Interessante Notiz zwischendurch: Die Sportabteilung des BMI, die sich in den vergangenen Jahren doch einige Male vorgeführt fühlte, kommuniziert proaktiv. Noch immer stehen bekanntlich die Antidopingberichte für 2008 aus. Ich meine, wir schreiben das Jahr 2010, demnächst sollen die Spitzensportverbände ihre Berichte für 2009 vorlegen, und der Gesamtbericht für 2008 ist noch immer nicht öffentlich.
Präzise betrachtet wurde der Bericht für 2007 ja nur von Journalisten veröffentlicht, zuerst von Holger Schück, im Original steht er nur hier.
Ich habe mich leidlich um den Bericht für 2008 bemüht, der derzeit von BMI und DOSB unter Mitwirkung von BVA und NADA aufgehübscht wird. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat im Dezember im Sportausschuss angedeutet, dass es mit etlichen Verbänden Probleme gibt. Seither glühen die Drähte. Der Ausschuss will das Thema behandeln, planmäßig aber erst im März.
Und siehe, soeben verkündet das BMI per Presseverteiler:
Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär, zum derzeitigen Stand der Auswertung der Anti-Dopingberichte 2008
Das Bundesministerium des Innern (BMI) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) haben sich auf ein gemeinsames Verfahren verständigt, nach dem die Anstrengungen der Sportfachverbände und Erfüllung ihrer Verpflichtungen bei der Bekämpfung des Dopings im Sport ermittelt und bewertet werden. Dies geschieht in Form der sogenannten Anti-Dopingberichte. Hierbei handelt es sich um Selbstauskünfte der Verbände, die jeweils zum 31. März über das vorangegangene Jahr erhoben werden. Sie werden von der NADA unter Einbeziehung vorhandener Erkenntnisse auf Plausibilität und Schlüssigkeit geprüft und anschließend vom BVA unter zuwendungsrechtlichen Aspekten ausgewertet.
In Auswertung der Anti-Dopingberichte 2008 wurden bei 41 Zuwendungsempfängern (von 60 = 68%) keine Beanstandungen festgestellt. Staatssekretär Dr. Bergner begrüßt ausdrücklich, dass damit die Mehrheit (mehr als Zweidrittel) der Verbände im Berichtsjahr eine vollständige Umsetzung der umfangreichen Vorgaben zur Anti-Dopingbekämpfung erreicht hat.
Bei 19 Zuwendungsempfängern (= 32%) sind Mängel festgestellt worden. Dabei handelt es sich um – vielfach formale – Verstöße aus dem Jahr 2008, die zum Beispiel in der nicht ausreichenden Umsetzung des NADA-Codes in den Satzungen, fehlerhaften Antidopingklauseln in den Arbeitsverträgen der Beschäftigten oder der unzureichenden Durchführung von Wettkampfkontrollen lagen. Hier werden Rückforderungsverfahren eingeleitet. Insgesamt belaufen sich die möglichen Rückforderungen nach heutigem Stand auf gut 200.000 Euro.
Bei einigen Verbänden werden vor Erlass des Rückforderungsbescheides derzeit erneut Anhörungen des BVA durchgeführt. Angesichts der noch laufenden Verwaltungsverfahren können weitergehende Angaben derzeit nicht gemacht werden. Über diesen Sachstand sind heute auch die Obleute im Sportausschuss des Deutschen Bundestages unterrichtet worden.
Verstöße in der Umsetzung des NADA-Codes oder gegen Auflagen in den Zuwendungsbescheiden werden mit diesen Rückforderungen konsequent verfolgt. Damit unterstreicht die Bundesregierung ihren Grundsatz, Steuergelder nur sauberem Sport bei konsequenter Dopingbekämpfung zur Verfügung zu stellen. Diese deutlichen Sanktionen sind schmerzhaft für die verstoßenden Verbände, werden zugleich Signalwirkung für die Zukunft haben und die Verbände zu einer noch konsequenteren Beachtung der Anti-Doping Regelungen anhalten.
Soweit zu den Behauptungen des BMI.
Was die Ministerialen und Sportpolitiker, die von Steuermitteln leben, natürlich immer noch nicht begreifen und in ihrer Arroganz nicht begreifen wollen: Dass dieser Bericht, das alle Berichte schon längst öffentlich sein müssten – im Internetz.
Bei 32% sind Mängel festgestellt worden.
Die Rückforderungen belaufen sich (offenbar maximal) auf „gut 200.000 €“.
200.000 € sind aber nur 0,09% des Förderbetrags von 218,5 Mio € im Jahr 2008.
Da haben jetzt entweder nur die gaaaaanz kleinen Verbände geschlampt, die ohnehin fast nichts bekommen. Oder es sind nur klitzeklitzekleine Mängel.
Oder ich habe vergessen, den Familienbonus zu berücksichtigen.
Thomas, ich denke, Du hast sicher den Familienbonus vergessen. Ich wollte nicht gleich alles kommentieren. Dachte mir nur so beim Ãœberfliegen: ein Drittel der Verbände und dann nur 200.000? Wie viel haben sie unterdrückt? Was muss passiert sein, wenn sie Ende 2008 den BDR nicht bestrafen, nun aber bei 1/3 aller Verbände insgesamt 200… Was wäre, wenn die Öffentlichkeit die Originalunterlagen kennen würde und wenn wirklich aktiv geprüft würde. Vergiss nicht: Die Verbände erstatten selbst Bericht! Es passiert also eigentlich gar nichts, wenn sie sich die Zahlen ein bisschen zurechtmauscheln.
Fragen über Fragen.
Pingback: Jens Weinreich
Das kann man einfach erklären.
Ein paar Verbände (32%) haben nicht begriffen, welche Angaben gemacht werden müssen, damit die Selbstauskunft ohne Beanstandungen bleibt.
Das wird Ihnen jetzt erklärt:
Wenn es auch die Letzten kapiert haben, dann kann man die Berichte für 2009 ohne viel Aufwand einsammeln und – oh Wunder – es wird alles von Anfang an ohne Mängel sein.
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Pingback: Tweets die Antidopingberichte 2008 der deutschen Sportfachverbände : jens weinreich erwähnt -- Topsy.com
Thomas de Maizière (SZ): “Es betrifft auch Wintersportverbände�
dradio.de (mp3): Bund droht Sportverbänden bei Dopingnachlässigkeiten
Pingback: Der sportpolitische Komplex oder: Dopingverstöße der Goldverbände BSD und DESG : jens weinreich
ARD: NADA-Geschäftsführer tritt überraschend zurück
Die NADA-Pressemitteilung kam um 11.11 Uhr:
Frau Berninger wäre sicher die richtige Person, die diese Geschäfte nicht nur kommissarisch führen könnte/sollte.
SpOn: Nada-Geschäftsführer Wewer tritt zurück
Michael Reinsch in der FAZ: Nada-Chef Wewer gibt sein Amt auf
FAZ-Kommentar von Michael Reinsch: Wer hat das breite Kreuz?
Thomas Kistner in der SZ: Korfball und Hustensaft
Da kan man Thomas Kistner nur danken, dass er diese Erkenntnis mal schwarz auf weiß hat drucken lassen. Laienkritiker haben für die gleiche inhaltliche Bemerkung schon des öfteren die Gelbe Karte gezeigt bekommen.
JW für dradio.de (02.10.): Chaos und Clinch bei der NADA
JW in der Berliner Zeitung: Eine Frage der Kompetenz – Die Nada offenbart nicht nur strukturelle Probleme
JW für dradio.de: mp3-Datei:
Pingback: Die miserable Erfolgsquote der Dopinganalytik – und die Erfolgsmeldung von BMI, NADA und BVA : jens weinreich
dpa: NADA-Geschäftsführerin Anja Berninger hört auf
Da siegt mal wieder die so genannte Parteien-Demokratie, zu deutsch: der sportpolitische Komplex, über Kompetenz und Engagement.
Schade. Und: eklig.
Friedhard Teuffel im Tagesspiegel: Genervt, gescheitert
Finde ich auch ganz toll und demokratisch und informierend und transparent und vertrauensbildend. Wie soll man denen noch etwas abnehmen ?
FAZ-Kommentar von Michael Reinsch: Der Feind im eigenen Lager
Herbert Fischer-Solms für den Deutschlandfunk: Die NADA wieder führungslos – Die designierte Geschäftsführerin Berninger ein Opfer von Intrigen?
Da werden die bisherigen Bewerber sicher not amused sein, wenn sie jetzt vorab von Dagmar Freitag via Radiostatement über die bevorstehenden Absage informiert werden und ihnen auch noch mitgeteilt wird, dass sie für den Posten nicht geeignet sind.
Den neuen hauptamtlichen Kräften bei der NADA wünsche ich schon jetzt ein dickes Fell im sicher rauhen Arbeitsklima.
Es scheint schon gar keinen mehr zu wundern, dass sich der Sportausschuss in die Stellenbesetzungen einmischt. Eine NADA-Unabhängigkeit ist längst nicht mehr gewollt. Auch die Stelllenausschreibungen für das vermeintlich offene (und tatsächlich noch laufende?) Besetzungsverfahren wirken weniger transparent denn konspirativ (versteckte Bekanntgabe auf der NADA-Homepage mit kurzer Bewerbungsfrist, keine Inserate – zumindest nicht in den eigentlich angemessenen überregionalen Zeitungen und/oder als Anhang der DOSB PRESSE). Angesichts der überarbeiteten Stiftungsverfassung mit sicherlich wieder sehr hehren Formulierungen kann man hier wohl nur noch von Realsatire sprechen.
Wolfgang Hettfleisch in der FR: Der Fall Anja B.
Stefan Osterhaus in der taz: Nachhaltiger Abbau
Grit Hartmann für den Deutschlandfunk: Spielball der Sportpolitik – Martin Nolte wird kommissarischer NADA-Vorstandschef
Boris Herrmann in der SZ: Nada-Krise im Sportausschuss – Lautes Schweigen
Heute bei sport inside: Der Schein der Unabhängigkeit -Hajo Seppelt über die NADA
Michael Reinsch und Anno Hecker in der FAZ: Nada in schwerer See
dpa: Hölz als NADA-Aufsichtsratsvorsitzender bestätigt
dpa: «FAZ»: Andrea Gotzmann wird neue NADA-Vorsitzende
sid: Weiter Unruhe bei der NADA: Aufsichtsratschef geht
Da hat er Recht. Das könnte nur Rudolf Scharping miteinander vereinbaren. ;-)
Grit Hartmann für den DLF: mp3-Datei:
Hölz ( Im Mai 20011 ins Amt gewählt).
Grit Hartmann für den DLF: Nächster Führungswechsel bei der NADA – Aufsichtsratschef Hölz bevorzugt Präsidentenamt im Sport
violavoncramon.de: Zeit für einen echten Wechsel im NADA-Aufsichtsrat
DLF-Sportgespräch mit Dopingjägern und Drahtziehern: Der Stoff aus dem die Träume sind?
dpa: Näder neuer Aufsichtsratsvorsitzender der NADA
NADA: Prof. Näder neuer Aufsichtsratsvorsitzender der NADA