Dassler arbeitete. Ich unterstelle gar nichts. Ich halte nur Fakten fest:

  • 1986 wollte Dassler den AIBA-Präsidenten Don Hull aus den USA durch den Pakistani Anwar Chowdhry ablösen, einen Mitarbeiter der sportpolitischen Abteilung von Adidas – so geschah es auf einem legendären Wahlkongress in Bangkok.
  • 1986 wollten Dassler und Samaranch Albertville (Winter 1992) und Barcelona (Sommer 1992) zu Gastgebern machen – so geschah es auf der Session in Lausanne.
  • 1986 wollte Dassler den Schweizer Thomas Keller als Präsidenten des SportAccord-Vorgängers GAISF durch den Kim Un Yong (Südkorea) ablösen – so geschah es.

Ich habe die Vorgänge über einen langen Zeitraum u.a. hier aufgearbeitet:

Die Stasi-Aufzeichnungen des IM Möwe führten immerhin dazu, dass das IOC dem US-Amerikaner Roy Jones einen Olympischen Orden verlieh, als Kompensation für jene Goldmedaille, die ihm im Finale der Sommerspiele 1988 in Seoul gestohlen worden war. Jones war dem Südkoreaner Park Si Hun unfassbar überlegen (Trefferverhältnis von 86:32), versäumte aber den K.o. Also entschieden sich die Punktrichter 3:2 gegen ihn. Ein Skandal ohnegleichen. Die Punktrichter waren gekauft. Jones, der betrogene Verlierer, wurde dennoch zum besten Boxer des Turniers gewählt.

„Man muss mir das Recht lassen, von rechtsstaatlichen Möglichkeiten Gebrauch zu machen, um nicht an meiner eigenen Diffamierung mitzuwirken.“

Als Andrew Jennings den Fall 1996 auf Grundlage von Wehrs Stasi-Akten rekonstruierte und das USOC nachträglich eine Goldmedaille für Jones forderte, setzte das IOC eine Kommission unter Keba Mbaye und François Carrard ein, die die Vorgänge unschwer bestätigt fand. Das Problem für Samaranch, der nach den TV-Bildern sagte, der Fall sei sonnenklar, bestand nun darin, den Akten, die auch seine Verbindungen zu Dassler und seine Karriere thematisierten, die Thomas Bach zu Erklärungen herausgefordert hatten, keine Bedeutung als Dokumente der Zeitgeschichte beizumessen. Gleichzeitig sollte Roy Jones ein wenig Gerechtigkeit widerfahren. Wehr hatte hunderte Seiten zu den Manipulationen beim olympischen Boxturnier zusammen getragen, er hatte als AIBA-General selbst die Aufarbeitung betrieben. Gegenüber mehreren Personen erklärte der nach den Veröffentlichungen unter Druck geratene Wehr in jenen Monaten schriftlich, die Stasi-Notizen seien nur unbewiesene Gerüchte. Bachs Anwälte teilten mit, Wehr habe an Eides statt erklärt, Bach nie bei den von ihm beschriebenen Adidas-Terminen gesehen zu haben. Dummerweise blieben die Sachverhalte stimmig, auch wenn Oberst Wehr plötzlich von Wahrnehmungsdefiziten geplagt wurde.

Im Herbst 1997 beauftragte Samaranch seine Kollegin Anita DeFrantz, die sich ebenfalls für Jones eingesetzt hatte, dem inzwischen sehr erfolgreichen Profiboxer einen Orden zu überreichen. Eine Anerkennung der Qualität von Stasi-Akten, deren Vorhersagen sich in ziemlich allen Fällen bewahrheitet hatten, war das nicht.

Das war den IOC-Juristen wichtig.

Bach blieben die dunklen Machenschaften seines Vorgesetzten Dassler und der hochspezialisierten sportpolitischen Turnschuh-CIA stets verborgen. Wehr habe ihm gegenüber alle Darstellungen widerrufen, erklären Bach und sein Sprecher Christian Klaue unentwegt.

Bach sagt drei Jahrzehnte später, er habe mit Dassler ja „nur ein paar Monate zusammen gearbeitet“. Er sei für Vertragsgestaltungen mit Vereinen und Athleten zuständig gewesen. Das WDR-Fernsehmagazin Sport Inside zeigte im September 2013 noch einmal Akten-Notizen, in denen Bach von der Stasi als angeblicher Teilnehmer jener Sitzungen aufgelistet wird. Mir sagte Bach, Dassler sei eine „faszinierende Persönlichkeit gewesen, der den Sport in- und auswendig gelebt und gekannt hat“. Bei Adidas habe er die kommerzielle Seite des Sports kennengelernt. Ihre Zusammenarbeit sei zeitlich beschränkt gewesen.

Als er 1991 ins IOC eingezogen war, äußerte sich Bach noch etwas zupackender über seine Zeit bei Adidas. Im NOK-Report, offizielles Organ des NOK für Deutschland, wird er damals zu seinen möglichen Aufgabengebieten im IOC zitiert, kurz vor einem Sondierungs-Gespräch bei Samaranch:

Es bieten sich drei Erfahrungsbereiche an“, dozierte Bach. „Ich war Athlet und Athletensprecher. Ich verfüge durch meine Tätigkeit an der Seite des Adidas-Chefs Horst Dassler über Erfahrungen im internationalen Management, und ich arbeite als wirtschaftsberatender Rechtsanwalt. Am liebsten würde ich an den Schnittstellen von Sport, Politik und Wirtschaft tätig sein.“

Das hat wunderbar geklappt über all die Jahre.

Während der IOC-Wahlsession 2013 in Buenos Aires passierte übrigens etwas, das ich bislang nur im IOC-Ebook skizziert habe:

Kandidaten berichteten von ominösen Papieren, die auf dem Markt seien und die alles kippen könnten. „Adidas, ISL, sie wissen schon.“

Ich wusste nichts. Aber ich hatte eine Ahnung, weil es nur ganz wenige Personen gibt, die als Informanten mit neuen und angeblich sogar Killer-Dokumenten aus dieser Zeit in Frage kämen. Da gibt es nicht so viele.

Ich erreichte die Person, die Geld machen und Bach verhindern wolle, bald per Email. Sie antwortete freundlich, outete sich als Leser dieses Blogs und erklärte, sie wünsche sich zwar einen journalistischen „Volltreffer zum Wohle des Sports“, müsse aber passen.

Kurz und knapp:

Ich weiß zwar vieles und einiges davon wäre für einige Leute peinlich, aber ich biete nichts an. Das ist ein böses Gerücht.“

Schnittstellen. Gestaltungsspielräume. Lebenssachverhalte.

Sreenshot Arte

Juan Antonio Samaranch y Torelló (1920 – 2010), der Marqués de Samaranch, darf in der Liste der Förderer von Thomas Bach nicht fehlen. Samaranch fand früh gefallen am umtriebigen Fechter mit politischem Gespür. 1981 holte er ihn zum Olympischen Kongress in Baden-Baden in die erste handverlesene Athletenkommission. Dass Bach dereinst IOC-Präsident werden würde, hat Samaranch früh vorhergesagt. Nach Bachs IOC-Eintritt 1991 in Birmingham ging es Schlag auf Schlag. Samaranch schickte ihn in zahlreiche Arbeitsgruppen, vor allem die für Recht und Geld. Er machte ihn zum Chef der IOC-Evaluierungskommission für die Winterspiele 2002, wo der gestrenge Prüfer Bach leider auch von anderen vielfältigen Lebenssachverhalten, nämlich den Bestechungsorgien des erfolgreichen Bewerbers Salt Lake City, gar nichts mitbekommen hat. Anschließend diente Bach als Vorsitzender der Evaluierungskommission für die Sommerspiele 2004. Der Aufstieg ins IOC-Exekutivkomitee gelang 1996. Im September 2000, zu den Olympischen Spielen in Sydney, als er sich wie so manches Mal von seinem Freund Bernd Schiphorst, einem langjährigen Bertelsmann-Manager, begleiten und unterstützen ließ, wurde Bach erstmals IOC-Vize.

Juan Antonio Samaranch hat mir wie auch Jacques Rogge, der ja ebenfalls 1991 ins IOC kam, sehr früh sehr viel Vertrauen geschenkt. Er hat mir Verantwortung übertragen und viel Möglichkeiten eröffnet“, sagte mir Bach. „Von ihm habe ich das Zuhören gelernt. Er hat Meinungen aufgesaugt wie ein Schwamm. Zuhören war ein wesentliches Merkmal seines Führungsstils. Er hat nie die Geduld verloren und immer versucht, die verschiedenen Meinungen zusammen zu binden.“

Bach hat sein Vorbild Samaranch, den ehemaligen franquistischen Sport-Staatssekretär, stets als „Erneuerer und Bewahrer der Olympischen Spiele bezeichnet“. Er wird im IOC nun als legitimer Nachfolger Samaranchs betrachtet. Wobei ja schon Rogge ein von Samaranch erwählter Nachfolger war. Samaranch hatte 2001, zwei Jahre nach der beinahe zerstörenden Salt-Lake-City-Krise, immerhin noch die Kraft und die Übersicht, Rogge aufzubauen und auf der Session in Moskau krönen zu lassen. Die Präsidentschaft von Bach, die Samaranch nicht mehr erlebt, wäre ganz in seinem Sinne gewesen. Bach ist, wenn man so will, ein Erneuerer und Bewahrer des samaranch‘schen Olympismus. Der erste Olympiasieger an der Spitze des IOC.

Faszinierend ist es, dass Bach und Rogge unter Richard Pound 1998/1999 in jener ad-hoc-Kommission mitgearbeitet haben, die die Vorgänge in Salt Lake City aufarbeitete und den Ausschluss von sechs Mitgliedern empfahl, sowie Verwarnungen an weitere Mitglieder aussprach. Ich habe damals schon behauptet, für Pound sei das eine Art Todeskuss gewesen. Pound, der Retter des IOC in dieser schweren Phase, bekam die Rache der Mitgliedschaft und den Ärger über die Ermittlungen, Rausschmisse und Tadel zu spüren. Nicht nur, dass ihn der korrupte südkoreanische IOC-Vize, KCIA-Agent und Taekwondo-Weltpräsident Kim Un Yong einst im IOC-Hauptquartier an die Kehle ging (François Carrard sprang geistesgegenwärtig dazwischen und half Pound gegen den Geheimdienstmann aus der Patsche), nein, für Pound begann mit der Leitung der IOC-Detektivgruppe sein Abstieg. 2001 verlor er bei den Präsidentschaftswahlen gegen Rogge – sogar Kim erhielt mehr Stimmen.

Hat Samaranch diese Entwicklung vorausgesehen und die IOC-Mitglieder gegen Pound instrumentalisiert? Anders kann es nicht gewesen sein.

Die hohe Kunst der Sportpolitik. Rogge und Bach hat die Arbeit in der der ad-hoc-Kommission nicht geschadet. Und Bach hatte von Samaranch wieder einmal etwas gelernt.

Der Funktionärs-Frischling Bach wurde als hyperehrgeizig bezeichnet, als Streber. Gescheit, wissbegierig, gesegnet mit brillanter Auffassungsgabe und Analysefähigkeit. Diese Talente förderten seine Lehrmeister.

Bach, bekennendes Kind der Provinz, gewöhnte sich schnell an die neuen Lebenssachverhalte, er gastierte auf der Ebene der Reichen und Mächtigen, hatte Lust auf jede Chance. Wenn sich ein Kontakt bot, der ihn weiter bringen konnte, ob in Sport, Wirtschaft oder Politik, zögerte er nicht. Er griff nach jedem Strohhalm, erzählen Weggefährten.

Ich will mich gar nicht an einem Psychogramm versuchen und Geschichten kolportieren, die mir aus der sicheren Deckung zugetragen werden, etwa über das Verhältnis von Bach zu Berthold Beitz (1913-2013), der auch oft als ein Förderer des fränkischen Fechtmeisters bezeichnet wurde, es aber vielleicht gar nicht wear.

Wichtig ist mir das Jahr 1980, der Olympiaboykott und die politische Sozialisierung des Thomas Bach.

Denn dass diese Ereignisse sein Leben geprägt haben wie kaum etwas anderes, ist unumstritten. Vor diesem Hintergrund darf man sein sportpolitisches Wirken in diesen Tagen auch betrachten. Das macht die Entscheidungen vom Sonntag nicht besser, aber es gehört zu seiner Vita.

Es wäre zu einfach nur zu sagen, Bach habe sich im Februar 2014 bei den Winterspielen in Sotschi von Putin vereinnahmen lassen.

Nein, Bach wollte auch mitmischen.

Führungskräfte im IOC glauben oft, sie könnten mit Politikern spielen und die am Nasenring durch die Manage ziehen. Manchmal gelingt es ihnen: Regelmäßig treten Staats- und Regierungschefs vor dem IOC als Bittsteller auf, bei Olympiabewerbungen, werden brutal in die Schranken gewiesen und müssen mit schmählichen Niederlagen die Heimreise antreten, so wie Barack Obama 2009 in Kopenhagen, als er für die Olympischen Spiele 2016 in Chicago warb.

Eine andere Spezies von Politikern aber führt IOC-Mitglieder vor und zeigt, wer der Boss ist: Putin in Sotschi. Hu Jintao 2008 in Peking. Ílham Alijew in Baku. Xi Jinping bei Peking 2022

Jacques Rogge war diesen Fliehkräften nicht gewachsen. Er hat mir 2007 in Guatemala, nachdem Sotschi gewonnen hatte und die IOC-Session beendet war, bei einem Empfang in der alten Hauptstadt Antigua versucht, seine Situation zu erklären. Schwer sei es als IOC-Präsident, jedes kritische Wort könne internationale Verwerfungen auslösen. Wir hatten über Putin diskutiert und die Vehemenz, mit der er sich für Sotschi engagiert hatte. Rogge reagierte pikiert auf meine Kritik, er habe Putin nicht in die Schranken weisen und nicht mal die eigenen Bewerberregeln sichern können. Seine Leute zitierten aus meinen Kommentaren, das hatte mich verwundert, ich schrieb damals ja (nur) für die Berliner Zeitung und nicht für die Washington Post.

Mit Aserbaidschans NOK-Präsident (sic) Ílham Alijew und der unvergleichlichen Mehriban Alijewa, dem Ganoven-Herrscherpaar (Foto: President of Aserbaidschan)
Mit Aserbaidschans NOK-Präsident (sic) Ílham Alijew und der unvergleichlichen Mehriban Alijewa, dem Ganoven-Herrscherpaar (Foto: President of Aserbaidschan)

Rogge bat um Verständnis. Der Druck sei immens, er werde aber inhaltlich nie von seinen Positionen abrücken, die er 2001 zu seiner Wahl verkündet hatte. Gegen Gigantismus, gegen Korruption, das waren zwei seiner Hauptthemen gewesen. Dieses intensive Gespräch in Antigua Guatemala werde ich aus vielerlei Gründen nicht vergessen. Im Jahr darauf, rund um die Ereignisse in Tibet, die eine Boykottdiskussion auslösten, und bei den Sommerspielen in Peking, als Rogge wie ein Schatten seiner selbst wirkte und der chinesischen Propagandashow nichts entgegenzusetzen hatte, sah man deutlich, wie sehr ihn das überforderte. Ich konnte dieser Politik der stillen Diplomatie wenig abgewinnen, obgleich ich überzeugt war, dass er und sein formidabler Adjutant Christophe De Kepper, der unter Bach weiter als IOC-Generaldirektor wirkt, es auf ihre Weise wirklich versucht haben. Mag sein, dass Rogge aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage sein konnte, gegenzusteuern, das erklärt manches, entschuldigt aber nicht das Ergebnis, denn das IOC ist ja mehr als nur sein Präsident:

Das IOC paktiert mit Despoten und Diktatoren, misst in seiner Olympischen Charta mit zweierlei Maß, organisiert gigantische Geldverbrennnungsveranstaltungen und pfeift, trotz gegenteiliger Beteuerungen, auf fundamentale Werte.

Dafür stehen Peking und Sotschi und Rio und Baku und Peking – jedes Event mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Dass sich nun die aufgeklärten Bürger demokratischer Nationen weiter vehement von Olympischen Spielen abwenden, hat sich das IOC selbst zuzuschreiben. Das ist nicht mit raffinierter PR zu kitten, wie immer noch viele IOC-Größen glauben, das sitzt viel tiefer.

Thomas Bach, politisch neutral aber nicht apolitisch, wie wir wissen, ist von weniger Selbstzweifeln geplagt als Jacques Rogge.

* * *

Die IOC-Administration hat im Herbst 2014 mal ein Papier mit den Meilensteinen des ersten Amtsjahres von Thomas Bach herausgegeben. Demnach hatte er sich mit 81 Staatsoberhäuptern und Regierungschefs getroffen, wenn ich richtig gezählt habe, das dürften jetzt bereits Trillionen solcher Treffen gewesen sein. Bach braucht keine 17 Jahre wie Samaranch, um auf 179 verschiedene World Leader zu kommen.

Derlei Details und Statistiken sind ihm wichtig, er lässt seinen Bürochef Jochen Färber ja sogar die Wortmeldungen bei IOC-Sessionen zählen, das habe ich im Blog von den Sessionen 2014 und 2015 ausführlich beschrieben. Das mag Bach ebenfalls von Samaranch gelernt und übernommen haben.

Mit Sportfreund Xi 2014 in Nanjing (Foto: YOG)
Mit Sportfreund Xi 2014 in Nanjing (Foto: YOG)

Für Samaranch, den großen Zuhörer und Kommunikator (intern, nicht extern), war es seinerzeit ebenso wichtig, möglichst schnell alle Nationalen Olympischen Komitees besucht und viele Staats- und Regierungschefs getroffen zu haben. Das IOC hat 1997 ein veritables Statistikwerk des Sporthistorikers Wolf Lyberg aus Schweden drucken lassen, in der alles aufgeführt wurde, was man schon immer über das Tagesgeschäft und die ersten 17 Amtsjahre eines IOC-Präsidenten wissen wollte und sich nur nicht getraut hat, danach zu fragen:

An wie vielen Tagen er geflogen ist (2.116), die Anzahl seiner Reisetage (3.520), seiner Flugstunden (4.805), der verteilten Olympischen Orden (679), der zurückgelegten Kilometer (3.480.280), die Zahl der besuchten NOK (193) und der Staatsoberhäupter, Könige, Königinnen, Fürsten, Emire, Sultane und Premiers, denen er die Hand geschüttelt hat (179). Manche darunter, so hielt Lyberg fest, hatte Samaranch „vier oder gar sechs Mal besucht!“

Bach wird einige dieser Rekorde übertreffen. Oder wird die aktuelle Krise, mit einem nie da gewesenen Widerstand unter Sportlern und Dopingaufklärern, das IOC erst noch richtig erschüttern?

Ein IOC-Präsident wird im olympischen Sprachgebrauch als olympic guardian bezeichnet, als Wächter. Dieser Wächter sieht seine Aufgabe vor allem darin, den Reichtum des IOC zu mehren und Schaden von diesem Privatklub abzuwehren, dem die Olympischen Spiele gehören. Bach lässt sich nicht bezahlen als IOC-Präsident, Siemens und Holzmann und Weinig und die Kanzleien und nicht bekannte Beratungsmandate haben die Konten offenbar einigermaßen gefüllt. Der Weg ist jetzt das Ziel für den Prognostiker und Schnittstellenerfasser (und natürlich die Agenda 2020), der Unterschied zwischen Präsidentwerdenwollen und Präsidentsein ist gewaltig.

Erstmals im Leben steckt Thomas Bach in einer Sackgasse.

Kann sein, dass er sich übernommen hat. Er versucht, das Ruder herum zu reißen.

* * *

Noch einige Worte zur eigenen Branche, zu Journalisten. Ganz ohne geht es nicht, wenn man über Thomas Bach berichtet und/oder nachdenkt. Bach teilt den Journalismus im Grunde in zwei Lager, vielleicht drei, aber die Masse derer, die aus vermeintlich neutralem Blickwinkel alles nur beobachten, möchte ich getrost vernachlässigen. Bleiben zwei Lager. Darauf spitzt es sich zu. Seine Fans und diejenigen, die seine Fans als seine Feinde bezeichnen.

Berichterstattung hat er schon immer gern gelenkt, früher wie heute. Am Beispiel Vancouver habe ich eine dieser Runden beschrieben. Die Teilnahme an solchen Runden war für mich gewiss kein Menschenrecht, um das ich wie ein Berserker gekämpft hätte. Zu Beginn, als Einsteiger, rief Bach sogar an, vor allem, als ich Mitte der neunziger Jahre über zwei Sessionen und einen Olympischen Kongress fürs ARD-Fernsehen berichtete. Das hat ihn interessiert. O-Töne, Bilder.

Aber man lebte sich doch zügig auseinander.

Diese Hintergrundgespräche meist kurz vor IOC-Sessionen, waren stets gespalten: Das Wort führten die Fans, etwa ein Tennispartner von Bach von der dpa, die in ihren Nachrichtenagenturen keine Meldung, erst recht keinen längeren Text, den sie ausnahmsweise nicht selbst geschrieben hatten, ohne ein Zitat des Dr. Thomas Bach mindestens im zweiten Satz duldeten. Das waren Grundregeln im Agenturgewerbe. Einflussreiche Journalisten, Meinungsmacher, die bei Olympischen Spielen ihre Korrespondenten spätabends ins IOC-Hotel schickten, um Dr. Thomas Bach die zusammen tackerten Meldungen des Tages, noch warm vom Kopierer, aufs Zimmer zu bringen – wie 2002 in Salt Lake City. Ressortleiter, die mir 1996 in Atlanta, als ich dem SPIEGEL das Material zu einem Beitrag („Schatztruhe geöffnet“) geliefert hatte, der Top-Thema war im IOC, sagten: Sie verstünden nicht, wie man „so etwas machen kann, jetzt, da doch endlich wieder einer von uns“ im IOC ganz oben anklopft.

Bach kandidierte damals (erfolgreich) für das Exekutivkomitee. Ein Deutscher! Einer von uns!

„So etwas machen“, habe ich nie vergessen.

Übersetzung: Journalismus.

Wenig später begann die Phase, in der Bach seine Anwälte sprechen ließ, die sich Ausforschungsfragen verbaten, und als seine Claqueure zugleich falsch behaupteten, die Feinde würden nicht mit ihm reden. Als Dr. Bach vor den Feinden wegrannte und in den Fahrstuhl flüchtete, wie im Fiesta Americana in Cancún, die Episode erwähnte ich bereits.

Als Dr. Bach seinen Gestaltungsspielraum 1999 in Lausanne resolut nutzte und dem Bundesinnenminister, der gerade das IOC hart kritisiert und einige Argumente dafür aus einem Buch der Feinde entnommen hatte, aufs Klo nachrannte und ihm dort ein Argumentationspapier des IOC in die Hand drückte, worüber die Feinde natürlich wahrheitsgemäß berichteten, was die Freunde überhaupt nicht verstanden.

Oder wie in Salt Lake City im Little America, wo sich die Feinde unter die Fans gemischt hatten und ein zwangloses Gespräch begannen, wohl wissend, dass die Fans wieder zum Hintergrundgespräch geladen waren und Dr. Bach gleich auftauchen musste. Da kam er auch schon aus dem Fahrstuhl und als er eine der Säulen im Foyer passiert hatte, sah er die Feinde mitten unter den Freunden. Er versteckte sich hinter der nächsten Säule und zögerte, seine Diener reagierten und zogen flink mit den Fans von dannen.

Kinderspiele. Real existierender Journalismus.

So lief das lange Jahre. Und ehrlich gesagt, es war schon ziemlich ermüdend. Berichterstattung aus der Grauzone, wo das eine nie mit dem anderen zu tun hat, wo Gesetze der Logik gern mal außer Kraft gesetzt werden, wo Dinge selten miteinander korrelierten, weil schließlich die vielfältigen Lebenssachverhalte dominierten.

13 Gedanken zu „Thomas Bach: die vielfältigen Lebenssachverhalte des unpolitischsten deutschen IOC-Präsidenten“

  1. Pingback: live aus Rio (24): die Verhaftung des Patrick Hickey • Sport and Politics

  2. Johannes Aumüller und Thomas Kistner in der SZ: Neue Irritationen um Thomas Bachs Diplomatenpass

    [Bach] war im Juli 1994 „für die Zeit seines Vorsitzes in der Evaluierungskommission des IOC für die Winterspiele 2002“ ein Diplomatenpass erteilt worden, heißt es in einer schriftlichen Antwort des Ministeriums auf eine Frage des Bundestagsabgeordneten Özcan Mutlu (Grüne). Und nach der Zeit als Kommissionschef habe Bach ob seiner Funktion als Mitglied bzw. Vizepräsident bzw. Präsident des IOC „vor dem Hintergrund des besonderen deutschen Interesses an der Förderung der olympischen Bewegung“ bis jetzt Diplomatenpässe erhalten.

  3. Johannes Aumüller und Thomas Kistner in der SZ: Ein Diplomatenpass ist Thomas Bach zu wenig

    Nach Informationen der SZ erbat sich der 62-Jährige nach seiner Wahl zum IOC-Boss im Herbst 2013 erweiterte Privilegien für seinen Reiseverkehr. Aus Berliner Sicherheitskreisen heißt es, Bach habe sich um eine Freistellung von den sogenannten Luftsicherheitskontrollen bemüht. […] Nach SZ-Informationen erfüllte die Behörde das Begehr des IOC-Präsidenten nicht.

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