#1 Sitzen Sie bequem, … Klaus Schormann?
Mehrfach angekündigt. Hier ist nun also das erste Gespräch, dem hunderte folgen in den nächsten Jahren. „Sitzen Sie bequem, …“…
Mehrfach angekündigt. Hier ist nun also das erste Gespräch, dem hunderte folgen in den nächsten Jahren. „Sitzen Sie bequem, …“…
schormann-intro Klaus Schormann, Mr. Pentathlon und unvergleichlicher Überlebenskünstler des olympischen Sports, ist der erste Gast in meinen wöchentlichen Sportgesprächen. Wir…
Noch ein London-Nachdreher, ein journalistischer. Ich habe kürzlich auf ein Cover der Times verwiesen. Selten so grandiose Titel bzw Einschlagseiten…
Das hatte ich lange vor und fange nun endlich damit an: Ab Sonntag wird es ausführliche, diskursive, hintergründige, journalistische Interviews…
Auch ein schönes Schlusswort: [youtube aYtpL5YhWOQ nolink]
LONDON. Beckie Scott könnte ein Buch über die Frage schreiben, wie lange Olympische Spiele dauern und wie oft Ergebnisse noch Jahre später revidiert werden müssen. Die 38jährige Kanadierin ist eine der Athletenvertreter im Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Sie war Skilangläuferin und gewann 2002 in Salt Lake City eine Bronzemedaille im Verfolgungsrennen. Dachte sie. Es gab eine Siegerehrung, Gold und Silber gingen an die Russinnen Olga Danilowa und Larissa Lasutina. Einige Tage später wurden diese beiden als Blutdoper enttarnt.
Dann waren die Winterspiele beendet. Danilowa und Lasutina zogen vor den Sport-Weltgerichtshof CAS. Erst unterlag Danilowa – und Scott hatte eine Silbermedaille. Dann unterlag Lasutina – und Scott gab die silberne Plakette wieder ab, um im Juni 2004, 28 Monate nach den Spielen, eine Goldmedaille in Empfang zu nehmen.
So kann das gehen.
LONDON. So sieht’s aus – gern auch auf das Foto klicken (zweimal klicken, dann kommt es relativ cool).
It’s showtime, folks.
Es hat eben bei der Probe schon ziemlich gerockt, ich denke, das wird ähnlich unterhaltsam wie vor sechzehn Tagen. In knapp zwei Stunden beginnt das Vorprogramm, in etwas mehr als drei Stunden die Party. Was genau läuft, darf ich noch nicht verraten, obgleich das Programm (mit Sperrfrist versehen) in meinem Rucksack lauert.
Rechtzeitiges Erscheinen sichert feine Plätze. Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben irgendwo pünktlich. Heute drei Stunden … zuvor? Das muss für die Nachwelt festgehalten werden, schließlich habe ich ein rasendes Ego. Manche Leute verstehen es halt noch nicht, wie das ist mit dem Bloggen und dem Journalismus und gewissen Prinzipien und manchen Zusammenhängen. Anyway.
Natürlich wird es heute hier nicht so voll werden wie bei der wunderbaren Eröffnungsfeier oder am Freitag, doch wir werden uns gewiss vergnügen und nebenbei ein bisschen bilden. Das kann ja nicht schaden.
Deshalb, als nächstes, eine Pflichtlektüre, auch wenn es thematisch nicht zu passen scheint, angesichts der Überschrift dieses Beitrages. Verbinden wir also in feiner Tradition das Vergnügen mit den Mühen des Alltages. One moment, please, dann erscheint hier eine Zielvereinbarung, die nicht mehr Zielvereinbarung heißen soll, sondern Potenzialförderrealismusproblemlösungsvereinbarung.
18.15 Uhr: Okay, gewiss habe ich mal wieder schlecht recherchiert und es gibt gar keine Sperrfrist, wie ich da oben wichtigtuerisch schrieb.
Hier also, das Lineup, einigen von denen rennt man hier über den Weg. Wirklich.
[Habe es mal sicherheitshalber wieder entfernt. Denn die Embargozeile habe ich nun gefunden: 21.00 BST. Nicht dass hier noch die IOC-Sittenwächter vorbei schauen.]
18.51: Ich glaube, die haben jetzt erst die Stadiontore geöffnet. Es füllt sich.
18.54: Ooops, ich kann es nicht unterdrücken: Bitte mal darauf achten, ob schon heute Abend manch Gedanke/Formulierung/Fakt/wasauchsonst kurze Zeit später in Moderationen und/oder Gesprächen im DLF-Sport verbraten werden. Passiert regelmäßig. Kommentare werden auch gern genommen. Ohne Quellenangabe, versteht sich. #LSR
19.07: So, das lineup musste ich wieder löschen. Embargo: 21.00 British Summer Time.
19.12: Boris Johnson wieder. Er ist einfach herrlich. Tweet von PA (die Einbindung funktioniert aus mir unerfindlichen Gründen leider gerade nicht):
Boris Johnson brings laughter from British medal winners after telling them the UK should celebrate their achievements with „an orgy“
19.15: Kein Witz bzw doch einer oder nur die traurige Wahrheit: Der Chinese, der neben mir sitzt, hat auf seinem Laptop ein Foto als Bildschirmschoner, dass ihn beim Bückling zeigt, als ihm KP- und Staatschef Hu Jintao die Hand gibt.
Ich bin begeistert. Denn, das werden nicht alle wissen und oder es schon vergessen haben: Hu Jintao ist der Namenspatron dieses Blogs.
Don’t mix politics with games …
… haben wir einst kollektiv von Hu Jintao geklaut.
19.35: So siehts jetzt aus (einmal klicken, dann noch einmal und vergrößern):
19.46: Eine Stunde Zeit noch zum lesen. Hier mal drei Zielvereinbarungen im Original. Ich werde das die Tage mal etwas übersichtlicher auf einer Seite zusammenstellen, wie ich überhaupt – Hallo, cf! – dafür sorgen muss, dass all die Dokumente, die über die Jahre hochgeladen und verlinkt wurden, etwas besser zur Geltung kommen. Haben mich in London einige Kollegen drauf angesprochen, nicht aufs Ego, sondern auf Dokumente, die man besser finden sollte.
Also. Noch einmal die Mutter aller Zielvereinbarungen Potenzialförderrealismusproblemlösungsvereinbarung: BMI – DOSB:
Die Potenzialförderrealismusproblemlösungsvereinbarung des Deutschen Skiverbandes für Sotschi 2014
LONDON. Jetzt dreht der Kerl völlig durch, werden manche Leser denken. Was will der Trottel uns damit sagen? My boy…
The Times, cover vom 10. August 2012. So etwas habe ich in einer deutschen Zeitung noch nicht gesehen. Die haben es durchaus drauf, diese Briten.
LONDON. Olympic Stadium, Block 213/214, Row 67, Seat 312. Leichtathletik, letzter Tag. Einige Entscheidungen noch, mit dabei natürlich der Witzbolt The Legend Usain Bolt. Das Double Triple steht an. Anyone with me? Schauen noch Leute zu, da draußen am Fernsehen. Wenn ja, dann verbringen wir die nächsten zwei Stunden gemeinsam. (Parallel dazu trage ich weitere Notizen von der Abschluss PK des DOSB nach.)
Zur Einstimmung, meine Dichtung von gestern Nachmittag, erschienen u.a. in der Berliner Zeitung, über jenen Mann, den wir hier seit Peking Witzbolt nannten – und nun umtaufen müssen. „Excellent for our sport“, sei der Witzbolt, hat IAAF-Präsident Lamine Diack unten im Stadion gerade gesagt.
* * *
LONDON. „I am a legend!“ Wie oft hat Usain Bolt diesen Satz ausgesprochen?
Tausendmal?
Zehntausendmal?
„Schreibt das alle auf“, rief er den Journalisten zu, nachdem er als erster Sprinter die 100 und 200 Meter bei zwei Olympischen Spielen gewonnen hatte. Das Double Double wie die Engländer sagen. Das doppelte Doppel, aus dem in der Sprintstaffel am Wochenende schnell ein doppeltes Triple werden soll – und in vier Jahren in Rio de Janeiro vielleicht ein dreifaches Triple.
Ich bin eine Legende“, diktierte er also. „Wenn ihr das nicht aufschreibt, geben ich euch keine Interviews mehr, Jungs.“
Dann verließ er nach einem zwei Stunden währenden Interview in der Nacht zum Freitag den Pressesaal in den Katakomben des Olympiastadions.
Es war lustig mit Usain Bolt (26) und seinen ungleichen Gefährten Yohan Blake (22) und Warren Weit (22), denen der Dreifachsieg über 200 Meter gelungen war. Die meisten Journalisten waren freundlich drauf und wollten sich mit den Jamaikanern freuen.
„Im Name von hundert Millionen Indern“, gratulierte einer. Es wurde über seine Cricket- und Fußballkünste geredet. Darüber, ob er der perfekte Partner für Wayne Rooney bei Manchester United wäre. Einer fragte nach, ob Bolt, sorry: die Legende, oder Bob Marley der berühmteste Jamaikaner aller Zeiten sei. Marley, Muhammad Ali, Michael Phelps, Carl Lewis? „Ich bin der Größte meines Sports! Ich bin in dieser Kategorie! Ich bin eine Legende!“
Klar doch.
Eine Italienerin wollte schließlich wissen, wie die Frau an der Seite der Legende beschaffen sein müsse: „Eine berühmte Schauspielerin, eine Königin, eine Sängerin oder das schnellste Mädchen der Welt?“
Sag schon, Legende: „Welche Frau kann diesen Status bekommen?“
LONDON. … dann geht das in der Regel positiv aus. Mal schauen, was die DOSB-Granden Thomas Bach (FDP) und Michael Vesper (Bündnis 90/Die Grünen) so sagen. Ort: Deutsches Haus, West Indian Quay. Geht gleich los. Ich blogge bissel live mit und bringe danach das, was ich gestern verpasst habe: Dokumente zur Sportförderung, u.a. Original-Zielvereinbarungen, die DOSB und BMI immer noch nicht rausrücken.
Bilanz-Pressekonferenz, London, 11. August 2012, von links: DOSB-Sprecher Christian Klaue, DOSB-Generaldirektor Michael Vesper (Bündnis 90/Die Grünen), DOSB-Präsident, IOC-Vize und UDIOCM Thomas Bach (FDP), DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank
Thomas Bach
Michael Vesper
Bernhard Schwank
Question & Answers
Zielvereinbarungen wird wahrscheinlich Wort des Jahres, sagt jemand (ich glaube, Christoph Fischer, ehemals sid, heute Westdeutsche Zeitung)
Fehler, das geheim gehalten zu haben?
Bach:
dpa: Ist es jetzt nicht Zeit, dass Deutschland sich mal einen Ruck gibt und eine wirklich wettbewerbsfähige Olympiabewerbung wieder zustande bringt
Bach:
Vesper, der „Grüne“ räuspert sich neben ihm …
LONDON. Die Transparenz-Debatte um BMI/DOSB/Sportausschuss und die Sportförderung mit Steuermitteln möchte ich kurz mit einer persönlich-journalistischen Note erweitern. Dies ist in gewisser Weise auch eine Ergänzung zur Diskussion über das Deutschlandradio und die zwischenzeitliche Löschung eines Kommentares über den Wehrbeauftragten der Bundesregierung des Bundestages Hellmut Königshaus (FDP).
Denn einigen Mitglieder des Sportausschusses im Bundestag, die sich in diesen Minuten zu einem „Hintergrundgespräch“ mit „deutschen sportpolitischen Journalisten“ im Deutschen Haus in London treffen, zu dem ich natürlich nicht eingeladen wurde, gefällt meine Berichterstattung schon ewig nicht. Manche haben sich, auch BMI-Leute taten das, im Laufe der Jahre beim Deutschlandfunk beschwert. Von meinen Quellen weiß ich, dass beispielsweise die CDU-Sportpolitiker in Anwesenheit des Parlamentarischen Staatssekretärs im BMI, Christoph Bergner, auf ihren Runden dienstags, immer vor den Ausschusssitzungen, regelmäßig darüber debattierten, wie man diesem „Schmierfinken“ endlich das Handwerk legen könne. Man müsse sich an Chefredakteure und Intendanten wenden, hat mal jemand vorgeschlagen, der als Sport-Lobbyist unterwegs ist und sich als Volksvertreter tarnt.
Es hat ihnen natürlich nicht gefallen, was sie hier lesen mussten, und sie haben das ständig gelesen; erst recht nicht hat ihnen gefallen, dass hier immer wieder „exklusiv“ Dokumente veröffentlicht wurden, die gar nicht „exklusiv“ sein müssten, weil eigentlich alles, was die Sportförderung mit Steuermitteln und das Parlament betrifft, per se öffentlich sein müsste.
Das war mein Credo und wird es bleiben: Öffentlichkeit herstellen.
Dem Grimme-Institut war u.a. meine Blog-Live-Berichterstattung aus dem Sportausschuss einen Grimme-Online-Award wert.
Es hat auch Anfang dieses Jahres derartige Hinweise und Anmerkungen aus dem Sportausschuss gegeben.
Seither darf ich nicht mehr für die Sportredaktion des Deutschlandfunks arbeiten.
Ich darf überhaupt nicht mehr für das Deutschlandradio arbeiten.
Der Sender (DLF und Deutschlandradio Kultur) hat mir Berufsverbot erteilt. Ohne Anhörung. Ohne Angaben von Gründen.
[Nachtrag: Klar nenne ich das so, denn für mich ist das in einem wichtigen Bereich ein Berufsverbot, viel mehr als ein „Beschäftigungsverbot“. Innerhalb der ARD, im Sportverbund, war es für mich ohnehin nur im DLF möglich, regelmäßig Beiträge abzusetzen.]
Ich habe dieses Berufsverbot von einem Anwalt prüfen lassen, ahnte aber, dass da nichts zu machen ist. Er schrieb mir u.a.:
Die Beendigungsmitteilung lässt sich leider auch nicht deshalb angreifen, weil sie aus redaktionspolitischen Gründen erfolgte. Insoweit umfasst die verfassungsrechtliche Rundfunkfreiheit neben dem individuellen Schutz des Journalisten auch den institutionellen Schutz der Rundfunkanstalt zur Bestimmung der eigenen inhaltlichen Ausrichtung. Dies geht soweit, dass es der Rundfunkanstalt letztlich auch gestattet ist, ihren Anspruch an journalistische Qualität selbst zu definieren, auch wenn dies dazu führt, dass nicht mehr viel von dieser Qualität übrig bleibt.
Die Abläufe und Dokumente, in Kurzfassung:
LONDON. Es stinkt nicht nur in der Sportabteilung des Bundesinnenministeriums zum Himmel, denn das Kungel-Ministerium, weigert sich weiter, Dokumente herauszugeben, die per se öffentlich sein müssten. Nein, im Wettbewerb im Synchronstinken, den BMI und DOSB so wunderbar exerzieren, können auch Journalisten bestehen.
Gestern Nacht ganz unten im Olympic Stadium, eine Reihe vor mir, beim Warten auf The Legend:
Während ich das schreibe und das Bild hochlade, werde ich ganz unruhig und schnuppere an mir herum. Ich hoffe, das Deo, vorhin überreichlich aufgetragen, wirkt noch eine Weile.
Und nun zum nochernsteren Teil des Lebens.
Seit Herbst 2011 fördert die Otto-Brenner-Stiftung unsere Recherche mit einem Stipendium über 5 000 Euro. Das aber war bald aufgebraucht. Bisher haben wir knapp 7 500 Euro Gebühren an das BMI überwiesen, die Gesamtkosten dürften fünfstellig werden. Mithilfe der WAZ und des DJV legten wir Widerspruch ein.
Interessant. Zeigt einmal mehr, wie Machthaber freie Journalisten killen wollen. Ist mir nicht unbekannt. War genau der Grund, weshalb ich dieses Rechercheprojekt nie durchgezogen habe.
Wer es gestern verpasst haben sollte: Hier findet man die Mutter aller Zielvereinbarungen, einen Vergleich mit Großbritannien, wo derlei Informationen öffentlich sind, und als Ergänzung auch Beispiele aus Dänemark, wo natürlich alles öffentlich ist.
So, jetzt warten wir bis 15 Uhr und was #openFriedrich tut. Wenn ich es schaffe, schaue ich gleich noch beim Hintergrundgespräch des Sportausschusses für „deutsche sportpolitische Journalisten“ vorbei, zu dem ich natürlich nicht eingeladen wurde.
Mal was anderes #FIFAcorruption #WM2006:
Habe gestern Nacht per Twitter bei der ARD angefragt, warum im Monitorbeitrag über die WM-Vergabe 2006 so recherchierend und enthüllend getan wird, aber nicht gesagt wird, dass all diese Fakten bereits vor neun Jahren vom Manager-Magazin und der Süddeutschen Zeitung enthüllt wurden. Ich habe vor einigen Wochen in etlichen Texten daran erinnert, als die Aufregung über @SeppBlatters Aussagen groß war in Deutschland.
* * *