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Das Olympische Bildungsmagazin

Florence Griffith-Joyner et al.

Cover der Sports Illustrated, Juli '88

„Fastest woman in the world“ — SI, Juli ’88

My Flo Jo

She ran with speed, style and grace.
She added beauty to a sometimes not so glamorous sport.
She ran with force, without looking forceful.
She ran tired, looking tireless.
She wished her opponents good luck and ran away from them as if there were no such thing as luck.
She ran with her personal outfits, which startled all eyes on her.
Her black hair moved in the wind like a flag on a pole,
and after each race won, she would drop to her knees
and thank God for her soul.
Little did we know that Flo Jo had a direct line to God’s phone,
and the good Lord called and said, „come home“.
Flo, my angel, it’s time to rest, You’ve shown the worlds … You Are The Best.
We miss you, but we will always remember the good in you.

— © by Alfrederick Joyner

Man muss Florence Griffith-Joyner, die heute vor zehn Jahren gestorben ist und deren Rechteverwalter diese Webseite betreiben, gewiss nicht so in Erinnerung behalten wie Ihr Ehemann Al Joyner. Man darf zurecht zweifeln. Nicht nur an der Windmessung damals, im Juli 1988, in Indianapolis:

Bei den Trials im Juli 1988 schockte sie die Welt. Bei den Olympischen Spielen in Seoul im September schockte sie niemanden mehr. Seither ist Flo Jo Weltrekordlerin über 100 Meter, 200 Meter, sie ist dreifache Olympiasiegerin – und kein Titel, kein Rekord wird ihr je genommen werden. Leider.

Die Kollegen vom IOC-Sponsor „Sports Illustrated“ haben die Wundergeschichte damals so aufgeschrieben:

Wie schnell aus einer, die nur mit rennt, eine werden kann, die weit voraus rennt, haben auch andere bewiesen – aber nie zuvor und nie danach so eklatant wie Flo Jo. Wie schnell und nachhaltig Dopingmittel wirken, hat kaum jemand so eindrücklich beschrieben wie Kelli White, eine, die einst auch nur mit rannte, dann aber plötzlich, im August 2003, weit voraus rannte. „It was too easy“, sagte Kelli White Jahre später, als alle Welt die Fakten über den Balco-Skandal und ihre Drogenkuren erfahren hatte. Als sie im August 2003 in Paris als Weltmeisterin – erst über 100, dann über 200 Meter – von der Bahn ging, hat sie sich schuldig gefühlt, sagte Kelli White. Diese Passage (ab 2:38 min) aus der ABC-Dokumentation „Catch me, if you can“ ist sehr zu empfehlen:

https://www.youtube.com/watch?v=7j-ta4jqNQ4

In diesem Zusammenhang will ich für das Interview mit Balian Buschbaum („Ich kam mir vor wie ein Pitbull“) von Anno Hecker und Daniel Meuren aus der heutigen FAS unbedingt einen Lesebefehl aussprechen.

110 Gedanken zu „Florence Griffith-Joyner et al.“

  1. Vielen Dank für den Lesebefehl am Ende. Von Ihnen nehme ich als ehemaliger Zivi auch mal nen Befelh engegen und führe ihn aus.
    (Als kleiner Junge fand ich Flo-Jo 1988 toll.)

  2. Tatsächlich ein sehr interessanter Artikel der Lesebefehl – vielen Dank dafür. Bleibt nur zu hoffen, dass Balian Buschbaum tatsächlich als Trainer ein paar Kinder vom dopen abhalten kann.

  3. Das FloJo-Video ist irre – mehr noch als der Lauf die Stimme, wie aus einem Comic, irreal, eingepflanzt, drübergespielt, nicht dazu gehörend … Es spricht: die Außerirdische da drinnen. Danke für die Lektion zum Thema: Wie man Doping hört.

  4. Martin Sommerfeld

    Conte nennt White einen „Hyper-Responder“ bzgl. Doping. Der Begriff war mir in dem Zusammenhang so noch nicht untergekommen, auch wenn natürlich sofort klar ist, was gemeint ist. Auch im Radsport wird gern gemunkelt, dass einige mehr als andere von den gleichen Drogen (also in den Neunzigern vor allem Epo) profitieren, siehe unter anderem die Jeff D’Hont-Interviews.

    Kennt jemand interessante Artikel zu dem Thema Doping-Hyper-Responder?

  5. im buch von Brigitte Beerendonk („Doping-Dokumente“) finden sich dazu etliche tabellen aus doktorarbeiten und habilitationsschriften der ddr-dopingärzte. diese statistiken sind unter dem aspekt „hyper-responder“ interessant zu lesen, auch wenn sie natürlich nur anhaltspunkte bieten und es nur um oral-turinabol geht.

  6. Soweit ich weiß, hängt, ob man High- oder Low-Responder auf Steroide ist, von der Zahl der Androgenrezeptoren ab, schlicht genetische Veranlagung für „terms of transformation“, wie Conte sso zynisch sagt. Es gibt z. B. Athleten, die sprechen auf Kreatin gar nicht an, auch Clebuterol wirkt nicht immer (liest man in Bodybuilderforen), und Cortison muss generell nach responding eingestellt werden. Wie bei Medikamenten – die einen sprechen darauf an, die anderen nicht. Kenne keine Veröffentlichung dazu. Auch schwierig mit den Versuchen, anders als zu DDR-Zeiten.

  7. Martin Sommerfeld

    Danke für die Hinweise. Interessiert mich vor allem unter dem Aspekt die immer wieder gern geäußerte Behauptung „Wenn alle dopen (=Profiradsport 90er) ist es doch wieder gerecht/fair!“ zu widerlegen.

  8. Hätte Mrs. Griffith-Joyner damals die gleichen Berater wie der Witz-Bolt gehabt, hätte sie kurz vor dem Ziel abgestoppt und ein bisschen geposed. So ändern sich die Zeiten…

  9. Pingback: Ben Johnson et al. : jens weinreich

  10. „Seither ist Flo Jo Weltrekordlerin über 100 Meter, 200 Meter, sie ist dreifache Olympiasiegerin – und kein Titel, kein Rekord wird ihr je genommen werden. Leider.“

    Sie hat ihren Betrug mit dem Leben bezahlt – ich finde, das ist ausreichend, oder?

  11. ich überlege, ob mein satz hohlspiegelreif ist. kann mich aber nicht dafür entscheiden. denn es ist doch so, dass diese „weltrekorde“, dazu ja auch die „olympischen rekorde“ bis auf alle ewigkeit gelten und damit all jene beleidigen und verzweifeln lassen müssen, die es mit sauberen mitteln versuchen.

  12. Vielen Dank für den Lesetipp, auch wenn ich ihn erst jetzt entdeckt habe.
    Ein wirklich sehr spannendes Interview.
    Ich fand Yvonne Buschbaum damals irgendwie immer recht unsympathisch, weil sie so sehr verbissen gewirkt hat. Das versteht man jetzt in der Rückbetrachtung natürlich besser.
    Interessant auch der kurze Einschub, dass sie Frauen jetzt auch nicht mehr so versteht ;-)

  13. Ralf, Dr. Schnitzer ist leider bislang nicht erhört, sondern marginalisiert worden. Das Thema war und ist sicher einigen zu unbequem. Also wird lieber geschwiegen und ausgesessen.

  14. Komisch ist, dass Prof. Daumann die „Ökonomie des Dopings“ offenbar nur aus Sportler- und nicht aus Trainer-, Arzt- oder Sportverbandssicht untersucht hat. Anderenfalls hätte er wohl kaum die Empfehlung gegeben, „die Dopingbekämpfung“ den „Spitzensportverbänden“ zu überlassen. Letztere haben doch das größte ökonomische Interesse an nicht entdeckten Dopingfällen! Siehe die dramatischen Einbrüche bei Medienaufmerksamkeit und Sponsoreneinnahmen durch Doping-Enthüllungen (das Problem sind ja die Enthüllungen und öffentlichen Diskussionen, nicht das tatsächlich durchgeführte Doping) im Radsport.

  15. @ Herr Holle, ich hab´s noch nicht gelesen. Werde es aber definitiv tun. „In der öffentlichen Debatte dominierten bislang ethische, juristische, medizinische und sportpolitische Aspekte“, so Daumann. „Wirtschaftliche Gesichtspunkte wurden in dem Zusammenhang dagegen kaum diskutiert, obwohl sie wertvolle Erkenntnisse liefern.“ In seinem neuen Buch „Die Ökonomie des Dopings“ beleuchtet Frank Daumann das Thema aus wirtschaftlicher Sicht. So erläutert er nach einleitender Klärung des Doping-Begriffs den Doping-Markt und benennt dessen Akteure, sowohl auf Angebots- als auch auf Nachfrageseite.“http://idw-online.de/pages/de/news299093
    Auf den Dopingbegriff(aus WADA-Sicht?) und die Akteure auf dem Doping-Markt bin ich ja gespannt. Bis auf die Machenschaften der Pharmaindustrie gab´s ja darüber bislang wenig zu erfahren.
    Oder wird geht es wieder nur der Abklatsch oller Kamellen ? Da müssen wir doch mal schauen.

  16. @Herbert: Über die Ökonomie des Dopings (und auch der Korruption, was ja teilweise miteinander zu tun hat) hat Prof. Maennig, selbst Olympiasieger 1988 im Deutschlandachter recht umfangreich veröffentlicht: http://www.uni-hamburg.de/economicpolicy/sport.html. Die soziologischen Betrachtungen von Prof. Bette sind dafür auch hilfreich. Auf jeden Fall sehe ich in ökonomischen Ansätzen einen bisher noch zu wenig beachteten Forschungsansatz in der Dopingbekämpfung.

  17. @Holle,bisher las ich zu diesen Zusammenhängen nichts wichtiges in Zeitungen,obwohl es da finanzielle Interessen geben muß.Ist dies zu heiß für die Medien?
    Es müßte nur eine Frage aus der fast noch jüngeren Vergangenheit geklärt werden:
    Warum ließ das IOC dieses EPO seit 1987 ganze 15 Jahre nicht testen?
    Alleinhersteller war in dieser Zeit Amgen.Wenn die Antwort in diesem Buch steht,werde ich es lesen.

  18. @Walter: Da warte ich auch mal auf einen gut recherchierten Bericht. Zumal man die Vertriebswege von zum Doping eingesetzten „legalen“ Arzneimitteln über die Chargennummer (steht auf jeder Verpackung) zurückverfolgen kann. Als Ansatzpunkte gibt es eigentlich genügend Schachteln in den Asservatenkammern. Oder Sportler sammeln mal die Verpackungen/Nummern von dem, was sie von ihren Trainern/Ärzten so alles zugesteckt bekommen…
    Was ich aber mit „ökonomischen Ansätzen“ meinte, ist etwas anderes: Sowohl kommerzielle Sportveranstalter (Vereine, Verbände) als auch deren Sponsoren haben kein Interesse an einem lückenlosen Doping-Kontrollsystem, sondern lediglich an der öffentlichen Wahrnehmung, es gebe so ein System. Damit dieser Glaube aufrecht erhalten wird, müssen sozusagen „in homöopatischer Dosis“ bisweilen einige Sportler, gern auch mal prominente, auffliegen. Wird keiner erwischt, dann glaubt die Öffentlichkeit nicht an ein funktionierendes Kontrollsystem. Zu gut darf das Kontrollsystem aber auch nicht funktionieren, denn dann passiert so etwas wie gerade im Radsport: Da verlieren nämlich dann viele (Konsumenten, Medien und deshalb auch Sponsoren) das Interesse und die Protagonisten ihre Geldquellen. Diese Zusammenhänge/Interessenlagen kann man meiner Meinung nach mit ökonomischen Methoden (Erwartungswert, Spieltheorie) ganz gut durchleuchten.
    Auf das aktuelle Ereignis vom Biathlon bezogen: Es wurde mal wieder Zeit für positive Tests, sonst hätte das Kontrollsystem im Biathlon an Glaubwürdigkeit verloren. Mehr als die drei bisherigen Sportler sollten aber bitteschön auch nicht erwischt werden, sonst steigen noch am Ende die Fernsehsender aus!

  19. Herr Holle,
    gerade habe ich es erst entdeckt.Schön,warten wir also schon zu zweit auf einen gut recherchierten Bericht.
    Ich glaube allerdings nicht,dass es am Nichtinteresse an einem lückenlosen Kontrollsystem liegt,eher an den immensen Kosten und den schwachen Tests,die auch fehlerhaft sein können.
    Indirekte Tests bei der Tour durch Sottas haben gezeigt,dass das Peloton sofort auf vorliegende Tests reagiert.2001/2002 war das Peloton praktisch sauber,bis sich herausstellte ,dass der neue EPO Test nicht so weit in die Vergangenheit reichte und mit Fremd- oder Eigenblut hantiert wurde.
    http://l036sys0.nzz.ch/2007/08/05/sp/articleFEB4O.html
    Indirekt wissen sie also in Lausanne genau,wie sauber das Starterfeld jedes Jahr ist.

  20. SZ: Tod aus vollem Lauf

    Natürlich könnte auch Doping für viele Tote im Sport verantwortlich sein, „aber wie groß der Einfluss ist, weiß keiner so genau“, sagt Martin Halle. […] „Mich ärgert, dass im Radsport verschwiegen wird, dass sich um 1990 und um 2000 die Todesfälle häuften“, sagt Franke.

  21. SPON: „Das ist Wahnsinn“

    Franke: Ich erwarte Ermittlungen gegen die betroffenen Ärzte wegen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz und Beihilfe zur Körperverletzung. […] Wir kennen zum Beispiel den Fall Gerd Audehm, ein ehemaliger Telekom-Profi, der beim Training im Fitnessstudio mit einem Schlaganfall vom Rad gefallen ist und nun körperlich und geistig schwer behindert ist. Das ist ein durchaus typischer Dopingschaden. […] Wir kennen im Radsport sogar auffällig viele Todesfälle. Es ist statistisches Glück, dass es keinen deutschen Fahrer erwischt hat.

    Mein Dank an Herrn Franke, daß er die lebensgefährlichen Praktiken immer wieder deutlich als solche benennt!

  22. cn: Retired pro Steve Larsen dies

    Steve Larsen suffered a fatal heart attack […] Larsen, 39 […] Larsen got his first professional contract for the Motorola squad around 1991 and relocated to Italy where he raced professionally for almost four years and became a highly respected road racer, riding alongside teammate Lance Armstrong.

  23. dpa: Ehemaliger Tour-Sieger Fignon an Krebs erkrankt

    AFP: L’ancien champion cycliste Laurent Fignon révèle qu’il souffre d’un cancer

    Interrogé sur TF1 le lien éventuel entre sa maladie et le dopage, la prise d’amphétamines et de cortisone durant sa carrière de coureur, qu’il évoque dans son livre, Laurent Fignon répond: „Je ne vais pas dire que cela n’a pas joué. Je n’en sais absolument rien. C’est impossible de dire oui ou non. D’après les médecins, apparemment non“.

  24. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (41): “Dream Chasers” : jens weinreich

  25. ein name zum merken?! carmelita jeter — läppische 10.67s über die 100 beim saisonfinale in thessaloniki, rang drei auf der ewigen sprinterinnen-schnellstenliste.

    da fehlen auch nur noch 2 hundertstel zu marion jones‘ „besten“ zeiten.

    Ich habe in diesem Jahr meinen Coach gewechselt und finde langsam meinen Rhythmus

    na dann. ein, zwei zehntel sind da doch bestimmt noch drin!

    http://sport.zdf.de/ZDFsport/inhalt/0/0,5676,7892224,00.html

  26. @cf
    Danke für den Hinweis und die Warnung! Aber ganz unbekannt ist Frau Jeter nicht, 2009 US-Meisterin über 100 Meter.
    Ihre Leistungsentwicklung ist besonders auffällig.
    2006 eine mäßige 10,48 und ein Jahr später 11,02, das ist im Alter von 26 Jahren sehr ungewöhnlich.
    Ob sie da auch schon den Trainer wechselte?
    Der neue Trainer heisst übrigens John Smith! (Trainer von Mitchell und Boldon u.a.)

  27. Die körperliche Veränderung ist auffällig: 2007 sah sie im Vergleich beinahe noch zierlich aus, seither sind einige Kilo Muskelmasse dazu gekommen … Ich dachte an einen Zwilling der späten Kelly White.

  28. Nun hat Frau Jeter nachgelegt, ich konnte mir diesmal per TV ein Bild machen vom muskulösen Oberkörper und einem Lauf jenseits der Leichtigkeit einer Allison Felix. Hier sieht man den strammen Laufstil der frühen 90er Jahre wieder!
    Keine besondere Bewegungsdynamik, welche Ausnahmeläufern immer zu eigen ist, siehe Usain B.

  29. Pingback: Und noch zwei Wundersprinter : jens weinreich

  30. Wie ich schon woanders fragte: Wie viele Sportler sind es denn jetzt eigentlich, die am Doping – wenn man den eigenen laienhaften Bewertungen oberflächlicher Pressemeldungen glauben kann, dann vielleicht und eventuell möglicherweise – elendig krepiert sind?

  31. Allein im Radsport geht es um etwa 100 Fahrer, deren Tod in Verbindung mit Doping gebracht wird. Die bei cycling4fans.de angesprochene Liste ist aber mit Sicherheit nicht vollständig…

  32. Hier ist eine Studie,die von 100.000 ausgeht
    SUDDEN DEATH IN ATHLETES

    According to the Center for Disease Control in Atlanta, 100,000 young athletes die each year from all cardio-vascular disorders, including cardiomyopathy, as a result of participation in sports. This is twice as many as die in auto accidents. Of the 100,000 who die annually, 45,000 of them play basketball, not boxing or football.

    und nicht radfahren.

  33. Christian Eichler in der FAZ: Vandenbrouckes teuflischer Pakt

    Pantani und Vandenbroucke sind mehr als schreckliche Kollateralschäden des chemischen Blutbades, das der Profiradsport seit den frühen 90er Jahren angerichtet hat. Sie wirken wie Beispiele dafür, was passiert, wenn die Dopingmentalität auf junge Talente trifft, deren Persönlichkeit labil ist und damit wehrlos gegenüber den Effekten von Drogen, auch dem der Droge Erfolg; und die der Falle der extremen Stimmungsschwankungen, der Amplitude von künstlichem Antrieb und innerer Lähmung, nicht mehr entkommen.

  34. 100 Radsportler.

    Wenn das noch jemand in Relation zu den Jugendlichen, die auf Trainingsfahrt im Strassenverkehr verünglückten, setzen könnte (Jugendliche deshalb, weil sich die Zahlen bei den Erwachsenen ja überschneiden „könnten“)? Denn das wäre mein eigentlicher Grund, mir eher nicht zu wünschen, dass mein Sohn später mal Interesse am radsport gewinnt. Sollte ich evtl nochmal überdenken.

  35. @ Walter

    Hier ist eine Studie,die von 100.000 ausgeht
    SUDDEN DEATH IN ATHLETES

    According to the Center for Disease Control in Atlanta, 100,000 young athletes die each year from all cardio-vascular disorders, including cardiomyopathy, as a result of participation in sports. This is twice as many as die in auto accidents. Of the 100,000 who die annually, 45,000 of them play basketball, not boxing or football.

    und nicht radfahren.

    Die Zahl 100.000 kann nicht stimmen. In dem Link werden nichttraumatische Todesfälle im Sport als selten bezeichnet, mit Fällen von 1,3 bis 14,5 Fällen pro Million im Jahr. Da hat wahrscheinlich jemand irgendwo die Zahl 100.000 als Todesfälle gelesen statt als Bezugsgröße und ist dann auf die Idee gekommen, diese Zahl mit der Zahl der Unfalltoten zu vergleichen.

  36. Pingback: boxsport

  37. Leider wird mal wieder nur auf die verbrecherischen Machenschaften im Radsport geschaut. Nach den dutzenden Herztoten im Fussball zu fragen, dafür war während der vier Wochen Südafrika keine Gelegenheit. Schade.

  38. Julius Müller-Meiningen in der Berliner Zeitung: Der Fluch der Lilien

    Auffällig viele ehemalige Spieler des AC Florenz sind schwer erkrankt. Eine Folge von Doping? Die Staatsanwaltschaft ermittelt

  39. Große Kollektive liefern also keinen Anhalt für einen Zusammenhang zwischen Sekundentodesfällen und Ausdauersport. Beim individuellen Sportler freilich kann die Situation anders aussehen. So könne etwa Doping theoretisch durchaus Einfluss auf die Häufigkeit vom plötzlichen Herztod nehmen, so Predel. „Sowohl anabole Steroide als auch Wachstumshormone und Erythropoetin können den Herzrhythmus bei längerfristigem Gebrauch destabilisieren und damit im Prinzip das Risiko erhöhen.“ Zahlen gibt es dafür aber nicht. Theorien, wonach Sekundentodesfälle im Sport quasi als indirekter Beweis für ubiquitäres Doping angesehen werden, sind Spekulation.

    http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/article/612960/sekundentod-radsport-herzmuskelentzuendungen-daran-beteiligt.html

    http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/Inhalt/images/Heft%200405/106-107.pdf

  40. @ Walter

    Interessante Beiträge. Die Sportmedizin scheint im Zusammenhang mit Doping am Anfang zu stehen. Oder ihr Interesse diesbezüglich ist eher zurückhaltend.
    Jedenfalls gibt es unterschiedliche Auffassungen.

    Statistisch betrachtet ist das Risiko eines plötzlichen Herztodes bei jungen Sportlern 2,5 mal höher als bei Nichtsportlern (1). … Hingegen hat der Sport per se keinen relevant negativen Einfluss. Untrainierte haben bei ungewohnter und intensiver körperlicher Belastung ein vielfach höheres Risiko als Trainierte. Die Gesamtbilanz spricht eindeutig für einen kardioprotektiven
    Effekt regelmäßigen sportlichen Trainings. Dies betrifft auch ehemalige
    Leistungssportler, deren Lebenserwartung keineswegs niedriger, bei
    Ausdauersportlern sogar höher als bei Nichtsportlern ist.

    Prof. Breuer sagt, dass bei plötzlichem Herztot Doping eine Rolle spielen kann. Die in 27 Todesfällen bei Sportlern, auf 10 Nationen verteilt, erfolgte Autopsie hat keine krankhaften Veränderungen des Herzens oder Vorerkrankungen erbracht. Breuer verweist deshalb auf die Methode der molekularen Autopsie, die näher die Gründe des Herztodes, wie geschädigte Ionenkanäle des Herzens, feststellen kann.

    Die vorliegenden Diagnoseergebnisse lassen eindeutige Aussagen nicht zu. Obwohl bei Hochleistungssportlern die regelmäßige sportmedizinische Begleitung Usus ist, erfolgt diese unter extremen Bedingungen, also wettkampfnah, kaum in Echtzeit, evtl. auch nur sporadisch und läßt damit den eigentlich entscheidenden Bereich für sportmedizinische Erkenntnisse im Dunkeln.
    Ich könnte mir vorstellen, dass die sportmedizinische Begleitung von Radsportlern während einer 6-Stunden-Bergetappe bei der Tour de France sehr interessante Ergebnisse bringen würde. Aber wie soll das gehen ?

  41. Daniel Drepper für fussballdoping.de: Ex-Spieler schreibt über Doping in Italien

    Matías Almeyda glaubt, dass Mitspieler von ihm durch die vermeintlichen Doping-Spritzen schwer erkrankt sind. “Spieler stellen keine Fragen, aber in den folgenden Jahen sind frühere Spieler an Herzproblemen gestorben, sie hatten Probleme mit ihrer Muskulatur und andere Probleme. Ich glaube, dass diese Probleme durch die Substanzen verursacht wurden, die ihnen gegeben wurden.”

  42. SpOn: Amateur-Mountainbiker: Tödliche Dopingspritze

    Zierkes Dopingtod ereignete sich bereits am 10. September. In seiner Leutkircher Wohnung beschlagnahmte die Kriminalpolizei Ravensburg neben dem Epo-Präparat zahlreiche andere Dopingmittel. Darunter befanden sich das Anabolikum Winstrol, Testosteronampullen, das Herzmittel Corotrop sowie Caniphedrin, ein Präparat aus der Tiermedizin, das in der Doperszene als Stimmungsaufheller genutzt wird.

    Den Computer und das Mobiltelefon Zierkes, die als wichtige Beweismittel für Ermittlungen gegen Zierkes Hintermänner und Kontaktleute in der Dopingszene hätten dienen können, konfiszierten die Polizisten nicht. […] Die Strafverfolger in Ravensburg unterließen es auch, wie vom baden-württembergischen Justizministerium vorgeschrieben, den Fall umgehend der Freiburger Schwerpunktstaatsanwaltschaft Doping zu melden.

  43. Moment, weiter unten steht ja auch noch vom (nicht) ermittelnden Staatsanwalt:

    Ich will erst gar nicht nach einer Ausrede suchen, das ist ein klares Versäumnis meinerseits.

    Solche Dinge dürfen gar nicht erst an die Presse geraten. Plötzlicher Herztod, keine Ahnung wieso, oder besser noch am Proteinriegel verschluckt. Klappe zu, Affe tot. Gefunden wurde da nix, schon gar kein Epo. Sterben tun wir schließlich alle irgendwann.

  44. SchwäZ: Dopingfall Zierke wird wohl neu aufgerollt

    Er habe die entsprechenden Akten nochmals beigezogen, sie vergangene Woche an die Freiburger Behörde geschickt und den dortigen Leiter der Staatsanwaltschaft informiert. „Ich gehe davon aus, dass von dort aus nun Ermittlungen eingeleitet werden“, sagt Heister.

    Wäre das alles drei Monate früher passiert, hätten die Ermittlungen möglicherweise zu Zierkes Lieferanten aus der Dopingszene führen können.

  45. Winfried Gassmann

    Hat jemand eine Liste der vor dem 50. Geburtstag gestorbenen Sportler mit Dopingvergangenheit?

  46. @Winfried Gassmann

    Beabsichtigen Sie darüber eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben? Wir hatten hier schon mal darüber im Zusammenhang mit der Namesgeberin des Threads gesprochen.
    Viele, die gedopt haben, sind sich des Risikos für ihren Organismus schon bewußt. Meistens jedoch erst später als früher. Oft versuchen sie danach, scheinbar gesünder als alle anderen zu leben. Und wenn man so will ,dann auch auf eine extreme Art.
    Als Betrachter der Szene konnte man schon manchmal, jedoch eher selten, einen plötzlichen und frühen Ausstieg aus dem Hochleistungssport von sehr erfolgreichen Sportlern, die noch nicht auf ihren sportlichen Höhepunkt angelangt schienen, beobachten. Es ist anzunehmen, dass man sich weder die Belastungen, noch anderes weiter antun wollte.

    Ich bin mir sicher, dass die NADAs eine Übersicht zu früh verstorbenen Hochleistungssportlern haben. Bei uns hat außerdem bestimmt der Verein für Dopingopfer komplementierendes Material.
    Allerdings glaube ich, dass eine generelle Betrachtung oder gar Untersuchung zu diesem Thema, obwohl sicher sehr hilfreich, schwer sein wird, da hier besonders der Schutz der Persönlichkeitsrechte greift. Im Radsport gibt es ja eine unzählige Zahl von schweren Erkrankungen im letzten Lebensdrittel. Lance Armstrong scheint ja eher die Ausnahme zu sein. Im ersten Drittel erkrankt, genesen und dann durch Ärzte und Medikamente, was anders war es ja nicht, wahrscheinlich kontrolliert zu Höchstleistungen geführt. Sein letztes Drittel könnte gesundheitlich sehr problematisch werden. Muss aber nicht. Das wäre dann das Phänomen. Vielleicht nimmt Armstrong gar seit Jahren an einer medizinischen Langzeitstudie teil ? ;) Oder was meinen Sie ?

  47. Winfried Gassmann

    Lieber Herbert! Eine wissenschaftliche Arbeit über frühe Todesfälle bei Sportlern mit Dopingvergangenheit halte ich für nicht oder nur schwer machbar. Auch wenn man die Liste hätte, könnte man wahrscheinlich noch nicht einmal sagen, dass das Früh-Sterbe-Risiko für Ex-Doper höher ist als für die altersgleiche Normalbevölkerung oder für die Population der nicht-dopenden Sportler (wie definiert man die?). Aber eine Liste wäre schon sehr interessant. Wenn es diese nicht gibt, wäre dieses Forum wahrscheinlich geeignet, die Namen zusammenzutragen.

    Gibt es eigentlich eine Liste aller verurteilten Doper (ob jedes Urteil zutreffend war, lassen wir hier einmal außen vor). Oder eine Liste aller Sportler mit Dopingnachweis, auch wenn sie nicht verurteilt wurden. Man könnte dann die Überlebenskurve dieser Sportler mit der einfachen Kaplan-Meier-Methode konstruieren und diese Überlebenskurve mit der der altersgleichen Allgemeinbevölkerung vergleichen. Dabei bin ich mir darüber im klaren, dass Unterschiede wohl erst in einigen Jahren zu Tage träten, wenn überhaupt.

  48. Es gibt zum Thema „Lebenserwartung und Spitzensport“ zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen. Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist immer ziemlich gleich: Sportler generell leben länger, Ausdauersportler besonders lang. Auch die besonders erfolgreichen (Medaillengewinner bei Olympia) haben eine grössere Lebenserwartung als die angepassten Vergleichskollektive.
    Das gilt auch für Radsportler, die an der Tour de France teilgenommen haben, wie diese Studie zeigt.
    Eine andere Untersuchung vergleicht die Lebenserwartungen von Schauspielern, Mönchen und Sportlern. Auch hier liegen die Athleten vorn :-)

  49. Auf eine jüngere Studie unter deutschen Olympiatelnehmern gegenteiligen Inhalts wird hier verwiesen. Danach ist die Lebenserwartung bei dopingstarken Sportarten geringer als die der Durchschnittsbevölkerung.

    Bekannt ist die Welle von Todesfällen bei Radprofis Mitte der 90er, kurz nach Einführung von Epo, als man die Dosierung nicht beherrschte.

  50. Und es gibt natürlich auch noch Geschichten wie die von der ALS-„Epidemie“ unter ehemaligen Spielern des AC Florenz — und der generellen Häufung von auffälligen Todesfällen/Erkrankungen unter ehemaligen Spielern der Serie-A:

    → 11freunde: Der Fluch der Fiorentina (06/2011)
    → ZEIT: Rätselhafte Todesserie nährt Dopingverdacht (12/2011)

    Insofern kann es vermutlich auch interessant sein, sich die Todesursachen bzw. auch (schwere) Erkrankungen anzuschauen. Fast schon legendär ist ja die Häufung von Asthma-Diagnosen etwa unter Schwimmern und Wintersportlern — aber im Allgemeinen dürfte es wohl so gut wie unmöglich sein, diesbezügliche Daten zu bekommen.

  51. Das ist auch deshalb unmöglich, weil man (anders als etwa bei Pantani oder bei manchen Epo-Toten) den direkten Zusammenhang eher selten nachweisen kann. Deshalb sagt die eine Seite: Es sterben auch Nicht-Sportler früh an Herzversagen oder Krebs. Die andere Seite verweist auf nachgewiesene (u.a. krebserregende) Wirkungen von Anabolika oder auch Epo.
    Nicht einmal bei Skelett-Schädigungen durch Überbelastungen (wie sie Doping ermöglicht) wird ein solcher Zusammenhang juristisch anerkannt. Das hat – zum Beispiel bei der diskutierten Dopingopfer-Rente – auch praktische Folgen: Da war ja lange Jahre der Weg über das so genannte Opferentschädigungs-Gesetz in der Diskussion. Der ist bisher auch in drastischen und scheinbar klaren Fällen (Wirbelsäule bei der Ruderin Cornelia Jeske, Herz beim Kugelstoßer Gern Jacobs) gescheitert, weil das Gesetz einen Nachweis für den linearen, direkten Zusammenhang von Tat (Zwangsdoping) und Schaden verlangt – den kein Athlet je erbringen kann. Liegt in der Natur der Sache, dass man andere Ursachen, wie etwa genetische Disposition, nie 100prozentig ausschließen kann.

  52. Thomas Hahn in der SZ: Doping-Opfer sehen den Tod der Läuferin Arendt als Mahnung

    Es ist sehr wahrscheinlich, dass Helga Arendts Krankheit die Folge ihres Steroid-Konsums war. Das bezeugt der Anti-Doping-Experte und Krebsforscher Werner Franke. Seit den Achtzigerjahren beobachtet Franke die Dopingszene und hat in dieser Zeit einen klaren Zusammenhang zwischen bestimmten Brustkrebsarten und Steroid-Doping festgestellt

  53. cycling4fans.de: Das Drama sterbender Athletinnen im deutschen Sport – Offener Brief der Doping-Opfer an Bundeskanzlerin Merkel

    Die Frage, was für einen Sport eine Gesellschaft will, und welchen Preis sie bereit ist, dafür zu zahlen, muss auf nationaler Ebene beantwortet werden. Diese Antwort kann nicht weiter verschoben werden, sie würde nur weitere Leben kosten. Denn der Sport in unserem Land weist eine Schadensbilanz auf, die durch nichts mehr gedeckt ist. Und sie wächst chronisch.

  54. Widmung aus dem französischen Senatsbericht:

    HOMMAGE À PHILIPPE GAUMONT

    Votre rapporteur, au nom de l’ensemble de la commission d’enquête, salue la mémoire de Philippe Gaumont, acteur et témoin du dopage, mort le 17 mai dernier après un malaise cardiaque survenu le 23 avril 2013, la veille de son audition par la commission. Il a fait avancer la lutte par sa parole et par son engagement.

    Gänsehaut…

  55. SpOn: Fall Pantani könnte neu aufgerollt werden

    Angeblich sollen in Pantanis Körper so große Mengen Kokain gefunden worden sein, dass man diese nur verdünnt mit Wasser zu sich nehmen kann. Zudem soll das verwüstete Zimmer gezeigt haben, dass ein Kampf stattgefunden haben muss. „Er ist getötet worden, weil er alles zum Thema Doping berichten wollte, was er wusste“, sagte Pantanis Mutter Tonina.

  56. Pingback: Und noch zwei Wundersprinter • Sport and Politics

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