Internet-TV ist wirklich kundenfreundlich. Mein Seh-Befehl für heute, so lange noch online verfügbar: Die Gendoping-Dokumentation von Beat Glogger vom vergangenen Freitag auf Arte. Ich guck jetzt mal, mein nächtliches Bildungsprogramm:
Gemäß Arte wird die Wissenschafts-Doku in den nächsten Tagen auch im ZDF gezeigt. Im Fernsehen.
Wer es dennoch bevorzugt im TV ansehen möchte:
Samstag, 7. August – 10.55 – 11.45 auf arte
Auf solche gruseligen Weltuntergangkommentarstimmen reagiere ich allerisch.
Ich denke , es gibt einen Gentransfertest?
Prof. Dr. Dr. Perikles Simon
@ Walter: Nur kurz, bin im Stress. Ja, ich fand es auch nicht überzeugend. „Gruselige Weltuntergangkommentarstimmen“ trifft es ganz gut. Zumal ja wenig herausgearbeitet wurde. Ich hätte es mir konkreter gewünscht, um es mal so unkonkret zu formulieren :)
Habs im TV gesehen…
Das erschreckende daran war, dass die Auswirkungen weit über eine Anwendung als Doping hinaus gehen.
Kernaussagen des Berichts:
– Gendoping ist weitgehend irreversibel. Einmal gedopt, immer gedopt.
– Gendoping durchzuführen wird zukünftig sehr einfach sein. Entweder per simpler Spritze oder – was viel schlimmer ist – vielleicht sogar einfach über die Nahrung.
– Gendoping wird – zumindest nach heutigem Stand der Wissenschaft – nicht weiter an folgende Generationen vererbt.
Wenn man von da einfach ein paar Schritte weiter denkt, dass ist Doping fast das letzte worüber ich mir Sorgen machen würde.
– Das Militär könnte sich Supersoldaten herstellen. Die würden wahrscheinlich nicht mal gefragt werden und wären dann ihr leben lang manipulierte Wesen.
– Übermotivierte Eltern und Trainer könnten schon Kinder manipulieren… auch diese wüssten u.U. niemals davon. Das liesse sich dann auch nicht mehr über Blutbilder und Veränderungen nachweisen, weil es längst passiert ist, wenn das Kind ins Wettkampfalter käme.
– Man könnte das Ganze als Waffe einsetzen. Wenn zum Beispiel in einer Volkgruppe ein gewisse genetische Defekte vorhanden wären, die aber normalerweise nicht zum Tragen kommen, könnte man sie mittels „Gen-Doping“ aktivieren und damit Menschenleben auslöschen.
Für die Existenz des Sports, wie wir ihn heute kennen, sehe ich schwarz. Es ist viel dran an dem, was dieser Bio-Ethiker sagt. Wie kann man zukünftig und langfristig Sportlern den Zugang zu einer Technologie und Behandlungsform verwehren, die dann möglicherweise für Jedermann zugänglich ist und gesellschaftsweit genutzt wird?
Sportliche Wettkämpfe würden zu einer Farce, wenn irgendwelche Hobbysportler, die sich nicht an Regularien halten müssen und die Technologie frei nutzen könnten, deutlich schneller oder besser wären als die Profis…
Mich hat der Bericht ziemlich ratlos und auch besorgt zurück gelassen.
Ja, @christina, deine Befürchtungen teile ich auch. Und ich denke, dass die „Weltuntergangsstimmung“ des Beitrages schon seine Berechtigung hat. Denn in nicht all zu langer Zeit wird nicht nur der Sport, sondern die Gesellschaft als ganzes, als das oder die wir sie kennen, verschwunden sein. Neue Technologien haben nie nur GUTES gebracht, sondern als „Nebeneffekt“ nachhaltige Veränderungen für und vor allem IN den Menschen hervorgerufen. Schon wissen die Industrieländer nicht mehr wohin sie ihren Atom- und Giftmüll verscherbeln wollen. Plastik und Strom wollen alle, haben sich an die Annehmlichkeiten gewöhnt. Verstrahlte oder vergiftete Menschen, Tiere, Pflanzen, Böden und Luft sind natürlich bedauerliche „Einzelfälle“.
Es ist mittlerweile auch die Rede von der „gedopten Gesellschaft“. Alle finden es schlimm- und machen dennoch in irgendeiner weise mit. Je mehr die Menschheit in der Lage ist, die Dinge zu erforschen, zu erklären sowie zu nutzen, um so mehr läuft sie Gefahr, sich von ihren eigentlichen Bedürfnissen zu entfernen.
Der Spitzensport ist natürlich eine ideale Projektionsfläche für „den Markt der unbegrenzten Möglichkeiten“, darum wird in ihm ja auch seit Jahrzehnten manipuliert. Im kalten Krieg sollten sportliche Leistungen Symbol für die Überlegenheit von politischen Systemen sein. Mangels Feindbild wurde anschließend der Sport als Geldmaschine der Marktwirtschaft gepuscht. Seit den 90ger Jahren „verdient“ sich das IOC dumm und dusselig an der Vermarktung einer ursprünglich zutieft ethisch anspruchsvollen Idee.
Die mediale Präsenz der modernen Gladiatoren in Fußballschuhen, Schwimmanzügen oder Spikes –wahlweise auch in anderer Erscheinungsform aus dem gut sortierten Sportgeschäft- hat zwei Ansatzpunkte. Erstens „Entertainment“ für die spätrömischen Massen, die sich berieseln lassen wollen und zweitens „Gehirnwäsche“ hinsichtlich der Erkenntnis, dass alle natürlichen Grenzen der Menschen überwindlich sind –vor allem mit Hilfe von Tabletten, Pülverchen, Injektiönchen oder Transfusiönchen. Nur so ein bißchen hiervon oder davon-nichts „Hartes“ oder gar VERBOTENES. Selbstverständlich aus dem„Wellness-Store“ von Balco oder Fuentes. Marke muss sein!
@ AKUK: Dein Szenario könnte eintreten, muss aber nicht. Ich glaube, dass immer mehr Menschen merken, wie sie durch Pharmaprodukte, verseuchte Lebensmittel und freigesetzte Schadstoffe langsam vergiftet werden. Die Zeitintervalle in denen Lebensmittel aus dem Handel genommen werden müssen, werden immer kürzer. Man müsste erwarten, dass der Überlebenstrieb die „innere Sauberkeit“ zum Ideal erhebt.
Michael Reinsch in der FAZ: Gen-Doping: Das Unnachweisbare nachweisen
Beiter et al.: Direct and long-term detection of gene doping in conventional blood samples
wipo.int: DETECTION OF TRANSGENIC DNA (TDNA)
medizin.uni-tuebingen.de: Gendoping mit einfachem Bluttest nachweisbar
Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (59): Nachweisverfahren für Gendopings : jens weinreich
Paßt vielleicht hier:
De Standaard: Wat is TB-500?
Wer das nicht versteht, sollte sich das Bild ansehen:
VeloNews: Omega Pharma distances itself from former rider caught in doping scandal
Man wird sich Omega-Pharma-Lotto zur Tour de France sicher noch genauer als eh beabsichtigt anschauen. Setzen sich Gilbert, Van den Broeck und Greipel dennoch gut in Szene, dann hat Wim Vansevenant wahrscheinlich tote Briefkästen beliefert. Weshalb er sich das Zeug überhaupt hat schicken lassen ? Mit drei sukzessiven Roten Laternen der Tour de France hat er doch schon mehr erreicht als man erreichen kann. Da muss man doch nicht mit einem Rennpferdebeschleuniger im Radsport auffällig werden. ;-) (TB-500 klingt übrigens wie eine russischer Gefechtspanzer.)