Was vom Tage übrig bleibt (15)
Neue Lesebefehle. Zunächst die Nachzügler, die ich beim letzten Mal vergessen oder übersehen hatte:
- Michael Reinsch in der FAZ mit einer Betrachtung zum Ethos des Sports/der Sportler: „Der Keim der Sumpfblüten“. Das Problem dabei: Als ich mich eingelesen hatte in die spannenden Überlegungen, war der Text leider zu Ende. Das Thema hätte die doppelte Länge verdient:
„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“, heißt es im Alten Testament. Nicht einmal im Sport kann davon noch generell die Rede sein. Wer in unserer Gesellschaft beackert, bitte schön – anders als in den Hallen des chinesischen Sportapparats, in den Laufgruppen Afrikas und den Krafträumen osteuropäischer Olympiakader –, noch den sprichwörtlichen Ackerboden, auf dem Dornen und Disteln wachsen? Unsere Athleten haben, wie es sich gehört, Kranken- und Arbeitslosenversicherung, verbunden mit Studium, Berufsausbildung und Zahlung in die Rentenkasse. Sie treiben nicht Hunger und Verzweiflung. Sie lockt die Aussicht auf bescheidenen Ruhm und einen Lebensstil, der sie ihre Arbeit in Trainingslagern am Mittelmeer und in den Rocky Mountains tun lässt.
In der ausdifferenzierten Hierarchie des Hochleistungssports trägt diese Stufe der Gesellschaft ihre Vorsilben wie eine hoffnungslose Prognose: Mittelschicht, Mittelmaß. Vielleicht ist Ernüchterung am Platze. Doch das Fehlen von Extremen, der Umstand, dass in einer freien Gesellschaft Athleten weder metaphorisch noch existentiell um ihr Leben kämpfen, ist gewiss auch ein Grund zur Erleichterung.
- Enno Aljets bietet auf Welt Hertha Linke ein Dossier zur Berichterstattung über Doping im Fußball. Unbedingt pflegen!
Und nun aktuellere Texte: