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Das Olympische Bildungsmagazin

Theo Zwanziger bleibt doch (noch) im Amt

Und noch ein Kurzbeitrag, das muss sein. Ehre wem Ehre gebührt. Mensch, ging das diesmal aber schnell: Hatte es vor einiger Zeit immerhin noch 52 Tage gedauert, bis Noch-DFB-Chef Theo Zwanziger von einer Rücktrittsdrohung zurücktrat, so waren es heute nur wenige Stunden. Nachdem im Fall Amerell zunächst ein ausufernder Gerichtsgang vermieden wurde, dürfte die neuerliche Rücktrittsdrohung des Zickzack-Dottore obsolet sein.

Allerdings, wenn selbst die FAZ schon einen Kommentar mit dem Titel „Beckenbauer statt Zwanziger?“ nachschießt, weiß der unbeteiligte Beobachter nicht nur, dass Wolfgang Niersbach ganze Arbeit geleistet hat, dann weiß man auch, was die Stunde geschlagen hat. Vielleicht gibt es bald einen Rücktritt ohne Rücktrittsankündigung. Wäre mal was Neues.

Oder folgt demnächst nur eine Rücktrittsdrohung, die binnen Sekunden verworfen wird?

btw: Wer bekäme im Fall der Fälle, Franz B. und Wolfgang N. würden das DFB-Kommando übernehmen, eigentlich 20ers Sitz im UEFA-Exekutivkomitee?

73 Gedanken zu „Theo Zwanziger bleibt doch (noch) im Amt“

  1. Ich wäre ja für so eine Casting-Show: „Deutschland sucht den Super-Präsi“ oder so. Die könnte die DFL dann auch in eigener Regie vermarkten und Dienstags bei Sat.1 senden. Dann brauchen die das Kirmes-Boxen nicht mehr …
    Mal abwarten, ob und was ein etwaiger Außerordentlicher Bundestag bringt. April, April

  2. Vielleicht hat der Blatter Sepp ja ab Juni nächsten Jahres Zeit für einen neuen Job. Wäre doch interessant den (wahrscheinlich) baldigen Friedensnobelpreisträger im wichtigsten Amt, das dieses Land zu bieten hat, zu sehen.

    @wil
    Wär auch eine Möglichkeit. Aber wer macht den Bohlen damit die Leute auch einschalten? Neururer, Basler, Effenberg, Berholdt…die geballte Fachkompetenz Fussballdeutschlands müsste halt ran.

  3. Ein LoddaMaddeus, es gibt nur ein LoddaMaddeus :-) Aber vielleicht steht ja morgen irgendwo in großen Buchstaben: „Matthäus: Ich bin bereit“

  4. Der Kommentar von Michael Horeni in der FAZ bringt mit der kolportierten Personalpower Beckenbauer als Präsidenten, Niersbach als Generalsekretär und Vertrauten vom Kaiser, Sammer als neuer Bundestrainer und Kahn auf dem Posten des Managers ja gleich die ganz große Lösung im Paket.

    Horeni hat nun bereits zum zweiten mal innerhalb kurzer Zeit Deinen Namen nicht parat. Dafür gibt es von mir Punktabzug.

  5. wieso denn drohung? *BLOL*
    das ist ja wohl eher ein grund, ganz ausgelassen zu feiern, wenn dieser mensch, der seinen laden noch nie unter kontrolle hatte und von einem skandal in den nächsten schlittert, endlich seinen hut nimmt!

  6. Die Herausgabe der Namen der drei Schiedsrichter finde ich recht skandalös. Wer wird sich denn in Zukunft noch dem DFB in ähnlich gelagerten Fällen anvertrauen, wenn man dann Gefahr laufen muss, später in der Presse zu landen?

  7. Ich check das auch überhaupt nicht. Seit wann kann man denn seine Quellen so verpfeifen? Das geht wirklich gar nicht! 25.000 Euro auf der einen Seite – der Wert der Klage wegen Rufschädigung auf der anderen Seite wird die Kohle sicher wieder reinholen…

  8. Warum denn nicht die Namen der Whistleblower an Amerell geben, damit der die Leute fertig machen kann? Wird es in Zukunft eben keine Whistleblower mehr im Schiedsrichterwesen oder im Profifussball generell mehr geben. Aus Sicht des DFB ist so eine skandalfreie Zukunftsvision sicher nicht unattraktiv…

  9. @ Malte und Alex: Wenn ich mich recht erinnere, haben sich die drei Schiris vorige Woche schon mit ausgewählten, DFB-(DFB-philen?) Journalisten getroffen und also selbst ins Haifischbecken gewagt.

  10. Was aber viel bezeichnender für diesen Verband ist: Wenn ich die Ansetzungen richtig gelesen habe, hat Kempter an diesem Wochenende doch Pause …

  11. @wil
    vielleicht hat es ja mit amerells auftritt bei kerner zu tun, über die SPON ausführlich berichtet. wie dem auch sei: jedenfalls läuft es darauf hinaus, dass amerell seine private e-mail korrespondenz mit kempter im gepäck hatte, aus der dann wohl auch eifrig aufklärend vorgelesen wurde — dabei wurde kempter auch der satz zugeschrieben:

    Gleich spielen die Bayern. Hoffentlich fliegen sie raus. Dann können wir darauf anstoßen.

    was kempter für die rolle als unparteiischer natürlich nur so mittel geeignet erscheinen lässt.

  12. In München hält sich schon seit einigen Wochen das Gerücht, das Franz Beckenbauer Präsident werden soll, Matthias Sammer Bundestrainer und Oliver Kahn Manager. Einige Verantwortliche des FC Bayern halten dies angeblich für die Ideallösung.
    Nach der WM wird man sehen…

  13. @kommentatoren7,8,9 und jens

    ich weiss nicht, ob ihr euch da nicht vllt. auf dem holzweg befindet und amerell zu voreilig als einzigen bösen buben in dieser affäre ausmacht.
    ich finde es überhaupt nicht skandalös, sondern vielmehr durchaus vernünftig, dass er unter gerichtlicher aufsicht die namen derjenigen genannt bekommt, die ihn belasten. anonyme eidesstattliche versicherungen vor gericht, wo der beklagte seinen kläger nicht kennt, machen vielleicht sinn bei prozessen gegen die ok, wo mit schwerwiegenden folgen für die aussagewilligen zu rechnen ist. nicht aber hier, wo zudem auch die lage noch völlig undurchsichtig ist, und fast täglich neue beschuldigungen aus den reihen von ‚dr.zwanzigers chaosclan‘ nach aussen dringen und nicht klar ist, wo eigentlich überhaupt die frontlinie verläuft (amerell vs. zwanziger, amerell vs. kempter, amerell vs. x,y,z, amerell vs. wack, wack vs. roth). die „whistleblower“ stehen ja zudem auch nicht völlig schutzlos da, weil für amerell die mediale offenlegung der namen der drei schiris strafbewehrt (25.000€) ist.

    sicherlich spricht einiges dafür, dass amerell seine machtposition gegenüber kempter und vllt. auch anderen gegen die erweisung sexueller zuwendung ausgenutzt hat. aber warum kommt das erst jetzt raus? zumal, wenn es allem anschein nach mehrere betroffene gab und die vorwürfe intern wohl nicht erst seit gestern bekannt waren. warum sind diese erwachsenen menschen nicht früher damit zur polizei gegangen? weiterhin muss man sich fragen – war kempter seine karriere als fifa-schiedsrichter (mit 27 fifa-schiri!!) etwa wichtiger, als seine körperliche unversehrtheit? bzw. wie weit gingen diese zuneigungsbekundungen zwischen amerell und ihm überhaupt? war er vllt. sogar vollkommen einverstanden damit und geht nun nur an die öffentlichkeit damit, weil es aus irgendeinem grunde streit zwischen den beiden gab?

    und welche rolle spielt der dfb in dieser affäre? meines erachtens wird man auf der suche nach denjenigen, die dafür verantwortlich sind, dass es soweit kommen konnte, auch nicht am großen boss zwanni, und seinen „myrmidonen“ niersbach, roth und wack vorbeikommen.
    warum springt auf einmal ein franz xaver wack aus dem busch, trifft sich mit amerells frau um die situation zu „deeskalieren“, nur um dann später im dsf neues öl ins feuer zu giessen, mit der behauptung, amerell habe gelogen? dann kommt wack mit der info, weitere namen von betroffenen schiedsrichtern zu kennen und bereits 2005 schiedsrichter-obmann volker roth auf die problematik hingewiesen zu haben, woraufhin ihm roth unverzüglich mit einer unterlassungsklage droht. wtf???!!!
    also entschuldigung mal, aber die ganze angelegenheit stinkt doch ganz gewaltig zum himmel!
    warum wurde die angelegenheit so lange unter den teppich gekehrt und zwanziger, wack und konsorten sind nun so krampfhaft darum bemüht, den anschein zu bewahren, sie hätten ja alles menschenmögliche getan. für meine begriffe steckt da mehr dahinter, als nur diese geschichte vom schiedsrichterbeobachter amerell, der möglicherweise seine sexuelle lust nicht unter kontrolle hatte und seine schützlinge gegen deren willen missbraucht hat.
    mich erinnern all diese vorgänge, die jetzt scheibchenweise ans licht geraten sehr an clanstreitigkeiten innerhalb der cosa nostra. *ACHTUNG MUTMAßUNG* nur dass man sich beim dfb in ungnade gefallener „familienmitglieder“ nicht mittels blauer bohnen und säurebad entledigt, sondern via schmutziger medienkampagne.

  14. @enrasen

    LOL, ja – ganz meine meinung!´sammer und kahn hätten den laden sicherlich besser im griff als das duo yogi/bierhoff.

  15. @ the_doctor: Huh, ich habe mich inhaltlich doch gar nicht weiter geäußert zu dieser Dauer-Affäre. Mich hat nur 20er mit seinen absurden Finten zu zwei Einträgen motiviert. Ich denke, jetzt begreifen andere, was sie schon 2008 hätten begreifen müssen. Viel mehr als die Beziehungen von Amerell interessieren mich in diesem Geflecht die Strukturen zwischen DFB und so genannten Football Writern. Wer spannt wen ein, wer schläft mit wem, wer hatte jahrelang Tomaten auf den Augen, wer berichtet aus einem Fan-Gehabe heraus etc. pp. Das sind Fragen, die mich da interessieren. Aus journalistischer Sicht ließe sich da einiges analysieren. Aber ich muss mir nicht immer das Maul verbrennen, sondern schaue zu, wundere mich und schweige.

  16. @the_doctor: Inhaltlich magst Du recht haben, aber ich kann das nicht alles lesen. Benutze bitte beizeiten mal Großbuchstaben.

    Randnotiz: Es mag für Amerell bei Strafandrohung verboten sein, die Namen der Schiedsrichter zu veröffentlichen. Aber das muss er ja auch nicht, er muss sie nur verklagen.

  17. Verstehe ich das jetzt eigentlich richtig. Amerell muss 25 000 €zahlen wenn er die Namen nennt.

    Was ist wenn jetzt eine Zeitung Amerell die 25 000 Euro gibt und die Namen dort veröffentlicht werden. Dann muss er das Geld doch nur weiterreichen an den DFB.

    Oder mache ich da einen gedanklichen Fehler.

  18. @jw

    kann ich sehr gut nachvollziehen. besteht auch gar keine notwendigkeit sich da einzumischen. da kann man ganz gelassen zugucken, wie hochmut zu fall kommt…

  19. Pingback: Brandenburger Blogs im Wikio Ranking – März 2010 – Von Stefan Stahlbaum

  20. „Vielleicht gibt es bald einen Rücktritt ohne Rücktrittsankündigung. Wäre mal was Neues.“
    Ich weiß nicht, aber ich glaube schon, daß diese ganze „Schiri-DFB-Clique“ zwar in der Vergangenheit nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stand, aber schon über einen gar nicht so kleinen Einfluß/Macht im DFB verfügt.
    Aber in dem Gebiet kennt sich wahrscheinlich JW besser aus und kann das besser einschätzen.

    Ich habe manchmal den Eindruck, daß es wirklich so eine Art Schiri-Loge gibt, im Vatikan-Staat DFB.
    Wie kommt er denn jetzt auf diese Kirchen-Geschichte – deshalb ;-)

    Auch Zwanziger sieht sich scharfen Vorwürfen von Amerell ausgesetzt. Zwanziger habe „in blindwütiger Art und Weise zwei Menschen und ihre Ehre auf dem Altar der Öffentlichkeit geopfert“, sagte Amerell.
    Zudem könnte die außergerichtliche Einigung wenige Stunden zuvor für Zwanziger zum Bumerang werden. Zwanziger habe „wieder auf dem Altar seines Amtes drei Schiedsrichter ans Messer geliefert“, ergänzte Amerell.

    aus http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1003/News/manfred-amerell-vorwuerfe-ich-wurde-erpresst-theo-zwanziger-michael-kempter-fc-bayern-e-mails-kerner-sat-1.html

  21. Wie albern, die jüngste Pressemeldung des DFB, vor wenigen Sekunden eingetrudelt. Ein weiterer Beweis der Hilflosigkeit dieses Verbandes:

    DFB-Pressemitteilung Nummer: 23/2010, Datum: 05.03.2010

    Kontrollausschuss prüft E-Mail von Kempter

    Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) prüft, ob gegen Schiedsrichter Michael Kempter ein Verfahren wegen Verdachts des unsportlichen Verhaltens eingeleitet wird. Hintergrund ist eine am Freitag in den Medien veröffentlichte E-Mail, die von Kempter stammen soll und deren Inhalt negativ auf den FC Bayern München ausgerichtet ist. Auf erste Nachfrage bestritt Kempter, irgendwelche Vorbehalte gegen Bayern München zu haben.

    Im Dialog mit Kempter wurde festgelegt, dass er bis zur Klärung des Sachverhalts nicht als Schiedsrichter angesetzt wird.

    Direktion Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

  22. Jepp, cf, gleich nach meinem Post sah ich dann auch die Nachricht mit dem Zitat über dpa. Kerner habe ich mir nicht mehr angetan, weil ich 1. nicht ertragen kann, wenn er investigativ nachhakt und 2. gestern der erste Abend nach fast drei Wochen 10- bis 15-Stunden-Tag war, den ich wirklich der Familie widmen konnte ;-)

  23. ich hoffe 20er tritt jetzt endlich mal zurück.der ist absolut ungeeignet für so einen hohen posten.jedesmal wenns etwas brenzlig wird, macht er es nurnoch schlimmer.

    und #9 Polonius stimme ich auch zu.

    hab ne verschwörungstheorie die garnich so abwegig ist.will sie aber nich schreiben,weil dann die rechtsabteilung des dfb wieder abdrehen würde ;)

    mfg

  24. @ polonius: whistleblower hin oder her, Ermittlungstätigkeiten der Staatsanwaltschaften kann der DFB schwerer bis kaum kontrollieren. Die Empörung über die Nichteinbeziehung in Wett-Ermittlungen ist mir noch im Ohr.

    Keiner erstattet Anzeige – kommt Ihnen das nicht komisch vor? Fünf bis zehn volljährige whistleblower (btw: whistleblower gehen nach außen und nicht nach innen) auf einmal – und Null Anzeigen. Junge Leute – ohne Courage? mit zuviel Blick auf die eigene Karriere? mit zu großer, vom DFB geförderter Abhängigkeit finanzieller und personeller (Seminar, Lehrgang, Spiel, Lehrgang)? So jung, und kein anderes Leben in Aussicht, das den Bruch vorstellbar macht?

    Was würde eigentlich passieren, wenn bekannt würde, dass ein mehrjähriger Fifa-Schiedsrichter mit einem Schiri-Betreuer intim verkehrt? Karriereende?

    Theo hatte sich in seiner Karriere als DFB-Präsident, so habe ich ihn jedenfalls verstanden, so sehr einen sich outenden Homosexuellen gewünscht. Keiner wollte. Kein Profi, kein Schiedsrichter. Auch kein Trainer. Auch kein Funktionär.

    Nun fürchte ich, dass die gerüchteweise als 20er-Alternative gehandelte Lichtgestalten-Fraktion mit ihrem Verhältnis zu Stärke und Intellekt wirklich an die Macht kommt. Es ist ein bisschen wie im richtigen Spiel. Ein Akteur macht zu viele Fehler. Aber wird es der einzige Ersatzspieler besser machen?

  25. Ich gebe Ihnen im Grundsatz recht, nocheinjurist, aber ich denke, dass es da noch einen Ersatzspieler geben wird, der noch gar nicht auf dem Spielbericht eingetragen ist; er dürfte aber aus dem näheren Umfeld der Genannten kommen. Fest steht aber schon, dass die DFL der einzige Gewinner dieser Sache sein wird, denn sie wird sich das Schiedsrichterwesen unter den Nagel reißen. Irgendwann haben wir dann komplett amerikanische Verhältnisse…

  26. @ wil: wollte nur zum Ausdruck bringen, dass beim bisherigen Angebot meine persönliche unmaßgebliche Wahl auf 20er fallen würde, auch wenn mir der Hausherr dafür aus nachvollziehbaren vielleicht den Kopf abreißen würde. Anonsten: Wer nach einem Personaltausch übrig bleibt hat gute Chanen, der Verräter oder Falschspieler gewesen zu sein. Bühne frei!

  27. Die Bayern-Adidas-Fraktion hat ja schon den DFB-Vize Rainer Koch schon längst in Stellung gebracht.
    Rache für den von Bierhoff initiierten, von Zwanziger nicht abgewürgten und für Adidas sehr teuren „Ausrüsterstreit“ mit Nike.
    Erklärt auch den schnellen Rücktritt des eigentlich für das Schiedsrichterwesen zuständigen Koch, der das jetzt alles seinen Chef ausbaden lässt. Vom Streit mit dem Hausherrn abgesehen, macht T20 in seinem gewiss nicht einfachen Amt eigentlich einen recht integren und unabhängigen Eindruck.
    Traurig aber diese öffentlich inszenierte Tragödie von wahrhaft Shakespear’schem Ausmaß. Es würde mich nicht wundern, wenn das Ganze mit einem zweiten Enke endet. Vorbild Sport, juchhe. Da kann man nur mal wieder die alte Forderung hervorholen, den Sport ins Grundgesetz aufzunehmen.

  28. es kann ja gut sein, das es weitergehende Überlegungen gibt, die dazu führen, das diese Nummer hier Mittel zum Zweck wird. Vorher frage ich mich aber, ob überhaupt eine wirklich bessere Alternative zu den Vergleich denkbar wäre.

    Wenn sich der DFB nicht verglichen hätte, hätte es sicher ein Urteil gegeben, das zwar vermutlich die gewünschte einstweilige Verfügung verweigert hätte, aber auf dem Weg der Findung zwingend zu einer Offenlegung der Akten, zumindest für Amerell und Anhang, geführt hätte.
    Somit hatte T20 nach meiner Meinung keine Alternative und somit auch nichts auf dem „Altar seines Amts“ geopfert.

  29. Aber Kölner, der Vergleich hatte doch nur aufschiebende Wirkung, denn über kurz oder lang kommen die anderen Namen doch heraus (dazu muss man nicht einmal in eine Kanzlei einbrechen, wie irgendwo zu lesen stand) . Zum einen, weil Amerell ja die Option der Klage hat, mit der er ja reichlich trommeln lässt, und zum anderen, weil zumindest den schon erwähnten paar DFB-genehmen Journalisten längst bekannt ist, um wen es sich handelt. Es hat noch immer Möglichkeiten gegeben, ein „C“ zu umgehen.

  30. @nocheinjurist: Sicher ist der aktuelle Amtsinhaber das kleinere Übel der genannten Optionen, aber eben immer noch ein Übel. Ich fand es erstaunlich, wie schnell sich der aus einer kleinen Revolution der Basis gekürte neue König mit der Elite arrangiert hat. De facto aber geht immer mehr Macht vom DFB an die DFL, womit ich mich einfach nicht anfreunden mag. Beim Verband gibt es zumindest theoretisch noch demokratische Strukturen

  31. @ Jack #35: Wieso? Ich lese immer nur vom „einem Journalisten“, sowohl bei den Texten des einen Journalisten der FAZ als auch bei diesem völlig überraschenden Kommentar des einen Journalisten in der SZ. Kann ich nichts mit anfangen.

  32. Leutchen, ich sage Euch: Wer oder was auch immer …
    „König Fußball“ rules supreme. Seine so herrlich entspannende, zur Wahl eines Lagers zwingende, archaische Philosophie ist die des mythischen, an sich längst überkommenen Schwarz-/Weiß, Freund-/Feind- Schemas, und diese noch dazu in den alleinigen Dienst des Kommerzes, sprich des Staates des integrierten Spektakulären (Guy Debord) gestellt.
    In einem Wort: Totaler bis totalitärer – pardon – bullshit.
    Die Beschäftigung damit – zum Zwecke der Bewusstwerdung, was in diesem Demagogentheater „shakespeareschen soap-opera-Ausmaßes (sinngemäß, wenn ich es richtig verstanden habe: Herr Holle) läuft – ist wichtig; daher sollten wir Frösche in diesem Sumpf stets versuchen, die Äuglein aus der dargebotenen, spielplan- oder ausserspielplanmäßigen Sülze heraus zu halten (und diese sportpolitische Domain darinnen).
    Es ist alles – folgte man nur der alten bayrischen Weisheit „Wie der Herr, so’s G’schärr“ – ganz einfach: adidas oder Nike. Das hieße übersetzt (und ich glaube, jemand vor mir – meinefresse – wollte es schon nicht aussprechen): Entweder … oder Bierhoff (incl., wie per elaborater PR angekündigt, Löw).

  33. @ Jack: Ich hab im Urin, dass die von Ihnen genannte Lösung vor allem einem Medienkonzern helfen würde, dem lange der exklusive Zugang etwas abhanden gekommen schien. Wie weit Medien Personen ins Gespräch und in Position zu bringen versuchen, also ob und wie dort gespindoctored wird, das ist einer der spannendsten Fragen bei der Medienkunde.

  34. Der link zum FAZ-Artikel funzt leider nicht mehr. Würd ich sonst machen ;) Ohne zu glauben, das Gras wachsen zu hören, wundert mich die halbe Rücktrittsforderung ohne Alternativnennung. Ob die SZ mit Franz B. gut fährt? Oder noch jemand anderes demnächst Ambitionen öffentlich macht…?

    Bin gespannt.

  35. Doch, nocheinjurist, der Link funzt. Vielleicht wurden bei Ihnen nur gerade die Überwachungsgeräte abgeklemmt und einer stand auf der Leitung :-)

  36. Also, es ist schon sehr bedenklich, was gerade im Fall um Amerell passiert (journalistisch).

    Am Samstag z. B. hat Thomas Kistner im Deutschlandfunk kommentiert, und zumindest in einem Punkt kann ich ihm nicht zustimmen. Es klang so als sei Kempter (als „Opfer“) wegen dieser insiskreterweise veröffentlichten Mails automatisch nicht glaubwürdig.

    Mir persönlich gefällt der Inhalt dieser Nachrichten samt der Fragen, die sich ergeben zwar auch nicht. Nur, eines ist doch mal ganz klar: Kempter hat aus dem System heraus einen Stein ins Rollen gebracht, das Schweigen gebrochen etc.

    Dass das nicht so einfach ist, dürfte klar sein, weil eben auch die Gefahr besteht, dass die Sache vertuscht wird, und der „Pfeifenbläser“ („Whistleblower klingt auch nicht besser) selbst büßt. Im Zweifelsfall heißt das allein gegen alle. Und in die Richtung geht es ja gerade.

    In dem Zusammenhang hat heute morgen auch Markus Merk meinen Blutdruck in die Höhe getrieben. In der BamS hat er implizit fürs Vertuschen und ein Heile-Welt-Szenario plädiert. „Es gibt nur Verlierer“ – Kempter habe ja wissen müssen, dass das für ihn unangenehm wird, sonst sei er naiv,

    Herrgott nochmal: Natürlich musste er mit „Störfeuer“ etc. rechnen, aber deswegen ist es ja gerade anerkennswert, dass Kempter trotzdem den Schritt nach vorne gemacht hat.

    „Es gibt nur Verlierer“, das ist ja nun wirklich peinlich. Warum sollen wir überhaupt noch unterscheiden: Opfer, Täter, … einfach alle in einen Sack. Und ich dachte: Zahnärzte seien intelligente Menschen.

    Ist doch ziemlich klar, was gerade passiert, teilweise wird das ja auch in den Medien angesprochen: Manfred Amerell versucht von seinen Verfehlungen abzulenken. Rücksichtslos. Widerlich und armselig. (Er könnte sich mit Claudia Pechstein kurzgeschlossen haben).

    Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich (noch?) nicht der Meinung, dass der DFB ein schlechtes Bild abgibt.

    Dass das Fehlverhalten auf Seiten Amerells zu suchen ist, egal wie der Fall im Detail liegt, ist doch völlig klar. Er hat seine Position ausgenutzt. Wenn es um eine Freundschaft oder ein einvernehmliches Liebesverhältnis gegangen wäre, dann wäre das für sich o. k., aber ER hätte Konsequenzen ziehen müssen (nicht einfach in seinem Amt weitermachen können).

    Durch und durch peinlich, wie sich hier ein Mann von über 60 Jahren verhält.

    Umgekehrt: Natürlich ist das pikant, wenn (falls) Schiri Kempter einem Verein etwas Schlechtes wünscht („Hoffentlich scheiden sie aus“). Entscheidend ist aber, was er pfeift – sofern er pfeift. Und bei allem Bussi-Bussi, das in diesen Mails enthalten ist, kann es doch wirklich niemanden überraschen, dass da auch so eine fragwürdige Passage („Hoffentlich scheiden sie aus.“) vorkommt. Das ist ja aber eben dieAblenkung. Den handfesten Skandal müssen wir woanders suchen … (bzw. „suchen“ brauchen wir ja nicht mehr).

  37. Wird der nie unbedingt ganz dingfest zu machende, „handfeste Skandal“ nicht so lange so aussehen, RalfKohler, dass die Brüder von Avarell „[k]ein schlechtes Bild“ abgeben, wie man „noch [!]“ akzeptieren mag, dass ausschließlich Daltons die Richter spielen?

  38. Übrigens: In einem Feld, in dem es Homosexualität offiziell bisher gar nicht gab, wäre es schon sehr merkwürdig, wenn ein mit einer Frau verheirateter älterer, höher gestellter Herr gleich mit mehreren anderen (jüngeren) Herren einvernehmliche intime Beziehungen hätte.

    Nicht dass es keine Zufälle gäbe. Aber manchmal ist es schwer dran zu glauben.

    Amerells Verhalten ähnelt dem von Claudia Pechstein, dem von Christoph Daum.

    Ich, ich und nochmal ich. Ablenken, auf unschuldig machen und um sich schlagen.

    „Pervers“ würde zumindest in dem Fall irgendwie gut passen.

  39. @RalfKohler: mir scheint, sie scheinen etwas verpasst zu haben, namentlich Rechtsverständnis.
    Den Fall, soweit ich aus der Presse informiert bin, mal auf sie gemünzt und angenommen, Sie seien Lehrer.
    Ihre Schulbehörde ruft Sie an, eine 20-jährige Schülerin habe behauptet, sie zum Sex für bessere Noten gedrängt zu haben – dies obwohl Sie für die Beurteilung gar nicht zuständig waren – und man legt Ihnen nahe, aus dem Schuldienst auszutreten, was sie auch tun, da sie kurz vor der Pensionierung stehen und den anderweitigen Stress erahnen können.
    Tage später lesen Sie über sich in der Regionalpresse ein Interview der Schülerin, wie Sie versucht haben sollen, die Brüste der Schülerin zu betatschen etc.
    Gegen diesen Vorwurf können Sie sich juristisch nicht wehren, da es wahr ist.
    Einen Tag später lesen Sie wieder in der Presse, die Schulbehörde habe Aussagen weiterer Schülerinnen, die sexuelle Nötigungen behaupten.
    Sie wenden sich an die Schulbehörde, um die Namen, Zeit und Ort zu erfahren, um sich wehren zu können. Ätsch sagt die Behörde, das geht uns gar nichts mehr an, da Du ja nicht mehr bei uns bist …. aber in der Presse dürfen wir noch ein wenig nachkarten.

    Der Schritt mit dem Antrag auf Erlass einer e.V. durch Amarell war m.E. notwendig. Ohne diesen hätte Amarell die Namen der Pfeifenbläser nicht genannt bekommen. Der DFB hätte im Verfahren die Namen eh bekannt geben müssen, sonst wäre er wohl beim LG München I unterlegen. So kam er noch mit einem blauen Auge davon und verkauft dies der BLÖD-lesenden Bevölkerung noch als Sieg.

    Was hat das Ganze mit Pechstein und Daum zu tun ?!

  40. Interessante Ausführungen RASchleicher, nur dass, wie mir scheint, die nicht so viel mit meinen Ausführungen zu tun haben.

    Mindestens so viel hat Amerells Verhalten mit Pechstein und Daum zu tun.

    Sie gehen doch in Ihrem Beispiel davon aus, dass der Beschuldigte auch schuldig ist. Warum muss er dann wissen, wer ihn beschuldigt haben mag (weil es mehr als vier Opfer gibt, oder was?).

    Warum meinen sie Amerell sei nicht zuständig gewesen? Verstehe da Verschiedenes nicht.

    Und die (angeblichen) Kempter-Mails musste Manfred Amerell am Ende auch veröffentlichen, zwingend, oder wie oder was?

  41. Menno, Ralf Kohler, haben Sie zu viel „Akte X“ gesehen? So viele Verschwörungstheorien …

    Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich (noch?) nicht der Meinung, dass der DFB ein schlechtes Bild abgibt.

    Vielleicht sollten Sie sich noch einmal die Artikel in den „führenden Tageszeitungen“ zu Gemüte führen – und darüber nachdenken. Von den Ãœberregionalen fährt offensichtlich nur die Welt einen DFB-nahen Kurs, mit Abstrichen Bild, alle anderen sehen den Verband und ihren Präsidenten durchaus kritisch. Und raten Sie mal, wo der mutmaßliche Stenger-Nachfolger beim DFB volontiert hat, wo gearbeitet?

    Es klang so als sei Kempter (als “Opfer�) wegen dieser insiskreterweise veröffentlichten Mails automatisch nicht glaubwürdig.

    Sollten die Mails tatsächlich von Kempter stammen, was zu beweisen wäre, besteht zumindest die Wahrscheinlichkeit einer längeren freiwilligen Beziehung zwischen den Beiden – was Kempters Glaubwürdigkeit natürlich erschüttert. Den moralischen und strafrechtlichen Aspekt (Unzucht mit Abhängigen oder wie das heißen mag) lasse ich hier mal außen vor.

    “Pervers� würde zumindest in dem Fall irgendwie gut passen.

    So lange es solches – und ich schreibe jetzt bewusst – Gedankengut gibt, kann es auch in diesem Fall nur Verlierer geben.

  42. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (53): Der DFB, Zwanziger, die FIFA und der fehlende Wille zur Transparenz : jens weinreich

  43. @ralf kohler

    Sie gehen doch in Ihrem Beispiel davon aus, dass der Beschuldigte auch schuldig ist. Warum muss er dann wissen, wer ihn beschuldigt haben mag (weil es mehr als vier Opfer gibt, oder was?).

    na, allerdings muss er das wissen, wer ihn beschuldigt!
    ich finde es bemerkenswert, dass sie bereits über sichere erkenntnisse zu verfügen scheinen, dass es in dieser affäre opfer sexueller nötigung gegeben hat.

  44. Lesen Sie ruhig RASchleicher nochmal genau, the_doctor.

    Akte X habe ich überhaupt noch nicht gesehen (Was verpasst?), ich versuche nur meinen grauen Zellen etwas gesunden Menschenverstand abzuringen.

    Dahingehend, dass Herr Amerell eine (oder mehrere) heimliche“Beziehung(en)“ nicht hätte zulassen dürfen, stimme ich vollkommen mit der DFB-Sicht überein. Vom Grundsatz her ist schon ein freundschaftliches Verhältnis heikel, aber wie auch in anderen Bereichen schwerer zu fassen. Wenn sich eine intime Beziehung ergibt, dann ist doch vollkommen klar, dass es nicht so weitergehen kann wie vorher. Dann würde die Liebe eben ihre Opfer verlangen (Herrn Amerells Abschied von seiner Position).

    Dass er seine Position mißbraucht hat, wie auch immer, ist ja nun sowas von klar. Umso peinlicher sein Verhalten, die Indiskretionen. Wenn die Veröffentlichung vermeintlicher kempterscher Bussi-Bussi-Mails nicht reicht, dann muss er halt die Dosis erhöhen und dem Gegenspieler – zurecht oder zu unrecht anderweitig eine mitgeben („Hoffentlich fliegen die Bayern raus.“) Irgendwas wird schon hängenbleiben.

    Wenn Kempter oder ander andere solche Mails geschrieben haben, wenn, beweist das noch gar nichts. Natürlich erscheint die Sache dann in etwas anderem Licht. Aber eine Freiwilligkeit können wir auch dann nicht ohne Weiteres unterstellen. Allenfalls wüßten wir dann, dass Kempter & Co. zumindest gewaltige Opportunisten wären. Bereit fast alles mitzumachen (zumindest eine Zeit lang).

    Nochmal: Wie weltfremd wollen wir denn sein? Ein mit einer Frau verheirateter älterer Herr hat einvernehmliche, intime oder zumindest erotisch gefärbte Beziehungen mit mehreren jungen Männern, die ganz zufälligerweise von ihm abhängig sind? Ich wiederhole mich. Das ist doch eine abenteuerliche Vorstellung, erst recht, wenn es um ein Umfeld geht, indem Homosexualität quasi ein Tabu ist. (Hier scheinen einige noch sehr an die große, gar multiple Liebe zu glauben … schöne Idee, aber zumindest in diesem Kontext wenig realistisch).

    Nehmen wir nur eine Aussage wie die, Kempter köne das FIFA-Emblem nun bestenfalls noch auf seinem Schlafanzug tragen (nicht auf dem Platz, weil seine Karriere am Ende sei): Das spricht doch schon für sich. Hier spricht eine Pfeife. Unsachlich, gehässig, komplett daneben, was wollen Sie mehr?

    Was sollte Herrn Kempter und oder andere Schiedsrichter veranlassen sich solch eine Geschichte auszudenken? Bzw.mit solch einer pikanten Geschichtezumindestin die Halböffentlichkeit zu gehen? Es ist nicht komplett auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich. Eben auch weil die Gefahr besteht, dass das auf sie selbst zurückfällt, egal, ob der DFB das vertuscht oder ob die Sache – wie nun geschehen – richtig öffentlich wird.

    Bei Kempter spricht etwas dafür, dass er den Zeitpunkt unter strategischen Gesichtspunkten gewählt hat. Als er auf die FIFA-Liste gelangt war, machte er Meldung. Nicht optimal mag man sagen, oder eben auch dieses Vorgehen für opportunistisch halten. Aber logischer wäre doch wirklich anzunehmen, dass es ihm eben schwer gefallen ist, so zu handeln, und er eben versucht, das Risiko für sich so gering wie möglich zu halten. Ist doch in Ordnung: Warum sollte ein Opfer nochmal zum Leidtragenden werden wollen.

    Übrigens: Irgendwo habe ich auch gelesen, nun drohe Kempter seine Existenz zu verlieren. Das ist wohl Quatsch. Er wird ja nicht bei der Sparkasse entlassen. Die Schiedsrichterei ist eine schöne Sache, ein lukrativer Nebenerwerb etc., aber falls er darauf verzichten müsste, wäre er noch nicht seiner Existenzgrundlage beraubt.

  45. Ralf Kohler,
    Sie verkennen meiner Meinung nach vollkommen den Kern der Geschichte: das Vorgehen des DFB und seines Präsidenten Zwanziger.

    Lesetipp: Berliner Zeitung: Dr. Z. taumelt

    Amerell war, sicher mit Nachhilfe des DFB, zurückgetreten. Dabei hätte es Zwanziger gut und gern belassen können. Alles andere sind Geschichten zwischen erwachsenen Männern. Einschließlich der Frage, ob einer derjenigen, der sich genötigt gefühlt hat, Anzeige erstattet.

  46. @jw: kleine Nachfrage am Rande: Hat das eigentlich einen konkreten Grund, daß sowohl in FAZ wie SZ nur von „einem Journalisten“ gesprochen wird oder ist das reiner Zufall?

  47. @ Linksaussen:

    jw:

    In Sportteilen wäre das unmöglich, ich kann mich an keinen ähnlichen Beitrag erinnern, in dem Autoren der Konkurrenz genannt worden wären.

  48. @Ralf: JW ist aber doch kein Konkurrent, in der SZ werden ja nach wie vor (wenn auch seltener als früher, meine ich) Artikel von ihm veröffentlicht. Zudem meine ich mich zu erinnern, dass das Verhältnis zumindest zu Th. Kistner nicht von gegenseitiger Verachtung geprägt scheint.

  49. @ Linksaußen: Das ist bestimmt reiner Zufall. Ich denke, die haben einfach den Namen vergessen. Ich vergesse auch manchmal Namen. Kann passieren. Im FAZ-Feuilleton wurde der Name überraschender Weise erwähnte, aber nicht nur deshalb habe ich für den Beitrag von Patrick Bahners einen Lesebefehl ausgesprochen.

  50. Ha, den Kern der Geschichte sehe ich woanders.

    Wenn ich mir z. B. Amarells Sport Bild-Interview ansehe, bin ich im ersten Moment geneigt, das irgendwie sympathisch zu finden, so als eher wohlmeinender Mensch.

    Schon im zweiten Moment gelange ich aberzur Ãœberzeugung, dass das Unsinn ist, was er da erzählt (passt möglicherweise zum Blatt, ähnelt irgendwie auch der – anfänglichen – Pechstein-Berichterstattung).

    „Leichen“, Mensch, Herr Amarell trägt aber dick auf. Falls jemandens Schiedsrichterkarriere einen Knick erleiden würde, dann wäre er gleich tot? Ach was, dieser Typ macht einen auf „Ich bin der Beschützer meiner Mitmenschen“ will aber vor allem die eigene Haut retten.

    Zu diesem Verhaltensmuster würde ein Mißbrauch seines Amts übrigens gut passen.

    Was gerade breitflächig abläuft ist doch ein einziges Plädoyer fürs Vertuschen. Dass Amarell und andere, mehr oder weniger Beteiligte nicht wollen, dass alles an die Öffentlichkeit geht, ist ja verständlich. Aber dass viele Medien ins selbe Horn stoßen, ich begreife das nicht.

    Wo ist das Problem? Das Problem für all die, die sich nichts vorzuwerfen haben oder gar nicht beteiligt sind, kann doch nur der Tratsch etc. sein. Der Umstand, dass wir zwar gerne (auch hier) so wahnsinnig liberal tun, aber nicht – erst recht nicht alle – wirklich so denken und handeln. Dann hat er nichts falsch gemacht, könnte man höchstens sagen, oh, er hätte das anders „managen“ sollen etc. (was aber nicht meine Meinung ist.

    Wenn niemand ein Problem mit Homosexualität hätte, alle vorurteilsfrei wären, was hätte dann ein Kempter zu befürchten, wenn er nichts falsch gemacht hat. Und sofern das nicht alles eine große Intrige ist (von ihm angezettelt), kann man ihm ja nichts, auch wenn er „mitgespielt“ hätte.

    Dass er vertrauliche Mails geschrieben hat oder haben soll, spricht ja auch noch überhaupt nicht dagegen, dass es eine Belästigung gegeben hat. Kleine Analogie: Vergewaltigung in einer Ehe gibt es ja auch – als Straftatbestand. Da können wir dann auch nicht davon ausgehen, dass Kempter alles und das dauerhaft mitmachen muss, nur weil er (freiwillig oder unter Druck bzw. aus opportunistischen Gründen) Mails solchen Inhalts schreibt.

    Woher kommt das Problem der Familien bzw. für die Familien? Doch wohl aus der gleichen Quelle. Durch Vorbehalte, die andere haben, die man möglicherweise selbst hat. Gut, dann vielleicht noch durch eine Art von Stress, dadurch dass man nicht genau weiß, was stimmt, dass es einem vielleicht peinlich ist, dass ein Angehöriger oder ein Vertrauter eines Angehörigen überhaupt im Verdacht steht, jmd. belästigt zu haben.

    Dass wir dazu neigen das Ganze als Theater wahrzunehmen, liegt das nicht auch wieder daran, dass man (viele, sehr viele) geneigt ist, so etwas nicht ernst zu nehmen. „So etwas“, ein heimliches intimes, vielleicht homosexuelles Verhältnis in solch einem Umfeld, in der Männerwelt Fußball, da wo alles dem Ball hinterläuft, da wo es vermeintlich nur um Sieg oder Niederlage geht.

    Wenn Zwanziger Kempter mit Uli Hoeneß in der Daum-Affäre vergleicht (in einem eher positiven Sinne) halte ich das für angemessen. In dem Fall ging es aus meiner Sicht im Kern auch um Glaubwürdigkeit und Transparenz. Nicht einfach nur darum, ob jmd. „zufälligerweise“ Drogen nimmt und ebenso „zufälligerweise“ Bundestrainer ist.

    Nicht derjenige, der etwas öffentlich macht (wenn es stimmt) ist das Problem. Sondern Zustände die nicht so sind wie sie scheinen und ggf. sein sollten, sind das Problematische. Wer sich fürs Vertuschen ausspricht trägt dazu bei das System zu erhalten – auch wenn das System krank sein mag, z. B. auch deshalb, weil es das Entstehen einer Schweigespirale (keiner traut sich gegen einen Amtsmißbrauch aufzumucken) begünstigt.

  51. Pingback: Verstand in Gefahr?!

  52. @ralfkohler (60)

    ich gebe dir in vielen punkten recht. zb in jenem, dass die kempter kompromittierenden emails eine belästigung von seiten amerells nicht von vornherein ausschliessen. übrigens auch in dem punkt, dass zwanzigers vergleich der rolle kempters mit uli hoeness in der affäre „daum“ durchaus passend ist.
    was ich aber überhaupt nicht teilen kann, ist deine einschätzung, die medien würden in dieser affäre etwas zu vertuschen helfen.
    kempter (und wohl einige andere) haben sich aus der deckung gewagt (jedoch ohne anzeige zu erstatten!) und der dfb ist ihnen frühzeitig, oder soll man sagen – voreilig, beigesprungen, ohne den beschuldigten amerell intern mit den konkreten belastenden aussagen zu konfrontieren und ihm die gelegenheit zu geben, dazu stellung zu beziehen. stattdessen wurde er auf medialem wege kaltgestellt.
    unabhängig davon, ob die vorwürfe stimmen, war das nicht gerade die feine englische art von seiten des dfb und verletzt rechtstaatliche mindeststandards. darüber drohte zwanziger zu stolpern (aber er fiel noch nicht, wie wir leider feststellen mussten, weil sich aus dem in angststarre befindlichen system dfb noch kein potentieller nachfolger lösen wollte) und wurde von seiten vieler medien zu recht hart kritisiert. dass nun amerell zum gegenschlag ausholt, ist irgendwie verständlich und mag ihm gegenüber kempter erstmal oberwasser geben. der mann hat seinen ruf zu verlieren. ob er seine behauptungen bezüglich seines verhältnisses zu kempter aber vor gericht glaubhaft aufrechterhalten kann, dass ist doch eine ganz andere frage und wird sicher nicht von den medien entschieden. ;)

  53. Jedenfalls scheint „dottore“ Zwanziger den Löw und Bierhof überleben zu wollen. Auf die Zeit nach der WM darf man gespannt sein, wer was zu sagen hat, wer bleibt und wer gehen muss.

  54. The_doctor, nein, die Medien helfen in diesem Fall nicht etwas zu vertuschen.

    Geht ja nicht gut, wenn derart – und so intensiv – berichtet wird.

    Nochmal einen Schritt zurück: Ich sage, die Medien (sehr viele) geben ein Plädoyer ab für das Vertuschen. (Das aber in diesem Fall nicht möglich ist).

    Das ist doch paradox: Man berichtet sich dusslig (ich als Journalist verstehe das) und ist nicht etwa dankbar für den Stoff, im Gegenteil, man argumentiert, dass es besser gewesen wäre, den Deckel draufzuhalten. (Komisch: Normalerweise wirft man sochen Organisationen doch gerade vor, dass sie eine Vertuschungsabsicht haben.

    Egal, was man von Theo Zwanziger im Allgemeinen, von seinem „Management“ des Falles im Besonderen, vom DFB etc. hält: Eines sollte man nicht übersehen: Voreilig oder nich: Wenigstens hat er sich auf die Seite des Schwächeren gestellt. Auf die Seite des Schwächeren – des Untergebenen.

    Bitte sacken lassen.

    Das scheint mir (LEIDER) weniger denn je selbstverständlich zu sein.

    An dieser Stelle mal eine Analogie zu Olympia-Rückkehrer Jörg Kachelmann.

    Seit Menschengedenken ist davon auszugehen, dass da wo ein Mann und eine Frau – wie auch immer – zusammenkommen, die Frau (physisch) der schwächere Part ist. Also nimmt man (notgedungen) erst Mal an, dass da was dran ist, wenn eine Frau gegenüber (XY)-Mann solche Vorwürfe erhebt. Folglich wandert dieser Mann eben notgedrungen zur Ãœberprüfung und zumindest bis zur Klärung hinter Gitter, auch wenn im Zweifelsfall Aussage gegen Aussage steht und der Verdächtige sich sehr wohl als unschuldig erweisen mag.

    O. K., ich vergleiche nun Äpfel und Birnen – wundere mich aber auch nicht über einen zu entdeckenden Unterschied: Während Kachelmann theoretisch komplett unschuldig sein KÖNNTE ist im Fall Kempter/Amerell offensichtlich, dass keinesfalls Amerell unschuldig (und sein Gegenspieler der Böse) ist. Egal, welches Szenario bei der Schiedsrichter-Story gegeben sein mag: Immer erscheint Amerell in einem schlechten Licht (nur in welchem Licht die anderen Akteure erscheinen (gut, neutral, Zwielicht, auch schlecht), nur das variiert.

  55. Bemerkenswerterweise wird dort unterdrückt, dass dem Gericht jeglicher Beweis für sexuelle Belästigung fehlt und dass eben deshalb keine Anklage erhoben wird. Dies war aber doch ein wesentlicher Vorwurf gegen Herrn Amerell, auch von seiten des DFB, oder irre ich mich? Verbieten die DFB-Statuten etwa persönliche Beziehungen am Arbeitsplatz?

  56. So ein Statement habe ich auch lange nicht gelesen. Aus dem sportschau.de-text das, was die StA herausgefunden hat.

    „Die Vernehmungen sowie die Auswertung von E-Mails und SMS hätten „keine ausreichenden Anhaltspunkte“ ergeben, dass Amerell „bewusst einen Widerstand der vier Schiedsrichter gegen seine sexuellen Handlungen überwinden musste“, befand die Staatsanwaltschaft.

    In Bezug auf die Einstellung des Verfahrens gegen Kempter und die drei weiteren Unparteiischen erklärte die Staatsanwaltschaft außerdem, dass den Beschuldigten nicht nachgewiesen werden könne, dass sie im Rahmen des Verfahrens sowie der auch öffentlich geführten Auseinandersetzung bewusst falsche Angaben gemacht hätten.“

    Also, maW, es hat Widerstand der Schiedsrichter gegeben. Aber davon wusste und spürte Amerell nichts. Deshalb hat er ihn auch nicht bewusst überwunden, d.h. kein Vorsatz.

    Weil die Schiedsrichter aber nach ihrem Emfoinden Widerstand geleistet haben, haben sie mit den Anschuldigungen nicht bewusst (! – kein Vorsatz) falsche Angaben gemacht.

    Das ist echt geil.

  57. Ähm.. angesichts der Tatsache, dass die eine oder andere StA noch über Restkenntnisse des Zweifelsgrundsatzes verfügen soll, könnte man aber aus dem Statement (welches ich zugegen nicht gelesen habe) auch einfach ablesen, dass ein einzelner Ablauf, welcher die Strafbarkeit bereits wegen des Nichtvorliegens eines Einzelmerkmales des Tatbestandes ausschließen würde, denkbar und nicht widerlegbar ist und man sich die Mühe zur Aufklärung der anderen Merkmale oder möglichen Geschehensabläufe erst gar nicht gemacht hat, oder?

    Zu deutsch: So könnte es gewesen sein. Wie es wirklich war, interessiert uns nicht.

    btw: Diese Antwort noch bemerkt?

  58. @ sternburg: Ja, habe nur gestaunt, dass die StA zweimal das Wort „bewusst“ abgesetzt hatte.

    Wäre der objektive Tatbestand weggefallen (zB durch Einverständnis bei der Handlung), wäre es schwer, die Anschuldigung später als unbewusst unwahr zu klassifizieren. Aber vielleicht hab ich auch was übersehen.

    Bleibt für mich die Frage, ob in anderen Sportarten auch so mit dem Zweifelssatz gearbeitet worden wäre.

    das btw – betrifft den Palandt-Nachweis? Muss mir erstmal einen suchen.

  59. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (58): Currywurst, Pechstein, München 2018, Zwanziger : jens weinreich

  60. unfassbar, dass sich immer noch jemand hinreißen lässt, dem platz zu bieten.

    ach, was sage ich dummchen: bin gespannt, wie viele interviews vor dem bundestag noch erscheinen. seine pr-herolde laufen sicher schon heiß.

  61. Pingback: Amerell: Kein Vier-Augen-Gespräch mit Zwanziger

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