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Das Olympische Bildungsmagazin

live aus Rio (3): Doping, Russland, Rudern, IOC-Session #Tokio2020

BARRA DA TIJUCA. Ich schlafe noch ein paar Minuten den Schlaf der gerechten Erkälteten, während dieser Beitrag per Autopilot online geht. Ich denke, dass ich diesen Beitrag bis Mittwochabend fortschreibe, mich dabei allerdings auf die Dopingmeldungen und auf die IOC-Session (Tag 1) konzentriere. Den Arbeitstag beginne ich mit der Auftaktpressekonferenz des DOSB im Deutschen Haus (9.00 Uhr Ortszeit, 14.00 MESZ), dazu blogge ich ebenfalls so live mit, wie es geht, wenn es die Internetverbindung erlaubt, was hier außerhalb der offiziellen Zonen problematisch ist.

Den vorläufigen Ehrenpreis für die tölpelhafteste Berichterstattung geht übrigens an eine Zeitung namens „Express“ in Köln. Dort heißt eine heißgestrickte Überschrift:

Ungefähr so hatte ich es erwartet, als ich am vergangenen Freitag dieses „Geheim-Papier“ veröffentlichte – und gestern noch einmal. So funktionieren Medien. Dass die DOSB-Führung den Strategie-Entwurf „DOSB 2020“ nicht am 22. Juli, wie vom „Express“ behauptet, sondern bereits einen Monat vorher verschickt hatte, spielt da schon keine Rolle mehr.

Nun also zur Dopingfrage, es werden einige Entscheidungen des Welt-Sportgerichtshofes CAS erwartet, und die Dreier-Truppe des IOC – Claudia Bokel, Uğur Erdener und Juan Antonio Samaranch jr. -, die alle von den Sommersportverbänden vorgeschlagenen russischen Teilnehmer überprüfen soll, wird ebenfalls in Kürze ihre ersten Entscheidungen verkünden. Schließlich beginnen heute, zwei Tage vor der Eröffnungsfeier, mit Fußballspielen (ohne russische Beteiligung) schon die ersten Olympiawettbewerbe.

Während Europa ruhte, kam hier, nach dem ersten Sitzungstag der IOC-Session, der erste Beschluss der sogenannten Ad hoc Division des CAS – Insidethegames berichtete als erstes Medium. Der Einspruch von 17 russischen Ruderern wurde demnach abgelehnt, die Damen und Herren dürfen nicht an den Spielen teilnehmen, so wie es der Ruder-Weltverband FISA beschlossen hatte. Das FISA-Urteil zählt neben den Entscheidungen in der Leichtathletik (IAAF) und Gewichtheben (IWF) zu den bemerkenswertesten unter den 28 Sommersportverbänden. Die Russen waren schon vor einigen Jahren mal von der FISA gesperrt worden.

Was wir dazu bislang wissen – Stand Dienstag, Ortszeit 21.47 Uhr, wird ergänzt:

1) McLaren-Report

2) Entscheidung des IOC-Exekutivkomitees

3) FISA-Stellungnahmen (insgesamt vorbildlich)

4) Dazu FISA Updates vom Dienstag:

First update (midday CET):

FISA confirms that the 17 Russian rowers determined by FISA to not have undergone a sufficient number of anti-doping tests analysed in a WADA Accredited laboratory over the past 18 months, “in order to ensure a level playing field” in rowing, have filed a an application for a “stay of the execution of the  [FISA] decision challenged” with the Ad Hoc Division of the Court of Arbitration for Sport in Rio de Janeiro. A hearing in front of three arbitrators is scheduled for 14:30 hrs Rio time today, 2 August 2016. As more information becomes available, updates will be posted. It should be confirmed that any decision does not affect the status of the new crews that have taken up the lost quota positions.

Second update (midnight CET):

FISA today appeared at the Court of Arbitration for Sport to participate at a hearing at which FISA’s decision that 17 Russian rowers did not meet the IOC requirement “to carry out an individual analysis of each athlete’s anti-doping record, taking into account only reliable adequate international tests and the specificities of the athlete’s sport and its rules, in order to ensure a level playing field.“ The Court has just announced that the FISA decision stands and the appeal is dismissed.

However, FISA confirms that two more appeals have been lodged by the Russian Rowing Federation on the cases of the one Russian rower considered ineligible by the IOC for implication in the McLaren report and the other case is for the two Russian rowers considered ineligible by the IOC for previous anti-doping code violations. These hearings will take place at 11:00 hrs Rio time on 3 August 2016.

5) Die Mitteilungen der Ad hoc Division hier in Rio:

01.22 Uhr (nochmals: alle Zeitangaben Ortszeit): Eine Kleinigkeit, weil das selbst unter erfahrenen IOC-Berichterstattern für Verwirrung sorgt, die Frage, wie viele Kommissionen (die meisten entstammen Bachs typischem taktischen Repertoire) sich nun eigentlich mit dem Russland-Komplex befassen. Well, präzise betrachtet:

  1. Der WADA-Sonderermittler Richard McLaren soll seine Recherchen fortsetzen und aus dem Interims-Report einen abschließenden Bericht machen, so inzwischen die Sprachregelung. Das IOC sichert mehr Geld zu als die klamme WADA.
  2. Hinzu kommen drei reine IOC-Kommissionen: Eine fünfköpfige Disziplinarkommission unter der Leitung des stellvertretenden IOC-Ethikchefs Guy Canivet aus Frankreich soll sich mit der Verantwortung des russischen Sportministeriums befassen.
  3. Eine zweite Disziplinarkommission unter Leitung des Schweizer IOC-Mitglieds Denis Oswald soll sich allein um die Aufarbeitung des systematischen Betruges bei den Winterspielen 2014 in Sotschi kümmern, wo weit mehr als ein Dutzend Medaillen neu vergeben werden könnten.
  4. Außerdem die derzeit wichtigste der Kommissionen, die oben bereits erwähnte DreiergruppeClaudia Bokel, bis zum Wochenende noch Chefin der IOC-Athletenkommission, inzwischen turnusmäßig abgelöst, sowie die beiden Bach-Getreuen Uğur Erdener (Türkei) und Juan Antonio Samaranch jr. aus Spanien.
  5. Zählen wir letztlich einfach noch die von Putin benannte neue russische „Antidoping-Kommission“ hinzu, geleitet vom wohl ehemaligen KGB-Spion, dem IOC-Ehrenmitglied Witali Smirnow, bis vergangenem Jahr noch IOC-Doyen. Smirnow, ich beschrieb es unlängst, war einer der Architekten des sowjetischen Sportwunders und Organisationschef der Sommerspiele 1980 in Moskau, die offiziell keinen Dopingfall verzeichneten, bei Zweittests in Köln aber jede Menge positive Resultate.

07.34 Uhr: Kurz vor dem Aufbruch zum Deutschen Haus. Was ist da eigentlich passiert am ersten Tag der IOC-Session gestern? Hatte das gegen Mitternacht für ein Medium etwa so zusammengefasst:

Routiniert hat Präsident Thomas Bach eine Mehrheit der Mitglieder organisiert. Nach einer Diskussion über das russische Dopingsystem, die mehr geprägt war von Kritik an der Welt-Antidoping-Agentur WADA als an den Hintermännern in Russland, ließ Bach die anderen 84 Mitglieder im Saal per Handzeichen abstimmen. Ob sie mit den Entscheidungen des IOC-Exekutivkomitees vom Juli und der Deklaration des sogenannten Olympic Summit vom Juni einverstanden seien, wollte Bach wissen. Ausgezählt wurde nicht. Maximal 83 Mitglieder stimmten ihm zu, sollten zu diesem Zeitpunkt ausnahmsweise alle im Saal gewesen sein. Nur ein Mitglied widersprach: der Brite Adam Pengilly, der als gewählter Athletenvertreter in zwei Jahren turnusgemäß aus dem IOC ausscheidet.

Pengilly, einst Vizeweltmeister im Skeleton, hatte in den Wochen zuvor vehement härtere Strafen gegen Russland gefordert und auf der Session am Dienstag in Barra da Tijuca auch vehement kritisiert, dass das IOC die Whistleblowerin Julia Stepanowa nicht für Rio de Janeiro zulässt, weil sie angeblich nicht die „ethischen Voraussetzungen“ für eine Olympiateilnahme erfülle. Diese Entscheidung schade der Dopingbekämpfung, sagte Pengilly in der Session.

Die Abstimmung war ein klassischer Move des Thomas Bach. Erst hatte er in einer Rede erneut die Verantwortung des IOC zurückgewiesen und den schwarzen Peter einmal mehr der Welt-Antidoping-Organisation WADA zugeschoben. Dann bekam das dienstälteste IOC-Mitglied, Richard Pound aus Kanada, wie so oft eine verbale Breitseite ab. Pound hatte vor wenigen Wochen den Ausschluss des gesamten russischen Olympiateams als „nukleare Option“ bezeichnet. Bach nannte Pounds Vergleich wiederum „unangemessen“. Die Folgen einer „nuklearen Option“ seien „Tod und Verwüstung“, sagte Bach. „Dafür steht die Olympische Bewegung nicht.“

Pound, der im November 2015 den ersten spektakulären Untersuchungsbericht der WADA vorgelegt und das staatlich orchestrierte Doping in Russland belegt hatte, hielt auf der Session argumentativ dagegen und sprach sich für die Einberufung einer außerordentlichen Vollversammlung aus. Als Bach seine Pappenheimer fragte, ob sie die Beschlüsse unterstützen, hob Pound allerdings auch die Hand. Das nennt man olympische Dialektik.

Im Verlaufe der knapp zweistündigen Diskussion zur Doping-Thematik hatten einige der üblichen Verdächtigen wie Gerardo Werthein (Argentinien) oder Alex Gilady (Israel), allesamt dem Lager des IOC-Präsidenten zugehörig, in selten erlebter Schärfe die WADA attackiert. Der russische NOK-Präsident Alexander Schukow, von Bach zum Chef der Koordinierungskommission für die Winterspielen 2022 in Peking ernannt, erneuerte seine unbelegte Behauptung, Russland sei Opfer einer internationalen politischen Kampagne.

Bach hatte am Sonntag, auf seiner ersten großen Pressekonferenz im Olympic Parc in Barra da Tijuca bereits verkündet, die weltweit erbittert geführte Dopingdiskussion und die von Korruptionsskandalen und Organisationschaos überschatteten Rio-Spiele würden dem IOC und der olympischen Marke keinen Schaden zufügen. Das sehen sogar viele IOC-Mitglieder anders, die nun per Handzeichen die von ihm herbei geführten Beschlüsse und Deklarationen unterstützten. Eine geheime Abstimmung hätte ein ganz anderes Bild ergeben. So aber wurde dem IOC-Präsidenten der Wunsch nach Einigkeit erfüllt. Bach hat schon als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) immer wieder die Psalme der Einheit und Einstimmigkeit vorgetragen. Die Einheit seiner olympischen Bewegung ist ihm mindestens so wichtig, wie sie seinem Vorvorgänger und einstigen Förderer Juan Antonio Samaranch war.

Doch kann das symbolische Votum nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im IOC, den 206 vom IOC anerkannten Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und den 35 olympischen Sportfachverbänden gewaltig brodelt. So viel Uneinigkeit war selten.

Inhaltlich ändert die von Bach forcierte Abstimmung ohnehin nichts. Der WADA-Sonderermittler Richard McLaren soll seine Arbeit nun im Auftrag des IOC, finanziell gut ausgestattet, fortsetzen und abschließen. Im IOC befassen sich bereits drei weitere Arbeitsgruppen mit dem Dopingkomplex (die Auflistung gab es bereits weiter oben, die spare ich mir an dieser Stelle). Die Benennung zahlreicher solcher Kommissionen zählt ebenfalls seit Jahren zu Bachs taktischem Repertoire, wobei auffällt, dass meist jene Ergebnisse vorgelegt werden, die Bach nützen.

Die Schiedssprüche des IOC-Trios in Rio und die Entscheidungen der Ad hoc Division des Welt-Sportgerichtshofes CAS werden die nächsten Tage bis zur Eröffnungsfeier bestimmen. Die CAS-Kammer hat soeben den Standpunkt des Ruder-Weltverbandes FISA bestätigt, 17 russische Sportler auszuschließen. Zuvor hatte der CAS in Lausanne schon die Entscheidungsbefugnis des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF (am Beispiel Russland) und des Gewichtheber-Weltverbandes IWF (am Beispiel einer Kollektivsperre für Bulgarien) gestützt.

Die IOC-Führung hat die Fachverbände, von denen einige unter russischem Einfluss stehen, mit einem offensichtlichen Zeitspiel in noch größere Nöte manövriert. Dazu zählt letztlich auch der intransparente Umgang mit mehreren Wellen von Nachtests olympischen Dopingproben aus Peking (2008) und London (2012), was von einigen Verbänden vehement kritisiert wurde. IOC-Propagandachef Mark Adams musste sich am Dienstag entsprechenden Fragen stellen – und konnte die Vorwürfe nicht entkräften.

12.22 Uhr: Nach einem Abstecher zum DOSB, für Linguistiker gewohnt ergiebig (live aus Rio: über breite Spektren, dichte Unterkünfte und Wir-für-Deutschland-Brötchen #DOSB), bin ich wieder auf der IOC-Session eingetroffen. Snacks auf Kosten des Organisationskomitees, zuvor auch einige Eckchen des Wir-für-Deutschland-Brotes. Noch eine Tablette reingezogen, dann geht es weiter.

Da das IOC die Entscheidungen über die Erweiterung des Olympiaprogramms 2020 absegnet, sind heute ein paar Hundertschaften japanischer Reporter eingeflogen und blockieren die besten Plätze. Mache es mir auf dem noch weitgehend unbesetzten Podest für die TV-Kameras bequem und arbeite gerade im liegen. Fühle mich also wie zu Hause. Dieses Podest ist das einzige, was ich während der Spiele betreten werde. Nichts größeres – habe Angst, dass es zusammenbricht, aber das sagte ich bereits.

15.21 Uhr: Präsentation Tokio 2020. Danach Programm-Entscheidung. Die größte Erweiterung des olympischen Programms seit Jahrzehnten.

2020 Games will be the most innovated in sports history. Glorious chapter in the history of the Games.

Toshiro Muto, CEO Tokio 2020, spricht erstmal über die Bedeutung der Sommerspiele 1964 für Japan. Damals wurde das spätere IOC-Mitglied Yoshiaki Tsutsumi und sein Vater mit Immobilien steinreich. Tsutsumi, jener Olympier, der 1998 in Nagano alpine Skistrecken an den Balkonen seiner Luxushotels vorbei lenkte. Und der wohl auch die Winterspiele 1998 nach Nagano holte. Die Unterlagen haben die Japaner im IOC-Krisenwinter 1998/99 leider verbrannt. Mal schauen, was aus dem Fundus der 2020-Unterlagen noch zu holen ist.

Hier nochmal die Empfehlungen für das Programm:

Und auch nochmal die Live-Bilder der Session, ist so sicher angenehmer zu verfolgen, ohne ständig zu scrollen:

16.07 Uhr: Franco Carraro, ehemals Bürgermeister von Rom, in den 1960ern schon Präsident des AC Mailand, ehemals Tourismusminister etc pp, ist ein olympisches Wunder. Ich habe in 25 Jahren noch keine vernünftige Rede des langjährigen IOC-Mitgliedes gehört. Dennoch ist er seit gefühlten Jahrhunderten und auf Lebenszeit Chef der olympischen Programmkommission. Dass er nicht richtig durchsieht, hat er oft demonstriert.

16.13 Uhr: Eine der wichtigsten Nachrichten (für mich) bei diesen Spielen darf ich hier hinter der Paywall schon mal verkünden, gerade erfahren: Am Freitag werde ich bei der Eröffnungsfeier im Maracana neben meinem Lieblings-Olympia-Eröffnungsfeier-Kollegen G. sitzen. Beide mit Schreibpult. Es läuft!

(Derzeit läuft nur meine Nase.)

  • Baseball
  • Karate
  • Softball
  • Surfen
  • Sportklettern

Chang Ung aus Nordkorea, der in Wien lebt, hat Probleme mit Baseball. Er nennt das schlechte Beispiel Golf, das man für Rio aufgenommen hatte und jetzt mit der Absage der meisten Stars zu kämpfen hat – und gewiss wieder aus dem Programm verschwindet.

Dick Pound sagt, man solle Squash mit aufnehmen, es sei ein Jammer, das so eine wunderbare Sportart nicht dabei sei.

Prinz Albert spricht übers Surfen, das wunderbare Bilder garantiert, hat aber Probleme mit dem Format, will sicherstellen, dass alle Medaillen ausgekämpft werden.

Prinz Tunku geht auf Squash ein. Habe nicht wirklich verstanden, worauf er hinaus wollte. War aber mit etwas anderem beschäftigt und abgelenkt.

Carraro verspricht, dass die MLB während der Olympischen Spiele aussetzt, dass man wenigstens eine saubere Regelung mit der MLB findet, wenn nicht, dann ist Baseball für 2024 wieder aus dem Programm verschwunden.

Zu Squash sagt Carraro: Die Session 2017 in Lima entscheidet neu über das Programm der Sommerspiele 2024, da reden wir dann wieder über Squash. Aber nicht jetzt. Wir entscheiden über das Angebot aus Japan, das vom Exekutivkomitee bereits angenommen wurde.

Warum Squash nicht mit aufgenommen wird, habe ich nie verstanden.

16.40 Uhr: Carraro versteht die einfachsten Fragen nicht, wie immer. Man lacht sich kaputt. Wenn es nicht so traurig wäre. Es geht schließlich um einiges für die Sportarten und Verbände.

Bach sichert Prinz Albert zu, dass es im Surfen definitiv auch Bronzemedaillen geben wird und dass die ausgekämpft werden, das Format wird entsprechend angepasst.

16.47 Uhr: Zack. Kurzer Beifall. Fünf Sportarten akzeptiert. Das ging flott. War aber auch klar und lag schon im Verantwortungsbereich des Executive Board.

17.26 Uhr: Der Medientermin mit den japanischen Tausendschaften ist wieder mal super. Die Frage von Owen Gibson (Guardian) verstehen sie natürlich nicht bzw wollen nicht verstehen. Gibson hatte einfach nur danach gefragt, ob sie das auch so sehen, wie der IOC-Präsident, dass all die Skandale (Doping, Korruption – mit japanischer Tokio-2020-Verstrickung) der olympischen Marke nicht schaden.

17.28 Uhr: Die jüngste CAS-Mitteilung:

Mit copy-paste, der Stand der Dinge in Sachen Russland-Doping:

18 CASES REGISTERED – STATUS AS OF 3 AUGUST 2016

Rio de Janeiro, 3 August 2016 – The ad hoc Division of the Court of Arbitration for Sport (CAS) at the Olympic Games Rio 2016 has now registered 18 procedures since its opening on 26 July 2016, setting a new record of cases for one edition of the Olympic Games.

In the afternoon of 3 August 2016, the situation is the following in the arbitrations involving Russian athletes:

  1. Vladimir Morozov and Nikita Lobintsev v/ FINA: a hearing took place on 31 July 2016 and was adjourned to allow the parties to provide additional information to the CAS Panel in charge of the case; this matter is now before the IOC for determination as to whether these two athletes are eligible to participate in the Rio Games or not.
  2. Yulia Efimova v/ Russian Olympic Committee (ROC), IOC and FINA: a hearing took place on 1 August 2016 and was adjourned; it will resume on 4 August 2016.
  3. Viktor Lebedev v/ ROC, IOC and United World Wrestling (UWW): this case will be heard after the Efimova case has been decided.
  4. Russian Weightlifting Federation (RWF) v/ International Weightlifting Federation (IWF): the RWF has appealed against its suspension; a hearing was held this morning and the Panel in charge of it decided to dismiss the application, considering that the IWF Rules allowing the IWF to sanction a national federation which “by reason of conduct connected with or associated with doping or anti-doping rule violations, brings the sport of weightlifting into disrepute” (Article 12.4 of the IWF Anti-doping Policy) was valid and was properly applied in the circumstances.
  5. Andrey Kraytor v/ IOC and International Canoe Federation (ICF): a hearing is scheduled for this evening, but the matter is now before the IOC for determination as to whether this athlete is eligible or not and so the CAS procedure may become moot.
  6. Daniil Andrienko and 16 other rowers v/ World Rowing Federation (FISA) and IOC: a hearing took place on 2 August 2016. The Panel in charge of it decided to dismiss the application considering that the FISA decision to deny the entry of these athletes in the Games was in accordance with the IOC decision of 24 July 2016 setting forth the criteria for the admission of the Russian athletes.
  7. Ivan Balandin v/ FISA: a hearing is taking place today.
  8. Anastasia Karabel & Ivan Podshivalov v/ FISA: a hearing is taking place today.
  9. Daria Ustinova v/ FINA, ROC and IOC: this case will be heard after the Efimova case has been decided.
  10. Tima Turieva, Ruslan Albegov, Adam Maligov and Artem Okulov v/ IWF and IOC: this application was filed today and no hearing has been scheduled yet.
  11. Kirill Sveshnikov, Dmitry Sokolov and Dmitry Strakhov v/ UCI and IOC: this application was filed today and no hearing has been scheduled yet.

17.48 Uhr: Gerade hatte der IOC-Clown Carlos Nuzman (Ehrenmitglied), der schon Skandale und Ruinen bei den Panamerican Games 2007 zu verantworten hat, einen weiteren Auftritt vor der Session. Berichterstattung zu Rio 2016. Das Chaos, das Nuzman angerichtet hat, kann draußen ja jeder sehen, aber das IOC muss feiern und so tun, als ob alles fantastisch wäre.

Before we can enjoy the images …

Sagt Nawal El Moutawakel, Chefin der IOC-Evaluierungskommission.

Thanks to anyone who has helped to deliver spectacular Games.

Marvelous stage for the best athletes of the world to compete.

Thomas Bach sagt:

It is too early to celebrate. Difficult task in even difficult times for Brazil.

Ich werde nie vergessen, welchen Schwachsinn die Brasilianer 2009 in Kopenhagen versprochen hatten. Damals war die Welt bereits von einer Finanz- und Wirtschaftskrise erschüttert.

Nur nicht Brasilien.

Angeblich.

  • Man hatte ja die gigantischen Ölfelder vor der Küste (nie erschlossen, überzogen).
  • Man hatte ja keinerlei Finanzprobleme – erklärte sogar der Präsident der Zentralbank damals (Schwachsinn).

Immerhin, als erster meldet sich Baron Beckers aus Belgien, 2009 noch nicht IOC-Mitglied, und sagt, wenn ich durch die Liste der Probleme gehen würde, bräuchte ich mindestens eine dreiviertel Stunde. Wie stellt ihr sicher, dass die Sportler rechtzeitig zu den Arenen kommen?

Auch Prinz Albert sorgt sich.

Nun der Dösel Alex Gilady. Fragt die Brasilianer, was sie als die drei größten Probleme einschätzen und wie sie die lösen wollen.

Camiel Eurlings, ehemaliger Jungstar der Niederlande (einst KLM-Boss und potenzieller Ministerpräsident), lobt Nuzman und sein Team.

Denis Oswald gratuliert ebenfalls. Spricht dann über Verkehr und andere Schwierigkeiten. „Access to the venues“ – Kernfrage bei einem so gigantischen logistischen Projekt.

Die Brasilianer antworten irgendwas, sagen aber eigentlich nichts. Nichts Nachvollziehbares zum Verkehr (was sollten sie auch, sieht doch jeder), jetzt reden sie über die stinkende Lagune.

Ich habe übrigens noch nie eine so schlecht ausgeschilderte Olympiastadt erlebt. Unfassbar. Auch im Olympic Parc katastrophal. Andere Olympiazentren habe ich noch nicht besucht, reiße mich auch nicht drum, ganz ehrlich.

Ok, nun die Top-Probleme laut ROCOG:

  1. Verkehr (how to get people from Rio to Barra)
  2. Sicherheit (70.000 people working in security, find balance between security and speed)
  3. Finanzen (that has been really difficult to balance all that)

18.13 Uhr: Schlusspfiff für heute. Bach hat die IOC-Session geschlossen, morgen geht es ab 9 Uhr weiter, da bin ich zunächst wieder bei den Deutschen und der Präsentation des Fahnenträgers/der Fahnenträgerin – gehört ja zum olympischen Ritual.

Melde mich vielleicht später nochmal – muss aber jetzt essen, Caipi trinken (hilft gegen fiebrige Erkältungen), heiß duschen und fit werden für die nächsten 18 Tage.

22 Gedanken zu „live aus Rio (3): Doping, Russland, Rudern, IOC-Session #Tokio2020“

  1. Hallo zusammen,

    kann mir jemand mit dem Pass helfen?
    Gebe den Code bei Gutschein einlösen ein, dann kommt die Meldung „Gutschein akzeptiert“, anschließend passiert aber nichts. Klicke ich auf „Zeitpass gekauft?“ erfolgt eine Weiterleitung auf eine andere Seite, da erscheint „Sie sind bei Laterpay angemeldet“ und ich werde auf den Blog-Beitrag redirected. Er ist dann aber weiterhin hinter der Paywall….

  2. Ich bin anscheinend auch zu blöd…
    Habe wie unter #1 beschrieben die Schritte durchgeführt, ab #2 finde ich nicht.

  3. Walter, Du hast bei der Buchung einen (sechs-Buchstaben-)Code erhalten den Du unter jedwedem Beitrag als Gutscheincode einlösen kannst. Dann kostet der Rio-Pass nur noch 0,00 EUR. Ging vermutlich nicht einfacher.

  4. Ich hatte dasselbe Problem wie Walter gerade auf einem Apfel-Endgerät. Nach Eingabe des Gutschein-Codes hatte ich schlicht und einfach übersehen, dass der Preis des Rio-Passes nach Eingabe auf 0 EUR gesetzt wird. Den klickt man dann an, kauft ihn dann und schon ist man hinter der Paywall. Bischen von hinten durch die Brust ins Auge, aber nix unüberwindliches. Und ich weiß nicht, ob so etwas technisch anders oder einfacher geht, jedenfalls funktioniert es.

    Apropos funktionieren, was macht denn die Unterkunft der Australier, die vor einigen Tagen Thema war, Stichwort Klempner dringend benötigt?

  5. Vielen Dank für die Hilfe!
    Jetzt habe ich es auch geschnallt.
    Auf die Idee nochmal zu kaufen, muss man erstmal kommen.

  6. @ Walter & Co.

    Nochmal kaufen (mit Geld) sollte eigentlich niemand. Sollte es geschehen sein, meldet Euch bitte nach Abschluss dieses Abenteuers – dann gibt es selbstverständlich ein Extra.

  7. @cf so ist es! Man muss nochmal kaufen, für 0 Euro, wenn man eben den Code, der einem beim Kauf des Olympia-Passes mitgeteilt wurde, eingibt und dann nochmals „kauft“, für’n „Nuller“.

  8. Die größte Erweiterung des olympischen Programms seit Jahrzehnten.

    Noch größer! Noch teurer! Noch nachhaltiger, was Naturzerstörung und die Belastung öffentlicher Haushalte anbelangt!

  9. Die Surfer werden begeistert sein. Bis 2020 ist ja noch viel Wasser aus Fukushima geflossen.
    Hatte neulich diesen Artikel über Wasserqualität in Rio gelesen.
    http://www.spiegel.de/sport/sonst/olympia-2016-in-rio-de-janeiro-segeln-im-molotow-cocktail-a-1104957.html
    Nichts groß Neues, aber diese Aussage des Seglers Erik Heil, der sich schon eine Entzündung eingefangen hat, finde ich erwähnenswert:

    Wir haben uns die vergangenen vier Jahre auf diesen Wettkampf vorbereitet. Ich setze mich da auch gerne dem Risiko aus, dass ich mir noch ein zweites oder drittes Mal ein Bakterium einfange, wenn ich dafür an meinem sportlichen Höhepunkt teilnehmen kann.

    Und sollte ihm demnächst ein Bein abfaulen, wird die olympische Familie ihn sicherlich als Helden feiern.

  10. Ist doch toll — dann kann er das nächste mal sogar bei den Paralympics mitmachen. Das Zitat ist ja aber auf einer Linie mit Aussagen, wie man sie auch aus dem Doping-Kontext kennt — wenn man Sportler fragt: „Wären Sie bereit, für [eine olympische Medaille] auf [10] Jahre Ihres Lebens zu verzichten?“, bekommt man ja wohl auch recht hohe Zustimmungsraten, wenn ich mich da recht entsinne…

  11. Hallo Jens,

    könntest du Aussagen wie „der Dösel“ oder „..der schon Skandale und Ruinen … zu verantworten hatte“ mit entsprechenden Links hinterlegen?

    Ich bin ein einfacher im Zug mit brüchiger mobiler Internetverbindung lesender Leser und kann mir das nicht selber ergooglen.

  12. Jemand Lust auf einen Spontan-Trip zur Eröffnungsfeier? Es gibt noch Tickets:

    http://www.sport1.de/olympia/2016/08/olympia-2016-noch-1-2-millionen-eintrittskarten-verfuegbar

    Hab es gerade auf der offiziellen Ticket-Seite probiert, für die Kategorien C – A (328 EUR – 1.260 EUR ) kann noch geordert werden.

    Live-Update: Karten der Kategorie C sind inzwischen „unavailable“, also ausverkauft oder vom Markt genommen oder an Jack Warners family-and-friends gegangen oder oder oder

  13. Pingback: live aus Rio (26), DOSB-Bilanz: „Der Abwärtstrend ist jetzt nicht weiter nach unten gegangen“ • Sport and Politics

  14. Pingback: Russland nimmt Kurs auf die Winterspiele 2018 in PyeongChang: nächste Ausfahrt CAS • Sport and Politics

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