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Das Olympische Bildungsmagazin

Sepp Blatters Tafelrunde: das ehrenwerte FIFA-Exekutivkomitee

Unsere Gesellschaft ist voller Teufel und solche Teufel findest du eben auch im Fußball.

Joseph Blatter

ACAPULCO. Es fällt mir einigermaßen schwer, mich aus der Ferne vom IOC-Termin zu den jüngsten Entwicklungen in FIFA und UEFA zu äußern. Für die NZZ am Sonntag habe ich dennoch mal die Kurzprofile der FIFA-Exekutivmitglieder erstellt. Kann man natürlich alles ganz anders machen, besser und treffender – ausführlicher sowieso: über die Untaten etlicher Mitglieder, die 100.000 Dollar jährlich (plus Tagesspesen von 800 Dollar, glaube ich, bitte korrigieren, liebe FIFA-Kommunikationsabteilung, falls die Zahl überholt sein sollte) und je nach Dienstjahren auch eine satte FIFA-Rente kassieren, lassen sich ganze Bücher füllen.

Zwei Anmerkungen noch: Aus Zeitnot gibt es ausnahmsweise keine umfangreiche Linkliste (einfach mal in der Sidebar rechts unter „Korruption in der FIFA“ und „Korruption im Sport“ schmökern). Und ein Hinweis an die FIFA-Juristen: Ich benutze das Wort Korruption im Sinne der Definition von Transparency International, wonach Korruption der Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Vorteil ist. Alles klar?

Hier also die FIFA-Teufel das ehrenwerte Exekutivkomitee:

Joseph Sepp Blatter (Schweiz, Präsident)
Blatter (76) ist mit der FIFA verheiratet, steht als Direktor, Generalsekretär und Präsident seit 1975 in FIFA-Diensten. Er weiß alles über die Exko-Kollegen, hat aber schwerste Korruptionsfälle vertuscht virtuos verwischen lasen, etwa im ISL-Skandal, als die FIFA 5,5 Millionen CHF zahlte, um die Namen der Bestochenen zu verheimlichen. Blatter spielt die zentrale Rolle im System des Gebens und Nehmens und trägt moralisch die volle Verantwortung.

Julio Humberto Grondona (Argentinien, Senior-Vizepräsident, CONMEBOL)
Grondona (79), seit 1988 im Exko, hat im Fußballgeschäft mit dubiosen Deals Millionen gescheffelt. Chef des FIFA-Finanzkomitees, seit 1979 argentinischer Verbandspräsident, spielt stets den Doppelpass mit Blatter. Sein Lebensmotto steht auf seinem goldenen Siegelring: „Todo pasa“ – alles geht vorbei. Ob Insiderhandel, Amtsmissbrauch, Schiedsrichterskandale, Unterschlagung – er überstand trotz drückender Beweislast schwerste Stürme und weiß die Bosse von Medienimperien wie der Clarín-Gruppe hinter sich. Es heißt, die argentinische Fußballmeisterschaft ließe sich nur mit Grondonas Protektion gewinnen.

Issa Hayatou (Kamerun, Vizepräsident, CAF)
CAF-Präsident Hayatou (64), seit 1990 im Exko, stammt aus einem der korruptesten Länder der Welt. Diese Kultur prägt offenbar – vier der sechs soeben suspendierten Funktionäre sind seine Leute. Hayatou wurde 2002 von der UEFA und französischen Sportrechtehändlern als Präsidentschaftskandidat und Gegenpol zu Blatter aufgebaut. Er unterlag deutlich. Im Vergleich zu Hayatou erscheint Blatter als ein volltransparenter Ehrenmann.

Chung Mong-Joon (Südkorea, Vizepräsident, AFC)
Chung (59), seit 1994 im Exko, ist als Sproß der Hyundai-Dynastie auch Sponsor der FIFA. Den Milliardär kann niemand bestechen – im Zweifel besticht er selbst. Sein Reichtum korrespondiert jedoch nicht mit seinem diplomatischen und strategischen Geschick. Insider machen intellektuelle Schwächen aus. Als eines seiner Hobbys nennt er: „Trinken mit Freunden“. Chung will 2011 gegen Blatter kandidieren, wird aber haushoch verlieren.

Jack Austin Warner (Trinidad und Tobago, Vizepräsident, CONCACAF)
Warner (67), seit 1983 im Exko, nennt seine Biografie „From Zero to Hero“. Vom mittellosen Geschichtslehrer schaffte er es zu märchenhaftem Reichtum, machte Millionen mit WM-Tickets und TV-Rechten und versorgte auch seine Söhne mit millionenschweren Verträgen im FIFA-Dunstkreis. Trinidads Transportminister ist einer der korruptesten Figuren der Branche. Blatter würde gern, kann ihn aber nicht feuern, denn Warner weiß zu viel – und liefert auf FIFA-Kongressen stets die 35 CONCACAF-Stimmen für Blatter.

Angel María Villar Llona (Spanien, Vizepräsident, UEFA)
Villar Llona (60), seit 1998 im Exko, wirkt mitunter einfältig, wird deshalb schwer unterschätzt. Der Jurist und ehemalige Profi bringt vieles mit für eine größere Karriere, scheitert aber auch an seinen mangelhaften Sprachkenntnissen. Als Chef der FIFA-Schiedsrichterkommission und spanischer Verbandspräsident stets im Fokus und desöfteren unsauberer Machenschaften verdächtigt – wie in der WM-Bewerbung 2018, die er selbst leitet.

Michel Platini (Frankreich, Vizepräsident, UEFA)
Der ehemalige Weltfußballer Platini (55), seit 2002 im Exko, galt lange Zeit als Blatter-Nachfolger. Dazu fehlt es ihm an Statur und wohl auch am letzten Einsatz. UEFA-Präsident wurde er 2007 durch Blatters Intervention. In der UEFA ist er schwer gebunden – und hat den nächsten Korruptionsskandal am Hals: Wurde die Euro 2012 für elf Millionen Euro Schmiergeld an die Ukraine und Polen vergeben? Das behauptet ein Funktionär aus Zypern, der Dokumente vorlegen kann – doch die UEFA wimmelt den Whistleblower seit zwei Jahren ab.

Geoff Thompson (England, Vizepräsident, UEFA)
Thompson (65), seit 2007 im Exko, ist eine Marionette Blatters. Als der Schotte John McBeth, der eigentlich den für die vier britischen Verbände reservierten Platz im Exko einnehmen sollte, im Mai 2007 über Korruption in der FIFA und die Privatgeschäfte von Jack Warner plauderte, wurde er sofort gestoppt – und durch Thompson ersetzt. Als Englands WM-Bewerberchef Lord Triesman im Mai 2010 über Korruption bei der WM-Bewerbung plauderte, wurde er ebenfalls durch Thompson ersetzt. Thompson hat keinerlei Profil, er macht, was ihm gesagt wird.

Reynald Temarii (Tahiti, Vizepräsident, OFC)
Temarii (43), seit 2004 im Exko, wegen Korruptionsverdachts suspendiert. Er soll bereit gewesen sein, seine Stimme gegen millionenschwere Infrastruktur-Projekte zu verkaufen. Im FIFA-Jargon nennt sich das Entwicklungshilfe. Oft landet Geld aber auf privaten Konten. Der Fall wird weiter untersucht. Temarii streitet die von der „Sundy Times“ dokumentierten Vorwürfe ab. Ozeaniens Fußballpräsident war einst Profi in Nantes.

Ich bin zu Tode betrübt, ja. Aber sollen wir die FIFA jetzt zumachen?

Joseph Blatter

Michel D’Hooghe (Belgien, UEFA)
Der Mediziner D’Hooghe (64), seit 1998 im Exko, ist ein stiller aber doch eher aufrechter Funktionär. Einer seiner besten Kumpels heißt Jacques Rogge, Präsident des IOK, mit dem er einst im Universitätsteam in Gent Fußball gespielt hat, der eine als Links-, der andere als Rechtsverteidiger. D’Hooghe ist weitgehend unabhängig, hat stets ein offenes Ohr, ist allerdings als Korruptionsbekämpfer auch noch nicht aufgefallen.

Ricardo Terra Teixeira (Brasilien, CONMEBOL)
Teixeira (63), kam als Schwiegersohn des damaligen FIFA-Patrons Havelange 1994 ins Exko. Er ist skrupellos wie Jack Warner, wenn es ums schmutzige Geldverdienen geht, nachzulesen etwa in Korruptionsberichten des brasilianischen Parlaments oder in den Unterlagen zum ISL-Korruptionsprozess. Doch Fußball ist Religion in Brasilien – und Verbandschef Teixeira Dank der Protektion von Politik und TV Globo unantastbar. Blatter stützt ihn ebenfalls. Nun kann Teixeira als Chef des WM-Organisationskomitees 2014 und über Quergeschäfte mit Olympia 2016 weitere Millionen scheffeln.

Mohamed Bin Hammam (Katar, AFC)
AFC-Präsident Bin Hammam (61), seit 1996 im Exko, wird vom Emir von Katar gestützt, der wiederum viel Geld in Blatters Wahlkämpfe 1998 und 2002 investierte. Blatter düste im Privatjet des Emirs um die Welt. Katar leistete so genannte Entwicklungshilfe, vor allem in Afrika und Asien, und verschaffte Blatter Stimmen. Seine Freundschaft zu Blatter ist abgekühlt, weil der ihm nicht den Thron überlässt, sondern mindestens bis 2015 weitermacht. Ein Putschversuch Bin Hammams wurde niedergeschlagen. Nun leckt er seine Wunden. Als Chef des Goal-Programms verteilt er so genannte Entwicklungshilfe-Millionen.

Chuck Blazer (USA, CONCACAF)
Blazer (65), seit 1996 im Exko, ist nicht nur seinen Landleuten ein schwergewichtiges Ärgernis. Er blockiert erfolgreich jeden Versuch eines US-Amerikaners (etwa vom 1994er WM-Organisationschef Alan Rothenberg), in der FIFA Fuß zu fassen. Blazer ist als CONCACAF-Generalsekretär mit mondänem Sitz in New York wichtigster Partner von Jack Warner. Das Duo agiert kongenial – und stets in der Nähe der Steueroasen und Briefkastenfirmen in der Karibik.

Senes Erzik (Türkei, UEFA)
Erzik (68), seit 1996 im Exko, hat sich jüngst schwer überschätzt, als er die Euro 2016 in die Türkei holen wollte. Einst Gefolgsmann von Blatters großem Gegenspieler Lennart Johansson. Über seine Rolle bei der skandalösen Vergabe der Euro 2012 wird noch zu reden sein. Erzik war Chef der FIFA-Schiedsrichterkommission, als bei der WM 2002 Südkorea auf wundersame Weise und Dank zahlreicher umstrittener Referee-Entscheidungen ins Halbfinale gelangte.

Worawi Makudi (Thailand, AFC)
Makudi (58), seit 1997 im Exko, weiß seine Funktion vorteilhaft einzusetzen. Wer an FIFA-Verträge kommen oder Weltmeisterschaften ausrichten will, muss Makudi bedienen. Das wissen alle WM-Bewerber. Als langjähriger Generalsekretär des thailändischen Verbandes sitzt er an der Schnittstelle und handelt dubiose Deals aus, wie im Sommer 2000 unmittelbar vor der Entscheidung über die Fußball-WM 2006: Eine Firma des TV-Rechtehändlers Leo Kirch überwies Geld nach Thailand – Makudi stimmte für Deutschland.

Nicolás Leoz (Paraguay, CONMEBOL)
CONMEBOL-Präsident Leoz (82), seit 1998 im Exko, hat im ISL-Bestechungsskandal mehrere Hunderttausend Franken kassiert, wurde aber nicht bestraft. Leoz gehört zu den Unantastbaren in der FIFA. Sein Insiderwissen schützt ihn. Seit 1986 ist er Südamerikas Fußballchef, schweißte Allianzen mit Havelange, Teixeira, Grondona und Warner – oft packen Süd- und Nordamerika auf FIFA-Kongressen ihre Stimmen zusammen. Das ist eine Hausmacht, von der Blatter stets profitiert.

Jacques Anouma (Elfenbeinküste, CAF)
Anouma (58), seit 2007 im Exko, hat daheim unter schwierigsten Bedingungen keine schlechte Arbeit geleistet und zum Beispiel eine Profiliga aufgebaut. Weil die Nationalelf aber bei der WM die Vorrunde nicht überstand, muss er um das Präsidentenamt im Verband der Elfenbeinküste und damit auch um sein FIFA-Mandat fürchten. Er gehört zur Target Group aller Schmiergeldzahler.

Franz Beckenbauer (Deutschland, UEFA)
Der Weltmeister, Weltmeistertrainer und WM-Ausrichter Beckenbauer (65), seit 2007 im Exko, war einst Geschäftspartner das Adidas-Patrons Horst Dassler, der den Sport mit einem Korruptionssystem überzog. Aus Dasslers Reich entsprang die Marketinggruppe ISL/ISMM, die mindestens 138 Millionen Franken Schmiergeld an Funktionäre zahlte. Beckenbauer war Teilhaber einer ISL-Vorläuferfirma. Rund um die WM-Vergabe 2006 an Deutschland wurden von Agenturen Millionensummen an Personen aus dem FIFA-Umfeld verteilt. Doch Blatter verzichtete auf eine Untersuchung. Beckenbauers Berater Fedor Radmann spielte damals die zentrale Rolle – und arbeitet heute für den WM-Bewerber Australien, angeblich auch für Russland, was Radmann aber bestreitet.

Rafael Salguero (Guatemala, CONCACAF)
Salguero (63) seit 2009 im Exko, hat seine Karriere einzig und allein Jack Warner zu verdanken. Wenn Warner hustet, ist Salguero zur Stelle. Wenn er Warner einen Wunsch ausschlägt, verschwindet er wieder aus dem Exekutivkomitee. Salguero ist eine Marionette, die inhaltlich niemand ernst nimmt. Aber auch er hat eine Stimme bei der WM-Vergabe und ist deshalb für Schmiergeldzahler interessant.

Witali Mutko (Russland, UEFA)
Russlands Sportminister Mutko (63), seit 2008 im Exko, genießt die Protektion von Premierminister Wladimir Putin, mit dem er Anfang der 1990er Jahre in St. Petersburg die politische Karriere begann. Dennoch musste Mutko jüngst nach Ukas des Staatspräsidenten Medwedew den Vorsitz im russischen Fußballverband abgeben. Das war eine klare politische Intervention, was die FIFA normalerweise mit einer Sperre des Verbandes ahndet. Doch Russland ist Russland und ist WM-Bewerber 2018. Die FIFA und ihre Top-Funktionäre wittern das große Geschäft.

Amos Adamu (Nigeria, CAF)
Adamu (57), seit 2006 im Exko, wurde von der Ethik-Kommission suspendiert und hat keine Zukunft in der FIFA. Er wird im Dezember durch den Südafrikaner Danny Jordaan ersetzt. Adamu zapft auch daheim als Funktionär gern fremde Geldflüsse an. An seinem Beispiel offenbart sich dennoch ein Grundsatzproblem: Bestraft werden stets nur die Schmiergeldempfänger, oft aus Schwarzafrika – die Schmiergeldzahler aber, meist Sportmarketingfirmen, werden nie belangt. Sie betreiben ihr Geschäft weiter.

Junji Ogura (Japan, AFC)
Ogura (72), seit 2002 im Exko, ist erst seit drei Monaten Präsident des japanischen Verbandes. Er ist beliebt in der FIFA und gehört eher zu den sicheren Kantonist, nicht zu den anrüchigen Stimmendealern. Japaner haben im ewigen asiatischen Kampf zwischen Chung (Südkorea) und Bin Hammam (Katar) keinen leichten Stand, können sich vor allem Dank der Millionen von FIFA-Sponsoren an der Macht halten.

Marios Lefkaritis (Zypern, UEFA)
Lefkaritis (63), ein griechischer Zypriot, sitzt seit 2007 im Exko. Um seine Tätigkeit ranken sich viele Legenden. Der Geschäftsmann ist nicht unbedingt auf Geschenke von Vermarktungsfirmen oder WM-Bewerbern angewiesen – er hat genügend Geld, um selbst tätig zu werden. Es fällt auf, wie präzise Lefkaritis Wahlergebnisse vorhersagt, etwa in der UEFA, wo er vor allem auf die kleinen Nationen baut und wichtig war für die Euro-Vergabe an Polen und die Ukraine.

Hany Abo Rida (Ägypten, CAF)
Abo Rida (57), seit 2009 im Exko, ist sehr von sich überzeugt. Er repräsentiere „die ägyptische Kultur“ in der FIFA, sagt Blatter. Er spiele sich mitunter auf wie der Erfinder des Fußballs, spotten FIFA-Insider. Abo Rida gehört, wie etwa Makudi, zu den Parteigängern von Bin Hammam. Er wird bei der WM-Vergabe 2022 also für Katar stimmen. Abo Rida gilt als empfänglich für jede Art Wohltat.

Wir müssen die Werte des Fußballs verteidigen gegen die Teufel, die es gibt. Wenn wir gegen die Dämonen kämpfen, müssen wir unsere eigenen Gesetze durchsetzen und nicht darauf warten, bis uns fremde Gerichte sagen, wo es lang geht.

Joseph Blatter


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35 Gedanken zu „Sepp Blatters Tafelrunde: das ehrenwerte FIFA-Exekutivkomitee“

  1. Wow.
    Ich habs mir noch schnell durchgelesen, bevor jemand die Seite hier dicht macht…
    Die meisten der Chorknaben durften wir ja schon früher, teilweise ausführlich, kennen lernen, aber die komplette Liste ist dann doch nochmal beindruckend.
    Danke.

  2. ganz klar: um den teufel effektiv bekämpfen zu können, muss man ihn erst einmal gründlich kennenlernen. alte bauernregel.

    die uefa hat sich unterdessen zu einer reaktion auf die korruptionsvorwürfe made in zypern durchgerungen — und ihre juristischen geschütze in stellung gebracht. nun kann es mit er vorlage der beweise also auf einmal gar nicht schnell genug sehen, oder es wird zurückgeschossen™.

  3. Lieber Herr Weinreich,

    ich hatte Sie mal (vor Jahren) als etwas dicktuerischen Hin- und Herflieger bemopst, aber was Sie hier immer wieder an journalistischen Perlen abliefern, läßt mich meinen Hut ziehen.

  4. Die Vorgeschichte und das etwas ungewöhnliche Vorgehen des Zyprioten (will die Unterlagen „nur der Justiz übergeben“, meldet sich vorher aber bei der UEFA) lässt auch darauf schließen, dass es sich hier um einen größeren Erpressungsversuch von Herrn Marangos gehandelt hat/ handelt. Offenbar würde er gern mit der UEFA (und möglicherweise auch mit den in seinen Unterlagen genannten Personen) besprechen, in welchem Umfang die Unterlagen an die Justiz gelangen sollen. Was aber, wie im Fall FIFA/ISL gesehen, noch lange nicht heisst, dass die Unterlagen und Namen auch an die Öffentlichkeit gelangen würden.

  5. @herr holle
    derlei überlegungen sind natürlich nicht ganz von der hand zu weisen. mit heiligen muss man in der (fussball-)geschäftswelt wohl eher nicht rechnen.

    insgesamt scheint da noch so einiges etwas ungereimt. am anfang hieß es ja auch noch, dass er sich nur geweigert habe, seine beweisstücke postalisch zu übersenden. und wenn er sie wirklich der justiz hätte übergeben wollen, dann macht es ja in der tat keinen sinn, dabei eine ewigkeit auf die uefa zu warten. wenn es ihm aber nur um etwas geld gegangen wäre, hätte er die beweise seiner wahl auch an die medien verkaufen können.

    andererseits: sein schon vereinbartes treffen mit dem (damaligen) uefa-ermittler wurde ja ganz offenbar auf betreiben der uefa kurzfristig abgesagt. das scheint ja eindeutig dokumentiert zu sein, sodass er den schwarzen peter irgendwie schon losgeworden zu sein scheint.

  6. Die größte Gefahr für den Sport macht Rogge im organisierten Wettbetrug aus.

    So oder ähnlich haben das schon viele vergleichbare (Sport)führer vor ihm angenommen und haben zu spät bemerkt, dass die Gefahr nicht von außerhalb kam. Ein sehr systemblindes Statement.

  7. Thomas Kistner in der SZ: Korruption bei der Uefa? – Das Verhalten? Rätselhaft!

    Der Verband mache „keine gute Figur“, lässt sich Sylvia Schenk zitieren, die Deutschland-Chefin der Antikorruptionsorganisation Transparency International: „Marangos kann ein Spinner sein, aber das muss geprüft werden. Wenn jemand behauptet, dass bei der EM-Vergabe 2012 Stimmen gekauft wurden, kann man ihm nicht einfach ein Ultimatum von 48 Stunden stellen, in denen er öffentlich seine Beweise vorlegen muss.“ Wer solche Vorwürfe erhebe, begebe sich in Gefahr: „Das sind ja nicht lauter nette, liebe Leute, die in solche Vorgänge verstrickt sind. Das Mindeste wäre, ihm einen Ombudsmann zu benennen, dem er sich anvertrauen kann.“

  8. Zu Chung Mong-joon:

    Als eines seiner Hobbys nennt er: „Trinken mit Freunden“.

    Das wird im Westen eher negativ ausgelegt, gilt in Korea aber als Zeichen der Männlichkeit. Fast jeder normale Koreaner könnte das als „Hobby“ angeben. Bei dieser Tätigkeit kann mann sein konfuzianisches Alltagskorsett kurzzeitig lockern, wenn nicht gar ablegen. Eine auf Wähler abzielende Führungspersönlichkeit (Chung hat immer noch präsidiale Ambitionen) signalisiert damit Bodenständigkeit.

    Aber wenn Chung diese unterschiedliche Wahrnehmung im Westen nicht berücksichtigt, lädt ist das in der Tat zu Rückschlüssen auf die intellektuelle Kapazität ein. ^-^

    Teufelskerl

  9. Ganz schön mutiger Artikel Herr Weinreich! Ich halte den Richter Geoff Thompson eher für einen der Guten. Ich glaube nicht, dass er bedingungslos tut was man ihm sagt.

  10. Pingback: Samstag, 06. November 2010 - Seite 62 - WETTFORUM.info

  11. Bruno Affentranger in „Zeit- Online“:
    FIFA – Korruption, ganz legal

    […]
    Jérôme Valcke hatte die Idee, gleich zwei Vergaben in einem Meeting des Exekutivkomitees (ExCo) geheim entscheiden zu lassen.[…]
    Im ExCo hat sich niemand gegen Valckes Idee gesträubt. Weshalb auch? Es gibt einigen älteren Semestern die Gelegenheit, ein letztes Mal die Hand aufzuhalten. Unter den 24 Mitgliedern der abstimmenden Fifa-Regierung sitzen 13 Vertreter, die aus einer Zeit stammen, als man sich die Spesenbelege noch selber auf einem Blankopapier ausstellen konnte – und der Quästor hat immer brav das Checkbuch gezückt. Die zwei mittlerweile suspendierten, der Korruption verdächtigten Vertreter haben diese alten Zeiten nicht erlebt.[…]

  12. Abschreiber melden: FIFA-Ethikkommission sperrt sechs Funktionäre
    Perikles Monioudis/NZZ meint: Fifa straft milde

    […]Einen Einfluss auf die Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 (am 2. Dezember in Zürich) hätten die Verfehlungen der beiden Exekutivmitglieder laut Sulser nicht. Ausserdem schätze der Präsident der Fifa-Ethikkommission die Art und Weise, wie die «Sunday Times» agiert habe, nicht.[…]
    […]Sulser verstieg sich in einer Belehrung der Medien, die zwar «für die Demokratie in einem Land» wichtig seien. Im Fussball wollten «die Menschen aber Freude erfahren», keine Zwietracht vorgesetzt bekommen.

    so isses! :-)

  13. Pingback: Die Autoritäten der FIFA und ihre Ethik-Narren : jens weinreich

  14. Pingback: Ð Ð¾Ñ?Ñ?иÑ? 2018: готовa вдохновлÑ?Ñ‚ÑŒ : jens weinreich

  15. Pingback: Eventinszenierung: Frauen-WM 2011 | Jonathan Sachse

  16. wenn man die von der dpa prognostizierten stimmen mal zusammenzählt, kommt man demnach für 2018 auf:
    SPA/POR: 8, ENG: 4, RUS: 3 — bei 7 ungewissen stimmen.

    für 2022 ergibt sich demnach:
    QAT: 7, USA: 4, AUS: 2 — bei 9 ungewissen stimmen.

    demzufolge müssten also spanien/portugal für 2018 und qatar für 2022 als klare favoriten gelten. wundern tut mich an der dpa-prognose aber zweierlei: zum einen wird seiner seppheit eine traditionelle schweizer neutralität unterstellt („um es sich mit niemandem zu verscherzen“) — wobei ich mich jedoch zu erinnern glaube, dass er in der vergangenheit zumindest für südafrika ganz offen partei ergriffen hatte. zum anderen wundert mich, dass jack’s concacaf-fraktion zumindest bzgl. 2018 angeblich nicht einheitlich abstimmen wird — während jack himself ins englische lager gezählt wird, ist sein guatemaltekischer kompagnon salguero angeblich im iberischen lager zu verorten…?

    zu ehren der favorisierten qataris aber noch flink ein link auf deren inoffizielles bewerbungsvideo… ;-)
    (auch wenn es natürlich schon alle gesehen haben)

  17. Pingback: Daniel Drepper » Blog Archive » Korrupte Funktionäre? Wir jubeln lieber!

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  23. Ihr arroganter und selbstverliebter Auftritt bei Züri News war eine Frechheit. Das ist genau der Grund weshalb wie euch Deutsche nicht in der Schweiz haben wollen. Ich habt keinen Anstand und ihr glaubt die größten zu sein, dabei solltet ihr lieber mal in Euer Land hinschauen, wo es hinten und vorn nicht stimmt. Ein Land voller Unterdrückung und Verrat. Pfui

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