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Jens Weinreich

Nachwehen der Jugendspiele: Dreier-Basketball wird (ziemlich sicher) olympisch

IOC-Präsident Jacques Rogge verfolgt mit den Olympischen Jugendspielen mehrere Ziele. Eines lautet: Er will über den Umweg der Youth Olympic Games neue Disziplinen und künftig auch neue Sportarten testen für die echten Olympischen Spiele. „Wir entwickeln neue Formate“, hat er zu Beginn der Premiere in Singapur gesagt, „die sollten wir, wenn sie erfolgreich sind, auf die traditionellen Spiele anwenden.“

Der Basketball-Weltverband FIBA ist ein Vorreiter dieser Entwicklung. Die FIBA hat für die Jugendspiele in Singapur einen neuen Wettbewerb kreiert, der an die Wurzeln dieser Sportart geht: Mädchen und Jungs spielten drei gegen drei, eine Art Streetball, FIBA 33 genannt.

Notizen von den Jugendspielen (II)

SINGAPUR. Was Sergej Bubka und Jelena Isinbajewa der Jugend so zu sagen haben:

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Ich komme doch weniger zu den Jugendspielen, als ich ohnehin befürchtet habe. Von Hotellobbys aus beobachtet sich das Treiben in den Stadien nicht ganz so gut. Aber Mann muss sich für bestimmte Themen entscheiden. Und wenn man so will, siegt bei mir die langfristige Recherche doch immer wieder über das Tagesgeschäft der schnellen Text-Produktion.

Was mich schon etwas nervt und worauf ich in den nächsten Tagen gern eingehen will, sind die Medaillenlisten dieser YOG, die ja nun doch von etlichen Medien geführt werden, etwa hier vor Ort täglich in der Singapore Strait Times (zumindest in der gedruckten Ausgabe, online habe ich das auf die Schnelle nicht gefunden), oder hier bei Wikipedia oder hier beim so genannten Insiderdienst Around the Rings.

Interessant war ein kurzer Besuch und die Diskussion im Workcamp der Deutschen Sportjugend im YMCA Singapur, gerade weil da da gewissermaßen Kulturen aufeinander prallten. Ich hoffe, dass ich die Jung-Kader und Jung-Reporter nicht zu sehr verschreckt habe :)

Im Programm des Workcamps, dessen Teilnehmer man in der Mannschaftsbroschüre findet, heißt es übrigens:

Im Rahmen der Workshopsessionen in den Kleingruppen werden die Teilnehmer je nach Zugehörigkeit zu den Bereichen junge Sportjournalisten, Nachwuchstrainer, Nachwuchsschiedsrichter und junge Führungskräfte der Sportverbände aufgeteilt und durchlaufen ein zielgruppengerechtes Programm. Die aufgeführten Themen Doping, Olympische Werte etc. werden mit allen Teilnehmern behandelt.

Im Einzelnen wird sich die Gruppe der Kampf- und Schiedsrichter mit den Themen Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung, Stressbewältigung sowie dem Konfliktmanagement Trainer/Athlet/Medien auch anhand besuchter YOG-Sportveranstaltungen beschäftigen.

Die Gruppe der Sportjournalisten wird sich mit Olympia und den daraus erwachsenden Zusammenhängen für den Journalismus beschäftigen. Hierbei wird u.a. die Geschichte und die Organisation der Sportgroßveranstaltung betrachtet. Ferner werden die Netzwerke des Sports (Zuschauer/Sportler/Funktionäre) aus Sicht des Journalismus, Sport als Ort des Betrugs und der konkrete Umgang damit sowie eine begleitete aktive Sportberichterstattung vor Ort er- und bearbeitet.

Die jungen Führungskräfte beschäftigen sich mit Verhandlungsführung, Kommunikation sowie Teamentwicklung. Praktisch soll anhand der Organisation der Spiele über die eigene Tätigkeit im Sport reflektiert werden sowie Ansatzpunkte für die weitere Entwicklung aufgezeigt werden.

Die Nachwuchstrainer werden sich mit den Beziehungen zwischen Trainern, Schiedsrichtern und Athleten auseinandersetzen. Ferner werden sich die Teilnehmer u.a. mit den Themen „von der Mannschaft zum Team“ sowie der Rolle des Trainers im Gesamtsystem Sport, insbesondere der Anerkennung, Stellung und Stile der Trainer – praktisch anhand besuchter Sportveranstaltungen – beschäftigen.

Einige Eindrücke dazu:

Da das hier gewissermaßen auch mein Privatarchiv ist, erlaube ich mir weiterhin, Texte zu hinterlegen, die ich für andere Medien produziert habe, etwa diesen, für Zeit Online („Ein bisschen Leistung soll schon sein“):

Begeisterung sieht anders auch – und hört sich anders an. „Na ja“, sagt also Shanice Craft (17), und es ist ein sehr lang gezogenes „na ja“. Bei den Olympischen Jugendspielen sei „die Konkurrenz nicht so groß, dafür geht es mehr ums Feeling und so“. Shanice Craft ist Diskuswerferin mit großen Ambitionen. Sie war im vergangenen Jahr Dritte bei der Weltmeisterschaft der unter Achtzehnjährigen – da ging es weniger “ums Feeling�, da stimmte die Konkurrenz. In der Mannschaftsbroschüre der deutschen Delegation wird die Frage gestellt „Was willst Du beruflich mal erreichen?“ Shanice Craft antwortete: „Bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teilnehmen und eine Medaille holen.“

Gerade hat sie im Bishan Stadium unter den brennenden Strahlen der äquatorialen Sonne und vor einigen tausend Besuchern, zumeist Schulklassen aus Singapur, mit sechs Metern Vorsprung die Qualifikation gewonnen. Sechs Meter. Shanice Craft wird also am Sonnabend mit ziemlicher Sicherheit Jugend-Olympiasiegerin. Sie will eine Bestleistung aufstellen. Eines der vielen Kultur- und Bildungsseminare, die bei diesen ersten Youth Olympic Games angeboten werden, hat sie noch nicht gebucht. „Unsere Betreuer haben aber gesagt, es wäre schön, wenn wir da mal vorbei schauen könnten.“ Shanice Craft nimmt ihren Wettkampf sehr ernst. „Das machen doch alle hier, oder“, fragt sie. Die meisten schon.

Zumindest jene, die sich bei den europäischen Trials in Moskau für Singapur qualifizieren mussten. 33 Jugendliche durfte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nach Moskau schicken. Sechzehn sind nun in Singapur. Die Hochspringerin Melina Brenner (17) aus Wipperfürth zählt auch dazu. Sie macht einen neugierigeren, verträumteren Eindruck, wirkt noch nicht so professionell-fixiert wie Shanice Craft. Aber sie spricht sehr reflektiert.

„Doping“, sagt sie zum Beispiel, „ist für mich ein absolutes No-Go!“

Es ist erst ihr dritter Wettkampf im Ausland. Im Frühjahr gab es einen Länderkampf in Italien, die Ausscheidungen für die Jugendspiele in Moskau – und nun Singapur. Das sei alles sehr aufregend, sagt Melina Brenner, die Eröffnungsfeier, das Olympische Dorf, die vielen Nationen, die Stadt, Asien und überhaupt.

Es fällt nicht leicht, sich auf den Wettkampf zu konzentrieren. Zumal, anders als sonst, wenn der DLV so genannte Disziplintrainer oder sogar die Heimtrainer mit auf Reisen schickt, die sechzehn Leichtathleten diesmal nur von drei Trainern betreut werden. „Damit muss ich klar kommen“, sagt Melina Brenner. Sie ist froh darüber, dass auch ihre Eltern im Urlaub in Singapur sind. Die Ablenkung ist groß. Die Neugier ebenfalls.