Ooops, da habe ich wieder einmal etwas übersehen. Aber dafür gibt es ja Blogs und vor allem Leser von Blogs, damit die den Hausherrn auf das Übersehene hinweisen. Jedenfalls, Stephan Mayer aus Altötting, Jungspund der CSU, ist gestern nicht out of the blue Aufsichtsrat der Münchner Olympia-GmbH geworden. Nein, Stephan Mayer hat sich zuvor sehr für diese Bewerbung engagiert. Zum Beispiel in der 166. Sitzung des Deutschen Bundestages am 5. Juni 2008. Aus dem Protokoll, Seite 17499 f. (kein Witz):
Nächster Redner ist der Kollege Stephan Mayer, CDU/CSU.
Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Ich möchte mich mit einem Ereignis beschäftigen, das angesichts der Jahreszeit und angesichts des Zeitpunktes, zu dem es stattfinden wird, noch nicht im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung steht, das aber insbesondere aufgrund des gedrängten Zeitplans voller Konzentration bedarf. Wir haben die herausragende Chance, im Jahr 2018 erstmals seit 1972 auf deutschem Boden wieder die Olympischen Spiele auszurichten, und zwar in München.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Schon wieder in Bayern!)
Die Bewerbung Münchens birgt enorme Chancen in sich. Es wäre ein Novum in der olympischen Geschichte, wenn in einer Stadt sowohl Olympische Sommerspiele als auch Olympische Winterspiele stattfänden. Die Bewerbung Münchens ist aber nicht nur eine Bewerbung Bayerns, sondern eine deutsche Bewerbung. Gerade deshalb bin ich dem Deutschen Olympischen Sportbund sehr dankbar dafür, dass er sich auf seiner Mitgliederversammlung am 8. Dezember letzten Jahres einstimmig – wohlgemerkt einstimmig – hinter die Bewerbung Münchens gestellt hat. Ich weiß, es war nicht einfach. Letztendlich aber haben sich alle bereit erklärt, die Bewerbung zu unterstützen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Bayern ist Wintersportland. Es hat schon vielfach gezeigt, dass es ein hervorragender Austragungsort für sportliche Großwettkämpfe ist. Letztmals war dies im Jahr 2005 der Fall, als dort die Nordische Ski-WM in Oberstdorf stattgefunden hat. Im Jahr 2011 wird die Alpine Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen stattfinden. Ich denke, dass wir auch gut daran täten, die Bewerbungen von Inzell für die Eisschnelllauf-WM 2011 und von Ruhpolding für die Biathlon-WM 2012 zu unterstützen.
Die Olympiabewerbung Münchens für das Jahr 2018 birgt hervorragende Vorteile in sich. Ein ganz entscheidendes Kriterium – meines Erachtens sogar das wesentliche Kriterium – ist: Die Bevölkerung in München und im übrigen Bayern steht hinter dieser Bewerbung. Über 80 Prozent der Bevölkerung unterstützen die Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele. Über 90 Prozent der gesamten Bevölkerung Bayerns wissen bereits von der Bewerbung Münchens.
(Ute Kumpf [SPD]: Da schau her!)
Dies ist ein enormer Vorteil. Erinnern Sie sich nur einmal an die Bewerbung Salzburgs für die Winterolympiade 2014. Nach den Bekundungen des IOC war die Bewerbung Salzburgs zum Scheitern verurteilt, weil die österreichische Bevölkerung – insbesondere die Salzburger – leider Gottes nicht hinter der Bewerbung stand. Ich glaube, ganz Deutschland wäre gut beraten, hinter der Bewerbung Münchens bzw. Bayerns für die Winterolympiade 2018 zu stehen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ein weiteres wesentliches positives Kriterium ist, dass Bayern, das Alpenvorland, über professionelle und weltweit anerkannte Wettkampfstätten verfügt.
(Dagmar Freitag [SPD]: Richtig!)
Wir werden ein ökologisches, ein nachhaltiges Nutzungskonzept aufstellen. Der größtmögliche Anteil der Wettkampfstätten wird nach den Olympischen Winterspielen weiter genutzt werden können. Sehr verehrter Kollege Hermann, mit einer Austragung der Olympischen Winterspiele würden wir ganz neue Maßstäbe hinsichtlich des Themas „Sport und Klimaschutz“ setzen. Gerade deshalb glaube ich, dass es sehr schön wäre, wenn die Bewerbung Münchens erfolgreich wäre.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP])
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist, dass die Bewerbungskosten von ungefähr 30 Millionen Euro, die zunächst anfallen, größtenteils von der Privatwirtschaft getragen werden. Die öffentliche Hand – sowohl der Freistaat Bayern als auch der Bund – wird also zunächst nicht zur Kasse gebeten. Weiterhin verfügt das Alpenvorland über eine hervorragende Verkehrsinfrastruktur, die hier und da natürlich noch ausgebaut und verbessert werden muss. Die erforderliche Verkehrsinfrastruktur, sowohl im Bereich Straße als auch im Bereich Schiene, ist aber bereits vorhanden.
(Dagmar Freitag [SPD]: Das ist der bayerische Werbeblock!)
Die Bewerbung Münchens birgt auch enorme Chancen für Bayern – und natürlich auch für Deutschland – als Tourismusland, weil die Besucherinnen und Besucher, die Gäste der Olympischen Winterspiele nicht nur in München bleiben, sich nicht nur in Bayern bewegen, sondern natürlich ganz Deutschland erkunden und besichtigen werden.
Die nächsten Schritte stehen an. Zunächst einmal gilt es, dass München Candidate City wird, also in den engeren Bewerberkreis kommt. Dies wird im Juli 2010 der Fall sein. Der entscheidende Punkt ist, dann bei der Vergabe im Juli 2011 zum Zuge zu kommen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, im Jahr 2006 hatten wir mit der Fußballweltmeisterschaft ein Sommermärchen.
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Herr Kollege!
Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU):
Wir haben nun die hervorragende Möglichkeit, ein Wintermärchen im Jahr 2018 anzuschließen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)In der olympischen Hymne heißt es:
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Herr Kollege, die können Sie jetzt aber nicht mehr komplett vortragen.
Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU):
Ebenen, Berge und Meere leuchten von dir
Wie ein weißer und purpurfarbener großartiger Tempel …Sehr geehrter Herr Präsident, Sie werden mir mit Sicherheit recht geben: Mit diesem Zitat kann nur Bayern gemeint sein. Lassen Sie uns die Bewerbung Münchens deshalb mit viel Leidenschaft, aber auch mit viel Kraft und Elan unterstützen.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Herr Kollege Mayer, ich gebe Ihnen ausdrücklich recht, dass sich dieses Zitat vorzüglich als Einstieg in die Rede geeignet hätte. Aber es ist immer hochgradig riskant, es für einen Zeitpunkt zurückzustellen, der schon jenseits der gewährten Redezeit liegt.
(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)
Nun erhält die Kollegin Petra Heß das Wort.
(Beifall bei der SPD)
Petra Heß (SPD):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Mayer, wir haben jetzt fast Glück gehabt, dass Sie die olympische Hymne nicht noch gesungen haben.
(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Das war wirklich Glück! Ich kann nicht singen!)
Im Übrigen ist auch Thüringen ein hervorragendes Wintersportland. (…)
Kann jemand was zu dieser Umfrage sagen? Waren es vielleicht 80 Prozent der CSU-Wähler?
Na ja, 80% sind 4 von 5, also vielleicht die drei (oder wie viele das auch waren )Geschäftsführer der Bewerbungs GmbH plus zwei Ehefrauen. :) Anderseits würden da die 90% nicht passen, so dass das vielleicht doch insgesamt 10 Leute waren. (Solche glatten Zahlen sind auf jedem Fall schon mal sehr suspekt.) ;)
Diese Protokoll liest sich irgendwie wie ein Theaterstück, finde ich, also sehr unterhaltsam und schön, dass es davon noch 18000 Seiten mehr gibt. :D
Es soll Bewerbungsbücher gegeben haben, in denen von mehr als 100 Prozent Unterstützung die Rede war.
Über 100% Zustimmung? Das ist ja wie 25 Arbeitsstunden an einem Tag, wenn man nicht nur durchgearbietet, sondern auch noch die Mittagspause weggelassen hat. :)
So mit Mehrfachnennungen und Rundungen bekommt man das auch hin. :) Und wie ich gerade gelesen habe, sind das ja 4 Leute da, so dass ich denke, dass die zugestimmt haben und die 20% Gegenstimme war denn vielleicht die Reinigungskraft mit Migrationshintergrund, die einfach bei der Umfrage was nicht richtig verstanden hat und deshalb falsch geantwortet hat (NEUE Theorie).
@Torsten: 150% Zustimmung sind überhaupt kein Problem. Man befragt ja nicht nur die Bayern in ihrer Eigenschaft als begeisterte Einwohner, sondern auch nochmal in ihrer Eigenschaft als Angestellte oder Unternehmer in einer Wirtschaft, die von Olympia profitieren
wirdsoll. Blühende Almen und so.War nicht die Handball-WM bereits das „Wintermärchen“?
Welch eine schöne Rede. Ich musste mir doch glatt die eine oder andere Träne von meinen rosigen Wangen wischen. Und Heidi lief lachend auf ihren Großvater zu. Glücklich und zufrieden vielen sie sich in die Arme. Ach,
die WeltBayern ist so schön und voller Liebe!Pingback: Notizen vom Sportausschuss (9) oder: “Berlino ist ein Klasse-Sympathieträger” : jens weinreich
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