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Jens Weinreich

Final #1: Deutschland vs Ghana

SOCCER CITY. Die Dunkelheit senkt sich über Johannesburg. In zweieinviertel Stunden steigt das erste und vielleicht schon letzte Finalspiel für die Deutschen bei dieser WM. Die potenziellen Gegner im Achtelfinale stehen fest: USA oder England. Aber zuvor heißt die Hürde Ghana. Es wird wohl ein Bruderduell der Boatengs, die offiziellen Aufstellungen kommen gleich.

Sofern ich einen Arbeitsplatz habe, werde ich ab etwa 20 Uhr so ausführlich wie möglich bloggen. Denke schon. Live aus dem heutigen Theater of Dreams.

Soccer City Stadium, 23. Juni 2010, 18.40 Uhr

19.59 Uhr: Es kommt tatsächlich zum Bruder-Duell, nicht wie bei den Klitschkos, wo das die Mama verbietet.

Deutschland:

Neuer – Lahm (C), Mertesacker, Friedrich, J. Boateng – Schweinsteiger, Khedira – Podolski, Özil, Müller – Cacau

Ghana:

Kingson #22 – Sarpei #2, Johathan #8, Mensah #5, Pantsil #4 – Asamoah #21, Annan #6, K.P. Boateng #23 – Ayew #13, Gyan #3, Tagoe #12

20.01 Uhr: Ich geh dann mal los auf meinen Platz. Habe gerade noch eine hübsche Geschichte geschrieben, über Korruption und so, morgen mehr dazu.

20.33 Uhr: Nach einiger Hektik noch pünktlich dabei. Stuhl wurde auch herbei gezaubert. Ab geht’s.

Kollege B meint:

Unsere ghanaischen Freunde stehen in der Abwehr ziemlich gewagt.

Wer überträgt eigentlich im deutschen Fernsehen? Hatte ich schon gesagt, dass ich das nicht vermisse?

Bis jetzt steht Deutschland übrigens im Achtelfinale und spielt gegen England die USA (Leser korrigieren alles).

Jonathan schießt seinen Keeper Kingson warm.

20.41 Uhr: Erste gelungene Aktion von KPB, aber Gyan ist schlicht zu langsam. Messi wäre abmarschiert.

20.42 Uhr: Sepp Blatter auf der Tribüne neben Issa Hayatou, dem afrikanischen Fußballboss und Chef des FIFA Organisationskomitees. Viel Arbeit für Sepp heute, eben saß er noch bei den Amis neben Bill Clinton.

20.43 Uhr: Erste Großchance für Ghana. Schweinsteiger klärt. Und die Deutschen wären gut beraten, Tempo zu machen. Denn sonst spazieren die Ghanaer öfter mal vorbei.

20.54 Uhr: Gigantische Chance für Özil – frei vor Kingson. Gerade wollte ich noch über Ayew lästern, der nach Mertesacker-Fehler im Strafraum unbeholfen war. Nun Özil. Unfassbar. Im Gegnzug Ecke Ghana, Lahm klärt am langen Pfosten.

Erstes Gerangel zwischen KPB und Schweinsteiger.

Ayew lässt J. Boateng stehen. Eine Binse: Die Deutschen sind extrem nervös. Aber: Noch sind sie im Achtelfinale. Noch.

21.12 Uhr: Kleine Gemeinheit, der Kollege in der Reihe unter mir hat schon mal seine Überschrift vorgeschrieben:

Vortexter

† Anwar Chowdhry

Anwar Chowdhry

Kleine Nachtlektüre. Einer der korruptesten olympischen Sportfunktionäre aller Zeiten, das will schon was heißen, ist verstorben.

Anwar Chowdhry aus Pakistan, einst Mitglied der so genannten sportpolitischen Abteilung von Adidas (neben John Boulter, Jean-Marie Weber, Thomas Bach und anderen), wurde 88 Jahre alt.

Er war ein enger Kampfgefährte des kürzlich ebenfalls verblichenen IOC-Supremo Juan Antonio Samaranch, wurde 1986 von Adidas auf den AIBA-Thron gehievt, in einer sagenumwobenen Wahlschlacht in Bangkok, mit Sex und Huren und Geld und allem – blendend dokumentiert sind die Vorgänge übrigens in Stasi-Akten.

Ich habe in den vergangenen Jahren viel berichtet über Chowdhrys Machenschaften, u.a. in diesem Buch. Eine Reportage von den Olympischen Spielen 2000 in Sydney fasst seine Ära ganz gut zusammen, glaube ich. Es ist eine meiner Lieblingsgeschichten zu Anwar Chowdhry, der sich gern als „höchstdekorierten Sportführer der Welt“ bezeichnet hat. Ich finde es außerordentlich schade, dass ich damals noch nicht fotografiert habe. Dieses Gespräch mit ihm in den Katakomben der olympischen Box-Arena hätte ich auch ganz gern auf Video aufgenommen.

Südafrika, Tag 16: Sepp the Dog, Fick Fufa!

SANDTON. Oh, es gibt einen zweiten Twitter-Account von Sepp Blatter. Einen echten, den ich mehrfach vorgestellt habe (und der zumeist mit langweiligen Links auf die FIFA-Webseite zugeknallt wird), und einen des Boston Terriers Sepp Blatter aus Kapstadt. Das ist mal eine Idee: SeppTheDog.

Eigentlich sollte es dazu noch eine sehr spezielle Webseite geben, doch www.ImSeppBlatter.com ist derzeit aus unerklärlichen Gründen offline. Komische technische Probleme, die FIFA und die südafrikanischer Regierung werden doch nicht etwa wie die Chinesen …?

Ich könnte mir auch vorstellen, dass die FIFA-Rechtsabteilung oder Blatters persönlicher Anwalt, der gelegentlich auch den Geldbriefträger Jean-Marie Weber vertritt und Millionen-Transaktionen tätigt, um die Namen von prominenten Schmiergeld-Empfänger zu verschweigen, gerade gegen www.ImSeppBlatter.com vorgehen. Derlei Späße mögen sie nicht in der FIFA, sorry: in der FUFA.

Doch der Reihe nach:

Die Billigairline Kulula liefert sich schon etliche Monate ein lustig-bizarres Duell mit dem Königreich Sepp. Anfang des Jahres gab es Post von FIFA-Anwälten, weil Kulula mit der Bezeichnung geworben hatte:

Unofficial National Carrier of the ‚You-Know-What‘

Vergangene Woche schaltete Kulula Anzeigen, in denen es hieß:

So Sepp, if you need to be anywhere in the country in the most convenient way possible, email us ans we’ll fly your for free.

This offer is valid for the duration of that thing that is happening right now.

World Cup oder „FIFA WM 2010“, so albern nennen etwa deutsche Rundfunkanstalten that thing, durfte Kulula ja nicht sagen, so völlig ohne teuer bezahlte Rechte am thing that is happening right now. Ach ja, um die Sache abzukürzen, jeder kann googlen und mehr darüber finden: Kulula durfte die Kombinationen der Worte „South Africa“, „Vuvuzela“ und von Stadionbildern nicht verwenden (kleine ZF auf BBC). Das Kulula-Team konnte froh sein, nicht nach Siberien in einen Gulag verbannt worden zu sein, wie Hayibo halluzinierte.

Ach, warum erzähle ich das alles. Schaut’s doch selbst.

Das war die erste Werbung, die verboten wurde:

Es folgte dies:

Marklives!com merkte dazu an:

The ad looks similar to the original that caused FIFA and its lawyers to lose their sense of humour over the use of, amongst other things, the national flag, footballs and vuvuzelas in, gulp, combination.

The new ad, headlined Not Next Year, Not This Year, But somewhere in between (avoiding reference to 2010) replaces the image of a stadium with a rather similar looking image of the Storms River suspension bridge. Footballs are replaced with rugby balls, snooker balls and even glitter balls. Vuvuzelas definitely become golf tees. The national flag, apparently trademarked by FIFA, might be a beach towel (or not). Then there is the ’short sighted baby’ in the right hand corner which represent Who knows Who!

It pokes fun at FIFAdiots. But it will probably fly over the heads of FIFA official dom like a green jet plane.

Schließlich vergangene Woche diese Werbung: